Der Brunnen am Schwarzen Mann auf einer Fotografie unbekannten Datums. Sammlung Historisches Zentrum 010/18/11.
Aus den Wuppertaler Adressbüchern der Jahre 1930 — 1942 stammt eine kleine Notiz, dass dieser Brunnen im Mai 1919 am Schwarzen Mann errichtet wurde. Der Name des Ortes stammt von einer kleiner Straße zwischen der Augustastraße und der Ronsdorfer Straße, die wiederum nach eine großen, freistehenden Linde in der Distelbeck benannt wurde, die man “Schwarzer Mann” nannte.
Die Brunnenschale überstand den Zweiten Weltkrieg und die Umgestaltung des Areals beim Neubau der Ronsdorfer Straße mit dem Bau der Blankstraße zum Kleeblatt und steht heute am Ende eines Weges zur Dürer- und Augustastraße in der Grünanlage am Uellenberg neben dem Kinderspielplatz.1
Die Brunnenschale nahe der Ronsdorfer Straße.
“Am 8. Juli 1871 wurde den aus dem Feldzuge heimkehrenden Mitgliedern vom Verein ein festlicher Empfang bereitet. […] Den Heldentod starben die Turner Jul. Mattheis bei dem Sturm auf St. Privat und Heinr. Edelhoff bei dem Ausfall aus Metz; ihnen zum bleibenden Andenken wurde eine Gedenktafel angefertigt, die noch heute, im Vereinslokal hängend, die Mitglieder an ihre im Felde gebliebenen Turngenossen erinnert.“1
Das Vereinslokal befand sich wohl damals noch im Saal der Gastwirtschaft des Jean Lueg am Altenmarkt (heute die Alte Freiheit von der Hofaue bis Turmhof/Schöne Gasse), während die Turnsäle und ‑hallen oft gewechselt wurden.2 Den Auftrag zur Gestaltung der Ehrentafel erhielt der Bildhauer Schweissfurth.3 Wann genau die Gedenktafel eingeweiht wurde, ist unklar. Ruth Meyer-Kahrweg4 geht davon aus, dass die 1879 geschah, da in der Festschrift zum 100jährigen Jubiläum die Chronik für das Jahr folgenden Satz enthält:
“Bei allen öffentlichen Feiern ist der Verein geschlossen anwesend, so bei der Einweihung des Kriegerdenkmals und bei den Festzügen zur Sedansfeier.”
Vermutlich ist mit den öffentlichen Feiern und der Einweihung des Kriegerdenkmals eher die Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Königsplatz 1881 gemeint, zumal sich der Eintrag zum Jahr 1879 auf die “Geselligkeit in diesen Jahren” bezieht.
Am 2. Februar 2009, wenige Tage nachdem sich der Todestag Johannes Raus zum dritten Mal gejährt hatte, wurde im Foyer des Barmer Rathauses eine zwei Zentimeter dicke Acryltafel zum Gedenken an den Wuppertaler Ehrenbürger und ehemaligen deutschen Bundespräsidenten, Johannes Rau, eingeweiht. Oberbürgermeister Jung und seine Amtsvorgängerin Ursula Kraus nahmen die Enthüllung um 16.30 Uhr vor. Johannes Rau habe die Stadt “Außerordentliches zu verdanken” erklärte Oberbürgermeister Jung und betonte, dass viele Wuppertaler traurig seien, dass er in Berlin bestattet worden sei. Deshalb habe man eine prominente Stelle gefunden, um in seiner Heimatstadt an ihn zu gedenken und das Rathaus als Ort seines Wirkens habe ich da natürlich angeboten. Die 60 mal 52,5 Zentimeter große Tafel trägt folgende Inschrift: 1
Die Gedenktafel für Johannes Rau. Leider lässt die Ausführung in Glas kein gutes Foto zu.
“Zum Gedenken an den Ehrenbürger unserer Stadt
Johannes Rau
Geboren am 16.1.1931 in Wuppertal
Verstorben am 27.1.2006 in Berlin
Johannes Rau, seine Lebensdaten sind auf der Gedenktafel vermerkt, brach 1948 den Besuch des Gymnasiums an der Siegesstraße, das heute seinen Namen trägt, ab, machte eine Lehre als Buchhändler und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. 1952 begann er als Verlagsbuchhändler zu arbeiten. Seine erste politische Aktivität führt ihn im selben Jahr zur Gesamtdeutschen Volkspartei, die von Gustav Heinemann aus Protest gegen die Wiederbewaffnung gegründet worden war und wurde Ortsvorsitzender in Wuppertal. 1954 wurde er Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlags, erhielt 1962 einen Sitz im Vorstand und war von 1965 bis 1967 Direktor des Verlags. Nachdem sich die GVP 1957 auflöste, ging Rau zur SPD. Ab 1968 gehörte er zum Parteivorstand und wurde ein Jahr später Oberbürgermeister von Wuppertal. Bereits 1970 wechselte er als Minister für Wissenschaft und Forschung ins Kabinett des Ministerpräsidenten Heinz Kühn nach Düsseldorf. 1978 wurde er Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und behielt dieses Amt 20 Jahre inne. 1987 unterlag er als Bundeskanzlerkandidat dem amtierenden Kanzler Helmut Kohl. 1994 und 1999 trat er zur Wahl als Bundespräsident an und gewann die Wahl 1999 im zweiten Wahlgang. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er 2000 vor dem israelischen Parlament (der Knesset) und bat dort das jüdische Volk und Israel um Vergebung für die Verbrechen des
Holocaust. Am 27.Januar 2006 starb der dreifache Vater und Ehemann von Christina Rau in Berlin, wo er auch bestattet wurde.2
Der Rathausplatz in Barmen trägt seit dem 11. Mai 2006 den Namen Johannes-Rau-Platz. Bereits 2007 wurde auf dem Campus Freudenberg der Bergischen Universität eine Büste zur Erinnerung an Johannes Rau eingeweiht.
Vermutlich eine der Werbepostkarten, mit deren Kauf man den Bau des Denkmals unterstützen konnte. Gelaufen am 22.12.1915, auf der Rückseite ist vermerkt: “Ausstellung für Kriegswohlfahrtspflege im Felde und in der Heimat — Barmen, im Dezember 1915”. (Bild ergänzt am 28.12.2013.)
Im Juli des Jahres 1917 wurde am Ende der heutigen Stresemannstraße das Hindenburg-Denkmal fertig gestellt und ohne Zeremonie der Öffentlichkeit übergeben. An diesem Standort an der ehemaligen Bahnhofstraße stand bis 1913 der alter Barmer Bahnhof, dessen Nachfolgebau von 1914 bis 1916 weniger Meter weiter westlich erbaut wurde und dort bis heute zu finden ist. 1915 suchte man für die Straße einen würdigen Abschluss zur Eisenbahnstrecke und entschied sich für den Bau eines Denkmals für den damaligen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, der als Berfehlshaber der 8.Armee in der Schlacht bei Allenstein (später Schlacht von Tannenberg genannt) Ende August 1914 den russischen Einmarsch in Ostpreußen vorerst zurück schlug. Die Schlacht von Tannenberg wurde im Laufe des Ersten Weltkriegs mythisch überhöht und massiv zu Propagandazwecken genutzt. Dies geschah auch mit der Schlacht bei den Masurischen Seen im September und der Winterschlacht bei den Masurischen Seen,in denen die Bedrohung Ostpreußens durch die russischen Armee zerschlagen werden konnte. Hindenburg wurde im November zum Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber Ost ernannt und von der Propaganda als Kriegsheld gefeiert. So ist es nicht verwunderlich, dass man in Barmen dem “Volkshelden” Hindenburg ein Denkmal setzen wollte, wie es auch 1915 bereits auf der Elberfelder Königshöhe und am Lazarett des Vaterländischen Frauenvereins auf der Hardt geschehen war.
Eine erste Planung des Denkmals, vermutlich aus der Barmer Zeitung, vom 29.September 1915. Links und rechts, unter den antiken Helmen sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer soll 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen. Akte C II 42, Stadtarchiv Wuppertal.
Mit dem Bau des Denkmals eng verbunden war die Nagelung der Ehrenschilde, die später am Denkmal befestigt werden sollten. Allerdings ist unklar, ob dies wirklich geschah. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie zum Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle untergebracht wurden und dort 1943 vernichtet wurden.
Der “Hindenburg Brunnen”, so lautet der Titel dieser Postkarte aus dem Jahr 1918. Stadtarchiv Wuppertal.
Sowohl die Ehrenschilder als auch die Figuren des Denkmals schuf der in Elberfeld geborene und in Berlin arbeitende Bildhauer Paul Wynand. Im Mai 1916 begannen die Arbeiten am Hindenburg-Denkmal und im Juli 1917 waren sie abgeschlossen. Die Kosten betrugen 17.990 Mark. Das Denkmal besteht aus einer Säule, die von einem stehenden, vergoldeten Herkules gekrönt war, der sich auf sein Schwert stützte. Zu seinen Füßen saß ein Adler. Dahinter befindet sich eine hohe Sandsteinwand, die links und rechts als Abschluss zwei “männliche Kraftgestalten” zeigt, wie die Presse damals feststellte. Sie zeigen links die zum Kampf bereite und rechts die im Kampf stehende Jugend. Dazwischen strömte aus zwei Löwenkopfen Wasser, sodass man auch von einem Hindenburg-Brunnen sprach. An dieser Rückwand sollten auch die Ehrenschilde angebracht werden. Die Inschrift an der Rückwand, die vom Barmer Schriftsteller Will Vesper verfasst worden war, der auch die Inschrift am Kriegerdenkmal auf dem Barmer Ehrenfriedhof geschaffen hatte, lautete:
“Erbaut im Jahr, da der Weltkrieg war, errichtet zum Zeichen, dass wir keiner / Not weichen. Dem Manne geweiht, der Führer im Streit. Wo Hindenburg stand / war eine Mauer ums Land. Die Ihr hier nun steht und vorüber geht, gedenkt / daran, was Mannesmut kann, was ein Schwert in deutschen Händen wert!
Das rechte Relief der “Kraftgestalten” heute.Das linke Relief heute.
Die Bahnhofsstraße wurde in den 1920er in Fritz-Ebert-Straße und 1933 in Langemarckstraße umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die Anweisung Nr.30 des Alliierten Kontrollrats die Entnazifizierung und Entmilitarisierung aller deutschen Denkmäler. Der Instandsetzungsausschuss der Stadt Wuppertal beschloss daraufhin am 22.April 1947 die Entfernung der Inschrift und der Herkules-Figur. Von einer Beseitigung des Obelisken sah man ab.
Aus diesem Löwenmund floss einst das Wasser des Brunnens.
Im Laufe der Zeit verblasste die Erinnerung an die Stiftung des Denkmals für den Generalfeldmarschall und spätere Reichspräsidenten und der Standort an der Langemarckstraße ließ das Denkmal zum Langemarckdenkmal werden. Bei Langemarck, so der Mythos, hatten junge deutsche Soldaten am 10. November 1914 unter Singen des Deutschlandliedes die erste Linie des Gegners überrannt und 2.000 französische Soldaten gefangen genommen und sechs Maschinengewehre erobert. Der Mythos basiert auf einer Falschmeldung der Oberste Heeresleitung. In Wahrheit waren frisch ausgehobene und ungenügend ausgebildete deutsche Regimenter aus Freiwilligen und Reservisten von erschöpften Franzosen zurückgeschlagen worden, hatten keine bedeutenden Geländegewinne erzielt und 2.000 Mann verloren.
Die Spitze des Obelisken.
Die falsche Erinnerung an das Denkmal als Langemarck-Denkmal wurde 1976 im Einverständnis mit dem Garten- und Forstamt durch den Steinmetz Manfred Stölzel in den Sockel des Obelisken gemeißelt. Seitdem steht dort zu lesen:
Heute ist das Denkmal am Ende der Stresemannstraße von parkenden Autos und Recycling-Containern umgeben und verwildert. Der Zustand ist schlecht und es wirkt wie ein Fremdkörper in einer verkommenen Umgebung.
Büste und Glastafel im Hörsaalzentrum des Campus Freudenberg. Am Sockel erklärt eine kleine Plakette, dass diese von der Sparkasse gestiftet wurde.
Am 30. März 2007 weihte die Bergische Universität auf dem relativ neuen Campus Freudenberg im dortigen Hörsaalzentrum eine Büste Johannes Raus ein. Die Bronzebüste wurde vom Kölner Bildhauer Franz Josef Lipensky geschaffen und die Anschaffung von der Sparkasse Wuppertal mit einer Spende unterstützt. Johannes Rau sorgte in seiner Zeit als NRW- Minister für Wissenschaft und Forschung für die Gründung (nicht nur) der Bergischen Universität (1972) als Gesamthochschule. 1989 wurde er deshalb zum Ehrensenator der Universität ernannt. Auch daran erinnerte Rektor Volker Ronge bei der Einweihung der Büste und ebenso an die weiteren Verdienste des ehemaligen Wuppertaler Oberbürgermeisters, NRW-Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten.1
Die Johannes-Rau-Büste
Johannes Rau wurde am 16.Januar 1931 in Wuppertal geboren. 1948 brach er den Besuch des Gymnasiums an der Siegesstraße, das heute seinen Namen trägt, ab, machte eine Lehre als Buchhändler und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. 1952 begann er als Verlagsbuchhändler zu arbeiten. Seine erste politische Aktivität führt ihn im selben Jahr zur Gesamtdeutschen Volkspartei, die von Gustav Heinemann aus Protest gegen die Wiederbewaffnung gegründet worden war und er wurde Ortsvorsitzender in Wuppertal. 1954 wurde er Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlags, erhielt 1962 einen Sitz im Vorstand und war von 1965 bis 1967 Direktor des Verlags. Nachdem sich die GVP 1957 auflöste, ging Rau zur SPD. Ab 1968 gehörte er zum Parteivorstand und wurde ein Jahr später Oberbürgermeister von Wuppertal. Bereits 1970 wechselte er als Minister für Wissenschaft und Forschung ins Kabinett des Ministerpräsidenten Heinz Kühn nach Düsseldorf. 1978 wurde er Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und behielt dieses Amt 20 Jahre inne. 1987 unterlag er als Bundeskanzlerkandidat dem amtierenden Kanzler Helmut Kohl. 1994 und 1999 trat er zur Wahl als Bundespräsident an und gewann die Wahl 1999 im zweiten Wahlgang. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er 2000 vor dem israelischen Parlament (der Knesset) und bat dort das jüdische Volk und Israel um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust. Am 27.Januar 2006 starb der dreifache Vater und Ehemann von Christina Rau in Berlin, wo er auch bestattet wurde. 2
Die Glastafel neben der Büste illustriert den Lebenslauf Johannes Raus.
Der Text lautet:
“Johannes RauEhrendoktor der Bergischen Universität Wuppertal
* 16. Januar 1931 in Wuppertal, † 27. Januar 2006 in Berlin
1958 — 1999 Mitglied des Landtages des Landes Nordrhein-Westfalen
1967 — 1970 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion
1964 — 1978 Mitglied des Rates der Stadt Wuppertal
1969 — 1970 Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal
1977 — 1998 Vorsitzender der NRW-SPD
1970 — 1978 Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes
Nordrhein- Westfalen1.August 1972 Gründung der Gesamthochschule Wuppertal1978 — 1998 Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
1965 — 1999 Mitglied der Landessynode sowie stellvertetendes Mitglied der
Kirchenleitung der evangelischen Kirche im Rheinland
1966 — 1974 Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen
Kirchentags
1982/83, 1994/95 Bundesratspräsident
1999- 2004 Bundespräsident
Ehrendoktorwürden
Ruhr-Universität Bochum, Universität Bochum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, FernUniversität Hagen
Ben-Gurion University of the Negev (Beer Sheva, Israel), Universität Haifa (Israel, als erster Deutscher),
Technion Israel Institute of Technology (Haifa), Nanjing-Universität (Nanjing, Volksrepublik China)Ehrenbürgerschaften
Wuppertal, Berlin, Bonn, SpiekeroogAuszeichnungen
Ehrenring der Stadt Wuppertal, Großkreuz des Verdienstordens und Sonderstufe des Großkreuzes des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Ehrensenator der Bergischen Universität Wuppertal,
Ehrensenator der Universität Bielefeld, Ehrensenator der Europäischen Akademie der Wissenschenschaft und Künste,
Leo-Baeck-Medaille, Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst.”
Nachdem bereits die Nachbarstadt Elberfeld angekündigt hatte, zum Hohenzollern-Gedenktag am 21. Oktober 1915 ein Nagelbild, den Eisernen Ritter, vorzustellen und zugunsten der Kriegswohlfahrt durch die Nagelung Spenden einzutreiben, wollte Barmen dem natürlich nicht nachstehen. Auch im Osten des Wuppertals wollte man für die dortige Wohlfahrtszentrale eine solche Aktion durchführen und war damit am Ende sogar schneller als Elberfeld, da man den 17. Oktober 1915 zum Hindenburgtag erklärte und somit drei Tage eher die Nagelung an der Ruhmeshalle begann. Man hatte sich gegen die Nagelung einer menschlichen oder tierischen Figur entschieden und den Bildhauer Paul Wynand gebeten zwei hölzerne Schilde herzustellen, die das Wappen Hindenburgs und das Wappen Barmens zeigten.1 Stadtbaurat Köhler schrieb im September 1915 an den aus Elberfeld stammenden und in Berlin arbeitenden Bildhauer:
“Da unser Publikum sehr verwöhnt ist, müssen wir mit den Schildern den Vogel abschießen, schon unserer Nachbarstadt Elberfeld gegenüber. Die Nagelung muss vorgezeichnet sein. […] Verschiedene farbige Nägel sollen, mit Ausnahme weißer verzinkter Nägel, die als Randnägel verwandt werden können, nicht verwendet werden. Sie müssen daher stark mit Goldunterbund arbeiten.
Das Publikum interessiert sich außergewöhnlich hier für die Sache. Da, wie bekannt, starke Kritik bei allen solchen Sachen einsetzt, so muss etwas tadellos gemacht werden.“2
Am 4. Oktober 1915 berichtete die Barmer Zeitung dann über die anstehende Nagelung:
“Die beiden Ehrenschilde — eines zu Ehren Hindenburgs, eines zu Ehren der namenlosen Helden — werden unter der würdig geschmückten Säulenhalle vor der Ruhmeshalle aufgehängt. Jeder, der nageln will, löst zunächst an Ort und Stelle eine Karte; er bekommt dann einen Nagel. Nach dem Einschlagen des Nagels erfolgt die Namenseintragung in das Eiserne Buch, das an Ort und Stelle ausliegt. Es wird gebeten, bei der Eintragung der Namen recht sorgfältig zu verfahren; das Eiserne Buch wird als dauerndes Erinnerungszeichen an bevorzugter Stelle aufbewahrt.“3
Am Vorabend der Einweihungsfeier der Ehrenschilde am 17. Oktober 1915, gab es ein Massenkonzert eines vereinigten Chores der Barmer Gesangvereine in der Stadthalle, das vom städtischen Orchester begleitet wurde und einen so großen Besucherandrang verzeichnete, dass die Polizei die Zugänge zur Stadthalle sperren ließ. Gespielt wurden unter anderem der Kaisermarsch, Das blanke Wort und das Niederländische Dankgebet. Am Festtage, einem Sonntag, verkauften schon früh am Morgen junge Mädchen eiserne “Hindenburg-Denkmünzen” und Ansichtspostkarten zugunsten der Wohlfahrtszentrale. Später am Tag zogen Vereine und Schulen unter Musikbegleitung und mit ihren Fahnen zur Ruhmeshalle. Gegenüber der Ruhmeshalle war ein Podest für die Sänger und Musiker aufgebaut worden, daneben standen die Fahnenabordnungen der Krieger‑, Turn- und Gesangvereine, daran schlossen sich 500 “Feldgraue” (Soldaten) aus den Lazaretten und Vertreter aller Behörden und Schulen an. Die Feier begann mit dem Kaisermarsch, dann sprach der Oberbürgermeister, und schlug den ersten Nagel ein, bevor erneut die Lieder des Vorabends erschollen.4
Am 19. Oktober 1915 ging ein Dank-Telegramm des geehrten Paul von Hindenburg ein:
Das Telegramm des Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Entnommen aus: Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 74.
Bereits am ersten Tag wurden 6.000 Mark “genagelt”, zusammen mit dem Verkauf der Postkarten und Denkmünzen, wurden 38.600 Mark erlöst. Am 21. Oktober belief sich die Gesamtsumme bereits auf 300.000 Mark.5
Ein erster Entwurf für die Hindenburg-Anlage. Entnommen aus Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 1
Bei diesem “Kriegswahrzeichen” wollte man es nicht belassen und schuf auch Pläne für ein Hindenburg-Denkmal bzw. ‑brunnen, das 1916 begonnen und 1917 vollendet wurde. An ihm sollten die Ehrenschilde befestigt werden. Links und rechts, unter den antiken Helmen, sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer sollte 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen.6 Am Ende entstand dann das Denkmal doch etwas anders. Ob die Ehrenschilde wie geplant dort angebracht wurden, ist unklar. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie aus Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle aufgestellt wurden und dort 1943 zerstört wurden.7
Der Gedenkstein für das Barmer Planetarium in den Barmer Anlagen nahe der Unteren Lichtenplatzer Straße.
Am 4.Juni 19971, einem Mittwoch, wurde in den Barmer Anlagen der Gedenkstein zur Erinnerung an das Barmer Planetarium eingeweiht. Er steht zwischen dem Barmer Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege von 1864 und 1866 und dem Bergbahn-Denkmal. Initiiert hatte die Aufstellung Margot Sundermann, die Tochter des ersten wissenschaftlichen Leiters des Planetariums, Dr. Erich Hoffmann. Der Gedenkstein, den sie im Barmer Nordpark auf einem Platz voller Findlinge aussuchte, wurde vom Steinmetz Paul Heinz Schmitz bearbeitet und mit der Bronzetafel versehen, die ein Herr Fratz gefertigt hatte. Der Text stammt von Margot Sundermann. Einen Teil der Kosten des Gedenksteins übernahm das Gymnasium Sedanstraße, wo Dr. Erich Hoffmann seinem Hauptberuf als Lehrer nachgegangen war, was auf Wunsch der Schule auch auf der Gedenktafel vermerkt wurde.2
Die Gedenktafel.
Die Gedenktafel, in deren Zentrum eine Abbildung des Gebäudes zu sehen ist, trägt folgende Inschrift:
“Hier stand das
Barmer Planetarium
Erbaut Zerstört
1926 1943
Es war das erste Grossplanetarium der Welt.
Unter Leitung von Dr. Erich Hoffmann
Lehrer am Realgymnasium Sedanstrasse
wurde es eine Stätte
der Belehrung und Besinnung.”
Das Barmer Planetarium war das erste seiner Art und setzte einen neuartigen optischen Projektionsapparat der Firma Carl Zeiss ein, dessen Prototyp später im Deutschen Museum in München stand. Im Herbst 1924 hatten sich Oberbürgermeister Dr. Hartmann und der Beigeordnete Prof. Dr. Greßler diesen Prototyp im Planetarium auf dem Gelände der Zeiss-Werke angesehen und empfahlen der Stadtverodneten-Versammlung daraufhin die Anschaffung eines Planetariums. Der Bau und die Einrichtung schlugen mit 350.000 RM zu Buche und wurde trotz der wirtschaftliche schwierigen Lage nach der galoppierenden Inflation von 1923 durchgeführt. Nachdem nach einiger Diskussion auch ein Standort gegenüber der Stadthalle in den Barmer Anlagen gefunden wurde, konnte der Bau beginnen. Am 18.Mai 1926 wurde das Planetarium eingeweiht. Es fasste mit seiner 1000 km² großen Kuppel 600 Besucher und wurde nur vom Düsseldorfer Planetarium übertroffen.
Das Barmer Planetarium mit seiner markanten Kuppel, der Eingang wurde von zwei Statuen “Mars” und “Venus” flankiert. Postkartensammlung Historisches Zentrum.
Zum wissenschaftlichen Leiter wurde der Lehrer Dr. Erich Hoffmann berufen, der hauptberuflich die Fächer Mathematik und Physik am Realgymnasium Sedanstraße unterrichtete. Erich Hoffmann stammte aus Thüringen und studierte von 1907 bis 1912 an der Universität Jena und kam bereits während seiner Dissertation aus dem Bereich der Optik in Kontakt mit den Zeiss-Werken.
Im Jahr 1929 wurden im Planetarium 150 Vorträge gehalten, davon 104 vom wissenschaftlichen Leiter, der auch die Kurse der Volkshochschule leitete. Acht Abende kosteten 1927 3,20 RM. Die Vortragsreihen widmeten sich verschiedenen Themen, so kamen zum Beispiel in der Weihnachtszeit so viele Besucher zum Vortrag “Unter dem Stern von Bethlehem”, dass nicht alle daran teilnehmen konnten. Doch nicht nur die Bevölkerung sorgte für ein volles Haus, auch die Schulen aus Barmen und der Umgebung kamen zahlreich und wurden in Lehrstunden in die Welt der Astronomie eingeführt. 1929 fanden 87 Schulveranstaltungen statt. Dr. Erich Hoffmann übernahm zwei Drittel dieser Lehrstunden selbst, was seinen großen Einsatz und seine Leidenschaft für das Planetarium dokumentiert.
Postkarte mit Innenansicht des Planetariums. (Bild ergänzt am 16.11.2012)
Von 1927 bis 1933 trug sich das Planetarium durch die Eintrittsgelder — Schulen mussten nichts zahlen — selbst und erwirtschaftete sogar zweimal Überschüsse. Später ebbte der Besucherstrom ab. Während die Schulen weiter zahlreich ihre Schüler schickten — 1936 kamen 24.063 Schüler — kamen in eine öffentliche und zwölf gebuchten Sonderveranstaltungen im selben Jahr nur noch 2360 Besucher.3
Beim Luftangriff auf Barmen in der Nacht auf den 30.Mai 1943 wurde das Gebäude schwer beschädigt und 1955 wurde die Ruine abgebrochen.4 Dr. Erich Hoffmann erlebte die Zerstörung “seines” Planetariums nicht mehr mit, er starb im August 1938 an einem schweren Herzleiden.5
Nachdem im Oktober 1915 in Elberfeld bereits ein Eiserner Ritter als Nagelbild vorgestellt wurde, zogen die Vohwinkler am 17.Februar 1916 nach.1 In einem “Tempelchen” an der Ecke Kaiserstraße und Bahnstraße wurde eine Holzfigur eines Schwertes aufgestellt, in das die Bürger, Vereine und Schulen vergoldete und versilberte Bronzenägel nageln durften. Der Preis war dabei symbolisch und orientierte sich nicht am Wert des Nagels, sondern diente der “Kriegswohlfahrtspflege”.2
Wie so ein Besuch einer Schule aussah, vermittelt ein Bericht aus der Festschrift der katholischen Volksschule Vohwinkel:
“Am 23. Februar 1916 besuchten sämtliche Klassen unserer Schule gemeinschaftlich das Kriegswahrzeichen unserer Gemeinde, das “Eiserne Schwert”, das in einem geschmackvollen Tempelchen auf dem Kaiserplatz vor dem Zigarrengeschäft des Herrn Heyenbruch Aufstellung gefunden hatte. Die Feier gestaltete sich zu einer eindrucksvollen vaterländischen Kundgebung. Unser Schülerchor brachte kernige Vaterlandslieder wirkungsvoll zum Vortrag. Von Schülern und Schülerinnen wurden mit frischer, klarer Stimme sinnreiche vaterländische Gedichte vorgetragen. Die vom Rektor gehaltene Ansprache wies hin auf die große und ernste Zeit, auf die Heldentaten und Opfer unserer Väter, Brüder und Mütter und klang aus in der Mahnung an die Jugend, sich dieser Opfer würdig zu zeigen. Dann folgte nach einem gemeinschaftlichem Liede die Nagelung. Für diejenigen Kinder, welche die Kosten eines Nagels nicht erschwingen konnten, hatten freigiebige Spender eine Summe gespendet. Ein von Herrn Lehrer Spätgens aufgenommenes Bild hat den Augenblick der Benagelung des Schwertes durch das Lehrerkollegium festgehalten.“3
Leider ist heute keine Abbildung des “Eisernen Schwertes” mehr bekannt. Das Verzeichnis eingegangener Spenden ist heute im Stadtarchiv einsehbar. (S XIII 187)
Diese Postkarte wurde 2021 von mir erworben, ist aber leider auf dem Postweg verloren gegangen. Der Scan stammt von der Verkäuferin. (Bild ergänzt am 13. März 2022)
Am 18.Oktober 1916 wurde die Verwaltung der Gelder, die gespendet, bzw. genagelt wurden, per Gemeinderatsbeschluss einem besonderen Ausschuss übergeben. Dieser sorgte dann, dafür dass die Gelder teilweise in Liegenschaften und in Wertpapieren bei der Sparkasse angelegt wurden und kümmerte sich um die Verteilung an Bedürftige, die durch den Krieg in Schwierigkeiten gekommen waren, zum Beispiel Kriegerwitwen und ‑waisen. Man übernahm aber auch Bürgschaften für Kredite an Kriegsteilnehmer, die nach dem Krieg ihre Geschäft wieder aufbauen wollten oder gab selber Darlehen an die Kriegsteilnehmer. 1916 wurden 30.518,88 Mark gesammelt, bis zum Jahr 1920 wuchs die Summe auf 174.978,53 Mark.4
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Kriegswahrzeichen in den unteren Flur des Vohwinkler Rathauses gebracht und dort im Zweiten Weltkrieg zerstört. 5
Am 8.Mai 2012, 67 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde im Rathaus Barmen eine Gedenktafel für die Trümmerfrauen Wuppertals eingeweiht, die der “Förderverein Trümmerfrauen e.V.” gestiftet hatte. Sie erinnert an jene Frauen, die teils freiwillig, teils von den Besatzungsmächten verpflichtet, nach dem Krieg dabei halfen, ca. fünf Millionen Tonnen Schutt aus den Ruinen der Stadt wegzuräumen. Die meisten von ihnen, wie Helga Stefes, die noch 2011 einem Fernsehteam des WDR (Beitrag ist online verfügbar) von ihrer Arbeit erzählen konnte, erlebten diese späte öffentliche Ehrung nicht mehr mit.1Anwesend waren ca. 90 Freunde, Förderer und Mitglieder des Vereins, Vertreter aus den Fraktionen und Bürgermeisterin Ursula Schulz, als die Vorsitzende und Initiatorin des Fördervereins, Ingeborg Galbrecht, zusammen mit Oberbürgermeister Peter Jung die Tafel enthüllte.2 Sie hängt im Foyer des Rathauses am Zugang zum Lichthof und damit, wie vom Förderverein erbeten, gegenüber der Gedenktafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs.
“Wir hoffen, dass viele Menschen die Tafel lesen und sich erinnern. Nur durch eine starke Solidarität sind Krisen jeglicher Art gemeinsam zu bewältigen. Dafür stehen die Trümmerfrauen gestern und heute gleichermaßen.“3Ingeborg Galbrecht
Die Gedenktafel zur Erinnerung an die Wuppertaler Trümmerfrauen.
Die Gedenktafel wurde von Steinmetzmeister Jörg Herhausen aus Granit geschaffen und enthält folgende Inschrift:
“In Erinnerung an die
Trümmerfrauen,
die mit ihrem Einsatz
halfen, nach 1945
unsere zerstörte Stadt
wieder aufzubauen.”
Die Idee zu dieser Ehrung kam der Initiatorin Ingeborg Galbrecht bei einer Stadtführung mit dem Sozialverband VdK im Jahr 2008 in Hamm, wo sie auf ein Denkmal für die Trümmerfrauen der Stadt aufmerksam wurde. Sie begann zu recherchieren. Die Trümmerfrauen in Wuppertal sind nicht so bekannt wie die anderer Städte, z.B. Berlin, aber auch in Wuppertal leisteten sie harte Arbeit bei schrecklichen Lebensbedingungen in der zur Hälfte zerstörten Stadt. Sie rissen die Ruinen der Bombennächte mit einfachem Gerät ab, führten die Baustoffe der Wiederverwertung zu, befreiten zum Beispiel Ziegelsteine von Mörtel, und sorgten so dafür, dass aus den Ruinen neuer Wohnraum geschaffen werden konnte.
2009 gründete Ingeborg Galbrecht dann den Förderverein Trümmerfrauen und überzeugte Freunde und Verwandte von ihrem Anliegen, am Ende waren es 40 Mitglieder, die mit einer Präsentation durch die Vereine, Institutionen und Firmen zogen und um Spenden warben. Die Stadtsparkasse, die Barmenia Versicherung und die Jackstädt-Stiftung und andere zeigten sich bereit, das Vorhaben zu unterstützen.4
Am 10.November 1915 berichtete der Tägliche Anzeiger der Stadt Elberfeld:
“Aus Dankbarkeit für genossene treue Pflege haben Verwundete des Lazaretts des Vaterländischen Frauenvereins an der Hardt diesem ein schönes Geschenk gemacht und zwar einen
Hindenburg-Gedenkstein
der in dem Garten des Hospitals Aufstellung gefunden hat, und in einigen Tagen seiner Bestimmung übergeben werden soll. Der Gedenkstein hat eine Höhe von etwa drei Metern und ist aus schweren Felsblöcken, die in der Varresbeck gefunden wurden, errichtet. Im oberen Teil wird eine wohlgelunge Hindenburg-Plakette in Bronze angebracht, während am Fuße des Hügels, auf dem der Gedenkstein aufgebaut ist, eine Tafel mit entsprechender Widmung eingelassen ist.
Der Entwurf des Denksteins stammt von dem Kriegsfreiwilligen Ewald Schmahl, der sich ebenfalls als Verwundeter im Lazarett an der Hardt befindet. Jeder, der das Kunstwerk sieht, wird erstaunt sein darüber, daß es nur von Verwundeten errichtet wurde, die auch die schweren Blöcke auswählten und zusammenfügten.”
Spuren des Gedenksteins oder eine Abbildungen konnten bislang nicht gefunden werden. Der Gedenkstein selbst musste vermutlich dem Erweiterungsbau des späteren Rot-Kreuz-Krankenhauses und heutigen Pflegezentrums Haus Hardt weichen.
In einem Nachruf auf den Bildhauer Ewald Schmahl am 5.September 1931 wird eine von diesem geschaffene Hindenburg-Plakette erwähnt, die in zahlreichen Wuppertaler Häusern zu finden sei. Ob diese mit der Plakette auf dem Gedenkstein identisch war, ist unklar.1
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Eintrags vom heutigen Tage wurde das Lazarett und spätere Rot-Kreuz-Krankenhaus mit dem zur Zeit leerstehenden Marienheim verwechselt. Dies ist falsch. Vielen Dank an Cesare Borgia für den Hinweis.