Ronsdorfer Kriegerdenkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges

Das schlich­te Denk­mal für die Opfer des Zwei­ten Weltkrieges

Am Volks­trau­er­tag 1995 weih­te der Hei­mat- und Bür­ger­ver­ein Rons­dorf sein letz­tes Geschenk an die Rons­dor­fer im Jubi­lä­ums­jahr “250 Jah­re Stadt­rech­te für Rons­dorf” ein; den Gedenk­stein zur Erin­ne­rung an die Opfer des Zwei­ten Welt­krie­ges, des­sen Ende 1995 50 Jah­re zurück­lag. Der schlich­te Gedenk­stein steht in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Rons­dor­fer Krie­ger­denk­mal für die gefal­le­nen Sol­da­ten des Ers­ten Welt­kriegs und ist sei­ner Spra­che und Gestal­tung ein völ­li­ger Gegen­satz dazu. Konn­te man 1929 noch den gefal­le­nen Hel­den nament­lich geden­ken, so ver­stumm­te nach dem Zwei­ten Welt­krieg das Hel­den­ge­den­ken und 1995 gedach­te man sowohl der Sol­da­ten, als auch der Zivil­be­völ­ke­rung als auch der Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Die Ein­wei­hungs- und Gedenk­fei­er am 19. Novem­ber 1995 beglei­te­te der Gemein­schaft­schor der Rons­dor­fer Män­ner­chö­re, die Anspra­che hielt Pas­tor Frank Bey­er, die Ent­hül­lung über­nah­men der Bezirks­vor­ste­her Win­fried Arenz und der Bei­geord­ne­te Her­bert Wilts.1


Die Inschrift.

Die Inschrift auf dem Find­ling lautet:

“Es genügt nicht zu sagen:
„Wir dür­fen kei­ne Krie­ge führen“.
Wir müs­sen bereit sein,
den Frie­den zu lie­ben und für ihn Opfer zu bringen.
Mar­tin Luther King.Im Geden­ken an die Opfer des
Zwei­ten Welt­krie­ges 1939–1945
und zur Mah­nung an die Lebenden.”

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Mahnfenster zur Erinnerung an Justizunrecht in der Zeit des Nationalsozialismus

Als am 6. Mai 1995 vor dem Land­ge­richt Wup­per­tal das Mahn­mal zur Erin­ne­rung an die Wup­per­ta­ler Gewerk­schafts­pro­zes­se ein­ge­weiht wur­de, wur­de  noch ein wei­te­res Mahn­mal vor­ge­stellt, das seit­dem weni­ger in der Öffent­lich­keit prä­sent ist. Es ist das Haupt­trep­pen­fens­ter im Wup­per­ta­ler Land­ge­richt, wel­ches vom Vel­ber­ter Gla­ser­meis­ter Fal­ko Schmidt gestal­tet wur­de. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass Minis­ter­prä­si­dent Johan­nes Rau, Ober­bür­ger­meis­te­rin Ursu­la Kraus, DGB-Kreis­vor­sit­zen­den Hei­no Ahr, NRW-Jus­tiz­mi­nis­ter Dr. Rolf Krum­sieck und Rudi Höff­gen, der sei­ner­zeit selbst zu den Opfern gehör­te, bei der Vor­stel­lung zuge­gen waren.1


Das Mahn­fens­ter im Land­ge­richt Wuppertal.

Das Fens­ter erin­nert dar­an, dass in den Jah­ren 1935 und 1936 in den Räu­men des Wup­per­ta­ler Land­ge­richts Mas­sen­pro­zes­se gegen Gewerk­schaf­ter und Geg­ner der NSDAP unter Lei­tung vom 1.Senat des Volks­ge­richts­hof und vom 2. und 3.Senat der Ober­lan­des­ge­richts Hamm statt­fan­den. Auf 1.200 Ver­haf­tun­gen durch ein Son­der­kom­man­do der Gesta­po folg­ten “mons­trö­se Gerichts­pro­zes­se”, so die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Land­ge­richt, Karin Bel­ker, in der Rück­schau. Die Pro­zes­se gegen zum Teil 100 Ange­klag­te in einem Ver­fah­ren, in denen mit hohen Stra­fen der Wider­stand erstickt wer­den soll­te — was auch teil­wei­se gelang — erreg­ten inter­na­tio­na­les Auf­se­hen, sodass die Son­der­ge­rich­te sich am Ende wie­der nach Ber­lin und Hamm zurückzogen.


In der Aus­ein­an­der­set­zung um das Mahn­mal zur Erin­ne­rung an die Gewerk­schafts­pro­zes­se der Künst­le­rin Ulle Hees war es den Rich­tern des Land­ge­richts beson­ders wich­tig zu beto­nen, dass es kei­ne Wup­per­ta­ler Rich­ter waren, die dar­an betei­ligt waren und dass sich so ein Rechts­ver­ständ­nis nie wie­der­ho­len darf. Die Prio­ri­tä­ten des DGB lagen ver­ständ­li­cher­wei­se eher im Andenken an die von den Pro­zes­sen betrof­fe­ne Per­so­nen­grup­pe. Das Land­ge­richt ent­schloss sich schließ­lich 1993 zusätz­lich zum Mahn­mal und des­sen Gedenk­ta­feln eine eige­ne Gedenk­ta­fel im Gebäu­de anzu­brin­gen. Schließ­lich ent­schied man sich dazu, das Haupt­trep­pen­fens­ter, dass dem ein­tre­ten­den Besu­cher als Blick­fang dient, zur Mah­nung zu verwenden.

Der Vel­ber­ter Innen­ar­chi­tekt und Gla­ser­meis­ter Fal­ko Schmidt konn­te für das Pro­jekt gewon­nen wer­den und leg­te zwei Ent­wür­fe vor. Einer nutz­te Pas­tell­tö­ne und pas­send zum Gebäu­de Jugend­stil­ele­men­te, der zwei­te war in Form und Farb­ge­bung eher modern gestal­tet. Ein­stim­mig wähl­te man in Abspra­che mit dem Staat­li­chen Bau­amt Wup­per­tal den zwei­ten Ent­wurf. 2 Karin Bel­ker beschreibt das Ergeb­nis mit fol­gen­den Worten:


Das Fens­ter besteht aus Opa­que­über­fang­glas in der Grund­far­be Sand. Das mund­ge­bla­se­ne Echt-Antik-Glas (sic!) stammt aus der Glas­hüt­te Lam­bertz in Wald­sas­sen. Es hat die Eigen­schaft zugleich licht­durch­läs­sig und undurch­sich­tig zu sein.

Im mitt­le­ren Rund­bo­gen des mitt­le­ren Fens­ters befin­den sich Seg­men­te aus och­sen­blut­far­be­nem schat­tier­ten Über­fang­glas, die in ihrer Form­ge­bung an das Aus­se­hen von Kon­ti­nen­ten erin­nern. In die­se och­sen­blut­ro­ten Seg­men­te ist die aus dem Glas her­aus­ge­ätz­te Gedenk­in­schrift auf­ge­nom­men. Wäh­rend die Seg­men­te mit der Schrift von links oben nach rechts unten lau­fend ange­ord­net sind, zieht von oben nach unten über den inne­ren Rund­bo­gen­teil eine von rechts nach links aus­ge­rich­te­te Linie, die immer wie­der unter­bro­chen wird, nach der Inten­ti­on des Künst­lers die Linie des gebro­che­nen Rechts. Sie stößt im unte­ren Seg­ment des inne­ren Rund­bo­gens auf eine hori­zon­tal ver­lau­fen­de wei­ße Linie und setzt sich — nun unge­bro­chen — durch’s unte­re Seg­ment fort, nach der Vor­stel­lung des Künst­lers das Ende des gebro­che­nen und der Beginn des unge­bro­che­nen Rechts. Die­ser unte­re, die Neu­zeit dar­stel­len­de Fens­ter­aus­schnitt trägt die Jah­res­zahl 1995.” 3


Die Inschrift.

Die Inschrift lautet:

“1933- 1945
Zum Geden­ken an die Män­ner und Frauen,
denen durch die Jus­tiz Unrecht geschah.
Ihre Lei­den sind Verpflichtung
zur Ver­tei­di­gung des Rechts.”

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Elias-Eller-Gedenkstein

Im Jahr 1987 jähr­te sich zum 250.Mal der Zuzug des Stadt­grün­ders Eli­as Eller nach Rons­dorf. Zu die­sem Anlass reg­te der Stadt­ver­ord­ne­te und His­to­ri­ker Prof. Dr. Klaus Goe­bel an, die­sem ein Denk­mal zu set­zen. Der Ort wur­de schnell gefun­den, befin­det sich doch heu­te am Stand­ort des Wohn­hau­ses Ellers eine klei­ne Grün­an­la­ge, die Volks­mund Klein’s Ecke genannt wird. Ober­stadt­di­rek­tor Dr. Bodo Rich­ter und die Vor­stän­de der Spar­kas­se und der Refor­mier­ten Gemein­de Rons­dorfs stimm­ten dem Vor­schlag zu.1 Man bil­de­te einen Aus­schuss, dem der 1.Vorsitzende des His­to­ri­schen Arbeits­krei­ses der Refor­mier­ten Gemein­de, Sebu­lon Mon­hof, Prof. Dr. Klaus Goe­bel selbst, der Bezirks­vor­ste­her Kru­senot­to und sein Stell­ver­tre­ter Win­fried Arenz ange­hör­ten.2 Im Juli 1988 ent­schlos­sen sich die Rats­frak­tio­nen 10.000 DM für ein Eli­as-Eller-Denk­mal bereit­zu­stel­len. Damals plan­te man noch eine Sta­tue ähn­lich der Figu­ren­grup­pe des Band­wir­ker­pär­chens auf dem Band­wir­ker­platz.3 Ein Jahr spä­ter, im Juli 1989, berich­te­te die Wup­per­ta­ler Rund­schau, dass Stadt­ver­wal­tung und Bezirks­ver­tre­tung in einem beschränk­tem Wett­be­werb fünf Künst­ler ein­ge­la­den hat­ten, einen Denk­mals­ent­wurf vor­zu­le­gen, des­sen Kos­ten sich maxi­mal auf 50.000 DM belau­fen durf­te. Zu den ange­schrie­be­nen Künst­lern gehör­ten Vic­tor Bona­to, Man­fred Bre­dehl, Ans­gar Nie­hoff, Jind­rick Zeit­hamml und Tony Cragg. Von der ursprüng­li­chen Idee einer Sta­tue des Stadt­grün­ders rück­te man ab, da von Eli­as Eller kei­ne zeit­ge­nös­si­sche Dar­stel­lung über­lie­fert ist. 4 Über das Ergeb­nis der Aus­schrei­bung ist nichts bekannt, offen­sicht­lich waren außer den 10.000 DM der Stadt nicht genug wei­te­re Mit­tel zur Ver­fü­gung gestellt wor­den. Erst 1993 erhielt das Pro­jekt neu­en Auf­trieb, als das 250jährige Jubi­lä­um der Ver­lei­hung der Stadt­rech­te an Rons­dorf im Jahr 1995 näher rück­te.5 Ein Jahr spä­ter konn­te der Vor­sit­zen­de des Hei­mat- und Bür­ger­ver­eins, Kurt Flo­ri­an, bei der Pla­nung der 250-Jahr­fei­er eine Ent­hül­lung eines Denk­mals ankün­di­gen,6 wel­ches  vom Ver­ein und der Spar­kas­se finan­ziert wur­de. 7


Eli­as-Eller-Gedenk­stein in Ronsdorf.

Am 23. Sep­tem­ber 1995 ent­hüll­te schließ­lich Minis­ter­prä­si­dent Johan­nes Rau in Anwe­sen­heit der Ober­bür­ger­meis­te­rin Ursu­la Kraus, des Poli­zei­prä­si­den­ten Klaus Köh­ler, des Bezirks­vor­ste­hers Gerd Arendt und des Vor­sit­zen­den des Hei­mat- und Bür­ger­ver­eins, Kurt Flo­ri­an, einen Find­ling aus einem ober­ber­gi­schen Stein­bruch im Wert von 3.000 DM8 mit dar­auf ange­brach­ter Bron­ze­ta­fel. Ursu­la Kraus, Kurt Flo­ri­an und Johan­nes Rau hiel­ten Anspra­chen, das Poli­zei­mu­sik-Corps spiel­te, Gün­ther Lesche prä­sen­tier­te zwei Hei­mat­lie­der und das THW sorg­te für einen rei­bungs­lo­sen tech­ni­schen Ablauf der Ver­an­stal­tung.9 Anschlie­ßend wur­de im nahen Spar­kas­sen­ge­bäu­de eine Foto-Aus­stel­lung zur 250jährigen Geschich­te Rons­dorfs eröff­net.10

Ste­fan Kol­de­hoff bemän­gel­te nach der Ent­hül­lung in der Wup­per­ta­ler Rund­schau, dass die neue­re Rons­dor­fer Denk­mal­ge­schich­te vol­ler Pein­lich­kei­ten sei und bezog sich dabei unter ande­rem auf die Debat­ten um die Gedenk­ta­fel für die Rons­dor­fer Opfer das Natio­nal­so­zia­lis­mus. Kol­de­hoff beklag­te sowohl die Form des Denk­mals, als auch den Umgang mit der Errichtung.

[Mit dem] zum ’stadt­ge­schicht­li­chen Denk­mal’ hoch­sti­li­sier­ten Eller-Stein an der Staas­stra­ße hat Rons­dorf nun ein­mal mehr sei­ne Geschichts­lo­sig­keit durch Flucht ins Unver­bind­li­che doku­men­tiert. Ein so bana­ler wie lang­wei­li­ger Find­ling, ein aus­tausch­ba­rer nack­ter Stein also, mar­kiert seit Sams­tag jenen Ort, an dem einst das Wohn­haus des refor­mier­ten Pre­di­gers gestan­den haben soll, des­sen Aus­zug aus Elber­feld einst zur Grün­dung einer Gemein­de und spä­ter einer Stadt Rons­dorf füh­ren soll­te. […] Wer meint Kunst dür­fe nur Rea­li­tät wie­der­ge­ben, nicht aber inter­pre­tie­ren, fin­det zu solch plat­ten Kom­pro­miß­lö­sun­gen wie dem Find­ling, der eben­so­gut an der Kur­pro­me­na­de von Bad Wimp­fen an eine dor­ti­ge Lokal­grö­ße erin­nern könn­te. […] Das soge­nann­te ‘Eller-Denk­mal’ ist des­halb vor allem ein Monu­ment  für die Angst vor dem öffent­li­chen Dis­kurs in Rons­dorf. Wer meint, Sinn­stif­tung in bes­ten­falls eine Min­der­heit reprä­sen­tie­ren­den Ver­ei­nen insti­tu­tio­na­li­sie­ren zu kön­nen, ver­hält sich nicht nur unde­mo­kra­tisch. Er ver­kennt auch den wah­ren Sinn von Denk­ma­len: Nicht mehr hoh­les Pathos, ver­bin­den­des Erin­nern durch Erken­nen ist ihre Auf­ga­be. Ein Stein kann das nicht leis­ten.“11


Die Bron­ze­ta­fel.

Die Inschrift der Bron­ze­ta­fel des Denk­mals lautet:

 “Stadt Ronsdorf
Gegrün­det 1745
Ein­ge­mein­det 1929
Eli­as Eller
*1690     +1750
Ers­ter Bürgermeister
Kirch­meis­ter der
refor­mier­ten Gemeinde”

Auf dem Sie­gel, wel­ches über der Inschrift zu sehen ist, steht:

Anno 1747 — Rons­dor­fer Stadt — Gerichts  — Insiegel”

Im Inne­ren sieht man eine Figur mit einer Waa­ge und der lin­ken Faust dro­hend erho­ben. Dar­um steht ein Zitat aus Psalm 118,5:

Die Rech­te des Herrn beh­elt den Sieg.”


Wer war nun Eli­as Eller? (Eine aus­führ­li­che Bio­gra­phie fin­det sich im Por­tal Rhei­ni­sche Geschich­te des LVR.) Eli­as Eller wur­de 1690 auf dem Hof Rons­dorf in der Hon­schaft Erb­schloe des Kirch­spiels Lüttring­hau­sen gebo­ren. Sei­ne Eltern gehör­ten ver­schie­de­nen Kon­fes­sio­nen an, die Mut­ter war Luthe­ra­ne­rin, der Vater refor­miert. Um 1700 ging Eller nach Elber­feld und arbei­te­te dort als Band­wir­ker in der Manu­fak­tur von Peter Bolk­haus. Nach des­sen Tod im Jahr 1712 über­nahm er durch die Hei­rat der zehn Jah­re älte­ren Wit­we Katha­ri­na (1680–1733) das Unter­neh­men, ein damals übli­cher Vor­gang. In der dama­li­gen refor­mier­ten Gemein­de Elber­felds mit ihren 3.000 Mit­glie­dern gab es star­ke Kon­tro­ver­sen und mehr­fach war­ben Pre­di­ger für eine nahes Jüngs­tes Gericht und dar­an anschlie­ßend ein tau­send­jäh­ri­ges Frie­dens­reich durch die Wie­der­kehr Jesu Chris­ti. Es bil­de­te sich eine Sozie­tät, die maß­geb­lich von der Haus­häl­te­rin im Hau­se Bölk­haus, Anna vom Büchel (1698–1743), beein­flusst wur­de, da sie sich auf “Weis­sa­gun­gen” ver­stand. In den 1720er Jah­ren kam Eller zu die­ser Grup­pe, hei­ra­te­te nach dem Tod sei­ner Frau 1733 Anna vom Büchel und wur­de zu einer zen­tra­le Figur. Meh­re­re hun­dert Men­schen gehör­ten spä­ter zur Grup­pe der Elle­ria­ner, die über die Stadt­gren­zen Elber­felds hin­aus Men­schen anzog. Anna vom Büchel pre­dig­te immer wie­der den Aus­zug aus Elber­feld, das sie als “Babel” bezeich­ne­te. Nach und nach lös­te sich die Grup­pe von der refor­mier­ten Gemein­de, obwohl dies anfangs nicht vor­ge­se­hen war. 1737 errich­te­te Eller ein Haus nahe des Hofes Rons­dorf und er plan­te eine neue Stadt, ein klei­nes Uto­pia. Nach und nach wuchs die Bevöl­ke­rung, 1741 gewähr­te Kur­fürst und Her­zog Karl Phil­ipp von der Pfalz die Geneh­mi­gung zur Errich­tung einer eige­nen Kir­chen­ge­mein­de, 1745 erhielt die­se dann die Stadt­rech­te. 1747 bestand die klei­ne Stadt bereits aus 78 Häu­sern mit über tau­send Ein­woh­nern. Eli­as Eller ver­such­te hier sei­nen Traum eines gött­li­chen Zion zu ver­wirk­li­chen. 1749 hei­ra­te­te er die Wit­we Anna Ger­trud Bos­sel­mann geb. Lucas (1695–1769), im fol­gen­den Jahr starb er am 16.Mai 1750.12


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Das Drei-Kaiser-Denkmal und die Freiheitseiche

Am 9. Novem­ber 1814 wur­de auf dem Elber­fel­der Neu­markt eine Eiche gepflanzt, die dar­an erin­nern soll­te, dass genau ein Jahr zuvor die Stadt von der napo­leo­ni­schen Herr­schaft befreit wor­den war. Dem vor­aus­ge­gan­gen war ein Auf­ruf “zahl­rei­cher ächt deutsch gesinn­ter Män­ner” im Nie­der­rhei­ni­schen Anzei­ger (Nr. 37 vom 2.November 1814), einer Bei­la­ge der Pro­vin­zi­al-Zei­tung Elber­feld. In dem Auf­ruf wur­den die stol­zen Gefüh­le der wie­der­ge­won­nen deut­schen Frei­heit beschwo­ren. Die auf­ru­fen­den Män­ner konn­ten “unmög­lich umhin, den Wunsch, der in ihrer See­le ruht, laut aus­zu­spre­chen, daß man doch auch hier zum ewi­gen Andenken der ret­ten­den Schlacht bei Leip­zig ein Denk­mal stif­ten möch­te[…]”. Die­ses Denk­mal soll­te um die zu pflan­zen­de Eiche ent­ste­hen, wes­we­gen das Denk­mal auch den Namen “Frei­heits­ei­che” trägt. Auf vier Qua­der­stei­nen soll­ten die drei ver­bün­de­ten Mäch­te geehrt und der Grund der Errich­tung erklärt wer­den. Der Ober­bür­ger­meis­ter Brü­ning stimm­te in der nächs­ten Aus­ga­be am Fol­ge­tag der Errich­tung zu und reg­te an, dem Denk­mal eine “Fon­tai­ne” hin­zu­zu­fü­gen, da für kla­res, hel­les Was­ser auf dem Markt­platz ein drin­gen­des Bedürf­nis bestand. Schließ­lich über­leg­te man einen Tag spä­ter sogar, hei­len­des Mine­ral­was­ser zuzu­füh­ren und so “sie­chen Kör­pern” Gene­sung zu ver­schaf­fen. Doch zunächst wur­de die Eiche gepflanzt.


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal auf dem Neu­markt, vor dem 21.6.1894, an dem der Düs­sel­dor­fer Hof (das Haus an der rech­ten Sei­te hin­ter dem der Schorn­stein zu sehen ist) abge­ris­sen wur­de. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/2

Am 3.Januar 1815 grün­de­ten dann 46 Män­ner mit “ächt deut­scher Gesin­nung” die Eichen­ge­sell­schaft und began­nen mit der Pla­nung des Denk­mals. Am 29.August 1817 konn­te der Grund­stein gelegt wer­den, am 26.September erklär­te der König sei­ne Zustim­mung zu dem Denk­mal und am 9.November 1817 fand die Ein­wei­hung statt.


Post­kar­te mit der Ansicht des Neu­markts vor 1894. Links vom Mit­tel­punkt des Bil­des die Frie­dens­ei­che und ihre Ein­he­gung. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)

Post­kar­te mit der Ansicht des Neu­markts aus einer ande­ren Per­spek­ti­ve vor 1894. Im Zen­trum die Frie­dens­ei­che. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)

Im Jahr 1894 wur­de der Neu­markt umge­stal­tet und das Denk­mal muss­te an einen neu­en Stand­ort ver­setzt wer­den. Man ent­schied sich für die Alte Hardt. Am 9.November 1894 rief der “Hülfs-Ver­ein für gedien­te Wehr­män­ner” zur Teil­nah­me an einer neu­en Pflan­zung einer Eiche am sel­ben Tag um 10:30 Uhr auf.


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal um 1910 auf der Hardt. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 2.11.2

Der genaue Stand­ort ist ein wenig schwer zu bestim­men, da die Hardt ja auch mehr­fach umge­baut und ver­än­dert wur­de. Auf jeden Fall erkennt man im Hin­ter­grund der Post­kar­te die Kirch­tür­me von Sankt Mari­en. Ruth Mey­er-Kahr­weg loka­li­siert das Denk­mal ober­halb des Suid­bert-Denk­mals, wel­ches wie­der­um auf dem heu­ti­gen Spiel­platz­be­reich der Alten Hardt stand.


Die Inschrif­ten der Säu­len lauten:
“Franz
dem I.
Kaiser
von
Oesterreich”
“Alex­an­der
dem I.
Kaiser
aller
Reus­sen.”

Fried­rich
Wilhelm
dem III.
König
von Preussen.”

 “Zum Andenken
des IX.Novembers
MCCCXIII
des Einzugstages
der ersten
ver­bün­de­ten
Truppen
Errichtet
von der
Eichen
Gesellschaft

Nach­dem das Denk­mal an sei­nem neu­en Stand­ort auf­ge­stellt wur­de, ergänz­te man, ohne dass sich heu­te ein Datum ermit­teln lie­ße, eine Tafel, wie auf dem fol­gen­den Foto zu erken­nen ist. Die Tafel exis­tiert nicht mehr.


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal auf der Hardt Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/9/15

Die Inschrift lautete:

Errich­tet
auf dem Neumarkt
A.D.1817
————
Übergeführt
nach der Hardt
im November
1894”

Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de die Eiche beschä­digt und muss­te ent­fernt wer­den, der Rest blieb zunächst erhal­ten, bis man das Denk­mal (in den 50er Jah­ren 1) wegen der Erwei­te­rung des Spiel­plat­zes demon­tier­te und auf dem Lager­platz auf der Hardt depo­nier­te.2


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal 2011.
Am 13.Januar 1990 erin­ner­te Ulla Dah­men-Ober­bos­sel in der West­deut­sche Zei­tung an das Denk­mal und beklag­te, dass es auf der Hardt ver­gam­me­le. Ein bereits zwei­ein­halb Jah­re zuvor durch die WZ ange­reg­te Auf­stel­lung im Hof des His­to­ri­schen Zen­trums wur­de aus Platz­grün­den vom Gar­ten­amt abge­lehnt.3 Erst fünf Jah­re spä­ter konn­te die WZ einen neu­en Sach­stand ver­mel­den: am 4.März 1995 pflanz­te Minis­ter­prä­si­dent Johan­nes Rau einen neu­en Baum, der eben­so wie das Fun­da­ment des Denk­mals vom Bezirks­ver­band Gar­ten- u. Land­schafts­bau Ber­gisch Land gestif­tet wor­den war. Als Stand­ort bot das Gar­ten- und Forst­amt die ehe­ma­li­ge Kut­schen­auf­fahrt des Ber­gi­schen Hau­ses an. Minis­ter­prä­si­dent Rau bezeich­ne­te die Pflan­zung als “gute Tra­di­ti­on” und Bäu­me als “Sinn­bild des Lebens”. Das Pflan­zen von Bäu­men habe er in Isra­el gelernt, gleich­wohl war er froh, dass er ange­sichts der Grö­ße des Bau­mes die Pflan­zung nur sym­bo­lisch vor­neh­men muss­te. Die Ober­bür­ger­meis­te­rin Ursu­la Kraus freu­te sich über einen neu­en Anzie­hungs­punkt auf der Hardt, aller­dings fehl­ten noch 50.000 DM zur Sanie­rung der Säu­len.4 War­um die WZ in ihren Arti­keln 1995 den Baum hart­nä­ckig als Frie­dens­ei­che bezeich­net, ist unklar, die Moti­va­ti­on war 1814 ein­deu­tig ein Sym­bol der Frei­heit zu schaffen.
Wei­te­re vier Jah­re spä­ter konn­te die WZ end­lich die Ret­tung des Denk­mals berich­ten. Die Fir­ma Vor­werk & Co. schenk­te der Stadt zum 70jährigen Stadt­ju­bi­lä­um am 1.August 1999 die Restau­rie­rung der Säu­len in Höhe von 50.000 DM.5 Zunächst muss­te jedoch ein Rück­schlag ver­kraf­tet wer­den, Unbe­kann­te hat­ten im Früh­jahr 2000 die von Johan­nes Rau gepflanz­te Eiche zer­stört. Der Bezirks­ver­ein Gar­ten- u. Land­schafts­bau Ber­gisch Land stif­te­te erneut eine Eiche für das Denk­mal. Am 9.November 2000 — ent­spre­chend der his­to­ri­schen Tra­di­ti­on — wur­de das restau­rier­te Denk­mal vom Ober­bür­ger­meis­ter Hans Kre­men­dahl in Anwe­sen­heit des Stif­ters Dr.Jörg Mit­tels­ten Scheid (der per­sön­lich haf­ten­de Gesell­schaf­ter der Fir­ma Vor­werk & Co.) sei­ner Bestim­mung über­ge­ben.6 Am 15.November 2001 muss­te die WZ erneut ver­kün­den, dass die Eiche ersetzt wer­den muss­te, da man sie gefällt hat­te.7

Zur Neu­errich­tung wur­de auch eine neue Tafel ange­fer­tigt, die am Rand des klei­nen Plat­zes über das Denk­mal und sei­ne Geschich­te aufklärt:


Die neue Tafel unweit des Denkmals.

Die Inschrift lautet:

 “Drei-Kai­ser-Denk­mal
Die Freiheitseiche
Denk­mal der Eichen­ge­sell­schaf­tAm 9.November 1814 Jah­res­tag der Befrei­ung Elber­felds von der napo­leo­ni­schen Herr­schaft auf dem Neu­markt in Elber­feld gepflanzt. Am 9.November 1817 mit einem stei­ner­nen Denk­mal umgeben.
1894 zur Hardt überführt
1943, im 2.Weltkrieg, stark zerstört
Am 4.März 1995 vom Bezirks­ver­band Gar­ten- und Land­schafts­bau Ber­gisch Land unter der Schirm­herr­schaft  des Minis­ter­prä­si­den­ten von Nord­rhein-West­fa­len, Johan­nes Rau, als neu­er Baum gepflanzt.
Rekon­struk­ti­on des Denk­mals unter Ver­wen­dung der his­to­ri­schen Stein­frag­men­te mit einer gross­zü­gi­gen Spen­de der Fami­lie Mit­tels­ten Scheid anläss­lich des 70.Jahrestages der Grün­dung der Stadt Wup­per­tal im Jahr 1999 und Wie­der­eröff­nung des Denk­mals am 9.November 2000.”
[Es fol­gen die Inschrif­ten der vier Säulen.]
Im Dezem­ber 2011 wur­de bekannt, dass rus­si­sche Poli­ti­ker der Stadt ange­bo­ten haben, die Instand­set­zung des gesam­ten Denk­mals zu finan­zie­ren.8 Urhe­ber des Vor­schlags war das Wup­per­ta­ler Deutsch-Rus­si­sche Kul­tur­zen­trum “Applaus”.9  Laut Radio Wup­per­tal zwei­felt die Stadt aber am Wil­len, die Sanie­rung ent­spre­chend dem deut­schen Denk­mal­schutz-Richt­li­ni­en durch­zu­füh­ren.10 Ende Dezem­ber erklär­te die Ver­wal­tung zum Vor­ha­ben des rus­si­schen Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ten Gen­adj Kli­mow, dass kei­ne denk­mal­schutz­recht­li­chen Beden­ken vor­lä­gen. Aller­dings mahn­te man eine gründ­lich über­leg­te poli­ti­sche Ent­schei­dung an, schließ­lich besitzt eine Instand­set­zung die­ses Denk­mals, das drei auto­ri­tä­re Herr­scher ehrt, erheb­li­chen Sym­bol­cha­rak­ter — eben­so wie die Ableh­nung die­ses Vor­schlags.11 Ergän­zung vom 29.November 2012:
Am 21. Mai 2012 stell­te die Kom­mis­si­on der Kul­tur des Erin­nerns fest:

Dr. Ill­ner erläu­tert die his­to­ri­sche Aus­gangs­si­tua­ti­on des Drei-Kai­ser-Denk­mals. Wie ande­re Denk­mä­ler sei auch das Drei-Kai­ser-Denk­mal auf der Hardt als Hin­weis auf die Macht des rus­si­schen Zaren zu ver­ste­hen. Aus sei­ner Sicht ist es frag­lich, das Denk­mal in sei­nen ursprüng­li­chen Zustand zurück­zu­ver­set­zen. Auf­grund einer Restau­rie­rung des Denk­mals vor acht Jah­ren mit Unter­stüt­zung von Dr. Mit­tels­ten Scheid befin­det es sich in einem gepfleg­ten Zustand. Eine Hin­weis­ta­fel zur Bedeu­tung des Denk­mals ist vorhanden.
Die Kom­mis­si­on ist sich einig, dem Anlie­gen der Initia­to­ren nicht zu entsprechen.”
12


Im Juni 2012 fand auf Ein­la­dung des Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Kul­tur­fo­rums im Deutsch-Rus­si­schen Kul­tur­zen­trums “Applaus” eine Podi­ums­dis­kus­si­on zur Fra­ge der Restau­rie­rung des Denk­mals statt. Teil­neh­mer waren der Lei­ter des His­to­ri­schen Zen­trums, Dr. Ill­ner, der Wup­per­ta­ler His­to­ri­ker Micha­el Oko­ry, Lud­mil­la Guti­na, die Geschäfts­füh­re­rin von “Applaus”, Jew­ge­nij Schma­gin, Gene­ral­kon­sul der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on in Bonn und der SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Rein­hard Grätz. Wäh­rend Schma­gin und Guti­na die rus­si­sche Initia­ti­ve als Bei­trag zur deutsch-rus­si­schen Völ­ker­ver­stän­di­gung  und eine Erin­ne­rung an deutsch-rus­si­sche Gemein­sam­keit (der Kampf gegen Napo­le­on) ver­stan­den wis­sen woll­ten, lehn­ten die His­to­ri­ker Okroy und Ill­ner die Ein­mi­schung Russ­lands in eine Denk­mal der Elber­fel­der Bür­ger­schaft ab. Außer­dem ver­deut­li­che der jet­zi­ge Zustand die wech­sel­vol­le Geschich­te des Denk­mals und der Stadt und eben­so die Geschich­te der deutsch-rus­si­schen Bezie­hun­gen.13
Im Juli 2012 beton­te Lud­mil­la Guti­na noch ein­mal den Wil­len, das Denk­mal mit Hil­fe von Spen­den, unter ande­rem aus Russ­land, zu restau­rie­ren, da es ein­zig­ar­tig in Euro­pa sei. Im Vor­der­grund ste­he das Geden­ken an die Befrei­ung Elber­felds von den Fran­zo­sen und nicht das Geden­ken an die Mon­ar­chen. Die Moti­va­ti­on der rus­si­schen Initia­ti­ve, die das Kul­tur­zen­trum ver­trat, sei die Erin­ne­rung an die Rus­si­sche Geschich­te.14
Im Novem­ber 2012 star­te­ten dann 15 Wup­per­ta­ler Bür­ger einen neu­en Auf­ruf zur Restau­rie­rung des Denk­mals, unter ihnen die His­to­ri­ker Klaus Goe­bel, Ruth Mey­er-Kahr­weg und der ehe­ma­li­ge Kul­tur­de­zer­nent Heinz Theo­dor Jüch­ter. Idea­ler­wei­se soll­te die Restau­rie­rung des Bür­ger­denk­mals von den Wup­per­ta­ler Bür­gern auch finan­ziert wer­den.15
Am 28. Novem­ber 2012 beschloss über­ra­schen­der Wei­se der Kul­tur­aus­schuss der Stadt auf einen am sel­ben Tag ein­ge­reich­ten Antrag der CDU und der SPD, dass die Ver­wal­tung das Denk­mal restau­rie­ren soll­te und die Finan­zie­rung dafür ver­trag­lich mit der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on geklärt wer­den soll­te. Begrün­det wur­de der Antrag damit, dass die Hardt-Anla­ge als Gar­ten­denk­mal ins Euro­päi­sche Gar­ten­netz­werk auf­ge­nom­men wur­de und dabei auch das Denk­mal als eines der ältes­ten in Deutsch­land eine Rol­le gespielt habe. Die­se Sach­ver­hal­te sei­en der Kom­mis­si­on für die Kul­tur des Erin­nerns bei ihrer gegen­tei­li­gen Ent­schei­dung nicht bekannt gewe­sen.16
Im Okto­ber 2013 berich­te­te die West­deut­sche Zei­tung, dass Gaz­prom Ger­ma­nia 70.000 € für die Restau­rie­rung des Denk­mals zur Ver­fü­gung stel­le. Den Kon­takt her­ge­stellt habe der Duma-Abge­ord­ne­te Vla­di­mir Sche­mya­kin. Obwohl damit augen­schein­lich die 71.000 € teu­re Sanie­rung des Denk­mals bis zum 200. jäh­ri­gen Jubi­lä­um des Denk­mals am 9. Novem­ber 2014 erfol­gen könn­te, sah Lud­mil­la Guti­na eine Finan­zie­rungs­lü­cke, da man die “dile­tan­ti­sche” Teil­re­stau­rie­rung aus dem Jahr 2000 kor­ri­gie­ren müs­se, um eine ori­gi­nal­ge­treue Wie­der­her­stel­lung zu errei­chen.17

Ergän­zung vom 15. Novem­ber 2014
Die für den 9. Novem­ber 2014 geplan­te Ein­wei­hung wur­de auf­grund eines Beschlus­ses des Ältes­ten­ra­tes des Stadt­ra­tes ver­scho­ben. Grund hier­für war die Ankün­di­gung des rus­si­schen Bot­schaf­ters aus Ber­lin anrei­sen zu wol­len, was vor dem Hin­ter­grund des wei­ter schwe­len­den, undurch­sich­ti­gen Ukrai­ne-Kon­flikts für pro­ble­ma­tisch gehal­ten wur­de. “Es sah so aus, als ob das eine groß­rus­si­sche Ver­an­stal­tung wer­den könn­te”, sagt Kul­tur­de­zer­nent Mat­thi­as Nocke der Süd­deut­schen Zei­tung.18 “Ich wün­sche mir, dass Russ­land zu einer inne­ren Sou­ve­rä­ni­tät zurück­fin­det, die es ihm gestat­tet, die äuße­re Sou­ve­rä­ni­tät und ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät sei­ner Nach­barn zu ach­ten”, äußer­te Nocke gegen­über der WZ. Andern­falls gibt es dem­nach kei­ne Ein­wei­hungs­fei­er mit dem rus­si­schen Bot­schaf­ter.19 Die­ser beschwer­te sich dar­auf­hin bei der nord­rhein-west­fä­li­schen Lan­des­re­gie­rung, die die­sen Brief nach Rück­spra­che mit der Stadt­ver­wal­tung beant­wor­te­te. Die Ent­hül­lung erfolg­te nun am 9.11 infor­mell, die Arbei­ten sind abge­schlos­sen. Eine Ein­wei­hung wird es erst 2015 geben — wenn über­haupt.20

Ergän­zung vom 16. Febru­ar 2015
So sieht das reno­vier­te Denk­mal aus.


Win­ter auf der Hardt
Blick von der ande­ren Seite.
Inschrift für Alex­an­der I.

Ergän­zung vom 3. Janu­ar 2017:
Am 18. Novem­ber 2017 wur­de eine Infor­ma­ti­ons­ste­le gegen­über dem Denk­mal ein­ge­weiht. Sie erklärt die Geschich­te des Denk­mals und sei­ner Restau­rie­rung. Finan­ziert wur­de sie von der Spar­kas­se. Damit wur­de der Streit um das Denk­mal in Anwe­sen­heit des rus­si­schen Gene­ral­kon­suls und in Abwe­sen­heit des Ver­eins Applaus e.V. abge­schlos­sen. “Erin­nern ist gar nicht so ein­fach”, erklärt Ste­fan Seitz von der Wup­per­ta­ler Rund­schau.21


Reno­vier­tes, besprüh­tes Denk­mal mit Ergän­zungs­ta­fel aus dem Jahr 2000 (li.) und 2017 (re.)

Die Ste­le, mit QR-Code für mehr­spra­chi­ge Übersetzung.

Mahnmal zur Erinnerung an die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse

Mahn­mal mit Blick auf das alte Gebäu­de des Landgerichts.

Seit Mai 1995 erin­nert am Land­ge­richt in Wup­per­tal ein Mahn­mal, das die Wup­per­ta­ler Bild­haue­rin Ulla Hees geschaf­fen hat, an die Wup­per­ta­ler Gewerk­schafts­pro­zes­se. Bereits zum 50.Jahrestag der Gewerk­schafts­pro­zes­se gab es Über­le­gun­gen ein Mahn­mal zu errich­ten. Die Wup­per­ta­ler Künst­le­rin Ulle Hees hat­te 1984 einen Ent­wurf im Rah­men einer Rei­he namens “Fin­ger­zei­ge der Geschich­te” vor­ge­legt, jedoch fehl­te es trotz Unter­stüt­zung durch den DGB und des Land­tags­prä­si­den­ten zunächst an finan­zi­el­len Mit­teln, sodass sich Hees 1990 an die WZ wand­te. Damals waren, so geht aus dem Arti­kel her­vor, bereits 2/3 auf 30.000 DM ver­an­schlag­ten Kos­ten als Spen­den gesam­melt wor­den, wie Hei­no Ahr, der Vor­sit­zen­de des DGB Ber­gisch Land, fest­stell­te.1


Das Mahn­mal von oben

1992 war das 36.000 DM Mahn­mal dann fer­tig gestellt, doch Ter­min­schwie­rig­kei­ten, Dis­kus­sio­nen über den Inhalt der Gedenk­ta­fel und der Inschrift, sowie tech­ni­sche Pro­ble­me ver­zö­ger­ten die Auf­stel­lung des Denk­mals.2 Am 6.Mai  1995 wur­de das Denk­mal schließ­lich durch Minis­ter­prä­si­dent Johan­nes Rau, Ober­bür­ger­meis­te­rin Ursu­la Kraus, DGB-Kreis­vor­sit­zen­den Hei­no Ahr, NRW-Jus­tiz­mi­nis­ter Dr. Rolf Krum­sieck und Rudi Höff­gen, der sei­ner­zeit selbst zu den Opfern gehör­te, ein­ge­weiht. Der Minis­ter­prä­si­dent dank­te dem DGB dafür, dass er die “Män­ner und Frau­en des Arbei­ter­wi­der­stan­des” aus der Ver­gan­gen­heit geholt habe.3



Bis 2002 stand das Denk­mal neben dem Jus­tiz­hoch­haus, als die­ses abge­ris­sen wur­de, lager­te man das Mahn­mal ein. Am 29.November 2005 wur­de das Mahn­mal auf dem neu­ge­stal­te­ten Platz vor dem neu­en Jus­tiz­ge­bäu­de wie­der ein­ge­weiht, am glei­chen Tag wur­de auch eine Inter­net­sei­te online gestellt, die sich mit den Gewerk­schafts­pro­zes­sen beschäf­tigt, wes­we­gen an die­ser Stel­le nicht detail­lier­ter auf den Hin­ter­grund ein­ge­gan­gen wird.4


Als der Gesta­po ab dem 17. Janu­ar 1935 die Fest­nah­me meh­re­rer KPD-Funk­tio­nä­re gelang, konn­te sie im Lau­fe ihrer Ermitt­lun­gen die meis­ten ille­ga­len Par­tei- und Gewerk­schafts­grup­pen, die seit Früh­jahr 1934 auf­ge­baut wor­den waren, zer­schla­gen. Die fol­gen­den Mas­sen­ver­haf­tun­gen, bei denen nach einem Bericht des Sicher­heits­diensts der SS (SD) wahr­schein­lich an die 1900 Frau­en und Män­ner aus Wup­per­tal, Vel­bert, Solin­gen und Rem­scheid bis Ende 1936 in die Gewalt der Gesta­po gerie­ten, führ­ten zu den in der Öffent­lich­keit viel beach­te­ten Wup­per­ta­ler Gewerkschaftsprozessen.Der Ver­haf­tungs­er­folg der Gesta­po basier­te unter ande­rem auf deren bru­ta­len Ver­hör­me­tho­den. Im Zuge die­ser Ver­neh­mun­gen kamen meh­re­re Män­ner ums Leben. Ob sie Selbst­mord begin­gen oder an den Fol­gen der Fol­te­run­gen star­ben, lässt sich heu­te nicht mehr klären.

Auch die Jus­tiz trug wesent­lich zum Macht­er­halt des NS-Regimes bei, indem sie Oppo­si­tio­nel­le ver­folg­te und ver­ur­teil­te. Die Staats­an­walt­schaf­ten beim Ober­lan­des­ge­richt (OLG) Hamm und Volks­ge­richts­hof (VGH) in Ber­lin klag­ten meh­re­re hun­dert Per­so­nen wegen „Vor­be­rei­tung zum Hoch­ver­rat“ an. Mehr als 600 von ihnen wur­den für schul­dig befun­den und zwi­schen 1935 und 1937 vom OLG Hamm und dem VGH in meh­re­ren Teil­ver­fah­ren zu Gefäng­nis- und Zucht­haus­stra­fen ver­ur­teilt.” 5


Das Denk­mal besteht aus einem nied­ri­gen Sockel aus Pflas­ter­stei­nen, der an eine Pyra­mi­de erin­nert. Dar­auf fin­det sich die Bron­ze­skulp­tur, die dar­stellt, wie vie­le Men­schen unter einem Urteil lei­den und ver­su­chen Wider­stand dage­gen zu leisten.


 


Vor dem Mahn­mal sind zwei Bron­ze­plat­ten mit Inschrif­ten in den Boden eingelassen:

 “In den Jah­ren 1935–1937 sind über 700 Wuppertaler
Arbei­ter und Arbei­te­rin­nen in einem der grössten
Mas­sen­pro­zes­se der NS-Zeit zu dras­tisch hohen
Zucht­haus- und Gefäng­nis­stra­fen ver­ur­teilt worden.
Die ein­zel­nen Pro­zes­se wur­den von Strafsenaten
des Ober­lan­des­ge­rich­tes Hamm  und von dem I.Senat des
Volks­ge­richts­ho­fes Ber­lin am Land­ge­richt Wuppertal
und in Hamm durchgeführt.

Im Geden­ken an die Frau­en und Män­ner, die widerstanden
und als akti­ve Kämp­fe­rin­nen und Kämp­fer der
Arbei­ter­be­we­gung unter dem Unrecht gelit­ten haben.

Deut­scher Gewerkschaftsbund
Kreis Ber­gisch Land”


”… denn wo Unrecht  herrscht, da gibt es
immer auch Sehn­sucht von
Men­schen, die­ses Unrecht zu
besei­ti­gen. Die­se zutiefst menschliche
Eigen­schaft ist unauslöschbar…”

Zur Erin­ne­rung an den geleis­te­te Wider­stand und an die
Wup­per­ta­ler Gewerkschaftsprozesse

DGB Kreis Ber­gisch Land”


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte