Das Toskana-Flair ist im April 2021 noch nicht zu entdecken — das mag aber am Bergischen Wetter liegen…
Ende August 2020 weihten der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein und der Evangelische Friedhofsverband Wuppertal eine Gemeinschaftsgrabanlage mit dem Namen „Toskana-Allee“ auf dem Friedhof an der Solinger Straße ein. Wie schon bei den “Cronenberger Wurzeln” im Jahr 2015 kombiniert die Anlage eine Neugestaltung eines Friedhofsteils im Sinne moderner Friedhofskultur mit historischen Grabmälern und Erklärungen zu der historischen Sepukralkultur und ihrer Symbolik.1
Voran gegangen waren die Freilegung, Katalogisierung und Dokumentation der alten Grabsteine durch den CHBV seit 2016. Die Verlegung von 12 Grabsteinen und die Schaffung einer Gedenktafel kosteten 3.000 €.2
Eine Informationstafel erläutert die Bildsprache der klassizistischen Grabmäler und erklärt, an wen sie erinnern.
Die drei historischen Grabsteine von bedeutenden Cronenbergern bilden das Zentrum der Grabanlage.
Im November 2015 präsentierte der Cronenberger Heimat- und Bürgervereins (CHBV) um seinen Vorsitzenden Rolf Tesche eine neue Gemeinschaftsgrabanlage auf dem Friedhof an der Solinger Straße. Unter dem Motto “Cronenberger Wurzeln” wurden drei historische Grabsteine bedeutender Cronenberger restauriert, die nun das Zentrum der Grabanlage bilden. Eine Gedenktafel klärt über die Bedeutung der drei Personen auf: der erste Bürgermeister Johann Abraham von den Steinen, der ersten Pfarrer Wilhelm Brebeck und eine der ersten Industriellen, Johann Peter Breidthardt.1
Die Gedenktafel.
Wilhelm Brebeck (1755–1825) war Pfarrer in der reformierten Gemeinde Cronenberg und erlebte die Zeit der Französischen Revolution mit. In der Zeit der französischen Besatzung des Bergischen Landes (1806–1814) wurde die Chaussee von Cronenberg nach Solingen gebaut, die allerdings den alten Friedhof durchschnitt. Daher wurde an der Solinger Straße 1821 ein neuer Friedhof errichtet. In der Lebenszeit Brebecks löste sich auch die reformierte Cronenberger Gemeinde von der bis dahin geltenden Zugehörigkeit zur Elberfelder Gemeinde.
Abraham von den Steinen (1781–1849) wurde während der oben schon erwähnten Zeit der Franzosen im Bergischen erster Bürgermeister (maire), des 1808 zur Commune erhoben Dorfes, das bis dahin aus Elberfeld verwaltet worden war. 1827 wurde Cronenberg von den nun herrschenden Preußen zur Stadt erhoben und von den Steinen blieb Bürgermeister bis zu seinem Tod während des Aufstands der Elberfelder Barrikade 1849. In seiner Amtszeit, die natürlich von einem Gemeinderat unterstützt wurde, wuchs die Zahl der Cronenberger Bevölkerung von ca. 3.800 auf ca. 5.400 Einwohnende.
Dieser Gedenkstein erinnert an den aus Haan stammenden Kaufmann Johann Peter Breidthardt (1795–1838). Er heiratete 1827 Amalie Cronenberg, die bereits 1834 starb. Beide Ehepartner wurden nicht sehr alt, 43 und 29 Jahre. Ihre Tochter heiratete später den Kaufman Carl Wilhelm Caspers.
Seit 2019 befinden sich verschiedene denkwürdige, unbewegliche Gestalten in den Wupper. Störsteine, von verschiedenen Künstlern gestaltet, zieren die renaturierte Wupper und erinnern zumindest in Teilen an die Stadtgeschichte. Sie haben aber vor allem einen praktischen Zweck: sie fördern die Eigendynamik des Flusses, tragen zur Sauerstoffanreicherung bei und dienen als Totholzfänger. Initiiert wird die Aktion vom Verein Neue Ufer Wuppertal. Den Anfang machte im April 2019 “Lucky Lachs”, finanziert vom Wupperverband und gestaltet von Christiane Püttmann, der an die erfolgreiche Wiederbelebung des einst toten Industrieflusses zu einem fischreichen Gewässer an der Rosenau erinnert.1
Am 10. September 2020 folgte die vom Bildhauer Bernd Bergkemper gestaltete Elefanten-Dame Tuffi in Barmen in Höhe des ungefähren Ortes des weltberühmten Ereignisses. Finanziert wurde der Stein von der Jackstädt-Stiftung.2
Beim schweren Wupper-Hochwasser am 14./15. Juli 2021 wurde die Skulptur mehrere Meter mitgerissen.3
Tuffi am Anfang des Frühjahrs 2021 in der Wupper.
Am 14. Oktober 20204 folgte mit (Bobby oder Bonny) Biber der nächste Störstein in Höhe der Sparkassenzentrale am Islandufer, die den Stein auch finanzierte. Gestaltet wurde er von den Bildhauern Frank Breidenbruch und Eric Frank.5
Das Josef-Neuberger-Denkmal auf dem Gelände der Justizvollzugsschule in Ronsdorf-Erbschlö
Als die Justizvollzugsschule des Landes Nordrhein-Westfalen 2015 von der Hardt aus dem ehemaligen Gebäude der Pädagogischen Hochschule auszug und ihren Neubau in Ronsdorf bezog, zerstörte sie ein Denkmal. Das 2005 geschaffene Doppeldenkmal für Josef Neuberger und Dietrich Bonhoeffer, das auf dem Außengelände der Justizvollzugsschule stand, wurde geteilt. Während das Josef-Neuberger-Denkmal mit nach Erbschlö auf das neue Gelände von Justizvollzugsanstalt, Landesfinanz- und eben Landesjustizschule zog, blieb das Dietrich-Bonhoeffer-Denkmal zurück. Ein unverständlicher Schritt, der sowohl den erinnerungskulturellen als auch künstlerischen Zusammenhang zerstört hat.1
Gestaltet wurde das Denkmal von Hans-Peter Osten, Steinbildhauer Helmut Schön aus Bad Salzufflen und Bildhauer Wolfgang Karger.
Die beiden Denkmäler sind in der Gestaltung bewusst ähnlich gewählt. Beide basieren auf aufrechten Stahlröhren, die die Unbeugsamkeit, den aufrechten Gang und beider Männer in der Zeit des Nationalsozialismus darstellen sollen, die sich allein ihrem gewissen verpflichtend fühlten. An beiden Torsi, für deren Herstellung Hans-Peter Osten verantwortlich war, soll eine große steinerne Portraitbüste den Blick des Betrachters einfangen, erklärte Helmut Schön anlässlich der Einweihung 2005.
Diese massiven Köpfe aus einem Steinblock geschlagen sind ungeheuer gegenwärtig. Sie sind Mahnung gegen das Vergessen des Nazi-Terrorregimes, das den Einen ermordet hat, dem der Andere nur knapp entkommen konnte. Sie halten Geschichte und die Auseinandersetzung damit lebendig. Sie können Stolperstein sein, Stein des Anstoßes, aber auf jeden Fall ein Mahnmal für mehr Toleranz und Achtung, mehr Mut und Aufrichtigkeit. In diesem besten Sinne ein Denk-Mal.“2
Die Inschrift erklärt:
“Josef Neuberger Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen vom 8.12.1966 — 12.9.1972 Josef Neuberger wurde am 11.Oktober 1902 in Antwerpen/Belgien als Sohn jüdischer Eltern geboren. Zu Beginn des 1.Weltkriegs musste Josef Neuberger zusammen mit seinen Eltern Belgien verlassen. Die Familie siedelte 1914 nach Düsseldorf um, nach dem Abitur im Jahre 1922 begann er ein Doppelstudium der Rechtswissenschaft und der Ökonomie an der Universität in Köln. 1925 promovierte Josef Neuberger in Köln zum Dr. jur., zwei Jahre später zum Dr.rer.pol. Nach Abschluss der Studien- und Referendarzeit erhielt er 1932 die Zulassung als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Düsseldorf, doch bereits im Juni 1933 wurde ihm, weil er Jude war, die Zulassung als Rechtsanwalt wieder entzogen. Kurz darauf eröffnete er ein Treuhänderbüro für Auswanderungsangelegenheiten, das er bis 1938 führte. In der Pogromnacht des 9./10.November 1938 rissen SA-Männer Josef Neuberger aus dem Schlaf, zerrten ihn aus seiner Wohnung und misshandelten ihn schwer. In der für die Familie lebensgefährlichen Lage entschlossen sich die Neubergers, Deutschland zu verlassen. Die Familie emigrierte zunächst nach Holland, wenig später nach Palästina. 1952 kehrte Josef Neuberger nach Deutschland zurück. Josef Neuberger, der bereits als Gymnasiast mit 16 Jahren der SPD beigetreten war, wurde 1956 Mitglied des Rates der Stadt Düsseldorf. Von 1959 bis 1975 gehörte er dem Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen an. Als Justizminister in den Jahren 1966 bis 1972 legte Josef Neuberger wesentliche Grundlagen für die Entwicklung eines modernen Strafvollzuges. Mit seinem Namen verbunden sind vor allem:- Die grundlegende Verbesserung der Ausbildung der Vollzugsbediensteten - Die Errichtung der ersten sozialtherapeutischen Anstalten in NRW - Die Einführung des Einweisungsverfahrens - Die Verselbstständigung des Strafvollzuges durch Schaffung einer Strafvollzugsabteilung im Justizministerium und Errichtung der Justizvollzugsämter.
Nach seinem Rücktritt als Justizminister wirkte Josef Neuberger als Hochschullehrer an der Gesamthochschule Wuppertal.
Am 12.1.1977 verstarb Josef Neuberger in Düsseldorf, wo er auf dem jüdischen Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.”
Seit 1991 verleiht die Jüdische Gemeinde Düsseldorf, in der Neuberger Mitglied, Vorsitzender des Gemeinderates sowie Vorstandsvorsitzender war, die Josef-Neuberger-Medaille an nichtjüdische Menschen, die sich um das jüdische Leben verdient gemacht haben.3