Der Goldschmiedebrunnen im Hof der Knabenmittelschule. Entnommen aus: Der Goldschmiedebrunnen in Elberfeld, in: Die Goldschmiedekunst, Nr.41, vom 8.Oktober 1910, S. 395. (Stadtarchiv Wuppertal, Akte J II 85 A)Die Figur. Entnommen aus: Der Goldschmiedebrunnen in Elberfeld, in: Die Goldschmiedekunst, Nr. 41, vom 8. Oktober 1910, S. 396.
Als im Jahr 1910 die Stadt Elberfeld 300 Jahre Stadtrechte feierte, stiftete der Goldwarenhändler Karl Schmitz aus diesem Anlaß und zur Erinnerung an seinen Vater den Goldschmiedebrunnen für den Hof der neugebauten Knabenmittelschule an der damaligen Brandenburger Straße, die heute Pfalzgrafenstraße heißt. In dem Gebäude ist nun das Bergische Kolleg untergebracht. Der Wert der Stiftung betrug 5429,29 Mark. Ausgeführt wurde die Figur des Brunnens von Friedrich Coubillier, der auch die Statue von Adolf von Berg auf Schloß Burg schuf. Am 28.Juli 1910 wurde der Brunnen im Rahmen der Feierlichkeiten der Dreihundertjahr-Feier eingeweiht.
Die Gesamthöhe des Brunnens betrug über drei Meter. Das Brunnenbecken wurde aus einem Block Granit gearbeitet und hatte einen Durchmesser von ca. zwei Metern. In der Mitte der Brunnenschale erhob sich ein viereckiger Sockel, auf dem die bronzene Figur eines mittelalterlichen Goldschmieds stand. Er trug Schurzfelll und Kappe und schaute nachdenkend auf den Treibhammer in der einen und eine kleine Prunkkanne in der anderen Hand. Die Figur war etwas über einen Meter hoch. Neben der gelungenen Figur lobte der Autor des Artikels in „Der Golschmiedekunst“ die sechs Sprudel, die am Rand des Beckens aufsteigen und so das Trinken ohne Becher ermöglichen, was als „hygienisch wertvoll“ eingestuft wird.
Auf der Rückseite des Brunnens war eine Bronzetafel mit einer Widmung angebracht:
Die Bronzetafel mit Widmung. Entnommen aus: Der Goldschmied-Brunnen in Elberfeld, in: Deutsche Uhrmacher-Zeitung, Nr. 19 vom 1.Oktober 1910, S.317. (Stadtarchiv Wuppertal, Akte J II 85 A)
Die Inschrift lautet:
„Im Ankenden an den Goldschmied
Karl August Schmitz
* zu Lennep 1819 + zu Elberfeld 1882
der Stadt Elberfeld
zur Dreihundertjahrfeier 1910
von seinem Sohne gestiftet.“
Karl Schmitz wurde am 6.Oktober 1854 in Elberfeld geboren und war ein Mann, der sich oft für die Überbrückung sozialer Gegensätze einsetzte. Seit 1894 waren die Angestellten der Firma C.A.Schmitz am Gewinn beteiligt und erhielten Prämien zur Deckung von Lebens- und Rentenversicherungen. Außerdem spendete er häufig und oft ohne Namensnennung zu Gunsten von Hilfsbedürftigen oder leidenden Kindern. Seit dem 21.Dezember 1888 war er Armenpfleger im 5. Armenbezirk, außerdem war er Ehrenmitglied des Sprachvereins und setzte sich für ein verständliches Amtsdeutsch ein. Am 31.Dezember 1910 beging er Selbstmord, weil er glaubte wahnsinnig zu werden.
Der Goldschmiedebrunnen auf einer Fotografie im August 1940. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr.2722.
Im Zweiten Weltkrieg (nach August 1940) wurde die Bronzefigur eingeschmolzen. Das Brunnenbecken wurde 1967/69 bei der Erweiterung des Schulgebäudes entfernt.1
Bild der Einweihung des Goldschmiedebrunnens. Auf dem Bild sind folgende Personen zu sehen: (v.l.n.r.) Baurat Schoenfelder, Minister v. Dallwitz, Reg.-Präs. Dr Kruse, Geheimrat v. Boettinger, Landeshauptmann Dr. v. Renvers. Im Hintergrund ist die Turnhalle zu sehen. Fotografie von Hermann & Klein. Entnommen aus: Offizielle Festwoche zur Dreihundertjahr-Feier der Stadt Elberfeld, Heft III, 2.August 1910. (Bild ergänzt am 04.August 2012)
Zur Orientierung: Der Betrachter steht auf dem Neumarkt links vom Eingang. Die beiden Figuren stellen Kaiser Barbarossa und Herzog Johann III. von Berg dar. Die Fotografie entstand im August 1940. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2740
Am 24.Oktober 1900 weihte der Kaiser höchstpersönlich das neue Elberfelder Rathaus ein, nachdem er bereits zuvor in Barmen die Ruhmeshalle und ihre Standbilder eröffnet hatte. Im Anschluss an die Einweihung des Rathauses fuhr der Kaiser zur Probe mit der Schwebebahn nach Vohwinkel, wo er den Siegesbrunnen einweihte. Was der Kaiser 1900 allerdings nicht zu Gesicht bekam, war der Figurenschmuck des Rathauses, dieser war nämlich noch nicht fertig und wurde erst im folgenden Jahr angebracht, die heute bekannteste und wiederbelebte Figur des Ritters von Elberfeld kam sogar erst 1902 an ihren Platz.
Ein Stück weiter rechts, ungefähr vom Jubiläumsbrunnen, entstand diese Aufnahme, ebenfalls im August 1940. Sie zeigt die Figuren von König Friedrich Wilhelm III, Kaiser Wilhelm II. und den Ritter von Elberfeld mit seinem Knappen. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2739
Der Vergabe der Aufträge an die Bildhauer ging eine lange und intensive Debatte über die Qualitäten der Künstler und der Ausgestaltung der Figuren voraus. Unter anderem stritt man sich, ob die Figuren in Warthauer Sandstein, in Galvano-Bronze oder Bronzeguß ausgeführt werden sollten, am Ende entschied man sich für die Ausführung in getriebenem Kupfer. Verantwortlich für die Anfertigung aller Figuren war die Firma Knodt aus Frankfurt am Main. Alle dargestellten Figuren verwiesen auf die Geschichte (und eine Legende) Elberfelds. Zusätzlich wurden am Eingang noch zwei allegorische Figuren der Wahrheit und der Gerechtigkeit angebracht.
Figur des Kaisers Barbarossa (Friedrich I.) Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/80
Kaiser Barbarossa (ca.1122-1190) wurde vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. In dessen Herrschaft wurde der Hof Elberfeld als Tafelgut des Kölner Erzbistums erstmals erwähnt. 1176 fiel der Hof als erblicher Pfandbesitz an Graf Engelbert von Berg, was der Kaiser zweimal, 1179 und 1189 bestätigte.
Figur des Herzog Johann III. von Berg Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/81
Herzog Johann III. (1490-1539) wurde ebenfalls vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. Der erste Herzog der vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg gewährte 1527 gegen eine Zahlung von 861 Goldgulden das Garnprivileg an die Bewohner Barmens und Elberfelds, sodass im Herzogtum nur im Wuppertal Garn gebleicht und gezwirnt werden durfte. Die Garnnahrung gilt als Beginn der Wuppertaler Textilindustrie.
Die Figur des König Friedrich Wilhelm III. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/59
König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) stammte aus der Hand des Düsseldorfer Bildhauers Heinrich Bauke. Zu seiner Lebzeit wurde das Wuppertal von der französischen Fremdherrschaft befreit (1813) und gelangte 1815 zum Königreich Preußen.
Die Figur Kaiser Wilhelms II. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/58
Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) wurde vom Düsseldorfer Bildhauer Friedrich Coubillier geschaffen. Der Anlass, diese Figur am Rathaus anzubringen, war schlicht, dass das neue Rathaus in seiner Regierungszeit gebaut und von ihm eingeweiht wurde.
Der Ritter von Elberfeld und sein Knappe. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/53
Die imposante Eckfigur des Ritters von Elberfeld mit seinem mutigen Knappen entstammt ebenfalls dem Werk des Berliner Bildhauers Professor Heinrich Günther-Gera. Sie wurde im Herbst 1901 fertiggestellt und im Mai 1902 in der Nische am Rathaus angebracht.1 Es ist eine Figur aus der Sagenwelt des Wuppertals, die für die Treue eines Knappen zu seinem Herrn steht.
Ruth Meyer-Kahrweg erwähnt in ihrer Erläuterung nicht den Namen des Ritters, auch in Otto Schells Werk „Bergische Sagen“ von 1897 wird kein Name erwähnt. Heute ist die Figur als Ritter Arnold bekannt, allerdings wurde diese Bezeichnung von den Stadtverordneten 1900/1901 nicht benutzt. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass Sagen in verschiedenen Formen erzählt werden. Leider finden sich bei vielen Versionen im Internet keine Quellenangaben, sodass es schwer ist, die Herkunft zu verifizieren. Übereinstimmend berichten die Erzählungen davon, dass ein Ritter verfolgt wurde und dass sein Knappe von einer unbekannten Furt in einem großem Fluss, sehr wahrscheinlich dem Rhein, wusste. Der Ritter und sein Knappe konnten sich dort seinen Widersachern entziehen, da diese der Strömung nicht standhielten. Eine zweite Geschichte erzählt von einer unheilbaren Erkrankung der Gemahlin des Ritters. Der Knappe eilte daraufhin fort und holte die Milch einer Löwin, mit deren Hilfe die Frau gesundete. Der Ritter wurde daraufhin misstrauisch und entließ den Knappen, der als Lohn fünf Gulden verlangte. Mit diesem Geld sollte der Ritter eine Glocke beschaffen, die in der Elberfelder Umgebung aufgehängt wurde. In einer anderen Version der Sage wird ein Ritter Arnold von Elverfeld als Protagonist genannt, der bei der Schlacht von Worringen (1288) fliehen musste und dann von seinem Knappen durch den Rhein geführt wurde. Diese historisch belegte Figur wird allerdings bei Otto Schell als „Frevler“ genannt, der in Fehde mit Adolf V. von Berg lag und in Elberfeld eine Räuberburg unterhielt und sein Unwesen als Raubritter trieb.2 Es scheint doch sehr fraglich, dass die Stadtväter solch eine Person an ihrem neuen Rathaus haben wollten.
Allegorische Figur der Wahrheit. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/56
Zwei weitere Figuren wurden vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. Sie flankieren den Eingang und sollten den Stadtverordneten und sicher auch jeden Beamten und Bürger auf ihrem Weg durch das Rathaus begleiten und bei Entscheidungen mahnend zur Seite stehen: Die Wahrheit und die Gerechtigkeit. Da die allegorischen Figuren bei der Einweihung durch den Kaiser noch nicht zur Verfügung standen, wurde der junge Bildhauer Eberhard Schäfer damit betraut, zwei in Gips modellierte und bronzierte Figuren der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu schaffen, die später dann ersetzt wurden.
Die Figur der Gerechtigkeit. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/57Alle Figuren auf einem Bild. Kaiser Barbarossa, Herzog Johann III. von Berg, König Friedrich Wilhelm III, Kaiser Wilhelm II. und der Ritter von Elberfeld (v.l.n.r.), im Eingangsportal sind die „Wahrheit“ und „Gerechtigkeit“ zu sehen. Das Bild entstand zu den Feierlichkeiten des 300.Jahrestages der Verleihung der Elberfelder Stadtrechte am 30.Juli 1910. Bild entnommen aus: Offizielle Festwoche zur Dreihundertjahr-Feier der Stadt Elberfeld, Heft III, 2.August 1910. (Bild ergänzt am 04.August 2012)
Anmerkung: Da der ursprüngliche Figurenschmuck sowohl allegorische Figuren als auch historische Figuren enthält, wird dieser Eintrag sowohl unter „Denkmäler“ als auch unter „Stadtschmuck“ gelistet.