Gedenkstein und Gedenkbaum für die in der Landesfrauenklink gestorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen

Im Jahr 2000 gründeten die Bundesrepublik und die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und statteten sie mit je 10 Milliarden DM aus, um ehemalige Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg von Deutschland ausgebeutet wurden, zu entschädigen. Im Rahmen dieser Maßnahme bekam das Archiv des Landschaftsverbands Rheinland, als rechtlicher Nachfolger der Provinzialverwaltung der preußischen Rheinprovinz den Auftrag entsprechende Dokumente zu sichten und die Namen der Zwangsarbeiter an die Nationalen Stiftungen, die die Verteilung der Gelder übernahmen, zu übersenden. Ca. 400 Namen wurden in den Dokumenten gefunden und weitergeleitet. Es stellte sich heraus, dass von ihnen noch 20 Personen in der Ukraine,  Weissrussland und Russland lebten. Lediglich aus der Ukraine erhielt der LVR eine Rückmeldung, von Frauen, deren Namen in den Geburts- und Operationsbüchern der damaligen Landesfrauenklinik Wuppertal verzeichnet waren. Heute gehört die Klinik zur „Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria“ und trägt seit 2012 den Namen St.-Anna-Klinik, nachdem sie von 1985 – 2011 Klinik Vogelsangstraße hieß. 1


2005 wurde Dr. Bettina Bouresh, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Archivs, die sich bereits um die Recherche der Zwangsarbeiter gekümmert hatte, damit beauftragt, ein Besuchsprogramm für das Jahr 2006 vorzubereiten. Eine der Frauen, die Wuppertal besuchen wollten, bat darum das Grab ihres Sohnes sehen zu können, der als Säugling in Wuppertal verstarb. Das Grab konnte nicht gefunden werden und so machten sich der LVR, die Akademie für Gesundheitsberufe (AFG) als Nachfolgerin der Hebammenschule und die Klinik St. Anna Gedanken, wie man dem Wunsch des Gedenkens Rechnung tragen könnte. 2


Gedenkstein und Gedenkbaum vor der ehemaligen Landesfrauenklinik.

Am 20. März 2006 war es schließlich soweit: zwei ehemalige Zwangsarbeiterinnen (Lidiya Chygyra und Alina Morus3) und eine Tochter einer Zwangsarbeiterin, die in Wuppertal geboren wurde, (Ljuba Shewakino-Semenov Nikolaiewna4) kamen in Köln an und wurden vom LVR dort empfangen. Sie wurden von je einem Verwandten und die Gruppe wiederum von einem Mitarbeiter der Ukrainischen National Stiftung begleitet. Im Rahmen des 7-tägigen Besuchsprogramms besuchten sie am 22. und 23. März Wuppertal. Am ersten Tag wurden die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen von Oberbürgermeister Peter Jung im Rathaus begrüßt, der betonte, dass man Schuld und Verantwortung für das, was den Frauen geschehen war, empfinde. Er bat um Versöhnung der beiden Länder. Anschließend trugen sich die Frauen ins Goldenen Buch der Stadt ein. Da die Gedenkstunde, und die Erwartung des Kommenden die Damen mitnahm, wurde kurzer Hand eine Untersuchung in der Klinik St. Antonius angeordnet, die ja ebenfalls zum Klinikverbund der „Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria“ gehört. Man empfahl angesichts hohen Blutdrucks eine Entspannungspause und nutzte diese zu einer Schwebebahnfahrt. Anschließend wurde es wieder ernst. Man besuchte das Gelände des ehemaligen Barackenlagers „In der Fleute“, wo heute eine Kleingartensiedlung zu finden ist. Eine der Zwangsarbeiterinnen, Lidiya Chygyra, hatte hier als 20jährige gelebt und für die Flugzeugfabrik Espenlaub in einem Tunnel Flugzeugteile gereinigt.  In der Nähe der Bahn-Unterführung Clausewitzstraße, in die junge Frau bei Bombenalarm Schutz suchte, war sie mit ihrem Sohn Viktor in einer Mutter-Kind-Baracke untergebracht, bis dieser vor ihren Augen starb und wie anderen verstorbene Säuglingen dort verscharrt wurde. Als 84jährige kehrte sie nun an den Ort zurück. In dieser Mutter-Kind-Baracke lebte auch auch Ljuba Shewakino-Semenov Nikolaiewna mit ihrer Mutter.
Danach besuchte man das Gelände an der Ronsdorfer Straße, wo Alina Morus nach der Geburt ihres Kindes als 15jähriges Mädchen gelebt hatte. Zuvor hatte sie in einer Seifensiederei in Düsseldorf arbeiten müssen.5Sie war bei ihrer Rückkehr nach Wuppertal gerade 79 Jahre alt geworden.6


Fotografie: Nicole Schäfer LVR-ZMB.

Am 23. März stand ein Besuch in der ehemaligen Landesfrauenklinik an, wo die Geschäftsführer Herr Kaufmann und Herr Breuckmann, sowie der Chefarzt Dr. Falbrede die Gäste begrüßten. Darauf folgte ein Rundgang durch die Geburtsstation, bevor man vor dem Gebäude an der Wiese zur Vogelsangstraße zur Einweihung des Gedenksteins schritt. Der Gedenkstein soll an alle in Wuppertal verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen erinnern und natürlich auch an das verstorbene Kind von Lidiya Chygyra. In einer kleinen Zeremonie wurde der Gedenkstein enthüllt und der Baum gepflanzt, zu dessen Wurzeln die ehemalige Zwangsarbeiterin ein wenig ukrainischer Erde hinzufügte und deutsche Erde mit in ihre Heimat nahm.7


Fotografie: Nicole Schäfer LVR-ZMB.

Der Gedenkstein wurde von der damaligen Assistentin der Geschäftsleitung, Imbritt Neumann, mit einem abgewandelten chinesischen Sprichwort versehen:

„Denkst Du an ein Jahr,
dann säe ein Korn.
Denkst Du an ein Jahrzehnt,
dann pflanze einen Baum.
Denkst Du an ein Jahrhundert,
dann sorge für eine Zukunft
der Kinder.

Wuppertal, 23.März 2006“8


Die Inschrift

Die Kosten für den Gedenkstein und den Gedenkbaum (ein Cartaegus laevigata – Echter Rotdorn9) übernahm die Klinik St. Anna. 10

Nach dem Mittagessen folgte ein Gespräch zwischen den Zeitzeugen und Schülerinnen der Hebammenschule. Den Abschluss des Tages und des Besuches in Wuppertal bildeten ein Besuch in der Orthodoxen Kapelle der Klinik und anschließend ließ man blaue Luftballons mit Zukunftswünschen in den Himmel steigen.11
Im Anschluss an den Besuch der Zwangsarbeiter entstanden eine Ausstellung („Riss durchs Leben“), die seit dem 4.Dezember 2012 eine dauerhafte Heimat im Ganztagsgymnasium Johannes Rau gefunden hat, eine DVD und ein Buch über die Besuche des LVR in der Ukraine. Eine Internetseite über die Ausstellung „Riss durchs Leben“ ist Anfang Dezember 2012 online gegangen.
Zwei weitere Besuchsgruppen aus der Ukraine kamen im Juni 2009 und September 2010 nach Wuppertal und zur Klinik. In der Folge entstand zwischen dem Ganztagsgymnasium Johannes Rau und der Schule Nr. 10 in Chmelnyzkyj eine Partnerschaft zur Erforschung der Zwangsarbeit im Rahmen des Jugendforschungsprojektes „Gestern ist heute nicht vorbei. Morgen vielleicht.

Ehrentafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler des Barmer Gymnasiums an der Bleicherstraße

Das Gymnasium auf einer historischen Postkarte. (Bild ergänzt am 13. März 2022)

Am 1. Oktober 1922 weihte man in der Aula des Barmer Gymnasiums an der Bleicherstraße die bronzene Ehrentafel für die 166 im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler ein, die von Prof. Peter Klotzbach entworfen worden war. Die Tafel ist oben mit Filigranwerk abgerundet und mit dem Reliefbild einer Frau gestaltet, die sich tröstend zu einem verwundeten Soldaten niederbeugt. Darunter steht in griechischer Schrift und Sprache:

„Des Lebens Maß ist das Edle, nicht die Länge“

Im Mittelteil finden sich zwischen den Inschriften die Namen der Gefallenen:

„Aus unseren Reihen
liessen ihr Leben

[166 Namen]

Saat, von Gott gesät,
dem Tage der Garben zu reifen

Rechts und links davon befinden sich Flügeltüren, die Innen – wie auf dem Bild – zwei Schwerter auf erhabenen Grund zeigen, sodass sie wie Schmuck auf Särgen wirken. Wurden die Türen geschlossen, zeigten sie „schwertragende Gestalten“.1


Die Ehrentafel des Barmer Gymnesiums an der Bleicherstraße. Entnommen aus: Festschrift zum 350jährigen Jubiläum des Barmer Gymnasiums, herausgegeben von Oberstudienrat Prof. Bohle, Bamen 1929, S. 144.

In der Einweihungsrede heißt es zur Gestaltung der Ehrentafel:

„Wie wir unsere stärksten und tiefsten Gedanken und Gefühle nicht dem Alltag preisgeben, so dachten auch wir es zu halten mit dem Werk, das unser Symbol sein soll unserer tiefsten Liebe, unserer Liebe zum deutschen Volke. Aus diesem Sinne heraus entstand der Plan eines schreinartigen Werkes, dessen Flügeltüren, geschlossen, das Innere bergen. Gedanken und Gefühle, dem Alltage preisgegeben, in gleichgültigen Stunden gesprochen und gezeigt, verlieren Herbheit und Kraft, sie welken wirkungslos. So auch fürchteten wir es von einer Tafel, an der der Alltag vorüberflutet. Deshalb soll dieser Schrein nur geöffnet sein an Tagen, an denen wir Feste feieren. Ernst halten die schwertragenden Gestalten das Innere verschlossen, der gefallene Jüngling und die stützende Frau aber lassen den Besucher ahnen, was es birgt…“2

Das Gymnasium an der Bleicherstr. vor dem Zweiten Weltkrieg. (Bild ergänzt am 13. März 2022)

1931 wurde das Barmer Gymnasium, das sich selbst auf die 1579 gegründete erste Barmer Amtsschule zurückführte, mit dem Elberfelder Gymnasium an der Kölner Straße zusammengelegt und trug erst den Namen „Barmer Gymnasium in Elberfeld“ und seit 1936 trägt es den Namen „Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium“. Bereits ein Jahr zuvor hatte man im dortigen Schulgebäude ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen eingeweiht. In das Gebäude an der Bleicherstraße zog 1931 das Barmer Mädchengymnasium ein.
Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Schulgebäude zerstört und mit ihnen die Ehrentafel.3


Position des Denkmals auf der Karte


Gedächtnisfenster zur Erinnerung an die Barmer Theologische Erklärung

Die Friedhofskirche an der Hochstraße.


Hoch oben in der Nordstadt, an den Friedhöfen der Hochstraße, steht die 1894-98 nach Plänen des Berliner Architekten Johannes Otzen erbaute Friedhofskirche. Die größte und eine der schönsten Kirchen Wuppertals verlor 1943 beim Luftangriff auf Wuppertal durch die Druckwellen der Detonationen ihre originalen Fenster der Glasmalerei Müller aus Quedlinburg. 1946 wurden sie zunächst durch verschiedenfarbiges Kathedralglas ersetzt, das einst als Provisorium gedacht war, aber dann doch 62 Jahre Bestand hatte. Erst 2008 konnte die Gemeinde zwei der sechs großen Rosettenfenster austauschen. In vier Jahren sammelten die 3300 Gemeindemitglieder dafür 120.000 Euro.1 Nach einem begrenzten Wettbewerb entschied man sich für den Wernigeroder Glaskünstler Günter Grohs, dessen Entwürfe die Glaswerkstatt Schneemelcher aus Quedlinburg ausführte. Für die Westseite, die zunächst angefertigt und 2008 angebracht wurde, gab die Evangelische Gemeinde Elberfeld-Nord die Themen „Helmut Hesse – ein Märtyrer aus der Gemeinde“ und „Theologische Erklärung von Barmen“ vor.2 Am 25.Mai 2008 wurden die neuen Fenster mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht.3


Das Gedenkfenster zur Erinnerung an die Barmer Theologische Erklärung in der Elberfelder Friedhofskirche.


Die Barmer Theologische Erklärung wurde am 31. Mai 1934 von der Bekenntnissysnode in der Gemarker Kirche in Barmen verabschiedet. Die Bekenntnissysnode und ihre Erklärung war eine Reaktion auf die erfolgreichen Versuche der nationalsozialistischen „Deutschen Christen“ die evangelische Kirche zu übernehmen und auch hier das Führerprinzip einzuführen. Die Barmer Theologische Erklärung wurde vor allem vom Reformierten Karl Barth und dem Lutheraner Hans Asmussen geprägt. Sie lehnten den Anspruch der „Deutschen Christen“, in Adolf Hitler eine Offenbarung Gottes zu sehen, ab. Am 19. und 20. Oktober 1934 folgten in Berlin-Dahlem die zweite Bekenntnissysnode der Bekennenden Kirche, im Juni 1935 die dritte in Augsburg. Bei der vierten und letzten im Februar 1936 in Bad Oeynhausen war die Organisation der Bekennenden Kirche aufgrund inhaltlicher Differenzen kaum mehr vorhanden. 1936 protestierte die vorläufige Kirchenleitung noch in einer Denkschrift an Hitler gegen Entchristlichung, Antisemitismus und Terrormaßnahmen, doch zur Reichspogromnacht am 9.November 1938 schwieg sie. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden viele Mitglieder in den Untergrund gedrängt oder verhaftet, wie 1943 Helmut Hesse.4


Im Zentrum des Fensters steht die Inschrift:


„Jesus Christus ist
das Wort Gottes
das wir hören
dem wir im Leben
und sterben zu
vertrauen und zu
gehorchen haben.“


Die Zeilen stammen aus der ersten These der Barmer Theologischen Erklärung, die lautet:
Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt
wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und
im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als
Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“

Der Wortlaut der Barmer Theologischen Erklärung findet sich hier.


Detailaufnahme


Günter Grohs verzichtete bei der Gestaltung der Fenster bewusst auf die Bebilderung der Fenster und eine thematische Darstellung. Die Fenster zeigen Spuren und Wege, die der Betrachter selbst ergründen soll. Außerdem soll so eine dauerhafte Sprache gefunden werden, die folgenden Generation noch etwas zu sagen hat und nicht zeitgenössischen Moden unterliegt. So blieb zur Umsetzung der Thematik nur die Schrift als „zeitlose Botschaft“ im zentralen Quadrat, dass die Windeisen, die die Glasflächen stabiliseren, vorgeben. Begrenzt wird es auch von den senkrecht und horizontal verlaufenden Bahnen, die in die Ausläufer der Außenkreise münden und so mittlere und äußere Bereiche des Fensters verbinden. Die zwölf Außenkreise wiederum stoßen mit ihren schmalen  Friesen in den Mittelkreis vor, verflechten sich mit dem breiten farbigen Band und dies scheinbar unendlos, als Symbol für die Unendlichkeit, die Einheit von Anfang und Ende. 5


Das Gedächtnisfenster von unten


Am Werth unweit der Gemarker Kirche steht bereits seit 1984 ein Mahnmal zur Erinnerung an die Barmer Theologische Erklärung.

Im September 2009 wurden auch die Fenster an der Ostseite – zum Friedhof  – erneuert. Sie zeigen die Themen „Tod und Auferstehung“. Für dieSüdseite sind die Themen „Wort und Sakrament“ geplant.

Position des Denkmals auf der Karte


Ehrentafel für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Bankhauses von der Heydt, Kersten & Söhne

Von dieser Gedenktafel ist keine Abbildung bekannt.

Im August/September 1922 weihte man im Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne am Neumarkt in Elberfeld die Ehrentafel für die gefallenen Angestellten des Ersten Weltkriegs ein. Im General-Anzeiger wurde am 9. August 1922 die Tafel wie folgt beschrieben:


„Im Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne ist vor einiger Zeit eine Ehrentafel für die im Weltkrieg gefallenen Angestellten der Firma angebracht worden. Sie gehört neben den Cleff’schen Gedenktafeln unstreitig zu den schönsten und würdigsten dieser Art in unserer Stadt. Das Werk, das von der Hand des Professor Grasegger in Köln modelliert wurde, besteht im wesentlichen aus einer Platte von grauem Marmor, auf der die schlichte Bronzetafel mit dem Namen, Todesjahr und Ruhestätten der Gefallenen ruht. Die erhabene dünne Schrift ist edel und dekorativ gehalten. Von großer, ruhiger Wirkung ist das Hochrelief eines knienden Jünglings im abschließenden oberen Halbrund.“1


Beim Luftangriff auf Elberfeld in der Nacht auf den 25. Juni 1943 wurde das Gebäude und mit ihm die Ehrentafel zerstört.2


Das Gebäude des Bankhauses von der Heydt-Kersten und Söhne am Neumarkt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem historischen Vorbild wieder errichtet. Heute steht hier das Gebäude der Commerzbank zwischen Kerstenplatz und Neumarkt. Stadtarchiv Wuppertal, 11.9.1 (Bild ergänzt am 22.11.2012)


Position des Denkmals auf der Karte


 

Gedächtnisfenster zur Erinnerung an Helmut Hesse

Die Friedhofskirche an der Hochstraße.


Hoch oben in der Nordstadt, an den Friedhöfen der Hochstraße, steht die 1894-98 nach Plänen des Berliner Architekten Johannes Otzen erbaute Friedhofskirche. Die größte und eine der schönsten Kirchen Wuppertals verlor 1943 beim Luftangriff auf Wuppertal durch die Druckwellen der Detonationen ihre originalen Fenster der Glasmalerei Müller aus Quedlinburg. 1946 wurden sie zunächst durch verschiedenfarbiges Kathedralglas ersetzt, das einst als Provisorium gedacht war, aber dann doch 62 Jahre Bestand hatte. Erst 2008 konnte die Gemeinde zwei der sechs großen Rosettenfenster austauschen. In vier Jahren sammelten die 3300 Gemeindemitglieder dafür 120.000 Euro.1Nach einem begrenzten Wettbewerb entschied man sich für den Wernigeroder Glaskünstler Günter Grohs, dessen Entwürfe die Glaswerkstatt Schneemelcher aus Quedlinburg ausführte. Für die Westseite, die zunächst angefertigt und 2008 angebracht wurde, gab die Evangelische Gemeinde Elberfeld-Nord die Themen „Helmut Hesse – ein Märtyrer aus der Gemeinde“ und „Theologische Erklärung von Barmen“ vor.2 Am 25.Mai 2008 wurden die neuen Fenster mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht.3


Das Gedenkfenster für Helmut Hesse in der Friedhofskirche.


Der am 11. Mai 1916 in Bremen geborene Helmut Hesse wuchs in einem pietistischen Haushalt auf, sein Vater, Hermann Albert Hesse, war Pastor der Elberfelder Gemeinde und wohnte in der Alemannenstr. 40. Bereits während des Gymnasiums wurde ihm klar, dass der Nationalsozialismus und der christliche Glaube nicht zusammen gelebt werden konnten, auch wenn viele Christen der Zeit anderer Ansicht waren. Obwohl er naturwissenschaftlicht begabt war, entschied er sich wie schon seine drei Brüder zuvor 1935 für das Studium der Theologie. Bereits früh setzte sich Hesse für rassisch verfolgte Menschen ein und half ihnen, wo er konnte. Im Frühjahr 1940 legte er das erste Examen vor der Prüfungskommission der rheinischen Bekennenden Kirche ab. Nach dem Vikariat meldet er sich im September 1941 zum zweiten Examen, doch nach der Verhaftung der Berliner Prüfungskommission der Bekennenden Kirche stellte die rheinische ihre Arbeit ein. Helmut Hesse weigerte sich von dem Weg der Bekennenden Kirche und den Erklärungen von Barmen und Dahlem abzuweichen und geriet so nicht nur in Konflikt mit der Landeskirche, sondern auch mit der Bekennenden Kirche.


Detailaufnahme


Am 8.Juni 1943 wurde er zusammen mit seinem Vater verhaftet. In seiner letzten Ansprache zwei Tage zuvor hatte er erklärt:

„Als Christen können wir es nicht mehr länger ertragen, dass die Kirche
in Deutschland zu den Judenverfolgungen schweigt […] Sie darf nicht
länger versuchen, vor dem gegen Israel gerichteten Angriff sich selbst
in Sicherheit zu bringen. Sie muss vielmehr bezeugen, dass mit Israel
sie und ihr Herr Jesus Christus selbst bekämpft wird.“


Nach fünf Monaten in Einzelhaft, in der der an Niereninsuffizienz leidende
zum Skelett abmagerte, wurden Vater und Sohn am 13.November 1943 in das
KZ Dachau verlegt, wo Helmut Hesse in der Nacht auf den 24.November 1943
verstarb. 4


Im Zentrum des Fenster steht die Inschrift.


„Helmut Hesse
11.05.1916 Bremen
+ 24.11.1943 Dachau
Selig sind die um
Gerechtigkeit willen
verfolgt werden“

Die Seligpreisung stammt aus der Bergpredigt und findet sich bei Matthäus 5,10.


Günter Grohs verzichtete bei der Gestaltung der Fenster bewusst auf die Bebilderung der Fenster und eine thematische Darstellung. Die Fenster zeigen Spuren und Wege, die der Betrachter selbst ergründen soll. Außerdem soll so eine dauerhafte Sprache gefunden werden, die folgenden Generation noch etwas zu sagen hat und nicht zeitgenössischen Moden unterliegt. So blieb zur Umsetzung der Thematik nur die Schrift als „zeitlose Botschaft“ im zentralen Quadrat, dass die Windeisen, die die Glasflächen stabiliseren, vorgeben. Begrenzt wird es auch von den senkrecht und horizontal verlaufenden Bahnen, die in die Ausläufer der Außenkreise münden und so mittlere und äußere Bereiche des Fensters verbinden. Die zwölf Außenkreise wiederum stoßen mit ihren schmalen Friesen in den Mittelkreis vor, verflechten sich mit dem breiten farbigen Band und dies scheinbar unendlos, als Symbol für die Unendlichkeit, die Einheit von Anfang und Ende.5


Detailaufnahme


Im September 2009 wurden auch die Fenster an der Ostseite – zum Friedhof – erneuert. Sie zeigen die Themen „Tod und Auferstehung“. Für die Südseite sind die Themen „Wort und Sakrament“ geplant.


Position des Denkmals auf der Karte


Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Vereinigten Versicherungsgesellschaft AG

Von dieser Gedenktafel ist keine Abbildung bekannt.

Am 14. März 1922 weihte man an der Viktoriastraße 17/21 im Elberfelder Briller Viertel im Gebäude der Vereinigten Versicherungsgesellschaft AG eine Gedenktafel für die 62 gefallenen Beamten ein, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Der Anlass, die Einweihung an diesem Dienstag durchzuführen, war der 100.Jahrestag der Gründung der „Vaterländischen Feuer-Versicherungs-Aktien-Gesellschaft“. Diese war die drittälteste deutsche Feuerversicherung und ging 1914 mit der Rhenania Versicherung zur Vereinigten Versicherungsgesellschaft AG zusammen. Die 1872 gegründete Rhenania machte mit Unfall- und Haftpflichversicherung ihre Geschäfte. Die Vereinigte Versicherungsgesellschaft betrieb durch einige frühere Zukäufe auch Transport-, Einbruchdiebstahl- und Wasserleitungsschädenversicherungen.


Entnommen aus: Deutschlands Städtebau, Barmen, bearbeitet und herausgegeben im Auftrag des Oberbürgermeisters vom Beigeordneten Stadtbaurat Köhler, 2. Auflage, 1926, S. 200.


Eine Abbildung des Gedenktafel ist nicht bekannt, so bleibt nur eine Abbildung des Gebäudes, in dem sie zu finden war. Bis 1930 war das Gebäude im Besitz der Vereinigten Versicherungsgesellschaft, dann übernahm es die Nordstern, Allgemeine Versicherungs AG. Das Gebäude, das den Zweiten Weltkrieg ohne große Schäden überstand, beherbergte dann ab 1951 den Leipziger Verein Barmenia. 1966 wurde das Gebäude abgerissen und bis 1972 durch einen Neubau für die Hauptverwaltung der Bau-Berufsgenossenschaft ersetzt.1


Turmkreuz zur Erinnerung an das Cronenberger Rathaus

Das alte Cronenberger Rathaus, 1900-1943. Es wurde 1953 trotz der Möglichkeit des Wiederaufbaus und großer Proteste der Cronenberger abgerissen.


Am 8. Mai 2011 wurde neben dem alten Cronenberger Rathaus an der Ecke Hauptstraße und Herichhauser Straße ein kompaktes, steinernes Kreuz aufgestellt. Es handelt sich hierbei um das Turmkreuz des im Zweiten Weltkrieg zerstörten neuen Rathauses. Die Geschichte des Kreuzes begann im Jahr 1900, als das Rathaus in Cronenberg errichtet wurde und mit seinem hohen Turm weithin sichtbar die Stadt Cronenberg vertrat. Zehn Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff im Jahr 1943 konnte Horst Donner, Metzger und Gastwirt, das Turmkreuz beim Abriss des Bauwerks vor der Zerstörung bewahren und stellte es in seiner Gastwirtschaft an der Schorfer Straße aus. 2002 wurde das Kreuz von den Nachfolgern Donners, den Eheleuten Kaufmann, an den Cronenberger Heimat- und Bürgerverein übergeben.


Das Cronenberger Rathauskreuz.


An diese Geschichte des Kreuzes erinnerte der Vorsitzende des CHBV, Rolf Tesche, bei Einweihung des kleinen Denkmals am 8. Mai 2011 und bedankte sich für die Hilfe bei Dr. Heinz Häuschen, dem Besitzer des Grundstücks, dem Architekturbüro Fligge für den Entwurf der Halterung, die der Form des einstigen Turmes entspricht, der Firma Gisbert Krämer für die Ausführung derselbigen und der Firma Schoenen Baustoffe für die Bereitstellung des Materials hierfür. Walter Friedrich erhielt den Dank für die Gestaltung der Informationstafeln, die neben dem neuen Denkmal angebracht wurden. Der Cronenberger Bezirksbürgermeister, Michael-Georg von Wenczowsky, begrüßte in einer Ansprache die Aufstellung des Denkmals und wies daraufhin, dass dies in einem Jahr geschehe, in dem städtischen Sparmaßnahmen die Öffnungszeiten des Cronenberger Bürgerbüros weiter einschränkten.1


Neu und Alt. Im Hintergrund das alte Cronenberger Rathaus, im Vordergrund das Kreuz der Turmspitze des neuen.


1876 wurde das Haus an der Hauptstraße 61 erbaut und diente als erstes Cronenberger Rathaus. Der folgende rasante Aufschwung der Cronenberger Werkzeugindustrie ermöglichte und erforderte den Bau eines neuen Rathauses am heutige Rathausplatz. Das alte Gebäude diente nun einer höheren Töchterschule, die 1932 in die Realschule am Lenzhaus integriert wurde. Später zog das Café Trelle ein2, heute haben hier Ärzte ihre Praxen.

Bereits 2001 war das Sandsteinrelief mit dem Cronenberger Wappen, welches das Rathaus geziert hatte, zur Erinnerung an dieses Gebäude und Symbol Cronenberger Eigenständigkeit am Rathausplatz aufgestellt worden.


Ergänzung vom 3. Januar 2018:

Am 10. März 2017 wurde das Turmkreuz auf den Rathausplatz zum Sandsteinrelief versetzt. Der CHBV erhofft sich am historischen Ort mehr Aufmerksamkeit.3


Ob der Ort nun wirklich besser ist?


Friedrich-Storck-Gedenktafel

 Von dieser Gedenktafel ist keine Abbildung bekannt.

Am 8. Februar 1922 wurde im Vereinslokal „Becker“ des Gemeinnützigen Bürgervereins Nordstadt eine Gedenkfeier für den Heimatdichter Friedrich Storck ausgerichtet. Anlässlich dieser Feier, bei der auch der Sohn des Dichters, Viktor Friedrich Storck Gedichte seines Vater rezitierte, wurde eine Gedenktafel aus schwarzem Granit an dessen Geburtshaus am Neuenteich 79 eingeweiht. Die Feier wurde durch den Männergesangverein „Läetitia“ unterstützt, bei dem Storck Ehrenmitglied gewesen war.

Friedrich Storck wurde am 27.Dezember 1838 als Sohn eines Färbers am Neuenteich geboren. Damals lautete die Adresse des Hauses noch Sektion A, Nr. 87. Er besuchte die Elementarschule der alten reformierten Kirche, die ab 1848 an der Bergstraße zu finden war. Mit zwölf Jahren begann er bei der Seidenweberei Johann Simons Erben zu arbeiten und besuchte nach der Arbeit die Abendschule. Da er sich gelehrig anstellte, gab man ihm die Gelegenheit zu einer kaufmännischen Ausbildung. 70 Jahre blieb Storck der Firma, die später als Simons & Frowein firmierte, treu. In seiner Freizeit betätigte er sich als Dichter und als Turner, 1861 verfasste veröffentlichte er als erste Werke seine Turnerlieder. Ende der 1870er Jahre begann er sich als Mundartdichter sich einen Namen zu machen und wurde auch in den Niederlanden bekannt.

Friedrich Storck war mit Juliane Hampel aus Barmen verheiratet und das Paar hatte elf Kinder. Am 5. Dezember 1915 starb Storck im Alter von 77 Jahren und wurde auf dem reformierten Friedhof an der Hochstraße beigesetzt.
Das Haus Neuenteich 79 und die Gedenktafel überlebten den Bombenangriff auf Elberfeld in der Johannisnacht 1943 nicht. Es wurde wie die Nachbargebäude nicht wieder aufgebaut.1

Schleifstein zur Erinnerung an das 100jährige Jubiläum des CHBV

Im Vordergrund der Schleifstein zur Erinnerung an das 100jährige Jubiläum des CHBV.


Als im Jahr 1992 der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein 100 Jahre alt wurde, stifteten Karin und Manfred vom Cleff zu diesem Anlass ein kleines Denkmal. Diese besteht aus einem 150 Jahre alten Schleifstein, der an der kleinen Grünfläche an der Ecke Hauptstraße/Holzschneiderstraße aufgestellt wurde. (Von 1896 bis zum Zweiten Weltkrieg stand hier das Cronenberger Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1864, 1866 und 1870/71.)


Eine Fotografie von der Einweihung des Schleifsteins am 6.März 1992. Mit Dank an das Archiv des CHBV.


Zur Einweihung am 6. März 1992 – dem 100. Jahrestag der Gründung des „Cronenberger Bürgervereins“ im Hotel zur Post – erschienen auf Einladung des Vorsitzenden Hans-Otto-Bilstein Bürgermeister Kurt Drees, Reinhard Graetz MdL, Altbürgermeister Hans Rauhaus, Vertreter der Bezirksvertretung, der Cronenberger Vereine und einige hundert Bürger. Bilstein erinnerte an die Entwicklung der Arbeitsstätten in Cronenberg und die Bedeutung der Schleifer, der Posaunenchor und der Cronenberger Männerchor sorgten für die musikalische Begleitung und die Stifter „tauften“ „ihren“ Stein mit hochprozentigem „Schlieperwasser“. Außerdem berichtete der 90jährige Knieschleifer Richard Klingelhöfer von seiner 50jährigen Tätigkeit. Anschließend hielt Stadtarchivar Dr.Uwe Eckhardt im Martin-Luther-Haus einen Vortrag über die Zeit, in der sich 31 Männer über 24 Jahren zusammen fanden, den Verein gründeten und Lebrecht Toellner zum ersten Vorsitzenden wählten. Die erste Eingabe des Vereins verlangte vom Steueramt mehr Steuergerechtigkeit, offensichtlich ein zeitloses Thema.1


Der vorgelagerte Stein mit Inschrift.


Am Rand der Grünanlage verweist eine kleine Metalltafel auf den Sinn und die Stifter des Schleifsteins:

„Einhundertfünzig Jahre alter
Schleifstein der traditions-
reichen Cronenberger Werkzeug-
industrie.
Den Cronenberger Bürgern gewidmet
von Manfred und Karin vom Cleff.
CHBV 1992“


Position des Denkmals auf der Karte