Nagelbilder Ehrenschilde in Barmen

Nachdem bereits die Nachbarstadt Elberfeld angekündigt hatte, zum Hohenzollern-Gedenktag am 21. Oktober 1915 ein Nagelbild, den Eisernen Ritter, vorzustellen und zugunsten der Kriegswohlfahrt durch die Nagelung Spenden einzutreiben, wollte Barmen dem natürlich nicht nachstehen. Auch im Osten des Wuppertals wollte man für die dortige Wohlfahrtszentrale eine solche Aktion durchführen und war damit am Ende sogar schneller als Elberfeld, da man den 17. Oktober 1915 zum Hindenburgtag erklärte und somit drei Tage eher die Nagelung an der Ruhmeshalle begann. Man hatte sich gegen die Nagelung einer menschlichen oder tierischen Figur entschieden und den Bildhauer Paul Wynand gebeten zwei hölzerne Schilde herzustellen, die das Wappen Hindenburgs und das Wappen Barmens zeigten.1 Stadtbaurat Köhler schrieb im September 1915 an den aus Elberfeld stammenden und in Berlin arbeitenden Bildhauer:


„Da unser Publikum sehr verwöhnt ist, müssen wir mit den Schildern den Vogel abschießen, schon unserer Nachbarstadt Elberfeld gegenüber. Die Nagelung muss vorgezeichnet sein. […] Verschiedene farbige Nägel sollen, mit Ausnahme weißer verzinkter Nägel, die als Randnägel verwandt werden können, nicht verwendet werden. Sie müssen daher stark mit Goldunterbund arbeiten.
Das Publikum interessiert sich außergewöhnlich hier für die Sache. Da, wie bekannt, starke Kritik bei allen solchen Sachen einsetzt, so muss etwas tadellos gemacht werden.“2


Am 4. Oktober 1915 berichtete die Barmer Zeitung dann über die anstehende Nagelung:


„Die beiden Ehrenschilde – eines zu Ehren Hindenburgs, eines zu Ehren der namenlosen Helden –  werden unter der würdig geschmückten Säulenhalle vor der Ruhmeshalle aufgehängt. Jeder, der nageln will, löst zunächst an Ort und Stelle eine Karte; er bekommt dann einen Nagel. Nach dem Einschlagen des Nagels erfolgt die Namenseintragung in das Eiserne Buch, das an Ort und Stelle ausliegt. Es wird gebeten, bei der Eintragung der Namen recht sorgfältig zu verfahren; das Eiserne Buch wird als dauerndes Erinnerungszeichen an bevorzugter Stelle aufbewahrt.“3


Am Vorabend der Einweihungsfeier der Ehrenschilde am 17. Oktober 1915, gab es ein Massenkonzert eines vereinigten Chores der Barmer Gesangvereine in der Stadthalle, das vom städtischen Orchester begleitet wurde und einen so großen Besucherandrang verzeichnete, dass die Polizei die Zugänge zur Stadthalle sperren ließ. Gespielt wurden unter anderem der Kaisermarsch, Das blanke Wort und das Niederländische Dankgebet. Am Festtage, einem Sonntag, verkauften schon früh am Morgen junge Mädchen eiserne „Hindenburg-Denkmünzen“ und Ansichtspostkarten zugunsten der Wohlfahrtszentrale. Später am Tag zogen Vereine und Schulen unter Musikbegleitung und mit ihren Fahnen zur Ruhmeshalle. Gegenüber der Ruhmeshalle war ein Podest für die Sänger und Musiker aufgebaut worden, daneben standen die Fahnenabordnungen der Krieger-, Turn- und Gesangvereine, daran schlossen sich 500 „Feldgraue“ (Soldaten) aus den Lazaretten und Vertreter aller Behörden und Schulen an. Die Feier begann mit dem Kaisermarsch, dann sprach der Oberbürgermeister, und schlug den ersten Nagel ein, bevor erneut die Lieder des Vorabends erschollen.4
Am 19. Oktober 1915 ging ein Dank-Telegramm des geehrten Paul von Hindenburg ein:


Das Telegramm des Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Entnommen aus: Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 74.

Bereits am ersten Tag wurden 6.000 Mark „genagelt“, zusammen mit dem Verkauf der Postkarten und Denkmünzen,  wurden 38.600 Mark erlöst. Am 21. Oktober belief sich die Gesamtsumme bereits auf 300.000 Mark.5


Ein erster Entwurf für die Hindenburg-Anlage. Entnommen aus Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 1

Bei diesem „Kriegswahrzeichen“ wollte man es nicht belassen und schuf auch Pläne für ein Hindenburg-Denkmal bzw. -brunnen, das 1916 begonnen und 1917 vollendet wurde. An ihm sollten die Ehrenschilde befestigt werden. Links und rechts, unter den antiken Helmen, sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer sollte 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen.6 Am Ende entstand dann das Denkmal doch etwas anders. Ob die Ehrenschilde wie geplant dort angebracht wurden, ist unklar. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie aus Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle aufgestellt wurden und dort 1943 zerstört wurden.7

Neben dem Elberfelder Eisernen Ritter gab es ab 1916 auch in Vohwinkel ein Nagelbild, das Eiserne Schwert.

Position des Denkmals auf der Karte


 

Fußnoten:

  1. RMK, S. 188 f.
  2. Entwurf des Schreibens an Paul Wynand, Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 21.
  3. Die Hindenburg-Feier, Zeitungsausschnitt vom 5.Oktober 1915, Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 1.
  4. Der Hindenburtatg in Barmen, Zeitungsausschnitt vom 19.Oktober 1915, Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal.
  5. RMK, S. 188 f.
  6. Quelle siehe Bildunterschrift.
  7. RMK, S. 188 f.

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