Elf Tafeln müsst ihr sein. (frei nach dem Sepp Herberger zugesprochenem Spruch) Dies ist eine davon.
Im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland entwickelte der Westdeutsche Fussballverband nach einer Idee seines Geschäftsführers Gregor Gdawietz die “Deutsche Fussballroute NRW”, einen Erlebnis-Radweg, der auf 825 km 15 Städte in NRW verbindet und dort Schauplätze der Fussballgeschichte anfährt. Auch Wuppertal ist Ort der Fussball-Route und insgesamt 11 Gedenktafeln erinnern an Orte mit lokaler und nationaler fussballgeschichtlicher Bedeutung. Am 1. Juli 2006 wurde die am Rathaus angebrachte Tafel stellvertretend für alle andere von Oberbürgermeister Peter Jung, dem damaligen Präsidenten des Wuppertaler SV Borussia, Friedhelm Runge, dem Präsidiumsmitglied des WFLV, Dieter Stäglich und dem Geschäftsführer des WFLV, Gregor Gdawietz eingeweiht. Als Beispiel sei hier ausgewählt die Gedenktafel an der Bezirkssportanlage Uellendahl, auf der sich die Weltmeistermannschaft von 1990 auf die Weltmeisterschaft in Italien vorbereitete. Erfolg, made in Wuppertal.1
Die anderen Stationen finden sich am Stadion am Zoo, an den Zoo-Gaststätten, an der Uni-Halle, an der Historische Stadthalle, am Verwaltungshaus Elberfeld, an der Wicküler City, am Hauptbahnhof Elberfeld, an der Schwebebahnstation Oberbarmen, und am Hotel Horather Schanze. Die Bedeutung der einzelnen Orte kann auf der Webseite der Deutschen Fussball Route NRW nachgeschaut werden.
Für das dezentrale Denkmal gibt es hier keine Karte.
Der Pinguin des Gymnasiums Bayreuther Straße
2006 wurde der Zoologische Garten Wuppertal 125 Jahre alt. Der Zoo-Verein organisierte zum Zoo Jubiläum die sogenannte Pinguinale; 200 Kunststoff Pinguine von 1,80 Metern Höhe konnten als Rohlinge gekauft und individuell gestaltet werden. Vom 1. April 2006 standen sie bei ihren 175 Sponsoren und fuhren dann am 19. August mit der Schwebebahn in den Zoo und nahmen an einer achtwöchigen Parade teil. Anschließend wurden sie den Pinguinisten zurückgegeben und stehen noch heute zahlreich im Stadtbild Wuppertals.1
Eine von vielen historischen Geschichtstafeln im Stadtgebiet. Hier an der Mühlenbrücke.
Seit der Regionale 2006 sind sie in ganz Wuppertal zu finden und immer wieder tauchen neue auf, nun zum Beispiel an der Nordbahntrasse. Die Rede ist von den quadratischen blauen Tafeln, die mit Bild und Text die Geschichte eines Ortes erklären; wer in einem Haus wohnte, welche Persönlichkeit dort geboren wurde, oder was darin produziert wurde, aber auch welche Bedeutung ein Verkehrsweg hatte oder welche Produktionsstätten mittlerweile in der Natur kaum noch zu erkennen sind. Themenschwerpunkt ist “Wuppertal im Industriezeitalter”. Erstellt und realisiert werden die Tafeln von der Geschichtswerktstatt Wuppertal 1, die getragen wird vom Bergischen Geschichtsverein und dem Historischen Zentrum. Sie wurde von der NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege unterstützt. Als man 2006 das 2003 begonnene Projekt der Öffentlichkeit vorstellte, hatte man für jeden Stadtteil unter dem Oberthema „Fäden – Farben – Wasser – Dampf“ mindestens eine Route erstellt:
Route 1: Cronenberg: „Vom Erzabbau zur Werkzeugindustrie“
Route 2: Beyenburg: „Nutzung der Wasserkraft und Entwicklung des Wegenetzes“
Route 10: Vohwinkel: „Vom frühen Verkehrsknotenpunkt zur Stadtgründung“
Route 11: Langerfeld: „Vom Dorf zur Stadt – Urbanisierung im Umland“
Route 12: Zooviertel: „Villenviertel vor den Toren der Stadt“
Route 13: Sedansberg: „“Licht – Luft – Sonne” — Genossenschaft und „Reform-Wohnungsbau“ der 1920er Jahre“ 2
Die Tafeln gehören zwar auch zu den Erinnerungszeichen, werden hier aber als ein Denkmal behandelt, zumal sie eher aufklärerischen als memorierenden Charakter haben. Leider gibt es online keine Übersicht der einzelnen (auch routenunabhängigen) Tafeln.
Am 12. September 2005 beschloss der Rat der Stadt Wuppertal den Neubau einer Brücke über die Wupper, um die Sackgassen der Warndtstraße zu verbinden und so für Fußgänger und Radfahrer eine Verbindung zwischen der B7 und der Hünefeldstraße in Unterbarmen zu schaffen. Durch Einsparungen bei der Sanierung der Stützmauer an der Schloßbleiche konnten 200.000 € für das mit 554.000 € geplante Projekt gesichert werden, den Rest erledigten Finanzmittel vom Land NRW im Rahmen der Regionaleförderung 2006. Der besondere Clou an der Brücke ist, dass sie von einer alten Schwebebahnbrücke (so heißen die Längsträger des Gerüstes zwischen zwei Stützen) getragen wird. Bei einer Spezialfirma in Duisburg wurde die 30 Meter lange und 30 Tonnen schwere Brücke von Rost gereinigt und mit neuem Korrosionsschutz versehen.1 Am 22. September 2005 kehrte die Brücke saniert aus Duisburg zurück2 und war somit schon beim Spatenstich zu den Bauarbeiten am 8. November zugegen.3 Damit endete eine lange Vorgeschichte, die bereits im November 2001 mit einer Zustimmung der Bezirksvertretung Barmen zu dem Projekt begonnen hatte.4 Die Idee stammt von Hans-Hermann Lücke, der als CDU-Vertreter der BV angehörte.5 In der Nacht auf den 1. April 2006 wurde die Brücke und die an der Seite eingehängten je 1,50m breiten Gehwege dann von zwei Autokränen auf ihre neue Position gehoben.6 Am 14. Juli 2006 waren schließlich auch die Zuwege und Treppen fertiggestellt und die Brücke wurde für die Nutzung freigegeben. 569.000 € kostete die Brücke am Ende, wovon die Stadt 30% und das Land 70% zu stemmen hatten.7 Beim Talachsenfest am 9. September 2006 wurde die Brücke schließlich feierlich eingeweiht und die ehemalige Schwebebahnbrücke Nr. 320 erhielt einen neuen Namen: “Mühlenbrücke” nach der Cleff’schen Kornmühle neben der Brücke.8
An beiden Seite wurde je eine Metalltafel angebracht.
Ein paar weitere Impressionen dieser einzigartigen Brücke:
Zum 120. Geburtstag des in Wuppertal geborenen Dichters und Kämpfer gegen Unterdrückung, Armin T. Wegner, stiftete die Armin‑T.-Wegner Society of USAeine Büste ihres Namensgebers. Sie wurde am 16. Oktober 2006 in Anwesenheit seines Sohnes Michele im Gymnasium an der Bayreuther Straße aufgestellt. 1 und mit einem Festakt eingeweiht. Vorausgegangen war die Annahme der Schenkung durch den Rat der Stadt Wuppertal am 11. September 2006.2Geschaffen wurde die Büste von der in Los Angeles lebenden armenischen Bildhauerin Alice Melikian. Bevor Oberbürgermeister Peter Jung die Büste enthüllte, hielt Prof. Klaus- Michael Bogdal aus Bielefeld einen Vortrag mit dem Titel “Maschinen im Märchenland — Armin T.Wegner und der Orient nach der Entdeckung des Öls”, außerdem wurden die Vertonungen von Werken Wegners aus dem internationalen Armin T. Wegner-Musik- und Verständigungsprojekt „Picture of a voice (2003 – 2007) uraufgeführt.3
Die Armin T. Wegner-Büste der armenischen Bildhauerin Alice Melikian.
Neben der Büste erklärt eine kleine Tafel aus Glas:
“Armin T. Wegner
geb 16.10.1886 in Elberfeld gest. 17.05.1978 in Rom
Schriftsteller und Pazifist
Wegner brachte als Augenzeuge den Völkermord an
den Armeniern ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Die Gedenkstätte Yad Vashem ehrt ihn mit dem Titel
“Gerechter der Völker”
Armin T. Wegner wurde am 16.Oktober 1886 als Sohn eines Eisenbahnbeamten in der damaligen Gustavstraße geboren. Seit 1986 existiert am Haus Nr. 11 in der Straße, die seit 1935 den Namen Von-der-Tann-Straße trägt, eine Gedenktafel. Wegner blieb nicht lange in seiner Geburtsstadt, nach drei Jahren wurde sein Vater nach Berlin versetzt. Später ging er in Breslau zur Schule,
während dieser Zeit erschienen auch seine ersten Gedichte im Privatdruck. 1909 folgte dann der Gedichtband “Zwischen zwei Städten”. 1914 schloss er sein Jurastudium nach Stationen in Breslau, Zürich und Berlin mit einer Dissertation über den Streik im Strafrecht ab. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nahm er als kriegsfreiwilliger Krankenpfleger am Winterfeldzug in Polen und bis Herbst 1915 am Feldzug in der Türkei teil, wo er Zeuge des Völkermords an den Armeniern wurde. Dieses Erlebnis verarbeitete er in seinen expressionistischen Gedichten, Erzählungen und Reiseberichten und machte ihn zu einem Kämpfer gegen jedes Unrecht. 1919 berichtete er in einem offenen Brief an den US-Präsidenten Woodrow Wilson von seinen Erlebnissen und der Not der Armenier. In Reden und Aufrufen verurteilte er Unterdrückung und Krieg. So war es für ihn selbstverständlich, 1933 ein Protestschreiben gegen die Judenverfolgung an Adolf Hitler zu richten. Als Konsequenz wurde er im August 1933 verhaftet und gefoltert, seine Bücher verboten und verbrannt. Nach seiner Freilassung im Dezember des Jahres emigrierte er und lebte ab 1936 in Positano in Italien. Er erklärte, “nie mehr die Hände dieses Volkes zu berühren, die meinen jüdischen Brüdern und mir so Unausdenkbares angetan haben.”
Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Wegner zunächst als verschollen. Im November 1948 las er bei einem deutschen Autorentreffen in Zürich erstmals wieder aus seinen Werken. 1956 erhielt er in Neapel das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, 1962 den Eduard von der Heydt-Preis der Stadt Wuppertal. 1968 wurde er vom Staat Israel zu einem Gerechten unter den Völkern ernannt. Am 17. Mai 1978 starb er in Rom.4
Seit 2002 gibt es in Wuppertal die Armin‑T.-Wegner-Gesellschaft, 2003 wurde in Los Angeles die Armin‑T.-Wegner-Society of USA gegründet.
Im Jahr 2000 gründeten die Bundesrepublik und die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und statteten sie mit je 10 Milliarden DM aus, um ehemalige Zwangsarbeiter, die im Zweiten Weltkrieg von Deutschland ausgebeutet wurden, zu entschädigen. Im Rahmen dieser Maßnahme bekam das Archiv des Landschaftsverbands Rheinland, als rechtlicher Nachfolger der Provinzialverwaltung der preußischen Rheinprovinz den Auftrag entsprechende Dokumente zu sichten und die Namen der Zwangsarbeiter an die Nationalen Stiftungen, die die Verteilung der Gelder übernahmen, zu übersenden. Ca. 400 Namen wurden in den Dokumenten gefunden und weitergeleitet. Es stellte sich heraus, dass von ihnen noch 20 Personen in der Ukraine, Weissrussland und Russland lebten. Lediglich aus der Ukraine erhielt der LVR eine Rückmeldung, von Frauen, deren Namen in den Geburts- und Operationsbüchern der damaligen Landesfrauenklinik Wuppertal verzeichnet waren. Heute gehört die Klinik zur “Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria” und trägt seit 2012 den Namen St.-Anna-Klinik, nachdem sie von 1985 — 2011 Klinik Vogelsangstraße hieß. 1
2005 wurde Dr. Bettina Bouresh, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Archivs, die sich bereits um die Recherche der Zwangsarbeiter gekümmert hatte, damit beauftragt, ein Besuchsprogramm für das Jahr 2006 vorzubereiten. Eine der Frauen, die Wuppertal besuchen wollten, bat darum das Grab ihres Sohnes sehen zu können, der als Säugling in Wuppertal verstarb. Das Grab konnte nicht gefunden werden und so machten sich der LVR, die Akademie für Gesundheitsberufe (AFG) als Nachfolgerin der Hebammenschule und die Klinik St. Anna Gedanken, wie man dem Wunsch des Gedenkens Rechnung tragen könnte. 2
Gedenkstein und Gedenkbaum vor der ehemaligen Landesfrauenklinik.
Am 20. März 2006 war es schließlich soweit: zwei ehemalige Zwangsarbeiterinnen (Lidiya Chygyra und Alina Morus3) und eine Tochter einer Zwangsarbeiterin, die in Wuppertal geboren wurde, (Ljuba Shewakino-Semenov Nikolaiewna4) kamen in Köln an und wurden vom LVR dort empfangen. Sie wurden von je einem Verwandten und die Gruppe wiederum von einem Mitarbeiter der Ukrainischen National Stiftung begleitet. Im Rahmen des 7‑tägigen Besuchsprogramms besuchten sie am 22. und 23. März Wuppertal. Am ersten Tag wurden die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen von Oberbürgermeister Peter Jung im Rathaus begrüßt, der betonte, dass man Schuld und Verantwortung für das, was den Frauen geschehen war, empfinde. Er bat um Versöhnung der beiden Länder. Anschließend trugen sich die Frauen ins Goldenen Buch der Stadt ein. Da die Gedenkstunde, und die Erwartung des Kommenden die Damen mitnahm, wurde kurzer Hand eine Untersuchung in der Klinik St. Antonius angeordnet, die ja ebenfalls zum Klinikverbund der “Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria” gehört. Man empfahl angesichts hohen Blutdrucks eine Entspannungspause und nutzte diese zu einer Schwebebahnfahrt. Anschließend wurde es wieder ernst. Man besuchte das Gelände des ehemaligen Barackenlagers “In der Fleute”, wo heute eine Kleingartensiedlung zu finden ist. Eine der Zwangsarbeiterinnen, Lidiya Chygyra, hatte hier als 20jährige gelebt und für die Flugzeugfabrik Espenlaub in einem Tunnel Flugzeugteile gereinigt. In der Nähe der Bahn-Unterführung Clausewitzstraße, in die junge Frau bei Bombenalarm Schutz suchte, war sie mit ihrem Sohn Viktor in einer Mutter-Kind-Baracke untergebracht, bis dieser vor ihren Augen starb und wie anderen verstorbene Säuglingen dort verscharrt wurde. Als 84jährige kehrte sie nun an den Ort zurück. In dieser Mutter-Kind-Baracke lebte auch auch Ljuba Shewakino-Semenov Nikolaiewna mit ihrer Mutter.
Danach besuchte man das Gelände an der Ronsdorfer Straße, wo Alina Morus nach der Geburt ihres Kindes als 15jähriges Mädchen gelebt hatte. Zuvor hatte sie in einer Seifensiederei in Düsseldorf arbeiten müssen.5Sie war bei ihrer Rückkehr nach Wuppertal gerade 79 Jahre alt geworden.6
Fotografie: Nicole Schäfer LVR-ZMB.
Am 23. März stand ein Besuch in der ehemaligen Landesfrauenklinik an, wo die Geschäftsführer Herr Kaufmann und Herr Breuckmann, sowie der Chefarzt Dr. Falbrede die Gäste begrüßten. Darauf folgte ein Rundgang durch die Geburtsstation, bevor man vor dem Gebäude an der Wiese zur Vogelsangstraße zur Einweihung des Gedenksteins schritt. Der Gedenkstein soll an alle in Wuppertal verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen erinnern und natürlich auch an das verstorbene Kind von Lidiya Chygyra. In einer kleinen Zeremonie wurde der Gedenkstein enthüllt und der Baum gepflanzt, zu dessen Wurzeln die ehemalige Zwangsarbeiterin ein wenig ukrainischer Erde hinzufügte und deutsche Erde mit in ihre Heimat nahm.7
Fotografie: Nicole Schäfer LVR-ZMB.
Der Gedenkstein wurde von der damaligen Assistentin der Geschäftsleitung, Imbritt Neumann, mit einem abgewandelten chinesischen Sprichwort versehen:
“Denkst Du an ein Jahr,
dann säe ein Korn.
Denkst Du an ein Jahrzehnt,
dann pflanze einen Baum.
Denkst Du an ein Jahrhundert,
dann sorge für eine Zukunft
der Kinder.
Die Kosten für den Gedenkstein und den Gedenkbaum (ein Cartaegus laevigata — Echter Rotdorn9) übernahm die Klinik St. Anna. 10
Nach dem Mittagessen folgte ein Gespräch zwischen den Zeitzeugen und Schülerinnen der Hebammenschule. Den Abschluss des Tages und des Besuches in Wuppertal bildeten ein Besuch in der Orthodoxen Kapelle der Klinik und anschließend ließ man blaue Luftballons mit Zukunftswünschen in den Himmel steigen.11
Im Anschluss an den Besuch der Zwangsarbeiter entstanden eine Ausstellung (“Riss durchs Leben”), die seit dem 4.Dezember 2012 eine dauerhafte Heimat im Ganztagsgymnasium Johannes Rau gefunden hat, eine DVD und ein Buch über die Besuche des LVR in der Ukraine. Eine Internetseite über die Ausstellung “Riss durchs Leben” ist Anfang Dezember 2012 online gegangen.
Zwei weitere Besuchsgruppen aus der Ukraine kamen im Juni 2009 und September 2010 nach Wuppertal und zur Klinik. In der Folge entstand zwischen dem Ganztagsgymnasium Johannes Rau und der Schule Nr. 10 in Chmelnyzkyj eine Partnerschaft zur Erforschung der Zwangsarbeit im Rahmen des Jugendforschungsprojektes “Gestern ist heute nicht vorbei. Morgen vielleicht.”
Am 29. März 2006 wurde der Burgholztunnel eingeweiht, der vom Rutenbecker Bachtal zum Hahnerberg die A 46 an die L 418 anschließt.1 Im Juni des selben Jahres wurde oberhalb des Westportals von den Bürgervereinen Küllenhahn, Hahnerberg-Cronenfeld und vom Cronenberger Heimat- und Bürgerverein ein Gedenkstein zur Erinnerung an den Mineur Georgi Ivanov Dobrev aufgestellt. Der Bulgare gehörte zu den Arbeitern, die den Burgholztunnel bauten und verunglückte tödlich am 8.Mai 2003 bei Tunnelmeter 800. Bei einem LKW hatten sich auf der abschüssigen Baustraße im Tunnel die Bremsen gelöst und durch das führerlose Fahrzeug wurde der 23jährige am Abend des 8.Mai tödlich verletzt. Er wurde in seiner Heimat beigesetzt.
Der Gedenkstein für Gerogi Ivanov Dobrev.
Am 24.Juni 2006 berichtete die WZ von den letzten Vorbereitungen des Gedenksteins. Dieser besteht aus zwei Tonnen bergischer Grauwacke und stammt aus dem Abraum des Tunnelbaus. Steinmetzmeister Bernd Kaiser sorgte für die Verankerung der Bronzetafel, auf der folgende Inschrift zu sehen ist:2
Die Gedenktafel.
“Zum Gedenken an
Mineur
Georgi Ivanov Dobrev
+ 8.Mai 2003
Die Bürgervereine
Küllenhahn — Hahnerberg — Cronenberg”
Die Arbeitsgemeinschaft Tunnel Burgholz stellte eine Bank am Gedenkstein auf.
Am 25. März 2006 wurde neben dem Ronsdorfer Schwimmbad ein Denkmal enthüllt, das an den Ronsdorfer Stadtbahnhof erinnert. Bis dahin war nur die Straße und die Haltestelle “Am Stadtbahnhof” als Spur dieser Verkehrsanlage übrig geblieben. Bürgermeisterin Sylvia Kraut, der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins Alexander Schmidt und Bezirksvorsteher Lothar Nägelkrämer enthüllte zunächst die Straßenbahnachse und anschließend die zugehörige Tafel. Ebenfalls anwesend waren die Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins, Dr. Leckebusch, vom Stadtverband der Bürger- und Bezirksvereine, Dr. Baumann, von den Bergischen Museumbahnen die Herren Schumann und Beiersmann und von den WSW Herr Cappel.1 Den Bergischen Museumsbahnen dankte Alexander Schmidt für die Spende einer Straßenbahnachse, den WSW für die Aufarbeitung derselben, der Bezirksvertretung für die finanzielle Unterstützung und der Firma Schuchhardt für die Herstellung von Sockel und Fundament.2
Ein großzügige Erinnerungstafel erklärt dem Betrachter die Geschichte des Ortes.
Vor der Denkmaleinweihung war Wolfgang Hellmig mit vielen der ca.100 Anwesenden von der ehemaligen Haltestelle Wasserturm durch die Ronsdorfer Anlagen über den Kaiserplatz und durch den Ascheweg zum Stadtbahnhof gewandert. Mit von der Partie war Theo Benninghoven, der an vielen Stellen des Weges Anekdoten erzählen konnte. Nach der Einweihung erzählte dann Winfried Arenz, ehemaliger Bezirksvorsteher, der lange Jahre im Verwaltungsgebäude der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn gewohnt hatte, von den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs, bei dem der Stadtbahnhof verschont geblieben war und von den Entscheidungsprozessen, die zum Denkmal in der heute bestehenden Form geführt hatten. So musste zum Beispiel das Aufstellen einer Lokomotive oder von Güterwaggons auf Meterspur-Rollwagen aus Sicherheitsgründen und wegen hoher Folgekosten verworfen werden. Auch die Idee eines Modells der Anlage, das im Kassenraum des Stadtbades aufgestellt werden sollte, wurde wegen fehlender Transparenz und den Öffnungszeiten verworfen.3 Neben Winfried gehörten auch das Ehepaar Lenz und Helmut Schünemann zu den Initiatoren des Denkmals.4 Abschließend hielt Günther Konrad einen Dia-Vortrag in den Räumen der Freiwilligen Feuerwehr in der Fachschule.5
Am Tag der Einweihung wurde von den Anwesenden direkt ein Fehler in der oben stehenden Zeichnung erkannt: Die Lok stand im Fahrbetrieb grundsätzlich mit Schornstein bergwärts, also genau anders herum.
Der Stadtbahnhof war die Zentrale des Güterverkehrs der Ronsdorf-Müngstener-Eisenbahn, die auf meterspurigem Gleis ab 1891 den Staatsbahnhof Ronsdorf (deswegen die Unterscheidung zum “Stadtbahnhof”), den Toelleturm auf Lichtscheid und das Morsbachtal bis Müngsten verband und für die zahlreichen Firmen, Hämmer und Kotten entlang des Morsbaches den Verkehr besorgte.6Der Weg vom Stadtbahnhof zum heute noch bestehenden (Staats-)Bahnhof führte über Ascheweg, In der Krim, kreuzte die Erbschlöer Straße und ging dann weiter über die Straßen Am Kraftwerk, Geranienstraße, Lüttringhauser Straße und Nibelungenstraße.
Zum Toelleturm existierte ein Ringverkehr. In Richtung Lichtscheid gelangte man über die Remscheider Straße, am Markt vorbei, über Elias-Eller- und Staubenthaler Straße nach Lichtscheid, von dort führte der Weg am Wasserturm vorbei durch die Ronsdorfer Anlagen, über den Kaiserplatz, die Straße in der Krim mithilfe einer Brücke überquerend zum Ascheweg. Vom Stadtbahnhof nach Müngsten ging es über die Remscheider Straße durch die Ortschaften Hütte und Graben nach Remscheid, dort durch Halbach, Stollen und Clarenbach auf die Morsbachtalstraße. 15,6 Kilometer war die Strecke lang, überwand 186 Höhenmeter und besaß 20 Haltestellen für den Personenverkehr.7 1908 wurde für den Personenverkehr die Strecke von Müngsten hinauf nach Solingen-Krahenhöhe verlängert. Die dort fahrende Straßenbahn rentierte sich aber nicht und wurde bereits 1917 eingestellt.8
Eine schematische Darstellung des Bedienungsgebiets ist auf der Tafel angebracht.
Diese Strecke so weit ab von den Bewohnern Ronsdorfs, Remscheids, Cronenbergs und Solingens ist eine typische für die Zeit der Industrialisierung. Sie baute auf den Güterverkehr und schaffte die dringend benötige Kohle für die neuen Dampfmaschinen heran und transportierte die durch die maschinelle Produktion immer größer werdenden Warenmengen ab. Neben den genannten Städten beteiligten sich auch Lüttringhausen und 25 Privataktionäre an der Gründung der RME im Jahr 1887. Eine Million Mark kostete der Bau, doppelt so viel wie veranschlagt (früher war eben nicht alles besser). Im Volksmund bekam sie dafür den Spitznamen Millionenbahn. Der wirtschaftlich erwartete Erfolg blieb aus, dafür konnte der Personenverkehr doppelt soviel erwirtschaften — Dank des Publikumsmagneten Müngstener Brücke. Im Jahr 1902 wurde die Strecke von der Barmer Bergbahn übernommen (bereits zwei Jahre zuvor hatte die Westdeutsche Kleinbahn AG die RME gekauft) und elektrifiziert. Zwischen 1917 und 1921 musste der Personenverkehr zwischen Clarenbach und Müngsten eingestellt werden.9
Der Zustand um 1950. Gut sind die Rollwagen zu erkennen.
Nachdem das Stückgut lange Jahre mühsam von Hand aus den Güterwagen der Staatsbahn in Güterwagen der RME umgeladen werden musste, da die Staatsbahn auf Normalspur unterwegs war (und bis heute ist), kam man 1932 auf die Idee, einfach die Güterwagen auf Rollwagen zu verladen, sodass diese auf der Meterspur transportiert werden konnten.10 Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte der endgültige Niedergang der Bahn. Ab 1951 fuhr auf den zerschlissenen Gleisen nur noch ein Güterzug pro Tag, mit dem Busverkehr, dem LKW und dem Ende der Barmer Bergbahn kam der letzte Betriebstag am 30. August 1959. Mitte der 1960er Jahre wurden die Gebäude und Betriebseinrichtungen abgerissen und das Stadtbad wurde an der Stelle errichtet.
Noch einmal die komplette Tafel.
Die Chronik der Tafel führt auf:
Linke Seite: (Auf eine Wiedergabe des Layouts wird verzichtet.)
“1887 Gründung der Ronsdorf-Müngstener- Eisenbahn-Aktiengesellschaft. Festgesetztes Grundkapital von 500 000 Mark Aktionäre: die Stadtgemeinden Cronenberg Lüttringhausen, Remscheid, Ronsdorf und Solingen sowie 25 Privataktionäre.
1888 Beschluß des Ronsdorfer Stadtrates über eine Beteiligung von 180 00 Mark 1889 Erteilung der Konzession. 1890 Baubeginn 1891 Im Mai Eröffnung der Teilstrecke von Ronsdorf Stadtbahnhof nach Ronsdorf Staatsbahnhof (1,56 km). 1891 Im November Eröffnung der Strecke von Ronsdorf Stadtbahnhof nach Clarenbach (4,62 km) 1894 Erweiterung der Strecke von Ascheweg bis Toelleturm. 1902 Übernahme der R.M.E A.G durch die Barmer Bergbahn AG.
Rechte Seite: 1902 Erweiterung der Strecke von Clarenbach nach Remscheid Schöne Aussicht. Einbau eines Gleisbogens an der Fachschule und Aufnahme des Ringverkehrs (Waldstrecke Kaiserplatz, Stadtbahnhof, Fachschule, Markt, Elias-Eller-Straße, Staubenthaler Straße, Jägerhof). 1903 Elektrifizierung aller Streckenabschnitte. 1903 Letzte Dampfzugfahrt von Ronsdorf nach Müngsten. 1908 Erweiterung der Strecke von Müngsten nach Solingen Krahenhöhe mit Anschluß nach Schloß Burg an der Wupper. 1932 Einführung des Rollwagens zum Transport von Normalspurwagen auf der Meterspur 1940 Vereinigung der Wuppertaler Verkehrsbetriebe zur Wuppertaler Bahnen AG. 1944 Stufenweise Stilllegung der Strecke von Müngsten bis Clarenbach 1959 Umstellung des Schienenverkehrs auf Autobus und O‑Bus.”
Das Denkmal
Wer die Spuren der Ronsdorf-Müngstener-Eisenbahn entdecken möchte, ist bei Tramtracks.de gut aufgehoben.
Irgendwann am Anfang des Jahres 20061, das Datum oder der Monat konnte von den Beteiligten bislang nicht ermittelt werden, wurde auf dem Vorplatz der Herz-Jesu-Kirche in Unterbarmen eine Stele zur Erinnerung an Hubert Pfeiffer aufgestellt. Anlass dafür war ein Artikel in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Gemeinde im Jahr 2003, in dem an den Organisten und Kantor der Gemeinde erinnert wurde. Der Pfarrgemeinderat entschloss sich daraufhin, dem “Musikant Gottes” eine sichtbare Ehrung zu stiften.2
Hubert-Pfeiffer-Stele.
Hubert Pfeiffer wurde am 14.Oktober 1891 in der Bendahler Straße Nr.2 geboren. Kurz nach der Geburt verlor er seine Sehfähigkeit, entwickelte aber schon in seiner Jugend mit Hilfe einer Zitter sein musikalisches Talent. Zunächst erhielt er Privatunterricht, später besuchte er die Blindenschule in Düren, die er mit 18 Jahren abschloss. Zwei Jahre später bestand er die Organisten- und Chorleiterprüfung. Da er keine einzige Note schreiben und lesen konnte, entwickelte er ein phänomenales musikalisches Gedächtnis und konnte beispielsweise ein Fuge von Johann Sebastian Bach nach einmaligem Hören fehlerfrei wiedergeben.
Von 1911–1914 studierte am Elberfelder Konservatorium Potthof-Zimmermann, anschließend arbeitete er als Privatmusiklehrer, Komponist und gab Konzerte. Besonders gern spielte er Orgel, Klavier und Cello. Bei der Niederschrift seiner Kompositionen half ihm der mit der Familie Pfeiffer befreundete Generalmusikdirektor Franz von Hosselin. Von 1922 bis 1926 wirkte er als Organist und Kantor an der Unterbarmer Kirche Herz-Jesu und schuf Musik für Messen, Violine und Klavier, Orgel, Orgel und Blechbläser, Klarinette, Motetten und Antiphone, sowie Klaviersonaten. Hubert Pfeiffer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Beethoven Preis und den Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste. Am Ersten Weihnachtstag des Jahres 1932 starb er an einer Blutvergiftung.3
“Zur Erinnerung an
den blinden Wuppertaler
Künstler, Musik- und
KompositionslehrerHubert Pfeiffer
1891–1931von 1922–1926
Kantor und Organist
unserer Gemeinde
Herz-Jesu”
Auf der Rückseite der Steele stehen in Blindenschrift der Name und die Lebensdaten des Musikers. 5
Die Einweihung der Stele ist nach der Fertigstellung der Neugestaltung des Kirchplatzes geplant, die nach der Sanierung der Kirche in diesem Jahr in Angriff genommen werden soll.6 Hubert Pfeiffer wurde auf dem kath.Friedhof an der Liebigstraße begraben, wo heute noch sein Grab zu finden ist. Außerdem benannte die Stadt Wuppertal eine Straße und einen Platz im Komponistenviertel im Barmer Süden nach ihm.
Vielen Dank an den Mitinitiator der Stele, Helmut Frink, für die Hilfe bei der Recherche.
Das Denkmal für die Barmer Bergbahn in den Barmer Anlagen.
1,6 Kilometer Strecke, bis zu 16,8 Prozent Steigung, 12 Minuten Fahrzeit und 65 Dienstjahre, das sind, in Zahlen gefasst, die Leistungsdaten der Barmer Bergbahn, die seit dem 16.April 1894 die Barmer Innenstadt mit dem Toelleturm verband, als erste zweigleisige, elektrisch betriebene Zahnradbahn der Welt. Am 4.Juli 1959 wurde sie stillgelegt, da sie den Stadtvätern zu teuer wurde und man viel hätte investieren müssen, um die Strecke und Fahrzeuge zu sanieren. Am 22.Oktober 1984 wurde ein Stück der Bergbahn wieder in Dienst gestellt: Die Barmer Ersatzkasse stiftete aus Anlass ihres 100jährigsten Geburtstags und des 50jährigen Bestehens der Pensionskasse ein Denkmal. Dafür stellte man in den Barmer Anlagen gegenüber der BEK-Verwaltung auf einem aufgepflastertern, mit Kies gefülltem Fundament ein altes Gleistsück mit Zahnstange auf, die beim Ausbau aus dem Straßenpflaster der Straße “An der Bergbahn” sichergestellt wurde. Darauf montierte man einen Radsatz und einen Zahnkranz der Stuttgarter Zahnradbahn “Zacke”, da von der Barmer Bergbahn nichts übrig geblieben ist. Der Ideengeber war Heinz Reistenbach, gestaltet hat das Denkmal der Architekt Max R. Wenner.1
Die Inschrifttafel erklärt:
“1894 Die Bergbahn 1959
Zur Erinnerung gestiftet von der Pensionskasse für
die Angestellten der Barmer Ersatzkasse anlässlich
des 50-jährigen Bestehens der Pensionskasse und des
100-jährigen der Barmer Ersatzkasse November 1984
Idee-Gestaltung: Heinz Reistenbach — Architekt Max R. Wenner”
2006/2007 wurde das Denkmal um einige Meter nach Westen versetzt und steht heute genau auf der Trasse der Barmer Bergbahn2. Historische Bilder der Bergbahn gibt es auf bahnen-wuppertal.de