Anlässlich des Besuches des Kaiserpaares am 24.Oktober 1900 in Elberfeld zur Einweihung des neuen Rathauses wurde der Weg, den die Majestäten nahmen, zu einer via triumphalis ausgeschmückt. Gegenüber des Eingangs des Rathauses, am heutigen Standort des Jubiläumsbrunnens, fand eine drei Meter hohe allegorische Figur der Stadt namens “Elberfeldia” auf einem vier Meter hohen Postament ihren Platz. Nach den Feierlichkeit kam die Figur spätestens vor 1910 auf die Hardt, in die Nähe der Elisenhöhe.
Die Elberfeldia auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.
Die Figur der Elberfeldia trug ein langes wallendes Gewand, stützte die rechte Hand auf die Hüfte, die linke hielt einen Schild, auf dem das Elberfelder Wappen zu sehen war. Es ist unbekannt, wer diese Figur schuf, verantwortlich für die Ausschmückung des Neumarkts waren der Stadtverordnete und Architekt Kayser und Stadtbauinspektor Brünig.1
Die Elberfeldia auf einer Postkarte, die am 27. Juli 1901 verschickt wurde. Allerdings unterscheidet sich die Darstellung deutlich von dem Foto, vor allem das Rost fehlt. Zudem die Beschriftung des Sockels und das Wappen an selbigem. (Bild hinzugefügt am 9. Juli 2018)
1951 wurde die Figur noch als erhaltenswert erwähnt, jedoch wurde sie irgendwann danach zerstört. Die Überreste liegen auf dem Lagerplatz der Hardt.2
Im Jahr 2008 rief der Wuppertaler Mäzen Hans-Joachim Camphausen Unternehmen und Bürger dazu auf, für eine neue Version des Ritters von Elberfeld zu spenden. Diese Figur aus der Sagenwelt des Wuppertals hatte bis zum Zweiten Weltkrieg eine steinerne Nische am Elberfelder Rathaus geschmückt. (Zum Vorbild siehe folgenden Eintrag: Figurenschmuck des Elberfelder Rathauses (1901/02)
Der neue Ritter von Elberfeld.
Der Anlass für die Rekonstruktion war einerseits die Erinnerung des 81jährigen Camphausen an das Original, anderseits aber auch die bevorstehende Feier zu 400 Jahren Stadtrechten für Elberfeld im Jahr 2010. 250.000 € wurden für die Rekonstruktion veranschlagt, drei Großspender garantierten gleich zu Beginn der Kampagne für 70.000 €. Schirmherr der Spendenbriefaktion, in der 100 Briefe an Unternehmer und Bürger verschickt wurden, war Oberbürgermeister Peter Jung. Parallel zur Spendensammlung mit Hilfe des Kunst- und Museumsvereins Wuppertal lief davon unabhängig die Sanierung der Sandsteinfassade des Rathauses seit 2006.1
Seit dem Beginn der Kampagne wurde die Figur des Ritters von Elberfeld als Ritter Arnold bezeichnet. Der mir aktuell vorliegenden Quellenlage nach ist dieses Bezeichnung problematisch. Ruth Meyer-Kahrweg erwähnt in ihrer Erläuterung des historischen Vorbilds nicht den Namen des Ritters, auch in Otto Schells Werk “Bergische Sagen” von 1897 wird kein Name erwähnt. Heute ist die Figur als Ritter Arnold bekannt, allerdings ist in den Stadtratsprotokollen von 1900/1901 dieser Name nicht zu finden. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass Sagen in verschiedenen Formen erzählt werden. Leider finden sich bei vielen Versionen im Internet keine Quellenangaben, sodass es schwer ist, die Herkunft zu verifizieren. Übereinstimmend berichten die Erzählungen davon, dass ein Ritter verfolgt wurde und dass sein Knappe von einer unbekannten Furt in einem großem Fluss, sehr wahrscheinlich dem Rhein, wusste. Der Ritter und sein Knappe konnten sich dort seinen Widersachern entziehen, da diese der Strömung nicht standhielten. Eine zweite Geschichte erzählt von einer unheilbaren Erkrankung der Gemahlin des Ritters. Der Knappe eilte daraufhin fort und holte die Milch einer Löwin, mit deren Hilfe die Frau gesundete. Der Ritter wurde daraufhin misstrauisch und entließ den Knappen, der als Lohn fünf Gulden verlangte. Mit diesem Geld sollte der Ritter eine Glocke beschaffen, die in der Elberfelder Umgebung aufgehängt wurde. In einer Version der Sage wird ein Ritter namens Arnold von Elverfeld als Protagonist genannt, der bei der Schlacht von Worringen (1288) fliehen musste und dann von seinem Knappen durch den Rhein geführt wurde. Diese historisch belegte Figur wird allerdings bei Otto Schell als “Frevler” bezeichnet, der in Fehde mit Adolf V. von Berg lag und in Elberfeld eine Räuberburg unterhielt und sein Unwesen als Raubritter trieb.2
Bereits im Oktober 2008 waren genügend Mittel zusammen gekommen, um die Fertigung der Figur, die Installation und die Beleuchtung zu decken. Hans-Uwe Flunkert vom Gebäudemanagement und Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius regten daraufhin die Rekonstruktion der allegorischen Figuren an, die den Eingang flankierten: Wahrheit und Gerechtigkeit. Ein erster Kostenvoranschlag belief sich auf 80.000 €, allerdings war man aufgrund des Materialwerts der Figuren um deren Sicherheit besorgt.3
Das historische Vorbild auf einer Fotografie. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/53
Die Auftrag zur Rekonstruktion wurde schließlich an die Düsseldorfer Kunstgießerei Kayser vergeben. Das Gips-Modell des Pferdes war im Juli 2009 fertig und wurde bei einem Pressebesuch vorgestellt. Lediglich mit einem Foto als Vorbild wurde die Figur des Bildhauers Professor Heinrich Günther-Gera nachgebildet. Allerdings entschied man sich für einen Bronzeguss und nicht für eine Ausführung in getriebenem Kupfer, abweichend vom Vorbild.4
Die Nachbildung des Ritters von Elberfeld. Es sind im Vergleich mit der obigen Fotografie einige deutliche Unterschiede auszumachen. So hält der Knappe die Armbrust enge am Körper, die Streitaxt des Ritters ist besser zu sehen, das Schwert ist kürzer und die Kopfhaltung des Pferdes ist deutlich anders.
In der Nacht auf den 26.Mai 2010 wurde die komplette Figurengruppe dann per Schwertransport nach Wuppertal gebracht und in seiner Nische aufgestellt.5 Die drei Meter hohe Figur wiegt 1,5 Tonnen und kostete am Ende 270.000 €. Nach der Anlieferung wurde die Figur mit einem Tuch bis zur offiziellen Enthüllung vor neugierigen Blicken geschützt.6 Am folgenden Samstag, den 28.Mai 2010, wurde die Figur um 13 Uhr enthüllt und von Hans-Joachim Camphausen der Stadt als Geschenk übergeben.
Der Eingang des Rathauses mit Wahrheit und Gerechtigkeit, sowie der Elberfelder Ritter in seiner Nische.
Die Figuren Wahrheit und Gerechtigkeit wurden zusammen mit dem Ritter von Elberfeld angebracht und der Stadt am selben Tag zum Geschenk gemacht. Die Kosten von je 30.000 € wurden ebenfalls von Hans-Joachim Camphausen über den Kunst- und Museumsverein gesammelt. Die Figuren bestehen abweichend vom Original aus Bronzeguss und nicht aus getriebenen Kupfer,7 auch die Rekonstruktion wurde sehr frei ausgeführt und erinnert im Grunde kaum an das Vorbild von Heinrich Günther-Gera, auch wenn man sich auf diese Vorlage berief.8
Die Wahrheit heute — der Oberkörper ist frei von Stoff, das linke Bein ist entblößt, den Spiegel hält sie in der linken Hand hoch über dem Kopf, sodass sie die Wahrheit darin wohl kaum erkennen kann. Dazu kommt noch eine Schlange, die auf dem Foto des Originals nicht zu erkennen ist.
Die Wahrheit im Original. Züchtig bekleidet, den Spiegel in der rechten Hand — und sie schaut auch hinein. Auch der Gesichtsausdruck ist ein anderer. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/56Die Gerechtigkeit heute: Sie trägt eine Art Brustpanzer, dazu Buch oder Schild und Schwert in der linken. Mit der rechten Hand hält sie eine Wage hoch. Sie ist barhäuptig und trägt Zöpfe.Das Original: Die Gerechtigkeit trägt lange, wallende Gewänder, die weibliche Brust ist deutlicher sichtbar, sie stützt sich mit der rechten Hand auf ein wellenförmiges Schwert. In der linken hält sie nur ein dickes Buch. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone, Zöpfe sind nicht zu erkennen.
Zur Orientierung: Der Betrachter steht auf dem Neumarkt links vom Eingang. Die beiden Figuren stellen Kaiser Barbarossa und Herzog Johann III. von Berg dar. Die Fotografie entstand im August 1940. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2740
Am 24.Oktober 1900 weihte der Kaiser höchstpersönlich das neue Elberfelder Rathaus ein, nachdem er bereits zuvor in Barmen die Ruhmeshalle und ihre Standbilder eröffnet hatte. Im Anschluss an die Einweihung des Rathauses fuhr der Kaiser zur Probe mit der Schwebebahn nach Vohwinkel, wo er den Siegesbrunnen einweihte. Was der Kaiser 1900 allerdings nicht zu Gesicht bekam, war der Figurenschmuck des Rathauses, dieser war nämlich noch nicht fertig und wurde erst im folgenden Jahr angebracht, die heute bekannteste und wiederbelebte Figur des Ritters von Elberfeld kam sogar erst 1902 an ihren Platz.
Ein Stück weiter rechts, ungefähr vom Jubiläumsbrunnen, entstand diese Aufnahme, ebenfalls im August 1940. Sie zeigt die Figuren von König Friedrich Wilhelm III, Kaiser Wilhelm II. und den Ritter von Elberfeld mit seinem Knappen. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2739
Der Vergabe der Aufträge an die Bildhauer ging eine lange und intensive Debatte über die Qualitäten der Künstler und der Ausgestaltung der Figuren voraus. Unter anderem stritt man sich, ob die Figuren in Warthauer Sandstein, in Galvano-Bronze oder Bronzeguß ausgeführt werden sollten, am Ende entschied man sich für die Ausführung in getriebenem Kupfer. Verantwortlich für die Anfertigung aller Figuren war die Firma Knodt aus Frankfurt am Main. Alle dargestellten Figuren verwiesen auf die Geschichte (und eine Legende) Elberfelds. Zusätzlich wurden am Eingang noch zwei allegorische Figuren der Wahrheit und der Gerechtigkeit angebracht.
Figur des Kaisers Barbarossa (Friedrich I.) Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/80
Kaiser Barbarossa (ca.1122–1190) wurde vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. In dessen Herrschaft wurde der Hof Elberfeld als Tafelgut des Kölner Erzbistums erstmals erwähnt. 1176 fiel der Hof als erblicher Pfandbesitz an Graf Engelbert von Berg, was der Kaiser zweimal, 1179 und 1189 bestätigte.
Figur des Herzog Johann III. von Berg Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/81
Herzog Johann III. (1490–1539) wurde ebenfalls vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. Der erste Herzog der vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg gewährte 1527 gegen eine Zahlung von 861 Goldgulden das Garnprivileg an die Bewohner Barmens und Elberfelds, sodass im Herzogtum nur im Wuppertal Garn gebleicht und gezwirnt werden durfte. Die Garnnahrung gilt als Beginn der Wuppertaler Textilindustrie.
Die Figur des König Friedrich Wilhelm III. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/59
König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) stammte aus der Hand des Düsseldorfer Bildhauers Heinrich Bauke. Zu seiner Lebzeit wurde das Wuppertal von der französischen Fremdherrschaft befreit (1813) und gelangte 1815 zum Königreich Preußen.
Die Figur Kaiser Wilhelms II. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/58
Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) wurde vom Düsseldorfer Bildhauer Friedrich Coubillier geschaffen. Der Anlass, diese Figur am Rathaus anzubringen, war schlicht, dass das neue Rathaus in seiner Regierungszeit gebaut und von ihm eingeweiht wurde.
Der Ritter von Elberfeld und sein Knappe. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/53
Die imposante Eckfigur des Ritters von Elberfeld mit seinem mutigen Knappen entstammt ebenfalls dem Werk des Berliner Bildhauers Professor Heinrich Günther-Gera. Sie wurde im Herbst 1901 fertiggestellt und im Mai 1902 in der Nische am Rathaus angebracht.1 Es ist eine Figur aus der Sagenwelt des Wuppertals, die für die Treue eines Knappen zu seinem Herrn steht.
Ruth Meyer-Kahrweg erwähnt in ihrer Erläuterung nicht den Namen des Ritters, auch in Otto Schells Werk “Bergische Sagen” von 1897 wird kein Name erwähnt. Heute ist die Figur als Ritter Arnold bekannt, allerdings wurde diese Bezeichnung von den Stadtverordneten 1900/1901 nicht benutzt. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass Sagen in verschiedenen Formen erzählt werden. Leider finden sich bei vielen Versionen im Internet keine Quellenangaben, sodass es schwer ist, die Herkunft zu verifizieren. Übereinstimmend berichten die Erzählungen davon, dass ein Ritter verfolgt wurde und dass sein Knappe von einer unbekannten Furt in einem großem Fluss, sehr wahrscheinlich dem Rhein, wusste. Der Ritter und sein Knappe konnten sich dort seinen Widersachern entziehen, da diese der Strömung nicht standhielten. Eine zweite Geschichte erzählt von einer unheilbaren Erkrankung der Gemahlin des Ritters. Der Knappe eilte daraufhin fort und holte die Milch einer Löwin, mit deren Hilfe die Frau gesundete. Der Ritter wurde daraufhin misstrauisch und entließ den Knappen, der als Lohn fünf Gulden verlangte. Mit diesem Geld sollte der Ritter eine Glocke beschaffen, die in der Elberfelder Umgebung aufgehängt wurde. In einer anderen Version der Sage wird ein Ritter Arnold von Elverfeld als Protagonist genannt, der bei der Schlacht von Worringen (1288) fliehen musste und dann von seinem Knappen durch den Rhein geführt wurde. Diese historisch belegte Figur wird allerdings bei Otto Schell als “Frevler” genannt, der in Fehde mit Adolf V. von Berg lag und in Elberfeld eine Räuberburg unterhielt und sein Unwesen als Raubritter trieb.2 Es scheint doch sehr fraglich, dass die Stadtväter solch eine Person an ihrem neuen Rathaus haben wollten.
Allegorische Figur der Wahrheit. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/56
Zwei weitere Figuren wurden vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. Sie flankieren den Eingang und sollten den Stadtverordneten und sicher auch jeden Beamten und Bürger auf ihrem Weg durch das Rathaus begleiten und bei Entscheidungen mahnend zur Seite stehen: Die Wahrheit und die Gerechtigkeit. Da die allegorischen Figuren bei der Einweihung durch den Kaiser noch nicht zur Verfügung standen, wurde der junge Bildhauer Eberhard Schäfer damit betraut, zwei in Gips modellierte und bronzierte Figuren der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu schaffen, die später dann ersetzt wurden.
Die Figur der Gerechtigkeit. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/57Alle Figuren auf einem Bild. Kaiser Barbarossa, Herzog Johann III. von Berg, König Friedrich Wilhelm III, Kaiser Wilhelm II. und der Ritter von Elberfeld (v.l.n.r.), im Eingangsportal sind die “Wahrheit” und “Gerechtigkeit” zu sehen. Das Bild entstand zu den Feierlichkeiten des 300.Jahrestages der Verleihung der Elberfelder Stadtrechte am 30.Juli 1910. Bild entnommen aus: Offizielle Festwoche zur Dreihundertjahr-Feier der Stadt Elberfeld, Heft III, 2.August 1910. (Bild ergänzt am 04.August 2012)
Anmerkung: Da der ursprüngliche Figurenschmuck sowohl allegorische Figuren als auch historische Figuren enthält, wird dieser Eintrag sowohl unter “Denkmäler” als auch unter “Stadtschmuck” gelistet.
Am 14. November 1965, 21 Jahre nach der Hinrichtung Bernhard Letterhaus’, weihten die Bewohner der nach ihm benannten Siedlung am Uellendahl einen Gedenkstein ein, der an das Leben und den Tod im Widerstand gegen das NS-Regime erinnern soll.1
Emil Bernhard Letterhaus wurde am 10. Juli 1894 in Barmen geboren. Sein Vater war Schuhmachermeister und das Elternpaar streng katholisch. Er absolvierte die Volksschule, anschließend eine Lehre als Bandwirker und ging dann an die Preußische Höhere Fachschule für Textilindustrie, wo er zum Textiltechniker ausgebildet wurde. Im Ersten Weltkrieg erlitt er mehrere Verwundungen und erhielt das Eiserne Kreuz I.Klasse. 1920 ging er zum Zentralverband der christlichen Textilarbeiter nach Düsseldorf und bildete sich an der Staatlichen Fachschule für Wirtschaft sowie in eigenen Studien fort. 1927 kam er zum Westdeutschen Verband der katholischen Arbeitervereine, 1928 wurde er Abgeordneter im Rheinischen Provinziallandtag und im Preußischen Landtag für den Wahlkreis Düsseldorf-Ost, den er als Mitglied der katholischen Zentrumspartei gewann. Bereits Anfang September 1930 rief er als Vizepräsident des Deutschen Katholikentages zur Abwehr der NSDAP auf. Nachdem diese 1933 die Regierungsgewalt übernommen hatte, warb er in katholischen Kreisen für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Bis 1939 verlor er peu á peu seine Beschäftigungsfelder in kirchlichen Vereinen und Organen, da diese verboten und aufgelöst wurden.
1939 wurde er zum Wehrdienst eingezogen und nahm an Kriegshandlungen sowohl an der West- als auch an der Ostfront teil. 1942 wurde er zum Hauptmann befördert und zum Oberkommando der Wehrmacht nach Berlin versetzt. Spätestens seit 1942 war Letterhaus Mitglied des sog. “Kölner Kreises” in dem sich Gegner der NS-Regimes aus den ehemaligen katholischen Arbeitervereinen, christlichen Gewerkschaften und der Zentrumspartei trafen. Er hatte enge Kontakte zu den Attentätern des 20.Juli 1944 und war von ihnen als “Politischer Beauftragter” des Wehrkreises VI mit Sitz in Münster vorgesehen und sollte im Kabinett Goerdeler Aufbauminister werden. Eine persönliche Beteiligung am Hitler-Attentat lehnte Letterhaus allerdings ab. Auf eine Flucht in die Niederlande nach dem Scheitern des Attentats verzichtete er. Am 25.7.1944 wurde er verhaftet. Am 13.11.1944 wurde Bernhard Letterhaus vom berüchtigten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am nächsten Tag im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.2
Nur noch die Spitze des Gedenksteins ist inzwischen sichtbar. Die Gedenktafel liegt im Schatten.
Der Grundstein für den Gedenkstein wurde bereits am 21. September 1963 gelegt. Eine Urkunde zu diesem Anlass wurde in einem Haus der Siedlung eingemauert. Ein Abschnitt daraus enthielt folgende Widmung:
“Zur Erinnerung an einen Sohn unserer Stadt, der für seine Gewissensentscheidung gegen Diktatur und Tyrannei sein Leben lassen mußte, gab sich die Siedlung den Namen Bernhard Letterhaus”
Zur Einweihung am 14. November 1965 kamen, wie auch zu einer Gedenkfeier im Jahr zuvor, die Witwe und die Tochter Bernhard Letterhaus’. Oberbürgermeister Hermann Herberts legte einen Kranz nieder und würdigte die Arbeit des Widerstandskämpfers. Der Nachfolger Letterhaus als Verbandsvorsitzender der Katholischen Arbeiterbewegung, MdB Bernhard Winkelheide pries den Mahner für Frieden und Freiheit als Vorbild.
Der Findling wurde von der Firma W. Stichtmann gestiftet und mit einer Bronzetafel versehen, die der Wuppertaler Grafiker Heinz Velten gestaltete.
Die Gedenktafel.
Am unteren Rand trägt die Tafel den Schriftzug Bernhard Letterhaus. Das Relief darüber soll durch die Überlagerung von zwei Formen (Fläche und Kreis) den Widerstand Letterhaus verdeutlichen.3
In Wuppertal wurde nach Bernhard Letterhaus eine Straße benannt, es gibt ein Bernhard-Letterhaus-Archiv und außerdem eine Bernhard-Letterhaus-Gedenktafel am Standort des Hauses, in dem er seine Jugend verbrachte, ein Letterhaus-Relief an der nach ihm benannten katholischen Hauptschule, eine Gedenktafel in der Kirche St. Johann Baptist und ein Ehrengrab auf dem Friedhof Schützenstraße.
Als am 24.Oktober 1900 Kaiser Wilhelm II. zusammen mit Kaiserin Auguste das Wuppertal besuchte, weihte er erst in Barmen die Kaiserstandbilder in der Ruhmeshalle ein, dann das neue Elberfelder Rathaus und kam anschließend gegen 13:00 Uhr mit der Schwebebahn nach Vohwinkel. Bevor sich die Majestäten auf den Weg nach Mettmann machten, weihten sie am Kreishaus in der Solinger Straße (heute Gräfrather Straße) den Siegesbrunnen ein. Kaiser Wilhelm I. sprach dem Künstler mehrfach seiner Anerkennung aus, wie die Elberfelder Zeitung notierte. Postkartenansichten von diesem Ereignis finden sich auf www.wuppertal-vohwinkel.net
Die Anlage mit dem Siegesbrunnen vor dem ehem. Kreishaus in der Gräfrather Straße in Vohwinkel. Postkartensammlung Historisches Zentrum
Anlässlich des 100.Jahrestages der Geburt Kaiser Wilhelms I. hatten sich 1897 die patriotisch gesinnte Bürger Vohwinkels entschlossen, diesem Anlass ein entsprechendes Monument zu errichten. Im Frühjahr 1900 waren dann 30.000 Mark zusammengekommen, von denen 24.000 Mark von den Vohwinkler Bürgern und auswärtigen Freunden stammten und der Rest von der Gemeinde Vohwinkel.
Der Siegesbrunnen auf einer Postkarte. Stadtarchiv Wuppertal, 19.4.
Die Figur der Siegesgöttin, mit geflügeltem Helm und dem Reichsapfel auf der gen Himmel gestreckten rechten Hand, wurde vom Bildhauer Gustav Rutz entworfen und von der Galvanoplastischen Kunstanstalt Geislingen-Steige in Galvanobronze ausgeführt. Auf dem Schild zeigt die Göttin ein Relief eines Männerkopfes, vermutlich der geehrte Kaiser Wilhelm I. Die Göttin fand ihren Platz auf einem gewaltigen mehrstufigem Unterbau aus Granit, der von der Firma Rademacher Söhne aus Aachen hergestellt wurde. Das Wasserbecken des Brunnens befand sich auf einem 25 m breiten Fundament, von dem das Wasser dem Betrachter in einer Kaskade entgegen rauschte.
Die Siegesbrunnen auf einer Fotografie im August 1940. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2757.
Am 27.Januar 1901, dem Geburtstag Kaiser Wilhelms II., wurde der Brunnen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, der Schulen und der Vereine in die Obhut der Gemeinde übergeben. Vermutlich wurde der Siegesbrunnen im Zweiten Weltkrieg zerstört.1Gustav Rutz schuf 1907 auch die allegorische Bronzefigur der Musik vor der Elberfelder Stadthalle.
Der Kaiser am Siegesbrunnen. Ordnungsgemäß rapportieren die Vohwinkler dem Potentaten. Bild ergänzt am 17. April 2021.
Am 7. März 1933 wurde in Elberfeld der 27jährige Oswald Laufer ermordet. Der junge Deutsche jüdischen Glaubens, Sozialdemokrat und Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold verließ zwischen Mittag1 und frühem Abend2 das Geschäft seines Vaters Simon an der Wilhelmstraße. Von der Klotzbahn aus lauerten ihm fünf SA-Männer des “Mord-Sturmes August Puppes” auf und erschossen ihn. Zwei Kameraden vom Reichsbanner brachten ihn sofort ins Krankenhaus, wo nur noch der Tod des Demokraten festgestellt werden konnte. Er war das erste von mindestens 20 Opfern, die in diesem Jahr durch den Terror des NS-Regimes in Wuppertal sterben mussten.3
Eine ausführlichere Biografie findet sich auf www.gewerkschaftsprozesse.de
Erst nach dem Krieg wurden zwei der fünf Täter zur Rechenschaft gezogen. Willi Schneider und Erich Wohlgemuth wurden zu 1948 zu fünf und vier Jahren Zuchthaus verurteilt.4Die Gedenktafel für Oswald Laufer.
Die Eltern Laufers überlebten den Holocaust nicht, nur seine Schwester Rosa konnte mit ihrem Mann und den Kindern rechtzeitig in die USA flüchten. Am 7.März 1998, 63 Jahre nach dem Tod Oswald Laufers, wurde in Anwesenheit seines Neffen, Prof.Dr. Gerd Korman, der aus den USA angereist war, die Gedenktafel zur Erinnerung an den Mord durch Wolfgang Ebert, Vorsitzender der Wuppertaler SPD, enthüllt. Der ebenfalls Anwesende Ministerpräsident Johannes Rau mahnte: “Wenn wir die Erinnerung an die nicht wachhalten, die Demokraten waren, dann werden wir die Demokratie nicht erhalten können.” 5 Prof.Dr. Korman erinnerte in einer kurzen Ansprache an das Leben und Wirken seines Onkels. Der Kontakt zwischen ihm und der SPD war über die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, Dr.Ulrike Schrader, zustande gekommen.6
Die Inschrift der Gedenktafel am Gebäude der Rathaus Galerie in der Wilhelmstraße lautet:
“Oswald Laufer
Wuppertaler Bürger,
Jude und Sozialdemokrat,
Mitglied des Reichsbanners
Schwarz-Rot-Gold,
wurde an dieser Stelle
am
7.März 1933
von Angehörigen der SA erschossen.
Er war 27 Jahre alt.
Oswald Laufer ist auf dem jüdischen Friedhof Am Weinberg beigesetzt worden.
Ergänzung vom 8. März 2013:
In der Nacht auf den 7. März 2013 wurde die Gedenktafel vor dem 80. Jahrestag der Ermordung Laufers von Neonazis beschmiert. Die Gedenkfeier des Vereins zur Erforschung der Sozialen Bewegung für die 18 im Jahr 1933 von der SA ermordeten Gegner der Nationalsozialisten wurde dadurch zum Glück nicht gestört, die Tafel konnte rechtzeitig gereinigt werden.7
Kaiser-Wihelm- und Friedrich-Ruhmeshalle, undatierte Postkarte. Postkartensammlung Historisches Zentrum
Im Jahr 1888 planten die Stadt Barmen und der Kunstverein eine “Kaiser-Wihelm- und Friedrich-Ruhmeshalle” als Ausstellungsgebäude für die Sammlung des Kunstvereins. Baubeginn war im Jahr 1897. In der Ratssitzung vom 17.August 1898 beschloss der Stadtrat, dass in der Ruhmeshalle (heute “Haus der Jugend”), die zu Ehren der Kaiser Wilhelm und Friedrich errichtet wurde, natürlich auch Standbilder dieser Herrscher ihren Platz finden müssten. Man entschied sich einen Wettbewerb unter deutschen Künstlern auszuschreiben. Ende Dezember 1898 entschied man sich für die Entwürfe von Emil Cauer und Johannes Boese, die den zweiten und dritten Platz errungen hatten. Den ersten Platz belegten Gustav Eberlein und Jospeh Hammerschmidt. Emil Cauer erhielt für die Ausführung des Standbilds von Friedrich III. 18.000 Mark, Johannes Boese für das Standbild Wilhelms I. 23.000 Mark. Beide Standbilder wurden in Carrara-Marmor ausgeführt und am 24.Oktober 1900 zusammen mit der Ruhmeshalle durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. (Am selben Tag weihte der Kaiser auch des neue Elberfelder Rathaus und den Siegesbrunnen in Vohwinkel ein.)
Standbilder von Kaiser Friedrich III (li.) und Kaiser Wilhelm “dem Großen” (re.) Sammlung Historisches Zentrum, 020/4/90
Kaiser Wilhelm, dem man den Beinamen “der Große” gab, wurde mit “vollem Schmuck” dargestellt. Er trägt den Krönungsmantel und steht vor seinem Thron. Die rechte Hand hält das Reichsschwert, die linke trägt die Urkunde, in der sein Vermächtnis und sein Werk — die Errichtung des Deutschen Reichs — verzeichnet sind. Seine Haltung, so Professor Neumann in der Festschrift zur Einweihung, ist majestätisch, drückt aber gleichzeitig Milde und “herzgewinnende” Güte aus.1
Das Standbild Kaiser Friedrichs III. Postkartensammlung Historisches Zentrum
“Kaiser Friedrich ist als hochherziger Held in der vollen Blüte seines Lebens, als der allgeliebte, siegreiche Führer des deutschen Heeres in dem Kampf um unsere höchsten nationalen Güter, in der ritterlichen Uniform der Garde du Corps und im Mantel des schwarzen Adlerordens mit dem Marschallstab in der Rechten, in kühner, freier Stellung aufgefaßt.“2
So beschrieb Prof. Neumann das Standbild. Nachdem Kaiser Wilhelm II. die Standbilder besichtigt hatte, gab er dem Oberbürgermeister Dr.Lenze die Zustimmung, dass auch ein Standbild seiner selbst aufgestellt werden dürfte. Die Wahl des Künstlers traf er aber selbst und bestimmte Prof. Karl Begas zum Bildhauer seines Standbilds. Die Presse vermutete mehrfach, dass der Kaiser dieses der Stadt zum Geschenk machen würde, doch dies erwies sich als falsch. 22.000 Mark rechnete der Bildhauer mit der Stadt Barmen ab.
Das Standbild Kaiser Wilhelms II. Postkartensammlung Historisches Zentrum
Das Standbild Wilhelms I. (Bild ergänzt am 19. April 2015.)
Am 13.April 1901 besuchte der Kaiser das Berliner Atelier des Bildhauers und saß ihm für eine Dreiviertelstunde Modell. Am 25.Juni 1902 wurde das Standbild, das den Kaiser barhäuptig in der reichbestickten Infanterie-General-Uniform und dem Mantel des schwarzen Adlerorden zeigt, in Barmen eingeweiht. Der Kaiser lehnte die Einladung der Stadt ab und blieb der Veranstaltung fern, da es sich um ein Standbild seiner eigenen Person handelte.
Die drei Standbilder auf einer Postkarte vereint. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.8
Im Mai 1943 brannte die Ruhmeshalle nach dem Bombenangriff auf Barmen aus, die Standbilder blieben jedoch erhalten. Erst in der Nachkriegszeit wurde sie bei Bauarbeiten beschädigt und später mutwillig zerstört, sodass sich der Stadtrat am 19.Januar 1949 entschied, den Eingang der Ruhmeshalle zuzumauern.3
Am 1. September 1939 überfiel das nationalsozialistische Deutschland Polen und entfesselte den Zweiten Weltkrieg. Am selben Tag wurde in Wuppertal das Polizeipräsidium eingeweiht. 60 Jahre später wurde aus Anlass dieses Jahrestages eine gläserne Gedenktafel am Eingang eingeweiht, die an die Verfolgung durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) erinnert, die in diesem Gebäude eine Dienststelle mit 40 Beamten bezogen hatte. In den 70 Zellen des zugehörigen Polizeigefängnisses folterte und misshandelte die Gestapo unter Duldung der Staatsanwaltschaft ihre Opfer. Für viele waren die Zellen “Wartezimmer des Todes”, so Polizeipräsident Köhler, bevor sie in Konzentrationslagern ermordet wurden. Auch verbrachten 64 der 71 Opfer der Morde in der Wenzelnbergschlucht hier ihre letzte Nacht.1
Auslöser für die Anbringung der Gedenktafel war eine Veranstaltung im Saal 300 des Polizeipräsidiums, die die Begegnungsstätte Alte Synagoge
1997 zur Erinnerung an den Bialystok-Prozess, der in diesen Räumen stattfand,
ausgerichtet hatte. Es folgte ein Gesprächskreis auf Initiative des Sozialwissenschaftlers Michael Okroy, der zusammen mit dem Polizeipräsidenten die Aufstellung eines Gedenkzeichens vorantrieb.2
Die Gedenktafel am Polizeipräsidium.
Die Inschrift der Gedenktafel lautet:
“Wir wollen nicht vergessen!
Am 1.September 1939 wurde das
neuerbaute Polizeipräsidium Wuppertal
bezogen. Neben dem Polizeigefängnis
befand sich in diesem Gebäude bis
1945 auch die örtliche Dienststelle der
Geheimen Staatspolizei.
Die Gestapo inhaftierte, verhörte und
mißhandelte hier Menschen, die aus
politischen, religiösen, rassistischen oder
weltanschaulichen Gründen verfolgt
wurden. Zu den Opfern gehörten Sozial-
demokraten, Kommunisten, Angehörige
der Kirchen und anderer Religions-
gemeinschaften, Juden, Sinti und Roma,
Homosexuelle und ausländische
Zwangsarbeiter. Viele von Ihnen kamen
von hier direkt in Konzentrationslager.
Zwischen 1941 und 1944 organsierte die
örtliche Gestapo sechs Massentransporte.
Etwa 1.000 jüdische Männer, Frauen und
Kinder aus Wuppertal, Remscheid
und Solingen und umliegenden Städten
wurden in Ghettos und Vernichtungslager
deportiert und dort ermordet.
Der Polizeipräsident Wuppertal
1.September 1999”
Zur Gedenkfeier, die der Einweihung vorausging, erschienen Oberbürgermeister Kremendahl, Bürgermeisterin Wohlert, der Bundestagsabgeordnete Bertl (SPD), Vertreter des Innenministeriums des Landes und der Bezirksregierung, zahlreiche Ratsmitglieder aus Wuppertal, Solingen und Remscheid, Verteter der christlichen Kirchen und der jüdischen Kultusgemeinde, darunter der ehemalige langjährige Vorsitzende Bleicher, der selbst Opfer des NS-Regimes geworden war. Außerdem erschienen Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Landesverbands der Sinti und Roma, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und Vertreter der Wachturmgesellschaft.3
Polizeipräsident Köhler führte in seiner Rede aus, dass es keine Kontinuität zwischen der Polizei von damals und der von heute gebe. “Mit der damaligen Polizei wollen wir nichts zu tun haben.“4 Dennoch müsse man sich der eigenen Geschichte stellen und sie nicht mit Tabus belegen. Der Anfang der Nazi-Verbrechen geschah in unseren Städten und Gemeinden. “Von hier aus diesem Polizeipräsidium führte die Blutspur direkt die in die Vernichtungslager”, das solle an diesem Tag in Erinnerung gerufen werden.5
Anschließend sprach Oberbürgermeister Kremendahl. Er erinnerte unter anderem daran, dass das Gebäude in der Nachkriegszeit als Rathaus fungierte und mit Robert Daum ein Oberbürgermeister die Stadt führte, der selbst in den Zellen der Gestapo gesessen hatte. Gerade Angesichts der Verbrechen, die in diesem Gebäude von Menschen verübt worden waren, “ist es so wichtig, daß wir unsere Demokratie nicht selbstverständlich hinnehmen.” Kremendahl appellierte an die Zuhörer sich immer wieder für die Demokratie einzusetzen, in der Hoffnung, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen mögen.6
Es folgte die Ansprache von Dr.Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die die “qualifizierte” Beschäftigung des Polizeipräsidiums mit seiner NS-Vergangenheit begrüßte und verdeutlichte, dass nur 43 Gestapo-Beamte inklusive der Schreib- und Hilfskräfte eine 400.000 Einwohner-Stadt überwachen sollten. Eine allumfassende Überwachung der Bürger in der NS-Zeit hat es nicht gegeben, auch wenn Historiker die so lautende Inszenierung der Gestapo ungeprüft lange Jahre in die Geschichtserzählung übernahmen. Es war ein Mythos. (Um so erschreckender wird inzwischen die weitverbreitete Denunziation von der Forschung wahrgenommen, die ja auch im Fall der Caritas-Sekretärin Maria Husemann zur Verhaftung führte.) Nach diesem eher allgemeinen Bemerkungen zur Gestapo ging Frau Schrader auf einzelne Schicksale ein, die sich aus den Akten erschließen lassen und betonte das Wirken des Kriminalbeamten Paul Kreber, an den inzwischen eine eigene Gedenktafel erinnert. Sie erinnerte an die Leitung der Deportation der Juden durch die Gestapo und begrüßte, dass alle Opfergruppen auf der Gedenktafel vertreten seien und auch lange Zeit diskriminierte Gruppen wie Homosexuelle oder “Asoziale” nicht länger missachtet werden. Aber sie mahnte auch an, dass die Arbeit der Historiker nun erst beginnen müsse, um auch am Beispiel der Polizeibehörden Tabus zu entkräften und Klischees und Mythen zu erkennen, damit das Erinnerungszeichen als glaubwürdig wahrgenommen werde.7
Die Gedenkfeier wurde vom Klarinettenensemble des Landespolizeiorchesters NRW begleitet. Nach der Gedenkfeier folgte die Enthüllung der Gedenktafel und eine Kranzniederlegung durch den Oberbürgermeister und den Polizeipräsidenten8Holger Stephan, “Das Vergangene ist niemals tot”, in: WZ vom 2.9.1999./note] unter musikalischer Begleitung des Blechbläserensembles des Landespolizeiorchesters NRW. Am 1. Dezember 2000 wurde im Polizeipräsidium eine Gedenktafel für den Polizisten Paul Kreber enthüllt, der während des NS-Zeit Sinti und Roma vor der Deportation bewahrte.
1893 entstand auf Küllenhahn, an der Grenze zwischen Cronenberg und Elberfeld, das erste Heinrich-Heine-Denkmal in Deutschland und das zweitälteste in deutschsprachigen Raum. Bereits 1891 ließ die österreichische Kaiserin Elisabeth eine Heine-Statue auf der Mittelmeerinsel Korfu aufstellen.1 Zwei Jahre später folgte die Baronin Selma von der Heydt und ließ auf der “Friedensaue”, einer heute überbauten Wiese auf Küllenhahn, ein Heinrich-Heine-Denkmal errichten. Damals konnte man von der mit Linden umsäumten Wiese nach Remscheid, Cronenberg und Solingen gucken, an guten Tagen sogar bis zum Kölner Dom. 2
Eine der wenigen Spuren des Heinrich-Heine-Denkmals findet sich im Zentrum dieses Kartenausschnitts und zeigt die Friedensaue, auf der das Denkmal zu finden war. Diese Karte des “Burgholz’ ” entstand im Jahr 1916 und wurde von Arthur Riemer veröffentlicht. Sie ist nicht genordet, sondern “gesüdet”, d.h. Süden ist oben, Westen rechts, Osten links und Norden ist unten. Der Maßsstab beträgt 1:10000. Stadtarchiv Wuppertal, Kartensignatur: 55
Einen Bericht von der Errichtung oder Einweihung des Denkmals gibt es nicht. Die erste Erwähnung des Denkmals stammt aus dem General-Anzeiger für Elberfeld-Barmen, der am 25.10.1901 von einer Auseinandersetzung um den Jubiläumsbrunnen berichtet. Der vom Elberfelder Verschönerungsverein unter Vorsitz des Freiherrn von der Heydt gestiftet Brunnen war vielen Bürgern zu anstößig und die Figuren unzüchtig. Einer der Hauptredner gegen diesen unsittlichen Brunnen verwies auf die “Anschauung” des Familienkreises von der Heydt, die durch die Errichtung des Heine-Denkmals deutlich geworden sei. Überall in Deutschland habe man sich einem Heine-Denkmal verweigert, nur die Freifrau von der Heydt habe dem Dichter “der so viel Unsittlichkeit in die Welt gesetzt” habe, ein Denkmal gesetzt.
Das Heinrich-Heine-Denkmal auf dem Friedrichsberg, genauer der “Friedensaue” auf Küllenhahn, nach einer Zeichnung des Düsseldorfer Stadt-Anzeigers Nr.50 vom 19.02.1931. Anmerkung: Das vorliegende Abbild der Zeichnung wurde vom Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf zur Verfügung gestellt. Auf dem Dokument ist wie auch bei RMK, S.84 der “Düsseldorfer Generalanzeiger” als Quelle genannt. Dies ist falsch, die Zeichnung und ein zugehöriger Artikel erschienen im Düsseldorfer Stadt-Anzeiger.
Das Heinrich-Heine-Denkmal bestand aus einem etwa zwei Meter hohen Pyramidenstumpf aus Grauwacke und Tonschieferblöcken,3 aus der Mitte ragte zu Anfang noch ein Fahnenmast, der aber bereits 1906 4 verschwunden war. Drei Inschrifttafeln waren in das Denkmal eingelassen. Links standen die Initialen der Stifterin und das Jahr der Errichtung,
“S.v.d.H. 1893”
an der rechten Seite fand sich die Widmung:
“Zum Andenken an
Heinrich
Heine”
Auf der vorderen Tafel konnte man eine Strophe aus der Harzreise lesen. Wilhelm Schäfer gibt in seinem Werk “Der Niederrhein und das bergische Land” (1907) den Text so wieder:
“Auf die Berge will ich steigen,
wo die dunklen Tannen ragen,
Buchen rauschen, Vögel singen,
und die stolzen Wolken jagen.“5
Im Original lautet der dritte Vers: “Bäche rauschen, Vögel singen”. Ob hier ein Fehler des Autors oder ein Fehler der Inschrift vorliegt, läßt sich nicht mehr klären.6
Wie bereits erwähnt, fehlte 1906 bereits der Flaggenmast, auch der Rest des Denkmals war in keinem guten Zustand. Die Steinblöcke fielen auseinander und die Fugen waren von Wind und Regen ausgewaschen. Die BMZ vermutete, dass die Stifterin nach den Reaktionen im Streit um den Jubiläumsbrunnen das Interesse an der Pflege des Denkmals verloren habe.7
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Denkmal von der Hitlerjugend zerstört8, 1958 stiftete die Stadt Wuppertal zur Erinnerung an den Dichter und an dieses Denkmal ein neues Heinrich-Heine-Denkmal im Von-der-Heydt-Park, da die Friedensaue inzwischen überbaut worden war.
Das Heinrich-Eisenlohr-Denkmal mit dem ihn umgebenen Zaun um 1900. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.
Am 8.Januar 1899 starb der Barmer Kaufmann und Ehrenbürger Heinrich Eisenlohr. Der am 15.April 1816 geborene Eisenlohr war stolze 45 Jahre Stadtverordneter in Barmen, 33 Jahre Mitglied der städtischen Armenverwaltung, darunter zwischen 1871 und 1880 deren Vorsitzender. Er trieb die Gründung der Anstalt für verlassen Kinder, die am 1.Dezember 1873 vollzogen wurde, maßgeblich voran. Darüber hinaus war er Direktionsmitglied des Barmer Krankenhauses, Kuratoriumsmitglied der Höheren Töchterschule Unterbarmens, Mitglied der städtischen Schulddeputation, Mitglied der Sanitätskommission, Vorsitzender des Aufsichtsrat der Barmer Baugesellschaft und 28 Jahre Vorstandsmitglied im Barmer Verschönerungsverein. Auf Beschluss der Stadtverordneten-Versammlung wurde er 1888 Provinzial-Landtags-Abgeordneter als Angehöriger der nationalliberalen Partei.
Für seine Dienste um die Verwundeten und Kranken während des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) erhielt er vom Kaiser den Kronenorden IV.Klasse mit rotem Kreuz am Erinnerungsband. Im September 1893 erhielt er den Roten Adlerorden IV.Klasse.
Angesichts der Verdienste dieses Mannes um das Gemeinwesen der Stadt Barmen ist es kein Wunder, dass ihm ein Denkmal errichtet wurde. Dies geschah am 22.Mai 1900 in den Unterbarmer Anlagen (auch Kaiser-Friedrich-Höhe genannt), oberhalb des Unterbarmer Friedhofs. Zur Einweihung waren zahlreiche Stadtverordnete, Beigeordnete, Mitglieder der Familie Eisenlohr und der Oberbürgermeister Dr.Lentzen gekommen. Im Auftrag der Freunde und Verehrer des Verstorbenen, die das Denkmal gestiftet hatten, übergab Stadtverordneter Dr.Wittenstein das Denkmal in die Obhut in die Hände der Stadt Barmen.
Das Heinrich-Eisenlohr-Denkmal im August 1940. Sammlung Untere Denkmalschutzbehörde, N 2744.
Das Denkmal bestand aus einem zwei Meter hohen Sockel der Firma G.Krebs aus Balduinstein an der Lahn, worauf sich eine Bronzebüste befand, die heute verloren ist. Geschaffen wurde sie vom Barmer Bildhauer Wilhelm Giesecke, gegossen wurde die überlebensgroße Büste in der Rupprechtschen Gießerei in München. Das Denkmal war von einem Eisenzaun umgeben, der vom Architekten Gelcihaus gezeichnet und von der Firma Friedrich Hue in der Alleestraße gefertigt wurde. Die Inschrift auf dem Sockel verkündet:
Die Inschrift.
“Heinrich
Eisenlohr
Ehrenbürger
der
Stadt Barmen
1816–1899”
Die Überreste des Denkmals am 1.September 1959. Sammlung Untere Denkmalschutzbehörde, 8280.
1957 war des Denkmal, das den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte, in erbärmlichen Zustand, die Büste fehlte. Man dachte daran, das Denkmal mit den Resten des nahen Otto-Jäger-Denkmals zusammen in einer Gedenkstätte aufzustellen, das wurde jedoch nicht verwirklicht. Im März 1962 wurde es Instand gesetzt und auch die Büste wieder angebracht. Vor 1982 verschwand sie erneut und so steht vom Denkmal heute nur noch der Sockel.1
Das Denkmal heute. Das Fundament des Zauns ist noch gut zu erkennen.