Seit Mai 1995 erinnert am Landgericht in Wuppertal ein Mahnmal, das die Wuppertaler Bildhauerin Ulla Hees geschaffen hat, an die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse. Bereits zum 50.Jahrestag der Gewerkschaftsprozesse gab es Überlegungen ein Mahnmal zu errichten. Die Wuppertaler Künstlerin Ulle Hees hatte 1984 einen Entwurf im Rahmen einer Reihe namens „Fingerzeige der Geschichte“ vorgelegt, jedoch fehlte es trotz Unterstützung durch den DGB und des Landtagspräsidenten zunächst an finanziellen Mitteln, sodass sich Hees 1990 an die WZ wandte. Damals waren, so geht aus dem Artikel hervor, bereits 2/3 auf 30.000 DM veranschlagten Kosten als Spenden gesammelt worden, wie Heino Ahr, der Vorsitzende des DGB Bergisch Land, feststellte.1
1992 war das 36.000 DM Mahnmal dann fertig gestellt, doch Terminschwierigkeiten, Diskussionen über den Inhalt der Gedenktafel und der Inschrift, sowie technische Probleme verzögerten die Aufstellung des Denkmals.2 Am 6.Mai 1995 wurde das Denkmal schließlich durch Ministerpräsident Johannes Rau, Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, DGB-Kreisvorsitzenden Heino Ahr, NRW-Justizminister Dr. Rolf Krumsieck und Rudi Höffgen, der seinerzeit selbst zu den Opfern gehörte, eingeweiht. Der Ministerpräsident dankte dem DGB dafür, dass er die „Männer und Frauen des Arbeiterwiderstandes“ aus der Vergangenheit geholt habe.3
Bis 2002 stand das Denkmal neben dem Justizhochhaus, als dieses abgerissen wurde, lagerte man das Mahnmal ein. Am 29.November 2005 wurde das Mahnmal auf dem neugestalteten Platz vor dem neuen Justizgebäude wieder eingeweiht, am gleichen Tag wurde auch eine Internetseite online gestellt, die sich mit den Gewerkschaftsprozessen beschäftigt, weswegen an dieser Stelle nicht detaillierter auf den Hintergrund eingegangen wird.4
„Als der Gestapo ab dem 17. Januar 1935 die Festnahme mehrerer KPD-Funktionäre gelang, konnte sie im Laufe ihrer Ermittlungen die meisten illegalen Partei- und Gewerkschaftsgruppen, die seit Frühjahr 1934 aufgebaut worden waren, zerschlagen. Die folgenden Massenverhaftungen, bei denen nach einem Bericht des Sicherheitsdiensts der SS (SD) wahrscheinlich an die 1900 Frauen und Männer aus Wuppertal, Velbert, Solingen und Remscheid bis Ende 1936 in die Gewalt der Gestapo gerieten, führten zu den in der Öffentlichkeit viel beachteten Wuppertaler Gewerkschaftsprozessen.Der Verhaftungserfolg der Gestapo basierte unter anderem auf deren brutalen Verhörmethoden. Im Zuge dieser Vernehmungen kamen mehrere Männer ums Leben. Ob sie Selbstmord begingen oder an den Folgen der Folterungen starben, lässt sich heute nicht mehr klären.
Auch die Justiz trug wesentlich zum Machterhalt des NS-Regimes bei, indem sie Oppositionelle verfolgte und verurteilte. Die Staatsanwaltschaften beim Oberlandesgericht (OLG) Hamm und Volksgerichtshof (VGH) in Berlin klagten mehrere hundert Personen wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ an. Mehr als 600 von ihnen wurden für schuldig befunden und zwischen 1935 und 1937 vom OLG Hamm und dem VGH in mehreren Teilverfahren zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt.“ 5
Das Denkmal besteht aus einem niedrigen Sockel aus Pflastersteinen, der an eine Pyramide erinnert. Darauf findet sich die Bronzeskulptur, die darstellt, wie viele Menschen unter einem Urteil leiden und versuchen Widerstand dagegen zu leisten.
„In den Jahren 1935-1937 sind über 700 Wuppertaler
Arbeiter und Arbeiterinnen in einem der grössten
Massenprozesse der NS-Zeit zu drastisch hohen
Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt worden.
Die einzelnen Prozesse wurden von Strafsenaten
des Oberlandesgerichtes Hamm und von dem I.Senat des
Volksgerichtshofes Berlin am Landgericht Wuppertal
und in Hamm durchgeführt.Im Gedenken an die Frauen und Männer, die widerstanden
und als aktive Kämpferinnen und Kämpfer der
Arbeiterbewegung unter dem Unrecht gelitten haben.Deutscher Gewerkschaftsbund
Kreis Bergisch Land“
„“… denn wo Unrecht herrscht, da gibt es
immer auch Sehnsucht von
Menschen, dieses Unrecht zu
beseitigen. Diese zutiefst menschliche
Eigenschaft ist unauslöschbar…“Zur Erinnerung an den geleistete Widerstand und an die
Wuppertaler GewerkschaftsprozesseDGB Kreis Bergisch Land“
Position des Denkmals auf der Karte
Fußnoten:
- Ulla Dahmen-Oberbossel, Mahnmal wartet auf den Fingerzeig, in: WZ vom 7.03.1990.
- Anette Ludwig, Gewerkschaftsprozesse: Eine Plastik wider das Vergessen, in: WZ vom 20.04.1995.
- Jens Peter Iven, Opfer aus dem Vergessen geholt, in: WZ vom 8.05.1995.
- Andreas Lukesch, Erinnerung an dunkles Stück Justizgeschichte, in: WZ vom 30.11.2005.
- 70 Jahre Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse auf www.gewerkschaftsprozesse.de (zuletzt abgerufen am 14.03.2012)