Gedenktafel für im Dienst getötete Polizisten

Als am 1. Dezem­ber 2000 im Poli­zei­prä­si­di­um die Gedenk­ta­fel für den Poli­zei­be­am­ten Paul Kre­ber fei­er­lich ein­ge­weiht wur­de, wur­de am glei­chen Tag im sel­ben Flur eine Gedenk­ta­fel der Öffent­lich­keit über­ge­ben, die an drei im Dienst getö­te­te Poli­zis­ten erin­nert. Die Tafel ist das Ergeb­nis von Kri­tik aus Rei­hen der Poli­zei an der Anbrin­gung von zwei mah­nen­den Gedenk­ta­fel zur NS-Zeit, ohne dass die nähe­re Ver­gan­gen­heit der Poli­zei­ar­beit mit einem Erin­ne­rungs­zei­chen berück­sich­tigt wur­de.1


Die Gedenk­ta­fel für im Dienst getö­te­te Poli­zis­ten. Lei­der ist auf­grund der Aus­füh­rung in Glas und der Licht­si­tua­ti­on die Qua­li­tät der Bil­der nicht optimal.

Die Gedenk­ta­fel aus Glas in Form eines quer­lie­gen­den Kreu­zes wur­de wie die Gedenk­ta­fel für Paul Kre­ber vom Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb NRW, dem Eigen­tü­mer des Poli­zei­prä­si­di­ums, gestal­tet und finan­ziert. Sie zeigt unter der Inschrift:

Sie wur­den in Aus­übung ihres Diens­tes Opfer von Gewalttaten”

drei Foto­gra­fien der Beam­ten, ihre Unter­schrift, den Namen, das Geburts- und Todes­da­tum. Von links nach rechts wird so die­sen drei Kol­le­gen gedacht:
Karl Sewing 13.06.1912 — 08.11.1965.

Der 54jährige Poli­zei­meis­ter Karl Sewing wur­de am 8. Novem­ber 1965 in Rem­scheid getö­tet, als er und sein Kol­le­ge, der den Strei­fen­wa­gen fuhr, um 5 Uhr mor­gens einen Mann stell­ten, nach dem sie zwei Schüs­se gehört hat­ten. Als Sewing den Mann mit vor­ge­hal­te­ner Dienst­waf­fe auf­for­der­te, sei­ne Pis­to­le nie­der­zu­le­gen, schoss der “schwer vor­be­straf­te Kri­mi­nel­le” durch das Fens­ter fünf bis sie­ben­mal2 auf den Poli­zis­ten, der im städ­ti­schen Kli­ni­kum3 starb.4 Die Tat geschah an der Ein­mün­dung der Stra­ße “Zum Greu­el” auf die Len­ne­per Stra­ße.5 Einen Tag spä­ter wur­de der flüch­ti­ge 30jährige Täter fest­ge­nom­men und Haft­be­fehl erlas­sen. Die Obduk­ti­on des Leich­nams Sewings ergab, dass zwei der drei Schüs­se, die ihn tra­fen töd­lich waren, einer drang ins Herz ein, der ande­re traf die Brust­schlag­ader.6


Horst Fied­ler 04.05.1953 — 24.04.1999

Der 45jährige Kri­mi­nal­haupt­kom­mis­sar Horst Fied­ler war Rausch­gift­fahn­der und wur­de am 24. April 1999 in Solin­gen Auf­der­hö­he bei einer Fest­nah­me erschos­sen. Er lei­te­te an die­sem Tag die Obser­va­ti­on eines 49jährigen Dea­lers und die anschlie­ßen­de Fest­nah­me. Ohne Vor­war­nung eröff­ne­te der Ver­däch­ti­ge durch die geschlos­se­ne Woh­nungs­tür in einem Mehr­fa­mi­li­en­haus das Feu­er auf die Beam­ten. Horst Fied­ler brach töd­lich getrof­fen zusam­men, ein 35jähriger Kol­le­ge wur­de ange­schos­sen, konn­te das Feu­er aber noch erwi­dern. Der Täter flüch­te­te trotz eines Ober­schen­kel­steck­schus­ses über den Bal­kon. Eine Groß­fahn­dung wur­de aus­ge­löst. Der Ver­däch­ti­ge flüch­te­te zunächst in eine 150m ent­fern­te Gara­ge und erzwang am Abend mit Waf­fen­ge­walt Zutritt zu einem Haus und nahm die Bewoh­ne­rin als Gei­sel, ließ sie aber spä­ter frei. Am Mit­tag des fol­gen­den Sonn­tags wur­de er von den Beam­ten des SEK über­wäl­tigt und fest­ge­nom­men. Horst Fied­ler hin­ter­ließ zwei Kin­der.7


Kirs­ten Späing­haus-Flick 28.07.73 — 27.02.2000

Die 26jährige Poli­zei­ober­meis­te­rin8 Kirs­ten Späing­haus-Flick wur­de am 27.Februar 2000 bei einem Bezie­hungs­streit zwi­schen einem 27jährigen Maze­do­ni­er und sei­ner Frau getö­tet. Die Ehe­frau des Täters hat­te die Poli­zei von einer Tele­fon­zel­le um Hil­fe geru­fen.9 Beim Ein­tref­fen der Poli­zei war die Frau ver­schwun­den. Bei Kon­trol­le eines BMW an der Ecke Albert-Tha­er-Stra­ße/Rönt­gen­stra­ße tra­fen die Poli­zis­ten auf den Ehe­mann, ohne dies zu wis­sen. Der Täter riss die Fah­rer­tür von Späing­haus-Flick auf und atta­ckier­te die Poli­zis­tin mit einem 30cm lan­gen Mes­ser. Der Beam­te auf dem Bei­fah­rer­sitz sprang aus dem Wagen und stopp­te den Täter mit einem Schuss in den Ober­schen­kel, nach­dem die­ser der Auf­for­de­rung, das Mes­ser abzu­le­gen nicht nach­ge­kom­men war. Späing­haus-Flick, deren Ehe­mann eben­falls bei der Rem­schei­der Poli­zei arbei­te­te, ver­starb kur­ze Zeit spä­ter an ihren Ver­let­zun­gen.10 Am 2.März 2003 fand unter gro­ßer Anteil­nah­me die Bestat­tung in Len­nep statt, über 1000 Poli­zis­ten gaben der getö­te­ten Kol­le­gin das letz­te Geleit, auch NRW-Innen­mi­nis­ter Fritz Beh­rens nahm an der Trau­er­fei­er teil.11

Am Tat­ort erin­nert ein ein­fa­ches Holz­kreuz an den Tod der jun­gen Poli­zis­tin, für das Schü­ler des benach­bar­ten Rönt­gen-Gym­na­si­ums die Paten­schaft für die Pfle­ge des Kreu­zes über­nom­men haben.12 Am 27.Februar 2003 wur­de im Foy­er der Poli­zei­in­spek­ti­on Rem­scheid eine Gedenk­ta­fel für Kirs­ten Späing­haus-Flick und Karl Sewing ein­ge­weiht. Ein Foto von ihr fin­det sich auf www.corsipo.de 13


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Aus­kunft Begeg­nungs­stät­te Alte Synagoge
  2. Poli­zei­be­am­ter in Rem­scheid heu­te auf der Stra­ße erschos­sen, in: GA vom 8. Novem­ber 1965.
  3. Poli­zei­be­am­ter in Rem­scheid heu­te auf der Stra­ße erschos­sen, in: GA vom 8. Novem­ber 1965.
  4. Kri­po ist sicher: Schwe­rer Jun­ge erschoß Rem­schei­der Poli­zis­ten, in: GA vom 9. Novem­ber 1965.
  5. Poli­zei­be­am­ter in Rem­scheid heu­te auf der Stra­ße erschos­sen, in: GA vom 8. Novem­ber 1965.
  6. Todes­schüt­ze schweigt! in: GA vom 10. Novem­ber 1965.
  7. Nach Poli­zis­ten­mord: Ver­däch­ti­ger gefaßt, in: WZ vom 26. April 1999.
  8. Ein­trag zu Kirs­ten Späing­haus-Flick auf www.corsipo.de (abge­ru­fen am 10.06.2012)
  9. Poli­zis­ten nach Mes­ser­at­ten­tat unter Schock, WZ vom 01. März 2000.
  10. Ein­trag zu Kirs­ten Späing­haus-Flick auf www.corsipo.de (abge­ru­fen am 10.06.2012)
  11. Tho­mas Slot­win­ski, “Kirs­ten hat­te die Fähig­keit, viel Licht zu ver­brei­ten”, in: WZ vom 3. März 2000.
  12. Alex­an­dra Kemp, Schü­ler pfle­gen Gedenk­kreuz, in: RP-online, abge­ru­fen am 10.06.2012.
  13. Ein­trag zu Kirs­ten Späing­haus-Flick auf www.corsipo.de (abge­ru­fen am 10.06.2012)