Albert-Leo-Schlageter-Denkmal

Am 31. Juli 1927 wurde im Süden Elberfelds an der Straße Am Sandholz das erste Schlageter-Denkmal Deutschlands eingeweiht. Angestoßen hatte die Errichtung die Arbeitsgemeinschaft für die Vaterländische Bewegung Elberfeld, deren Vorsitzender der Direktor der Oberrealschule Süd, Prof. Dr. Hübler, war. 19.000 RM waren aus der Bevölkerung des Wuppertals und der umliegenden Gemeinden zusammen gekommen, um das Denkmal zu ermöglichen. Bereits 1925 hatte der Elberfelder Bildhauer Ewald Schmahl eine Bronzeplakette entworfen und bei Knodt in Franktfurt/Main gießen lassen. Am 17. Oktober 1926 kam es zur Grundsteinlegung an einem neuerschlossenen Baugelände an der Straße Am Walde, die 1933 in Schlageterstraße und 1938 in Am Sandholz umbenannt wurde. Die Errichtung des Denkmals hatte sich hingezogen, da die Stadtverordnetenversammlung den Stiftern lange kein Grundstück zur Verfügung stellen wollte, und das lag an der Person Albert Leo Schlageter.


Abbildung des Schlageter-Denkmals am Sandholz. Entnommen aus: Bergisch-Märkische-Zeitung vom 25. Mai 1933.

Albert Leo Schlageter wurde am 12. August 1894 in Schönau in Baden geboren. Nach dem durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs angesetzten Notabitur im Jahr 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und trat im Dezember 1914 in das 5.Badische Feldartillerie-Regiment 76 ein. Ein ursprünglich geplantes Studium der katholischen Theologie trat er nicht an. 1916 wurde er zum Offizier befördert, 1918 mit dem Eisernen Kreuz I.Klasse ausgezeichnet. Kurz nach der Aufnahme eines Studiums der Nationalökonomie in Freiburg schloss sich Schlageter 1919 einem Freikorps an und kämpfte im Baltikum und in Oberschlesien. 1921 ging er nach Berlin und gründete eine Im- und Export GmbH. Während der Ruhrbesetzung 1923 wurde er wieder Mitglied des Freikorps „Organisation Heinz“ und führte auch aus dem Wuppertal heraus, wo Freikorpsführer Hauenstein sich aufhielt, Sabotageakte auf Verkehrsverbindung im Ruhrgebiet aus. Bei einer Aktion wurde er von den französischen Besatzern festgenommen, vor ein französisches Militärgericht gestellt und am 26. Mai 1923 in der Golzheimer Heide bei Düsseldorf standrechtlich erschossen. Am 8. Juni 1923 fand in der Elberfelder Stadthalle eine öffentliche Trauerfeier unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt, bei der der Sarg mit dem Leichnam Schlageters aufgebahrt wurde, der nach der ersten Beerdigung auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof nun in seine Heimat überführt wurde.


Erste Überlegungen zur Aufstellung des Denkmals wurden 1925 von der Stadtverwaltung und dem Regierungspräsidenten auf Grund der „künstlerischen Anschauungen“ abgelehnt. Im Februar und März 1926 wurde dann in der Stadtverordnetenversammlung und im Hauptausschuss über die Errichtung des Denkmals debattiert. Während die Abgeordneten der deutschnationalen und deutschvölkischen Partei die Errichtung unterstützten, da Schlageter eine „lichte Heldengestalt“, ein „Vorbild edelster deutscher Jugend“ und „treu bis zum letzten Atemzug“ gewesen sei, lehnten die anderen Parteien ein Denkmal eher ab. Die Sozialdemokraten hielten Schlageter für einen Abenteurer, dessen Mut sie anerkannten, der aber mit seinen Sabotageakten dazu beigetragen habe, das Leid und die Not der deutschen Bevölkerung durch die Besetzung zu vergrößern. Ihn habe der Wunsch nach Gewalt und Hass bewegt und nicht der Wunsch nach Frieden. Die Kommunisten wiederum hielten ihn für einen Söldner und Landsknecht, während die Vertreter der Zentrumspartei betonten, dass man über Schlageter geteilter Meinung seien könnte, anerkennen müsse man, dass er für eine Tat, die er für vaterländisch hielt, sein Leben lassen musste.


Wann genau die Genehmigung zur Errichtung erteilt wurde, ist unklar. Am  31. Juli 1927 fand die Einweihung statt. Vertreter des Jungdeutschen Ordens, des Stahlhelms, der Offiziersverbände, der Bismarckjugend, der Stadt Elberfeld und Chargierte verschiedener Verbände der Hochschulen aus Köln, Bonn, Aachen und Münster nahmen daran teil. Professor Hübler erklärte in seiner Rede, warum der 31.Juli als Tag der Einweihung gewählt worden sei. Man wolle an den 31. Juli 1914 erinnern, an dem das deutsche Volk „in allen Gauen und in allen Schichten einmal wirklich einig gewesen sei in jenem Geiste, sich nicht zu beugen, sondern wirklich zu widerstehen im echten Schlagetergeist.“ Damit bemühte Hübler den Mythos der August-Begeisterung zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

Auch Schlageter selbst wurde zu einem Mythos. Die politische Rechte stilisierte ihn zu einem Nationalhelden, die Überführung seines Leichnams wurde zu einem anti-demokratischen Triumphzug. Es entstand der „Schlager-Kult“. Später wurde er auch von den Nationalsozialisten vereinnahmt und als einer der ersten Kämpfer des Dritten Reiches bezeichnet. 1933 entstanden in ganz Deutschland weitere Schlageter-Denkmäler.


Im April 1959 wurden die Reste des Denkmals abgebrochen, nachdem bereits nach dem Zweiten Weltkrieg die Bronzeteile verschwunden waren.1

Beim DIGIT-Projekt des WDR gibt es Video-Aufnahmen des Denkmals.


Auf der Karte  ist nicht der genaue Standort des Denkmals gekennzeichnet, sondern lediglich die Straße, in der es zu finden war.


Fußnoten:

  1. RMK, S. 252 ff.

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