Gedenktafel zur Erinnerung an die Geschichte des Evangelischen Vereinshauses

Am 10. August 2007 enthüllte Superintendent Manfred Rekowski am Evangelischen Vereinshaus an der Kasinostraße eine Gedenktafel, die die Geschichte des Hauses erläutert. 1


Die Gedenktafel zur Erläuterung der Geschichte des Evangelischen Vereinshauses.

Die Tafel erklärt:

„1860 – 1912
Am Ort der historischen „Reitbahn“, die von 1828 bis 1824 als Theaterspielstätte diente, wurde am 29. August 1860 das erste Evangelische Vereinshaus eingeweiht. Die von einem Stiftungs-Kuratorium verwaltete Einrichtung widmete sich neben der Förderung des Gemeindelebens, evangelischer Vereinsaktivitäten und christlicher Geselligkeit vornehmlich sozialen Zwecken, z.B. der Versorgung
und Betreuung von Wandergesellen, alleinstehenden Frauen, Obdachlosen und armen Menschen unabhängig von ihrer Konfession.

ab 1912
Nach dem Abriss des alten Reitbahngebäudes entstand ein moderner und großzügiger Neubaukomplex, der im Mai 1912 eingeweiht wurde. Zu ihm gehörten eine Herberge, ein Gesellschaftshaus, ein Tagesrestaurant mit Wirtschaft sowie Konferenzräume und
mehrere Säle, die von Vereinen und Gesellschaften angemietet werden
konnten. Die beiden Obergeschosse wurden als Hotel genutzt.

1919 – 1926
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde das Evangelische Vereinshaus als Versammlungsort zu einem Zentrum demokratiefeindlicher Kräfte im Wuppertal. Dort trafen sich regelmäßig rechtsradikale, antisemitische und völkisch-nationale Organisationen. Führende Aktivisten und Unterstützer der Nationalsozialisten traten dabei als Redner auf: Joseph Goebbels, Erich Koch, Karl Kaufmann, Generalfeldmarschall von Mackensen, Alfred Hugenberg und Adolf Hitler, der 1922 und 1926 als Parteiredner im Vereinshaus gesprochen hat.

1921 – 1939
Von Ende 1921 bis November 1939 mietete die Staatliche Polizeiverwaltung die beiden oberen Etagen des Hauses und richtete dort das Polizeipräsidium Elberfeld-Barmen ein. Ab 1933 befand sich hier die lokale Außenstelle der Geheimen Staatspolizei. Für mehrere Jahre war dieser Ort nun der Ausgangspunkt der polizeilichen Verfolgung von politischen und religiösen Gegner des NS-Regimes, von Juden und anderen aus der „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzten Menschen. 1941/42 wurden im großen Vereinshaussaal Güter aus dem Besitz der deportierten Wuppertaler Juden öffentlich versteigert.

1939 – 1950
Ende 1939 beschlagnahmte die Wehrmacht das Gebäude. Nach der schweren Bombardierung Elberfelds im Juni 1943 wurde das kriegsbeschädigte Gebäude für die Städtischen Werke geräumt.
Von 1944 bis 1950 war der große Saal als Apollo-Lichtspieltheater eine beliebte Unterhaltungsstätte für die Wuppertaler Bevölkerung.

ab 1949
Seit 1949 dient das Vereinshaus wieder evangelischen Einrichtungen
als Domizil, u.a. dem Lutherischen und Reformierten Gemeindeamt,
der Landeskirchenmusikschule, Bibelkreisen und einer Altenspeisung. 1955 erfolgte schließlich die Umwandlung des Gebäudes in ein Altersheim. Im April 2006 konnte nach umfassenden Sanierungsarbeiten das Evangelische Vereinshaus als modernes Altenheim Kasinostraße eröffnet werden und kommt so auch heute wieder dem Stiftungszweck als soziale Einrichtung im Zentrum von Wuppertal nach.“


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Gedenktafel. Wechselvolle Zeiten, in: WZ vom 11. August 2012.

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