Springende Bälle

Sprin­gen­de Bäl­le — leicht zuge­wach­sen — an der Zufahrt zur Bay­er-Hal­le in Sonnborn.

Am 10. Janu­ar 2001 weih­te Dr. Heinz Bahn­mül­ler, Lei­ter des Wup­per­ta­ler Bay­er-Werks, an der Zufahrt zur Bay­er-Hal­le in Sonn­born die Skulp­tur “Sprin­gen­de Bäl­le” ein. Die drei ver­schie­den­far­bi­gen gezack­ten Ele­men­te stün­den für die unter­schied­li­chen Dyna­mi­ken beim Sport, erklär­te er. Das Werk ist der Gewin­ner eines Wett­be­werbs des SV Bay­er Wup­per­tal und der Uni­ver­si­tät Wup­per­tal zum The­ma “Infor­ma­ti­ve Skulp­tur” und wur­de vom damals 27jährigen Indus­trie­de­sign­stu­den­ten Mario Mina­le ein­ge­reicht. Umge­setzt wur­de es dann in enger Zusam­men­ar­beit mit zwei Aus­zu­bil­den­den der Lehr­werk­statt der Wup­per­ta­ler Stadt­wer­ke, Meh­met Öztürk und Klaus Peter Lohaus, sowie Mit­ar­bei­tern der Bay­er-Werk­stät­ten.1


Sei­ten­an­sicht mit dem Wap­pen des SV Bayer.

Neu im Blog: Schulschmuck

Es gibt eine neue Kate­go­rie im Blog: Schulschmuck.
Gemeint sind damit all jene Plas­ti­ken, Skulp­tu­ren und Brun­nen, die in Schu­len oder auf Schul­hö­fen zu fin­den sind. Vor allem zwi­schen 1950 und 1980 ent­stand hier­von im Rah­men von ver­pflich­ten­der “Kunst am Bau” eine gro­ße Zahl von Objek­ten, die eine “halb­öf­fent­li­che” Stel­lung haben. Des­we­gen habe ich sie vom frei­zu­gäng­li­chen und “vol­l­öf­fent­li­chen” Stadt­schmuck getrennt, wo sie bis­her zu fin­den waren. 

Castanea Rodo

Cas­ta­nea Roo­do im Rosen­gar­ten der Hardt.

Nach­dem im Febru­ar 2006 die Bron­ze­skulp­tur “Die Sin­nen­de” auf der Hardt gestoh­len wor­den war, rief die Stadt im Herbst 2008 einen Wett­be­werb für eine Nach­fol­ge­skulp­tur aus. Zur Ver­fü­gung stan­den 25.000 Euro aus der Ver­si­che­rungs­sum­me, die Jury bestand aus Mit­ar­bei­tern der Stadt und des Von der Heydt-Muse­ums. Den Wett­be­werb gewann Vanes­sa Nie­der­stras­ser, deren Skulp­tur in strah­len­dem Rot an den Blu­men und Kak­teen des nahen Bota­ni­schen Gar­tens erin­nern soll. Die Fan­ta­sie­pflan­ze trägt den Namen von klei­nen Ein­zellern (Strah­len­tier­chen) namens Cas­ta­nea und dem Namen des Cafés in Isra­el, in dem Nie­der­stras­ser die Idee für die­se Skulp­tur bekam. Die Far­be Rot soll einen bewuss­ten Gegen­satz zu dem im Som­mer vor­herr­schen­den Grün der Hardt dar­stel­len.1 Am 12. Juli 2009 wur­de sie am ver­las­se­nen Platz der Sin­nen­den ein­ge­weiht und der Öffent­lich­keit über­ge­ben.2


Die Skulp­tur.

Bronzeskulptur “Die Sinnende”

Foto­gra­fie der Sin­nen­den von Rai­ner Wermke.

1954 wur­den die Hardt-Anla­gen aus Anlass des 25jährigen Jubi­lä­ums der Stadt­grün­dung Wup­per­tals neu gestal­tet. Auf Anre­gung des Gar­ten- und Forst­amts schuf die Bild­haue­rin Frie­de Clas­sen die Bron­ze­skulp­tur die Sin­nen­de, die bei G. Schmä­ke in Düs­sel­dorf gegos­sen wur­de. Sie fand ihren Platz in dem neu­ge­stal­te­ten Rosen­gar­ten.1


Im Febru­ar 2006 wur­de die 1,20 Meter hohe und zwei Zent­ner schwe­re Skulp­tur gestoh­len, im sel­ben Monat wur­den auch ande­re Bron­ze­skulp­tu­ren im Nord­park ent­wen­det.2 Die drei Täter wur­den 2007 wegen schwe­ren gewerbs­mä­ßi­gen Ban­den­dieb­stahls ver­ur­teilt, die zwei älte­ren Täter (47 und 43) erhiel­ten Haft­stra­fen, der jün­ge­re (32) eine Geld­stra­fe und eine Haft­stra­fe auf Bewäh­rung. 1200 Euro brach­te der Ver­kauf der ver­schie­de­nen ent­wen­de­ten Bron­ze­skulp­tu­ren ein.3 Mit der Ver­si­che­rungs­sum­me in Höhe von 25.000 schrieb die Stadt Wup­per­tal einen Wett­be­werb für ein neu­es Kunst­werk aus, den Vanes­sa Nie­der­stras­ser mit der Skulp­tur “Cas­ta­nea Rodo” gewann.4

Johann Friedrich Benzenberg-Gedenktafel

Das ehe­ma­li­ge Pfarr­haus in Schöl­ler. Die Gedenk­ta­fel hat ihren Platz zwi­schen den bei­den lin­ken Fens­tern im Erdgeschoss.

Am 12. März 1961 fei­er­ten die Bil­ker Hei­mat­freun­de einen Got­tes­dienst in der alten refor­mier­ten Kir­che von Schöl­ler und ent­hüll­ten anschlie­ßend eine Gedenk­ta­fel am alten Pfarr­haus, Schöl­ler­weg Num­mer 8. Sie war Johann Fried­rich Ben­zen­berg gewid­met, der die Bil­ker Stern­war­te gegrün­det und mit­tels Expe­ri­men­ten die Rota­ti­on der Erde um die eige­ne Ach­se nach­ge­wie­sen hat­te. Dem­entspre­chend ver­merk­te die Gedenk­ta­fel aus schwe­di­schem Gra­nit an sei­nem Geburtshaus:


In die­sem Hause
wur­de am 5.5.1777
Prof. Joh. Friedr.
Benzenberg
gebo­ren. Er gründete
1843 die Bil­ker Stern-
war­te und erwarb sich
dort für die Astrono-
mische Wissenschaft
welt­wei­ten Ruhm.
Er starb am 8.6.1846
in Düsseldorf-Bilk

Bil­ker Hei­mat­freun­de 1951 e.V.
Anno 1961”


Die Gedenk­ta­fel.

Am 5. Mai 1777 wur­de J.F. Ben­zen­berg im Haus des refor­mier­ten Pfar­rers von Schöl­ler gebo­ren. So war es nicht über­ra­schend, dass er zunächst in Mar­burg Theo­lo­gie stu­dier­te. Aber schließ­lich gewan­nen sei­ne natur­wis­sen­schaft­li­che Neu­gier die Über­hand und er wech­sel­te nach Göt­tin­gen, um bei Georg Chris­toph Lich­ten­berg Mathe­ma­tik und Phy­sik zu stu­die­ren. Bereits als Stu­dent wies er mit Hein­rich Wil­helm Bran­des den kos­mi­schen Ursprung von Stern­schnup­pen nach. 1802 und 1803 wies er mit­tels eines Fall­tests mit Blei­ku­geln zunächst vom Ham­bur­ger Michel, dann in einem Koh­le­schacht bei Wet­ter an der Ruhr nach, dass die Erde sich um ihrer eige­ne Ach­se dreht, da die Kugeln nach dem frei­en Fall nicht exakt im Lot der Erde auf­ka­men. Beim Expe­ri­ment im Koh­le­schlacht betrug die Abwei­chung nach einem Fall von 80 Metern 5 Strich west­lich des Lots. 1805 wur­de Ben­zen­berg Pro­fes­sor für Natur­kun­de und Astro­no­mie am Düs­sel­dor­fer Lyze­um in der Cita­dell­stra­ße und gab Unter­richt für Land­mes­ser. Im Dezem­ber 1807 hei­ra­te­te er Char­lot­te Platz­hoff, die Toch­ter des Elber­fel­der Kauf­manns Fried­rich Platz­hoff, des­sen Sohn sich um den Elber­fel­der Ver­schö­ne­rungs­ver­ein ver­dient mach­te und dem 1910 am Ende der Sado­wa­stra­ße ein Denk­mal gesetzt wur­de. Die Ehe ver­lief glück­lich, währ­te aber nur kurz, da Char­lot­te jung starb. Ben­zen­berg, der wäh­rend der Beset­zung des Ber­gi­schen Lan­des durch die Fran­zo­sen sei­nen Lehr­auf­trag ver­lor, muss­te auf­grund eines Lun­gen­lei­dens in die Schweiz zie­hen. Nach einem kur­zen Aus­flug in die Poli­tik wid­me­te er sich ab 1823 wie­der der Wis­sen­schaft und ver­fass­te mit Carl Fried­rich Gauß meh­re­re natur­wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten. 1843 rich­te­te er auf sei­nem Grund­stück in Bilk bei Düs­sel­dorf eine Stern­war­te ein und nann­te sie in Erin­ne­rung an sei­ne Frau Char­lot­ten­ru­he. Als er am 8. Juni 1846 starb, ver­mach­te er sie mit­samt dem tech­ni­schen Gerät und dem Kapi­tal zur Besol­dung eines jun­gen Astro­no­men der Stadt Düs­sel­dorf. Bis 1937 wur­de sie genutzt und im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört.1

Steinskulptur Spielende Kinder

Die Spie­len­den Kin­der auf dem Völk­lin­ger (Spiel)platz. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.8.7. Urhe­ber unbekannt.

Am 21. Juli 1953 wur­de auf der dama­li­gen Grün­an­la­ge am Völk­lin­ger Platz in Unt­er­bar­men die Stein­skulp­tur “Spie­len­de Kin­der” der Bild­haue­rin Frie­de Clas­sen auf­ge­stellt. Auf­trag­ga­ber der Figu­ren­grup­pe, die aus einem 37 Zent­ner schwe­ren Main-Sand­stein­block geschaf­fen wur­de, war das Gar­ten- und Forst­amt der Stadt. Gemeinam mit ihrer ova­len Plin­the stan­den die Figu­ren auf einem ein Meter hohen Natur­sand­stein­so­ckel. 1958 wur­de die Grün­an­la­ge zu einem Kin­der­spiel­platz umge­stal­tet und dem­entspre­chend die Figu­ren von den Kin­dern ins Spiel ein­be­zo­gen, wodurch der Sand­stein sei­ne Kon­tu­ren ver­lor. Anfang der 1980er wur­den sie mit Far­be beschmiert und im Novem­ber 1987 von Jugend­li­chen zer­stört und anschlie­ßend ent­fernt.1

Merkur an der Fassade des Berufskollegs Elberfeld

Der Neben­ein­gang am Döp­pers­berg im Juli 2012. Durch die Umge­stal­tung des Döp­pers­bergs ist der Schul­hof ver­klei­nert worden.

Am Neben­ein­gang des Berufs­kol­legs Elber­feld (frü­her Kauf­män­ni­sche Schu­len) am Döp­pers­berg fin­det sich seit Mai 1953 eine Metall­plas­tik, die den römi­schen Gott des Han­dels dar­stellt. Die Metall­stabplas­tik wur­de von Pro­fes­sor Ernst Ober­hoff für den dama­li­gen Neu­bau ent­wor­fen und von Metall­bild­hau­er Wer­ner Gabel aus­ge­führt. Klar zu erken­nen sind die Merk­ma­le des Mer­cu­ri­us: Geflü­gel­te Schu­he, geflü­gel­ter Helm und der Mer­kur­stab, um den sich zwei Schlan­gen win­den. Ein Vogel und wich­ti­ge Jah­res­zah­len der Schul­ge­schich­te ergän­zen die Plas­tik.1


Mer­kur.

Gedenktafel für Prof. Dr. Wilhelm Crecelius (1951)

Da die Gedenk­ta­fel, die der Ber­gi­sche Geschichts­ver­ein sei­nem Mit­grün­der 1891 auf der Hardt gestif­tet hat­te, im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört wur­de, wid­me­te man ihm 1951 eine neue Gedenk­ta­fel an sei­nem Grab an der nörd­li­chen Fried­hofs­mau­er auf dem luthe­ri­schen Fried­hof an der Hoch­stra­ße. Die Inschrift lautet:
“Prof. Dr. Wil­helm Crecelius
Ober­leh­rer am Gym­na­si­um in Elberfeld
* Hun­gen, Ober­hes­sen 18.5.1828
+ Elber­feld 13.12.1889
Mit­be­grün­der u. lang­jäh­ri­ger Vorsitzender
des Ber­gi­schen Geschichtsvereins”

Die zwei­te Gedenk­ta­fel für Wil­helm Crecelius.

Der Geehr­te wur­de 1828 in Hun­gen in der Wet­terau (Hes­sen) gebo­ren. Sein Vater, ein Steu­er­ein­neh­mer, ver­starb früh und sein Onkel in Mar­burg nahm sich des Jun­gen an. Cre­ce­li­us besuch­te das Mar­bur­ger Gym­na­si­um und bestand mit 17 Jah­ren mit sehr guten Noten sein Abitur in Gie­ßen. Dort stu­dier­te er anschlie­ßend Theo­lo­gie und Phi­lo­lo­gie und bestand 1848 die Prü­fung für das höhe­re Lehr­amt. Er arbei­te­te dann ein Jahr als Leh­rer am Groß­her­zog­li­chen Gym­na­si­um in Gie­ßen und pro­mo­vier­te dort zum Dok­tor der Phi­lo­lo­gie. 1856 kam er nach eini­gen ande­ren Anstel­lun­gen an das huma­nis­ti­sche Gym­na­si­um in Elber­feld. Wäh­rend er hier lehr­te, ver­fass­te er zahl­rei­che wis­sen­schaft­li­che Auf­sät­ze und Abhand­lun­gen und bekam dar­auf­hin den Pro­fes­so­ren-Titel verliehen.

Am 13.Juni 1863 grün­de­te er gemein­sam mit dem Pas­tor K.Krafft, dem  Archi­var Dr. Har­leß aus Düs­sel­dorf und dem Gym­na­si­al­di­rek­tor Dr. W.Bouterwek den Ber­gi­schen Geschichts­ver­ein, des­sen Vor­sitz er nach dem Tod Bou­ter­weks 1868 über­nahm. Er küm­mer­te sich um die Ver­voll­stän­di­gung der Biblio­thek des Ver­eins und mach­te sich um die Erfor­schung der Ber­gisch-Nie­der­rhei­ni­schen Geschich­te ver­dient. Seit 1958 ver­gibt der BGV die Cre­ce­li­us-Medail­le für beson­de­re Ver­diens­te um die Ber­gi­sche Geschichts­for­schung. Am 13.Dezember 1889 ver­starb Prof. Dr. Cre­ce­li­us.1

Neuschöpfung des Figurenschmucks am Elberfelder Rathaus: Mein Standpunkt

Am Diens­tag der letz­ten Woche (2. Juli) berich­te­te die WZ vom Plan des Wup­per­ta­ler Mäzens Hans-Joa­chim Cam­p­hau­sen, am Elber­fel­der Rat­haus die vier Fürs­ten­fi­gu­ren zu erneu­ern, die  Bar­ba­ros­sa, Johann III. von Jülich-Kle­ve-Berg, Fried­rich Wil­helm III. und Wil­helm II. dar­stel­len. Wäh­rend es erst zunächst so schien, als sei alles schon beschlos­se­ne Sache (WZ vom 9.Juli), führ­te die ein­set­zen­de Dis­kus­si­on in den Augen der Wup­per­ta­ler Zei­tung zu einer Spal­tung der Stadt. Ges­tern erteil­te der unglück­lich agie­ren­de Ober­bür­ger­meis­ter dem Vor­ha­ben die end­gül­ti­ge Absa­ge, zusätz­lich wird sich die Stadt auf­grund die­ser Erfah­rung eine Schen­kungs­sat­zung geben, sodass der Stadt­rat zukünf­tig zu ent­schei­den hat. Schaut man sich die Kom­men­ta­re unter den WZ-Arti­keln an, ist die Beob­ach­tung einer Spal­tung der Stadt sicher nicht von der Hand zu wei­sen, auch wenn es dort eher laut­stark als sach­lich zuging. 
Ich habe dort auch ein wenig kom­men­tiert (sach­lich, natür­lich), und ich den­ke, es ist sinn­voll, wenn ich in die­sem Blog mei­nen Stand­punkt zur Dis­kus­si­on stelle.

Vor­ab der Ver­weis auf die bei­den Ein­trä­ge zur den alten Figu­ren und den bereits erfolg­ten Rekonstruktionen: 

Es gibt in mei­nen Augen drei wesent­li­che Punk­te, die man bei der Debat­te berück­sich­ti­gen muss und von denen die ers­ten bei­den dazu füh­ren, dass ich eine Neu­schöp­fung der Stand­bil­der ablehne. 

  1. Der zen­trals­te Punkt ist der Fakt, dass es sich nicht um Restau­ra­tio­nen, son­dern um Neu­schöp­fun­gen han­delt. Die in den WZ-Kom­men­ta­ren und der Stel­lung­nah­me der CDU zu lesen­den Formulierung,
    man stel­le ja nur den “dama­li­gen” oder “Ur-“Zustand des Rat­hau­ses wie­der her, ist
    irre­füh­rend. Es bleibt zunächst unklar, wel­cher Zustand gemeint ist. Bei der Ein­wei­hung des Rat­hau­ses 1900 durch eben jenen nun den Streit erzeu­gen­den Kai­ser, waren die Figu­ren noch nicht vor Ort. Dar­über hin­aus gibt es meh­re­re “his­to­ri­sche” Pha­sen des Rat­hau­ses, aber des­we­gen hän­gen wir ja am 30. Janu­ar auch kei­ne Haken­kreuz-Fah­nen am Rat­haus auf. War­um also soll genau die­ser Zustand wie­der­her­ge­stellt wer­den? Das bleibt in der Argu­men­ta­ti­on der Befür­wor­ter unklar.
    Aber viel ent­schei­den­der ist: Hier wird nichts restau­riert, hier wird Neues
    geschaf­fen. Denk­mä­ler sind, nach dem Berliner
    Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und His­to­ri­ker Peter Rei­chel, Deu­tungs- und
    Iden­ti­fi­ka­ti­ons­an­ge­bo­te, sie die­nen der Fest­schrei­bung eines
    Geschichts­bil­des in der Öffent­lich­keit und tref­fen eine Aussagen
    über den his­to­ri­schen Gegen­stand und den Stif­ter und
    sei­ne Zeit. Da es Neu­schöp­fun­gen sind, trä­fen die Denk­mä­ler eine Aus­sa­ge über unse­re Gegen­wart von 2013, nicht jene von 1901/02! Wel­che Aus­sa­ge wird also heu­te getrof­fen, in dem wir unter ande­rem Wil­helm II. ein Denk­mal set­zen? War­um sind die genann­ten Herr­scher auch heu­te noch erinnerungswürdig?
    1901/02 dien­ten sie der Illus­tra­ti­on der Geschich­te Elberfelds,
    ent­spre­chend dem Geschichts- und Poli­tik­ver­ständ­nis der Zeit
    über­nahm man die damals gän­gi­ge Ver­eh­rung der deut­schen Könige
    und Kai­ser. Wie aber kön­nen wir in einer Demo­kra­tie, in der das
    Volk der Sou­ve­rän ist, Mon­ar­chen ehren? Wie kön­nen wir, wenn wir
    den Namen Let­tow-Vor­beck von unse­ren Stra­ßen­schil­dern nehmen,
    sei­nen obers­ten Dienst­her­ren neu ehren? Einen Anti­se­mi­ten und
    Anti­de­mo­kra­ten, einen Mili­ta­ris­ten und Kolo­nia­lis­ten? Einen Herr­scher, unter des­sen Diplo­ma­tie das
    Deut­sche Reich sich selbst in Euro­pa iso­lier­te und schließ­lich die
    ent­schei­den­de Rol­le beim Aus­bruch des Ers­ten Welt­kriegs spiel­te. Man
    mag dar­über strei­ten, ob die­ser schwa­che Mann und schwa­che Regent,
    der zu kei­ner kon­se­quen­ten, lang­fris­ti­gen Poli­tik in der Lage war,
    ein „Kriegs­trei­ber“ war. Fak­tum ist, dass er den Krieg nicht
    ver­hin­dert hat, obwohl die Ent­schei­dung über Krieg und Frieden
    gemäß der Ver­fas­sung des Deut­schen Rei­ches bei ihm lag. Die
    hek­ti­schen Ver­su­che den Krieg in letz­ter Minu­te zu verhindern,
    spre­chen dabei eher für sein man­geln­des Urteils­ver­mö­gen und die
    Lau­nen­haf­tig­keit des Kai­sers als dafür, dass er den Krieg von Anfang nicht woll­te. Wel­che Schlag­zei­le pro­vo­zier­ten wir mit der Ehrung Wil­helms II. 99 Jah­re nach dem Ers­ten Welt­krieg?
    Fried­rich Wil­helm III. wur­de dafür geehrt, Elber­feld von
    den Fran­zo­sen 1813 befreit und 1815 Preu­ßen ange­glie­dert zu haben.
    Wol­len wir die­se Aus­sa­ge, die damals eng im Zusam­men­hang mit der
    deutsch-fran­zö­si­schen Feind­schaft stand, heu­te wie­der­ho­len? Wollen
    wir einen Herr­scher ehren, der vom Got­tes­gna­den­tum seiner
    Königs­wür­de über­zeugt war? Wol­len wir einen Herr­scher ehren, der
    die Pres­se­zen­sur ein­führ­te und die Uni­ver­si­tä­ten über­wa­chen ließ? 
  2. Min­des­tens eben­so wich­tig ist es
    in mei­nen Augen, eine Stif­tung von jeman­dem abzu­leh­nen, der nicht in
    der Lage ist, das Ver­spre­chen einer his­to­risch kor­rek­ten Rekon­struk­ti­on ein­zu­lö­sen. Wie die WZ am 2. Juli berich­tet, erklär­te Herr Cam­p­hau­sen, dass
    „kei­ne his­to­ri­schen Abbil­dun­gen vor­lie­gen“. Wie kann es sein,
    dass jemand mit einem so teu­ren und bedeu­tungs­vol­len Vor­ha­ben, sich
    nicht im Stadt­ar­chiv die ent­spre­chen­den Abbil­dun­gen besorgt? Oder
    sich an die Unte­re Denk­mal­schutz­be­hör­de wen­det? Hier auf denkmal-wuppertal.de sind sol­che Abbil­dun­gen vor­han­den.
    Wenn man die bereits erfolgte
    Neu­stif­tung des Rit­ters von Elber­feld, der Gerech­tig­keit und Wahr­heit betrach­tet, erkennt man, dass von einer
    Rekon­struk­ti­on,  die “den Ori­gi­nal­zu­stand” wie­der her­stellt, kei­ne Rede sein kann. Es sind schlechten
    Kopien, die, da auf die „Rekon­struk­ti­on“ nicht ver­wie­sen wird, den den his­to­ri­schen Ein­druck für den unbe­darf­ten Betrach­ter eher ver­fäl­schen als wie­der­her­stel­len. Auch wenn man sich das
    Armen­pfle­ge­denk­mal und den Gerech­tig­keits­brun­nen ansieht, fällt auf, dass bei bei­den sowohl der Stand­ort als auch die Aus­rich­tung des Denkmals
    kei­nes­wegs dem his­to­ri­schen Vor­bild nach­emp­fun­den wur­de. Einen Hin­weis dazu sucht man ver­ge­bens. (Die his­to­ri­schen Vor­bil­der: Armen­pfle­ge-Denk­mal (1903),  Der Gerech­tig­keits­brun­nen (1910) )
  1. Der drit­te Punkt bezieht sich auf das Ver­fah­ren. Es kann in einer Demo­kra­tie nicht sein, dass die Legis­la­ti­ve (der Stadt­rat) und damit die Ver­tre­tung aller Bür­ger, aus die­sem Ver­fah­ren aus­ge­schlos­sen wird. Ein öffent­li­ches Denk­mal an einem öffent­li­chen Gebäu­de, einst das Zen­trum der Elber­fel­der Demo­kra­tie, kann nicht als Ver­wal­tungs­vor­gang beschlos­sen wer­den. Die Stadt trifft mit der Annah­me (oder Nicht­an­nah­me) einer sol­chen Schen­kung eine Aus­sa­ge. Die Stadt, das sind wir, und wir wer­den ver­tre­ten vom Stadt­rat. Nicht vom Oberbürgermeister.
Zum Schluss will ich noch zwei Din­ge klar­stel­len. Ich bin Herrn Cam­p­hau­sen dank­bar, dass er sich so für sei­ne unse­re Stadt ein­setzt. Lei­der über­zeu­gen sei­ne Bemü­hun­gen, das alte Elber­feld zurück­zu­brin­gen, qua­li­ta­tiv nicht. Und er hat nicht bedacht, dass eine Neu­stif­tung eines Denk­mals einer his­to­ri­schen Per­son nicht das glei­che ist, wie die Neu­stif­tung von alle­go­ri­schen Figu­ren. Die Aus­sa­ge “Gerech­tig­keit” ist etwas ande­res, als das Abbild deut­scher Kai­ser und Herrscher. 
Die Argu­men­ta­ti­on in Punkt
1 in kein Auf­ruf zum Denk­mal­sturm. Das Bis­marck-Denk­mal oder das
Kai­ser Wil­helm II.-Denkmal am IC-Hotel sol­len und dürfen
selbst­ver­ständ­lich das Stadt­bild berei­chern. Denn sie ste­hen dort
als his­to­ri­sches Relikt des Geschichts­bilds einer ver­gan­ge­nen Zeit
und erzäh­len von der Inter­pre­ta­ti­on die­ser Per­so­nen in ihrer Zeit.
Genau­so wie die Denk­mä­ler von heu­te unser Geschichts­bild den
nach­fol­gen­den Genera­tio­nen erzäh­len. Wel­che Aus­sa­gen wol­len wir hinterlassen?

Gedenktafel für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen der Landwirtschaftsschule Vohwinkel

Am 29. Novem­ber 1952, einem Sams­tag­abend, weih­te der Ver­ein der Ehe­ma­li­gen der Land­wirt­schafts­schu­le Voh­win­kel im gro­ßen Saal des evan­ge­li­schen Ver­eins­heims an der Grä­f­ra­ther Stra­ße die von ihm gestif­te­te Gedenk­ta­fel für die gefal­le­nen Schü­ler des Zwei­ten Welt­kriegs ein. Land­wirt­schafts­rat Dr. Neu­haus, Direk­tor der Schu­le, nahm sie in die Obhut der Schu­le und ver­sprach ihr einen Ehren­platz zu geben. Geschaf­fen wur­de die ca. zwei Meter brei­te und 1,20 Meter hohe Tafel aus hel­lem Eichen­holz vom Her­for­der Bild­hau­er Wil­helm Blechschmidt.


Die Gedenk­ta­fel für die Opfer des Zwei­ten Welt­kriegs der Land­wirt­schafts­schu­le Vohwinkel.

Die Tafel zeigt im Zen­trum das christ­li­che Kreuz, oben flan­kiert von den Jah­res­zah­len 1939 und 1945, und rei­fe Ähren als Sym­bol der Land­wirt­schaft. Auf der lin­ken und rech­ten Sei­te sind unter der Inschrift:

Den Gefal­le­nen         zum Dank”
Den Leben­den       zur Mahnung”

die Namen der 86 ehe­ma­li­gen Schü­ler ver­zeich­net, die im Zwei­ten Welt­krieg fielen.


Die Land­wirt­schafts­schu­le wur­de vom Kreis Mett­mann 1879 in Wülf­rath gegrün­det und hat­te als Win­ter­schu­le die Auf­ga­be der Aus­bil­dung des bäu­er­li­chen Nach­wuchs. Die 14–20 Jah­re alten Schü­ler kamen aus den Krei­sen Düs­sel­dorf, Len­nep, Düs­sel­dorf, aus Elber­feld, Bar­men, Essen und Mül­heim, eini­ge auch aus Gel­sen­kir­chen, Bochum und Reck­ling­hau­sen. In Len­nep und Kett­wig wur­den spä­ter wei­te­re Win­ter­schu­len gegrün­det, 1892 wur­de durch die Zahl der Schü­ler der Umzug in ein grö­ße­res Gebäu­de in der heu­ti­gen Goe­the­stra­ße nötig. 1900 wur­de die Schu­le ins ver­kehrs­güns­ti­ge Voh­win­kel ver­legt, am 1. Mai 1906 konn­te das Schul­ge­bäu­de in der dama­li­gen Hohen­zol­lern­stra­ße bezo­gen wer­den (heu­te Cor­ne­li­us­str. 31). 1925/1926 waren 86 Schü­ler ange­mel­det. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg ging die Schü­ler­zahl durch die Tech­ni­sie­rung der Land­wirt­schaft zurück. Am 27. Okto­ber 1969 wur­de die Land­wirt­schafts­schu­le mit jener in Ratin­gen zusam­men­ge­legt und nach Mett­mann ver­legt, wo die Gedenk­ta­fel zusam­men mit dem Ehren­schrein für die im Ers­ten Welt­krieg Gefal­le­nen ihren Platz fand.1 2006 zog die Schu­le aus dem Gebäu­de in der Gold­ber­ger­stra­ße 30 aus. Seit 2010 sind Tafel und Schrein im Archiv des Krei­ses Mett­mann zu Hause.