Eiche zur Erinnerung an die Dreihundertjahr-Feier der Stadt Elberfeld

Nach­dem am 29.Juli 1910 im Rah­men der Fei­er des drei­hun­dert­jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der Stadt­rech­te Elber­felds die Vil­la Frei­tag und ihre Park­an­la­gen der Öffent­lich­keit über­ge­ben wor­den waren, folg­te ein Rund­gang durch die neu­en Anla­gen, der an einem baum­lo­sen Ron­dell ende­te. Ein gemisch­ter Kin­der­chor der Schu­le Troost­stra­ße sang vor den Fest­gäs­ten das Lied “In der Hei­mat ist es schön”, anschlie­ßend ergriff Rek­tor Lotz das Wort.
“Drei­hun­dert Jah­re sind im Leben unse­rer Stadt dahin. Da geziemt es sich wohl, einen Augen­blick inne zu hal­ten, im has­ten­den Trei­ben des All­tags­le­bens und bei der Jahr­hun­dert­wen­de am Lebens­we­ge unse­rer Stadt einen Merk­stein auf­zu­rich­ten, einen Aus­druck für das Erreich­te und zugleich den kom­men­den Geschlech­tern ein Wahr­zei­chen, es den Vätern gleich zu tun. Und wie könn­te das bes­ser gesche­hen als durch das Pflan­zen einer Eiche!”
Rek­tor Lotz bei der Anspra­che zur Ein­wei­hung der Eiche, die Reich geschmückt ist. Foto­gra­fie: Wal­ter Rich­ter. Ent­nom­men aus: Offi­zi­el­le Fest­wo­che zur Drei­hun­dert­jahr-Fei­er der Stadt Elber­feld, Heft III, 2.August 1910, S.6.

Anschlie­ßend pries der Rek­tor die Qua­li­tät einer Eiche und bezeich­ne­te sie im Voka­bu­lar der Zeit als “kern­deutsch”, “Sinn­bild unse­res Vol­kes”, die Ver­ei­ni­gung von Schön­heit, Stär­ke und Lebens­dau­er. Dann warb er dafür die Blü­te der Gegen­wart — die Jugend — zu pfle­gen, um dann spä­ter die Früch­te zu ern­ten. Sie sie die vor­nehms­te Sor­ge, aber auch “unse­re schöns­te Hoff­nung”. Mit dem heu­ti­gen Wis­sen aus­ge­stat­tet, wir­ken sol­che Wor­te ange­sichts zwei­er Welt­krie­ge und dem Völ­ker­mord der Natio­nal­so­zia­lis­ten wie blan­ker Hohn, doch sie ver­deut­li­chen, dass man im Elber­feld des Jah­res 1910 hoff­nungs­voll in die Zukunft blick­te. Die Zere­mo­nie ende­te mit einem drei­fa­chen Hoch­ruf auf die Jugend, wei­te­ren Hei­mat­lie­dern des Chors, einem von klei­nen Mäd­chen auf­ge­führ­ten Rei­gen und dem Vor­trag eines “sin­ni­gen” Gedichts, eben­falls von eini­gen “Klei­nen”.1

Die an die­sem Tag gepflanz­te Eiche erhielt an ihrer eiser­nen Umfrie­dung eine Pla­ket­te mit fol­gen­der Inschrift:
“Zur
Erin­ne­rung an die
Dreihundertjahrfeier
der Stadt Elberfeld
— 1910 -”

Die letz­te Zei­le ist auf dem Foto nicht mehr zu lesen, mög­li­cher­wei­se lau­tet sie: “Der Verschönerungsverein”.

Wo genau die Eiche aller­dings stand, ist unklar.


Auf die­sem Kar­ten­aus­schnitt aus dem Jahr 1913 ist zwi­schen Vil­la Frei­tag und Fried­richs­ber­ger Trep­pe ein ein­zeln ste­hen­der Baum ein­ge­zeich­net, der in einem Ron­dell steht. Ob es sich um die­se Eiche han­delt, ist unklar. Die Kül­len­hah­ner Stra­ße heißt heu­te Rhein­stra­ße. Aus­schnitt der Kar­te: “Anla­gen am Fried­richs­berg mit Vil­la Frey­tag”, Stadt Elber­feld 1913. Maß­stab 1:2500. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, Kar­ten­si­gna­tur: 30/83

Gene­ral-Anzei­ger vom 25.02.1956.

1956 ent­stand die­ses Bild. Es gehört zu einem Arti­kel des Gene­ral-Anzei­gers über den Fried­richs­berg. Hier wird die­se Eiche als Denk­mal für den Stif­ter des Plat­zes ober­halb des Sport­plat­zes, “H.von Böt­tin­ger” bezeich­net. Die Gedenk­ta­fel ist ver­schwun­den. Als Stand­ort nennt der Autor des Arti­kels den Bereich zwi­schen dem Denk­mal zum 25jährigen Jubi­lä­um des Elber­fel­der Ver­schö­ne­rungs­ver­eins auf dem Goe­the­platz und dem Sport­platz, was der Kar­te wider­spricht.2

Heu­te fin­det sich kei­ne Spur mehr von der Ein­frie­dung und der Eiche, es ist vom Grün­flä­chen- und Forst­amt nicht mehr zu ermit­teln, wann dies geschah. Der Bereich ist längst umge­stal­tet wor­den. 3

Im Rah­men der Drei­hun­dert­jahr­fei­er wur­den auch der Gold­schmie­de­brun­nen, der Gerech­tig­keits­brun­nen, die Gedenk­ta­fel für die gefal­le­nen Söh­ne der Stadt Elber­feld und der Brun­nen auf dem von der Heydt-Sport­platz eingeweiht.

Fußnoten:

  1. Offi­zi­el­le Fest­wo­che zur Drei­hun­dert­jahr-Fei­er der Stadt Elber­feld, Heft III, 2.August 1910, S.38 f.
  2. Gene­ral-Anzei­ger vom 25.02.1956.
  3. Aus­kunft Res­sort 103.32, per Email am 15.August 2012.