Mahnmal zur Erinnerung an das Burgholz-Massaker

Bereits seit 2004 erinnert tief im Cronenberger Burgholz eine Gedenktafel an ein Kriegsendphase-Verbrechen, bei dem im Frühjahr 1945 30 osteuropäische Zwangsarbeiter*innen von der Wuppertaler Polizei und Gestapo ermordet wurden. Die Hintergründe dieses Verbrechens finden sich in diesem Eintrag: Gedenktafel zur Erinnerung an die Erschießung von Zwangsarbeiter*innen im Burgholz. Schon seit 1945 erinnert auf dem Friedhof an der Schorfer Straße ein Denkmal an die ermordeten russische Zwangsarbeiter*innen auf dem ev.-ref. Cronenberger Friedhof.


Ein Denkmal am Rastplatz.

Bereits 2010 und erneut 2014 beantragte der Verein „Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal e.V“ in der Cronenberger Bezirksvertretung die Würdigung des einzig namentlich bekannten Opfers, Helena Matrosova, durch eine Straßenbenennung des Weges, der durch das Burgholz zum Tatort führt. Die Bezirksvertretung stimmte dem Antrag einstimmig zu, war aber im Staatsforst nicht zuständig und leitete den Antrag daher an das Regionalforstamt weiter.1 Da aber Waldwege offiziell nicht benannt werden, entschließ sich die Bezirksvertretung aus eigenen Mitteln und unterstützt von Cronenberger Vereinen ein Denkmal für das Massaker zu errichten. Von den insgesamt 6.000 Euro übernahm die Bezirksvertretung 2.660 Euro, während der Bürgerverein Küllenhahn 1.500 Euro übernahm. 500 Euro steuerte zudem der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein (CHBV) bei, die Bürgervereine Hahnerberg-Cronenfeld (BHC) und Sudbürger beteiligten sich mit jeweils 250 Euro an dem Gedenkstein. Die Stadt indes übernahm die 500 Euro teuren Kosten für das Fundament.2 Die Forstverwaltung bestand auf der Verwendung von Naturstein und so besteht das Denkmal des Bildhauers Timothy Vincent aus dunklem Basalt aus Schweden.3 Die Bruchkante an der rechten Seite blieb stehen, um zu symbolisieren, dass das Leben der Ermordeten abbrach. Die symbolischen Schusslöcher weisen auf die Erschiessungen hin.4


Das Denkmal mit Inschrift und 24 Schusslöchern.

Dass das Denkmal nicht am ursprünglichen Tatort steht, liegt daran, dass laut Forstverwaltung dort häufig Wildschweine bejagt werden und zudem am Rastplatz mehr Platz für Gruppen besteht. 5Nicht zuletzt dürfte die Sichtbarkeit des Denkmals dort höher sein.


Anfang März 1945 setzten amerikanische Truppen
bei Remagen über den Rhein.
Innerhalb weniger Tage brach die Westfront zusammen.
Im Zuge der beginnenden Auflösung der Strukturen des Regimes
kam es zu einer Reihe von Kriegsverbrechen,
verübt durch SS, Wehrmacht und Polizei – so auch an diesem Ort:
24 Staatsbürger und sechs Staatsbürgerinnen der UdSSR
mussten im Morgengrauen
an einer zuvor ausgehobenen Grube
neben dem Polizeischießplatz Burgholz niederknien.
Es waren vermutlich überwiegend zivile „Ostarbeiter“.
Sie wurden von mehreren Polizeibeamten mit Genickschuss hingerichtet
und verscharrt.
Nur einer, Peter Diedrich, verweigerte die Mitwirkung.
Zuvor gab es tagelange Verhöre und Misshandlungen.
Man warf den Gefangenen vor, als kriminelle Bande Überfälle verübt zu haben.
Ein im Polizeipräsidium Wuppertal hastig einberufenes,
sogenanntes „Standgericht“ fällte die Unrechtsurteile.
Man wollten den Anschein der Legalität wahren.
Die Leichen wurden im August 1945
von der French War Crimes Mission aufgefunden.
Die Opfer wurden auf dem Friedhof der reformierten Kirche
in Wuppertal – Cronenberg würdig bestattet.
Namentlich bekannt ist nur die ukrainische Lehrerein Helena Matrosova.
14 an der Exekution beteiligte Gestapo- und Kriminalpolizeibeamte
aus Wuppertal und Düsseldorf wurden am 22. Januar 1948
und drei ranghöhere Verantwortliche am 20. Oktober 1948
in Hamburg von einem Britischen Militärgericht verurteilt.
Einige der Hauptverantwortlichen hatten bereits 1945 Selbstmord verübt.
Fünf der anfangs sechs Haupttäter wurden mit dem Tode bestraft.
Die Übrigen erhielten zum Teil lange Haftstrafen.
Zahlreiche Gnadengesuche führten zu Strafmilderungen.
Deutsche Justizbehörden entließen die Mittäter zwischen 1950 und 1952 aus der Haft.
Die Haupttäter kamen zwischen 1953 und 1956 wieder frei.
Eine juristische und historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen
in der Bundesrepublik Deutschland setzte erst zehn Jahre später ein.


Am 13. März 2018 wurde das Denkmal eingeweiht. Nicht ohne Kritik an der Inschrift, ein Aspekt, der die Stiftung des Erinnerungszeichens schon während des Entstehungsprozesses begleitet. Während sich die städtischen Stelle um eine nüchterne Sprache bemühen, die stets Gefahr läuft, das Geschehene zu verharmlosen, war der Verein „Spurensuche — NS-Geschichte in Wuppertal“ stärker daran interessiert, eine Wertung des Verbrechens einfließen zu lassen. So kritisieren der Verein den Begriff „Standgericht“ aus der Inschrift, da die Täter den Begriff in den Prozessen gegen sie verwendeten, um der Erschießung Legitimität zu verleihen, die sie nicht hatten. Der Verein brachte daraufhin zur Einweihung als Ergänzung einen QR-Code am Denkmal an.6


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Niederschrift und Bürgerantrag in der Sitzung der BV Cronenberg vom 14. September 2014.
  2. https://www.cronenberger-woche.de/nachricht/2018/03/12/nach-73-jahren-gedenkstein-fuer-das-burgholz-massaker-steht/
  3. Katharina Rüth, Erinnerung an das Burgholz-Massaker, in: WZ-online.de vom 10. Januar 2018
  4. Katharina Rüth, Anmerkungen am Gedenkstein, in: WZ-online vom 20. März 2018.
  5. https://www.cronenberger-woche.de/nachricht/2018/03/12/nach-73-jahren-gedenkstein-fuer-das-burgholz-massaker-steht/
  6. Katharina Rüth, Anmerkungen am Gedenkstein, in: WZ-online vom 20. März 2018.

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