Trinkbrunnen der Evangelischen Volksschule Eichenstraße

Foto­gra­fie des Brun­nens vor 1926. Ent­nom­men aus: Deutsch­lands Städ­te­bau, Bar­men, bear­bei­tet und her­aus­ge­ge­ben im Auf­trag des Ober­bür­ger­meis­ters vom Bei­geord­ne­ten Stadt­bau­rat Köh­ler, 2.Auflage, 1926, S.50. Dort fälsch­lich der Schu­le Kreuz­stra­ße zugeordnet.

1914 wur­de der Schul­hof der 1903/04 errich­te­ten Evan­ge­li­schen Volks­schu­le Eichen­stra­ße — heu­te ist hier die städt. Gemein­schafts­grund­schu­le Eichen­stra­ße behei­ma­tet — erwei­tert. Das dafür not­wen­di­ge Grund­stück wur­de bereits 1908 von Johann Jakob Bredt erwor­ben. Der neue Schul­hof erhielt als Schmuck einen klei­nen Trink­brun­nen aus Muschel­kalk. Er besteht aus einem acht­ecki­gen Brun­nen­be­cken mit einem Durch­mes­ser von 2,5 Metern, das an der Außen­sei­te Medail­lons mit Tier­mo­ti­ven trug, und einem das Brun­nen­be­cken um drei Meter über­ra­gen­den Obe­lis­ken. Am inne­ren Rand des Brun­nen­be­ckens spru­del­te aus fei­nen Düsen Was­ser her­vor.1


Der Brun­nen heu­te. Er steht noch, spru­delt aber nicht mehr.

Der Zustand ist aber alles in allem…

… mise­ra­bel.

Pater Victor Dillard-Gedenktafel im St.Josef-Krankenhaus

Am 12. Janu­ar 2002, dem 57.Todestag Vic­tor Dil­lards, wur­de an der Wand zur Haus­ka­pel­le im Kran­ken­haus St.Josef in Elber­feld eine klei­ne, ein­fa­che Gedenk­ta­fel für den Jesui­ten-Pater Vic­tor Dil­lard in Anwe­sen­heit von Wer­ner Zim­mer­mann, dem Vor­sit­zen­den des Pfarr­ge­mein­de­ra­tes St. Anto­ni­us, dem Bar­mer Dechant Gün­ter Stein, Her­bert Otters­bach und Schwes­ter Obe­rin Hil­de­gar­de (sic!) ange­bracht.1

Vic­tor Dil­lard wur­de am 24. Dezem­ber 1897 in Blois (Dépar­te­ment Loir-et-Cher) gebo­ren. Im Alter von 12 Jah­ren besuch­te er die Schu­le Not­re-Dame des Aydes in Blois. Nach­dem er im Ers­ten Welt­krieg als Sol­dat dien­te, trat er 1920 den Jesui­ten bei. Stu­di­en zur den Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten führ­ten den jun­gen Jesui­ten nach Groß­bri­tan­ni­en, Öster­reich und Deutsch­land. Im Jahr 1931 zele­brier­te er sei­ne ers­te Mes­se in der Kapel­le des Inter­nats und Gym­na­si­ums Not­re-Dame des Aydes und arbei­te­te anschlie­ßend als Geist­li­cher in einem Haus des Ordens, wo er auch Stu­den­ten betreu­te. Außer­dem betrieb er wei­ter sei­ne Stu­di­en und traf im Wei­ßen Haus in Washing­ton den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten Roo­se­velt. Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de er wie­der Sol­dat in der fran­zö­si­schen Armee, wur­de gefan­gen genom­men und konn­te flie­hen.2 Danach ent­schloss er sich ange­sichts des Auf­rufs fran­zö­si­scher Bischö­fe zur Aus­lands­seel­sor­ge (sie­he Text der Gedenk­ta­fel), um damit sei­nen zur Zwangs­ar­beit nach Deutsch­land ver­schlepp­ten Lands­leu­ten zu hel­fen. Er nahm als Elek­tri­ker getarnt im Okto­ber 1943 (sie­he Text der Gedenk­ta­fel) einen Job bei der Wup­per­ta­ler Dampf­kes­sel- und Appa­ra­te­bau­fa­brik Sil­ler & Jamart auf Hatz­feld3 an. Neben sei­ner Arbeit dort kom­mu­ni­zier­te er mit fran­zö­si­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen und fei­er­te Got­tes­diens­te, unter ande­rem in der Kapel­le des Kran­ken­hau­ses St.Josef.4 Im April 1944 (sie­he Text der Gedenk­ta­fel) wur­de er ver­ra­ten und kam ins Poli­zei­ge­fäng­nis Ben­dahl, wo er unter ande­rem mit Maria Huse­mann und Hans Carls in Kon­takt kam. Am 12.November 1944 wur­de er ins KZ Dach­au gebracht, wo er am 12 Janu­ar 1945 an einer Krank­heit in Fol­ge der Lager­be­din­gun­gen starb.5


Die Gedenk­ta­fel für Pater Vic­tor Dillard.

Die Gedenk­ta­fel im ein­fa­chen Bil­der­rah­men zeigt eine Foto­gra­fie des Pries­ters und einen län­ge­ren Text, der erklärt:

Die Inschrift

In die­ser Kapel­le feierte
Pater Vic­tor Dillard
am 10.Oktober  1943
sei­ne ers­te hei­li­ge Mes­se in Wuppertal.

Gebo­ren wur­de er am 24.Dezember 1897 in Blois.
1920 trat er in den Jesui­ten­or­den ein
und wur­de 1931 zum Pries­ter geweiht.
Sein beson­de­res Inter­es­se galt der Jugendarbeit
sowie der sozia­len Fragen.
Zahl­rei­che Rei­sen boten ihm die Möglichkeit,
ande­re Län­der kennenzulernen.
Wäh­rend des 2.Weltkrieges nahm er den Auf­ruf der
fran­zö­si­schen Bischö­fe zur Aus­lands­seel­sor­ge an.
Er ver­schaff­te sich gefälsch­te Papie­re und ging
als “Elek­tri­ker” nach Wuppertal.
So konn­te er den fran­zö­si­schen Fremd­ar­bei­tern nahe sein.
Neben sei­ner Tätig­keit als Elek­tri­ker betreu­te er sei­ne Lands­leu­te und
fei­er­te mit ihnen in die­ser Kran­ken­haus­ka­pel­le und
in ande­ren Kir­chen des Ber­gi­schen Lan­des Gottesdienste.
Eini­ge Wochen wohn­te er hier im St. — Josephs — Hospital.
Im April 1944 wur­de er denun­ziert und kam ins
Gesta­po-Gefäng­nis Bendahl.
Die Bor­ro­mäe­rin­nen des “Kapell­chen” sorg­ten auch dort
— so gut es mög­lich war — für ihn.
Am 12.November 1944 wur­de Pater Dil­lard — schon zer­mürbt von der
mona­te­lan­gen Haft — ins Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au eingewiesen.
Dort ist er am 12.Januar 1945 gestorben.
Sein Leich­nam wur­de unter der Häft­lings­num­mer 134064 im
Kre­ma­to­ri­um verbrannt.”


Im August 2005 wur­de an der Kir­che St. Kon­rad sowie im Janu­ar 2006 an der Schu­le Not­re-Dame des Aydes in Blois im Rah­men des katho­li­schen Welt­ju­gend­ta­ges eine wei­te­re Gedenk­ta­fel für Pére Dil­lard angebracht.

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Theodor-Körner-Denkmal

Am 24. August des Jah­res 1913 wur­de in den Bar­mer Anla­gen von der Dra­ma­ti­schen Ver­ei­ni­gung “Theo­dor Kör­ner” ein Denk­mal für den Dich­ter ein­ge­weiht, des­sen Namen die Ver­ei­ni­gung trug. Die 1891 gegrün­de­te Ver­ei­ni­gung mit im Schnitt 20 Mit­glie­dern hat­te seit ihrer Grün­dung für die Errich­tung des Denk­mals gespart.
Das Theo­dor-Kör­ner-Denk­mal im August 1940. Samm­lung Unte­re Denk­mal­be­hör­de, Nr. 2748.

Der 1791 in Dres­den gebo­re­ne Theo­dor Kör­ner war Schrift­stel­ler und hat­te sich 1813 dem Lützow’schen Frei­corps ange­schlos­sen, um an den Befrei­ungs­kämp­fen gegen Napo­le­on teil­zu­neh­men. Zu die­ser Zeit war er bereits als Dich­ter bekannt. Sein Eltern­haus hat­te zahl­rei­che Bekann­schaf­ten mit den Schrift­stel­lern der Zeit, so unter ande­rem Nova­lis, Wil­helm und Alex­an­der von Hum­boldt, Goe­the, Kleist und Schil­ler, der sogar ein Zeit lang im Haus des Vaters leb­te. Wäh­rend des Feld­zugs schrieb er zahl­rei­che Gedich­te, die rasch bekannt wur­den und vom Corps gesun­gen wur­den. Am 26. August 1813 fiel er bei Gadebusch.

Zwei Tage vor dem 100.Todestag des Dich­ters wur­de in den Bar­mer Anla­gen “an der Weg­bie­gung im Fischer­tal” in der Ulmen­al­lee das Denk­mal des Bar­mer Bild­hau­ers Carl Moritz Schrei­ner ein­ge­weiht. Es zeigt, nach der Beschrei­bung des Künstlers,
“[…] die Gestalt des vom hei­li­gen Feu­er durch­glüh­ten Dich­ter­jüng­lings, der als Frei­heits­kämp­fer sei­ne hohe Sen­dung in die Tat umsetz­te […]. Kühn auf­schie­ßend aus der gela­ger­ten Trep­pen­an­la­ge reckt sich der Stein­pfei­ler, der die Gestalt eines Bar­den mit Lei­er und Schwert trägt. Und die­ser Pfei­ler ist über­zo­gen von den hin­rei­ßen­den Ver­sen des Freiheitsdichters

Du Schwert an mei­ner Linken
Was soll dein heim­lich Blin­ken?“1


Fei­er­lich­kei­ten am 125.Todestag Theo­dor Kör­ners. Ent­nom­men aus: Stadt-Anzei­ger für Wup­per­tal und Umge­bung vom 26.08.1938.

Die Ver­wen­dung von Ley­er und Schwert als Attri­bu­te der Figur geht ver­mut­lich auf den Titel der Samm­lung der vater­län­di­schen Kriegs- und Frei­heits­lie­der zurück, die unter dem Namen “Ley­er und Schwert” nach dem Tod Kör­ners her­aus­ge­ge­ben wor­den waren. Neben der Figur des Dich­ter­jüng­li­nigs zeig­te das Denk­mal an dem hohen und schma­len Obe­lisk aus Eifel­tuff­stein noch ein bron­ze­nes Medail­lon Körners.

Das Denk­mal war nicht unum­strit­ten, zeig­te die Figur den Jüng­ling doch recht ent­blößt. So bemerk­te denn auch eine Zei­tung, dass es bei den Fest­steil­neh­mern bei der Ein­wei­hung betrof­fe­nes Schwie­gen und Kichern gab und dass Väter den Weg bei ihren Spa­zier­gän­gen mit der Fami­li­en fort­an mie­den und die Bota­ni­sier­gän­ge der höhe­ren Töch­ter­schu­le ande­re Gebie­te aufsuchten.

Im März 1923 wur­de das Medail­lon gestoh­len und im Novem­ber 1929 von der Stadt ersetzt. Im Juli 1939 stand im Stadt­rat eine Besei­ti­gung der als anstö­ßig emp­fun­de­nen Figur zur Debat­te. Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Denk­mal zer­stört und die Über­res­te im April 1959 ent­fernt.2


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Mahnmal für verstorbene Drogenabhängige

Seit 1998 ist der 21.Juli der Natio­na­le Gedenk­tag für ver­stor­be­ne Dro­gen­ab­hän­gi­ge. Aus die­sem Anlass plan­te der frü­he­re Mit­ar­bei­ter der Dro­gen­hil­fe Gleis 1, Gerd Gött­mann,  als Teil der Abschluss­ar­beit sei­ner Aus­bil­dung zum Gestalt­the­ra­peu­ten 1999 mit Kli­en­ten und Kli­en­tin­nen am Döp­pers­berg eine Akti­on. Stei­ne wur­den mit ver­schie­de­nen Far­ben grun­diert und anschlie­ßend mit den Namen von ver­stor­be­nen Weg­ge­fähr­ten, Freun­den und Ver­wand­ten beschrie­ben. Am 21.Juli 1999 wur­de aus den Stei­nen eine Mau­er auf der “Plat­te” in der Fuß­gän­ger­zo­ne errich­tet und mit wei­te­ren Namen ver­se­hen. Nach Abschluss der Akti­on kamen die Stei­ne dann zur Ein­rich­tung “Gleis 1” am Döp­pers­berg, wo sie zunächst im Halb­kreis vor dem ehe­ma­li­gen Bahn­hofs­ge­bäu­de auf­ge­stellt wur­den. Dort wur­den sie aber beschä­digt und der Halb­kreis zer­stört.1


Das Mahn­mal für ver­stor­be­ne Dro­gen­ab­hän­gi­ge am Café der Dro­gen­hil­fe Gleis 1.

Anläss­lich des Som­mer­fes­tes am 7.August 1999 wur­de das Mahn­mal an die Haus­wand gemau­ert.2 Ver­mut­lich zum glei­chen Zeit­punkt wur­de dort von der Eltern­in­itia­ti­ve für akzep­tie­ren­de Dro­gen­ar­beit und huma­ne Dro­gen­po­li­tik Wup­per­tal (Por­trait der  Wup­per­ta­ler Rund­schau) eine Mes­sing­ta­fel angebracht.


Die Mes­sing­ta­fel der Elterninitiative.

Die Inschrift lautet:

Dro­gen­kon­su­men­tIn­nen, Ange­hö­ri­ge und FreundInnen
erin­nern mit die­sen Steinen
an die ver­stor­be­nen Drogenabhängigen
der letz­ten 10 Jah­re in Wuppertal
21.Juli 1999”


Die Schrift der 88 Stei­ne ist nicht bestän­dig und wird immer wie­der durch neue Namen ergänzt. Eine Erhö­hung oder Erwei­te­rung der Mau­er ist aus Grün­den des Denk­mal­schut­zes nicht mög­lich.3

Ferdinand-Freiligrath-Gedenktafel

Am 15.Mai 1912 wur­de am Haus von Karl Ufer in der Luthe­ri­schen Kirch­stra­ße 4 (heu­te Zäh­rin­ger­stra­ße) eine Gedenk­ta­fel für den Dich­ter Fer­di­nand Frei­li­grath ent­hüllt. Die­ser war im Jahr 1837 nach Bar­men gekom­men, um bei der Fir­ma J.P. von Eynern als Buch­hal­ter zu arbei­ten. Gleich­zei­tig ver­öf­fent­lich­te der aus Soest stam­men­de Frei­li­grath sei­ne ers­ten Gedich­te im “Deut­schen Musen­al­ma­nach”. Nach­dem er bereits zuvor fünf Jah­re in Ams­ter­dam gelebt hat­te, war er im 27.000 Ein­woh­ner gro­ße Bar­men zunächst nicht glück­lich und schimpf­te in Brie­fen über das “ver­ma­le­dei­te, pro­sai­sche, klein­städ­ti­sche, dün­kel­haf­te Nest”. Nach­dem er inner­halb Bar­mens noch ein­mal umge­zo­gen war — in das “Demrath’sche Haus” auf der Wert­her Stra­ße 21- ging Frei­li­grath 1839 nach Unkel am Rhein und begann dort ein Leben als frei­er Schrift­stel­ler. Auch wenn sei­ne Zeit im Wup­per­tal eher kurz war, ver­gaß man ihn nicht und im Jahr 1867, als sich Frei­li­grath im Exil in finan­zi­el­len Nöten befand, ver­fass­te Ernst von Eynern, Sohn des frü­he­ren Chefs Frei­li­graths, in der “Gar­ten­lau­be” einen Auf­ruf zu einer “Dota­ti­on”, zu dem Emil Rit­ters­haus einen poe­ti­schen Appell bei­steu­er­te. Am 30.Januar 1869 zeig­te sich in der Abrech­nung der Erfolg der Akti­on, 58.444 Taler, 8 Sil­ber­gro­schen und 9 Pfen­ni­ge waren gespen­det wor­den und ermög­lich­ten die Rück­kehr Frei­li­graths nach Deutsch­land. Auf die glei­che Wei­se, näm­lich mit pri­va­tem Spen­den, wur­de die bron­ze­ne Gedenk­ta­fel finan­ziert, die der Bild­hau­er Wil­helm Gies­ecke schuf.1


Die Gedenk­ta­fel für Fer­di­nand Frei­li­grath. Ent­nom­men aus: Bar­mer Zei­tung vom 22.Juni 1935.

Sie zeigt, umkränzt von Eichen­blät­tern das Reli­ef des Dich­ters und dar­un­ter die Inschrift:

“Fer­di­nand
Freiligrath
wohn­te 1837–1839
in die­sem Hause”

Fer­di­nand Frei­li­grath starb am 18.März 1876 in Cann­stadt. Die Gedenk­ta­fel wur­de im Zwei­ten Welt­krieg zerstört.


Reinhart-Schmidt-Gedenktafel

Die von der Fami­lie Schmidt gestif­te­te Schutz­hüt­te auf der Hardt zwi­schen Bota­ni­schem Gar­ten und Kinderspielhaus.

Als sich Ende der 1950er Jah­re her­aus­stell­te, dass das Rein­hart-Schmidt-Denk­mal auf der Hardt nicht mehr geret­tet wer­den konn­te, da die Schä­den des Krie­ges zu groß waren, ent­schlos­sen sich die Ange­hö­ri­gen der Fami­lie Schmidt, der Hardt eine Schutz­hüt­te zu spen­den, die 1959 fer­tig gestellt wur­de. Am Frei­tag, dem 14.August 1964, wur­de eine im Auf­trag der Stadt Wup­per­tal vom Bild­hau­er Fritz Ber­nuth ent­wor­fe­ne Gedenk­ta­fel aus Bron­ze am Haus ange­bracht und enthüllt.


Die Gedenk­ta­fel.

Die unre­gel­mä­ßig geform­te Bron­ze­ta­fel zeigt ein Reli­ef Rein­hart Schmidts und die Inschrift: 1

“Rein­hart
Schmidt
* 14.6.1838 † 21.10.1909
Dem För­de­rer der
Hardtanlage”

Rein­hardt Schmidt wur­de am 14.Juni 1838 in Sprock­hö­vel gebo­ren. Sein Vater, Peter Lud­wig Schmidt, besaß ein Eisen­han­dels­ge­schäft am Kip­dorf. Er selbst grün­de­te 1869 in Elber­feld eine Brief­um­schlag­fa­brik. 1873 wur­de er zum Stadt­ver­ord­ne­ten gewählt und blieb es bis zu sei­nem Tod mit einer Unter­bre­chung von sie­ben Jah­ren. 1881 zog er als Abge­ord­ne­ter für den Kreis Elber­feld-Bar­men in den Reichs­tag ein und war von 1895–1900 Vize­prä­si­dent die­ses Par­la­ments. Er war vor allem auf dem Gebiet der Sozi­al­po­li­tik tätig und arbei­te­te an der Gesetz­ge­bung zur Gewer­be­ord­nung, der Unfall­ver­si­che­rung und der Inva­li­den­ver­si­che­rung mit. In sei­ner Hei­mat­stadt Elber­feld sorg­te er dafür, dass die Hardt mit sei­nen und den Mit­teln von Freun­den um 32.000 Qua­drat­me­ter erwei­tert und zum Park aus­ge­baut wer­den konn­te. 1905 spen­de­te er die Mit­tel für den Bau der Wal­d­er­ho­lungs­stät­te im Burg­holz. Am 21.Oktober 1909 starb Rein­hart Schmidt in Elber­feld. Sei­ne Fir­ma fei­er­te 1970 ihr 100jähriges Bestehen und wur­de 1998 von der „Wolf-Bau­wens-Grup­pe“ über­nom­men. Die­se wur­de wie­der­um 2000 durch die schwe­di­sche Bong Grup­pe über­nom­men und seit­dem fir­miert die Fir­ma an der Indus­trie­stra­ße 77 als deren deut­sche Nie­der­las­sung unter dem Namen Bong GmbH.2


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Reinhart-Schmidt-Denkmal

Am 25. Novem­ber 1911, einem Sams­tag, weih­te der Hardt­ver­ein das Denk­mal für Rein­hart Schmidt ein. Die­ser war Mit­be­grün­der, Vor­sit­zen­der und Ehren­vor­sit­zen­der des Hardt­ver­eins gewe­sen und hat­te sich unter ande­rem in die­sen Funk­tio­nen um den Auf­bau und die Erwei­te­rung des Elber­fel­der Parks ver­dient gemacht.
Das Rein­hart-Schmidt-Denk­mal auf der west­li­chen Hardt ober­halb des Ber­gi­schen Hau­ses. Foto aus dem Nach­lass des Bild­hau­ers Wil­helm Neu­mann-Tor­borg, NDS 92, Stadt­ar­chiv Wuppertal.

Das Denk­mal mit drei­stu­fi­gem Vor­bau zeig­te auf einem Sockel eine Bron­ze­büs­te von Rein­hart Schmidt, die der Elber­fel­der Bild­hau­er Wil­helm Neu­mann-Tor­borg geschaf­fen hat­te. Zwei Lor­beer­krän­ze aus Bron­ze und eine Tafel mit einer Inschrift ver­voll­stän­dig­ten das Denk­mal. Die Wid­mung dar­auf lau­te­te ver­mut­lich (ohne dass wir die Aus­ge­stal­tung kennen):

“Dem För­de­rer und Meh­rer der Hardt­an­la­gen, dem um das Gemein­wohl hoch­ver­dien­ten Mit­bür­ger Rein­hart Schmidt
Hardtverein”
Die Bron­ze­büs­te des Denkmals.

Rein­hardt Schmidt wur­de am 14.Juni 1838 in Sprock­hö­vel gebo­ren. Sein Vater, Peter Lud­wig Schmidt, besaß ein Eisen­han­dels­ge­schäft am Kip­dorf. Er selbst grün­de­te 1869 in Elber­feld eine Brief­um­schlag­fa­brik. 1873 wur­de er zum Stadt­ver­ord­ne­ten gewählt und blieb es bis zu sei­nem Tod mit einer Unter­bre­chung von sie­ben Jah­ren. 1881 zog er als Abge­ord­ne­ter für den Kreis Elber­feld-Bar­men in den Reichs­tag ein und war von 1895–1900 Vize­prä­si­dent die­ses Par­la­ments. Er war vor allem auf dem Gebiet der Sozi­al­po­li­tik tätig und arbei­te­te an der Gesetz­ge­bung zur Gewer­be­ord­nung, der Unfall­ver­si­che­rung und der Inva­li­den­ver­si­che­rung mit. In sei­ner Hei­mat­stadt Elber­feld sorg­te er dafür, dass die Hardt mit sei­nen und den Mit­teln von Freun­den um 32.000 Qua­drat­me­ter erwei­tert und zum Park aus­ge­baut wer­den konn­te. 1905 spen­de­te er die Mit­tel für den Bau der Wal­d­er­ho­lungs­stät­te im Burg­holz. Am 21.Oktober 1909 starb Rein­hart Schmidt in Elber­feld. Sei­ne Fir­ma fei­er­te 1970 ihr 100jähriges Bestehen und wur­de 1998 von der „Wolf-Bau­wens-Grup­pe“ über­nom­men. Die­se wur­de wie­der­um 2000 durch die schwe­di­sche Bong Grup­pe über­nom­men und seit­dem fir­miert die Fir­ma an der Indus­trie­stra­ße 77 als deren deut­sche Nie­der­las­sung unter dem Namen Bong GmbH.


Am 10.Juli 2012 konn­te ich die Bron­ze­büs­te bei der Bong GmbH foto­gra­fi­ern. Vie­len Dank dafür an Wolf­gang Schrei­ber. Beschä­di­gun­gen (s.u.) sind nicht zu erkennen.

An der rech­ten Sei­te fin­det sich unten die Signa­tur des Bildhauers.

1923 wur­de die Bron­ze­büs­te beschä­digt und sicher­ge­stellt. Spä­ter kam sie in das Kasi­no der Fir­ma Rein­hardt Schmidt GmbH und ist heu­te noch am Fir­men­stand­ort vor­han­den, aller­dings spä­tes­tens seit den Über­nah­men nicht mehr ausgestellt.


Post­kar­te des Denk­mals nach 1924. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 2.11.2

1924 schuf der Bild­hau­er Erich Cleff nach dem Vor­bild Neu­mann-Tor­borgs eine Mar­mor­büs­te als Ersatz. Das Denk­mal wur­de ver­än­dert, womög­lich auch an einen ande­ren Stand­ort ver­setzt und bestand nun aus einem schmuck­lo­sen oben abge­stuf­ten Sockel mit fol­gen­der Inschrift an der Vorderseite:

Dem För­de­rer
der Hardtanlagen
unserem
um das Gemeinwohl
ver­dien­ten Mitbürger
Rein­hart Schmidt
der Hardtverein
1911”


1951 befand sich das Denk­mal noch auf der Hardt, aller­dings war es beschä­digt. 1955 woll­te Dr. Wer­ner Schmidt mit einer Spen­de das Denk­mal wie­der instand­set­zen, was aber offen­bar auf­grund der Schä­den nicht durch­ge­führt wur­de. Statt­des­sen wur­de 1959 mit Mit­teln der Fami­lie Schmidt eine Schutz­hüt­te auf der Hardt errich­tet und an die­ser 1964 die Rein­hart-Schmidt-Gedenk­ta­fel ange­bracht. Die Mar­mor­büs­te wur­de sicher­ge­stellt und angeb­lich ins Von der Heydt-Muse­um gebracht.1 Dort ist sie aber nicht mehr (oder war nie dort)[2]2, ihr Ver­bleib ist ungeklärt.

Wie bei vie­len Denk­mä­lern auf der Hardt ist auch hier die Posi­ti­on des Denk­mals nicht genau zu bestimmen.


Gedenktafel für im Dienst getötete Polizisten

Als am 1. Dezem­ber 2000 im Poli­zei­prä­si­di­um die Gedenk­ta­fel für den Poli­zei­be­am­ten Paul Kre­ber fei­er­lich ein­ge­weiht wur­de, wur­de am glei­chen Tag im sel­ben Flur eine Gedenk­ta­fel der Öffent­lich­keit über­ge­ben, die an drei im Dienst getö­te­te Poli­zis­ten erin­nert. Die Tafel ist das Ergeb­nis von Kri­tik aus Rei­hen der Poli­zei an der Anbrin­gung von zwei mah­nen­den Gedenk­ta­fel zur NS-Zeit, ohne dass die nähe­re Ver­gan­gen­heit der Poli­zei­ar­beit mit einem Erin­ne­rungs­zei­chen berück­sich­tigt wur­de.1


Die Gedenk­ta­fel für im Dienst getö­te­te Poli­zis­ten. Lei­der ist auf­grund der Aus­füh­rung in Glas und der Licht­si­tua­ti­on die Qua­li­tät der Bil­der nicht optimal.

Die Gedenk­ta­fel aus Glas in Form eines quer­lie­gen­den Kreu­zes wur­de wie die Gedenk­ta­fel für Paul Kre­ber vom Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb NRW, dem Eigen­tü­mer des Poli­zei­prä­si­di­ums, gestal­tet und finan­ziert. Sie zeigt unter der Inschrift:

Sie wur­den in Aus­übung ihres Diens­tes Opfer von Gewalttaten”

drei Foto­gra­fien der Beam­ten, ihre Unter­schrift, den Namen, das Geburts- und Todes­da­tum. Von links nach rechts wird so die­sen drei Kol­le­gen gedacht:
Karl Sewing 13.06.1912 — 08.11.1965.

Der 54jährige Poli­zei­meis­ter Karl Sewing wur­de am 8. Novem­ber 1965 in Rem­scheid getö­tet, als er und sein Kol­le­ge, der den Strei­fen­wa­gen fuhr, um 5 Uhr mor­gens einen Mann stell­ten, nach dem sie zwei Schüs­se gehört hat­ten. Als Sewing den Mann mit vor­ge­hal­te­ner Dienst­waf­fe auf­for­der­te, sei­ne Pis­to­le nie­der­zu­le­gen, schoss der “schwer vor­be­straf­te Kri­mi­nel­le” durch das Fens­ter fünf bis sie­ben­mal2 auf den Poli­zis­ten, der im städ­ti­schen Kli­ni­kum3 starb.4 Die Tat geschah an der Ein­mün­dung der Stra­ße “Zum Greu­el” auf die Len­ne­per Stra­ße.5 Einen Tag spä­ter wur­de der flüch­ti­ge 30jährige Täter fest­ge­nom­men und Haft­be­fehl erlas­sen. Die Obduk­ti­on des Leich­nams Sewings ergab, dass zwei der drei Schüs­se, die ihn tra­fen töd­lich waren, einer drang ins Herz ein, der ande­re traf die Brust­schlag­ader.6


Horst Fied­ler 04.05.1953 — 24.04.1999

Der 45jährige Kri­mi­nal­haupt­kom­mis­sar Horst Fied­ler war Rausch­gift­fahn­der und wur­de am 24. April 1999 in Solin­gen Auf­der­hö­he bei einer Fest­nah­me erschos­sen. Er lei­te­te an die­sem Tag die Obser­va­ti­on eines 49jährigen Dea­lers und die anschlie­ßen­de Fest­nah­me. Ohne Vor­war­nung eröff­ne­te der Ver­däch­ti­ge durch die geschlos­se­ne Woh­nungs­tür in einem Mehr­fa­mi­li­en­haus das Feu­er auf die Beam­ten. Horst Fied­ler brach töd­lich getrof­fen zusam­men, ein 35jähriger Kol­le­ge wur­de ange­schos­sen, konn­te das Feu­er aber noch erwi­dern. Der Täter flüch­te­te trotz eines Ober­schen­kel­steck­schus­ses über den Bal­kon. Eine Groß­fahn­dung wur­de aus­ge­löst. Der Ver­däch­ti­ge flüch­te­te zunächst in eine 150m ent­fern­te Gara­ge und erzwang am Abend mit Waf­fen­ge­walt Zutritt zu einem Haus und nahm die Bewoh­ne­rin als Gei­sel, ließ sie aber spä­ter frei. Am Mit­tag des fol­gen­den Sonn­tags wur­de er von den Beam­ten des SEK über­wäl­tigt und fest­ge­nom­men. Horst Fied­ler hin­ter­ließ zwei Kin­der.7


Kirs­ten Späing­haus-Flick 28.07.73 — 27.02.2000

Die 26jährige Poli­zei­ober­meis­te­rin8 Kirs­ten Späing­haus-Flick wur­de am 27.Februar 2000 bei einem Bezie­hungs­streit zwi­schen einem 27jährigen Maze­do­ni­er und sei­ner Frau getö­tet. Die Ehe­frau des Täters hat­te die Poli­zei von einer Tele­fon­zel­le um Hil­fe geru­fen.9 Beim Ein­tref­fen der Poli­zei war die Frau ver­schwun­den. Bei Kon­trol­le eines BMW an der Ecke Albert-Tha­er-Stra­ße/Rönt­gen­stra­ße tra­fen die Poli­zis­ten auf den Ehe­mann, ohne dies zu wis­sen. Der Täter riss die Fah­rer­tür von Späing­haus-Flick auf und atta­ckier­te die Poli­zis­tin mit einem 30cm lan­gen Mes­ser. Der Beam­te auf dem Bei­fah­rer­sitz sprang aus dem Wagen und stopp­te den Täter mit einem Schuss in den Ober­schen­kel, nach­dem die­ser der Auf­for­de­rung, das Mes­ser abzu­le­gen nicht nach­ge­kom­men war. Späing­haus-Flick, deren Ehe­mann eben­falls bei der Rem­schei­der Poli­zei arbei­te­te, ver­starb kur­ze Zeit spä­ter an ihren Ver­let­zun­gen.10 Am 2.März 2003 fand unter gro­ßer Anteil­nah­me die Bestat­tung in Len­nep statt, über 1000 Poli­zis­ten gaben der getö­te­ten Kol­le­gin das letz­te Geleit, auch NRW-Innen­mi­nis­ter Fritz Beh­rens nahm an der Trau­er­fei­er teil.11

Am Tat­ort erin­nert ein ein­fa­ches Holz­kreuz an den Tod der jun­gen Poli­zis­tin, für das Schü­ler des benach­bar­ten Rönt­gen-Gym­na­si­ums die Paten­schaft für die Pfle­ge des Kreu­zes über­nom­men haben.12 Am 27.Februar 2003 wur­de im Foy­er der Poli­zei­in­spek­ti­on Rem­scheid eine Gedenk­ta­fel für Kirs­ten Späing­haus-Flick und Karl Sewing ein­ge­weiht. Ein Foto von ihr fin­det sich auf www.corsipo.de 13


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Jahn-Gedenktafel auf dem Sportplatz Schönebeck

Von die­ser Gedenk­ta­fel ist kei­ne Abbil­dung bekannt.

Am 2. Juli 1911 wur­de in Bar­men das Wald­fest gefei­ert und auf dem städ­ti­schen Turn­platz auf dem Sport­platz in der Schö­ne­beck eine Turn­schutz­hüt­te ein­ge­weiht. An die­sem Tag erin­ner­te man auch an den 100.Jahrestag der Eröff­nung des ers­ten Turn­plat­zes in der Ber­li­ner Hasen­hei­de durch Turn­va­ter Fried­rich Lud­wig Jahn (am  19. Juni 1811) und ent­hüll­te nach der Fest­re­de des Stadt­ver­ord­ne­ten Ernst Ves­per eine Bron­ze­pla­ket­te des Bild­hau­ers Wil­helm Gies­ecke, die in der Mit­te der Front der Schutz­hüt­te ange­bracht war. Sie zeig­te ein Reli­ef­bild­nis Jahns, das von Eichen­zwei­gen umrahmt war, dar­über waren die Jah­res­zah­len 1811 und 1911 zu sehen, dar­un­ter das Bar­mer Wap­pen und das vier­fa­che F der deut­schen Tur­ner­schaft. Dar­un­ter wie­der­um folg­te die Widmung:


Dem Gedächt­nis Friedr. Lud­wig Jahns
die deut­sche Turnerschaft”


Der Vor­sit­zen­de der deut­schen Tur­ner­schaft, Leh­rer August Stel­ling, dank­te den Spen­dern aus den Rei­hen der Tur­nern und den ande­ren Mit­wir­ken­den für das Gelin­gen des Werks. Der Bei­geord­ne­te Schwart­ner über­nahm Schutz­hüt­te und Gedenk­ta­fel in die Obhut der Stadt.1
Wann die Schutz­hüt­te und die Gedenk­ta­fel ent­fernt wur­den, lässt sich nicht mehr ermitteln.

Paul-Kreber-Gedenktafel

Die­ser Ein­trag wur­de am 4. Juli 2012 mit Hil­fe einer neu­en Quel­le (Micha­el Okroy, „… 8 Zigeu­ner­fa­mi­li­en aus der Sied­lung abge­holt.“ Bruch­stü­cke einer Ver­fol­gungs­ge­schich­te der Sin­ti und Roma aus Wup­per­tal, in: Karo­la Frings und Ulrich F. Opfer­manmn (Hg.), Zigeu­ner­ver­fol­gung im Rhein­land und in West­fa­len 1933–1945. Geschich­te, Auf­ar­bei­tung und Erin­ne­rung, Pader­born 2012, S. 279–300.) über­ar­bei­tet. In die­ser fin­den Inter­es­sier­te auch Infor­ma­tio­nen zur Quellenproblematik.

Am 1. Dezem­ber 2000 wur­de im Poli­zei­prä­si­di­um Wup­per­tal eine glä­ser­ne Gedenk­ta­fel für den Poli­zei­be­am­ten Paul Kre­ber ein­ge­weiht. Jener hat­te in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus die Sin­ti-Fami­lie Weiss und wei­te­re Sin­tis vor der Depor­ta­ti­on geret­tet.1


Gedenk­ta­fel für den Poli­zis­ten Paul Kreber.

Paul Kre­ber wur­de am 10. April 1910 im loth­rin­gi­schen Dieden­ho­fen gebo­ren und absol­vier­te von 1919 bis 1924 die katho­li­sche Volks­schu­le in Bar­men.2 Anfang der 1930er Jah­re fand er eine Anstel­lung bei der Reichs­post in der neu­en Stadt Wup­per­tal, zuvor hat­te einen mehr­jäh­ri­gen Mili­tär­dienst abge­leis­tet. Spä­ter (1939, 3) bewarb er sich bei der Poli­zei und wur­de als Kri­mi­nal-Assis­tent-Anwär­ter ein­ge­stellt und 1941 als Beam­ter in den Erken­nungs­dienst über­nom­men. Hier wur­de ihm die Über­wa­chung und Kon­trol­le der in der NS-Ideo­lo­gie als “ras­si­sche min­der­wer­tig” ange­se­he­nen Sin­ti und Roma zuge­teilt, die damals noch all­ge­mein “Zigeu­ner” genannt wur­den.4

Die Fami­lie Weiß war im Jahr 1939 aus Gel­sen­kir­chen nach Wup­per­tal gekom­men, wo Hugo Weiss direkt eine Anstel­lung fand und die jün­ge­ren Söh­ne einen katho­li­schen Kin­der­gar­ten besuch­ten. Der neun­jäh­ri­ge Paul Weiß absol­vier­te erfolg­reich die Auf­nah­me­prü­fung am Bar­mer Kon­ser­va­to­ri­um. Die Her­kunft der Fami­lie als Sin­ti war nicht offen­sicht­lich. Die Fami­li­en Weiss und Kre­ber leb­ten zunächst in der Nach­bar­schaft und so tra­fen sich Mar­ga­re­the Kre­ber und Anto­nie Weiß zufäl­lig beim Ein­kau­fen. Hugo Weiss ent­schloss sich, zur Siche­rung des Über­le­bens sei­ner Fami­lie sich mit dem für “Zigeu­ner­an­ge­le­gen­hei­ten” zustän­di­gen Kom­mis­sar “anzu­freun­den”. Aus die­ser geziel­ten und zweck­dien­li­chen Kon­takt­auf­nah­me erwuchs eine freund­schaft­li­che Bezie­hung.5


Im Dezem­ber 1942 befahl Reichs­füh­rer-SS Himm­ler die Depor­ta­ti­on der noch im Reich befind­li­chen Sin­ti und Roma in das Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz-Bir­ken­au. Am 3. März 1943 kam die­ser Befehl in Wup­per­tal zur Aus­füh­rung und neun Fami­li­en wur­den per LKW aus städ­ti­schen Not­un­ter­künf­ten ins Gefäng­nis am Ben­dahl gebracht und von dort zum Bahn­hof. Fami­lie Weiss mit den Söh­nen Paul, Johann, Arnold, Rigo­bert und Hel­mut war aller­dings von der Depor­ta­ti­ons­lis­te gestri­chen wor­den — ver­mut­lich von Paul Kre­ber, der auch eine ande­re Fami­lie warn­te, sodass sie unter­tau­chen konn­te und ande­ren Aus­län­der­päs­se für das besetz­te, aber weni­ger gefähr­de­te Frank­reich ver­schaff­te.6 Kre­ber stell­te den Weiss’ ein gutes Leu­munds­zeug­nis aus, sodass man sich in Ber­lin dazu ent­schied, statt einer Depor­ta­ti­on eine Zwangs­ste­ri­li­sa­ti­on durch­zu­füh­ren. Die Bom­ben­an­grif­fe auf Wup­per­tal im Mai und Juni 1943 ver­hin­der­ten dies jedoch. Anto­nie Weiss wur­de mit den Kin­dern nach Thü­rin­gen eva­ku­iert, wäh­rend Hugo wei­ter in der kriegs­wich­ti­gen Fir­ma Espen­lau­hb arbei­te­te.7 Paul Kre­ber wur­de aus­ge­bombt und ließ sich nach Metz ver­set­zen, wohin er die sie­ben­köp­fi­ge Fami­lie Weiss nach­hol­te und ihnen eine Woh­nung und eine Arbeit im einem Wan­der­zir­kus ver­schaff­te.8 Nach einer Denun­zia­ti­on wur­de Hugo und Anto­nie Weiss von Kri­mi­nal­po­li­zei ver­haf­tet und in einem Straß­bur­ger Kran­ken­haus zwangs­ste­ri­li­siert.9 In den Kriegs­wir­ren ver­lor man sich aus den Augen — Paul Kre­ber wur­de nach Wup­per­tal zurück­ver­setzt — und traf sich 1946 wie­der. Fami­lie Weiss hat­te fast alle Ver­wand­te in Aus­sch­witz ver­lo­ren.10 Die Fami­li­en sind bis heu­te eng befreun­det11 und so ist es kein Wun­der, dass Hel­mut, Paul und Johann Weiss bei der Ein­wei­hung der Gedenk­ta­fel zuge­gen waren und zusam­men für Onkel Paul auf Gei­ge, Kla­vier und Akkor­de­on musi­zier­ten.12


Auch nach dem Krieg setz­te sich Paul Kre­ber unter ande­rem in Wie­der­gut­ma­chungs­ver­fah­ren für Sin­ti und Roma ein. 1966 schied er krank­heits­be­dingt aus dem Poli­zei­dienst aus.13 Unter den Kol­le­gen hat­te er auf­grund sei­nes freund­schaft­li­chen Umgangs mit den Sin­ti und Roma den Spitz­na­men “Zigeu­ner Paul”, den er bereits zur NS-Zeit erhal­ten hat­te, sodass der Mut die­ses Man­nes noch ein­mal höher ein­zu­schät­zen ist, da er sicher­lich genau beob­ach­tet wur­de. 1988, ein Jahr vor sei­nem Tod, erhielt Paul Kre­ber auf Bestre­ben der Fami­lie Weiss und des Zen­tral­rats der Deut­schen Sin­ti und Roma das Bun­des­ver­dienst­s­kreuz für sei­nen Mut, die inner­halb des NS-Ver­fol­gungs­ap­pa­ra­tes vor­han­de­nen Spiel­räu­me für huma­nes Han­deln auch zu nut­zen.14 Nach­dem er lan­ge Jah­re in Bey­en­burg gelebt hat­te, zog er 1984 an den Boden­see, wo er 1989 ver­starb und in Wup­per­tal in Ver­ges­sen­heit geriet.15

Als aber im Som­mer 2000 eine Wel­le rechts­ra­di­ka­ler und ras­sis­ti­scher Gewalt ein­setz­te, begann man sich für Bei­spie­le von Zivil­cou­ra­ge zu inter­es­sie­ren.16 Der Wup­per­ta­ler His­to­ri­ker Micha­el Okroy, Mit­ar­bei­ter der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge, war bereits auf die Taten von “Onkel Paul” auf­merk­sam gemacht wor­den und initi­ier­te nun die Stif­tung einer Gedenk­ta­fel im Poli­zei­prä­si­di­um.17
Zur Ein­wei­hung erschie­nen nicht nur, wie bereits erwähnt, die Brü­der Hel­mut, Johann und Paul Weiss, son­dern auch Paul Kre­bers Toch­ter, die mit den Brü­dern Weiss befreun­det ist und Kre­bers Enke­lin, sowie Micha­el Okroy, Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Hans Kre­men­dahl und der Haus­herr, Poli­zei­prä­si­dent Klaus Koeh­ler. Neben dem musi­ka­li­schen Andenken erin­ner­te Johann Weiss in einer Anspra­che an Paul Kre­ber.18
Die Gedenk­ta­fel von vorne.

Die Gestal­tung der Gedenk­ta­fel oblag dem Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb des Lan­des NRW, der auch die Kos­ten hier­für als Eigen­tü­mer des Gebäu­des über­nahm. Das Foto stammt von der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge, die auch die Inschrift ver­fass­te.19 Die Gedenk­ta­fel besteht aus Glas und zeigt ein sti­li­sier­tes Kreuz aus einer ein­fa­chen waa­ge­rech­ten Linie und einer senk­rech­ten Dop­pel­li­nie. Oben links ist ein Foto Paul Kre­bers zu sehen, dar­un­ter sein Name und das Geburts- und Ster­be­jahr. Unten rechts fin­det sich die Inschrift:


Die Inschrift.

            “Paul Kreber

war von 1940 bis 1943
beim Erken­nungs­dienst der
Kri­mi­nal­po­li­zei im
Poli­zei­prä­si­di­um Wuppertal
tätig.

Unter Ein­satz sei­nes Lebens
und des sei­ner Fami­lie be-
wahr­te er im Früh­jahr 1943
meh­re­re Wup­per­ta­ler Sinti-
Fami­li­en vor der Deportation
in das Vernichtungslager
Ausch­witz-Bir­ken­au, indem er
Befeh­le nicht aus­führ­te, Ver-
ste­cke beschaff­te und den
Ver­folg­ten zur Flucht ver-
half.

1988 wur­de Paul Kre­ber auf
Vor­schlag des Zentralrats
der deut­schen Sin­ti und Roma
das Bundesverdienstkreuz
verliehen.

Sein aus­ser­or­dent­lich mutiges
Han­deln soll uns allen zum
Vor­bild für Zivil­cou­ra­ge und
Mensch­lich­keit dienen.”


Am sel­ben Tag wur­de im glei­chen Flur eine Gedenk­ta­fel für im Dienst gestor­be­ne Poli­zis­ten der Öffent­lich­keit ohne Zere­mo­nie über­ge­ben. Sie ist eine Reak­ti­on auf Kri­tik aus den Rei­hen der Poli­zei, dass nun zwei Tafeln an die NS-Zeit erin­nern und mah­nen, aber die jün­ge­re Geschich­te der Poli­zis­ten ver­ges­sen werde.