Gedenkstein für das Barmer Planetarium

Der Gedenk­stein für das Bar­mer Pla­ne­ta­ri­um in den Bar­mer Anla­gen nahe der Unte­ren Lich­ten­plat­zer Straße.

Am 4.Juni 19971, einem Mitt­woch, wur­de in den Bar­mer Anla­gen der Gedenk­stein zur Erin­ne­rung an das Bar­mer Pla­ne­ta­ri­um ein­ge­weiht. Er steht zwi­schen dem  Bar­mer Krie­ger­denk­mal für die Gefal­le­nen der Krie­ge von 1864 und 1866 und dem Berg­bahn-Denk­mal. Initi­iert hat­te die Auf­stel­lung Mar­got Sun­der­mann, die Toch­ter des ers­ten wis­sen­schaft­li­chen Lei­ters des Pla­ne­ta­ri­ums, Dr. Erich Hoff­mann. Der Gedenk­stein, den sie im Bar­mer Nord­park auf einem Platz vol­ler Find­lin­ge aus­such­te, wur­de vom Stein­metz Paul Heinz Schmitz bear­bei­tet und mit der Bron­ze­ta­fel ver­se­hen, die ein Herr Fratz gefer­tigt hat­te. Der Text stammt von Mar­got Sun­der­mann. Einen Teil der Kos­ten des Gedenk­steins über­nahm das Gym­na­si­um Sedan­stra­ße, wo Dr. Erich Hoff­mann sei­nem Haupt­be­ruf als Leh­rer nach­ge­gan­gen war, was auf Wunsch der Schu­le auch auf der Gedenk­ta­fel ver­merkt wur­de.2


Die Gedenk­ta­fel.

Die Gedenk­ta­fel, in deren Zen­trum eine Abbil­dung des Gebäu­des zu sehen ist, trägt fol­gen­de Inschrift:

Hier stand das
Bar­mer Planetarium

Erbaut                                   Zer­stört
1926 1943

Es war das ers­te Gross­pla­ne­ta­ri­um der Welt.
Unter Lei­tung von Dr. Erich Hoffmann
Leh­rer am Real­gym­na­si­um Sedanstrasse
wur­de es eine Stätte
der Beleh­rung und Besinnung.”


Das Bar­mer Pla­ne­ta­ri­um war das ers­te sei­ner Art und setz­te einen neu­ar­ti­gen opti­schen Pro­jek­ti­ons­ap­pa­rat der Fir­ma Carl Zeiss ein, des­sen Pro­to­typ spä­ter im Deut­schen Muse­um in Mün­chen stand. Im Herbst 1924 hat­ten sich Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Hart­mann und der Bei­geord­ne­te Prof. Dr. Greß­ler die­sen Pro­to­typ im Pla­ne­ta­ri­um auf dem Gelän­de der Zeiss-Wer­ke ange­se­hen und emp­fah­len der Stadt­verod­ne­ten-Ver­samm­lung dar­auf­hin die Anschaf­fung eines Pla­ne­ta­ri­ums. Der Bau und die Ein­rich­tung schlu­gen mit 350.000 RM zu Buche und wur­de trotz der wirt­schaft­li­che schwie­ri­gen Lage nach der galop­pie­ren­den Infla­ti­on von 1923 durch­ge­führt. Nach­dem nach eini­ger Dis­kus­si­on auch ein Stand­ort gegen­über der Stadt­hal­le in den Bar­mer Anla­gen gefun­den wur­de, konn­te der Bau begin­nen. Am 18.Mai 1926 wur­de das Pla­ne­ta­ri­um ein­ge­weiht. Es fass­te mit sei­ner 1000 km² gro­ßen Kup­pel 600 Besu­cher und wur­de nur vom Düs­sel­dor­fer Pla­ne­ta­ri­um übertroffen.


Das Bar­mer Pla­ne­ta­ri­um mit sei­ner mar­kan­ten Kup­pel, der Ein­gang wur­de von zwei Sta­tu­en “Mars” und “Venus” flan­kiert. Post­kar­ten­samm­lung His­to­ri­sches Zentrum.

Zum wis­sen­schaft­li­chen Lei­ter wur­de der Leh­rer Dr. Erich Hoff­mann beru­fen, der haupt­be­ruf­lich die Fächer Mathe­ma­tik und Phy­sik am Real­gym­na­si­um Sedan­stra­ße unter­rich­te­te. Erich Hoff­mann stamm­te aus Thü­rin­gen und stu­dier­te von 1907 bis 1912 an der Uni­ver­si­tät Jena und kam bereits wäh­rend sei­ner Dis­ser­ta­ti­on aus dem Bereich der Optik in Kon­takt mit den Zeiss-Werken.

Im Jahr 1929 wur­den im Pla­ne­ta­ri­um 150 Vor­trä­ge gehal­ten, davon 104 vom wis­sen­schaft­li­chen Lei­ter, der auch die Kur­se der Volks­hoch­schu­le lei­te­te. Acht Aben­de kos­te­ten 1927 3,20 RM. Die Vor­trags­rei­hen wid­me­ten sich ver­schie­de­nen The­men, so kamen zum Bei­spiel in der Weih­nachts­zeit so vie­le Besu­cher zum Vor­trag “Unter dem Stern von Beth­le­hem”, dass nicht alle dar­an teil­neh­men konn­ten. Doch nicht nur die Bevöl­ke­rung sorg­te für ein vol­les Haus, auch die Schu­len aus Bar­men und der Umge­bung kamen zahl­reich und wur­den in Lehr­stun­den in die Welt der Astro­no­mie ein­ge­führt. 1929 fan­den 87 Schul­ver­an­stal­tun­gen statt. Dr. Erich Hoff­mann über­nahm zwei Drit­tel die­ser Lehr­stun­den selbst, was sei­nen gro­ßen Ein­satz und sei­ne Lei­den­schaft für das Pla­ne­ta­ri­um dokumentiert.


Post­kar­te mit Innen­an­sicht des Pla­ne­ta­ri­ums. (Bild ergänzt am 16.11.2012)

Von 1927 bis 1933 trug sich das Pla­ne­ta­ri­um durch die Ein­tritts­gel­der — Schu­len muss­ten nichts zah­len — selbst und erwirt­schaf­te­te sogar zwei­mal Über­schüs­se. Spä­ter ebb­te der Besu­cher­strom ab. Wäh­rend die Schu­len wei­ter zahl­reich ihre Schü­ler schick­ten — 1936 kamen 24.063 Schü­ler — kamen in eine öffent­li­che und zwölf gebuch­ten Son­der­ver­an­stal­tun­gen im sel­ben Jahr nur noch 2360 Besu­cher.3


Beim Luft­an­griff auf Bar­men in der Nacht auf den 30.Mai 1943 wur­de das Gebäu­de schwer beschä­digt und 1955 wur­de die Rui­ne abge­bro­chen.4 Dr. Erich Hoff­mann erleb­te die Zer­stö­rung “sei­nes” Pla­ne­ta­ri­ums nicht mehr mit, er starb im August 1938 an einem schwe­ren Herz­lei­den.5


Fußnoten:

  1. Gedenk­stein für Pla­ne­ta­ri­um, in: WZ vom 5.Juni 1997.
  2. Aus­kunft Mar­got Sun­der­mann, Brief vom 1.Juli 2012.
  3. Mar­got Sun­der­mann, Das Pla­ne­ta­ri­um in Bar­men — Blü­te­zeit und Dorn­rös­chen­schlaf — , in: Geschich­te im Wup­per­tal, 3. Jg. 1994, S. 122–132.
  4. RMK, S. 240.
  5. Mar­got Sun­der­mann, Das Pla­ne­ta­ri­um in Bar­men — Blü­te­zeit und Dorn­rös­chen­schlaf — , in: Geschich­te im Wup­per­tal, 3. Jg. 1994, S. 122–132.