Fotografie des Brunnens vor 1926. Entnommen aus: Deutschlands Städtebau, Barmen, bearbeitet und herausgegeben im Auftrag des Oberbürgermeisters vom Beigeordneten Stadtbaurat Köhler, 2.Auflage, 1926, S.50. Dort fälschlich der Schule Kreuzstraße zugeordnet.
1914 wurde der Schulhof der 1903/04 errichteten Evangelischen Volksschule Eichenstraße — heute ist hier die städt. Gemeinschaftsgrundschule Eichenstraße beheimatet — erweitert. Das dafür notwendige Grundstück wurde bereits 1908 von Johann Jakob Bredt erworben. Der neue Schulhof erhielt als Schmuck einen kleinen Trinkbrunnen aus Muschelkalk. Er besteht aus einem achteckigen Brunnenbecken mit einem Durchmesser von 2,5 Metern, das an der Außenseite Medaillons mit Tiermotiven trug, und einem das Brunnenbecken um drei Meter überragenden Obelisken. Am inneren Rand des Brunnenbeckens sprudelte aus feinen Düsen Wasser hervor.1
Der Brunnen heute. Er steht noch, sprudelt aber nicht mehr.Der Zustand ist aber alles in allem…… miserabel.
Am 12. Januar 2002, dem 57.Todestag Victor Dillards, wurde an der Wand zur Hauskapelle im Krankenhaus St.Josef in Elberfeld eine kleine, einfache Gedenktafel für den Jesuiten-Pater Victor Dillard in Anwesenheit von Werner Zimmermann, dem Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates St. Antonius, dem Barmer Dechant Günter Stein, Herbert Ottersbach und Schwester Oberin Hildegarde (sic!) angebracht.1
Victor Dillard wurde am 24. Dezember 1897 in Blois (Département Loir-et-Cher) geboren. Im Alter von 12 Jahren besuchte er die Schule Notre-Dame des Aydes in Blois. Nachdem er im Ersten Weltkrieg als Soldat diente, trat er 1920 den Jesuiten bei. Studien zur den Wirtschaftswissenschaften führten den jungen Jesuiten nach Großbritannien, Österreich und Deutschland. Im Jahr 1931 zelebrierte er seine erste Messe in der Kapelle des Internats und Gymnasiums Notre-Dame des Aydes und arbeitete anschließend als Geistlicher in einem Haus des Ordens, wo er auch Studenten betreute. Außerdem betrieb er weiter seine Studien und traf im Weißen Haus in Washington den amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er wieder Soldat in der französischen Armee, wurde gefangen genommen und konnte fliehen.2 Danach entschloss er sich angesichts des Aufrufs französischer Bischöfe zur Auslandsseelsorge (siehe Text der Gedenktafel), um damit seinen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppten Landsleuten zu helfen. Er nahm als Elektriker getarnt im Oktober 1943 (siehe Text der Gedenktafel) einen Job bei der Wuppertaler Dampfkessel- und Apparatebaufabrik Siller & Jamart auf Hatzfeld3 an. Neben seiner Arbeit dort kommunizierte er mit französischen Kriegsgefangenen und feierte Gottesdienste, unter anderem in der Kapelle des Krankenhauses St.Josef.4 Im April 1944 (siehe Text der Gedenktafel) wurde er verraten und kam ins Polizeigefängnis Bendahl, wo er unter anderem mit Maria Husemann und Hans Carls in Kontakt kam. Am 12.November 1944 wurde er ins KZ Dachau gebracht, wo er am 12 Januar 1945 an einer Krankheit in Folge der Lagerbedingungen starb.5
Die Gedenktafel für Pater Victor Dillard.
Die Gedenktafel im einfachen Bilderrahmen zeigt eine Fotografie des Priesters und einen längeren Text, der erklärt:
Die Inschrift
“In dieser Kapelle feierte
Pater Victor Dillard
am 10.Oktober 1943
seine erste heilige Messe in Wuppertal.
Geboren wurde er am 24.Dezember 1897 in Blois.
1920 trat er in den Jesuitenorden ein
und wurde 1931 zum Priester geweiht.
Sein besonderes Interesse galt der Jugendarbeit
sowie der sozialen Fragen.
Zahlreiche Reisen boten ihm die Möglichkeit,
andere Länder kennenzulernen.
Während des 2.Weltkrieges nahm er den Aufruf der
französischen Bischöfe zur Auslandsseelsorge an.
Er verschaffte sich gefälschte Papiere und ging
als “Elektriker” nach Wuppertal.
So konnte er den französischen Fremdarbeitern nahe sein.
Neben seiner Tätigkeit als Elektriker betreute er seine Landsleute und
feierte mit ihnen in dieser Krankenhauskapelle und
in anderen Kirchen des Bergischen Landes Gottesdienste.
Einige Wochen wohnte er hier im St. — Josephs — Hospital.
Im April 1944 wurde er denunziert und kam ins
Gestapo-Gefängnis Bendahl.
Die Borromäerinnen des “Kapellchen” sorgten auch dort
— so gut es möglich war — für ihn.
Am 12.November 1944 wurde Pater Dillard — schon zermürbt von der
monatelangen Haft — ins Konzentrationslager Dachau eingewiesen.
Dort ist er am 12.Januar 1945 gestorben.
Sein Leichnam wurde unter der Häftlingsnummer 134064 im
Krematorium verbrannt.”
Im August 2005 wurde an der Kirche St. Konrad sowie im Januar 2006 an der Schule Notre-Dame des Aydes in Blois im Rahmen des katholischen Weltjugendtages eine weitere Gedenktafel für Pére Dillard angebracht.
Am 24. August des Jahres 1913 wurde in den Barmer Anlagen von der Dramatischen Vereinigung “Theodor Körner” ein Denkmal für den Dichter eingeweiht, dessen Namen die Vereinigung trug. Die 1891 gegründete Vereinigung mit im Schnitt 20 Mitgliedern hatte seit ihrer Gründung für die Errichtung des Denkmals gespart.
Das Theodor-Körner-Denkmal im August 1940. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2748.
Der 1791 in Dresden geborene Theodor Körner war Schriftsteller und hatte sich 1813 dem Lützow’schen Freicorps angeschlossen, um an den Befreiungskämpfen gegen Napoleon teilzunehmen. Zu dieser Zeit war er bereits als Dichter bekannt. Sein Elternhaus hatte zahlreiche Bekannschaften mit den Schriftstellern der Zeit, so unter anderem Novalis, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Goethe, Kleist und Schiller, der sogar ein Zeit lang im Haus des Vaters lebte. Während des Feldzugs schrieb er zahlreiche Gedichte, die rasch bekannt wurden und vom Corps gesungen wurden. Am 26. August 1813 fiel er bei Gadebusch.
Zwei Tage vor dem 100.Todestag des Dichters wurde in den Barmer Anlagen “an der Wegbiegung im Fischertal” in der Ulmenallee das Denkmal des Barmer Bildhauers Carl Moritz Schreiner eingeweiht. Es zeigt, nach der Beschreibung des Künstlers,
“[…] die Gestalt des vom heiligen Feuer durchglühten Dichterjünglings, der als Freiheitskämpfer seine hohe Sendung in die Tat umsetzte […]. Kühn aufschießend aus der gelagerten Treppenanlage reckt sich der Steinpfeiler, der die Gestalt eines Barden mit Leier und Schwert trägt. Und dieser Pfeiler ist überzogen von den hinreißenden Versen des Freiheitsdichters
Du Schwert an meiner Linken
Was soll dein heimlich Blinken?“1
Feierlichkeiten am 125.Todestag Theodor Körners. Entnommen aus: Stadt-Anzeiger für Wuppertal und Umgebung vom 26.08.1938.
Die Verwendung von Leyer und Schwert als Attribute der Figur geht vermutlich auf den Titel der Sammlung der vaterländischen Kriegs- und Freiheitslieder zurück, die unter dem Namen “Leyer und Schwert” nach dem Tod Körners herausgegeben worden waren. Neben der Figur des Dichterjünglinigs zeigte das Denkmal an dem hohen und schmalen Obelisk aus Eifeltuffstein noch ein bronzenes Medaillon Körners.
Das Denkmal war nicht unumstritten, zeigte die Figur den Jüngling doch recht entblößt. So bemerkte denn auch eine Zeitung, dass es bei den Feststeilnehmern bei der Einweihung betroffenes Schwiegen und Kichern gab und dass Väter den Weg bei ihren Spaziergängen mit der Familien fortan mieden und die Botanisiergänge der höheren Töchterschule andere Gebiete aufsuchten.
Im März 1923 wurde das Medaillon gestohlen und im November 1929 von der Stadt ersetzt. Im Juli 1939 stand im Stadtrat eine Beseitigung der als anstößig empfundenen Figur zur Debatte. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal zerstört und die Überreste im April 1959 entfernt.2
Seit 1998 ist der 21.Juli der Nationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige. Aus diesem Anlass plante der frühere Mitarbeiter der Drogenhilfe Gleis 1, Gerd Göttmann, als Teil der Abschlussarbeit seiner Ausbildung zum Gestalttherapeuten 1999 mit Klienten und Klientinnen am Döppersberg eine Aktion. Steine wurden mit verschiedenen Farben grundiert und anschließend mit den Namen von verstorbenen Weggefährten, Freunden und Verwandten beschrieben. Am 21.Juli 1999 wurde aus den Steinen eine Mauer auf der “Platte” in der Fußgängerzone errichtet und mit weiteren Namen versehen. Nach Abschluss der Aktion kamen die Steine dann zur Einrichtung “Gleis 1” am Döppersberg, wo sie zunächst im Halbkreis vor dem ehemaligen Bahnhofsgebäude aufgestellt wurden. Dort wurden sie aber beschädigt und der Halbkreis zerstört.1
Das Mahnmal für verstorbene Drogenabhängige am Café der Drogenhilfe Gleis 1.
“DrogenkonsumentInnen, Angehörige und FreundInnen
erinnern mit diesen Steinen
an die verstorbenen Drogenabhängigen
der letzten 10 Jahre in Wuppertal
21.Juli 1999”
Die Schrift der 88 Steine ist nicht beständig und wird immer wieder durch neue Namen ergänzt. Eine Erhöhung oder Erweiterung der Mauer ist aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich.3
Am 15.Mai 1912 wurde am Haus von Karl Ufer in der Lutherischen Kirchstraße 4 (heute Zähringerstraße) eine Gedenktafel für den Dichter Ferdinand Freiligrath enthüllt. Dieser war im Jahr 1837 nach Barmen gekommen, um bei der Firma J.P. von Eynern als Buchhalter zu arbeiten. Gleichzeitig veröffentlichte der aus Soest stammende Freiligrath seine ersten Gedichte im “Deutschen Musenalmanach”. Nachdem er bereits zuvor fünf Jahre in Amsterdam gelebt hatte, war er im 27.000 Einwohner große Barmen zunächst nicht glücklich und schimpfte in Briefen über das “vermaledeite, prosaische, kleinstädtische, dünkelhafte Nest”. Nachdem er innerhalb Barmens noch einmal umgezogen war — in das “Demrath’sche Haus” auf der Werther Straße 21- ging Freiligrath 1839 nach Unkel am Rhein und begann dort ein Leben als freier Schriftsteller. Auch wenn seine Zeit im Wuppertal eher kurz war, vergaß man ihn nicht und im Jahr 1867, als sich Freiligrath im Exil in finanziellen Nöten befand, verfasste Ernst von Eynern, Sohn des früheren Chefs Freiligraths, in der “Gartenlaube” einen Aufruf zu einer “Dotation”, zu dem Emil Rittershaus einen poetischen Appell beisteuerte. Am 30.Januar 1869 zeigte sich in der Abrechnung der Erfolg der Aktion, 58.444 Taler, 8 Silbergroschen und 9 Pfennige waren gespendet worden und ermöglichten die Rückkehr Freiligraths nach Deutschland. Auf die gleiche Weise, nämlich mit privatem Spenden, wurde die bronzene Gedenktafel finanziert, die der Bildhauer Wilhelm Giesecke schuf.1
Die Gedenktafel für Ferdinand Freiligrath. Entnommen aus: Barmer Zeitung vom 22.Juni 1935.
Sie zeigt, umkränzt von Eichenblättern das Relief des Dichters und darunter die Inschrift:
“Ferdinand
Freiligrath
wohnte 1837–1839
in diesem Hause”
Ferdinand Freiligrath starb am 18.März 1876 in Cannstadt. Die Gedenktafel wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Die von der Familie Schmidt gestiftete Schutzhütte auf der Hardt zwischen Botanischem Garten und Kinderspielhaus.
Als sich Ende der 1950er Jahre herausstellte, dass das Reinhart-Schmidt-Denkmal auf der Hardt nicht mehr gerettet werden konnte, da die Schäden des Krieges zu groß waren, entschlossen sich die Angehörigen der Familie Schmidt, der Hardt eine Schutzhütte zu spenden, die 1959 fertig gestellt wurde. Am Freitag, dem 14.August 1964, wurde eine im Auftrag der Stadt Wuppertal vom Bildhauer Fritz Bernuth entworfene Gedenktafel aus Bronze am Haus angebracht und enthüllt.
Die Gedenktafel.
Die unregelmäßig geformte Bronzetafel zeigt ein Relief Reinhart Schmidts und die Inschrift: 1
“Reinhart
Schmidt
* 14.6.1838 † 21.10.1909
Dem Förderer der
Hardtanlage”
Reinhardt Schmidt wurde am 14.Juni 1838 in Sprockhövel geboren. Sein Vater, Peter Ludwig Schmidt, besaß ein Eisenhandelsgeschäft am Kipdorf. Er selbst gründete 1869 in Elberfeld eine Briefumschlagfabrik. 1873 wurde er zum Stadtverordneten gewählt und blieb es bis zu seinem Tod mit einer Unterbrechung von sieben Jahren. 1881 zog er als Abgeordneter für den Kreis Elberfeld-Barmen in den Reichstag ein und war von 1895–1900 Vizepräsident dieses Parlaments. Er war vor allem auf dem Gebiet der Sozialpolitik tätig und arbeitete an der Gesetzgebung zur Gewerbeordnung, der Unfallversicherung und der Invalidenversicherung mit. In seiner Heimatstadt Elberfeld sorgte er dafür, dass die Hardt mit seinen und den Mitteln von Freunden um 32.000 Quadratmeter erweitert und zum Park ausgebaut werden konnte. 1905 spendete er die Mittel für den Bau der Walderholungsstätte im Burgholz. Am 21.Oktober 1909 starb Reinhart Schmidt in Elberfeld. Seine Firma feierte 1970 ihr 100jähriges Bestehen und wurde 1998 von der „Wolf-Bauwens-Gruppe“ übernommen. Diese wurde wiederum 2000 durch die schwedische Bong Gruppe übernommen und seitdem firmiert die Firma an der Industriestraße 77 als deren deutsche Niederlassung unter dem Namen Bong GmbH.2
Am 25. November 1911, einem Samstag, weihte der Hardtverein das Denkmal für Reinhart Schmidt ein. Dieser war Mitbegründer, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Hardtvereins gewesen und hatte sich unter anderem in diesen Funktionen um den Aufbau und die Erweiterung des Elberfelder Parks verdient gemacht.
Das Reinhart-Schmidt-Denkmal auf der westlichen Hardt oberhalb des Bergischen Hauses. Foto aus dem Nachlass des Bildhauers Wilhelm Neumann-Torborg, NDS 92, Stadtarchiv Wuppertal.
Das Denkmal mit dreistufigem Vorbau zeigte auf einem Sockel eine Bronzebüste von Reinhart Schmidt, die der Elberfelder Bildhauer Wilhelm Neumann-Torborg geschaffen hatte. Zwei Lorbeerkränze aus Bronze und eine Tafel mit einer Inschrift vervollständigten das Denkmal. Die Widmung darauf lautete vermutlich (ohne dass wir die Ausgestaltung kennen):
“Dem Förderer und Mehrer der Hardtanlagen, dem um das Gemeinwohl hochverdienten Mitbürger Reinhart Schmidt
Hardtverein”
Die Bronzebüste des Denkmals.
Reinhardt Schmidt wurde am 14.Juni 1838 in Sprockhövel geboren. Sein Vater, Peter Ludwig Schmidt, besaß ein Eisenhandelsgeschäft am Kipdorf. Er selbst gründete 1869 in Elberfeld eine Briefumschlagfabrik. 1873 wurde er zum Stadtverordneten gewählt und blieb es bis zu seinem Tod mit einer Unterbrechung von sieben Jahren. 1881 zog er als Abgeordneter für den Kreis Elberfeld-Barmen in den Reichstag ein und war von 1895–1900 Vizepräsident dieses Parlaments. Er war vor allem auf dem Gebiet der Sozialpolitik tätig und arbeitete an der Gesetzgebung zur Gewerbeordnung, der Unfallversicherung und der Invalidenversicherung mit. In seiner Heimatstadt Elberfeld sorgte er dafür, dass die Hardt mit seinen und den Mitteln von Freunden um 32.000 Quadratmeter erweitert und zum Park ausgebaut werden konnte. 1905 spendete er die Mittel für den Bau der Walderholungsstätte im Burgholz. Am 21.Oktober 1909 starb Reinhart Schmidt in Elberfeld. Seine Firma feierte 1970 ihr 100jähriges Bestehen und wurde 1998 von der „Wolf-Bauwens-Gruppe“ übernommen. Diese wurde wiederum 2000 durch die schwedische Bong Gruppe übernommen und seitdem firmiert die Firma an der Industriestraße 77 als deren deutsche Niederlassung unter dem Namen Bong GmbH.
Am 10.Juli 2012 konnte ich die Bronzebüste bei der Bong GmbH fotografiern. Vielen Dank dafür an Wolfgang Schreiber. Beschädigungen (s.u.) sind nicht zu erkennen.An der rechten Seite findet sich unten die Signatur des Bildhauers.
1923 wurde die Bronzebüste beschädigt und sichergestellt. Später kam sie in das Kasino der Firma Reinhardt Schmidt GmbH und ist heute noch am Firmenstandort vorhanden, allerdings spätestens seit den Übernahmen nicht mehr ausgestellt.
Postkarte des Denkmals nach 1924. Stadtarchiv Wuppertal, 2.11.2
1924 schuf der Bildhauer Erich Cleff nach dem Vorbild Neumann-Torborgs eine Marmorbüste als Ersatz. Das Denkmal wurde verändert, womöglich auch an einen anderen Standort versetzt und bestand nun aus einem schmucklosen oben abgestuften Sockel mit folgender Inschrift an der Vorderseite:
“Dem Förderer
der Hardtanlagen
unserem
um das Gemeinwohl
verdienten Mitbürger
Reinhart Schmidt
der Hardtverein
1911”
1951 befand sich das Denkmal noch auf der Hardt, allerdings war es beschädigt. 1955 wollte Dr. Werner Schmidt mit einer Spende das Denkmal wieder instandsetzen, was aber offenbar aufgrund der Schäden nicht durchgeführt wurde. Stattdessen wurde 1959 mit Mitteln der Familie Schmidt eine Schutzhütte auf der Hardt errichtet und an dieser 1964 die Reinhart-Schmidt-Gedenktafel angebracht. Die Marmorbüste wurde sichergestellt und angeblich ins Von der Heydt-Museum gebracht.1 Dort ist sie aber nicht mehr (oder war nie dort)[2]2, ihr Verbleib ist ungeklärt.
Wie bei vielen Denkmälern auf der Hardt ist auch hier die Position des Denkmals nicht genau zu bestimmen.
Als am 1. Dezember 2000 im Polizeipräsidium die Gedenktafel für den Polizeibeamten Paul Kreber feierlich eingeweiht wurde, wurde am gleichen Tag im selben Flur eine Gedenktafel der Öffentlichkeit übergeben, die an drei im Dienst getötete Polizisten erinnert. Die Tafel ist das Ergebnis von Kritik aus Reihen der Polizei an der Anbringung von zwei mahnenden Gedenktafel zur NS-Zeit, ohne dass die nähere Vergangenheit der Polizeiarbeit mit einem Erinnerungszeichen berücksichtigt wurde.1
Die Gedenktafel für im Dienst getötete Polizisten. Leider ist aufgrund der Ausführung in Glas und der Lichtsituation die Qualität der Bilder nicht optimal.
Die Gedenktafel aus Glas in Form eines querliegenden Kreuzes wurde wie die Gedenktafel für Paul Kreber vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, dem Eigentümer des Polizeipräsidiums, gestaltet und finanziert. Sie zeigt unter der Inschrift:
“Sie wurden in Ausübung ihres Dienstes Opfer von Gewalttaten”
drei Fotografien der Beamten, ihre Unterschrift, den Namen, das Geburts- und Todesdatum. Von links nach rechts wird so diesen drei Kollegen gedacht:
Karl Sewing 13.06.1912 — 08.11.1965.
Der 54jährige Polizeimeister Karl Sewing wurde am 8. November 1965 in Remscheid getötet, als er und sein Kollege, der den Streifenwagen fuhr, um 5 Uhr morgens einen Mann stellten, nach dem sie zwei Schüsse gehört hatten. Als Sewing den Mann mit vorgehaltener Dienstwaffe aufforderte, seine Pistole niederzulegen, schoss der “schwer vorbestrafte Kriminelle” durch das Fenster fünf bis siebenmal2 auf den Polizisten, der im städtischen Klinikum3 starb.4 Die Tat geschah an der Einmündung der Straße “Zum Greuel” auf die Lenneper Straße.5 Einen Tag später wurde der flüchtige 30jährige Täter festgenommen und Haftbefehl erlassen. Die Obduktion des Leichnams Sewings ergab, dass zwei der drei Schüsse, die ihn trafen tödlich waren, einer drang ins Herz ein, der andere traf die Brustschlagader.6
Horst Fiedler 04.05.1953 — 24.04.1999
Der 45jährige Kriminalhauptkommissar Horst Fiedler war Rauschgiftfahnder und wurde am 24. April 1999 in Solingen Aufderhöhe bei einer Festnahme erschossen. Er leitete an diesem Tag die Observation eines 49jährigen Dealers und die anschließende Festnahme. Ohne Vorwarnung eröffnete der Verdächtige durch die geschlossene Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus das Feuer auf die Beamten. Horst Fiedler brach tödlich getroffen zusammen, ein 35jähriger Kollege wurde angeschossen, konnte das Feuer aber noch erwidern. Der Täter flüchtete trotz eines Oberschenkelsteckschusses über den Balkon. Eine Großfahndung wurde ausgelöst. Der Verdächtige flüchtete zunächst in eine 150m entfernte Garage und erzwang am Abend mit Waffengewalt Zutritt zu einem Haus und nahm die Bewohnerin als Geisel, ließ sie aber später frei. Am Mittag des folgenden Sonntags wurde er von den Beamten des SEK überwältigt und festgenommen. Horst Fiedler hinterließ zwei Kinder.7
Kirsten Späinghaus-Flick 28.07.73 — 27.02.2000
Die 26jährige Polizeiobermeisterin8 Kirsten Späinghaus-Flick wurde am 27.Februar 2000 bei einem Beziehungsstreit zwischen einem 27jährigen Mazedonier und seiner Frau getötet. Die Ehefrau des Täters hatte die Polizei von einer Telefonzelle um Hilfe gerufen.9 Beim Eintreffen der Polizei war die Frau verschwunden. Bei Kontrolle eines BMW an der Ecke Albert-Thaer-Straße/Röntgenstraße trafen die Polizisten auf den Ehemann, ohne dies zu wissen. Der Täter riss die Fahrertür von Späinghaus-Flick auf und attackierte die Polizistin mit einem 30cm langen Messer. Der Beamte auf dem Beifahrersitz sprang aus dem Wagen und stoppte den Täter mit einem Schuss in den Oberschenkel, nachdem dieser der Aufforderung, das Messer abzulegen nicht nachgekommen war. Späinghaus-Flick, deren Ehemann ebenfalls bei der Remscheider Polizei arbeitete, verstarb kurze Zeit später an ihren Verletzungen.10 Am 2.März 2003 fand unter großer Anteilnahme die Bestattung in Lennep statt, über 1000 Polizisten gaben der getöteten Kollegin das letzte Geleit, auch NRW-Innenminister Fritz Behrens nahm an der Trauerfeier teil.11
Am Tatort erinnert ein einfaches Holzkreuz an den Tod der jungen Polizistin, für das Schüler des benachbarten Röntgen-Gymnasiums die Patenschaft für die Pflege des Kreuzes übernommen haben.12 Am 27.Februar 2003 wurde im Foyer der Polizeiinspektion Remscheid eine Gedenktafel für Kirsten Späinghaus-Flick und Karl Sewing eingeweiht. Ein Foto von ihr findet sich auf www.corsipo.de13
Von dieser Gedenktafel ist keine Abbildung bekannt.
Am 2. Juli 1911 wurde in Barmen das Waldfest gefeiert und auf dem städtischen Turnplatz auf dem Sportplatz in der Schönebeck eine Turnschutzhütte eingeweiht. An diesem Tag erinnerte man auch an den 100.Jahrestag der Eröffnung des ersten Turnplatzes in der Berliner Hasenheide durch Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (am 19. Juni 1811) und enthüllte nach der Festrede des Stadtverordneten Ernst Vesper eine Bronzeplakette des Bildhauers Wilhelm Giesecke, die in der Mitte der Front der Schutzhütte angebracht war. Sie zeigte ein Reliefbildnis Jahns, das von Eichenzweigen umrahmt war, darüber waren die Jahreszahlen 1811 und 1911 zu sehen, darunter das Barmer Wappen und das vierfache F der deutschen Turnerschaft. Darunter wiederum folgte die Widmung:
“Dem Gedächtnis Friedr. Ludwig Jahns
die deutsche Turnerschaft”
Der Vorsitzende der deutschen Turnerschaft, Lehrer August Stelling, dankte den Spendern aus den Reihen der Turnern und den anderen Mitwirkenden für das Gelingen des Werks. Der Beigeordnete Schwartner übernahm Schutzhütte und Gedenktafel in die Obhut der Stadt.1
Wann die Schutzhütte und die Gedenktafel entfernt wurden, lässt sich nicht mehr ermitteln.
Dieser Eintrag wurde am 4. Juli 2012 mit Hilfe einer neuen Quelle (Michael Okroy, „… 8 Zigeunerfamilien aus der Siedlung abgeholt.“ Bruchstücke einer Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma aus Wuppertal, in: Karola Frings und Ulrich F. Opfermanmn (Hg.), Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn 2012, S. 279–300.) überarbeitet. In dieser finden Interessierte auch Informationen zur Quellenproblematik.
Am 1. Dezember 2000 wurde im Polizeipräsidium Wuppertal eine gläserne Gedenktafel für den Polizeibeamten Paul Kreber eingeweiht. Jener hatte in der Zeit des Nationalsozialismus die Sinti-Familie Weiss und weitere Sintis vor der Deportation gerettet.1
Gedenktafel für den Polizisten Paul Kreber.
Paul Kreber wurde am 10. April 1910 im lothringischen Diedenhofen geboren und absolvierte von 1919 bis 1924 die katholische Volksschule in Barmen.2 Anfang der 1930er Jahre fand er eine Anstellung bei der Reichspost in der neuen Stadt Wuppertal, zuvor hatte einen mehrjährigen Militärdienst abgeleistet. Später (1939, 3) bewarb er sich bei der Polizei und wurde als Kriminal-Assistent-Anwärter eingestellt und 1941 als Beamter in den Erkennungsdienst übernommen. Hier wurde ihm die Überwachung und Kontrolle der in der NS-Ideologie als “rassische minderwertig” angesehenen Sinti und Roma zugeteilt, die damals noch allgemein “Zigeuner” genannt wurden.4
Die Familie Weiß war im Jahr 1939 aus Gelsenkirchen nach Wuppertal gekommen, wo Hugo Weiss direkt eine Anstellung fand und die jüngeren Söhne einen katholischen Kindergarten besuchten. Der neunjährige Paul Weiß absolvierte erfolgreich die Aufnahmeprüfung am Barmer Konservatorium. Die Herkunft der Familie als Sinti war nicht offensichtlich. Die Familien Weiss und Kreber lebten zunächst in der Nachbarschaft und so trafen sich Margarethe Kreber und Antonie Weiß zufällig beim Einkaufen. Hugo Weiss entschloss sich, zur Sicherung des Überlebens seiner Familie sich mit dem für “Zigeunerangelegenheiten” zuständigen Kommissar “anzufreunden”. Aus dieser gezielten und zweckdienlichen Kontaktaufnahme erwuchs eine freundschaftliche Beziehung.5
Im Dezember 1942 befahl Reichsführer-SS Himmler die Deportation der noch im Reich befindlichen Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Am 3. März 1943 kam dieser Befehl in Wuppertal zur Ausführung und neun Familien wurden per LKW aus städtischen Notunterkünften ins Gefängnis am Bendahl gebracht und von dort zum Bahnhof. Familie Weiss mit den Söhnen Paul, Johann, Arnold, Rigobert und Helmut war allerdings von der Deportationsliste gestrichen worden — vermutlich von Paul Kreber, der auch eine andere Familie warnte, sodass sie untertauchen konnte und anderen Ausländerpässe für das besetzte, aber weniger gefährdete Frankreich verschaffte.6 Kreber stellte den Weiss’ ein gutes Leumundszeugnis aus, sodass man sich in Berlin dazu entschied, statt einer Deportation eine Zwangssterilisation durchzuführen. Die Bombenangriffe auf Wuppertal im Mai und Juni 1943 verhinderten dies jedoch. Antonie Weiss wurde mit den Kindern nach Thüringen evakuiert, während Hugo weiter in der kriegswichtigen Firma Espenlauhb arbeitete.7 Paul Kreber wurde ausgebombt und ließ sich nach Metz versetzen, wohin er die siebenköpfige Familie Weiss nachholte und ihnen eine Wohnung und eine Arbeit im einem Wanderzirkus verschaffte.8 Nach einer Denunziation wurde Hugo und Antonie Weiss von Kriminalpolizei verhaftet und in einem Straßburger Krankenhaus zwangssterilisiert.9 In den Kriegswirren verlor man sich aus den Augen — Paul Kreber wurde nach Wuppertal zurückversetzt — und traf sich 1946 wieder. Familie Weiss hatte fast alle Verwandte in Ausschwitz verloren.10 Die Familien sind bis heute eng befreundet11 und so ist es kein Wunder, dass Helmut, Paul und Johann Weiss bei der Einweihung der Gedenktafel zugegen waren und zusammen für Onkel Paul auf Geige, Klavier und Akkordeon musizierten.12
Auch nach dem Krieg setzte sich Paul Kreber unter anderem in Wiedergutmachungsverfahren für Sinti und Roma ein. 1966 schied er krankheitsbedingt aus dem Polizeidienst aus.13 Unter den Kollegen hatte er aufgrund seines freundschaftlichen Umgangs mit den Sinti und Roma den Spitznamen “Zigeuner Paul”, den er bereits zur NS-Zeit erhalten hatte, sodass der Mut dieses Mannes noch einmal höher einzuschätzen ist, da er sicherlich genau beobachtet wurde. 1988, ein Jahr vor seinem Tod, erhielt Paul Kreber auf Bestreben der Familie Weiss und des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma das Bundesverdienstskreuz für seinen Mut, die innerhalb des NS-Verfolgungsapparates vorhandenen Spielräume für humanes Handeln auch zu nutzen.14 Nachdem er lange Jahre in Beyenburg gelebt hatte, zog er 1984 an den Bodensee, wo er 1989 verstarb und in Wuppertal in Vergessenheit geriet.15
Als aber im Sommer 2000 eine Welle rechtsradikaler und rassistischer Gewalt einsetzte, begann man sich für Beispiele von Zivilcourage zu interessieren.16 Der Wuppertaler Historiker Michael Okroy, Mitarbeiter der Begegnungsstätte Alte Synagoge, war bereits auf die Taten von “Onkel Paul” aufmerksam gemacht worden und initiierte nun die Stiftung einer Gedenktafel im Polizeipräsidium.17
Zur Einweihung erschienen nicht nur, wie bereits erwähnt, die Brüder Helmut, Johann und Paul Weiss, sondern auch Paul Krebers Tochter, die mit den Brüdern Weiss befreundet ist und Krebers Enkelin, sowie Michael Okroy, Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl und der Hausherr, Polizeipräsident Klaus Koehler. Neben dem musikalischen Andenken erinnerte Johann Weiss in einer Ansprache an Paul Kreber.18
Die Gedenktafel von vorne.
Die Gestaltung der Gedenktafel oblag dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW, der auch die Kosten hierfür als Eigentümer des Gebäudes übernahm. Das Foto stammt von der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die auch die Inschrift verfasste.19 Die Gedenktafel besteht aus Glas und zeigt ein stilisiertes Kreuz aus einer einfachen waagerechten Linie und einer senkrechten Doppellinie. Oben links ist ein Foto Paul Krebers zu sehen, darunter sein Name und das Geburts- und Sterbejahr. Unten rechts findet sich die Inschrift:
Die Inschrift.
“Paul Kreber
war von 1940 bis 1943
beim Erkennungsdienst der
Kriminalpolizei im
Polizeipräsidium Wuppertal
tätig.
Unter Einsatz seines Lebens
und des seiner Familie be-
wahrte er im Frühjahr 1943
mehrere Wuppertaler Sinti-
Familien vor der Deportation
in das Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau, indem er
Befehle nicht ausführte, Ver-
stecke beschaffte und den
Verfolgten zur Flucht ver-
half.
1988 wurde Paul Kreber auf
Vorschlag des Zentralrats
der deutschen Sinti und Roma
das Bundesverdienstkreuz
verliehen.
Sein ausserordentlich mutiges
Handeln soll uns allen zum
Vorbild für Zivilcourage und
Menschlichkeit dienen.”
Am selben Tag wurde im gleichen Flur eine Gedenktafel für im Dienst gestorbene Polizisten der Öffentlichkeit ohne Zeremonie übergeben. Sie ist eine Reaktion auf Kritik aus den Reihen der Polizei, dass nun zwei Tafeln an die NS-Zeit erinnern und mahnen, aber die jüngere Geschichte der Polizisten vergessen werde.