Die Sitzende

Anfang des Jahres 1957 wurde die Schwimmoper auf dem Johannisberg als neues Stadtbad errichtet. Im selben Jahr überlegte man sich, dem neuen Bau eine Plastik hinzuzufügen und ließ sich von namhaften Künstlern Entwürfe vorlegen. Zur Verwirklichung standen 50.000 – 55.000 DM zur Verfügung und schließlich entschied man sich für die Plastik „Die Sitzende“ von Henry Moore. Die gefordert Summe von 78.000 DM konnte dadurch gesenkt werden, dass Moore zwei weitere Kopien anfertigen und verkaufen durfte, allerdings nicht nach Deutschland. So senkte sich der Preis auf 50.000 DM. Die bei „Susse Fondeuer“ in Paris gegossene Figur kam dann am 11. Okotber 1958 anlässlich der Wiedereröffnung der ehemaligen Ruhmeshalle als Barmer Haus der Kunst (heute Haus der Jugend) zum ersten Mal nach Wuppertal, da über die Herstellung des fünfstufigen Podestes an der Südseite der Schwimmoper noch Unklarheit bestand. Im Sommer 1959 verliehen die damaligen Besitzer der Skulptur, die Wuppertaler Stadtwerke, „die Sitzende“ an die Documenta 2 in Kassel. Am 20. November kehrte sie ins Tal zurück und wurde am 24. November 1959 offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Die Reaktionen waren ausgesprochen negativ, in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember wurde die Plastik sogar geteert und gefedert. In einem zurückgelassenen Brief bedauerten die Täter, dass man aus der Skulptur nicht 100 Bratpfannen gemacht hätte.


Die Sitzende vor dem Schauspielhaus, vor 1974. Stadtarchiv Wuppertal, 19.8.10

Ende des Jahres 1963 schenkten die Stadtwerke die Plastik mit dem offiziellen Titel „Große Sitzende Gewandfigur“ (Draped seated woman) dem Kunst- und Museumsverein unter der Maßgabe, einen neuen Standort zu finden. 1966 fand sie daraufhin ihren Platz vor dem neueröffneten Schauspielhaus.1
Im März 1998 wurde die Plastik in einer Retrospektive Moores im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt und vorher restauriert. Bereits bei ihrer Abreise wurde der Standort vor dem heruntergekommenen Schauspielhaus in Frage gestellt.2 Schon im August statt wie geplant im September kehrte Die Sitzende nach Wuppertal zurück und fand nun ihren Platz im Foyer des Von der Heydt-Museum.3 Im Frühjahr 2010 kehrte sie dann zur Schwimmoper zurück, allerdings wurde sie nun, um sie vor saurem Regen und Vandalismus zu schützen, im neugestalteten Eingangsbereich aufgestellt.4


Die Sitzende im Eingangsbereich der Schwimmoper.

Die dazugehörige Plakette.

Vom 9. April bis zum 9. Oktober 2016 ist die Sitzende Teil der Henry-Moore-Ausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden.5


Position des Kunstwerks auf der Karte


Fußnoten:

  1.  RMK, S. 379 f..
  2. Frank Scurla, Kunststück „Die Sitzende“ reist liegend nach Wien, in: WZ vom 8. März 1998.
  3. „Sitzende“ aus Wien zurück, in: WZ vom 14. August 1998.
  4. Andreas Boller, Wanderschaft der Sitzenden endet in der Schwimmoper, in: WZ vom 16. November 2010.
  5. Andreas Boller, Sitzende geht auf Wanderschaft, in: WZ online vom 3. April 2016.

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