Friedrich-Engels-Denkmal

Das Friedrich-Engels-Denkmal im Engels-Garten.

Zum dritten Mal seit 1958 gedachte die Stadt Wuppertal vor wenigen Tagen ihrem großen Sohn Friedrich Engels. Und zum dritten Mal ist es der gleiche Ort, der Engelsgarten, in dem bereits ein Gedenkstein (1958) und eine Skulptur (1981) an den Philosophen und Kompagnon von Karl Marx erinnern. Natürlich ist dies kein Zufall, stand dort, neben dem Opernhaus, doch bis zu seiner Zerstörung das Geburtshaus Engels‘ und dort steht heute das Engels-Haus, das Verwandten gehörte und den Krieg überlebte. Doch genau genommen ist es gar nicht die Stadt Wuppertal, die erinnert und gedenkt, es ist die ungleich größere Volksrepublik China, die der Stadt dieses monumentale Geschenk gemacht hat. Friedrich Engels ist in der kommunistischen Volksrepublik bis heute ein Held und als Ma Kai, Mitglied des Zentralkomittees der Kommunistischen Partei Chinas und stellvertretender Ministerpräsident, am 28. November 2010 zu Gast im Historischen Zentrum war, wurde der erste Kontakt geknüpft und die Idee geboren.


„Aus spontaner Dankbarkeit stiftete er in Anerkennung der Leistungen der Stadt Wuppertal zur Würdigung des Lebenswerkes des großen Nationalökonomen und Philosophen und Sohnes der Stadt Barmen, Friedrich Engels, als Geschenk des chinesischen Volkes an die Wuppertalerinnen und Wuppertaler ein Denkmal in Form einer Skulptur“, heißt es in der Ratsvorlage.


Als Künstler wurde Prof. Chenggang Zeng, Direktor des chinesischen Skulptureninstituts, beauftragt. Im Oktober 2011 besuchte Zeng Wuppertal, im April machte Museumsdirektor Dr. Illner im Atelier in Peking einen Gegenbesuch und diskutierte mit dem Künstler verschiedene Entwürfe.


Die wuchtige Darstellung Engels.

„Es kristallisierte sich ein Entwurf heraus, der Friedrich Engels sehr zurückgenommen und in natürlicher Haltung und Dimensionierung in fortgeschrittenem Alter, als sinnierenden Philosophen darstellt. Der Entwurf unterscheidet sich wohltuend von den bekannten Darstellungen im Stile des „sozialistischen Realismus“ und stellt eine gelungene Synthese von figuraler Darstellung und künstlerischer Interpretation dar.“


Allerdings hätte Museumsdirektor Illner Engels lieber als jungen Revolutionär dargestellt gesehen, so wie das Wuppertal ihn auch erlebt hatte, bevor er sein Exil in England antrat.1Die Maße der 868 Kilogramm schweren Skulptur lauten: Höhe 3,85m, Breite 1,18m, Tiefe 1,12m, Sockel: 40 cm hoch.2 Der Grund für die Überlebensgröße liegt übrigens in der Skulptur Die Starke Linke, denn die figürliche Darstellung Engels sollte genauso groß sein.3 Am 6. November 2013 stimmte der Kulturausschuss der Stadt Wuppertal dem Vorhaben zu (je eine Enthaltung bei Vertretern der FDP, Grüne und SPD)4, am 18. November folgte der Rat diesem Votum (gegen die Stimme der NPD und mit zwei Enthaltungen). 5


Engels denkt

Am 11. Juni 2014 wurde die Skulptur von Oberbürgermeister Peter Jung in Anwesenheit von Botschafter Shi Mingde, Prof. Zeng und zahlreichen Bürgern eingeweiht. Im Anschluss gab es ein öffentliches Chinesisch-Deutsches Kulturfest und der Botschafter trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. 6  7 In seinem Blog erklärte der Oberbürgermeister:


„Das Denkmal erlaubt eine besondere Erinnerung an den großen, weltweit gesehen wohl berühmtesten Sohn unserer Stadt, hat in der Ausgestaltung trotz seiner Größe allerdings nichts gemein mit einer plakativen „Heiligenverehrung“ – sondern animiert tatsächlich zu einer
differenzierten Betrachtungsweise: Die Statue zeigt Friedrich Engels in
fortgeschrittenem Alter, nachdenklich, sinnierend, in sich gekehrt und
weist in der künstlerischen Ausgestaltung auch Spuren der Vergänglichkeit auf. Engels steht dabei auf einem kleinen Podest und eben nicht auf einem Sockel, von dem er sozusagen – nachdenkend, reflektierend – heruntergehoben wurde.“8


Zur Einweihung siehe auch den Gastbeitrag vom Augen- und Ohrenzeugen Christopher Reinbothe.

Auf dem Sockel, das also nun Podest heißt, steht auf der Vorderseite in Deutsch und Chinesisch schlecht lesbar:


Ausschnitt der Inschrift.

„Die Arbeit ist die Quelle alles Reichthums, sagen die politischen
Oekonomen. Sie ist dies – neben der Natur, die ihr den Stoff liefert,
den sie in Reichthum verwandelt. Aber sie ist noch unendlich mehr als
dies. Sie ist die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und
zwar in einem solchen Grade, dass wir in gewissem Sinn sagen müssen: sie hat den Menschen selbst geschaffen (Dialektik der Natur)“

Auf der Rückseite ebenfalls zweisprachig:

„Geschenk der Volksrepublik China aus Anlass des Besuchs einer Delegation der chinesischen Regierung im Engels-Haus am 28. November 2010. Ein Werk des Präsidenten des Chinesischen Instituts für Bildhauerkunst, Professor Zeng Chenggang, errichtet von der Botschaft der Volksrepublik China in Berlin am 11. Juni 2014“


Das Friedrich-Engels-Denkmal und die Starke Linke.

Das Medieninteresse war sehr groß, unter anderem berichteten die WELT, der Spiegel, der WDR, die BILD, der Deutschlandfunk, 3sat, der FAZ und auch das ZDF. Festgestellt wird hierbei auch, dass für die Stadt Wuppertal vor allem die Aussicht auf zahlende chinesische Touristen und enge Wirtschaftsbeziehung zum fernöstlichen Staat das Motiv der Annahme der Schenkung waren und weniger die Person, die nun doch wieder auf einem Sockel steht, als alter, weiser Mann. Was Friedrich Engels wohl dazu sagen würde?

Eine sehr zu empfehlende Biografie über Friedrich Engels erschien 2012 und wurde vom englischen Historiker Tristam Hunt verfasst.


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Andreas Fasel, China schenkt Wuppertal Friedrich-Engels-Statue, Welt online vom 11. Juni 2014.
  2. VO/1011/13, Stadt Wuppertal.
  3. Burkhard Müller-Ullrich im Gespräch mit Eberhard Illner, Streit um eine Friedrich-Engels-Skulptur aus China, Sendung des Deutschlandfunk vom 6.6.2014.
  4. Sitzungsniederschrift vom 6. November 2013. 
  5. Sitzungsniederschrift vom 18. November 2013. 
  6. China schenkt Wuppertal Engels-Skulptur, Pressemitteilung der Stadt Wuppertal.
  7. Einladung zur Engels-Einweihung, Pressemitteilung der Stadt Wuppertal.
  8. 06.06.2014: Gedanken zu Friedrich Engels, Auf ein Wort, Kolumne des Oberbürgermeisters auf der Homepage der Stadt.

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