Die Elberfelder Löwen

1831-33 schuf der Bildhauer Wilhelm Joseph Imhoff nach einem Modell von Christian Daniel Rauch zwei schreitende, bronzene Löwen für die Freitreppe des neuen Elberfelder Rathauses, des heutigen von-der-Heydt-Museums. Inzwischen haben dort Skulpturen von Tony Craig ihren Platz gefunden. Gegossen wurden sie in der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Durch ein installiertes Gasrohr konnten sie zum festlichen Ereignis Feuer speien.


Die Löwen sind auf dieser Fotografie am Eingang des Alten Elberfelder Rathauses zu erahnen. Sammlung  Untere Denkmalbehörde. (Bild hinzugefügt am 27.12.2011)

Eine Anekdote erzählt, dass der Bildhauer, als er die Löwen nach Elberfeld brachte, plötzlich 800 statt den vereinbarten 440 Talern verlangte, worauf der Oberbürgermeister Brüning die Annahme verweigerte. Der Bildhauer stellte die Löwen draufhin in einer Bretterbude an der Schloßbleiche aus und warb für eine Kunstausstellung. Eintrittspreis: 5  Silbergroschen, Kinder die Hälfte. Angeblich konnte der Bildhauer so doch seinen Preis erzielen und übergab die Löwen an die Stadt Elberfeld.


Brüllender Löwe

1877 beschloß die Stadtverordneten-Versammlung die Löwen dort zu entfernen, da sie den Verkehr zu sehr störten. Sie wurden für zehn Jahre in einem Lagerhaus am Neuenteich untergestellt und 1887 am Eingang der neuen Badeanstalt am Brausenwerth (Döppersberg) wieder aufgestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Löwen beschädigt und beim Abtransport zum neuen Standort am Zoologischen Garten wurde einer dann vollständig zerstört.1

Der  überlebende Löwe fand dann bei der Firma Blumhardt (durch den Einsatz von Inhaber Günter Muthmann2) ein neues zu Hause3, blieb aber im Besitz der Stadt.4 Generationen von Lehrlingen kümmerten sich bei Blumhardt um den Löwen. Eine der ersten Maßnahmen war die „Transplantation“ des Schwanzes des zerstörten Löwen, da der Überlebende seinen eingebüßt hatte.5


Der überlebende Löwe auf dem Gelände der Firma Blumhardt in Vohwinkel. Sammlung Untere Denkmalbehörde (Hinzugefügt am 27.12.2011)

1965 erhielt der Bildhauer Joachim Wolf-Müller von der Stadt Wuppertal den Auftrag vom geretteten Löwen und den Überresten des anderen Abdrücke zu nehmen und die Löwen wiederauferstehen zu lassen. Man entschied sich die Löwen vor der Bundesbahndirektion aufzustellen. Mit dem  Guss der neuen Löwen bei August Bischof in Düsseldorf kosteten die neuen Löwen 38.000 DM, zusätzlich mussten noch 16.000 DM für die Aufstellung bezahlt werden. Am 8. Juni 1967 wurden die Löwen aufgestellt.


Die Löwen vor der ehem. Bundesbahndirektion.

Der rechte Löwe in voller Größe.

Es ist zu hoffen, dass diese schönen Tiere mit dem neuen Döppersberg ein besseres Umfeld bekommen, vor dem vergammelten Eingang zur leerstehenden Reichsbahndirektion und der schlaglochübersähten Zufahrt zum Taxiwarteplatz am Hauptbahnhof sieht es aus, als hätte man vergessen sie abzuholen.6


1993 erklärte der Bruder und Erbe des Retter des Löwen, Wilhelm Muthmann, dass er den Löwen nicht weiter pflegen könne und forderte die Stadt auf, sich endlich um ihren Besitz zu kümmern,7 nachdem bereits 1990 ein solcher Aufruf vom Vorsitzenden des Bergischen Geschichtsvereins, Dr. Michael Metschies, ungehört verhallt war.8 Die Stadt reagierte diesmal und zeigte sich einer erneuten Aufstellung gegenüber aufgeschlossen, sah sich aber nicht im Stande die Instandsetzungskosten von 150.000 DM aufzubringen. Allerdings scheint sich hier ein Fehler eingeschichen zu haben, da die Restaurierung später sehr viel weniger Kosten verursachte.9 Am 13.November 1993 nahm die WZ schließlich die Sache in die Hand und rief zur Aktion „Rettet den Löwen auf“. Unterstützt vom Kulturamt und der Stadtsparkasse konnten die Leser „Löwenanteile“ in Höhe von 20 und 50 DM erwerben und über den zukünftigen Standort abstimmen. Zur Debatte standen der Zoo, der von-der-Heydt-Platz, die Stadthalle oder ein anderer Ort. Mithilfe der Spenden sollte dem Rost der Kampf angesagt werden, der aus einem Loch im Bauch des Löwen rieselte. Außerdem war die Struktur einer Pranke bereits verloren und der Kopf notdürftig geflickt.10 Innerhalb weniger Wochen gingen bis zum 4.Dezember 1993 14.000 Mark in Löwenanteilen ein, dazu noch größere direkte Spenden auf ein Spendenkonto. Der größte Teil der benötigten Summe war damit bereits vorhanden.11 Silvester 1993 konnte die WZ schließlich vermelden: „Bergischer Löwe gerettet“. 20.000 DM waren gespendet worden, das meiste über die „Löwenanteile“. Der Metallbildhauer Raimund Kittl, der zuvor bereits des Denkmal Wilhelms I. am Deutschen Eck in Koblenz restauriert hatte, wurde mit der Instandsetzung beauftragt.12 Am 7.Mai 1994 verließ der Löwe Vohwinkel gen Düsseldorf, um in der Gießerei Kittl repariert zu werden.13 Am 22.Oktober 1994 um 11 Uhr wurde der Löwe schließlich wieder in Wuppertal mit einem Fest empfangen. Sein neuer Standort: der Willy-Brandt-Platz hinter dem Rathaus.14


Der „überlebende“ Löwe von 1833. Der Rücken trägt die Spuren zahlreicher großer und kleiner Kinder, die ihn als Reittier benutzen.

Er sollte vielleicht grimmiger gucken…

Inschrift.

Auf dem neuen Postament wurde eine kleine Plakette angebracht:

„Bergischer Löwe, 1833
Christian Daniel Rauch (1777-1857)
1993/94 restauriert mit Hilfe von Spenden der
Wuppertaler Bevölkerung aufgrund einer
Initiative der Westdeutschen Zeitung und der
Stadtsparkasse Wuppertal

Oktober 1994″


Ergänzung vom 15.01.2015:
Mitte Januar 2015 wurden die Löwen an der ehemaligen Bundesbahndirektion im Zuge des Umbaus des Döppersberg entfernt und eingelagert.15


Position der Löwen-Kopien von 1965 bis 2015


Position des Löwen von 1833


Fußnoten:

  1.  RMK, S. 28f.
  2. Jens Peter Iven, Sind die stolzen Löwen die ungeliebten Kinder der Stadt?, in: WZ vom 10.09.1990.
  3.  RMK, S. 29.
  4. Jens Peter Iven, Sind die stolzen Löwen die ungeliebten Kinder der Stadt?, in: WZ vom 10.09.1990.
  5. Martin Juhre, Löwenpflege mit der Drahtbürste, in: WZ vom 17.11.1993.
  6.  RMK, S. 28f.
  7. Ein Platz im Museum?, in: WZ vom 16.07.1993.
  8. Jens Peter Iven, Sind die stolzen Löwen die ungeliebten Kinder der Stadt?, in: WZ vom 10.09.1990.
  9. Doch noch Rettung für den Löwen, in: WZ vom 23.07.1993.
  10. Ulla Dahmen-Oberbossel, Kunstwerk verrostet: WZ-Leser können jetzt den Stadtlöwen retten, in: WZ vom 13.11.1993.
  11. Löwe brüllt schon etwas lauter, in: WZ vom 4.12.1993.
  12. Ulla Dahmen-Oberbossel, Bergischer Löwe gerettet: Vergessenes Denkmal wird nach WZ-Aktion saniert, in: WZ vom 31.12.1993.
  13. Ulla Dahmen-Oberbossel, Restaurierung: Mit dem Löwen geht es bergauf, in: WZ vom 9.Mai 1994.
  14. Heute 11 Uhr: Großer Auftritt des Stadtlöwen, in: WZ vom 22.Oktober 1994.
  15. Zwei Statuen auf Reisen, in: Wuppertaler Rundschau Online, vom 14. Januar 2015.