Position des Denkmals auf der Karte
Historische Tafeln der Geschichtswerkstatt Wuppertal

Seit der Regionale 2006 sind sie in ganz Wuppertal zu finden und immer wieder tauchen neue auf, nun zum Beispiel an der Nordbahntrasse. Die Rede ist von den quadratischen blauen Tafeln, die mit Bild und Text die Geschichte eines Ortes erklären; wer in einem Haus wohnte, welche Persönlichkeit dort geboren wurde, oder was darin produziert wurde, aber auch welche Bedeutung ein Verkehrsweg hatte oder welche Produktionsstätten mittlerweile in der Natur kaum noch zu erkennen sind. Themenschwerpunkt ist “Wuppertal im Industriezeitalter”. Erstellt und realisiert werden die Tafeln von der Geschichtswerktstatt Wuppertal 1, die getragen wird vom Bergischen Geschichtsverein und dem Historischen Zentrum. Sie wurde von der NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege unterstützt. Als man 2006 das 2003 begonnene Projekt der Öffentlichkeit vorstellte, hatte man für jeden Stadtteil unter dem Oberthema „Fäden – Farben – Wasser – Dampf“ mindestens eine Route erstellt:
- Route 1: Cronenberg: „Vom Erzabbau zur Werkzeugindustrie“
- Route 2: Beyenburg: „Nutzung der Wasserkraft und Entwicklung des Wegenetzes“
- Route 3: Heckinghausen-Öhde: „Vom Bleichen zur „Kunstseide“ – 500 Jahre Textilgeschichte
- Route 4: Ronsdorf: „Auf den Spuren der Bandwirker und einer vorindustriellen Stadtgründung“
- Route 5: Friedrich-Ebert-Straße/Arrenberg: „Prachtstraße mit Fabriken / Arbeiterviertel und Armenhilfe“
- Route 6: Wichlinghausen: „“Barmer Artikel” — Spitzen, Litzen und Bänder in aller Welt“
- Route 7: Unterbarmen: „Gesellschaftliches Leben an der repräsentativen Allee“
- Route 8: Elberfelder Nordstadt-“Ölberg: „“Mit uns zieht die neue Zeit…” — Alltag und Politik im Arbeiterviertel“
- Route 9: Elberfelder Nordstadt-Ostersbaum: „Sozialer Fortschritt im Spiegel sozialer und kultureller Einrichtungen“
- Route 10: Vohwinkel: „Vom frühen Verkehrsknotenpunkt zur Stadtgründung“
- Route 11: Langerfeld: „Vom Dorf zur Stadt – Urbanisierung im Umland“
- Route 12: Zooviertel: „Villenviertel vor den Toren der Stadt“
- Route 13: Sedansberg: „“Licht – Luft – Sonne” — Genossenschaft und „Reform-Wohnungsbau“ der 1920er Jahre“ 2
Die Tafeln gehören zwar auch zu den Erinnerungszeichen, werden hier aber als ein Denkmal behandelt, zumal sie eher aufklärerischen als memorierenden Charakter haben. Leider gibt es online keine Übersicht der einzelnen (auch routenunabhängigen) Tafeln.
Hermann-Steinacker-Gedenktafel

Vor dem 20. März 20141 wurde an der Wülfrather Straße an der Stützmauer zum Schulhof der Förderschule Hufschmiedstraße eine Gedenktafel angebracht, die an Hermann Steinacker erinnert. Der Anarchist wurde am 20. November 1870 in Oldenheim bei Karlsruhe geboren, machte eine Ausbildung zum Schneider und schloss sich der SPD an. 1910 führte ihn die politische Polizei in Berlin im Anarchisten-Verzeichnis auf, er hatte sich also von der SPD getrennt. Anarchisten wurden im Kaiserreich sowohl von der Polizei überwacht und bekämpft, von der SPD und Gewerkschaften als Feinde behandelt. Die radikalen Elberfelder Pazifisten wurden mit Beginn des Ersten Weltkriegs inhaftiert, Steinacker kam erst im März 1916 frei — und wurde prompt zum Militärdienst eingezogen. In den Dynamiken des Kriegsendes und der Revolution wuchs die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) 1200 Mitglieder, deren Zahl aber ab 1923 wieder schrumpfte und 1933 nur noch 40 Mitglieder zählte.
Hermann Steinacker besaß eine Schneiderstube in der Paradestraße und war eine bedeutende Figur der FAUD im Wuppertal und Mentor der anarchistischen Kinder- und Jugendgruppen. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatten, organisierte er den anarchosyndikalistischen Widerstand in Wuppertal. Im Oktober 1934 wurde er von der Gestapo verhaftet und zu einem Jahr und neun Monaten Haft verurteilt, die er in der JVA Lüttringhausen verbrachte. Nach seiner Entlassung sammelte er Gelder zur Unterstützung der Volksfrontregierung im Spanischen Bürgerkrieg. Im Februar 1937, acht Monate nach seiner Entlassung, flog das Netzwerk der Anarcho-Syndikalisten im Rheinland auf und Steinacker wurde erneut verhaftet. Im Januar 1938 wurde er mit 88 weiteren Angeklagten vor dem Hammer Oberlandesgericht verurteilt und erhielt eine der Höchststrafen, 10 Jahre Haft, die er zum Großteil im Zuchthaus in Münster verbrachte. Folter und Haft schwächten ihn, sodass er von Mithäftlingen von seiner Zelle in den Arbeitssaal getragen werden musste. Eines Tages schlief er während der Arbeit dort ein und wurde wegen Arbeitsunfähigkeit im Januar 1944 in das KZ Mauthausen deportiert. Als Arbeitsunfähiger wurde er als unwertes Leben in der Weltanschauung der Nationalsozialisten angesehen und am 14. April 1944 mittels einer Spritze mit Kupfervitriol ermordet. Die Gestapo übergab seiner Tochter anschließend seine blutverschmierte Brille. 2

Die Gedenktafel erklärt unter einem nicht näher bezeichneten Foto:
“Hermann Steinacker (20.11.1878 — 14.04.1944)
Überzeugter Gegner des 1. Weltkrieges,
zentrale Figur der anarchosyndikalistischen Bewegeung in
der Weimarer Republik, Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur.Steinacker wurde 1944 durch die Nazis im
Konzentrationslager Mauthausen ermordet.Hier an dieser Stelle stand das Haus in dem er lebte.
Nichts und Niemand ist vergessen!”
Position des Denkmals auf der Karte
Otto-Böhne-Gedenktafel
Am 25. Februar 2014 jährte sich zum 80. Mal der Todestag Otto Böhnes, das Antifa-Café Wuppertal nahm dies zum Anlass an den Wuppertaler Stadtverordneten zu erinnern.1 Möglicherweise in diesem Zusammenhang brachte man am Otto-Böhne-Platz in der Nordstadt eine Gedenktafel an, am 20. März 2014 sprach man bereits von einer kürzlich angebrachten Gedenktafel.2

Die Gedenktafel aus einfachem Kunststoff zeigt eine Fotografie Otto Böhnes. Die Inschrift lautet:
“Otto Böhne (4.1.1898 — 25.2.1934)
Widerstandskämpfer und KommunistOtto Böhne starb im Krankenhaus in Papenburg an den Folgen
grauenhafter Misshandlungen, die ihm im KZ Kemna und im
KZ Börgermoor zugefügt wurden.Böhne wohnte in der Wirkerstrasse 37 auf dem Elberfelder Ölberg.
Er war Nachwuchsleiter und Stadtverordneter der KPD.
Nichts und Niemand ist vergessen!”
Der am 4. Dezember 1897 geborene Otto Böhne kam aus Elberfeld und hatte fünf Geschwister. Er erlernte den Beruf des Schlossers und kämpfte im Ersten Weltkrieg. Anschließend arbeitete er bei Quante und schloss sich der KPD an, wo er es zum Organisationssekretär brachte. Noch im März 1933 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. Nachdem er bereits im April 1933 von den Nationalsozialisten in Schutzhaft genommen worden war, wurde er im Juli 1933 in seiner Wohnung in der Wirkerstraße 37 verhaftet, vor den Augen seiner 13jährigen Tochter misshandelt und in das KZ Kemna gebracht. Als Kommunist wurde er in der Kemna grausam gefoltert und schwer misshandelt. Mit letzten Kräften überstand er nach der Auflösung des KZs Kemna den Transport ins KZ Börgermoor. Am 25. Februar 1934 erlag er im Krankenhaus von Papenburg seinen Verletzungen. Er wurde in seiner Wohnung zwei Tage aufgebahrt und anschließend auf dem Ronsdorfer Kommunalfriedhof bestattet. 3

Position des Denkmals auf der Karte
Otto-Michel-Gedenktafel

Anfang Juli 2004 übergaben Mitglieder des Wuppertaler Denkmalpflegeausschusses eine Gedenktafel, die an den Theologen Otto Michel erinnert, an dessen Tochter. Diese wohnt in zwar in Osnabrück, besitzt aber das Geburtshaus ihres Vaters in der Wiesenstraße, Hausnummer 64. Der Sohn des Kaufmanns Ernst Michel und seiner Frau Hedwig wurde in Elberfeld am 28. August 1903 geboren. 1922 begann er dann ein Theologie-Studium in Tübingen. Seine Promotion verfasste er in Halle, wo er auch nach seiner Habilitation 1929 als Privatdozent an der Universität lehrte. Er war Mitglied der Bekennende Kirche, die sich — vergeblich — gegen den Einfluss der nationalsozialistischen Deutschen Christen auf die Evangelische Kirche wehrte. Im Mai 1946 wurde er als ordentlicher Professor nach Tübingen berufen und wurde dort 1957 Direktor des Institutum Judaicum, für dessen Gründung er lange geworben hatte. Es widmete sich der Erforschung des Judentums und der Förderung des christlich-jüdischen Dialogs. Er starb am 28. Dezember 1993 in Tübingen.
Als 2002 in Wuppertal die neue Synagoge eingeweiht wurde, erinnerte seine Tochter, Angela Müllenbach-Michel an den in Wuppertal vergessenen Sohn der Stadt, der sich schon sehr früh nach dem Zweiten Weltkrieg für einen Dialog mit dem Judentum eingesetzt hatte. Unterstützt wurde sie dabei von Klaus Haaker, Professor an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal.1

Die Inschrift erklärt:
“Wiesentr. 64
Das Haus Wiesenstraße 64 wurde zwischen 1890 und 1895 in
Massivbauweise erbaut.
Das Gebäude ist ein anschauliches Beispiel für die
Architekturauffassung der Gründerzeit.
Hier wurde am 28.8.1903 der ev. Theologe und Gründer des
Institutum Judaicum Tpbingen Prof. Otto Michel geboren.Darüber hinaus ist der Denkmalwert des Gebäudes im
Zusammenhang mit der weitgehend erhaltenen Bebauung
dieses Straßenzuges innerhalb der Elberfelder Nordstadt zu
sehen.
Das Objekt wurde aus städtbaulichen, wissenschaftlichen und
stadthistorischen Gründen am 11. November 1994 in Gänze
unter Denkmalschutz gestellt.”