Seit 2007 werden auch in Wuppertal Stolpersteine verlegt. Getragen wird dies vom Verein Stolpersteine in Wuppertal e.V. Der Jurist Martin Gauger, der Arzt Eugen Rappoport und seine Frau, die Opernsängerin Elsa Rappoport, waren die ersten drei Opfer des Nationalsozialismus, für die in Wuppertal am 7. Januar 2007 von Gunter Demnig einer der 10×10 cm großen Messingsteine im Boden verlegt wurde.2 Sie verzeichnen unter der Überschrift „HIER WOHNTE“ Namen und Lebensdaten der Person, an die gedacht werden soll. Mit dem dezentralen Ansatz soll aufgezeigt werden, dass die Opfer des Nationalsozialismus nicht irgendwelche Menschen waren, sondern in der Nachbarschaft aller lebten und einen Namen hatten.
Vier Stolpersteine vor dem Haus Luisenstraße 124 für Emil und Henriette Hirschberg, sowie Samuel und Sophie Zuckermann. |
Das Projekt erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und bleibt doch nicht kritikfrei. In München beispielsweise wird bis heute darum gerungen Stolpersteine zu verlegen, der Stadtrat erlaubt es nicht. Der Wuppertaler Rat hatte am 18. Dezember 2006 der Vorlage VO/0814/06 einstimmig zugestimmt. Kritik kommt in Wuppertal z.B. von der Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Dr. Ulrike Schrader. In 2006 veröffentlichten kritischen Anmerkungen setzte sie sich mit dem Habitus der Stolperstein-Initiativen auseinander, die eine „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich Haltung“ einnähmen, ungeachtet der Art der Kritik, die ihnen entgegenschlage. Darüber hinaus habe das Projekt mit dem inzwischen „vorauseilenden Gehorsam moralische ‚funktioniernder‘ Entscheidungsträger“ seinen provokativen Charakter verloren. Es sei nun Teil des Establishments. Ein weiterer Kritikpunkt von Schrader setzt sich mit der Art des Gedenkens auseinander. An die betreffende Person wird erinnert, weil sie Opfer des Nationalsozialismus‘ wurde, die Art des Todes macht sie also erinnerungswürdig, nicht ihr Leben, ihre Biografie. Die Beschäftigung mit den Biografien der Opfern des Nationalsozialismus lehnt sie allerdings nicht ab, denn dies sei ein intensive, fast intime Form des Gedenkens, nur der Stolpersteine leiste genau das nicht. Nur karge Daten lösen kein Erinnern aus. Überhaupt sei dies eine einfache und leichte Form des Erinnerns. Ein weiterer Kritikpunkt – und sicherlich ein wesentlicher – ist das Patenschaftssystem. Da jeder Stolpersteine von einem Paten gekauft wird, verrät dies die mitunter starke Ich-Bezogenheit des Projektes. Man kann einen eigenen Stein kaufen und so seines eigenen Gedenkens gedenken. Dazu kommt die Haltung des Künstlers, der mittlerweile von und für das Projekt lebt und in Wuppertal z.B. Nachahmungen von Schülern untersagte. Die kaum noch übersehbare Masse von Stolpersteinen und die fehlende Hierarchisierung der Opfergruppen führen am Ende zu einer Beliebigkeit des Projekts, so Schrader. Dabei verdrängt es mit seinem marktschreierischem Gehabe anderes, ortsindividuelles Gedenken und eigene Gedenkformen.3
Keine Karte, da dezentrales Mahnmal.
Fußnoten:
- Seite „Stolpersteine“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. Februar 2015, 09:26 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Stolpersteine&oldid=138607025 (Abgerufen: 8. Februar 2015, 13:39 UTC)
- Tanja Heil, Wuppertals Opfer bekommen ihre Namen zurück, in: WZ vom 8. Januar 2007.
- Ulrike Schrader, Die „Stolpersteine“ oder Von der Leichtigkeit des Gedenkens. Einige kritische Anmerkungen. in: Geschichte im Westen (21/2006), S. 173-181.