Gedenkort für auf der Flucht nach Europa Gestorbene

Der Gedenkort an der Mirker Str.

Am 21. Mai 2022 wurde vor dem Mirker Bahnhof (Utopiastadt) ein Gedenkort für auf der Flucht Gestorbene eingeweiht. Er besteht aus einer Skulptur, die ein gesunkenes Boot darstellt und einer Stele mit der Inschrift „Gedenkort“ bzw. „Memorial“ und der entsprechenden Inschrift in arabischer Schrift. Auf der Stele befindet sich eine Informationstafel. Begleitet wurde die Einweihung von iranischem Flötenspiel, guineischem Rap, deutschem Punk, Poetry Slam, aktuellen politischen Songs und dem Menschenrechtechor der „börse“.1 Ermöglicht wurde die Errichtung des Denkmals durch zahlreiche Ehrenamtler*innen und eine vielfältige Finanzierung.2 

Die Infotafel nennt die Beteiligten des Projektes (siehe auch die Webseite des Gedenkortes), zeigt zwei Bilder, ein Zitat und folgende Inschrift:

Dieser Gedenkort ist denen gewidmet, die auf der Flucht nach Europa ihr Leben verloren haben.
Die Seebrücke ist eine internationale Bewegung aus der Zivilbevölkerung. Wir fordern sichere Fluchtwege, Entkriminalisierung der Seenotrettung und menschenwürdige Aufnahme von geflüchteten Menschen. Wir wollen mehr Rettung statt weniger!

Inschrift der Informationstafel

Die beiden Bilder zeigen einmal einen blauen Himmel mit einer Reihe Stacheldraht und auf dem anderen Foto Menschen auf einem Boot, die auf ein vollbesetztes Schlauchboot blicken, indem zahlreiche Menschen mit Rettungswesten sitzen. Zwischen beiden Bildern steht ein Zitat:

Eltern setzen ihr Kind nur dann in ein Boot, wenn es auf dem Meer sicherer ist als auf dem Land

Warsan Shire (somalisch-britische Dichterin)

Drei Jahre dauerte die Vorbereitung des Gedenkortes, mitten in der Corona-Pandemie. Bereits fünf Tage nach der Einweihung wurde der Gedenkort beschmiert und beschädigt.3

Finanziert wurde der Gedenkort von der Stiftung W, dem ev. Kirchenkreis Wuppertal, der ev. Kirche im Rheinland, dem Quartiersfonds Mirke im Rahmen des Bund-Länder Programms Soziale Stadt NRW, der Stadtsparkasse Wuppertal, der Firma Knipex, dem Bürgerbudget der Stadt Wuppertal und Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal, der Stiftung Deutsche Bestattungskultur, der Bezirksvertretung Elberfeld und Mensch Mensch Mensch e.V. sowie zahlreichen Einzelspender*innen.

Offizieller Träger ist der Förderverein Elberfelder Nordstadt e.V., der diese Aufgabe für die Initiative Seebrücke Wuppertal übernahm. Gestaltet wurde der Gedenkort von der Künstlerin Anne Mommertz. Die Landschaftsingenieurin Marketa Kolarova vom Ingenieurbüro Stadt + Natur Wuppertal beriet technisch und rechtlich und koordinierte die Arbeiten. Die Bepflanzung wurde gestiftet von der Friedhofsgärtnerei Iding. Die Gartenbauarbeiten wurden von Martin von der Höh betreut. Boot und Stele wurden vom Stahlbauer Jürgen Petig geschaffen. Die Infotafel wurde „zu sehr freundlichen Konditionen“ von Keller Medien GmbH hergestellt und von Jens Albrecht pro bono gestaltet. Die Stadt Wuppertal gestaltete die Arbeiten am Bahnhofsvorplatz im Einklang mit dem Bau des Gedenkorts und schloss die zugehörige Leuchte an das Straßenbeleuchtungsnetz an.4

Der Wuppertaler Gedenkort ist nach Kassel, Wittenberg,
Biberach und Bremen, wo in den Jahren 2016 bis 2018 Denkmäler entstanden, der fünfte Gedenkort in Deutschland, der Geflüchteten gewidmet ist.5


Position des Denkmals auf der Karte


Fußnoten:

  1. Ein Gedenkort für auf der Flucht Gestorbene, in: Wuppertaler Rundschau vom 20. Mai 2022
  2. Mosche, Einweihung des Mahnmals der Seebrücke Wuppertal, Webseite quartier Mirke
  3. Renate Schatz, Gedenkort Seebrücke Wuppertal: Nur fünf Tage unbehelligt, in: WZ vom 1. Juni 2022
  4. Webseite Seebrücke Wuppertal
  5. Stephan Scholz, Denkmäler für Geflüchtete, Quellen einer postmigrantischen Erinnerungskultur, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 17 (2020), S. 593 (Fußnote 8)

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