Der Cronenberger Nagelschmied

1992 wur­de der Cro­nen­ber­ger Hei­mat- und Bür­ger­ver­ein stol­ze hun­dert Jah­re alt. Nach­dem die­ses Jubi­lä­um mit der Errich­tung eines Schleif­steins gewür­digt wor­den war, reg­te der CHBV an, dem Schlei­fer-Denk­mal ein Gegen­stück zu errich­ten: Ein Denk­mal für “Obrahm, dem Nagel­schmett”. Die Figur des Nagel­schmieds Abra­ham wur­de vom Cro­nen­ber­ger Mund­art-Dich­ter Robert Lüt­ters (1848–1918) als Sinn­bild für die Cro­nen­ber­ger Klein­ei­sen­in­dus­trie geschaf­fen. Das “Denk­mal des Gewer­be­flei­ßes” soll­te von den Cro­nen­ber­gern über den Kauf von “Bau­stei­nen” finan­ziert wer­den.1


“Obrahm”, der Nagel­schmiedt und sein Geselle.

Am 24. März 1993 wur­den in einer beschränk­ten Aus­schrei­bung die Künst­ler Gün­ther The­len, Bern­hard Klein­hans, Bern­hard Guski und Ulla Hees um Ent­wür­fe gebe­ten,2 der Cro­nen­ber­ger Karl-Heinz Dickin­ger lie­fer­te als Anre­gung eine Vor­la­ge.3 Anfang Okto­ber 1993 (laut CHBV am 15.10, aller­dings gab es bereits am 7.10. einen Arti­kel in der Wup­per­ta­ler Rund­schau (s.u.)) fiel die Ent­schei­dung zuguns­ten von Bern­hard Klein­hans,4 aller­dings hat­te nur der Köl­ner Bild­hau­er Gün­ther Thie­len einen wei­te­ren Ent­wurf abge­ge­ben. Mit fünf von sechs Stim­men ent­schied sich das ver­ant­wort­li­che Gre­mi­um für den San­den­hors­te­ner, der die Vor­la­ge stark ver­än­dert hat­te und dem Huf­na­gel­schmied noch einen Gesel­len zur Sei­te stell­te.5 Aller­dings bemän­geln die älte­ren Cro­nen­ber­ger heu­te, dass dabei die Rol­len­ver­tei­lung getauscht wur­de. Nicht der Schmied schwang im his­to­ri­schen Vor­bild den Ham­mer, son­dern der Geselle.


Der Schmied.

Es begann anschlie­ßend die Stand­ort­su­che und auch der Ver­kauf von Bau­stei­nen war noch nicht abge­schlos­sen.6 Der vom CHBV favo­ri­sier­te Stand­ort nahe Krings Eck muss­te 1994 noch eini­ge Wider­sprü­che sei­tens des Bau­ord­nungs­am­tes und der Poli­zei über­ste­hen, ins­be­son­de­re die Ver­le­gung einer Lit­faß­säu­le der “Deut­schen Städ­te­re­kla­me” auf die ande­re Stra­ßen­sei­te wur­de zum Pro­blem. Nach meh­re­ren Orts­ter­mi­nen wur­de dann doch eine Lösung gefun­den.7

Am 20. Okto­ber 1994 wur­de das 1,90 Meter hohe Bron­ze-Denk­mal auf­ge­stellt und konn­te am fol­gen­den Sonn­tag, dem 23. Okto­ber 1994 ein­ge­weiht wer­den.8Zur Fei­er spiel­te der Cro­nen­ber­ger Posau­nen­chor, es sang der Män­ner­chor, Vor­trä­ge wur­den gehal­ten und Bür­ger­meis­ter Kurt Drees ent­hüll­te in Ver­tre­tung der Ober­bür­ger­meis­te­rin Ursu­la Kraus, die ver­let­zungs­be­dingt fehl­te9, das Denk­mal. Zu die­sem Anlass gab der CHBV auch Gedenk­mün­zen im Wert von 15 DM her­aus und Arbei­ten des Bild­hau­ers Bern­hard Klein­hans wur­den in der Gale­rie im Rei­hen­haus aus­ge­stellt.10 35.000 DM kos­te­te “Obram der Nagel­schmett” am Ende inklu­si­ve der Auf­stel­lung.11


Gedicht zur Denk­mal­ein­wei­hung, mit Cro­nen­ber­ger Wappen.

Spä­ter ergänz­te man am Stand­ort des Denk­mals noch ein an die­sem Tage vor­ge­tra­ge­nes Gedicht von Karl-Heinz Dickin­ger. Die Über­set­zung ins Hoch­deut­sche lautet:

“Seh’ ich das Denkmal
vor mir stehen,
komm ich an’s überlegen.
Könn­te nie­mals stur vorübergehen
und mich an gar nichts kehren!
Das Gegen­teil wäre hier angebracht;
ich müß­te mich tief verneigen,
um ihm mit Herz, ganz bedacht,
und ehr­lich Ehre zu zeigen!Wer kennt das Bild nicht allzugut
vom Ham­mer­schmied und Jungen,
die vor der mäch­ti­gen Höllenglut
in ihrer Schmie­de standen?
Wo alles gehen muss­te, Hand in Hand,
die Schwie­len hat­ten und Blasen,
wo das Feu­er schmiss Schatten
an die Wand.
Blut koch­te in den Adern.
Wer kennt das Bild nicht allzugut,
hört nicht die Häm­mer fallen?
Hört nicht, wie noch mit fro­hem Mut
dabei auch Lie­der schallen?
Wer hört nicht noch den
Amboßklang,
das Schla­gen und das Klingen?
Wer nicht den stäh­ler­nen Lobgesang
aus allen Win­keln dringen?
Wer guckt nicht dank­bar heu­te zurück
auf unse­re flei­ßi­gen Alten
und will, in dem Erinnerungsstück
sie nicht in Ehren halten?
Kommst Du an’s Denkmal
blei­be ein­mal stehen
um auch zu überlegen!
Du willst doch nicht vorübergehen
und dich an gar nichts kehren!?Es wäre mehr als angebracht,
dich ganz tief zu verneigen;
um ihm mit Herz, ganz bedacht
und ehr­lich Ehre zu zei­gen!“12

Der Gesel­le.

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte