Kriegerdenkmal Nächstebreck

Das Nächstebrecker Kriegerdenkmal in der Junkersbeck im Mai 2010.

Ein beeindruckendes Denkmal, bei dem man heute nicht so recht weiß, was man davon halten soll, steht in der Junkersbeck in Nächstebreck. Es ist ein Kriegerdenkmal der Nächstebrecker und Beckacker Vereine, dass 1931 von Ernst Müller-Blensdorf geschaffen wurde und am 31.Mai 1931 eingeweiht wurde. Die Vereine hatten bereits zum zweiten Mal Spenden gesammelt, nachdem der erste Versuch der Stiftung eines Denkmals der Inflation zum Opfer fiel. Am Tag der Einweihung hielt man in der Hottensteiner Kirche einen Gedenkgottesdienst ab, an dem sich der Langerfelder Posaunenchor, der Kirchenchor und der Männergesangverein Bracken beteiligten.
Das Denkmal, dessen Grundstück im Hardtwäldchen von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde, besteht aus einem Bruchsteinpfeiler, an dessen Seiten 123 Namen verzeichnet sind. Davor steht ein Soldat Ehrenwache. Er ist aus Porphyrblöcken geschaffen und seine Uniform weist ihn eindeutig als Soldaten des Ersten Weltkrieges aus.1


Das Denkmal und die niedergelegten Kränze im Januar 2010.

Was wollte der Künstler damit ausdrücken? Was erhofften sich die Vereine von diesem Denkmal? Der Gesichtsausdruck des Soldaten ist schwer zu deuten. Der Soldat steht eindeutig Wache, das Gewehr griffbereit. Soll er losstürmen und die Ehre der Kameraden wiederherstellen? Oder ist er das Symbol des tapferen Soldaten, der stoisch seine Pflicht für das Vaterland erfüllt, wie es die 123 Gefallenen taten? Ist er bedrückt oder will er Rache? Bewacht er das Denkmal oder wartet er auf den nächsten Befehl? Raus aus dem Graben, raus aus den Gräbern, bereit zur Attacke?


Seitenansicht

Ernst Müller-Blensdorf schuf für die Stadt Neviges ebenfalls ein ähnlich gestaltetes Kriegerdenkmal, das ein halbes Jahr vor dem Nächstebrecker Denkmal eingeweiht wurde. Diese Kriegerfigur war unbekleidet, aber in Ausdruck und Haltung der Wuppertaler Version sehr ähnlich. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde am Nevigeser Denkmal kritisiert, dass die Gestalt nicht „heldisch“ genug sei und der Gesichtsausdruck nicht Arisch genug, sondern eher blöd und weibisch erschien. Obwohl eine Kunstkommision das Denkmal als künstlerisch beachtlich einstufte, ließ es der Kreisleiter der NSDAP am 23. November 1937 entfernen.2

Nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzte man an der Bruchsteinmauer, die den Denkmalsplatz am Hang abgrenzt, zwei Gedenksteine.


Linker Gedenkstein

Der eine Gedenkstein trägt das Eiserne Kreuz und den Schriftzug „Weltkrieg“. Darunter die Jahreszahlen. Der andere Gedenkstein trägt die Inschrift:

„Den Gefallenen
und Opfern
der Weltkriege
zum ehrenvollen
Gedenken“


Rechter Gedenkstein

Am Volkstrauertag 1988 bemängelte der evanglische Pfarrer Matthias Heimer, dass der Anlage ein Kreuz fehle. Der CDU-Stadtverordnete, spätere CDU-Vorsitzende und Bürgermeister Hermann-Josef Richter bat daraufhin die Geschäftsleute Nächstebrecks um Spenden. Die Stadt Wuppertal pflanzte vor Ostern Büsche, stellte Bänke auf und streute den Platz mit Sand ab, sodass vor dem Osterfest 1989 ein Holzkreuz gegenüber dem Denkmal aufgestellt werden konnte. Das Holz hatte die Firma Schmidt gespendet, die feuerverzinkte Verankerung stiftete die Firma Brüntrop. Pfarrer Heimer und Pfarrer Heinz Hoppe von St.Mairä segneten konfessionsübergreifend das Holzkreuz.3


Das Holzkreuz von 1989.

Ende Mai oder Anfang Juni 2007 wurde das Denkmal mutwillig beschädigt und mit Lackfarbe beschmiert, der Schaden belief sich auf mehrere tausend Euro. Die Polizei ging nicht von einer politisch motivierten Tat aus.4


Die Spuren der Beschädigung waren 2010 noch gut zu erkennen.

Ergänzung vom 13.Juni 2012:
Im Juni 2012 war der Kopf des Soldaten wieder restauriert.


Bild vom 2.Juni 2012.

Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. RMK, S.291.
  2. RMK, S. 292.
  3. Barmen-Ost aktuell vom 19.04.1989 und Wuppertaler Rundschau vom 30.03.1989.
  4. Stefan Melneczuk, Randale am Soldaten-Ehrenmal, in: WZ vom 6.06.2007.

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