Wupper-Störsteine

Seit 2019 befin­den sich ver­schie­de­ne denk­wür­di­ge, unbe­weg­li­che Gestal­ten in den Wup­per. Stör­stei­ne, von ver­schie­de­nen Künst­lern gestal­tet, zie­ren die rena­tu­rier­te Wup­per und erin­nern zumin­dest in Tei­len an die Stadt­ge­schich­te. Sie haben aber vor allem einen prak­ti­schen Zweck: sie för­dern die Eigen­dy­na­mik des Flus­ses, tra­gen zur Sauer­stoff­an­rei­che­rung bei und die­nen als Tot­holz­fän­ger. Initi­iert wird die Akti­on vom Ver­ein Neue Ufer Wup­per­tal. Den Anfang mach­te im April 2019 “Lucky Lachs”, finan­ziert vom Wup­per­ver­band und gestal­tet von Chris­tia­ne Pütt­mann, der an die erfolg­rei­che Wie­der­be­le­bung des einst toten Indus­trie­flus­ses zu einem fisch­rei­chen Gewäs­ser an der Rosen­au erin­nert.1


Lucky Lachs im Sommerlicht

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Am 10. Sep­tem­ber 2020 folg­te die vom Bild­hau­er Bernd Bergkem­per gestal­te­te Ele­fan­ten-Dame Tuf­fi in Bar­men in Höhe des unge­fäh­ren Ortes des welt­be­rühm­ten Ereig­nis­ses. Finan­ziert wur­de der Stein von der Jack­städt-Stif­tung.2

Beim schwe­ren Wup­per-Hoch­was­ser am 14./15. Juli 2021 wur­de die Skulp­tur meh­re­re Meter mit­ge­ris­sen.3


Tuf­fi am Anfang des Früh­jahrs 2021 in der Wupper.

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Am 14. Okto­ber 20204 folg­te mit (Bob­by oder Bon­ny) Biber der nächs­te Stör­stein in Höhe der Spar­kas­sen­zen­tra­le am Island­ufer, die den Stein auch finan­zier­te. Gestal­tet wur­de er von den Bild­hau­ern Frank Brei­den­bruch und Eric Frank.5


Der Biber am Islandufer

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Josef-Neuberger-Denkmal (2015)

Das Josef-Neu­ber­ger-Denk­mal auf dem Gelän­de der Jus­tiz­voll­zugs­schu­le in Ronsdorf-Erbschlö

Als die Jus­tiz­voll­zugs­schu­le des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len 2015 von der Hardt aus dem ehe­ma­li­gen Gebäu­de der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le aus­zug und ihren Neu­bau in Rons­dorf bezog, zer­stör­te sie ein Denk­mal. Das 2005 geschaf­fe­ne Dop­pel­denk­mal für Josef Neu­ber­ger und Diet­rich Bon­hoef­fer, das auf dem Außen­ge­län­de der Jus­tiz­voll­zugs­schu­le stand, wur­de geteilt. Wäh­rend das Josef-Neu­ber­ger-Denk­mal mit nach Erb­schlö auf das neue Gelän­de von Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt, Lan­des­fi­nanz- und eben Lan­des­jus­tiz­schu­le zog, blieb das Diet­rich-Bon­hoef­fer-Denk­mal zurück. Ein unver­ständ­li­cher Schritt, der sowohl den erin­ne­rungs­kul­tu­rel­len als auch künst­le­ri­schen Zusam­men­hang zer­stört hat.1


Gestal­tet wur­de das Denk­mal von Hans-Peter Osten, Stein­bild­hau­er Hel­mut Schön aus Bad Sal­zu­fflen und Bild­hau­er Wolf­gang Karger. 

Die bei­den Denk­mä­ler sind in der Gestal­tung bewusst ähn­lich gewählt. Bei­de basie­ren auf auf­rech­ten Stahl­röh­ren, die die Unbeug­sam­keit, den auf­rech­ten Gang und bei­der Män­ner in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus dar­stel­len sol­len, die sich allein ihrem gewis­sen ver­pflich­tend fühl­ten. An bei­den Tor­si, für deren Her­stel­lung Hans-Peter Osten ver­ant­wort­lich war, soll eine gro­ße stei­ner­ne Por­trait­büs­te den Blick des Betrach­ters ein­fan­gen, erklär­te Hel­mut Schön anläss­lich der Ein­wei­hung 2005. 

Die­se mas­si­ven Köp­fe aus einem Stein­block geschla­gen sind unge­heu­er gegen­wär­tig. Sie sind Mah­nung gegen das Ver­ges­sen des Nazi-Ter­ror­re­gimes, das den Einen ermor­det hat, dem der Ande­re nur knapp ent­kom­men konn­te. Sie hal­ten Geschich­te und die Aus­ein­an­der­set­zung damit leben­dig. Sie kön­nen Stol­per­stein sein, Stein des Ansto­ßes, aber auf jeden Fall ein Mahn­mal für mehr Tole­ranz und Ach­tung, mehr Mut und Auf­rich­tig­keit. In die­sem bes­ten Sin­ne ein Denk-Mal.“2


Die Inschrift erklärt: 

Josef Neu­ber­ger
Jus­tiz­mi­nis­ter des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len
vom 8.12.1966 — 12.9.1972
Josef Neu­ber­ger wur­de am 11.Oktober 1902 in Antwerpen/Belgien als Sohn jüdi­scher Eltern gebo­ren. Zu Beginn des 1.Weltkriegs muss­te Josef Neu­ber­ger zusam­men mit sei­nen Eltern Bel­gi­en ver­las­sen. Die Fami­lie sie­del­te 1914 nach Düs­sel­dorf um, nach dem Abitur im Jah­re 1922 begann er ein Dop­pel­stu­di­um der Rechts­wis­sen­schaft und der Öko­no­mie an der Uni­ver­si­tät in Köln.
1925 pro­mo­vier­te Josef Neu­ber­ger in Köln zum Dr. jur., zwei Jah­re spä­ter zum Dr.rer.pol. Nach Abschluss der Stu­di­en- und Refe­ren­dar­zeit erhielt er 1932 die Zulas­sung als Rechts­an­walt beim Amts- und Land­ge­richt Düs­sel­dorf, doch bereits im Juni 1933 wur­de ihm, weil er Jude war, die Zulas­sung als Rechts­an­walt wie­der ent­zo­gen. Kurz dar­auf eröff­ne­te er ein Treu­hän­der­bü­ro für Aus­wan­de­rungs­an­ge­le­gen­hei­ten, das er bis 1938 führ­te.
In der Pogrom­nacht des 9./10.November 1938 ris­sen SA-Män­ner Josef Neu­ber­ger aus dem Schlaf, zerr­ten ihn aus sei­ner Woh­nung und miss­han­del­ten ihn schwer.
In der für die Fami­lie lebens­ge­fähr­li­chen Lage ent­schlos­sen sich die Neu­ber­gers, Deutsch­land zu ver­las­sen. Die Fami­lie emi­grier­te zunächst nach Hol­land, wenig spä­ter nach Paläs­ti­na.
1952 kehr­te Josef Neu­ber­ger nach Deutsch­land zurück.
Josef Neu­ber­ger, der bereits als Gym­na­si­ast mit 16 Jah­ren der SPD bei­getre­ten war, wur­de 1956 Mit­glied des Rates der Stadt Düs­sel­dorf. Von 1959 bis 1975 gehör­te er dem Land­tag des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len an. Als Jus­tiz­mi­nis­ter in den Jah­ren 1966 bis 1972 leg­te Josef Neu­ber­ger wesent­li­che Grund­la­gen für die Ent­wick­lung eines moder­nen Straf­voll­zu­ges. Mit sei­nem Namen ver­bun­den sind vor allem:- Die grund­le­gen­de Ver­bes­se­rung der Aus­bil­dung der Voll­zugs­be­diens­te­ten
- Die Errich­tung der ers­ten sozi­al­the­ra­peu­ti­schen Anstal­ten in NRW
- Die Ein­füh­rung des Ein­wei­sungs­ver­fah­rens
- Die Ver­selbst­stän­di­gung des Straf­voll­zu­ges durch Schaf­fung einer Straf­voll­zugs­ab­tei­lung im Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um und Errich­tung der Justizvollzugsämter.

Nach sei­nem Rück­tritt als Jus­tiz­mi­nis­ter wirk­te Josef Neu­ber­ger als Hoch­schul­leh­rer an der Gesamt­hoch­schu­le Wuppertal.

Am 12.1.1977 ver­starb Josef Neu­ber­ger in Düs­sel­dorf, wo er auf dem jüdi­schen Fried­hof sei­ne letz­te Ruhe­stät­te fand.”


Seit 1991 ver­leiht die Jüdi­sche Gemein­de Düs­sel­dorf, in der Neu­ber­ger Mit­glied, Vor­sit­zen­der des Gemein­de­ra­tes sowie Vor­stands­vor­sit­zen­der war, die Josef-Neu­ber­ger-Medail­le an nicht­jü­di­sche Men­schen, die sich um das jüdi­sche Leben ver­dient gemacht haben.3


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Beyenburg entdecken

Der Rund­gang in Bey­en­burg besteht aus 19 Orten. 

Ende 2020 beschil­der­te der Bey­en­bur­ger Bür­ger­ver­ein nach einer Idee von Vor­stands­mit­glied Heri­bert Wie­chers einen Rund­gang, der zu his­to­ri­schen und tou­ris­ti­schen Orten in Wup­per­tals süd-öst­lichs­ten Stadt­teil führt. Zwei gro­ße Tafeln am Park­platz “Por­ta West­fa­li­ca” und an der Bus­hal­te­stel­le “Bey­en­burg Mit­te” zei­gen den kom­plet­ten Rund­weg auf, zahl­rei­che Tafeln in der Grund­far­be “Ber­gisch Grün”, die aus Mit­teln der Bezirks­ver­tre­tung Lang­er­feld-Bey­en­burg finan­ziert wur­den, füh­ren durch den Ort.1


Der Rund­weg mixt his­to­ri­sche und tou­ris­ti­sche Hinweise. 

Posi­ti­on der Start­ta­fel auf der Karte


Schloss Lüntenbeck erkunden

Seit dem Okto­ber der Jah­res 2020 kann man Schloss Lün­ten­beck und sei­ne Außen­an­la­gen mit 14 Tafeln des Rund­gangs “Schloss Lün­ten­beck erkun­den” ent­de­cken. Anto­nia Din­ne­bier von der Schloss Lün­ten­beck GmbH hat das Kon­zept des Rund­gangs erar­bei­tet und die Tex­te für die Info­ta­feln geschrie­ben. Die 1200-jäh­ri­ge Geschich­te wird dort eben­so the­ma­ti­siert wie Lie­der und Rät­sel für Kin­der. Gestal­tet hat die Tafeln Syl­via Zöl­ler, der Künst­ler Mar­tin Smi­da ver­wan­del­te alte Fens­ter in geeig­ne­te Trä­ger für den Rund­gang. Das Schloss wir­ke mitt­ler­wei­le so idyl­lisch, dass sei­ne alte Auf­ga­be in Ver­ges­sen­heit gera­ten sei, erklär­te Anto­nia Din­ne­bier gegen­über der West­deut­schen Zei­tung. Mit dem Erkun­dungs­rund­gang wer­de die His­to­rie wie­der leben­dig.1


Die Start­ta­fel des Rund­gangs in und um Schloss Lüntenbeck.

Der Rund­gang kann auch auf der Web­sei­te des Schlos­ses nach­ge­gan­gen werden.


Start­punkt des Rund­gangs auf der Karte


Nix-passiert-Tafel

Am 15. Juni 1792, einem Frei­tag, starb der däni­sche His­to­ri­ker Fre­de­rik Snee­dorff in Cum­bria (Eng­land)1, wur­de der spä­te­re Münch­ner Bür­ger­meis­ter Georg Karl Sut­ner zum kai­ser­li­chen Notar ernannt2, wur­de eine neue Kanal­zoll­ver­ord­nung für den schles­wig-hol­stein­si­chen Kanal erlas­sen3, schrieb Goe­the einen Brief an Fried­rich Hein­rich Jaco­bi4 und wur­de die Flucht des fran­zö­si­schen Königs und sei­ner Fami­lie aus dem revo­lu­tio­nä­ren Paris, die spä­ter zu sei­ner Ent­haup­tung führ­te, um fünf Tage ver­scho­ben.5 In Bar­men, am Ort des noch nicht exis­tie­ren­den Bahn­hofs Loh, pas­sier­te an die­sen Tag nichts, wor­an seit Okto­ber 2019 (tem­pus ante quem) eine Gedenk­ta­fel eben­dort erinnert. 



Posi­ti­on der Gedenk­ta­fel auf der Karte


Historischer Stadtrundgang Cronenberg

Am 1. Dezem­ber 2019 weih­te der Cro­nen­ber­ger Hei­mat- und Bür­ger­ver­ein einen aus 15 Tafeln bestehen­den his­to­ri­schen Stadt­rund­gang ein. Der Weg führt zu unter Denk­mal­schutz ste­hen­den Gebäu­den, an denen die Tafeln mit Bil­dern und kur­zen Tex­ten von der Geschich­te des Gebäu­des und gege­be­nen­falls auch sei­ner Bewohner*innen erzäh­len. Zudem befin­det sich auf jeder Tafel ein QR-Code, über den wei­te­re Infos digi­tal zur Ver­fü­gung ste­hen. Start­punkt ist der Hans-Otto-Bil­stein-Platz gegen­über der refor­mier­ten Kir­che mit dem mar­kan­ten Zwiebelturm. 


Die Über­sichts­ta­fel des Rundgangs. 

Um die Gestal­tung des Rund­gangs küm­mer­te sich der his­to­ri­sche Arbeits­kreis des Bür­ger- und Hei­mat­ver­eins unter Lei­tung von Axel Drey­er. Die Kri­te­ri­en für die Auf­nah­me von Gebäu­den in die Tour waren die lokal- und bau­his­to­ri­sche Bedeu­tung für Cro­nen­berg und Infor­ma­tio­nen über ehe­ma­li­ge Bewohner*innen. Der Hei­mat­fonds des Lan­des über­nahm mit 2.000 Euro zwei Drit­tel der Her­stel­lungs­kos­ten.1

Den Stadt­rund­gang kann man auch online auf den Sei­ten des CHBV erkunden.


Start­punkt des Rund­gangs auf der Karte


Gedenktafel Bergische Landwehr

Die Über­res­te der Ber­gi­schen Landwehr.

Als der Her­bring­hau­ser Bür­ger­ver­ein 2021 den “Pilz”, eine Sitz­bank mit mäch­ti­gem Dach, nach 50 Jah­ren erneu­er­te, stell­te er gleich­zei­tig noch eine Hin­weis­ta­fel auf, die dort auf die Über­res­te der Ber­gi­schen Land­wehr hin­weist.1 Das Boden­denk­mal (Denk­malnr. B001) ist der Über­rest der sog. Blber­fel­der Land­wehr, die von Sprock­hö­vel durch das Fischer­tal und die heu­ti­gen Bar­mer Anla­gen, durch den Mar­schei­der Wald bis nach Bey­en­burg führ­te und eine rück­wär­ti­ge Ver­tei­di­gungs­li­nie gegen das Mär­ki­sche bil­de­te.2



Die Hin­weis­ta­fel erklärt mit Text und erklä­ren­den Schau­bil­dern den Auf­bau der Land­wehr aus Däm­men und Grä­ben und bewach­sen mit dich­ten Dor­nen­he­cken zum Bei­spiel Hain­bu­che, Schle­he, Weiß­dorn, Brom­bee­re, Rosen etc, sodass Räu­ber­ban­den oder ein­drin­gen­den Trup­pen gezwun­gen waren, die gesi­cher­ten Durch­gän­ge zu neh­men, wo Schlag­bäu­me und Wach­mann­schaf­ten die Ein- und Aus­rei­se aus dem Her­zog­tum Berg kon­trol­lie­ren konnten. 



Posi­ti­on der Gedenk­ta­fel auf der Karte


Der Weg ist das Ziel

Der Weg ist das Ziel. Im Hin­ter­grund das alte War­te­haus des Hal­te­punkts Nächs­te­breck Bracken.

Am 1. Juli 2017 wur­de am ehe­ma­li­gen Hal­te­punkt “Nächs­te­breck-Bra­cken” der Bahn­stre­cke Wich­ling­hau­sen-Hat­tin­gen, heu­te Teil der Nord­bahn­tras­se / Koh­len­bahn­tras­se, das Kunst­werk “Der Weg ist das Ziel” ein­ge­weiht. Geschaf­fen wur­de das 2,30 Meter hohe Kunst­werk von Hans-Jür­gen Hiby aus dem Stamm einer ca. acht Jah­re zuvor gefäll­ten Nächs­te­bre­cker Pla­ta­ne. Die Holz­skulp­tur zeigt Umris­se zwei­er Men­schen, eine wei­cher und weib­li­cher und eine kan­ti­ger gestal­tet. Fin­ger zei­gen in Rich­tung Wup­per­tal und Hattingen. 


Das Kunst­werk an der Trasse. 

Hans-Jür­gen Hiby schenk­te die Skultpur expli­zit dem Bür­ger­ver­ein Nächs­te­breck, des­sen Vor­sit­zen­der, Her­mann Josef Rich­ter, die Idee für ein Kunst­werk an der Tras­se hat­te. Der Stadt Wup­per­tal woll­te Hiby das Kunst­werk nicht anver­trau­en, zu sehr hat­te er sich über die Behand­lung des mehr­fach Opfer von Van­da­lis­mus gewor­de­nen Kunst­werks “Spie­len­de Fin­ger” geär­gert.1


Posi­ti­on des Objekts auf der Karte


Mahnmal zur Erinnerung an das Burgholz-Massaker

Bereits seit 2004 erin­nert tief im Cro­nen­ber­ger Burg­holz eine Gedenk­ta­fel an ein Kriegs­end­pha­se-Ver­bre­chen, bei dem im Früh­jahr 1945 30 ost­eu­ro­päi­sche Zwangsarbeiter*innen von der Wup­per­ta­ler Poli­zei und Gesta­po ermor­det wur­den. Die Hin­ter­grün­de die­ses Ver­bre­chens fin­den sich in die­sem Ein­trag: Gedenk­ta­fel zur Erin­ne­rung an die Erschie­ßung von Zwangsarbeiter*innen im Burg­holz. Schon seit 1945 erin­nert auf dem Fried­hof an der Schor­fer Stra­ße ein Denk­mal an die ermor­de­ten rus­si­sche Zwangsarbeiter*innen auf dem ev.-ref. Cro­nen­ber­ger Fried­hof.


Ein Denk­mal am Rastplatz. 

Bereits 2010 und erneut 2014 bean­trag­te der Ver­ein “Spu­ren­su­che — NS-Geschich­te in Wup­per­tal e.V” in der Cro­nen­ber­ger Bezirks­ver­tre­tung die Wür­di­gung des ein­zig nament­lich bekann­ten Opfers, Hele­na Matro­so­va, durch eine Stra­ßen­be­nen­nung des Weges, der durch das Burg­holz zum Tat­ort führt. Die Bezirks­ver­tre­tung stimm­te dem Antrag ein­stim­mig zu, war aber im Staats­forst nicht zustän­dig und lei­te­te den Antrag daher an das Regio­nal­forst­amt wei­ter.1 Da aber Wald­we­ge offi­zi­ell nicht benannt wer­den, ent­schließ sich die Bezirks­ver­tre­tung aus eige­nen Mit­teln und unter­stützt von Cro­nen­ber­ger Ver­ei­nen ein Denk­mal für das Mas­sa­ker zu errich­ten. Von den ins­ge­samt 6.000 Euro über­nahm die Bezirks­ver­tre­tung 2.660 Euro, wäh­rend der Bür­ger­ver­ein Kül­len­hahn 1.500 Euro über­nahm. 500 Euro steu­er­te zudem der Cro­nen­ber­ger Hei­mat- und Bür­ger­ver­ein (CHBV) bei, die Bür­ger­ver­ei­ne Hah­ner­berg-Cro­nen­feld (BHC) und Sud­bür­ger betei­lig­ten sich mit jeweils 250 Euro an dem Gedenk­stein. Die Stadt indes über­nahm die 500 Euro teu­ren Kos­ten für das Fun­da­ment.2 Die Forst­ver­wal­tung bestand auf der Ver­wen­dung von Natur­stein und so besteht das Denk­mal des Bild­hau­ers Timo­thy Vin­cent aus dunk­lem Basalt aus Schwe­den.3 Die Bruch­kan­te an der rech­ten Sei­te blieb ste­hen, um zu sym­bo­li­sie­ren, dass das Leben der Ermor­de­ten abbrach. Die sym­bo­li­schen Schuss­lö­cher wei­sen auf die Erschies­sun­gen hin.4


Das Denk­mal mit Inschrift und 24 Schusslöchern.

Dass das Denk­mal nicht am ursprüng­li­chen Tat­ort steht, liegt dar­an, dass laut Forst­ver­wal­tung dort häu­fig Wild­schwei­ne bejagt wer­den und zudem am Rast­platz mehr Platz für Grup­pen besteht. 5Nicht zuletzt dürf­te die Sicht­bar­keit des Denk­mals dort höher sein. 


Anfang März 1945 setz­ten ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen
bei Rema­gen über den Rhein.
Inner­halb weni­ger Tage brach die West­front zusam­men.
Im Zuge der begin­nen­den Auf­lö­sung der Struk­tu­ren des Regimes
kam es zu einer Rei­he von Kriegs­ver­bre­chen,
ver­übt durch SS, Wehr­macht und Poli­zei — so auch an die­sem Ort:
24 Staats­bür­ger und sechs Staats­bür­ge­rin­nen der UdSSR
muss­ten im Mor­gen­grau­en
an einer zuvor aus­ge­ho­be­nen Gru­be
neben dem Poli­zei­schieß­platz Burg­holz nie­der­knien.
Es waren ver­mut­lich über­wie­gend zivi­le “Ost­ar­bei­ter”.
Sie wur­den von meh­re­ren Poli­zei­be­am­ten mit Genick­schuss hin­ge­rich­tet
und ver­scharrt.
Nur einer, Peter Died­rich, ver­wei­ger­te die Mit­wir­kung.
Zuvor gab es tage­lan­ge Ver­hö­re und Miss­hand­lun­gen.
Man warf den Gefan­ge­nen vor, als kri­mi­nel­le Ban­de Über­fäl­le ver­übt zu haben.
Ein im Poli­zei­prä­si­di­um Wup­per­tal has­tig ein­be­ru­fe­nes,
soge­nann­tes “Stand­ge­richt” fäll­te die Unrechts­ur­tei­le.
Man woll­ten den Anschein der Lega­li­tät wah­ren.
Die Lei­chen wur­den im August 1945
von der French War Cri­mes Mis­si­on auf­ge­fun­den.
Die Opfer wur­den auf dem Fried­hof der refor­mier­ten Kir­che
in Wup­per­tal — Cro­nen­berg wür­dig bestat­tet.
Nament­lich bekannt ist nur die ukrai­ni­sche Leh­re­r­ein Hele­na Matro­so­va.
14 an der Exe­ku­ti­on betei­lig­te Gesta­po- und Kri­mi­nal­po­li­zei­be­am­te
aus Wup­per­tal und Düs­sel­dorf wur­den am 22. Janu­ar 1948
und drei rang­hö­he­re Ver­ant­wort­li­che am 20. Okto­ber 1948
in Ham­burg von einem Bri­ti­schen Mili­tär­ge­richt ver­ur­teilt.
Eini­ge der Haupt­ver­ant­wort­li­chen hat­ten bereits 1945 Selbst­mord ver­übt.
Fünf der anfangs sechs Haupt­tä­ter wur­den mit dem Tode bestraft.
Die Übri­gen erhiel­ten zum Teil lan­ge Haft­stra­fen.
Zahl­rei­che Gna­den­ge­su­che führ­ten zu Straf­mil­de­run­gen.
Deut­sche Jus­tiz­be­hör­den ent­lie­ßen die Mit­tä­ter zwi­schen 1950 und 1952 aus der Haft.
Die Haupt­tä­ter kamen zwi­schen 1953 und 1956 wie­der frei.
Eine juris­ti­sche und his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung der NS-Ver­bre­chen
in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land setz­te erst zehn Jah­re spä­ter ein. 


Am 13. März 2018 wur­de das Denk­mal ein­ge­weiht. Nicht ohne Kri­tik an der Inschrift, ein Aspekt, der die Stif­tung des Erin­ne­rungs­zei­chens schon wäh­rend des Ent­ste­hungs­pro­zes­ses beglei­tet. Wäh­rend sich die städ­ti­schen Stel­le um eine nüch­ter­ne Spra­che bemü­hen, die stets Gefahr läuft, das Gesche­he­ne zu ver­harm­lo­sen, war der Ver­ein “Spu­ren­su­che — NS-Geschich­te in Wup­per­tal” stär­ker dar­an inter­es­siert, eine Wer­tung des Ver­bre­chens ein­flie­ßen zu las­sen. So kri­ti­sie­ren der Ver­ein den Begriff “Stand­ge­richt” aus der Inschrift, da die Täter den Begriff in den Pro­zes­sen gegen sie ver­wen­de­ten, um der Erschie­ßung Legi­ti­mi­tät zu ver­lei­hen, die sie nicht hat­ten. Der Ver­ein brach­te dar­auf­hin zur Ein­wei­hung als Ergän­zung einen QR-Code am Denk­mal an.6


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Helmut-Hesse-Gedenktafel

Am 24. Novem­ber 2018, dem 75. Todes­tag von Hel­mut Hes­se, weih­te die evan­ge­li­sche Kir­che an der Fried­hofs­kir­che in der Elber­fel­der Nord­stadt eine Gedenk­ta­fel für den im KZ Dach­au ermor­de­ten Theo­lo­gen ein. Der Ein­wei­hung und dem vor­ge­hen­den Vor­trag des Ber­li­ner His­to­ri­kers Man­fred Gai­lus sowie Got­tes­dienst wohn­ten der Bei­geord­ne­te Mat­thi­as Nocke und der Prä­ses der evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land, Man­fred Rekow­ski bei.1


Die Gedenk­ta­fel mit einem Foto und einem aus­führ­li­chen Text zu Hel­mut Hesse. 

Zusam­men mit dem Ver­ein zur Erfor­schung der sozia­len Bewe­gun­gen im Wup­per­tal gedach­te Evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de auch an der Brun­nen­stra­ße dem Pfar­rer, der der Beken­nen­den Kir­che ange­hör­te. Ein schma­ler Weg dort soll in „Hel­mut-Hes­se-Park” umbe­nannt wer­den, wenn­gleich die Stadt Wup­per­tal die­se Benen­nung auf­grund des Wir­kens Hel­mut Hes­ses nicht für geeig­net hält. Indes eine Umbe­nen­nung des obe­ren Teils der Ale­man­nen­str. nahe der Fried­hofs­kir­che ist bis­lang auch nicht erfolgt. 

Als Chris­ten kön­nen wir es nicht mehr län­ger ertra­gen, dass die Kir­che zu den Juden­ver­fol­gun­gen schweigt. Die Kir­che hat dem Anti­se­mi­tis­mus zu widerstehen.

Hel­mut Hes­se (1916–1943)

Hel­mut Hes­se stamm­te aus eine streng­gläu­bi­gen, mon­ar­chis­tisch-deutsch­na­tio­na­len Fami­lie, gehör­te sogar ein Jahr zur SA bevor er sich vom Natio­nal­so­zia­lis­mus ab und der Beken­nen­den Kir­che zuwand­te. Am 13. Novem­ber 1943 wur­den er und sein Vater Her­mann Albert Hes­se ins Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Dach­au ver­schleppt, wo Hel­mut Hes­se im Alter von 27 Jah­ren an den Fol­gen einer Sep­sis kurz dar­auf ver­starb. Weil er kein Mensch ohne Sün­de war — er hat­te ein inti­mes Ver­hält­nis mit einer ver­hei­ra­te­ten Frau — ver­wei­ger­te ihm die refor­mier­te Gemein­de jeg­li­che mög­li­che Hil­fe.2

Die Kir­chen­ge­mein­de hat­te in ent­schei­den­der Stun­de versagt.

Prä­ses Man­fred Rekow­ski3

Der am 11. Mai 1916 in Bre­men gebo­re­ne Hel­mut Hes­se wuchs in einem pie­tis­ti­schen Haus­halt auf, sein Vater, Her­mann Albert Hes­se, war Pas­tor der Elber­fel­der Gemein­de und wohn­te in der Ale­man­nen­str. 40. Bereits wäh­rend des Gym­na­si­ums wur­de ihm klar, dass der Natio­nal­so­zia­lis­mus und der christ­li­che Glau­be nicht zusam­men gelebt wer­den konn­ten, auch wenn vie­le Chris­ten der Zeit ande­rer Ansicht waren. Obwohl er natur­wis­sen­schaft­licht begabt war, ent­schied er sich wie schon sei­ne drei Brü­der zuvor 1935 für das Stu­di­um der Theo­lo­gie. Bereits früh setz­te sich Hes­se für ras­sisch ver­folg­te Men­schen ein und half ihnen, wo er konn­te. Im Früh­jahr 1940 leg­te er das ers­te Examen vor der Prü­fungs­kom­mis­si­on der rhei­ni­schen Beken­nen­den Kir­che ab. Nach dem Vika­ri­at mel­det er sich im Sep­tem­ber 1941 zum zwei­ten Examen, doch nach der Ver­haf­tung der Ber­li­ner Prü­fungs­kom­mis­si­on der Beken­nen­den Kir­che stell­te die rhei­ni­sche ihre Arbeit ein. Hel­mut Hes­se wei­ger­te sich von dem Weg der Beken­nen­den Kir­che und den Erklä­run­gen von Bar­men und Dah­lem abzu­wei­chen und geriet so nicht nur in Kon­flikt mit der Lan­des­kir­che, son­dern auch mit der Beken­nen­den Kirche.


Die Gedenk­ta­fel vor der Friedhofskirche. 

Am 8.Juni 1943 wur­de er zusam­men mit sei­nem Vater ver­haf­tet. In sei­ner letz­ten Anspra­che zwei Tage zuvor hat­te er erklärt:

Als Chris­ten kön­nen wir es nicht mehr län­ger ertra­gen, dass die Kir­che in Deutsch­land zu den Juden­ver­fol­gun­gen schweigt […] Sie darf nicht län­ger ver­su­chen, vor dem gegen Isra­el gerich­te­ten Angriff sich selbst in Sicher­heit zu brin­gen. Sie muss viel­mehr bezeu­gen, dass mit Isra­el sie und ihr Herr Jesus Chris­tus selbst bekämpft wird.”


Nach fünf Mona­ten in Ein­zel­haft, in der der an Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz lei­den­de zum Ske­lett abma­ger­te, wur­den Vater und Sohn am 13.November 1943 in das KZ Dach­au ver­legt, wo Hel­mut Hes­se in der Nacht auf den 24.November 1943 ver­starb.4

Bereits 2008 ehr­te die evan­ge­li­sche Gemein­de Hel­mut Hes­se, in dem sie ein Kir­chen­fens­ter zur sei­nem Geden­ken gestal­ten ließ. 


Zur Posi­ti­on der Gedenk­ta­fel auf der Karte