Der Gerechtigkeitsbrunnen (1910)

Der Gerechtigkeitsbrunnen auf einer undatierten Fotografie. Stadtarchiv Wuppertal, 19.4

Am 30. Juli 1910, es war der dritte Festtag der Dreihundertjahrfeier der Stadt Elberfeld, wurde auf dem Exerzierplatz am Ostersbaum der Gerechtigkeitsbrunnen enthüllt. Der Platz trägt heute den Namen Platz der Republik. In den Tagen zuvor waren bereits der Goldschmiedebrunnen und die Anlagen der Villa Freytag eingeweiht worden. Der noble Stifter des Brunnens war einmal mehr Freiherr August von der Heydt, in dessen Auftrag der Bildhauer Bernhard Hoetger die Figur des Brunnens schuf. Der Freiherr hatte den Bildhauer in Paris kennen gelernt und schätzte seine Arbeit. Die Figur wurde nach einer Aktzeichnung von 1905 mit dem Titel „Wägende“ entworfen. Den Brunnen selbst schuf Regierungsbaumeister Riemann.


Der Brunnen am Tag der Einweihung am 30.Juli 1910. Sammlung Historisches Zentrum, 010/10/13

Sammlung Historisches Zentrum, 010/10/15

Der Brunnen besteht auf der untersten Ebene aus drei gußeisernen und aus dem Mund wasserspeienden Löwen, der eine trägt vor der Brust das Wappen des Stifters, der andere das Wappen der Stadt Elberfeld und der dritte trug das Stiftungsschild und heute das Wappen der Stadt Wuppertal (s.u.). Darauf ist ein große Brunnenschale aus Kirchheimer Muschelkalk angebracht, deren Rand aus Kupfer war. Byzantinische Ornamente und „verwandte Blattwellen“ zieren die Schale, die auf einige wie ein Opfer- oder Taufbecken wirkt. Das Fußband gibt einen Bibelvers aus Sprüche Salomos 10, 11 wieder:


„Des Gerechten Mund ist ein lebendiger Brunnen“


Brunnenlöwe

In der Mitte der Brunnenschale erhebt sich ein Podest, darauf fand sich ein wasserspeiender Basilisk. Auf ihm wiederum stand die Figur in Form einer Adorantin, deren Blick in den Himmel gerichtet war und deren Arme weit ausgebreitet waren. Der Oberkörper war unbedeckt, ein um die Hüfte gewickeltes rockartiges Gewand fiel bis zu den Fersen und war vorne offen.


Zur Einweihung übergab Freiherr August von der Heydt den Brunnen mit den Worten:

„Als ein Erinnerungszeichen an den heutigen Ehrentag habe ich mir erlaubt, diesen Gerechtigkeitsbrunnen zu stiften mit dem Motto ‚des gerechten Mund ist ein lebendiger Brunnen‘: Möge der Geist der Gerechtigkeit walten auch unter den spätesten Geschlechtern dieser Stadt.“


Am selben Tag wurde auch die Gedenktafel für die gefallenen Söhne der Stadt Elberfeld im Rathaus und der Brunnen auf dem von der Heydt-Sportplatz eingeweiht.In der Zeit des Nationalsozialismus galt die Kunst Hoetgers als entartet und die Figur wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.


Der Rest des Brunnens mit zwei funktionstüchtigen Löwen im August 2011

1957 war der Brunnen abgestellt, die Widmungstafel war verloren und die Löwen verrotteten. Die Stadt Wuppertal beauftragte den Bildhauer Fritz Bernuth mit der Restauration, die im Frühjahr 1959 abgeschlossen wurde. Die Widmungstafel wurde dabei fälschlicherweise durch eine Tafel mit dem Wappen der 1929 geformten Stadt Wuppertal ersetzt. Dieser Fehler konnte aufgrund mangelnder Mittel auch bei der folgenden Generalüberholung 1989 aufgrund der Kosten von 6.000 Mark nicht rückgängig gemacht werden. Der Platz der Republik wurde zu dem Zeitpunkt neugestaltet und der Brunnen um wenige Meter versetzt. Der Anschluss an die Wasserversorgung wurde erneuert.1


Das Elberfelder Wappen (Bild hinzugefügt am 26.Juni 2012)

Das Wappen des Stifters (Bild hinzugefügt am 26.Juni 2012)

Das falsche Wuppertaler Wappen (Bild hinzugefügt am 26.Juni 2012)

Im Oktober 2011 kündigte der bekannte Mäzen Hans-Joachim Camphausen nach den erfolgreichen Sammlungen zur Rekonstruktion des Elberfelder Ritters und des Armenpflegedenkmals die Rückkehr der Figur des Gerechtigkeitsbrunnen für den Sommer 2012 an. 175.000 Euro sind für die Rekonstruktion gespendet worden. 2 Am 24.Juni 2012 wurde der neue Gerechtigkeitsbrunnen eingeweiht.


Der Platz der Republik mit dem Gerechtigkeitsbrunnen im Zentrum auf einer Luftbildaufnahme zwischen 1919 und 1939 Sammlung Historische Zentrum, 010/10/79

Position des Brunnens auf der Karte


Fußnoten:

  1. RMK, S.159f.
  2. Florian Launus, Gerechtigkeitsbrunnen: Eine Schönheit kehrt zurück, auf wz-wuppertal.de vom 12.Oktober 2011, (abgerufen am 13.Juni 1910) Siehe auch: Gerechtigkeitsbrunnen: Eine Dame zeigt Größe auf wz-wuppertal.de vom 9.Februar 2012, (abgerufen am 13.Juni 1910)

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