Am 9. Mai 2004 wurde vom Verein Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V. tief im Burgholz am ehemaligen Schießstand der Wuppertaler Polizei eine kleine Gedenktafel enthüllt, die daran erinnern soll, dass dort im Frühjahr 1945 30 osteuropäische Zwangsarbeiter von der Wuppertaler Polizei und Gestapo ermordet wurden. Mit unter den Tätern war der Vater von Lieselotte Bhatia, die sich als „Täterkind“ für das Gedenken im Verein Spurensuche einsetzt. Die kleine Gedenkfeier am Ort, der heute auch noch mit Blumen geschmückt ist und wo ein ewiges Licht brennt, wurde komplettiert durch eine Ansprache von Michael Okroy von der Begegnungsstätte Alte Synagoge.1
Die Inschrift lautet:
„Zur Erinnerung an die hier ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter/ Hier befand sich der Schießstand der Wuppertaler Polizei/ Im Februar 1945 wurden an diesem Ort 6 Frauen und 24 Männer aus der Sowjetunion/ die zur Zwangsarbeit nach Wuppertal verschleppt wurden/ unter Beihilfe der Wuppertaler Polizei/
von der Gestapo ermordet / Von den Opfern des Massakers ist nur der Name von Helena Matrosowa überliefert.“
In seiner Ansprache beschrieb Michael Okroy die Vorgänge, die zur Ermordung der 24 Männer und sechs Frauen aus der Sowjetunion im Burgholz führten. Je nach Quellen wird als Tatzeitpunkt der Monatswechsel Ende Februar/Anfang März 1945 oder der 21. März 1945 genannt, die Tat gehört damit zu den sogenannten Kriegsendphaseverbrechen. Im Januar 1945 waren über 80 Zwangsarbeiter von der Wuppertaler Polizei festgenommen worden, da im zunehmend destabilisierten Dritten Reich mit dem Nähern der Front aus Westen Zwangsarbeiter flohen oder freigelassen wurden und diese sich durch Überfälle und Plünderungen Nahrungsmittel beschaffen mussten. 32 Männer und sechs Frauen wurden schließlich als Hauptverantwortliche der Gestapo Außenstelle Wuppertal übergeben und im Polizeipräsidium gefoltert und misshandelt. Helena Matrosowa wurde zum Beispiel Papier zwischen ihre Zehen gesteckt und angezündet. Hier wurde schließlich für die 30 Opfer auch das Todesurteil – ohne Gerichtsverfahren – verhängt. Nachdem aus dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin die formelle Bestätigung des Todesurteils eingetroffen war, wurden die Vorbereitungen der Tat getroffen und diese in der Abgeschiedenheit des Burgholz ausgeführt und die Leichen vor Ort vergraben.
Fußnoten:
- Gina Osthoff, Straßenschild erinnert an NS-Massaker, in: WZ vom 10. Mai 2004.
- Ansprache Michael Okroy, Begegnungsstätte Alte Synagoge.
- Meinhard Koke, Weg-Benennung nach NS-Opfer: Bezirksvertretung einhellig dafür, in: Cronenberger Woche (online) vom 17. September 2014.