Denkmal für den Ronsdorfer Stadtbahnhof

Das Denk­mal am ehe­ma­li­gen Stadtbahnhof

Am 25. März 2006 wur­de neben dem Rons­dor­fer Schwimm­bad ein Denk­mal ent­hüllt, das an den Rons­dor­fer Stadt­bahn­hof erin­nert. Bis dahin war nur die Stra­ße und die Hal­te­stel­le “Am Stadt­bahn­hof” als Spur die­ser Ver­kehrs­an­la­ge übrig geblie­ben. Bür­ger­meis­te­rin Syl­via Kraut, der Vor­sit­zen­de des Hei­mat- und Bür­ger­ver­eins Alex­an­der Schmidt und Bezirks­vor­ste­her Lothar Nägel­krä­mer ent­hüll­te zunächst die Stra­ßen­bahn­ach­se und anschlie­ßend die zuge­hö­ri­ge Tafel. Eben­falls anwe­send waren die Vor­sit­zen­de des Ber­gi­schen Geschichts­ver­eins, Dr. Lecke­busch, vom Stadt­ver­band der Bür­ger- und Bezirks­ver­ei­ne, Dr. Bau­mann, von den Ber­gi­schen Muse­um­bah­nen die Her­ren Schu­mann und Bei­ers­mann und von den WSW Herr Cap­pel.1 Den Ber­gi­schen Muse­ums­bah­nen dank­te Alex­an­der Schmidt für die Spen­de einer Stra­ßen­bahn­ach­se, den WSW für die Auf­ar­bei­tung der­sel­ben, der Bezirks­ver­tre­tung für die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung und der Fir­ma Schuch­hardt für die Her­stel­lung von Sockel und Fun­da­ment.2


Ein groß­zü­gi­ge Erin­ne­rungs­ta­fel erklärt dem Betrach­ter die Geschich­te des Ortes.

Vor der Denk­mal­ein­wei­hung war Wolf­gang Hell­mig mit vie­len der ca.100 Anwe­sen­den von der ehe­ma­li­gen Hal­te­stel­le Was­ser­turm durch die Rons­dor­fer Anla­gen über den Kai­ser­platz und durch den Asche­weg zum Stadt­bahn­hof gewan­dert. Mit von der Par­tie war Theo Ben­ning­ho­ven, der an vie­len Stel­len des Weges Anek­do­ten erzäh­len konn­te. Nach der Ein­wei­hung erzähl­te dann Win­fried Arenz, ehe­ma­li­ger Bezirks­vor­ste­her, der lan­ge Jah­re im Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Rons­dorf-Müngs­te­ner Eisen­bahn gewohnt hat­te, von den Bom­ben­näch­ten des Zwei­ten Welt­kriegs, bei dem der Stadt­bahn­hof ver­schont geblie­ben war und von den Ent­schei­dungs­pro­zes­sen, die zum Denk­mal in der heu­te bestehen­den Form geführt hat­ten. So muss­te zum Bei­spiel das Auf­stel­len einer Loko­mo­ti­ve oder von Güter­wag­gons auf Meter­spur-Roll­wa­gen aus Sicher­heits­grün­den und wegen hoher Fol­ge­kos­ten ver­wor­fen wer­den. Auch die Idee eines Modells der Anla­ge, das im Kas­sen­raum des Stadt­ba­des auf­ge­stellt wer­den soll­te, wur­de wegen feh­len­der Trans­pa­renz und den Öff­nungs­zei­ten ver­wor­fen.3 Neben Win­fried gehör­ten auch das Ehe­paar Lenz und Hel­mut Schü­ne­mann zu den Initia­to­ren des Denk­mals.4 Abschlie­ßend hielt Gün­ther Kon­rad einen Dia-Vor­trag in den Räu­men der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr in der Fach­schu­le.5


Am Tag der Ein­wei­hung wur­de von den Anwe­sen­den direkt ein Feh­ler in der oben ste­hen­den Zeich­nung erkannt: Die Lok stand im Fahr­be­trieb grund­sätz­lich mit Schorn­stein berg­wärts, also genau anders herum.

Der Stadt­bahn­hof war die Zen­tra­le des Güter­ver­kehrs der Rons­dorf-Müngs­te­ner-Eisen­bahn, die auf meter­spu­ri­gem Gleis ab 1891 den Staats­bahn­hof Rons­dorf (des­we­gen die Unter­schei­dung zum “Stadt­bahn­hof”), den Toel­le­turm auf Licht­scheid und das Mors­bach­tal bis Müngs­ten ver­band und für die zahl­rei­chen Fir­men, Häm­mer und Kot­ten ent­lang des  Mors­ba­ches den Ver­kehr besorg­te.6Der Weg vom Stadt­bahn­hof zum heu­te noch bestehen­den (Staats-)Bahnhof führ­te über Asche­weg, In der Krim, kreuz­te die Erb­schlö­er Stra­ße und ging dann wei­ter über die Stra­ßen Am Kraft­werk, Gera­ni­en­stra­ße, Lüttring­hau­ser Stra­ße und Nibelungenstraße.
Zum Toel­le­turm exis­tier­te ein Ring­ver­kehr. In Rich­tung Licht­scheid gelang­te man über die Rem­schei­der Stra­ße, am Markt vor­bei, über Eli­as-Eller- und Stau­ben­tha­ler Stra­ße nach Licht­scheid, von dort führ­te der Weg am Was­ser­turm vor­bei durch die Rons­dor­fer Anla­gen, über den Kai­ser­platz, die Stra­ße in der Krim mit­hil­fe einer Brü­cke über­que­rend zum Asche­weg. Vom Stadt­bahn­hof nach Müngs­ten ging es über die Rem­schei­der Stra­ße durch die Ort­schaf­ten Hüt­te und Gra­ben nach Rem­scheid, dort durch Hal­bach, Stol­len und Cla­ren­bach auf die Mors­bach­tal­stra­ße. 15,6 Kilo­me­ter war die Stre­cke lang, über­wand 186 Höhen­me­ter und besaß 20 Hal­te­stel­len für den Per­so­nen­ver­kehr.7 1908 wur­de für den Per­so­nen­ver­kehr die Stre­cke von Müngs­ten hin­auf nach Solin­gen-Kra­hen­hö­he ver­län­gert. Die dort fah­ren­de Stra­ßen­bahn ren­tier­te sich aber nicht und wur­de bereits 1917 ein­ge­stellt.8


Eine sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung des Bedie­nungs­ge­biets ist auf der Tafel angebracht.

Die­se Stre­cke so weit ab von den Bewoh­nern Rons­dorfs, Rem­scheids, Cro­nen­bergs und Solin­gens ist eine typi­sche für die Zeit der Indus­tria­li­sie­rung. Sie bau­te auf den Güter­ver­kehr und schaff­te die drin­gend benö­ti­ge Koh­le für die neu­en Dampf­ma­schi­nen her­an und trans­por­tier­te die durch die maschi­nel­le Pro­duk­ti­on immer grö­ßer wer­den­den Waren­men­gen ab. Neben den genann­ten Städ­ten betei­lig­ten sich auch Lüttring­hau­sen und 25 Pri­vat­ak­tio­nä­re an der Grün­dung der RME im Jahr 1887. Eine Mil­li­on Mark kos­te­te der Bau, dop­pelt so viel wie ver­an­schlagt (frü­her war eben nicht alles bes­ser). Im Volks­mund bekam sie dafür den Spitz­na­men Mil­lio­nen­bahn. Der wirt­schaft­lich erwar­te­te Erfolg blieb aus, dafür konn­te der Per­so­nen­ver­kehr dop­pelt soviel erwirt­schaf­ten — Dank des Publi­kums­ma­gne­ten Müngs­te­ner Brü­cke. Im Jahr 1902 wur­de die Stre­cke von der Bar­mer Berg­bahn über­nom­men (bereits zwei Jah­re zuvor hat­te die West­deut­sche Klein­bahn AG die RME gekauft) und elek­tri­fi­ziert. Zwi­schen 1917 und 1921 muss­te der Per­so­nen­ver­kehr zwi­schen Cla­ren­bach und Müngs­ten ein­ge­stellt wer­den.9


Der Zustand um 1950. Gut sind die Roll­wa­gen zu erkennen.

Nach­dem das Stück­gut lan­ge Jah­re müh­sam von Hand aus den Güter­wa­gen der Staats­bahn in Güter­wa­gen der RME umge­la­den wer­den muss­te, da die Staats­bahn auf Nor­mal­spur unter­wegs war (und bis heu­te ist), kam man 1932 auf die Idee, ein­fach die Güter­wa­gen auf Roll­wa­gen zu ver­la­den, sodass die­se auf der Meter­spur trans­por­tiert wer­den konn­ten.10 Nach dem Zwei­ten Welt­krieg folg­te der end­gül­ti­ge Nie­der­gang der Bahn. Ab 1951 fuhr auf den zer­schlis­se­nen Glei­sen nur noch ein Güter­zug pro Tag, mit dem Bus­ver­kehr, dem LKW und dem Ende der Bar­mer Berg­bahn kam der letz­te Betriebs­tag am 30. August 1959. Mit­te der 1960er Jah­re wur­den die Gebäu­de und Betriebs­ein­rich­tun­gen abge­ris­sen und das Stadt­bad wur­de an der Stel­le errichtet.


Noch ein­mal die kom­plet­te Tafel.

Die Chro­nik der Tafel führt auf:

Lin­ke Sei­te: (Auf eine Wie­der­ga­be des Lay­outs wird verzichtet.)

1887  Grün­dung der Rons­dorf-Müngs­te­ner- Eisen­bahn-Akti­en­ge­sell­schaft. Fest­ge­setz­tes Grund­ka­pi­tal von 500 000 Mark Aktio­nä­re: die Stadt­ge­mein­den Cro­nen­berg Lüttring­hau­sen, Rem­scheid, Rons­dorf und Solin­gen sowie 25 Privataktionäre.

1888  Beschluß des Rons­dor­fer Stadt­ra­tes über eine Betei­li­gung von 180 00 Mark
1889  Ertei­lung der Kon­zes­si­on. 1890 Baubeginn
1891  Im Mai Eröff­nung der Teil­stre­cke von Rons­dorf Stadt­bahn­hof nach Rons­dorf Staats­bahn­hof (1,56 km).
1891  Im Novem­ber Eröff­nung der Stre­cke von Rons­dorf Stadt­bahn­hof nach Cla­ren­bach (4,62 km)
1894  Erwei­te­rung der Stre­cke von Asche­weg bis Toelleturm.
1902  Über­nah­me der R.M.E A.G durch die Bar­mer Berg­bahn AG.

Rech­te Seite:
1902  Erwei­te­rung der Stre­cke von Cla­ren­bach nach Rem­scheid Schö­ne Aus­sicht. Ein­bau eines Gleis­bo­gens an der Fach­schu­le und Auf­nah­me des Ring­ver­kehrs (Wald­stre­cke Kai­ser­platz, Stadt­bahn­hof, Fach­schu­le, Markt, Eli­as-Eller-Stra­ße, Stau­ben­tha­ler Stra­ße, Jägerhof).
1903  Elek­tri­fi­zie­rung aller Streckenabschnitte.
1903  Letz­te Dampf­zug­fahrt von Rons­dorf nach Müngsten.
1908  Erwei­te­rung der Stre­cke von Müngs­ten nach Solin­gen Kra­hen­hö­he mit Anschluß nach Schloß Burg an der Wupper.
1932  Ein­füh­rung des Roll­wa­gens zum Trans­port von Nor­mal­spur­wa­gen auf der Meterspur
1940  Ver­ei­ni­gung der Wup­per­ta­ler Ver­kehrs­be­trie­be zur Wup­per­ta­ler Bah­nen AG.
1944  Stu­fen­wei­se Still­le­gung der Stre­cke von Müngs­ten bis Clarenbach
1959  Umstel­lung des Schie­nen­ver­kehrs auf Auto­bus und O‑Bus.”


Das Denk­mal

Wer die Spu­ren der Rons­dorf-Müngs­te­ner-Eisen­bahn ent­de­cken möch­te, ist bei Tramtracks.de gut aufgehoben.


Posi­ti­on des  Denk­mals auf der Karte


Mahnmal “Nie wieder Krieg”

Im Park am Stadt­bahn­hof in Rons­dorf steht ein klei­nes, recht unschein­ba­res Mahn­mal mit einer ein­fa­chen Bot­schaft. In Sicht­wei­te der Denk­mä­ler für die Gefal­le­nen des Ers­ten Welt­kriegs und die Opfer des Zwei­ten Welt­kriegs ist es am 14.November 1981 errich­tet wor­den. Anlass war die Rons­dor­fer Frie­dens­wo­che, die von den Jusos Rons­dorf initi­iert wor­den war. Es betei­lig­ten sich neben die­sen auch die Rons­dor­fer Zei­tung, der Ver­band der Ver­folg­ten des Nazi­re­gimes (VVN), die Jugend der refor­mier­ten und katho­li­schen Gemein­de, die Natur­freun­de und Amnes­ty Inter­na­tio­nal. Die ein­fa­che Bot­schaft lautet:

Nie wie­der Krieg”



Der andert­halb Meter hohe Gedenk­stein aus Sand­stein wur­de von der Rons­dor­fer Zei­tung gespen­det und die Inschrift von einem Rons­dor­fer Stein­metz [Gre­gor Rasch, sie­he Kom­men­ta­re, JNK] kos­ten­los ange­bracht. Der Stand­ort in der Nähe des Krie­ger­denk­mals (das Denk­mal für die Opfer des Zwei­ten Welt­kriegs exis­tiert erst seit 1995) war bewusst gewählt wor­den. Pfar­rer Wil­helm Flen­der erin­ner­te bei der Ein­wei­hung mit den Wor­ten des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten John F. Ken­ne­dy dar­an, dass “der Frie­de nicht kom­men [wird], ohne daß wir etwas dafür tun.” Die Bevöl­ke­rung sol­le von ihrem Fata­lis­mus auf­ge­weckt und zum Aktio­nis­mus gebracht wer­den, das Wett­rüs­ten des Kal­ten Krie­ges müs­se gestoppt wer­den.1


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte