Helmut-Hesse-Gedenktafel

Am 24. Novem­ber 2018, dem 75. Todes­tag von Hel­mut Hes­se, weih­te die evan­ge­li­sche Kir­che an der Fried­hofs­kir­che in der Elber­fel­der Nord­stadt eine Gedenk­ta­fel für den im KZ Dach­au ermor­de­ten Theo­lo­gen ein. Der Ein­wei­hung und dem vor­ge­hen­den Vor­trag des Ber­li­ner His­to­ri­kers Man­fred Gai­lus sowie Got­tes­dienst wohn­ten der Bei­geord­ne­te Mat­thi­as Nocke und der Prä­ses der evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land, Man­fred Rekow­ski bei.1


Die Gedenk­ta­fel mit einem Foto und einem aus­führ­li­chen Text zu Hel­mut Hesse. 

Zusam­men mit dem Ver­ein zur Erfor­schung der sozia­len Bewe­gun­gen im Wup­per­tal gedach­te Evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de auch an der Brun­nen­stra­ße dem Pfar­rer, der der Beken­nen­den Kir­che ange­hör­te. Ein schma­ler Weg dort soll in „Hel­mut-Hes­se-Park” umbe­nannt wer­den, wenn­gleich die Stadt Wup­per­tal die­se Benen­nung auf­grund des Wir­kens Hel­mut Hes­ses nicht für geeig­net hält. Indes eine Umbe­nen­nung des obe­ren Teils der Ale­man­nen­str. nahe der Fried­hofs­kir­che ist bis­lang auch nicht erfolgt. 

Als Chris­ten kön­nen wir es nicht mehr län­ger ertra­gen, dass die Kir­che zu den Juden­ver­fol­gun­gen schweigt. Die Kir­che hat dem Anti­se­mi­tis­mus zu widerstehen.

Hel­mut Hes­se (1916–1943)

Hel­mut Hes­se stamm­te aus eine streng­gläu­bi­gen, mon­ar­chis­tisch-deutsch­na­tio­na­len Fami­lie, gehör­te sogar ein Jahr zur SA bevor er sich vom Natio­nal­so­zia­lis­mus ab und der Beken­nen­den Kir­che zuwand­te. Am 13. Novem­ber 1943 wur­den er und sein Vater Her­mann Albert Hes­se ins Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au ver­schleppt, wo Hel­mut Hes­se im Alter von 27 Jah­ren an den Fol­gen einer Sep­sis kurz dar­auf ver­starb. Weil er kein Mensch ohne Sün­de war — er hat­te ein inti­mes Ver­hält­nis mit einer ver­hei­ra­te­ten Frau — ver­wei­ger­te ihm die refor­mier­te Gemein­de jeg­li­che mög­li­che Hil­fe.2

Die Kir­chen­ge­mein­de hat­te in ent­schei­den­der Stun­de versagt.

Prä­ses Man­fred Rekow­ski3

Der am 11. Mai 1916 in Bre­men gebo­re­ne Hel­mut Hes­se wuchs in einem pie­tis­ti­schen Haus­halt auf, sein Vater, Her­mann Albert Hes­se, war Pas­tor der Elber­fel­der Gemein­de und wohn­te in der Ale­man­nen­str. 40. Bereits wäh­rend des Gym­na­si­ums wur­de ihm klar, dass der Natio­nal­so­zia­lis­mus und der christ­li­che Glau­be nicht zusam­men gelebt wer­den konn­ten, auch wenn vie­le Chris­ten der Zeit ande­rer Ansicht waren. Obwohl er natur­wis­sen­schaft­licht begabt war, ent­schied er sich wie schon sei­ne drei Brü­der zuvor 1935 für das Stu­di­um der Theo­lo­gie. Bereits früh setz­te sich Hes­se für ras­sisch ver­folg­te Men­schen ein und half ihnen, wo er konn­te. Im Früh­jahr 1940 leg­te er das ers­te Examen vor der Prü­fungs­kom­mis­si­on der rhei­ni­schen Beken­nen­den Kir­che ab. Nach dem Vika­ri­at mel­det er sich im Sep­tem­ber 1941 zum zwei­ten Examen, doch nach der Ver­haf­tung der Ber­li­ner Prü­fungs­kom­mis­si­on der Beken­nen­den Kir­che stell­te die rhei­ni­sche ihre Arbeit ein. Hel­mut Hes­se wei­ger­te sich von dem Weg der Beken­nen­den Kir­che und den Erklä­run­gen von Bar­men und Dah­lem abzu­wei­chen und geriet so nicht nur in Kon­flikt mit der Lan­des­kir­che, son­dern auch mit der Beken­nen­den Kirche.


Die Gedenk­ta­fel vor der Friedhofskirche. 

Am 8.Juni 1943 wur­de er zusam­men mit sei­nem Vater ver­haf­tet. In sei­ner letz­ten Anspra­che zwei Tage zuvor hat­te er erklärt:

Als Chris­ten kön­nen wir es nicht mehr län­ger ertra­gen, dass die Kir­che in Deutsch­land zu den Juden­ver­fol­gun­gen schweigt […] Sie darf nicht län­ger ver­su­chen, vor dem gegen Isra­el gerich­te­ten Angriff sich selbst in Sicher­heit zu brin­gen. Sie muss viel­mehr bezeu­gen, dass mit Isra­el sie und ihr Herr Jesus Chris­tus selbst bekämpft wird.”


Nach fünf Mona­ten in Ein­zel­haft, in der der an Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz lei­den­de zum Ske­lett abma­ger­te, wur­den Vater und Sohn am 13.November 1943 in das KZ Dach­au ver­legt, wo Hel­mut Hes­se in der Nacht auf den 24.November 1943 ver­starb.4

Bereits 2008 ehr­te die evan­ge­li­sche Gemein­de Hel­mut Hes­se, in dem sie ein Kir­chen­fens­ter zur sei­nem Geden­ken gestal­ten ließ. 


Zur Posi­ti­on der Gedenk­ta­fel auf der Karte


Fußnoten:

  1. Doku­men­ta­ti­on zum Geden­ken an Hel­mut Hes­se, Web­sei­te der evan­ge­li­schen Kir­che.
  2. Frie­de­mann Bräu­er, Geden­ken an einen Hel­den mit Makeln, in: WZ-online vom 25. Novem­ber 2018.
  3. https://praesesblog.ekir.de/helmut-hesse-ein-mutiger-der-erinnerung-verdient/
  4. Hart­mut Lud­wig, “Ein­zig wegen des Zeug­nis­ses Chris­ti”, EKir-News Archiv vom 14.11.2003. (abge­ru­fen am 12.11.2012)