Der Verein Farbfieber e.V. und Klaus Klinger riefen unter der Schirmherrschaft der UNESCO 1998 dazu auf, in aller Welt mit öffentlichen Wandbildern Visionen und Vorstellungen für das Zusammenleben in einer Welt im nächsten Jahrtausend sichtbar zu machen. Der Aufruf erklärt:
“Die Agenda 21, von der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro beschlossen, ist Thema dieser internationalen Aktion. Erstmals stellt sie den Zusammenhang zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem her. Sie fordert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in globalen und lokalen Aktionen, um die Situation auf der Erde zu verbessern. […]
In diesem Kontext steht unser Aufruf. An vielen Orten auf der Erde sollen Künstlern ihre Visionen eines zukünftigen Lebens auf unserem Planeten in öffentliche Wandbilder umsetzen. Wandbilder deshalb, weil sie permanent öffentlich sind und viele Menschen auffordern sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Aufgerufen zur Mitarbeit sind Künstler aus allen Kontinenten, Umwelt- und Solidaritätsgruppen, Initiativen, Kinder- und Jugendgruppen um ein gemeinsames Zeichen zu setzen für eine lebenswerte Zukunft.“1
Das Wandbild.
In Wuppertal schufen im September 2010 an der Simonsstraße die Künstler Jullissa Moncada Lopez und Jorge Morales Leclear aus der nicaraguanischen Partnerstadt Matagalpa und Heinz Velten, Peter Otto Kuhn und Andreas Junge aus Wuppertal ein solches Wandbild. Es zeigt den Gegensatz von Technik und Natur und typische Stadtansichten von Wuppertal und Matagalpa. Als am 11. Februar 2001 der Bürgermeister von Matagalpa, Sadrach Zeledon Rochas, zu einem Besuch in Wuppertal war, wurde eine Gedenktafel am Haus angebracht und eingeweiht. Im selben Jahr schufen die gleichen Künstler in Matagalpa ein weiteres Wandbild. Dieses zeigt je ein Gedicht von Rubén Darío, dem nicaraguanischen Nationaldichter und von Else-Lasker-Schüler, einen Wassertropfen als Symbol für das Leben und Felszeichnungen aus der Nähe von Matagalpa. Außerdem werden die Produkte von Matagalpa und Nicaragua, die nationale Blume und der nationale Vogel gezeigt. In den Bildern der Kaffeepflanzungen sind Kinderzeichnungen versteckt, die die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ausdrücken. Ganz oben finden sich die Köpfe von Augusto Cesar Sandino, Carlos Fonseca, Friedrich Engels und einer indianischen Göttin.2
Das alte Gebäude ist auf dem Foto der Gedenktafel…
Am 20. November 20011 brachte der Bürgerverein Hochbarmen am letzten vom Stadion Barmen noch existierenden Gebäude an der Müngstener Straße eine Gedenktafel an, die an diese Sportstätte erinnert. Heute befindet sich dort (noch) die Bereitschaftspolizei.
…von der anderen Seite zu sehen.
Die Inschrift lautet schlicht:
“Die Aufnahme zeigt das 1909 eröffnete
Barmer Stadion
Das Gebäude in der Bildmitt ist bis heute erhalten und
steht an der Müngstener Straße (Standort dieser Gedenktafel)
Gestiftet vom Bürgerverein Hochbarmen e.V.
(2001)
Am 29. Mai 2001 wurde in den Ronsdorfer Anlagen eine Eiche zu Ehren des langjährigen Vorsitzenden des Ronsdorfer Verschönerungsvereins, Hans Bilstein, eingeweiht. Der am 29. März 1928 in Norden Ronsdorfs geborene Bilstein begann nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst ein Textilingenieurstudium, dann eine Ausbildung bei der Polizei, bevor er 1949 nach Südamerika auswanderte. Doch in Buenos Aires konnte er nicht Fuß fassen und er kehrte 1952 zurück. Er trat in die Firma Carl Bocklenberg Söhne ein und arbeitete dort bis zu seinem Ruhestand 1990. Von 1970 bis zur Jahrtausendwende leitete er den Ronsdorfer Verschönerungsverein, dem die Ronsdorfer Anlagen im Norden des Stadtteils gehören. Im selben Jahr erhielt er das Bundesverdienstkreuz und im Mai 2001 wurde ihm besagte Eiche gestiftet, die aber bald durch einen anderen Sprössling ersetzt wurde, da der erste nicht wuchs.1
Das Holzschild.
Zur Einweihung betonte Bilsteins Nachfolger Bernd Drache, dass man die Eiche pflanze, weil sich der Geehrte durch außergewöhnlichen Einsatz um den Ronsdorfer Wald verdient gemacht habe. Bilstein wünschte sich an diesem Tag, dass der Ronsdorfer Verschönerungsverein auch die Teile des Bundeswehrgeländes zurück erhielte, die bei der Einrichtung der Kasernen enteignet worden waren. Zur Einweihung spielten auch die Bläser des Hegerings.2
Mit bester Aussícht auf die Döppersberg-Baustelle …
Nachdem ich in einem Eintrag im August nach Informationen zu zwei Büsten an der ehemaligen Reichs- und Bundesbahndirektion gefragt hatte, kam von Andreas Wiese auf Facebook der Hinweis, dass die Büsten wahrscheinlich erst im Zuge der Sanierung des Gebäudes durch einen Konzernteil der Deutschen Bahn hinzugefügt wurde. Daher habe ich bei der Denkmalschutz-Abteilung der Stadt nachgefragt, und siehe da: Es stimmt. Da man vermutete, dass in den Erkern einmal Figuren vorhanden gewesen waren, hat man sich entschlossen, gewissermaßen als kleines Amusement, die Portraitbüsten anbringen zu lassen. Der Ennepetaler Bildhauer Karsten Müller nahm für die beiden Büsten den Projektmanager der Bahn, Willi Gaubatz, und den Architekten der Sanierung, Heinz Herglotz, als Vorbild. Inspiration holte sich der Bildhauer bei der Figur “Wissen” am Eingang der Stadtbibliothek in Elberfeld. Die Genehmigung dafür wurde am 21.10.2000 erteilt, die Abnahme erfolgte am 25. April 2001.1
Springende Bälle — leicht zugewachsen — an der Zufahrt zur Bayer-Halle in Sonnborn.
Am 10. Januar 2001 weihte Dr. Heinz Bahnmüller, Leiter des Wuppertaler Bayer-Werks, an der Zufahrt zur Bayer-Halle in Sonnborn die Skulptur “Springende Bälle” ein. Die drei verschiedenfarbigen gezackten Elemente stünden für die unterschiedlichen Dynamiken beim Sport, erklärte er. Das Werk ist der Gewinner eines Wettbewerbs des SV Bayer Wuppertal und der Universität Wuppertal zum Thema “Informative Skulptur” und wurde vom damals 27jährigen Industriedesignstudenten Mario Minale eingereicht. Umgesetzt wurde es dann in enger Zusammenarbeit mit zwei Auszubildenden der Lehrwerkstatt der Wuppertaler Stadtwerke, Mehmet Öztürk und Klaus Peter Lohaus, sowie Mitarbeitern der Bayer-Werkstätten.1
“Elastisch schwebend” heißt die größte Skulptur des Skulpturenparks Johannisberg, die 2001 hinter dem Hotel am Johannisberg ihren Platz fand. Eigentlich war die Skulptur von Claus Bury, der von 1997 bis 2002 Professor für Grundlagen der Gestaltung an der Bergischen Universität war, für den Park der Barmenia Versicherung an der Kronprinzenallee vorgesehen, konnte dort aufgrund von Bauarbeiten nicht aufgestellt werden. Deshalb fand die aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Schwebebahn entstandene Plastik als Leihgabe ihren Platz am Johannisberg und wurde dort am 5. April 2001 aufgestellt. Die im Leimbinderverfahren hergestellte Skulptur besteht aus Lärchenholz und ist 12,4 Meter breit und 3,5 Tonnen schwer. Am 20. Mai 2001 wurde sie im Beisein von Oberbrürgermeister Dr. Kremendahl offiziell der Stadt übergeben und 2004 sogar der Stadt geschenkt.1
Eine andere Perspektive.
Plakette an der Skulptur.
Update vom 10. April 2021
Am 26. Oktober 2018 musste die Skulptur eingerüstet werden, nachdem eine statische Sonderprüfung der 3,5 Tonnen schweren Skulptur mangelnde Standsicherheit festgestellt hatte. Die Sanierungskosten wurden mit etwa 7.000 Euro veranschlagt.2
Fotografie des eingemauerten Sandsteinreliefs im Treppenhaus des alten Stadtsaals. Archiv CHBV.
Als 1994 der Cronenberger Festsaal am Standort des alten Rathauses (1900–1943) abgerissen wurde, “entdeckte” man, dass ein in die Wand eingelassenes Sandsteinrelief mit dem Wappen der einstigen Stadt ein Relikt des Cronenberger Rathauses war. Der Eigentümer und Bauherr des Nachfolgebaus, Bernd Matthäs, übernahm dann in Abstimmung mit dem Cronenberger Heimat- und Bürgerverein die Restauration und Aufstellung des Wappens.1
Das restaurierte Sandsteinrelief vor dem neuen Geschäfts- und Wohnhaus. Es zeigt das von Kletterpflanzen umrankte Stadtwappen der ehemals selbstständigen Stadt Cronenberg.Die Inschrift der kleinen Metallplakette verrät: “Cronenberger Stadtwappen Sandsteinrelief Geborgen aus den Trümmern des 1900 erbauten und 1943 zerstörten Rathauses.”
Am 12.Mai 2001 wurde des Relikt, nachdem es schon seit Ende September 19992an Ort und Stelle vor dem neuen “Rathauscenter” zu finden war, eingeweiht.3 Dazu hatte der CHBV eingeladen. Der Vorsitzende Hans-Otto Bilstein, begrüßte neben den Cronenberger Bürgern auch Bernd Matthäs, Bundestagsabgeordnete Ursula Lietz und Bürgermeister Peter Jung. In einer kurzen Ansprache blickte Hans-Otto Bilstein auf die Selbstständigkeit der Stadt Cronenberg zurück, deren Symbol Wappen und Rathaus waren. Die Einweihung übernahmen dann “De Obrams”, der Freundeskreis zur Erhaltung des Cronenberger Platts. Für die musikalische Begleitung sorgte der Cronenberger Männerchor, außerdem wurde im “alten Käseladen” in einer Ausstellung über die Geschichte Cronenbergs informiert.4
Das 1900 errichtete Cronenberger Rathaus wurde 1943 von Bomben zerstört und brannte aus. 1953 wurden die Überreste abgerissen, obwohl die Cronenberger für einen Wiederaufbau plädierten. Architekt war Wilhelm Haase.Das Cronenberger Wappen zeigt den Bergischen Löwen auf einem (grünen) Hügel stehend, in den Pranken hält er ein Sensenblatt, das auf das Sensenprivileg hinweist. Darüber thronen drei Zinnen.
Einer der beiden Findlinge mit einer Bronzetafel an der Treppe zur Ehrengrabanlage.
Auf Anregung einer Privatperson brachte die Stadt Wuppertal im März oder April 2001 an der Ehrengrabanlage für russische, holländische und französische Zwangsarbeiter und russische Kinder auf dem evangelischen Friedhof Krummacher Straße weiße Aluminium-Schilder mit schwarzer Schrift an.
Eines der beiden Aluminium-Schilder, die von 2001 bis 2011 an der Ehrengrabanlage standen. Das Foto wurde freundlicherweise von Sandra Schelter zur Verfügung gestellt. Danke.
Im Zuge der Sanierung der Anlage vom November 2010 bis Februar 2011 wurden diese durch zwei Bronzetafeln auf Findlingen ersetzt.1 Außerdem wurden Wege- und Platzflächen neu gestaltet und wiederhergestellt, sowie die Bepflanzung erneuert und ergänzt. Die Mittel dazu in Höhe von rund 33.000 Euro stammten aus Landesmitteln. 127 Zwangsarbeiter sind auf der Ehrengrabanlage bestattet.2
Eine der Bronzetafeln
Die Inschrift der Bronzetafeln, die mit der der Aluminium-Schilder identisch ist, lautet:
“Gräberanlage
zur Erinnerung
an russische, holländische und französische
Zwangsarbeiter sowie russische Kinder,
die während des Zweiten Weltkriegs
in Wuppertal gestorben sind.”
Das Ehrengräberfeld für in Langerfeld verstorbene Zwangsarbeiter.
Als sich im Jahr 2000 herausstellte, dass das Vorhaben der Bezirksvertretung Langerfeld-Beyenburg, die Schrift des Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem evangelischen Friedhof Kohlenstraße mit Hilfe von Farbe wieder aufzuwerten nicht wie geplant durchgeführt werden konnte, entschied man sich, eine Bronzetafel mit dem Hinweis auf den Zweck des Denkmals dort anzubringen. Dadurch waren von den bereitgestellten 5.000 DM noch Mittel übrig. In der Sitzung vom 16.Mai 2000 wurde vorgeschlagen, eine weitere Gedenktafel am Ehrenfriedhof für im Zweiten Weltkrieg gestorbene Zwangsarbeiter auf dem katholischen Friedhof Zu den Dolinen anzubringen. Am 19.September 2000 wurde dies dann beschlossen. Im April oder Mai 2001 wurde die Gedenktafel auf einem Findling am Ehrengräberfeld angebracht.1
Ergänzung vom 19. August 2012:
Bereits 1999 hatte sich eine Arbeitsgruppe der evangelischen Gemeinde Langerfeld und der katholischen Gemeinde St. Raphael/ St. Paul auf Anregung des ev. Pfarrers Uwe Leicht mit der Thematik der Zwangsarbeiter in Langerfeld beschäftigt. Ausgangspunkt war der Ehrenfriedhof. Die Arbeitsgruppe wertete die Gefallenen-Liste des Friedhofs aus dem katholischen Friedhofsamt aus, befragte Zeitzeugen, recherchierte im Stadtarchiv und im Archiv des Bürgervereins Langerfeld und sichtete die zur Verfügung stehende Literatur. Im Jahr 2000 fand eine erste ökumenische Gedenkfeier, als “Sühnetag” bezeichnet, auf dem Friedhof statt. Die Gedenkfeier wurde in den folgenden Jahren wiederholt und auch nach einem Stellenwechsel von Pfarrer Leicht im Jahr 2004 noch einige Jahre fortgeführt.2
Der Gedenkstein
Die Inschrift der schlichten Bronzetafel lautet:
“Zum Gedenken
an die im 2.Weltkrieg
1939–1945
in Langerfeld
zu Tode gekommenen
96 Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter
Namenslisten im Stadtarchiv”
Grab einer Zwangsarbeiterin.Ein Pole, ein Belgier und ein Russe, nebeneinander bestattet auf dem Friedhof Zu den Dolinen.Der Findling mit der Gedenktafel.
Anfang Mai 2001 waren auf Einladung einer Bürgerinitiative und einer Forschungsgruppe einige ehemalige Zwangsarbeiter zu Gast in Langerfeld. Sie besuchten auch die Ehrengrabanlage.3
Am 9. November 1814 wurde auf dem Elberfelder Neumarkt eine Eiche gepflanzt, die daran erinnern sollte, dass genau ein Jahr zuvor die Stadt von der napoleonischen Herrschaft befreit worden war. Dem vorausgegangen war ein Aufruf “zahlreicher ächt deutsch gesinnter Männer” im Niederrheinischen Anzeiger (Nr. 37 vom 2.November 1814), einer Beilage der Provinzial-Zeitung Elberfeld. In dem Aufruf wurden die stolzen Gefühle der wiedergewonnen deutschen Freiheit beschworen. Die aufrufenden Männer konnten “unmöglich umhin, den Wunsch, der in ihrer Seele ruht, laut auszusprechen, daß man doch auch hier zum ewigen Andenken der rettenden Schlacht bei Leipzig ein Denkmal stiften möchte[…]”. Dieses Denkmal sollte um die zu pflanzende Eiche entstehen, weswegen das Denkmal auch den Namen “Freiheitseiche” trägt. Auf vier Quadersteinen sollten die drei verbündeten Mächte geehrt und der Grund der Errichtung erklärt werden. Der Oberbürgermeister Brüning stimmte in der nächsten Ausgabe am Folgetag der Errichtung zu und regte an, dem Denkmal eine “Fontaine” hinzuzufügen, da für klares, helles Wasser auf dem Marktplatz ein dringendes Bedürfnis bestand. Schließlich überlegte man einen Tag später sogar, heilendes Mineralwasser zuzuführen und so “siechen Körpern” Genesung zu verschaffen. Doch zunächst wurde die Eiche gepflanzt.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf dem Neumarkt, vor dem 21.6.1894, an dem der Düsseldorfer Hof (das Haus an der rechten Seite hinter dem der Schornstein zu sehen ist) abgerissen wurde. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/2
Am 3.Januar 1815 gründeten dann 46 Männer mit “ächt deutscher Gesinnung” die Eichengesellschaft und begannen mit der Planung des Denkmals. Am 29.August 1817 konnte der Grundstein gelegt werden, am 26.September erklärte der König seine Zustimmung zu dem Denkmal und am 9.November 1817 fand die Einweihung statt.
Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts vor 1894. Links vom Mittelpunkt des Bildes die Friedenseiche und ihre Einhegung. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts aus einer anderen Perspektive vor 1894. Im Zentrum die Friedenseiche. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)
Im Jahr 1894 wurde der Neumarkt umgestaltet und das Denkmal musste an einen neuen Standort versetzt werden. Man entschied sich für die Alte Hardt. Am 9.November 1894 rief der “Hülfs-Verein für gediente Wehrmänner” zur Teilnahme an einer neuen Pflanzung einer Eiche am selben Tag um 10:30 Uhr auf.
Das Drei-Kaiser-Denkmal um 1910 auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 2.11.2
Der genaue Standort ist ein wenig schwer zu bestimmen, da die Hardt ja auch mehrfach umgebaut und verändert wurde. Auf jeden Fall erkennt man im Hintergrund der Postkarte die Kirchtürme von Sankt Marien. Ruth Meyer-Kahrweg lokalisiert das Denkmal oberhalb des Suidbert-Denkmals, welches wiederum auf dem heutigen Spielplatzbereich der Alten Hardt stand.
Die Inschriften der Säulen lauten:
“Franz
dem I.
Kaiser
von
Oesterreich”
“Alexander
dem I.
Kaiser
aller
Reussen.”
“Friedrich
Wilhelm
dem III.
König
von Preussen.”
“Zum Andenken
des IX.Novembers MCCCXIII
des Einzugstages
der ersten
verbündeten
Truppen
Errichtet
von der
Eichen
Gesellschaft
Nachdem das Denkmal an seinem neuen Standort aufgestellt wurde, ergänzte man, ohne dass sich heute ein Datum ermitteln ließe, eine Tafel, wie auf dem folgenden Foto zu erkennen ist. Die Tafel existiert nicht mehr.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt Sammlung Historisches Zentrum, 010/9/15
Die Inschrift lautete:
Errichtet
auf dem Neumarkt
A.D.1817
————
Übergeführt
nach der Hardt
im November
1894”
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Eiche beschädigt und musste entfernt werden, der Rest blieb zunächst erhalten, bis man das Denkmal (in den 50er Jahren 1) wegen der Erweiterung des Spielplatzes demontierte und auf dem Lagerplatz auf der Hardt deponierte.2
Das Drei-Kaiser-Denkmal 2011.
Am 13.Januar 1990 erinnerte Ulla Dahmen-Oberbossel in der Westdeutsche Zeitung an das Denkmal und beklagte, dass es auf der Hardt vergammele. Ein bereits zweieinhalb Jahre zuvor durch die WZ angeregte Aufstellung im Hof des Historischen Zentrums wurde aus Platzgründen vom Gartenamt abgelehnt.3 Erst fünf Jahre später konnte die WZ einen neuen Sachstand vermelden: am 4.März 1995 pflanzte Ministerpräsident Johannes Rau einen neuen Baum, der ebenso wie das Fundament des Denkmals vom Bezirksverband Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land gestiftet worden war. Als Standort bot das Garten- und Forstamt die ehemalige Kutschenauffahrt des Bergischen Hauses an. Ministerpräsident Rau bezeichnete die Pflanzung als “gute Tradition” und Bäume als “Sinnbild des Lebens”. Das Pflanzen von Bäumen habe er in Israel gelernt, gleichwohl war er froh, dass er angesichts der Größe des Baumes die Pflanzung nur symbolisch vornehmen musste. Die Oberbürgermeisterin Ursula Kraus freute sich über einen neuen Anziehungspunkt auf der Hardt, allerdings fehlten noch 50.000 DM zur Sanierung der Säulen.4 Warum die WZ in ihren Artikeln 1995 den Baum hartnäckig als Friedenseiche bezeichnet, ist unklar, die Motivation war 1814 eindeutig ein Symbol der Freiheit zu schaffen.
Weitere vier Jahre später konnte die WZ endlich die Rettung des Denkmals berichten. Die Firma Vorwerk & Co. schenkte der Stadt zum 70jährigen Stadtjubiläum am 1.August 1999 die Restaurierung der Säulen in Höhe von 50.000 DM.5 Zunächst musste jedoch ein Rückschlag verkraftet werden, Unbekannte hatten im Frühjahr 2000 die von Johannes Rau gepflanzte Eiche zerstört. Der Bezirksverein Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land stiftete erneut eine Eiche für das Denkmal. Am 9.November 2000 — entsprechend der historischen Tradition — wurde das restaurierte Denkmal vom Oberbürgermeister Hans Kremendahl in Anwesenheit des Stifters Dr.Jörg Mittelsten Scheid (der persönlich haftende Gesellschafter der Firma Vorwerk & Co.) seiner Bestimmung übergeben.6 Am 15.November 2001 musste die WZ erneut verkünden, dass die Eiche ersetzt werden musste, da man sie gefällt hatte.7
Zur Neuerrichtung wurde auch eine neue Tafel angefertigt, die am Rand des kleinen Platzes über das Denkmal und seine Geschichte aufklärt:
Die neue Tafel unweit des Denkmals.
Die Inschrift lautet:
“Drei-Kaiser-Denkmal
Die Freiheitseiche
Denkmal der EichengesellschaftAm 9.November 1814 Jahrestag der Befreiung Elberfelds von der napoleonischen Herrschaft auf dem Neumarkt in Elberfeld gepflanzt. Am 9.November 1817 mit einem steinernen Denkmal umgeben.
1894 zur Hardt überführt
1943, im 2.Weltkrieg, stark zerstört
Am 4.März 1995 vom Bezirksverband Garten- und Landschaftsbau Bergisch Land unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, als neuer Baum gepflanzt.
Rekonstruktion des Denkmals unter Verwendung der historischen Steinfragmente mit einer grosszügigen Spende der Familie Mittelsten Scheid anlässlich des 70.Jahrestages der Gründung der Stadt Wuppertal im Jahr 1999 und Wiedereröffnung des Denkmals am 9.November 2000.”
[Es folgen die Inschriften der vier Säulen.]
Im Dezember 2011 wurde bekannt, dass russische Politiker der Stadt angeboten haben, die Instandsetzung des gesamten Denkmals zu finanzieren.8 Urheber des Vorschlags war das Wuppertaler Deutsch-Russische Kulturzentrum “Applaus”.9 Laut Radio Wuppertal zweifelt die Stadt aber am Willen, die Sanierung entsprechend dem deutschen Denkmalschutz-Richtlinien durchzuführen.10 Ende Dezember erklärte die Verwaltung zum Vorhaben des russischen Parlamentsabgeordneten Genadj Klimow, dass keine denkmalschutzrechtlichen Bedenken vorlägen. Allerdings mahnte man eine gründlich überlegte politische Entscheidung an, schließlich besitzt eine Instandsetzung dieses Denkmals, das drei autoritäre Herrscher ehrt, erheblichen Symbolcharakter — ebenso wie die Ablehnung dieses Vorschlags.11Ergänzung vom 29.November 2012:
Am 21. Mai 2012 stellte die Kommission der Kultur des Erinnerns fest:
“Dr. Illner erläutert die historische Ausgangssituation des Drei-Kaiser-Denkmals. Wie andere Denkmäler sei auch das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt als Hinweis auf die Macht des russischen Zaren zu verstehen. Aus seiner Sicht ist es fraglich, das Denkmal in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Aufgrund einer Restaurierung des Denkmals vor acht Jahren mit Unterstützung von Dr. Mittelsten Scheid befindet es sich in einem gepflegten Zustand. Eine Hinweistafel zur Bedeutung des Denkmals ist vorhanden.
Die Kommission ist sich einig, dem Anliegen der Initiatoren nicht zu entsprechen.” 12
Im Juni 2012 fand auf Einladung des Sozialdemokratischen Kulturforums im Deutsch-Russischen Kulturzentrums “Applaus” eine Podiumsdiskussion zur Frage der Restaurierung des Denkmals statt. Teilnehmer waren der Leiter des Historischen Zentrums, Dr. Illner, der Wuppertaler Historiker Michael Okory, Ludmilla Gutina, die Geschäftsführerin von “Applaus”, Jewgenij Schmagin, Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn und der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhard Grätz. Während Schmagin und Gutina die russische Initiative als Beitrag zur deutsch-russischen Völkerverständigung und eine Erinnerung an deutsch-russische Gemeinsamkeit (der Kampf gegen Napoleon) verstanden wissen wollten, lehnten die Historiker Okroy und Illner die Einmischung Russlands in eine Denkmal der Elberfelder Bürgerschaft ab. Außerdem verdeutliche der jetzige Zustand die wechselvolle Geschichte des Denkmals und der Stadt und ebenso die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen.13
Im Juli 2012 betonte Ludmilla Gutina noch einmal den Willen, das Denkmal mit Hilfe von Spenden, unter anderem aus Russland, zu restaurieren, da es einzigartig in Europa sei. Im Vordergrund stehe das Gedenken an die Befreiung Elberfelds von den Franzosen und nicht das Gedenken an die Monarchen. Die Motivation der russischen Initiative, die das Kulturzentrum vertrat, sei die Erinnerung an die Russische Geschichte.14
Im November 2012 starteten dann 15 Wuppertaler Bürger einen neuen Aufruf zur Restaurierung des Denkmals, unter ihnen die Historiker Klaus Goebel, Ruth Meyer-Kahrweg und der ehemalige Kulturdezernent Heinz Theodor Jüchter. Idealerweise sollte die Restaurierung des Bürgerdenkmals von den Wuppertaler Bürgern auch finanziert werden.15
Am 28. November 2012 beschloss überraschender Weise der Kulturausschuss der Stadt auf einen am selben Tag eingereichten Antrag der CDU und der SPD, dass die Verwaltung das Denkmal restaurieren sollte und die Finanzierung dafür vertraglich mit der Russischen Föderation geklärt werden sollte. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Hardt-Anlage als Gartendenkmal ins Europäische Gartennetzwerk aufgenommen wurde und dabei auch das Denkmal als eines der ältesten in Deutschland eine Rolle gespielt habe. Diese Sachverhalte seien der Kommission für die Kultur des Erinnerns bei ihrer gegenteiligen Entscheidung nicht bekannt gewesen.16
Im Oktober 2013 berichtete die Westdeutsche Zeitung, dass Gazprom Germania 70.000 € für die Restaurierung des Denkmals zur Verfügung stelle. Den Kontakt hergestellt habe der Duma-Abgeordnete Vladimir Schemyakin. Obwohl damit augenscheinlich die 71.000 € teure Sanierung des Denkmals bis zum 200. jährigen Jubiläum des Denkmals am 9. November 2014 erfolgen könnte, sah Ludmilla Gutina eine Finanzierungslücke, da man die “diletantische” Teilrestaurierung aus dem Jahr 2000 korrigieren müsse, um eine originalgetreue Wiederherstellung zu erreichen.17
Ergänzung vom 15. November 2014
Die für den 9. November 2014 geplante Einweihung wurde aufgrund eines Beschlusses des Ältestenrates des Stadtrates verschoben. Grund hierfür war die Ankündigung des russischen Botschafters aus Berlin anreisen zu wollen, was vor dem Hintergrund des weiter schwelenden, undurchsichtigen Ukraine-Konflikts für problematisch gehalten wurde. “Es sah so aus, als ob das eine großrussische Veranstaltung werden könnte”, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke der Süddeutschen Zeitung.18 “Ich wünsche mir, dass Russland zu einer inneren Souveränität zurückfindet, die es ihm gestattet, die äußere Souveränität und territoriale Integrität seiner Nachbarn zu achten”, äußerte Nocke gegenüber der WZ. Andernfalls gibt es demnach keine Einweihungsfeier mit dem russischen Botschafter.19 Dieser beschwerte sich daraufhin bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die diesen Brief nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung beantwortete. Die Enthüllung erfolgte nun am 9.11 informell, die Arbeiten sind abgeschlossen. Eine Einweihung wird es erst 2015 geben — wenn überhaupt.20
Ergänzung vom 16. Februar 2015
So sieht das renovierte Denkmal aus.
Winter auf der HardtBlick von der anderen Seite.Inschrift für Alexander I.
Ergänzung vom 3. Januar 2017: Am 18. November 2017 wurde eine Informationsstele gegenüber dem Denkmal eingeweiht. Sie erklärt die Geschichte des Denkmals und seiner Restaurierung. Finanziert wurde sie von der Sparkasse. Damit wurde der Streit um das Denkmal in Anwesenheit des russischen Generalkonsuls und in Abwesenheit des Vereins Applaus e.V. abgeschlossen. “Erinnern ist gar nicht so einfach”, erklärt Stefan Seitz von der Wuppertaler Rundschau.21
Renoviertes, besprühtes Denkmal mit Ergänzungstafel aus dem Jahr 2000 (li.) und 2017 (re.)Die Stele, mit QR-Code für mehrsprachige Übersetzung.