Elias-Eller-Gedenkstein

Im Jahr 1987 jährte sich zum 250.Mal der Zuzug des Stadtgründers Elias Eller nach Ronsdorf. Zu diesem Anlass regte der Stadtverordnete und Historiker Prof. Dr. Klaus Goebel an, diesem ein Denkmal zu setzen. Der Ort wurde schnell gefunden, befindet sich doch heute am Standort des Wohnhauses Ellers eine kleine Grünanlage, die Volksmund Klein’s Ecke genannt wird. Oberstadtdirektor Dr. Bodo Richter und die Vorstände der Sparkasse und der Reformierten Gemeinde Ronsdorfs stimmten dem Vorschlag zu.1 Man bildete einen Ausschuss, dem der 1.Vorsitzende des Historischen Arbeitskreises der Reformierten Gemeinde, Sebulon Monhof, Prof. Dr. Klaus Goebel selbst, der Bezirksvorsteher Krusenotto und sein Stellvertreter Winfried Arenz angehörten.2 Im Juli 1988 entschlossen sich die Ratsfraktionen 10.000 DM für ein Elias-Eller-Denkmal bereitzustellen. Damals plante man noch eine Statue ähnlich der Figurengruppe des Bandwirkerpärchens auf dem Bandwirkerplatz.3 Ein Jahr später, im Juli 1989, berichtete die Wuppertaler Rundschau, dass Stadtverwaltung und Bezirksvertretung in einem beschränktem Wettbewerb fünf Künstler eingeladen hatten, einen Denkmalsentwurf vorzulegen, dessen Kosten sich maximal auf 50.000 DM belaufen durfte. Zu den angeschriebenen Künstlern gehörten Victor Bonato, Manfred Bredehl, Ansgar Niehoff, Jindrick Zeithamml und Tony Cragg. Von der ursprünglichen Idee einer Statue des Stadtgründers rückte man ab, da von Elias Eller keine zeitgenössische Darstellung überliefert ist. 4 Über das Ergebnis der Ausschreibung ist nichts bekannt, offensichtlich waren außer den 10.000 DM der Stadt nicht genug weitere Mittel zur Verfügung gestellt worden. Erst 1993 erhielt das Projekt neuen Auftrieb, als das 250jährige Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte an Ronsdorf im Jahr 1995 näher rückte.5 Ein Jahr später konnte der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins, Kurt Florian, bei der Planung der 250-Jahrfeier eine Enthüllung eines Denkmals ankündigen,6 welches  vom Verein und der Sparkasse finanziert wurde. 7


Elias-Eller-Gedenkstein in Ronsdorf.

Am 23. September 1995 enthüllte schließlich Ministerpräsident Johannes Rau in Anwesenheit der Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, des Polizeipräsidenten Klaus Köhler, des Bezirksvorstehers Gerd Arendt und des Vorsitzenden des Heimat- und Bürgervereins, Kurt Florian, einen Findling aus einem oberbergischen Steinbruch im Wert von 3.000 DM8 mit darauf angebrachter Bronzetafel. Ursula Kraus, Kurt Florian und Johannes Rau hielten Ansprachen, das Polizeimusik-Corps spielte, Günther Lesche präsentierte zwei Heimatlieder und das THW sorgte für einen reibungslosen technischen Ablauf der Veranstaltung.9 Anschließend wurde im nahen Sparkassengebäude eine Foto-Ausstellung zur 250jährigen Geschichte Ronsdorfs eröffnet.10

Stefan Koldehoff bemängelte nach der Enthüllung in der Wuppertaler Rundschau, dass die neuere Ronsdorfer Denkmalgeschichte voller Peinlichkeiten sei und bezog sich dabei unter anderem auf die Debatten um die Gedenktafel für die Ronsdorfer Opfer das Nationalsozialismus. Koldehoff beklagte sowohl die Form des Denkmals, als auch den Umgang mit der Errichtung.

„[Mit dem] zum ’stadtgeschichtlichen Denkmal‘ hochstilisierten Eller-Stein an der Staasstraße hat Ronsdorf nun einmal mehr seine Geschichtslosigkeit durch Flucht ins Unverbindliche dokumentiert. Ein so banaler wie langweiliger Findling, ein austauschbarer nackter Stein also, markiert seit Samstag jenen Ort, an dem einst das Wohnhaus des reformierten Predigers gestanden haben soll, dessen Auszug aus Elberfeld einst zur Gründung einer Gemeinde und später einer Stadt Ronsdorf führen sollte. […] Wer meint Kunst dürfe nur Realität wiedergeben, nicht aber interpretieren, findet zu solch platten Kompromißlösungen wie dem Findling, der ebensogut an der Kurpromenade von Bad Wimpfen an eine dortige Lokalgröße erinnern könnte. […] Das sogenannte ‚Eller-Denkmal‘ ist deshalb vor allem ein Monument  für die Angst vor dem öffentlichen Diskurs in Ronsdorf. Wer meint, Sinnstiftung in bestenfalls eine Minderheit repräsentierenden Vereinen institutionalisieren zu können, verhält sich nicht nur undemokratisch. Er verkennt auch den wahren Sinn von Denkmalen: Nicht mehr hohles Pathos, verbindendes Erinnern durch Erkennen ist ihre Aufgabe. Ein Stein kann das nicht leisten.“11


Die Bronzetafel.

Die Inschrift der Bronzetafel des Denkmals lautet:

 „Stadt Ronsdorf
Gegründet 1745
Eingemeindet 1929
Elias Eller
*1690     +1750
Erster Bürgermeister
Kirchmeister der
reformierten Gemeinde“

Auf dem Siegel, welches über der Inschrift zu sehen ist, steht:

„Anno 1747 – Ronsdorfer Stadt – Gerichts  – Insiegel“

Im Inneren sieht man eine Figur mit einer Waage und der linken Faust drohend erhoben. Darum steht ein Zitat aus Psalm 118,5:

„Die Rechte des Herrn behelt den Sieg.“


Wer war nun Elias Eller? (Eine ausführliche Biographie findet sich im Portal Rheinische Geschichte des LVR.) Elias Eller wurde 1690 auf dem Hof Ronsdorf in der Honschaft Erbschloe des Kirchspiels Lüttringhausen geboren. Seine Eltern gehörten verschiedenen Konfessionen an, die Mutter war Lutheranerin, der Vater reformiert. Um 1700 ging Eller nach Elberfeld und arbeitete dort als Bandwirker in der Manufaktur von Peter Bolkhaus. Nach dessen Tod im Jahr 1712 übernahm er durch die Heirat der zehn Jahre älteren Witwe Katharina (1680-1733) das Unternehmen, ein damals üblicher Vorgang. In der damaligen reformierten Gemeinde Elberfelds mit ihren 3.000 Mitgliedern gab es starke Kontroversen und mehrfach warben Prediger für eine nahes Jüngstes Gericht und daran anschließend ein tausendjähriges Friedensreich durch die Wiederkehr Jesu Christi. Es bildete sich eine Sozietät, die maßgeblich von der Haushälterin im Hause Bölkhaus, Anna vom Büchel (1698-1743), beeinflusst wurde, da sie sich auf „Weissagungen“ verstand. In den 1720er Jahren kam Eller zu dieser Gruppe, heiratete nach dem Tod seiner Frau 1733 Anna vom Büchel und wurde zu einer zentrale Figur. Mehrere hundert Menschen gehörten später zur Gruppe der Ellerianer, die über die Stadtgrenzen Elberfelds hinaus Menschen anzog. Anna vom Büchel predigte immer wieder den Auszug aus Elberfeld, das sie als „Babel“ bezeichnete. Nach und nach löste sich die Gruppe von der reformierten Gemeinde, obwohl dies anfangs nicht vorgesehen war. 1737 errichtete Eller ein Haus nahe des Hofes Ronsdorf und er plante eine neue Stadt, ein kleines Utopia. Nach und nach wuchs die Bevölkerung, 1741 gewährte Kurfürst und Herzog Karl Philipp von der Pfalz die Genehmigung zur Errichtung einer eigenen Kirchengemeinde, 1745 erhielt diese dann die Stadtrechte. 1747 bestand die kleine Stadt bereits aus 78 Häusern mit über tausend Einwohnern. Elias Eller versuchte hier seinen Traum eines göttlichen Zion zu verwirklichen. 1749 heiratete er die Witwe Anna Gertrud Bosselmann geb. Lucas (1695-1769), im folgenden Jahr starb er am 16.Mai 1750.12


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Ronsdorfs Stadtgründer bekommt sein Denkmal, in: WZ vom 28./29. Mai 1987.
  2. Denkmal geplant, in: WZ vom 25. Juli 1987.
  3. Elias-Eller-Denkmal ist jetzt beschlossene Sache, in: WZ vom 11.07.1988
  4. Stefan Koldehoff, Denkmal für Elias Eller, in: Wuppertaler Rundschau vom 6. Juli 1989.
  5. Horst Herbergs, Um ein Eller-Denkmal ist es still geworden, in: WZ vom 1.Oktober 1993.
  6. Horst Herbergs, Elias-Eller-Denkmal wird pünktlich zur 250-Jahrfeier enthüllt, in: WZ vom 2. September 1994.
  7. Stefan Koldehoff, Ins Unverbindliche geflohen, in: Wuppertaler Rundschau vom 27. September 1995.
  8. Eintrag zur Elias-Eller-Anlage auf Ronsdorf-wirkt.de (abgerufen am 20.04.2012)
  9. Kai Lange, Ein Stein für den Gründer Eller, in: Wuppertaler Rundschau vom 27. September 1995.
  10. Horst Herbergs, Rau: Profil zeigen wie Elias Eller, in: WZ vom 25. September 1995.
  11. Stefan Koldehoff, Ins Unverbindliche geflohen, in: Wuppertaler Rundschau vom 27. September 1995.
  12. Volkmar  Wittmütz, Elias Eller (1690-1750), Gründer der Stadt Ronsdorf, abgerufen vom Portal Rheinische Geschichte des LVR am 20.04.2012.
    (http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/E/Seiten/EliasEller.aspx)

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