Josef-Neuberger-Denkmal (2015)

Das Josef-Neuberger-Denkmal auf dem Gelände der Justizvollzugsschule in Ronsdorf-Erbschlö

Als die Justizvollzugsschule des Landes Nordrhein-Westfalen 2015 von der Hardt aus dem ehemaligen Gebäude der Pädagogischen Hochschule auszug und ihren Neubau in Ronsdorf bezog, zerstörte sie ein Denkmal. Das 2005 geschaffene Doppeldenkmal für Josef Neuberger und Dietrich Bonhoeffer, das auf dem Außengelände der Justizvollzugsschule stand, wurde geteilt. Während das Josef-Neuberger-Denkmal mit nach Erbschlö auf das neue Gelände von Justizvollzugsanstalt, Landesfinanz- und eben Landesjustizschule zog, blieb das Dietrich-Bonhoeffer-Denkmal zurück. Ein unverständlicher Schritt, der sowohl den erinnerungskulturellen als auch künstlerischen Zusammenhang zerstört hat.1


Gestaltet wurde das Denkmal von Hans-Peter Osten, Steinbildhauer Helmut Schön aus Bad Salzufflen und Bildhauer Wolfgang Karger.

Die beiden Denkmäler sind in der Gestaltung bewusst ähnlich gewählt. Beide basieren auf aufrechten Stahlröhren, die die Unbeugsamkeit, den aufrechten Gang und beider Männer in der Zeit des Nationalsozialismus darstellen sollen, die sich allein ihrem gewissen verpflichtend fühlten. An beiden Torsi, für deren Herstellung Hans-Peter Osten verantwortlich war, soll eine große steinerne Portraitbüste den Blick des Betrachters einfangen, erklärte Helmut Schön anlässlich der Einweihung 2005.

Diese massiven Köpfe aus einem Steinblock geschlagen sind ungeheuer gegenwärtig. Sie sind Mahnung gegen das Vergessen des Nazi-Terrorregimes, das den Einen ermordet hat, dem der Andere nur knapp entkommen konnte. Sie halten Geschichte und die Auseinandersetzung damit lebendig. Sie können Stolperstein sein, Stein des Anstoßes, aber auf jeden Fall ein Mahnmal für mehr Toleranz und Achtung, mehr Mut und Aufrichtigkeit. In diesem besten Sinne ein Denk-Mal.“2


Die Inschrift erklärt:

“Josef Neuberger
Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen
vom 8.12.1966 — 12.9.1972
Josef Neuberger wurde am 11.Oktober 1902 in Antwerpen/Belgien als Sohn jüdischer Eltern geboren. Zu Beginn des 1.Weltkriegs musste Josef Neuberger zusammen mit seinen Eltern Belgien verlassen. Die Familie siedelte 1914 nach Düsseldorf um, nach dem Abitur im Jahre 1922 begann er ein Doppelstudium der Rechtswissenschaft und der Ökonomie an der Universität in Köln.
1925 promovierte Josef Neuberger in Köln zum Dr. jur., zwei Jahre später zum Dr.rer.pol. Nach Abschluss der Studien- und Referendarzeit erhielt er 1932 die Zulassung als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Düsseldorf, doch bereits im Juni 1933 wurde ihm, weil er Jude war, die Zulassung als Rechtsanwalt wieder entzogen. Kurz darauf eröffnete er ein Treuhänderbüro für Auswanderungsangelegenheiten, das er bis 1938 führte.
In der Pogromnacht des 9./10.November 1938 rissen SA-Männer Josef Neuberger aus dem Schlaf, zerrten ihn aus seiner Wohnung und misshandelten ihn schwer.
In der für die Familie lebensgefährlichen Lage entschlossen sich die Neubergers, Deutschland zu verlassen. Die Familie emigrierte zunächst nach Holland, wenig später nach Palästina.
1952 kehrte Josef Neuberger nach Deutschland zurück.
Josef Neuberger, der bereits als Gymnasiast mit 16 Jahren der SPD beigetreten war, wurde 1956 Mitglied des Rates der Stadt Düsseldorf. Von 1959 bis 1975 gehörte er dem Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen an. Als Justizminister in den Jahren 1966 bis 1972 legte Josef Neuberger wesentliche Grundlagen für die Entwicklung eines modernen Strafvollzuges. Mit seinem Namen verbunden sind vor allem:- Die grundlegende Verbesserung der Ausbildung der Vollzugsbediensteten
– Die Errichtung der ersten sozialtherapeutischen Anstalten in NRW
– Die Einführung des Einweisungsverfahrens
– Die Verselbstständigung des Strafvollzuges durch Schaffung einer Strafvollzugsabteilung im Justizministerium und Errichtung der Justizvollzugsämter.

Nach seinem Rücktritt als Justizminister wirkte Josef Neuberger als Hochschullehrer an der Gesamthochschule Wuppertal.

Am 12.1.1977 verstarb Josef Neuberger in Düsseldorf, wo er auf dem jüdischen Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.”


Seit 1991 verleiht die Jüdische Gemeinde Düsseldorf, in der Neuberger Mitglied, Vorsitzender des Gemeinderates sowie Vorstandsvorsitzender war, die Josef-Neuberger-Medaille an nichtjüdische Menschen, die sich um das jüdische Leben verdient gemacht haben.3


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Daniel Diekhans, Doppel-Denkmal verteilt sich auf zwei Standorte in Barmen und Ronsdorf, in: WZ-online vom 22. Januar 2021
  2. Stelen für Bonhoeffer und NeubergerRede von Helmut Schön anläßlich der Feier zur Einweihung der Stelen bei der Justizvollzugsschule NRW in Wuppertal am 9. November 2005, Eintrag auf www.gestalt-in-stein.de (abgerufen am 20.02.2013)
  3. Heide Sobotka,  Lob der Meinungsfreude,, in: Jüdische Allgemeine online vom 20.09.2012. (abgerufen am 20.02.2013)

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