1914 stifteten Mitglieder des Barmer Verschönerungsvereins, dem Träger der Barmer Anlagen, ihrem Verein ein Alpinium. Der Alpengarten wurde von Gartenarchitekt Artur Stüting im Fischertal angelegt und diente unter anderem als Schulgarten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Alpinium nicht mehr gepflegt und überwucherte. Zum 150. Jubiläum des BVV wurde das Alpinium wiederentdeckt und von der Barmer Sektion des Deutschen Alpenvereins und der Ronsdorfer Jugendfeuerwehr rekultiviert. Am 14. Juni 2014 wurde der Garten erneut eingeweiht und eine Gedenktafel aufgestellt.1 Angeregt wurde die Restaurierung und Gedenktafel von Klaus-Günther Conrads.2 Eindrucksvolle Vorher-Nachher-Bilder gibt es auf wuppertals-gruene-anlagen.de
Einen Halbmarathon und einen Zehn-Kilometer-Lauf bietet die Laufveranstaltung „Zuckerspiel“ im Burgholz jedes Jahr im Frühjahr an – und ist genau das nicht, ein Zuckerspiel. Am 6. April 2013 verstarb Volker Schultheiß, ein erfahrener Läufer auf der Distanz, im Krankenhaus am Arrenberg, nachdem er während des Halbmarathons zusammengebrochen war.1 Dem 56jährigen Mann aus Kerpen setzten die Veranstalter am Unglücksort im April 2014 einen Gedenkstein.2
Im Dezember 2000 stellte man im Rathaus Barmen die Skulptur „Das zerbrochene Herz“ auf, mit der die 2012 verstorbene Wuppertaler Bildhauerin Ulle Hees an die Dichterin Else Lasker-Schüler erinnerte. Das zerbrochene Herz symbolisiert die drei Begriffe Trauer, Exil und Poesie, die das Wesen und Leben Else Lasker-Schülers beschreiben. Sie mahnt vor der von Nationalsozialisten verordneten Wortlosigkeit durch erzwungene Emigration und Bücherverbrennung, erinnert an das literarische Schaffen Lasker-Schülers, ihre Wegbegleiter und ihre Kindheit in Elberfeld. Die 1,65 m hohe Stele wurde der Stadt Wuppertal vom Ronsdorfer Unternehmer Enno Springmann gestiftet. Nachdem sie zunächst im Eingang des Barmer Rathauses eine Heimat gefunden hatte, sollte sie zur Spielzeit 2001/2002 ins Schauspielhaus umziehen.1
Auf den Herzteilen finden sich Wort und Motive aus Lasker-Schülers Werken.
Im Juni 2014 zog die Skulptur dann vom Opernhaus in das Rathaus Elberfeld. Enno Springmann hatte darum gebeten, da er der Meinung war, dass im Opernhaus zu wenig Betrachter „Das zerbrochen Herz“ sehen konnten. Nun steht sie auf dem ersten Treppenabsatz gegenüber dem Haupteingang.2
Die Inschrift
Das zerbrochene Herz
Bronze-Stele von Ulle Hees
zur Erinnerung an die Dichterin Else Lasker Schüler
Geb. 1869 in Wuppertal, Gest. 1945 in Jerusalem
Geschenk der Enno- und Christa Springmann-Stiftung
an die Stadt Wuppertal, Dezember 2000
An der A1 in Gateshead im Norden Englands steht die Skulptur Angel of the North von Antony Gormley. Die 20 Meter hohe und 54 breite Skulptur eines umarmenden Engels ist eine Attraktion am Tyne. In Wuppertal, hoch oben über dem Tal der Wupper, auf Lichtscheid, steht seit dem 9. Mai 2014 eine kleine, mit Erlaubnis von Gomley angefertigte Replik im Maßstab 1:10 im Vorgarten eines Hauses. Lutz Bürger machte sie seiner Frau Michelle, einer gebürtigen Engländerin, zum Geschenk.1
Vor dem 21. Juli 2014 weihte der Barmer Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke von der CDU zusammen mit dem Geschäftsführer der Junior Uni, Ernst-Andreas Ziegler, eine Denkmalgruppe ein, die aus Teilen eines alten Fabrikgebäudes einer Barmer Färberei besteht. Drei Metallsäulen, die die Kellerdecke trugen, eine Backsteinwand und das Fundament des Schornstein sind alles, was von dem Gebäude aus den 1860er Jahren übrig geblieben ist, an dessen Stelle nun der farbenfrohe Neubau der Junior-Uni steht. Die Denkmalgruppe wurde von den Architekten des Neubaus, Hans Christoph Gödeking und Johannes Niedworok entworfen und wird komplettiert von einem alten Fenster, dass die Funktion einer Gedenktafel ausübt.1
Die neunteilige Gedenktafel.
Die Inschrift erklärt:
„Die Wuppertaler Junior Uni für das
Bergische Land steht in der großen Tradition
von Forschergeist, Unternehmermut und
hervoragender Fachkräftekompetenz –
über Jahrhunderte.An dieser Stelle wurden Farben für die
Textilindustrie hergestellt.
Daran erinnerte bis zum Jahre 2010 eine
völlig heruntergekommene Industrieruine.
Beim Abriss wurden diese architektonischen
Merkzeichen für die Nachwelt gesichert:
dieser ursprünglich neungeteilte
Fensterrahmen, drei stählerne Stützen und
ein Ziegelmauerblock.“
Hans-Hermann Lücke, der das Denkmal einweihte, wurde dazu von der Junior Uni eingeladen, die sich für die Unterstützung der Barmer Bezirksvertretung bedanken wollte.
Vor dem 20. März 20141 wurde an der Wülfrather Straße an der Stützmauer zum Schulhof der Förderschule Hufschmiedstraße eine Gedenktafel angebracht, die an Hermann Steinacker erinnert. Der Anarchist wurde am 20. November 1870 in Oldenheim bei Karlsruhe geboren, machte eine Ausbildung zum Schneider und schloss sich der SPD an. 1910 führte ihn die politische Polizei in Berlin im Anarchisten-Verzeichnis auf, er hatte sich also von der SPD getrennt. Anarchisten wurden im Kaiserreich sowohl von der Polizei überwacht und bekämpft, von der SPD und Gewerkschaften als Feinde behandelt. Die radikalen Elberfelder Pazifisten wurden mit Beginn des Ersten Weltkriegs inhaftiert, Steinacker kam erst im März 1916 frei – und wurde prompt zum Militärdienst eingezogen. In den Dynamiken des Kriegsendes und der Revolution wuchs die Freie Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) 1200 Mitglieder, deren Zahl aber ab 1923 wieder schrumpfte und 1933 nur noch 40 Mitglieder zählte.
Hermann Steinacker besaß eine Schneiderstube in der Paradestraße und war eine bedeutende Figur der FAUD im Wuppertal und Mentor der anarchistischen Kinder- und Jugendgruppen. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatten, organisierte er den anarchosyndikalistischen Widerstand in Wuppertal. Im Oktober 1934 wurde er von der Gestapo verhaftet und zu einem Jahr und neun Monaten Haft verurteilt, die er in der JVA Lüttringhausen verbrachte. Nach seiner Entlassung sammelte er Gelder zur Unterstützung der Volksfrontregierung im Spanischen Bürgerkrieg. Im Februar 1937, acht Monate nach seiner Entlassung, flog das Netzwerk der Anarcho-Syndikalisten im Rheinland auf und Steinacker wurde erneut verhaftet. Im Januar 1938 wurde er mit 88 weiteren Angeklagten vor dem Hammer Oberlandesgericht verurteilt und erhielt eine der Höchststrafen, 10 Jahre Haft, die er zum Großteil im Zuchthaus in Münster verbrachte. Folter und Haft schwächten ihn, sodass er von Mithäftlingen von seiner Zelle in den Arbeitssaal getragen werden musste. Eines Tages schlief er während der Arbeit dort ein und wurde wegen Arbeitsunfähigkeit im Januar 1944 in das KZ Mauthausen deportiert. Als Arbeitsunfähiger wurde er als unwertes Leben in der Weltanschauung der Nationalsozialisten angesehen und am 14. April 1944 mittels einer Spritze mit Kupfervitriol ermordet. Die Gestapo übergab seiner Tochter anschließend seine blutverschmierte Brille. 2
Die Gedenktafel erklärt unter einem nicht näher bezeichneten Foto:
„Hermann Steinacker (20.11.1878 – 14.04.1944)
Überzeugter Gegner des 1. Weltkrieges,
zentrale Figur der anarchosyndikalistischen Bewegeung in
der Weimarer Republik, Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur.
Steinacker wurde 1944 durch die Nazis im
Konzentrationslager Mauthausen ermordet.
Hier an dieser Stelle stand das Haus in dem er lebte.
Am 25. Februar 2014 jährte sich zum 80. Mal der Todestag Otto Böhnes, das Antifa-Café Wuppertal nahm dies zum Anlass an den Wuppertaler Stadtverordneten zu erinnern.1 Möglicherweise in diesem Zusammenhang brachte man am Otto-Böhne-Platz in der Nordstadt eine Gedenktafel an, am 20. März 2014 sprach man bereits von einer kürzlich angebrachten Gedenktafel.2
Die Gedenktafel.
Die Gedenktafel aus einfachem Kunststoff zeigt eine Fotografie Otto Böhnes. Die Inschrift lautet:
„Otto Böhne (4.1.1898 – 25.2.1934)
Widerstandskämpfer und Kommunist
Otto Böhne starb im Krankenhaus in Papenburg an den Folgen
grauenhafter Misshandlungen, die ihm im KZ Kemna und im
KZ Börgermoor zugefügt wurden.
Böhne wohnte in der Wirkerstrasse 37 auf dem Elberfelder Ölberg.
Er war Nachwuchsleiter und Stadtverordneter der KPD.
Nichts und Niemand ist vergessen!“
Der am 4. Dezember 1897 geborene Otto Böhne kam aus Elberfeld und hatte fünf Geschwister. Er erlernte den Beruf des Schlossers und kämpfte im Ersten Weltkrieg. Anschließend arbeitete er bei Quante und schloss sich der KPD an, wo er es zum Organisationssekretär brachte. Noch im März 1933 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. Nachdem er bereits im April 1933 von den Nationalsozialisten in Schutzhaft genommen worden war, wurde er im Juli 1933 in seiner Wohnung in der Wirkerstraße 37 verhaftet, vor den Augen seiner 13jährigen Tochter misshandelt und in das KZ Kemna gebracht. Als Kommunist wurde er in der Kemna grausam gefoltert und schwer misshandelt. Mit letzten Kräften überstand er nach der Auflösung des KZs Kemna den Transport ins KZ Börgermoor. Am 25. Februar 1934 erlag er im Krankenhaus von Papenburg seinen Verletzungen. Er wurde in seiner Wohnung zwei Tage aufgebahrt und anschließend auf dem Ronsdorfer Kommunalfriedhof bestattet. 3
Der Otto-Böhne-Platz wurde am 21. Juni 1988 nach dem Widerstandskämpfer benannt. (Wolfgang Stock, Wuppertaler Straßennamen, Essen 2002, S. 293.)
Am 15. Juni 2014 rollte zum zweiten Mal der Engel der Kulturen durch Wuppertal.1 Die Skulptur zeigt die Symbole der drei Weltreligionen: Kreuz, Davidstern und Halbmond und wirbt für Toleranz. Je nach Blickwinkel kann der Betrachter auch eine Engels-Silhouette erkennen. Nachdem bereits 2010 am Haspel ein Engel der Kulturen Teil des Projekts des Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten wurde, kam es 2014 zu einem erneuten Projekt in Wuppertal. Dabei wird zunächst eine vergrößerte Version der Skulptur durch eine Stadt gerollt und macht Station an Gotteshäusern der Religionen. Anschließend wird die Bodenintarsie nach einem festen Muster in den Boden eingebracht und an Ort und Stelle aus einer Stahlplatte eine weitere Bodenintarsie erstellt, die dann in einer anderen Stadt verwendet wird. Mit den aus der Mitte der Stahlplatte ausgebrannten Engeln soll eines Tages eine Skulptur in Jerusalem errichtet werden.2
Am 8.6.2014 wurde diese Intarsie in Köln bei einer Engel der Kulturen-Verlegung erstellt.
Während man 2010 durch Barmen zog, ging es nun mit der 1,50 m hohen rollenden Skulptur durch den Elberfelder Norden, von der evangelischen Philippuskirche an der Kohlstraße über die St. Michael-Schule und die katholische Kirche St. Michael bis zum Zentrum für Kinder und Jugendliche am Röttgen. Hier wurde auch die Intarsie im Boden versenkt.3 Eine islamische oder jüdische Station war nicht Teil des Weges, aber Vertreter der jüdischen Gemeinde und der DITIB-Moschee nahmen an der Prozession teil.4
Die in Wuppertal entstandene Intarsie fand ihren Platz in Paderborn.
Zum dritten Mal seit 1958 gedachte die Stadt Wuppertal vor wenigen Tagen ihrem großen Sohn Friedrich Engels. Und zum dritten Mal ist es der gleiche Ort, der Engelsgarten, in dem bereits ein Gedenkstein (1958) und eine Skulptur (1981) an den Philosophen und Kompagnon von Karl Marx erinnern. Natürlich ist dies kein Zufall, stand dort, neben dem Opernhaus, doch bis zu seiner Zerstörung das Geburtshaus Engels‘ und dort steht heute das Engels-Haus, das Verwandten gehörte und den Krieg überlebte. Doch genau genommen ist es gar nicht die Stadt Wuppertal, die erinnert und gedenkt, es ist die ungleich größere Volksrepublik China, die der Stadt dieses monumentale Geschenk gemacht hat. Friedrich Engels ist in der kommunistischen Volksrepublik bis heute ein Held und als Ma Kai, Mitglied des Zentralkomittees der Kommunistischen Partei Chinas und stellvertretender Ministerpräsident, am 28. November 2010 zu Gast im Historischen Zentrum war, wurde der erste Kontakt geknüpft und die Idee geboren.
„Aus spontaner Dankbarkeit stiftete er in Anerkennung der Leistungen der Stadt Wuppertal zur Würdigung des Lebenswerkes des großen Nationalökonomen und Philosophen und Sohnes der Stadt Barmen, Friedrich Engels, als Geschenk des chinesischen Volkes an die Wuppertalerinnen und Wuppertaler ein Denkmal in Form einer Skulptur“, heißt es in der Ratsvorlage.
Als Künstler wurde Prof. Chenggang Zeng, Direktor des chinesischen Skulptureninstituts, beauftragt. Im Oktober 2011 besuchte Zeng Wuppertal, im April machte Museumsdirektor Dr. Illner im Atelier in Peking einen Gegenbesuch und diskutierte mit dem Künstler verschiedene Entwürfe.
Die wuchtige Darstellung Engels.
„Es kristallisierte sich ein Entwurf heraus, der Friedrich Engels sehr zurückgenommen und in natürlicher Haltung und Dimensionierung in fortgeschrittenem Alter, als sinnierenden Philosophen darstellt. Der Entwurf unterscheidet sich wohltuend von den bekannten Darstellungen im Stile des „sozialistischen Realismus“ und stellt eine gelungene Synthese von figuraler Darstellung und künstlerischer Interpretation dar.“
Allerdings hätte Museumsdirektor Illner Engels lieber als jungen Revolutionär dargestellt gesehen, so wie das Wuppertal ihn auch erlebt hatte, bevor er sein Exil in England antrat.1Die Maße der 868 Kilogramm schweren Skulptur lauten: Höhe 3,85m, Breite 1,18m, Tiefe 1,12m, Sockel: 40 cm hoch.2 Der Grund für die Überlebensgröße liegt übrigens in der Skulptur Die Starke Linke, denn die figürliche Darstellung Engels sollte genauso groß sein.3 Am 6. November 2013 stimmte der Kulturausschuss der Stadt Wuppertal dem Vorhaben zu (je eine Enthaltung bei Vertretern der FDP, Grüne und SPD)4, am 18. November folgte der Rat diesem Votum (gegen die Stimme der NPD und mit zwei Enthaltungen). 5
Engels denkt
Am 11. Juni 2014 wurde die Skulptur von Oberbürgermeister Peter Jung in Anwesenheit von Botschafter Shi Mingde, Prof. Zeng und zahlreichen Bürgern eingeweiht. Im Anschluss gab es ein öffentliches Chinesisch-Deutsches Kulturfest und der Botschafter trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. 67 In seinem Blog erklärte der Oberbürgermeister:
„Das Denkmal erlaubt eine besondere Erinnerung an den großen, weltweit gesehen wohl berühmtesten Sohn unserer Stadt, hat in der Ausgestaltung trotz seiner Größe allerdings nichts gemein mit einer plakativen „Heiligenverehrung“ – sondern animiert tatsächlich zu einer
differenzierten Betrachtungsweise: Die Statue zeigt Friedrich Engels in
fortgeschrittenem Alter, nachdenklich, sinnierend, in sich gekehrt und
weist in der künstlerischen Ausgestaltung auch Spuren der Vergänglichkeit auf. Engels steht dabei auf einem kleinen Podest und eben nicht auf einem Sockel, von dem er sozusagen – nachdenkend, reflektierend – heruntergehoben wurde.“8
Zur Einweihung siehe auch den Gastbeitrag vom Augen- und Ohrenzeugen Christopher Reinbothe.
Auf dem Sockel, das also nun Podest heißt, steht auf der Vorderseite in Deutsch und Chinesisch schlecht lesbar:
Ausschnitt der Inschrift.
„Die Arbeit ist die Quelle alles Reichthums, sagen die politischen
Oekonomen. Sie ist dies – neben der Natur, die ihr den Stoff liefert,
den sie in Reichthum verwandelt. Aber sie ist noch unendlich mehr als
dies. Sie ist die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und
zwar in einem solchen Grade, dass wir in gewissem Sinn sagen müssen: sie hat den Menschen selbst geschaffen (Dialektik der Natur)“
Auf der Rückseite ebenfalls zweisprachig:
„Geschenk der Volksrepublik China aus Anlass des Besuchs einer Delegation der chinesischen Regierung im Engels-Haus am 28. November 2010. Ein Werk des Präsidenten des Chinesischen Instituts für Bildhauerkunst, Professor Zeng Chenggang, errichtet von der Botschaft der Volksrepublik China in Berlin am 11. Juni 2014“
Das Medieninteresse war sehr groß, unter anderem berichteten die WELT, der Spiegel, der WDR, die BILD, der Deutschlandfunk, 3sat, der FAZ und auch das ZDF. Festgestellt wird hierbei auch, dass für die Stadt Wuppertal vor allem die Aussicht auf zahlende chinesische Touristen und enge Wirtschaftsbeziehung zum fernöstlichen Staat das Motiv der Annahme der Schenkung waren und weniger die Person, die nun doch wieder auf einem Sockel steht, als alter, weiser Mann. Was Friedrich Engels wohl dazu sagen würde?
Eine sehr zu empfehlende Biografie über Friedrich Engels erschien 2012 und wurde vom englischen Historiker Tristam Hunt verfasst.
Am 30. Mai 2014 wurde vor der Volkshochschule in der Auer Schulstraße von Oberbürgermeister Peter Jung ein Denkmal eingeweiht, das Helene Stöcker gewidmet ist. Eine eher unbekannte Person wird hier sichtbar gemacht – im Gegensatz zu Husch-Husch oder Friedrich Engels, die ebenfalls in Bronze gegossen nun im Stadtbild ihren Platz erhalten haben.1
Dr. Helene Stöcker.
Am 13. November 1869 wurde Helene Stöcker in Elberfeld geboren, ihre Eltern waren der Textilfabrikant Ludwig Stöcker und seiner Frau Hulda. Von 1879 bis 1889 besuchte sie die städtische Höhere-Töchter-Schule, ab 1892 absolvierte sie ein Lehrerinnenseminar in Berlin und trat dort der Deutschen Friedensgesellschaft bei, die von Bertha von Suttner gegründet worden war. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Lehrerinnenseminar veröffentlichte sie 1893 ihren ersten Aufsatz und entwickelte das Leitbild einer selbstbewußten, wirtschaftlich unabhängigen und dem Mann in keiner Weise untergeordneten Frau. 1896 begann sie, nachdem dies nun möglich war, ein Studium der Literaturgeschichte, Philosophie und Nationalökonomie und gründete den „Verein Studierender Frauen“. Ihr Studium beendete sie nach einer Zwischenstation in Glasgow 1898/99 im Jahr 1901 an der Universität Bern mit der Promotion.
Am 5. Januar 1905 gründete Dr. Helene Stöcker mit Vertreterinnen der proletarischen Frauenbewegung den „Bund für Mutterschutz und Sexualreform“, mit dem Ziel Vorurteile gegenüber ledigen Müttern und deren Kindern abzubauen. Im selben Jahr lernte sie den Berliner Rechtsanwalt Bruno Springer kennen und lebte mit ihm bis zu seinem Tode 1931 zusammen – ohne ihn zu heiraten. In der Zeitschrift „Die neue Generation“ (bis 1908 noch unter dem Namen „Mutterschutz“), die sie ab 1905 heraus gab, plädierte sie für ihre „neuen Ethik der Liebe“, deren Grundlage das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper und ihre Sexualität bildet. Die Liebe und nicht die Ehe stellte ihrer Ansicht nach die einzig legitime Basis jeder sexuellen Beziehung dar. Im Ersten Weltkrieg wurde Helene Stöcker zur radikalen Pazifistin. In der Weimarer Republik war sie Mitglied zahlreicher Verbände und Vereinigungen, die sich für Frieden und Frauenrechte einsetzten. 1933 emigrierte sie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Zürich. Die Nationalsozialisten erkannten ihr die Staatsbürgerschaft ab und zerstörten ihre zurückgelassenen Manuskriptkisten. Via Schweden und die Sowjetunion wanderte Stöcker 1940/1941 in die USA aus und arbeitete dort an ihrer Autobiographie. Sie starb vor deren Vollendung am 23. Februar 1943 in New York.2
Das Denkmal
Die Skulptur geht auf einen Entwurf der bekannten, 2012 verstorbenen Wuppertaler Bildhauerin Ulle Hees zurück, die zahlreiche Denkmäler in Wuppertal gestaltete. Ausgehend von einer Gipsskulptur Hees‘ schuf der Wuppertaler Bildhauer Frank Breidenbruch ein Tonmodell, sodass das Denkmal von der Gießerei Lotito in Köln gegossen werden konnte. Die Armin-T.-Wegner-Gesellschaft sammelte 50.000 €, um das Denkmal zu verwirklichen.3
Detail
Detail
Das Denkmal zeigt eine schmale Person, die sich auf Bücher stützt, von ihnen getragen oder gleichsam mit ihnen verwachsen, mit Doktorhut und verschiedenen Nischen und Details, die Helene Stöcker beschreiben zum Beispiel das Symbol des Pazifismus und der Frau.
Die Rückseite des Denkmals
Auf der Rückseite der Figur ist in einer kleinen Klappe auch ein Gruß an Ulle Hees versteckt, als Hommage an die Schöpferin des Denkmals.
Der Gruß an Ulle Hees.
Die in das Pflaster eingelassene Gedenktafel erklärt:
„Dr. Helene Stöcker
Philosophin der Liebe
Frauenrechtlerein
Sexualreformerin
Pazifistin
Stele von Ulle Hees und Frank Breidenbruch
Auf Initiative der Armin T. Wegner Gesellschaft e.V.
und
Geschichte Gestalten“