Hermann-Steinacker-Gedenktafel

Unten links befindet sich die Gedenktafel.

Vor dem 20. März 20141 wurde an der Wülfrather Straße an der Stützmauer zum Schulhof der Förderschule Hufschmiedstraße eine Gedenktafel angebracht, die an Hermann Steinacker erinnert. Der Anarchist wurde am 20. November 1870 in Oldenheim bei Karlsruhe geboren, machte eine Ausbildung zum Schneider und schloss sich der SPD an. 1910 führte ihn die politische Polizei in Berlin im Anarchisten-Verzeichnis auf, er hatte sich also von der SPD getrennt. Anarchisten wurden im Kaiserreich sowohl von der Polizei überwacht und bekämpft, von der SPD und Gewerkschaften als Feinde behandelt. Die radikalen Elberfelder Pazifisten wurden mit Beginn des Ersten Weltkriegs inhaftiert, Steinacker kam erst im März 1916 frei – und wurde prompt zum Militärdienst eingezogen. In den Dynamiken des Kriegsendes und der Revolution wuchs die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) 1200 Mitglieder, deren Zahl aber ab 1923 wieder schrumpfte und 1933 nur noch 40 Mitglieder zählte.
Hermann Steinacker besaß eine Schneiderstube in der Paradestraße und war eine bedeutende Figur der FAUD im Wuppertal und Mentor der anarchistischen Kinder- und Jugendgruppen. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatten, organisierte er den anarchosyndikalistischen Widerstand in Wuppertal. Im Oktober 1934 wurde er von der Gestapo verhaftet und zu einem Jahr und neun Monaten Haft verurteilt, die er in der JVA Lüttringhausen verbrachte. Nach seiner Entlassung sammelte er Gelder zur Unterstützung der Volksfrontregierung im Spanischen Bürgerkrieg. Im Februar 1937, acht Monate nach seiner Entlassung, flog das Netzwerk der Anarcho-Syndikalisten im Rheinland auf und Steinacker wurde erneut verhaftet. Im Januar 1938 wurde er mit 88 weiteren Angeklagten vor dem Hammer Oberlandesgericht verurteilt und erhielt eine der Höchststrafen, 10 Jahre  Haft, die er zum Großteil im Zuchthaus in Münster verbrachte. Folter und Haft schwächten ihn, sodass er von Mithäftlingen von seiner Zelle in den Arbeitssaal getragen werden musste. Eines Tages schlief er während der Arbeit dort ein und wurde wegen Arbeitsunfähigkeit im Januar 1944 in das KZ Mauthausen deportiert. Als Arbeitsunfähiger wurde er als unwertes Leben in der Weltanschauung der Nationalsozialisten angesehen und am 14. April 1944 mittels einer Spritze mit Kupfervitriol ermordet. Die Gestapo übergab seiner Tochter anschließend seine blutverschmierte Brille. 2


Die Gedenktafel ähnelt jener für Otto Böhne.

Die Gedenktafel erklärt unter einem nicht näher bezeichneten Foto:

„Hermann Steinacker (20.11.1878 – 14.04.1944)

Überzeugter Gegner des 1. Weltkrieges,
zentrale Figur der anarchosyndikalistischen Bewegeung in
der Weimarer Republik, Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur.

Steinacker wurde 1944 durch die Nazis im
Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Hier an dieser Stelle stand das Haus in dem er lebte.

Nichts und Niemand ist vergessen!“


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Kurzbericht zum 1. Antifa-Geocaching in Wuppertal, in: Linksunten Indymedia (aufgerufen am 12. März 2015)
  2. Dieter Nelles, Zum 70.Todestag: Gedenkfeier für Hermann Steinacker, in: Njuuz.de. (aufgerufen am 12. März 2015)

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