Elberfeldia

Anläss­lich des Besu­ches des Kai­ser­paa­res am 24.Oktober 1900 in Elber­feld zur Ein­wei­hung des neu­en Rat­hau­ses wur­de der Weg, den die Majes­tä­ten nah­men, zu einer via tri­um­pha­lis aus­ge­schmückt. Gegen­über des Ein­gangs des Rat­hau­ses, am heu­ti­gen Stand­ort des Jubi­lä­ums­brun­nens, fand eine drei Meter hohe alle­go­ri­sche Figur der Stadt namens “Elber­fel­dia” auf einem vier Meter hohen Pos­ta­ment ihren Platz. Nach den Fei­er­lich­keit kam die Figur spä­tes­tens vor 1910 auf die Hardt, in die Nähe der Elisenhöhe.


Die Elber­fel­dia auf der Hardt. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.6.

Die Figur der Elber­fel­dia trug ein lan­ges wal­len­des Gewand, stütz­te die rech­te Hand auf die Hüf­te, die lin­ke hielt einen Schild, auf dem das Elber­fel­der Wap­pen zu sehen war. Es ist unbe­kannt, wer die­se Figur schuf, ver­ant­wort­lich für die Aus­schmü­ckung des Neu­markts waren der Stadt­ver­ord­ne­te und Archi­tekt Kay­ser und Stadt­bau­in­spek­tor Brü­nig.1


Die Elber­fel­dia auf einer Post­kar­te, die am 27. Juli 1901 ver­schickt wur­de. Aller­dings unter­schei­det sich die Dar­stel­lung deut­lich von dem Foto, vor allem das Rost fehlt. Zudem die Beschrif­tung des Sockels und das Wap­pen an sel­bi­gem. (Bild hin­zu­ge­fügt am 9. Juli 2018)

1951 wur­de die Figur noch als erhal­tens­wert erwähnt, jedoch wur­de sie irgend­wann danach zer­stört. Die Über­res­te lie­gen auf dem Lager­platz der Hardt.2

Ehe­ma­li­ge Posi­ti­on des Kunst­werks auf der Karte
Die Posi­ti­on ist auf­grund der Quel­len­la­ge sehr ungenau.


Figurenschmuck des Elberfelder Rathauses (2010)

Im Jahr 2008 rief der Wup­per­ta­ler Mäzen Hans-Joa­chim Cam­p­hau­sen Unter­neh­men und Bür­ger dazu auf, für eine neue Ver­si­on des Rit­ters von Elber­feld zu spen­den. Die­se Figur aus der Sagen­welt des Wup­per­tals hat­te bis zum Zwei­ten Welt­krieg eine stei­ner­ne Nische am Elber­fel­der Rat­haus geschmückt. (Zum Vor­bild sie­he fol­gen­den Ein­trag: Figu­ren­schmuck des Elber­fel­der Rat­hau­ses (1901/02) 


Der neue Rit­ter von Elberfeld.

Der Anlass für die Rekon­struk­ti­on war einer­seits die Erin­ne­rung des 81jährigen Cam­p­hau­sen an das Ori­gi­nal, ander­seits aber auch die bevor­ste­hen­de Fei­er zu 400 Jah­ren Stadt­rech­ten für Elber­feld im Jahr 2010. 250.000 € wur­den für die Rekon­struk­ti­on ver­an­schlagt, drei Groß­spen­der garan­tier­ten gleich zu Beginn der Kam­pa­gne für 70.000 €. Schirm­herr der Spen­den­brief­ak­ti­on, in der 100 Brie­fe an Unter­neh­mer und Bür­ger ver­schickt wur­den, war Ober­bür­ger­meis­ter Peter Jung. Par­al­lel zur Spen­den­samm­lung mit Hil­fe des Kunst- und Muse­ums­ver­eins Wup­per­tal lief davon unab­hän­gig die Sanie­rung der Sand­stein­fas­sa­de des Rat­hau­ses seit 2006.1


Seit dem Beginn der Kam­pa­gne wur­de die Figur des Rit­ters von Elber­feld als Rit­ter Arnold bezeich­net. Der mir aktu­ell vor­lie­gen­den Quel­len­la­ge nach ist die­ses Bezeich­nung pro­ble­ma­tisch. Ruth Mey­er-Kahr­weg erwähnt in ihrer Erläu­te­rung des his­to­ri­schen Vor­bilds nicht den Namen des Rit­ters, auch in Otto Schells Werk “Ber­gi­sche Sagen” von 1897 wird kein Name erwähnt. Heu­te ist die Figur als Rit­ter Arnold bekannt, aller­dings ist in den Stadt­rats­pro­to­kol­len von 1900/1901 die­ser Name nicht zu fin­den. Es ist aber nicht unge­wöhn­lich, dass Sagen in ver­schie­de­nen For­men erzählt wer­den. Lei­der fin­den sich bei vie­len Ver­sio­nen im Inter­net kei­ne Quel­len­an­ga­ben, sodass es schwer ist, die Her­kunft zu veri­fi­zie­ren. Über­ein­stim­mend berich­ten die Erzäh­lun­gen davon, dass ein Rit­ter ver­folgt wur­de und dass sein Knap­pe von einer unbe­kann­ten Furt in einem gro­ßem Fluss, sehr wahr­schein­lich dem Rhein, wuss­te. Der Rit­ter und sein Knap­pe konn­ten sich dort sei­nen Wider­sa­chern ent­zie­hen, da die­se der Strö­mung nicht stand­hiel­ten. Eine zwei­te Geschich­te erzählt von einer unheil­ba­ren Erkran­kung der Gemah­lin des Rit­ters. Der Knap­pe eil­te dar­auf­hin fort und hol­te die Milch einer Löwin, mit deren Hil­fe die Frau  gesun­de­te. Der Rit­ter wur­de dar­auf­hin miss­trau­isch und ent­ließ den Knap­pen, der als Lohn fünf Gul­den ver­lang­te. Mit die­sem Geld soll­te der Rit­ter eine Glo­cke beschaf­fen, die in der Elber­fel­der Umge­bung auf­ge­hängt wur­de. In einer Ver­si­on der Sage wird ein Rit­ter namens Arnold von Elver­feld als Prot­ago­nist genannt, der bei der Schlacht von Worrin­gen (1288) flie­hen muss­te und dann von sei­nem Knap­pen durch den Rhein geführt wur­de. Die­se his­to­risch beleg­te Figur wird aller­dings bei Otto Schell als “Frev­ler” bezeich­net, der in Feh­de mit Adolf V. von Berg lag und in Elber­feld eine Räu­ber­burg unter­hielt und sein Unwe­sen als Raub­rit­ter trieb.2

Bereits im Okto­ber 2008 waren genü­gend Mit­tel zusam­men gekom­men, um die Fer­ti­gung der Figur, die Instal­la­ti­on und die Beleuch­tung zu decken. Hans-Uwe Flun­kert vom Gebäu­de­ma­nage­ment und Bezirks­bür­ger­meis­ter Hans Jür­gen Viteni­us reg­ten dar­auf­hin die Rekon­struk­ti­on der alle­go­ri­schen Figu­ren an, die den Ein­gang flan­kier­ten: Wahr­heit und Gerech­tig­keit. Ein ers­ter Kos­ten­vor­anschlag belief sich auf 80.000 €, aller­dings war man auf­grund des Mate­ri­al­werts der Figu­ren um deren Sicher­heit besorgt.3


Das his­to­ri­sche Vor­bild auf einer Foto­gra­fie. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/53

Die Auf­trag zur Rekon­struk­ti­on wur­de schließ­lich an die Düs­sel­dor­fer Kunst­gie­ße­rei Kay­ser ver­ge­ben. Das Gips-Modell des Pfer­des war im Juli 2009 fer­tig und wur­de bei einem Pres­se­be­such vor­ge­stellt. Ledig­lich mit einem Foto als Vor­bild wur­de die Figur des Bild­hau­ers Pro­fes­sor Hein­rich Gün­ther-Gera nach­ge­bil­det. Aller­dings ent­schied man sich für einen Bron­ze­guss und nicht für eine Aus­füh­rung in getrie­be­nem Kup­fer, abwei­chend vom Vor­bild.4


Die Nach­bil­dung des Rit­ters von Elber­feld. Es sind im Ver­gleich mit der obi­gen Foto­gra­fie eini­ge deut­li­che Unter­schie­de aus­zu­ma­chen. So hält der Knap­pe die Arm­brust enge am Kör­per, die Streit­axt des Rit­ters ist bes­ser zu sehen, das Schwert ist kür­zer und die Kopf­hal­tung des Pfer­des ist deut­lich anders.

In der Nacht auf den 26.Mai 2010 wur­de die kom­plet­te Figu­ren­grup­pe dann per Schwer­trans­port nach Wup­per­tal gebracht und in sei­ner Nische auf­ge­stellt.5 Die drei Meter hohe Figur wiegt 1,5 Ton­nen und kos­te­te am Ende 270.000 €. Nach der Anlie­fe­rung wur­de die Figur mit einem Tuch bis zur offi­zi­el­len Ent­hül­lung vor neu­gie­ri­gen Bli­cken geschützt.6 Am fol­gen­den Sams­tag, den 28.Mai 2010, wur­de die Figur um 13 Uhr ent­hüllt und von Hans-Joa­chim Cam­p­hau­sen der Stadt als Geschenk übergeben.


Der Ein­gang des Rat­hau­ses mit Wahr­heit und Gerech­tig­keit, sowie der Elber­fel­der Rit­ter in sei­ner Nische.

Die Figu­ren Wahr­heit und Gerech­tig­keit wur­den zusam­men mit dem Rit­ter von Elber­feld ange­bracht und der Stadt am sel­ben Tag zum Geschenk gemacht. Die Kos­ten von je 30.000 € wur­den eben­falls von Hans-Joa­chim Cam­p­hau­sen über den Kunst- und Muse­ums­ver­ein gesam­melt. Die Figu­ren bestehen abwei­chend vom Ori­gi­nal aus Bron­ze­guss und nicht aus getrie­be­nen Kup­fer,7 auch die Rekon­struk­ti­on wur­de sehr frei aus­ge­führt und erin­nert im Grun­de kaum an das Vor­bild von Hein­rich Gün­ther-Gera, auch wenn man sich auf die­se Vor­la­ge berief.8


Die Wahr­heit heu­te — der Ober­kör­per ist frei von Stoff, das lin­ke Bein ist ent­blößt,  den Spie­gel hält sie in der lin­ken Hand hoch über dem Kopf, sodass sie die Wahr­heit dar­in wohl kaum erken­nen kann.  Dazu kommt noch eine Schlan­ge, die auf dem Foto des Ori­gi­nals nicht zu erken­nen ist.

Die Wahr­heit im Ori­gi­nal. Züch­tig beklei­det, den Spie­gel in der rech­ten Hand — und sie schaut auch hin­ein. Auch der Gesichts­aus­druck ist ein ande­rer. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/56

Die Gerech­tig­keit heu­te: Sie trägt eine Art Brust­pan­zer, dazu Buch oder Schild und Schwert in der lin­ken. Mit der rech­ten Hand hält sie eine Wage hoch. Sie ist bar­häup­tig und trägt Zöpfe.

Das Ori­gi­nal: Die Gerech­tig­keit trägt lan­ge, wal­len­de Gewän­der, die weib­li­che Brust ist deut­li­cher sicht­bar, sie stützt sich mit der rech­ten Hand auf ein wel­len­för­mi­ges Schwert. In der lin­ken hält sie nur ein dickes Buch. Auf dem Kopf trägt sie eine Kro­ne, Zöp­fe sind nicht zu erkennen.

Posi­ti­on der Repli­kas auf der Karte


Figurenschmuck des Elberfelder Rathauses (1901/02)

Zur Ori­en­tie­rung: Der Betrach­ter steht auf dem Neu­markt links vom Ein­gang. Die bei­den Figu­ren stel­len Kai­ser Bar­ba­ros­sa und Her­zog Johann III. von Berg dar. Die Foto­gra­fie ent­stand im August 1940. Samm­lung Unte­re Denk­mal­be­hör­de, Nr. 2740

Am 24.Oktober 1900 weih­te der Kai­ser höchst­per­sön­lich das neue Elber­fel­der Rat­haus ein, nach­dem er bereits zuvor in Bar­men die Ruh­mes­hal­le und ihre Stand­bil­der eröff­net hat­te. Im Anschluss an die Ein­wei­hung des Rat­hau­ses fuhr der Kai­ser zur Pro­be mit der Schwe­be­bahn nach Voh­win­kel, wo er den Sie­ges­brun­nen ein­weih­te. Was der Kai­ser 1900 aller­dings nicht zu Gesicht bekam, war der Figu­ren­schmuck des Rat­hau­ses, die­ser war näm­lich noch nicht fer­tig und wur­de erst im fol­gen­den Jahr ange­bracht, die heu­te bekann­tes­te und wie­der­be­leb­te Figur des Rit­ters von Elber­feld kam sogar erst 1902 an ihren Platz.


Ein Stück wei­ter rechts, unge­fähr vom Jubi­lä­ums­brun­nen, ent­stand die­se Auf­nah­me, eben­falls im August 1940. Sie zeigt die Figu­ren von König Fried­rich Wil­helm III, Kai­ser Wil­helm II. und den Rit­ter von Elber­feld mit sei­nem Knap­pen. Samm­lung Unte­re Denk­mal­be­hör­de, Nr. 2739

Der Ver­ga­be der Auf­trä­ge an die Bild­hau­er ging eine lan­ge und inten­si­ve Debat­te über die Qua­li­tä­ten der Künst­ler und der Aus­ge­stal­tung der Figu­ren vor­aus. Unter ande­rem stritt man sich, ob die Figu­ren in Wart­hau­er Sand­stein, in Gal­va­no-Bron­ze oder Bron­ze­guß aus­ge­führt wer­den soll­ten, am Ende ent­schied man sich für die Aus­füh­rung in getrie­be­nem Kup­fer. Ver­ant­wort­lich für die Anfer­ti­gung aller Figu­ren war die Fir­ma Knodt aus Frank­furt am Main. Alle dar­ge­stell­ten Figu­ren ver­wie­sen auf die Geschich­te (und eine Legen­de) Elber­felds. Zusätz­lich wur­den am Ein­gang noch zwei alle­go­ri­sche Figu­ren der Wahr­heit und der Gerech­tig­keit angebracht.


Figur des Kai­sers Bar­ba­ros­sa (Fried­rich I.) Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/80

Kai­ser Bar­ba­ros­sa (ca.1122–1190) wur­de vom Ber­li­ner Bild­hau­er Pro­fes­sor Hein­rich Gün­ther-Gera geschaf­fen. In des­sen Herr­schaft wur­de der Hof Elber­feld als Tafel­gut des Köl­ner Erz­bis­tums erst­mals erwähnt. 1176 fiel der Hof als erb­li­cher Pfand­be­sitz an Graf Engel­bert von Berg, was der Kai­ser zwei­mal, 1179 und 1189 bestätigte.


Figur des Her­zog Johann III. von Berg Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/81

Her­zog Johann III. (1490–1539) wur­de eben­falls vom Ber­li­ner Bild­hau­er Pro­fes­sor Hein­rich Gün­ther-Gera geschaf­fen. Der ers­te Her­zog der ver­ei­nig­ten Her­zog­tü­mer Jülich-Kle­ve-Berg gewähr­te 1527 gegen eine Zah­lung von 861 Gold­gul­den das Garn­pri­vi­leg an die Bewoh­ner Bar­mens und Elber­felds, sodass im Her­zog­tum nur im Wup­per­tal Garn gebleicht und gezwirnt wer­den durf­te. Die Garn­nah­rung gilt als Beginn der Wup­per­ta­ler Textilindustrie.


Die Figur des König Fried­rich Wil­helm III. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/59

König Fried­rich Wil­helm III. (1770–1840) stamm­te aus der Hand des Düs­sel­dor­fer Bild­hau­ers Hein­rich Bau­ke. Zu sei­ner Leb­zeit wur­de das Wup­per­tal von der fran­zö­si­schen Fremd­herr­schaft befreit (1813) und gelang­te 1815 zum König­reich Preußen.


Die Figur Kai­ser Wil­helms II. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/58

Kai­ser Wil­helm II. (1859–1941) wur­de vom Düs­sel­dor­fer Bild­hau­er Fried­rich Cou­bil­lier geschaf­fen. Der Anlass, die­se Figur am Rat­haus anzu­brin­gen, war schlicht, dass das neue Rat­haus in sei­ner Regie­rungs­zeit gebaut und von ihm ein­ge­weiht wurde.


Der Rit­ter von Elber­feld und sein Knap­pe. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/53

Die impo­san­te Eck­fi­gur des Rit­ters von Elber­feld mit sei­nem muti­gen Knap­pen ent­stammt eben­falls dem Werk des Ber­li­ner Bild­hau­ers Pro­fes­sor Hein­rich Gün­ther-Gera. Sie wur­de im Herbst 1901 fer­tig­ge­stellt und im Mai 1902 in der Nische am Rat­haus ange­bracht.1 Es ist eine Figur aus der Sagen­welt des Wup­per­tals, die für die Treue eines Knap­pen zu sei­nem Herrn steht.
Ruth Mey­er-Kahr­weg erwähnt in ihrer Erläu­te­rung nicht den Namen des Rit­ters, auch in Otto Schells Werk “Ber­gi­sche Sagen” von 1897 wird kein Name erwähnt. Heu­te ist die Figur als Rit­ter Arnold bekannt, aller­dings wur­de die­se Bezeich­nung von den Stadt­ver­ord­ne­ten 1900/1901 nicht benutzt. Es ist aber nicht unge­wöhn­lich, dass Sagen in ver­schie­de­nen For­men erzählt wer­den. Lei­der fin­den sich bei vie­len Ver­sio­nen im Inter­net kei­ne Quel­len­an­ga­ben, sodass es schwer ist, die Her­kunft zu veri­fi­zie­ren. Über­ein­stim­mend berich­ten die Erzäh­lun­gen davon, dass ein Rit­ter ver­folgt wur­de und dass sein Knap­pe von einer unbe­kann­ten Furt in einem gro­ßem Fluss, sehr wahr­schein­lich dem Rhein, wuss­te. Der Rit­ter und sein Knap­pe konn­ten sich dort sei­nen Wider­sa­chern ent­zie­hen, da die­se der Strö­mung nicht stand­hiel­ten. Eine zwei­te Geschich­te erzählt von einer unheil­ba­ren Erkran­kung der Gemah­lin des Rit­ters. Der Knap­pe eil­te dar­auf­hin fort und hol­te die Milch einer Löwin, mit deren Hil­fe die Frau gesun­de­te. Der Rit­ter wur­de dar­auf­hin miss­trau­isch und ent­ließ den Knap­pen, der als Lohn fünf Gul­den ver­lang­te. Mit die­sem Geld soll­te der Rit­ter eine Glo­cke beschaf­fen, die in der Elber­fel­der Umge­bung auf­ge­hängt wur­de. In einer ande­ren Ver­si­on der Sage wird ein Rit­ter Arnold von Elver­feld als Prot­ago­nist genannt, der bei der Schlacht von Worrin­gen (1288) flie­hen muss­te und dann von sei­nem Knap­pen durch den Rhein geführt wur­de. Die­se his­to­risch beleg­te Figur wird aller­dings bei Otto Schell als “Frev­ler” genannt, der in Feh­de mit Adolf V. von Berg lag und in Elber­feld eine Räu­ber­burg unter­hielt und sein Unwe­sen als Raub­rit­ter trieb.2 Es scheint doch sehr frag­lich, dass die Stadt­vä­ter solch eine Per­son an ihrem neu­en Rat­haus haben wollten.


Alle­go­ri­sche Figur der Wahr­heit. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/56

Zwei wei­te­re Figu­ren wur­den vom Ber­li­ner Bild­hau­er Pro­fes­sor Hein­rich Gün­ther-Gera geschaf­fen. Sie flan­kie­ren den Ein­gang und soll­ten den Stadt­ver­ord­ne­ten und sicher auch jeden Beam­ten und Bür­ger auf ihrem Weg durch das Rat­haus beglei­ten und bei Ent­schei­dun­gen mah­nend zur Sei­te ste­hen: Die Wahr­heit und die Gerech­tig­keit. Da die alle­go­ri­schen Figu­ren bei der Ein­wei­hung durch den Kai­ser noch nicht zur Ver­fü­gung stan­den, wur­de der jun­ge Bild­hau­er Eber­hard Schä­fer damit betraut, zwei in Gips model­lier­te und bron­zier­te Figu­ren der Wahr­heit und der Gerech­tig­keit zu schaf­fen, die spä­ter dann ersetzt wurden.


Die Figur der Gerech­tig­keit. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/57

Alle Figu­ren auf einem Bild. Kai­ser Bar­ba­ros­sa, Her­zog Johann III. von Berg, König Fried­rich Wil­helm III, Kai­ser Wil­helm II. und der Rit­ter von Elber­feld (v.l.n.r.), im Ein­gangs­por­tal sind die “Wahr­heit” und “Gerech­tig­keit” zu sehen. Das Bild ent­stand zu den Fei­er­lich­kei­ten des 300.Jahrestages der Ver­lei­hung der Elber­fel­der Stadt­rech­te am 30.Juli 1910. Bild ent­nom­men aus: Offi­zi­el­le Fest­wo­che zur Drei­hun­dert­jahr-Fei­er der Stadt Elber­feld, Heft III, 2.August 1910. (Bild ergänzt am 04.August 2012)

Im Zwei­ten Welt­krieg gin­gen alle Figu­ren ver­lo­ren, ob sie von Bom­ben zer­stört oder bei einer Mate­ri­al­samm­lung ein­ge­schmol­zen wur­den, ist unklar.[3]32010 wur­den die Figu­ren des Rit­ters von Elber­feld und der Gerech­tig­keit und der Wahr­heit neu geschaffen. 
Im Juli 2013 steht die Rekon­struk­ti­on der vier Herr­scher­fi­gu­ren zur Debatte.

Anmer­kung:
Da der ursprüng­li­che Figu­ren­schmuck sowohl alle­go­ri­sche Figu­ren als auch his­to­ri­sche Figu­ren ent­hält, wird die­ser Ein­trag sowohl unter “Denk­mä­ler” als auch unter “Stadt­schmuck” gelistet.


Bernhard-Letterhaus-Gedenkstein

Am 14. Novem­ber 1965, 21 Jah­re nach der Hin­rich­tung Bern­hard Let­ter­haus’, weih­ten die Bewoh­ner der nach ihm benann­ten Sied­lung am Uel­len­dahl einen Gedenk­stein ein, der an das Leben und den Tod im Wider­stand gegen das NS-Regime erin­nern soll.1
Emil Bern­hard Let­ter­haus wur­de am 10. Juli 1894 in Bar­men gebo­ren. Sein Vater war Schuh­ma­cher­meis­ter und das Eltern­paar streng katho­lisch. Er absol­vier­te die Volks­schu­le, anschlie­ßend eine Leh­re als Band­wir­ker und ging dann an die Preu­ßi­sche Höhe­re Fach­schu­le für Tex­til­in­dus­trie, wo er zum Tex­til­tech­ni­ker aus­ge­bil­det wur­de. Im Ers­ten Welt­krieg erlitt er meh­re­re Ver­wun­dun­gen und erhielt das Eiser­ne Kreuz I.Klasse. 1920 ging er zum Zen­tral­ver­band der christ­li­chen Tex­til­ar­bei­ter nach Düs­sel­dorf und bil­de­te sich an der Staat­li­chen Fach­schu­le für Wirt­schaft sowie in eige­nen Stu­di­en fort. 1927 kam er zum West­deut­schen Ver­band der katho­li­schen Arbei­ter­ver­ei­ne, 1928 wur­de er Abge­ord­ne­ter im Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­land­tag und im Preu­ßi­schen Land­tag für den Wahl­kreis Düs­sel­dorf-Ost, den er als Mit­glied der katho­li­schen Zen­trums­par­tei gewann. Bereits Anfang Sep­tem­ber 1930 rief er als Vize­prä­si­dent des Deut­schen Katho­li­ken­ta­ges zur Abwehr der NSDAP auf. Nach­dem die­se 1933 die Regie­rungs­ge­walt über­nom­men hat­te, warb er in katho­li­schen Krei­sen für den Wider­stand gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus. Bis 1939 ver­lor er peu á peu sei­ne Beschäf­ti­gungs­fel­der in kirch­li­chen Ver­ei­nen und Orga­nen, da die­se ver­bo­ten und auf­ge­löst wurden.


1939 wur­de er zum Wehr­dienst ein­ge­zo­gen und nahm an Kriegs­hand­lun­gen sowohl an der West- als auch an der Ost­front teil. 1942 wur­de er zum Haupt­mann beför­dert und zum Ober­kom­man­do der Wehr­macht nach Ber­lin ver­setzt. Spä­tes­tens seit 1942 war Let­ter­haus Mit­glied des sog. “Köl­ner Krei­ses” in dem sich Geg­ner der NS-Regimes aus den ehe­ma­li­gen katho­li­schen Arbei­ter­ver­ei­nen, christ­li­chen Gewerk­schaf­ten und der Zen­trums­par­tei tra­fen. Er hat­te enge Kon­tak­te zu den Atten­tä­tern des 20.Juli 1944 und war von ihnen als “Poli­ti­scher Beauf­trag­ter” des Wehr­krei­ses VI mit Sitz in Müns­ter vor­ge­se­hen und soll­te im Kabi­nett Goe­rde­ler Auf­bau­mi­nis­ter wer­den. Eine per­sön­li­che Betei­li­gung am Hit­ler-Atten­tat lehn­te Let­ter­haus aller­dings ab. Auf eine Flucht in die Nie­der­lan­de nach dem Schei­tern des Atten­tats ver­zich­te­te er. Am 25.7.1944 wur­de er ver­haf­tet. Am 13.11.1944 wur­de Bern­hard Let­ter­haus vom berüch­tig­ten Volks­ge­richts­hof zum Tode ver­ur­teilt und am nächs­ten Tag im Straf­ge­fäng­nis Ber­lin-Plöt­zen­see hin­ge­rich­tet.2


Nur noch die Spit­ze des Gedenk­steins ist inzwi­schen sicht­bar. Die Gedenk­ta­fel liegt im Schatten.

Der Grund­stein für den Gedenk­stein wur­de bereits am 21. Sep­tem­ber 1963 gelegt. Eine Urkun­de zu die­sem Anlass wur­de in einem Haus der Sied­lung ein­ge­mau­ert. Ein Abschnitt dar­aus ent­hielt fol­gen­de Widmung:

Zur Erin­ne­rung an einen Sohn unse­rer Stadt, der für sei­ne Gewis­sens­ent­schei­dung gegen Dik­ta­tur und Tyran­nei sein Leben las­sen muß­te, gab sich die Sied­lung den Namen Bern­hard Letterhaus”


Zur Ein­wei­hung am 14. Novem­ber 1965 kamen, wie auch zu einer Gedenk­fei­er im Jahr zuvor, die Wit­we und die Toch­ter Bern­hard Let­ter­haus’. Ober­bür­ger­meis­ter Her­mann Her­berts leg­te einen Kranz nie­der und wür­dig­te die Arbeit des Wider­stands­kämp­fers. Der Nach­fol­ger Let­ter­haus als Ver­bands­vor­sit­zen­der der Katho­li­schen Arbei­ter­be­we­gung, MdB Bern­hard Win­kel­hei­de pries den Mah­ner für Frie­den und Frei­heit als Vorbild.

Der Find­ling wur­de von der Fir­ma W. Sticht­mann gestif­tet und mit einer Bron­ze­ta­fel ver­se­hen, die der Wup­per­ta­ler Gra­fi­ker Heinz Vel­ten gestaltete.


Die Gedenk­ta­fel.

Am unte­ren Rand trägt die Tafel den Schrift­zug Bern­hard Let­ter­haus. Das Reli­ef dar­über soll durch die Über­la­ge­rung von zwei For­men (Flä­che und Kreis) den Wider­stand Let­ter­haus ver­deut­li­chen.3

In Wup­per­tal wur­de nach Bern­hard Let­ter­haus eine Stra­ße benannt, es gibt ein Bern­hard-Let­ter­haus-Archiv und außer­dem eine Bern­hard-Let­ter­haus-Gedenk­ta­fel am Stand­ort des Hau­ses, in dem er sei­ne Jugend ver­brach­te, ein Let­ter­haus-Reli­ef an der nach ihm benann­ten katho­li­schen Haupt­schu­le, eine Gedenk­ta­fel in der Kir­che St. Johann Bap­tist und ein Ehren­grab auf dem Fried­hof Schützenstraße.

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Der Siegesbrunnen in Vohwinkel

Als am 24.Oktober 1900 Kai­ser Wil­helm II. zusam­men mit Kai­se­rin Augus­te das Wup­per­tal besuch­te, weih­te er erst in Bar­men die Kai­ser­stand­bil­der in der Ruh­mes­hal­le ein, dann das neue Elber­fel­der Rat­haus und kam anschlie­ßend gegen 13:00 Uhr mit der Schwe­be­bahn nach Voh­win­kel. Bevor sich die Majes­tä­ten auf den Weg nach Mett­mann mach­ten, weih­ten sie am Kreis­haus in der Solin­ger Stra­ße (heu­te Grä­f­ra­ther Stra­ße) den Sie­ges­brun­nen ein. Kai­ser Wil­helm I. sprach dem Künst­ler mehr­fach sei­ner Aner­ken­nung aus, wie die Elber­fel­der Zei­tung notier­te. Post­kar­ten­an­sich­ten von die­sem Ereig­nis fin­den sich auf www.wuppertal-vohwinkel.net


Die Anla­ge mit dem Sie­ges­brun­nen vor dem ehem. Kreis­haus in der Grä­f­ra­ther Stra­ße in Voh­win­kel. Post­kar­ten­samm­lung His­to­ri­sches Zentrum

Anläss­lich des 100.Jahrestages der Geburt Kai­ser Wil­helms I. hat­ten sich 1897 die patrio­tisch gesinn­te Bür­ger Voh­win­kels ent­schlos­sen, die­sem Anlass ein ent­spre­chen­des Monu­ment zu errich­ten. Im Früh­jahr 1900 waren dann 30.000 Mark zusam­men­ge­kom­men, von denen 24.000 Mark von den Voh­wink­ler Bür­gern und aus­wär­ti­gen Freun­den stamm­ten und der Rest von der Gemein­de Vohwinkel.


Der Sie­ges­brun­nen auf einer Post­kar­te. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.4.

Die Figur der Sie­ges­göt­tin, mit geflü­gel­tem Helm und dem Reichs­ap­fel auf der gen Him­mel gestreck­ten rech­ten Hand, wur­de vom Bild­hau­er Gus­tav Rutz ent­wor­fen und von der Gal­va­no­plas­ti­schen Kunst­an­stalt Geis­lin­gen-Stei­ge in Gal­va­no­bron­ze aus­ge­führt. Auf dem Schild zeigt die Göt­tin ein Reli­ef eines Män­ner­kop­fes, ver­mut­lich der geehr­te Kai­ser Wil­helm I. Die Göt­tin fand ihren Platz auf einem gewal­ti­gen mehr­stu­fi­gem Unter­bau aus Gra­nit, der von der Fir­ma Rade­ma­cher Söh­ne aus Aachen her­ge­stellt wur­de. Das Was­ser­be­cken des Brun­nens befand sich auf einem 25 m brei­ten Fun­da­ment, von dem das Was­ser dem Betrach­ter in einer Kas­ka­de ent­ge­gen rauschte.


Die Sie­ges­brun­nen auf einer Foto­gra­fie im August 1940. Samm­lung Unte­re Denk­mal­be­hör­de, Nr. 2757.

Am 27.Januar 1901, dem Geburts­tag Kai­ser Wil­helms II., wur­de der Brun­nen unter gro­ßer Anteil­nah­me der Bevöl­ke­rung, der Schu­len und der Ver­ei­ne in die Obhut der Gemein­de über­ge­ben. Ver­mut­lich  wur­de der Sie­ges­brun­nen im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört.1Gus­tav Rutz schuf 1907 auch die alle­go­ri­sche Bron­ze­fi­gur der Musik vor der Elber­fel­der Stadt­hal­le.


Der Kai­ser am Sie­ges­brun­nen. Ord­nungs­ge­mäß rap­por­tie­ren die Voh­wink­ler dem Poten­ta­ten. Bild ergänzt am 17. April 2021.

Gedenktafel für Oswald Laufer

Am 7. März 1933 wur­de in Elber­feld der 27jährige Oswald Lau­fer ermor­det. Der jun­ge Deut­sche jüdi­schen Glau­bens, Sozi­al­de­mo­krat und Mit­glied des Reichs­ban­ners Schwarz-Rot-Gold ver­ließ zwi­schen Mit­tag1 und frü­hem Abend2 das Geschäft sei­nes Vaters Simon an der Wil­helm­stra­ße. Von der Klotz­bahn aus lau­er­ten ihm fünf SA-Män­ner des “Mord-Stur­mes August Pup­pes” auf und erschos­sen ihn. Zwei Kame­ra­den vom Reichs­ban­ner brach­ten ihn sofort ins Kran­ken­haus, wo nur noch der Tod des Demo­kra­ten fest­ge­stellt wer­den konn­te. Er war das ers­te von min­des­tens 20 Opfern, die in die­sem Jahr durch den Ter­ror des NS-Regimes in Wup­per­tal ster­ben muss­ten.3
Eine aus­führ­li­che­re Bio­gra­fie fin­det sich auf www.gewerkschaftsprozesse.de
Erst nach dem Krieg wur­den zwei der fünf Täter zur Rechen­schaft gezo­gen. Wil­li Schnei­der und Erich Wohl­ge­muth wur­den zu 1948 zu fünf und vier Jah­ren Zucht­haus ver­ur­teilt.4
Die Gedenk­ta­fel für Oswald Laufer.

Die Eltern Lau­fers über­leb­ten den Holo­caust nicht, nur sei­ne Schwes­ter Rosa konn­te mit ihrem Mann und den Kin­dern recht­zei­tig in die USA flüch­ten. Am 7.März 1998, 63 Jah­re nach dem Tod Oswald Lau­fers, wur­de in Anwe­sen­heit sei­nes Nef­fen, Prof.Dr. Gerd Kor­man, der aus den USA ange­reist war, die Gedenk­ta­fel zur Erin­ne­rung an den Mord durch Wolf­gang Ebert, Vor­sit­zen­der der Wup­per­ta­ler SPD, ent­hüllt. Der eben­falls Anwe­sen­de Minis­ter­prä­si­dent Johan­nes Rau mahn­te: “Wenn wir die Erin­ne­rung an die nicht wach­hal­ten, die Demo­kra­ten waren, dann wer­den wir die Demo­kra­tie nicht erhal­ten kön­nen.” 5 Prof.Dr. Kor­man erin­ner­te in einer kur­zen Anspra­che an das Leben und Wir­ken sei­nes Onkels. Der Kon­takt zwi­schen ihm und der SPD war über die Lei­te­rin der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge, Dr.Ulrike Schra­der, zustan­de gekom­men.6


Die Inschrift der Gedenk­ta­fel am Gebäu­de der Rat­haus Gale­rie in der Wil­helm­stra­ße lautet:

Oswald Lau­fer

Wup­per­ta­ler Bürger,
Jude und Sozialdemokrat,
Mit­glied des Reichsbanners
Schwarz-Rot-Gold,
wur­de an die­ser Stelle
am
7.März 1933
von Ange­hö­ri­gen der SA erschossen.
Er war 27 Jah­re alt.

Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutschlands
Unter­be­zirk Wuppertal”

Oswald Lau­fer ist auf dem jüdi­schen Fried­hof Am Wein­berg bei­gesetzt worden.


Ergän­zung vom 8. März 2013:
In der Nacht auf den 7. März 2013 wur­de die Gedenk­ta­fel vor dem 80. Jah­res­tag der Ermor­dung Lau­fers von Neo­na­zis beschmiert. Die Gedenk­fei­er des Ver­eins zur Erfor­schung der Sozia­len Bewe­gung für die 18 im Jahr 1933 von der SA ermor­de­ten Geg­ner der Natio­nal­so­zia­lis­ten wur­de dadurch zum Glück nicht gestört, die Tafel konn­te recht­zei­tig gerei­nigt wer­den.7


Die Kaiserstandbilder in der Ruhmeshalle

Kai­ser-Wihelm- und Fried­rich-Ruh­mes­hal­le, unda­tier­te Post­kar­te. Post­kar­ten­samm­lung His­to­ri­sches Zentrum

Im Jahr 1888 plan­ten die Stadt Bar­men und der Kunst­ver­ein eine “Kai­ser-Wihelm- und Fried­rich-Ruh­mes­hal­le” als Aus­stel­lungs­ge­bäu­de für die Samm­lung des Kunst­ver­eins. Bau­be­ginn war im Jahr 1897. In der Rats­sit­zung vom 17.August 1898 beschloss der Stadt­rat, dass in der Ruh­mes­hal­le (heu­te “Haus der Jugend”), die zu Ehren der Kai­ser Wil­helm und Fried­rich errich­tet wur­de, natür­lich auch Stand­bil­der die­ser Herr­scher ihren Platz fin­den müss­ten. Man ent­schied sich einen Wett­be­werb unter deut­schen Künst­lern aus­zu­schrei­ben. Ende Dezem­ber 1898 ent­schied man sich für die Ent­wür­fe von Emil Cau­er und Johan­nes Boe­se, die den zwei­ten und drit­ten Platz errun­gen hat­ten. Den ers­ten Platz beleg­ten Gus­tav Eber­lein und Jospeh Ham­mer­schmidt. Emil Cau­er erhielt für die Aus­füh­rung des Stand­bilds von Fried­rich III. 18.000 Mark, Johan­nes Boe­se für das Stand­bild Wil­helms I. 23.000 Mark. Bei­de Stand­bil­der wur­den in Car­ra­ra-Mar­mor aus­ge­führt und am 24.Oktober 1900 zusam­men mit der Ruh­mes­hal­le durch Kai­ser Wil­helm II. ein­ge­weiht. (Am sel­ben Tag weih­te der Kai­ser auch des neue Elber­fel­der Rat­haus und den Sie­ges­brun­nen in Voh­win­kel ein.)


Stand­bil­der von Kai­ser Fried­rich III (li.) und Kai­ser Wil­helm “dem Gro­ßen” (re.) Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 020/4/90 

Kai­ser Wil­helm, dem man den Bei­na­men “der Gro­ße” gab, wur­de mit “vol­lem Schmuck” dar­ge­stellt. Er trägt den Krö­nungs­man­tel und steht vor sei­nem Thron. Die rech­te Hand hält das Reichs­schwert, die lin­ke trägt die Urkun­de, in der sein Ver­mächt­nis und sein Werk — die Errich­tung des Deut­schen Reichs — ver­zeich­net sind. Sei­ne Hal­tung, so Pro­fes­sor Neu­mann in der Fest­schrift zur Ein­wei­hung, ist majes­tä­tisch, drückt aber gleich­zei­tig Mil­de und “herz­ge­win­nen­de” Güte aus.1


Das Stand­bild Kai­ser Fried­richs III. Post­kar­ten­samm­lung His­to­ri­sches Zentrum

Kai­ser Fried­rich ist als hoch­her­zi­ger Held in der vol­len Blü­te sei­nes Lebens, als der all­ge­lieb­te, sieg­rei­che Füh­rer des deut­schen Hee­res in dem Kampf um unse­re höchs­ten natio­na­len Güter, in der rit­ter­li­chen Uni­form der Gar­de du Corps und im Man­tel des schwar­zen Adler­or­dens mit dem Mar­schall­stab in der Rech­ten, in küh­ner, frei­er Stel­lung auf­ge­faßt.“2


So beschrieb Prof. Neu­mann das Stand­bild. Nach­dem Kai­ser Wil­helm II. die Stand­bil­der besich­tigt hat­te, gab er dem Ober­bür­ger­meis­ter Dr.Lenze die Zustim­mung, dass auch ein Stand­bild sei­ner selbst auf­ge­stellt wer­den dürf­te. Die Wahl des Künst­lers traf er aber selbst und bestimm­te Prof. Karl Begas zum Bild­hau­er sei­nes Stand­bilds. Die Pres­se ver­mu­te­te mehr­fach, dass der Kai­ser die­ses der Stadt zum Geschenk machen wür­de, doch dies erwies sich als falsch. 22.000 Mark rech­ne­te der Bild­hau­er mit der Stadt Bar­men ab.
Das Stand­bild Kai­ser Wil­helms II. Post­kar­ten­samm­lung His­to­ri­sches Zentrum

Das Stand­bild Wil­helms I. (Bild ergänzt am 19. April 2015.)

Am 13.April 1901 besuch­te der Kai­ser das Ber­li­ner Ate­lier des Bild­hau­ers und saß ihm für eine Drei­vier­tel­stun­de Modell. Am 25.Juni 1902 wur­de das Stand­bild, das den Kai­ser bar­häup­tig in der reich­be­stick­ten Infan­te­rie-Gene­ral-Uni­form und dem Man­tel des schwar­zen Adler­or­den zeigt, in Bar­men ein­ge­weiht. Der Kai­ser lehn­te die Ein­la­dung der Stadt ab und blieb der Ver­an­stal­tung fern, da es sich um ein Stand­bild sei­ner eige­nen Per­son handelte.


Die drei Stand­bil­der auf einer Post­kar­te ver­eint. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.6.8

Im Mai 1943 brann­te die Ruh­mes­hal­le nach dem Bom­ben­an­griff auf Bar­men aus, die Stand­bil­der blie­ben jedoch erhal­ten. Erst in der Nach­kriegs­zeit wur­de sie bei Bau­ar­bei­ten beschä­digt und spä­ter mut­wil­lig zer­stört, sodass sich der Stadt­rat am 19.Januar 1949 ent­schied, den Ein­gang der Ruh­mes­hal­le zuzu­mau­ern.3


Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung durch die Geheime Staatspolizei

Am 1. Sep­tem­ber 1939 über­fiel das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deutsch­land Polen und ent­fes­sel­te den Zwei­ten Welt­krieg. Am sel­ben Tag wur­de in Wup­per­tal das Poli­zei­prä­si­di­um ein­ge­weiht. 60 Jah­re spä­ter wur­de aus Anlass die­ses Jah­res­ta­ges eine glä­ser­ne Gedenk­ta­fel am Ein­gang ein­ge­weiht, die an die Ver­fol­gung durch die Gehei­me Staats­po­li­zei (Gesta­po) erin­nert, die in die­sem Gebäu­de eine Dienst­stel­le mit 40 Beam­ten bezo­gen hat­te. In den 70 Zel­len des zuge­hö­ri­gen Poli­zei­ge­fäng­nis­ses fol­ter­te und miss­han­del­te die Gesta­po unter Dul­dung der Staats­an­walt­schaft ihre Opfer. Für vie­le waren die Zel­len “War­te­zim­mer des Todes”, so Poli­zei­prä­si­dent Köh­ler, bevor sie in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern ermor­det wur­den. Auch ver­brach­ten 64 der 71 Opfer der Mor­de in der Wen­zeln­berg­schlucht hier ihre letz­te Nacht.1

Aus­lö­ser für die Anbrin­gung der Gedenk­ta­fel war eine Ver­an­stal­tung im Saal 300 des Poli­zei­prä­si­di­ums, die die Begeg­nungs­stät­te Alte Synagoge
1997 zur Erin­ne­rung an den Bia­lys­tok-Pro­zess, der in die­sen Räu­men stattfand,
aus­ge­rich­tet hat­te. Es folg­te ein Gesprächs­kreis auf Initia­ti­ve des Sozi­al­wis­sen­schaft­lers Micha­el Okroy, der zusam­men mit dem Poli­zei­prä­si­den­ten die Auf­stel­lung eines Gedenk­zei­chens vor­an­trieb.2


Die Gedenk­ta­fel am Polizeipräsidium.

Die Inschrift der Gedenk­ta­fel lautet:

“Wir wol­len nicht vergessen!
Am 1.September 1939 wur­de das
neu­erbau­te Poli­zei­prä­si­di­um Wuppertal
bezo­gen. Neben dem Polizeigefängnis
befand sich in die­sem Gebäu­de bis
1945 auch die ört­li­che Dienst­stel­le der
Gehei­men Staatspolizei.
Die Gesta­po inhaf­tier­te, ver­hör­te und
miß­han­del­te hier Men­schen, die aus
poli­ti­schen, reli­giö­sen, ras­sis­ti­schen oder
welt­an­schau­li­chen Grün­den verfolgt
wur­den. Zu den Opfern gehör­ten Sozial-
demo­kra­ten, Kom­mu­nis­ten, Angehörige
der Kir­chen und ande­rer Religions-
gemein­schaf­ten, Juden, Sin­ti und Roma,
Homo­se­xu­el­le und ausländische
Zwangs­ar­bei­ter. Vie­le von Ihnen kamen
von hier direkt in Konzentrationslager.

Zwi­schen 1941 und 1944 organ­sier­te die
ört­li­che Gesta­po sechs Massentransporte.
Etwa 1.000 jüdi­sche Män­ner, Frau­en und
Kin­der aus Wup­per­tal, Remscheid
und Solin­gen und umlie­gen­den Städten
wur­den in Ghet­tos und Vernichtungslager
depor­tiert und dort ermordet.

Der Poli­zei­prä­si­dent Wuppertal

1.September 1999”


Zur Gedenk­fei­er, die der Ein­wei­hung vor­aus­ging, erschie­nen Ober­bür­ger­meis­ter Kre­men­dahl, Bür­ger­meis­te­rin Woh­lert, der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Bertl (SPD), Ver­tre­ter des Innen­mi­nis­te­ri­ums des Lan­des und der Bezirks­re­gie­rung, zahl­rei­che Rats­mit­glie­der aus Wup­per­tal, Solin­gen und Rem­scheid, Ver­te­ter der christ­li­chen Kir­chen und der jüdi­schen Kul­tus­ge­mein­de, dar­un­ter der ehe­ma­li­ge lang­jäh­ri­ge Vor­sit­zen­de Blei­cher, der selbst Opfer des NS-Regimes gewor­den war. Außer­dem erschie­nen Ver­tre­ter des Deut­schen Gewerk­schafts­bun­des, des Lan­des­ver­bands der Sin­ti und Roma, der Ver­ei­ni­gung der Ver­folg­ten des Nazi­re­gimes und Ver­tre­ter der Wach­turm­ge­sell­schaft.3


Poli­zei­prä­si­dent Köh­ler führ­te in sei­ner Rede aus, dass es kei­ne Kon­ti­nui­tät zwi­schen der Poli­zei von damals und der von heu­te gebe. “Mit der dama­li­gen Poli­zei wol­len wir nichts zu tun haben.“4 Den­noch müs­se man sich der eige­nen Geschich­te stel­len und sie nicht mit Tabus bele­gen. Der Anfang der Nazi-Ver­bre­chen geschah in unse­ren Städ­ten und Gemein­den. “Von hier aus die­sem Poli­zei­prä­si­di­um führ­te die Blut­spur direkt die in die Ver­nich­tungs­la­ger”, das sol­le an die­sem Tag in Erin­ne­rung geru­fen wer­den.5


Anschlie­ßend sprach Ober­bür­ger­meis­ter Kre­men­dahl. Er erin­ner­te unter ande­rem dar­an, dass das Gebäu­de in der Nach­kriegs­zeit als Rat­haus fun­gier­te und mit Robert Daum ein Ober­bür­ger­meis­ter die Stadt führ­te, der selbst in den Zel­len der Gesta­po geses­sen hat­te. Gera­de Ange­sichts der Ver­bre­chen, die in die­sem Gebäu­de von Men­schen ver­übt wor­den waren, “ist es so wich­tig, daß wir unse­re Demo­kra­tie nicht selbst­ver­ständ­lich hin­neh­men.” Kre­men­dahl appel­lier­te an die Zuhö­rer sich immer wie­der für die Demo­kra­tie ein­zu­set­zen, in der Hoff­nung, dass sol­che Ver­bre­chen nie wie­der gesche­hen mögen.6


Es folg­te die Anspra­che von Dr.Ulrike Schra­der, Lei­te­rin der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge, die die “qua­li­fi­zier­te” Beschäf­ti­gung des Poli­zei­prä­si­di­ums mit sei­ner NS-Ver­gan­gen­heit begrüß­te und ver­deut­lich­te, dass nur 43 Gesta­po-Beam­te inklu­si­ve der Schreib- und Hilfs­kräf­te eine 400.000 Ein­woh­ner-Stadt über­wa­chen soll­ten. Eine all­um­fas­sen­de Über­wa­chung der Bür­ger in der NS-Zeit hat es nicht gege­ben, auch wenn His­to­ri­ker die so lau­ten­de Insze­nie­rung der Gesta­po unge­prüft lan­ge Jah­re in die Geschichts­er­zäh­lung über­nah­men. Es war ein Mythos. (Um so erschre­cken­der wird inzwi­schen die weit­ver­brei­te­te Denun­zia­ti­on von der For­schung wahr­ge­nom­men, die ja auch im Fall der Cari­tas-Sekre­tä­rin Maria Huse­mann zur Ver­haf­tung führ­te.) Nach die­sem eher all­ge­mei­nen Bemer­kun­gen zur Gesta­po ging Frau Schra­der auf ein­zel­ne Schick­sa­le ein, die sich aus den Akten erschlie­ßen las­sen und beton­te das Wir­ken des Kri­mi­nal­be­am­ten Paul Kre­ber, an den inzwi­schen eine eige­ne Gedenk­ta­fel erin­nert. Sie erin­ner­te an die Lei­tung der Depor­ta­ti­on der Juden durch die Gesta­po und begrüß­te, dass alle Opfer­grup­pen auf der Gedenk­ta­fel ver­tre­ten sei­en und auch lan­ge Zeit dis­kri­mi­nier­te Grup­pen wie Homo­se­xu­el­le oder “Aso­zia­le” nicht län­ger miss­ach­tet wer­den. Aber sie mahn­te auch an, dass die Arbeit der His­to­ri­ker nun erst begin­nen müs­se, um auch am Bei­spiel der Poli­zei­be­hör­den Tabus zu ent­kräf­ten und Kli­schees und Mythen zu erken­nen, damit das Erin­ne­rungs­zei­chen als glaub­wür­dig wahr­ge­nom­men wer­de.7


Die Gedenk­fei­er wur­de vom Kla­ri­net­ten­en­sem­ble des Lan­des­po­li­zei­or­ches­ters NRW beglei­tet. Nach der Gedenk­fei­er folg­te die Ent­hül­lung der Gedenk­ta­fel und eine Kranz­nie­der­le­gung durch den Ober­bür­ger­meis­ter und den Poli­zei­prä­si­den­ten8Hol­ger Ste­phan, “Das Ver­gan­ge­ne ist nie­mals tot”, in: WZ vom 2.9.1999./note] unter musi­ka­li­scher Beglei­tung des Blech­blä­ser­en­sem­bles des Lan­des­po­li­zei­or­ches­ters NRW. Am 1. Dezem­ber 2000 wur­de im Poli­zei­prä­si­di­um eine Gedenk­ta­fel für den Poli­zis­ten Paul Kre­ber ent­hüllt, der wäh­rend des NS-Zeit Sin­ti und Roma vor der Depor­ta­ti­on bewahrte.


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Heinrich-Heine-Denkmal (1893)

1893 ent­stand auf Kül­len­hahn, an der Gren­ze zwi­schen Cro­nen­berg und Elber­feld, das ers­te Hein­rich-Hei­ne-Denk­mal in Deutsch­land und das zweit­äl­tes­te in deutsch­spra­chi­gen Raum. Bereits 1891 ließ die öster­rei­chi­sche Kai­se­rin Eli­sa­beth eine Hei­ne-Sta­tue auf der Mit­tel­meer­in­sel Kor­fu auf­stel­len.1 Zwei Jah­re spä­ter folg­te die Baro­nin Sel­ma von der Heydt und ließ auf der “Frie­densaue”, einer heu­te über­bau­ten Wie­se auf Kül­len­hahn, ein Hein­rich-Hei­ne-Denk­mal errich­ten. Damals konn­te man von der mit Lin­den umsäum­ten Wie­se nach Rem­scheid, Cro­nen­berg und Solin­gen gucken, an guten Tagen sogar bis zum Köl­ner Dom. 2


Eine der weni­gen Spu­ren des Hein­rich-Hei­ne-Denk­mals fin­det sich im Zen­trum die­ses Kar­ten­aus­schnitts und zeigt die Frie­densaue, auf der das Denk­mal zu fin­den war. Die­se Kar­te des “Burg­holz’ ” ent­stand im Jahr 1916 und wur­de von Arthur Rie­mer ver­öf­fent­licht. Sie ist nicht genor­det, son­dern “gesüd­et”, d.h. Süden ist oben, Wes­ten rechts, Osten links und Nor­den ist unten. Der Maßs­stab beträgt 1:10000. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, Kar­ten­si­gna­tur: 55

Einen Bericht von der Errich­tung oder Ein­wei­hung des Denk­mals gibt es nicht. Die ers­te Erwäh­nung des Denk­mals stammt aus dem Gene­ral-Anzei­ger für Elber­feld-Bar­men, der am 25.10.1901 von einer Aus­ein­an­der­set­zung um den Jubi­lä­ums­brun­nen berich­tet. Der vom Elber­fel­der Ver­schö­ne­rungs­ver­ein unter Vor­sitz des Frei­herrn von der Heydt gestif­tet Brun­nen war vie­len Bür­gern zu anstö­ßig und die Figu­ren unzüch­tig. Einer der Haupt­red­ner gegen die­sen unsitt­li­chen Brun­nen ver­wies auf die “Anschau­ung” des Fami­li­en­krei­ses von der Heydt, die durch die Errich­tung des Hei­ne-Denk­mals deut­lich gewor­den sei. Über­all in Deutsch­land habe man sich einem Hei­ne-Denk­mal ver­wei­gert, nur die Frei­frau von der Heydt habe dem Dich­ter “der so viel Unsitt­lich­keit in die Welt gesetzt” habe, ein Denk­mal gesetzt.


Das Hein­rich-Hei­ne-Denk­mal auf dem Fried­richs­berg, genau­er der “Frie­densaue” auf Kül­len­hahn, nach einer Zeich­nung des Düs­sel­dor­fer Stadt-Anzei­gers Nr.50 vom 19.02.1931. Anmer­kung: Das vor­lie­gen­de Abbild der Zeich­nung wur­de vom Hein­rich-Hei­ne-Insti­tut, Düs­sel­dorf zur Ver­fü­gung gestellt. Auf dem Doku­ment ist wie auch bei RMK, S.84 der “Düs­sel­dor­fer Gene­ral­an­zei­ger” als Quel­le genannt. Dies ist falsch, die Zeich­nung und ein zuge­hö­ri­ger Arti­kel erschie­nen im Düs­sel­dor­fer Stadt-Anzeiger.

Das Hein­rich-Hei­ne-Denk­mal bestand aus einem etwa zwei Meter hohen Pyra­mi­den­stumpf aus Grau­wa­cke und Ton­schie­fer­blö­cken,3 aus der Mit­te rag­te zu Anfang noch ein Fah­nen­mast, der aber bereits 1906 4 ver­schwun­den war. Drei Inschrift­ta­feln waren in das Denk­mal ein­ge­las­sen. Links stan­den die Initia­len der Stif­te­rin und das Jahr der Errichtung,

S.v.d.H. 1893”

an der rech­ten Sei­te fand sich die Widmung:

Zum Andenken an
Heinrich
Heine”

Auf der vor­de­ren Tafel konn­te man eine Stro­phe aus der Harz­rei­se lesen. Wil­helm Schä­fer gibt in sei­nem Werk “Der Nie­der­rhein und das ber­gi­sche Land” (1907) den Text so wieder:
“Auf die Ber­ge will ich steigen,
wo die dunk­len Tan­nen ragen,
Buchen rau­schen, Vögel singen,
und die stol­zen Wol­ken jagen.“5
Im Ori­gi­nal lau­tet der drit­te Vers: “Bäche rau­schen, Vögel sin­gen”. Ob hier ein Feh­ler des Autors oder ein Feh­ler der Inschrift vor­liegt, läßt sich nicht mehr klä­ren.6
Wie bereits erwähnt, fehl­te 1906 bereits der Flag­gen­mast, auch der Rest des Denk­mals war in kei­nem guten Zustand. Die Stein­blö­cke fie­len aus­ein­an­der und die Fugen waren von Wind und Regen aus­ge­wa­schen. Die BMZ ver­mu­te­te, dass die Stif­te­rin nach den Reak­tio­nen im Streit um den Jubi­lä­ums­brun­nen das Inter­es­se an der Pfle­ge des Denk­mals ver­lo­ren habe.7
In der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus wur­de das Denk­mal von der Hit­ler­ju­gend zer­stört8, 1958 stif­te­te die Stadt Wup­per­tal zur Erin­ne­rung an den Dich­ter und an die­ses Denk­mal ein neu­es Hein­rich-Hei­ne-Denk­mal im Von-der-Heydt-Park, da die Frie­densaue inzwi­schen über­baut wor­den war.

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Heinrich-Eisenlohr-Denkmal

Das Hein­rich-Eisenlohr-Denk­mal mit dem ihn umge­be­nen Zaun um 1900. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.6.

Am 8.Januar 1899 starb der Bar­mer Kauf­mann und Ehren­bür­ger Hein­rich Eisenlohr. Der am 15.April 1816 gebo­re­ne Eisenlohr war stol­ze 45 Jah­re Stadt­ver­ord­ne­ter in Bar­men, 33 Jah­re Mit­glied der städ­ti­schen Armen­ver­wal­tung, dar­un­ter zwi­schen 1871 und 1880 deren Vor­sit­zen­der. Er trieb die Grün­dung der Anstalt für ver­las­sen Kin­der, die am 1.Dezember 1873 voll­zo­gen wur­de, maß­geb­lich vor­an. Dar­über hin­aus war er Direk­ti­ons­mit­glied des Bar­mer Kran­ken­hau­ses, Kura­to­ri­ums­mit­glied  der Höhe­ren Töch­ter­schu­le Unt­er­bar­mens, Mit­glied der städ­ti­schen Schuld­de­pu­ta­ti­on, Mit­glied der Sani­täts­kom­mis­si­on, Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­rat der Bar­mer Bau­ge­sell­schaft und 28 Jah­re Vor­stands­mit­glied im Bar­mer Ver­schö­ne­rungs­ver­ein. Auf Beschluss der Stadt­ver­ord­ne­ten-Ver­samm­lung wur­de er 1888 Pro­vin­zi­al-Land­tags-Abge­ord­ne­ter als Ange­hö­ri­ger der natio­nal­li­be­ra­len Partei.
Für sei­ne Diens­te um die Ver­wun­de­ten und Kran­ken wäh­rend des Deutsch-Fran­zö­si­schen Krie­ges (1870/71) erhielt er vom Kai­ser den Kro­nen­or­den IV.Klasse mit rotem Kreuz am Erin­ne­rungs­band. Im Sep­tem­ber 1893 erhielt er den Roten Adler­or­den IV.Klasse.

Ange­sichts der Ver­diens­te die­ses Man­nes um das Gemein­we­sen der Stadt Bar­men ist es kein Wun­der, dass ihm ein Denk­mal errich­tet wur­de. Dies geschah am 22.Mai 1900 in den Unt­er­bar­mer Anla­gen (auch Kai­ser-Fried­rich-Höhe genannt), ober­halb des Unt­er­bar­mer Fried­hofs. Zur Ein­wei­hung waren zahl­rei­che Stadt­ver­ord­ne­te, Bei­geord­ne­te, Mit­glie­der der Fami­lie Eisenlohr und der Ober­bür­ger­meis­ter Dr.Lentzen gekom­men. Im Auf­trag der Freun­de und Ver­eh­rer des Ver­stor­be­nen, die das Denk­mal gestif­tet hat­ten, über­gab Stadt­ver­ord­ne­ter Dr.Wittenstein das Denk­mal in die Obhut in die Hän­de der Stadt Barmen.
Das Hein­rich-Eisenlohr-Denk­mal im August 1940. Samm­lung Unte­re Denk­mal­schutz­be­hör­de, N 2744.

Das Denk­mal bestand aus einem zwei Meter hohen Sockel der Fir­ma G.Krebs aus Bal­duin­stein an der Lahn, wor­auf sich eine Bron­ze­büs­te befand, die heu­te ver­lo­ren ist. Geschaf­fen wur­de sie vom Bar­mer Bild­hau­er Wil­helm Gies­ecke, gegos­sen wur­de die über­le­bens­gro­ße Büs­te in der Rupprecht­schen Gie­ße­rei in Mün­chen. Das Denk­mal war von einem Eisen­zaun umge­ben, der vom Archi­tek­ten Gel­ci­haus gezeich­net und von der Fir­ma Fried­rich Hue in der Allee­stra­ße gefer­tigt wur­de. Die Inschrift auf dem Sockel verkündet:
Die Inschrift. 

Hein­rich

Eisenlohr
Ehrenbürger
der
Stadt Barmen
1816–1899”
Die Über­res­te des Denk­mals am 1.September 1959. Samm­lung Unte­re Denk­mal­schutz­be­hör­de, 8280.

1957 war des Denk­mal, das den Zwei­ten Welt­krieg über­stan­den hat­te, in erbärm­li­chen Zustand, die Büs­te fehl­te. Man dach­te dar­an, das Denk­mal mit den Res­ten des nahen Otto-Jäger-Denk­mals zusam­men in einer Gedenk­stät­te auf­zu­stel­len, das wur­de jedoch nicht ver­wirk­licht. Im März 1962 wur­de es Instand gesetzt und auch die Büs­te wie­der ange­bracht. Vor 1982 ver­schwand sie erneut und so steht vom Denk­mal heu­te nur noch der Sockel.1
Das Denk­mal heu­te. Das Fun­da­ment des Zauns ist noch gut zu erkennen.