Steinreliefs “Aufstieg” und “Blitzschleuderer” an der Elberfelder Hauptpost

In den Jah­ren 1931 bis 1935 wur­de das Gebäu­de der Haupt­post an der Mori­an­stra­ße im Her­zen Elber­felds umge­baut und erwei­tert. Nach dem Ende die­ser Arbei­ten erging an die Bild­hau­er Carl Moritz Schrei­ner und Johan­nes Knub­bel nach einem eng begrenz­ten Wett­be­werb der Auf­trag, die abge­run­de­ten Ecken des Gebäu­des zu gestal­ten. Bei­de hat­ten sich für Flach­re­li­efs ent­schie­den, die in den Stein gemei­ßelt wur­den. Das heu­te noch vor­han­de­ne Werk Knub­bels, der “Blitz­schleu­de­rer” zeigt die Bän­di­gung der Urkraft Elek­tri­zi­tät durch den Men­schen zum Zweck der Telekommunikation.


Blitz­schleu­de­rer vom Johan­nes Knubbel.

Carl Moritz Schnei­ders Werk mit dem Titel “Auf­stieg” zeig­te zwei männ­li­che Figu­ren, von denen sich die eine der Fes­seln ent­le­digt und die ande­re eine Fah­ne mit natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Haken­kreuz  ent­rollt. Damit nahm er Bezug zur Macht­über­nah­me der Natio­nal­so­zia­lis­ten. Wäh­rend oder unmit­tel­bar nach dem Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Reli­ef zer­stört oder ent­fernt.1


“Auf­stieg” von Carl Moritz Schnei­der. Ent­nom­men aus: Rhei­ni­sche Lan­des­zei­tung / Wup­per­ta­ler Zei­tung vom 16.08.1935

Theodor-Körner-Denkmal

Am 24. August des Jah­res 1913 wur­de in den Bar­mer Anla­gen von der Dra­ma­ti­schen Ver­ei­ni­gung “Theo­dor Kör­ner” ein Denk­mal für den Dich­ter ein­ge­weiht, des­sen Namen die Ver­ei­ni­gung trug. Die 1891 gegrün­de­te Ver­ei­ni­gung mit im Schnitt 20 Mit­glie­dern hat­te seit ihrer Grün­dung für die Errich­tung des Denk­mals gespart.
Das Theo­dor-Kör­ner-Denk­mal im August 1940. Samm­lung Unte­re Denk­mal­be­hör­de, Nr. 2748.

Der 1791 in Dres­den gebo­re­ne Theo­dor Kör­ner war Schrift­stel­ler und hat­te sich 1813 dem Lützow’schen Frei­corps ange­schlos­sen, um an den Befrei­ungs­kämp­fen gegen Napo­le­on teil­zu­neh­men. Zu die­ser Zeit war er bereits als Dich­ter bekannt. Sein Eltern­haus hat­te zahl­rei­che Bekann­schaf­ten mit den Schrift­stel­lern der Zeit, so unter ande­rem Nova­lis, Wil­helm und Alex­an­der von Hum­boldt, Goe­the, Kleist und Schil­ler, der sogar ein Zeit lang im Haus des Vaters leb­te. Wäh­rend des Feld­zugs schrieb er zahl­rei­che Gedich­te, die rasch bekannt wur­den und vom Corps gesun­gen wur­den. Am 26. August 1813 fiel er bei Gadebusch.

Zwei Tage vor dem 100.Todestag des Dich­ters wur­de in den Bar­mer Anla­gen “an der Weg­bie­gung im Fischer­tal” in der Ulmen­al­lee das Denk­mal des Bar­mer Bild­hau­ers Carl Moritz Schrei­ner ein­ge­weiht. Es zeigt, nach der Beschrei­bung des Künstlers,
“[…] die Gestalt des vom hei­li­gen Feu­er durch­glüh­ten Dich­ter­jüng­lings, der als Frei­heits­kämp­fer sei­ne hohe Sen­dung in die Tat umsetz­te […]. Kühn auf­schie­ßend aus der gela­ger­ten Trep­pen­an­la­ge reckt sich der Stein­pfei­ler, der die Gestalt eines Bar­den mit Lei­er und Schwert trägt. Und die­ser Pfei­ler ist über­zo­gen von den hin­rei­ßen­den Ver­sen des Freiheitsdichters

Du Schwert an mei­ner Linken
Was soll dein heim­lich Blin­ken?“1


Fei­er­lich­kei­ten am 125.Todestag Theo­dor Kör­ners. Ent­nom­men aus: Stadt-Anzei­ger für Wup­per­tal und Umge­bung vom 26.08.1938.

Die Ver­wen­dung von Ley­er und Schwert als Attri­bu­te der Figur geht ver­mut­lich auf den Titel der Samm­lung der vater­län­di­schen Kriegs- und Frei­heits­lie­der zurück, die unter dem Namen “Ley­er und Schwert” nach dem Tod Kör­ners her­aus­ge­ge­ben wor­den waren. Neben der Figur des Dich­ter­jüng­li­nigs zeig­te das Denk­mal an dem hohen und schma­len Obe­lisk aus Eifel­tuff­stein noch ein bron­ze­nes Medail­lon Körners.

Das Denk­mal war nicht unum­strit­ten, zeig­te die Figur den Jüng­ling doch recht ent­blößt. So bemerk­te denn auch eine Zei­tung, dass es bei den Fest­steil­neh­mern bei der Ein­wei­hung betrof­fe­nes Schwie­gen und Kichern gab und dass Väter den Weg bei ihren Spa­zier­gän­gen mit der Fami­li­en fort­an mie­den und die Bota­ni­sier­gän­ge der höhe­ren Töch­ter­schu­le ande­re Gebie­te aufsuchten.

Im März 1923 wur­de das Medail­lon gestoh­len und im Novem­ber 1929 von der Stadt ersetzt. Im Juli 1939 stand im Stadt­rat eine Besei­ti­gung der als anstö­ßig emp­fun­de­nen Figur zur Debat­te. Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Denk­mal zer­stört und die Über­res­te im April 1959 ent­fernt.2


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Steinrelief Merkur und sein Gefolge

Das Stein­re­li­ef Mer­kur und sein Gefol­ge an der Außen­wand der IHK Wuppertal.

Am 12. August 1939 — weni­ge Tage vor Kriegs­aus­bruch — konn­te am Gebäu­de der Wup­per­ta­ler Indus­trie- und Han­dels­kam­mer ein Reli­ef ent­hüllt wer­den, für das seit der Errich­tung des Gebäu­des im Jahr 1929 ein mäch­ti­ger Stein­block vor­ge­se­hen war. Den Ent­wurf steu­er­te der in Bar­men gebo­re­ne Düs­sel­dor­fer Bild­hau­er Carl Moritz Schrei­ner bei, der bei dem vor­aus­ge­gan­ge­nen Wett­be­werb im Mai 1939 mit dem 1.Preis aus­ge­zeich­net wor­den war. Aus­ge­führt wur­de es dann vom Bar­mer Stein­bild­hau­er Hein­rich Ost­lin­nig an Ort und Stel­le.1


Das Reli­ef zeigt an der lin­ken Sei­te den sit­zen­den römi­schen Gott des Han­dels, Mer­kur, neben ihm der ber­gi­schen Löwe. Er erwar­tet die Gaben des Wup­per­ta­ler Han­dels und Handwerks.

Als ers­te kommt “Tex­ti­lia” und ent­fal­tet eine Stoff­rol­le, nach ihr zeigt “eine schmu­cke Maid” die Spit­zen, Bän­der und Lit­zen, die sie trägt, also die berühm­ten Bar­mer Artikel.

Den Damen fol­gen drei Män­ner, der Schloß­schmied mit mäch­ti­ger Ket­te, ein Blei­cher und Fär­ber mit sei­ner Was­ser­schau­fel und schließ­lich der Werk­zeug­schmied mit Zan­ge und Zahn­rad als Sym­bol für die Metallwarenindustrie.

Posi­ti­on des Kunst­werks auf der Karte