Bernhard-Letterhaus-Relief

Das Bern­hard-Let­ter­haus-Reli­ef.

Am 21. Juni 1986 wur­de der Erwei­te­rungs­bau der dama­li­gen Katho­li­schen Haupt­schu­le Wup­per­tal-Ost an der Car­naper Stra­ße ein­ge­weiht. Heu­te heißt sie Bern­hard-Let­ter­haus-Schu­le. Zugleich ent­hüll­te man am Ein­gang des Neu­baus das Bern­hard-Let­ter­haus-Reli­ef des Wup­per­ta­ler Künst­lers Ernst Gerd Jent­ges.1


Detail der zen­tra­len Tafel.

Emil Bern­hard Let­ter­haus wur­de am 10. Juli 1894 in Bar­men gebo­ren. Sein Vater war Schuh­ma­cher­meis­ter und das Eltern­paar streng katho­lisch. Er absol­vier­te die Volks­schu­le, anschlie­ßend eine Leh­re als Band­wir­ker und ging dann an die Preu­ßi­sche Höhe­re Fach­schu­le für Tex­til­in­dus­trie, wo er zum Tex­til­tech­ni­ker aus­ge­bil­det wur­de. Im Ers­ten Welt­krieg erlitt er meh­re­re Ver­wun­dun­gen und erhielt das Eiser­ne Kreuz I.Klasse. 1920 ging er zum Zen­tral­ver­band der christ­li­chen Tex­til­ar­bei­ter nach Düs­sel­dorf und bil­de­te sich an der Staat­li­chen Fach­schu­le für Wirt­schaft sowie in eige­nen Stu­di­en fort.


1927 kam er zum West­deut­schen Ver­band der katho­li­schen Arbei­ter­ver­ei­ne, 1928 wur­de er Abge­ord­ne­ter im Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­land­tag und im Preu­ßi­schen Land­tag für den Wahl­kreis Düs­sel­dorf-Ost, den er als Mit­glied der katho­li­schen Zen­trums­par­tei gewann. Bereits Anfang Sep­tem­ber 1930 rief er als Vize­prä­si­dent des Deut­schen Katho­li­ken­ta­ges zur Abwehr der NSDAP auf. Nach­dem die­se 1933 die Regie­rungs­ge­walt über­nom­men hat­te, warb er in katho­li­schen Krei­sen für den Wider­stand gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus. Bis 1939 ver­lor er peu á peu sei­ne Beschäf­ti­gungs­fel­der in kirch­li­chen Ver­ei­nen und Orga­nen, da die­se ver­bo­ten und auf­ge­löst wur­den. 1939 wur­de er zum Wehr­dienst ein­ge­zo­gen und nahm an Kriegs­hand­lun­gen sowohl an der West- als auch an der Ost­front teil. 1942 wur­de er zum Haupt­mann beför­dert und zum Ober­kom­man­do der Wehr­macht nach Ber­lin versetzt.


Spä­tes­tens seit 1942 war Let­ter­haus Mit­glied des sog. “Köl­ner Krei­ses” in dem sich Geg­ner der NS-Regimes aus den ehe­ma­li­gen katho­li­schen Arbei­ter­ver­ei­nen, christ­li­chen Gewerk­schaf­ten und der Zen­trums­par­tei tra­fen. Er hat­te enge Kon­tak­te zu den Atten­tä­tern des 20.Juli 1944 und war von ihnen als “Poli­ti­scher Beauf­trag­ter” des Wehr­krei­ses VI mit Sitz in Müns­ter vor­ge­se­hen und soll­te im Kabi­nett Goe­rde­ler Auf­bau­mi­nis­ter wer­den. Eine per­sön­li­che Betei­li­gung am Hit­ler-Atten­tat lehn­te Let­ter­haus aller­dings ab. Auf eine Flucht in die Nie­der­lan­de nach dem Schei­tern des Atten­tats ver­zich­te­te er. Am 25.7.1944 wur­de er ver­haf­tet. Am 13.11.1944 wur­de Bern­hard Let­ter­haus vom berüch­tig­ten Volks­ge­richts­hof zum Tode ver­ur­teilt und am nächs­ten Tag im Straf­ge­fäng­nis Ber­lin-Plöt­zen­see hin­ge­rich­tet.2


Die zen­tra­le Tafel zeigt den “Mär­ty­rer” vor dem Volks­ge­richts­hof, wo er nicht der strah­len­de Held ist, son­dern ein Winz­ling vor der rea­le Gewalt der Unter­drü­ckung. Den­noch sehen wir sein Gesicht und nicht das des Richters.

Das Reli­ef besteht aus einer zen­tra­len Tafel mit den Maßen 120x100cm und im Kreuz dazu ange­ord­net zehn wei­te­ren Tafeln mit den Maßen 40x50cm, in denen der Lebens­weg Let­ter­haus’ nach­ge­zeich­net wird. Ernst Gerd Jent­ges hat­te das Kon­zept für das Reli­ef nach Gesprä­chen mit den Schul­ver­tre­tern ent­wor­fen und die Inhal­te der ein­zel­nen Tafeln mit den Schü­lern anhand der lite­ra­ri­schen Quel­len erar­bei­tet. Den Bron­ze­guss besorg­te die Kunst­gie­ße­rei Erich Jans­sen in Wee­ze.3


Die obe­re Tafel zeigt die Hin­rich­tungs­stät­te Plötzensee.

Die lin­ke Tafel erzählt von der Gebor­gen­heit in der Fami­lie, die Wei­ter­bil­dung wäh­rend der Berufs­jah­re und dem Erle­ben des Ers­ten Welt­kriegs als Soldat.

Die unte­re Tafel zeigt Let­ter­haus’ als Leh­rer der Arbei­ter­schaft und auf Rei­sen durch Deutsch­land und England.

Die rech­te Tafel beschreibt den Jour­na­lis­ten Let­ter­haus, den Red­ner beim 1.Internationalen Kon­greß der katho­li­schen Arbei­ter­ver­ei­ne in Köln und als Sol­da­ten, der in den Zwei­ten Welt­krieg zieht.

In Wup­per­tal wur­de nach Bern­hard Let­ter­haus eine Stra­ße benannt, es gibt ein Bern­hard-Let­ter­haus-Archiv und außer­dem einen Bern­hard-Let­ter­haus-Gedenk­stein, eine Bern­hard-Let­ter­haus-Gedenk­ta­fel am Stand­ort des Hau­ses, in dem er sei­ne Jugend ver­brach­te, eine Gedenk­ta­fel in der Kir­che St. Johann Bap­tist und ein Ehren­grab auf dem Fried­hof Schützenstraße.