Es war der 19. Dezember 1979, als Fritz Poth alias “der Zuckerfritz” seine Schubkarre für immer zwischen Neumarkt und Kerstenplatz abstellte und sich draufsetzte. Ulle Hees schuf nach der Mina Knallenfalls auch diese Bronzefigur des 1831 in Elberfeld geborenen Originals. Mit seiner Schubkarre erledigte Poth Botengänge und transportierte Pakete. Seine Vorliebe für Süßigkeiten brachte ihm seinen Spitznamen ein. Am 9. Mai 1906 starb Fritz Poth an einer Lungenentzündung im Städtischen Krankenhaus.1
Im August 2010 wurde der Zuckerfritz zur Reparatur in die Düsseldorfer Kunstgießerei Kaiser gebracht, da die Holme der Schubkarre von Metalldieben abgetreten worden waren.2
Ein kleine Gedenktafel klärt den Besucher auf.Eine kleine Leckerei.
Flaggenmast und Bergischer Löwe auf dem Neumarkt. Im Hintergrund das Rathaus mit seinem Figurenschmuck. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/47
Am 1. Oktober 1904 wurde das Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne stolze 150 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums stiftete Freiherr August von der Heydt der Stadt Elberfeld einen imposanten Flaggenmast. Entworfen wurde er von Prof. Louis Heitsch, der an der Elberfelder Kunstgewerbeschule lehrte. Der Wert der Stiftung lag bei 27.600 Mark.
Der vier Meter hohe Unterbau aus Muschelkalk trug zwei Bronzetafeln, von denen eine den Preußischen Adler und die andere den Bergischen Löwen zeigte. Auf der Rückseite war über einem Laufbrunnen das Wappen des Stifters zu sehen. Auf dem Unterbau war der mit vielen Ornamenten geschmückte Bronzeschaft mit der Stadtkrone als Abschluss angebracht. Aus ihr erhob sich der 26 Meter hohe aus Eisen geschmiedete Flaggenmast, der von der Laurahütte in Schlesien hergestellt wurde und von Schlossermeister C.H.Schmidt aus Elberfeld geliefert wurde. Vor dem Flaggenmast wachte in aufrechter Position sitzend der mächtige Bergische Löwe.
Am 23. Mai 1908 wurde der noch unvollendete Flaggenmast zum ersten Mal genutzt und trug das Stadtbanner, als das Kronprinzenpaar durchfuhr, nachdem es in Barmen zur Hundertjahrfeier den Grundstein für das neue Rathaus gelegt hatte. Vor 1940, vermutlich 1939, wurde der Flaggenmast entfernt, als der Luftschutzbunker unter dem Neumarkt gebaut wurde.1
Der Flaggenmast in der Rückansicht. Links ist der Jubiläumsbrunnen zu sehen. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/19.
Als der Elberfelder Verschönerungsverein im Jahr 1895 sein 25jähriges Jubiläum feierte, stellte er in den Anlagen am Mirker Hain und am Friedrichsberg Denkmäler auf. Aber der Verschönerungsverein hatte noch mehr vor: Unter dem Vorsitz des Förderers August von der Heydt entschied man sich dazu, der Stadt Elberfeld einen acht Meter hohen Monumental-Brunnen nach Triester Vorbild zu schenken. Als Standort wählte man den Neumarkt, wo der Bau des neuen Rathauses geplant wurde. Im Januar 1900 entschieden die Stadtväter, dass der Brunnen nahe des Haupteingangs an der Achse der Friedrichstraße aufgestellt werden sollte.
Meeresungeheuer und Meeresnixe.
Detail des Brunnens.
Als Bildhauer engagierte man den Düsseldorfer Leo Müsch, der 1888 bereits die Kaiserreliefs des Cronenberger Dreikaiserturms geschaffen hatte. Als der 12 1/2 Meter hohe Brunnen dann am 25.September 1901 zum ersten Mal sein Aussehen verriet, da zum Abschluss der Arbeiten die schützende Hülle entfernt wurde, kam es zu einem Skandal.
Noch ein Meeresungeheuer.
Der 3 Meter große Neptun mit Dreizack.
In dem Brunnen aus rotem Mainsandstein mit seinem 8m großen geschwungenen Becken und dem dreistufigen Aufbau, den Neptun krönte, tummelten sich Meergötter, Nixen, Tritone, Putten, Delfine und Seeungeheuer, deren Geschlecht unverhüllt war. Die Männlichkeit einiger Figuren war deutlich sichtbar. Die Kirchen und Moralisten liefen Sturm gegen den Brunnen und schließlich wurden die Steine des Anstoßes mutwillig zerstört. Der Bildhauer ersetzte sie daraufhin durch Arkanthusblätter, doch noch immer schwoll die Wut und der Abriß des Brunnens wurde gefordert. Viel Kritik richtete sich auch gegen die Person des Freiherrn von der Heydt und dessen Moral. Die Proteste forderten natürlich Widerspruch heraus und eine hitzige Debatte wurde in der Stadt geführt.
Spottgedicht auf einer Postkarte. (Bild ergänzt am 13. März 2022)
Ein Meeresgott ohne Geschlechtsmerkmale.
Am 28.Oktober 1901 übergab man den Brunnen ohne besondere Feier oder Einweihung der Öffentlichkeit, am 4. Februar 1902 entschied die Stadtverordnetenversammlung mit 17 zu 13 Stimmen, dass der Status Quo aufrecht erhalten werden sollte, um weder der einen, noch der anderen Seite durch eine Veränderung neue Gelegenheit zum Protest zu geben. Eine Einigung war nicht zu erwarten.1
Eine Bronzekatusche am Beckenrand.
Eine bronzene Katusche enthält folgende Inschrift:
Gestiftet von dem Elberfelder Verschönerungsverein zur Erinnerung an die Feier des 25 jährigen Bestehens 23.Mai 1895”
Eine weitere kleine Bronzetafel verkündet: “Leo Müsch fec. Düsseldorf 1901”
Im Herbst 1965 wurde der Brunnen instand gesetzt und saniert.2
Anlässlich des Besuches des Kaiserpaares am 24.Oktober 1900 in Elberfeld zur Einweihung des neuen Rathauses wurde der Weg, den die Majestäten nahmen, zu einer via triumphalis ausgeschmückt. Gegenüber des Eingangs des Rathauses, am heutigen Standort des Jubiläumsbrunnens, fand eine drei Meter hohe allegorische Figur der Stadt namens “Elberfeldia” auf einem vier Meter hohen Postament ihren Platz. Nach den Feierlichkeit kam die Figur spätestens vor 1910 auf die Hardt, in die Nähe der Elisenhöhe.
Die Elberfeldia auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.
Die Figur der Elberfeldia trug ein langes wallendes Gewand, stützte die rechte Hand auf die Hüfte, die linke hielt einen Schild, auf dem das Elberfelder Wappen zu sehen war. Es ist unbekannt, wer diese Figur schuf, verantwortlich für die Ausschmückung des Neumarkts waren der Stadtverordnete und Architekt Kayser und Stadtbauinspektor Brünig.1
Die Elberfeldia auf einer Postkarte, die am 27. Juli 1901 verschickt wurde. Allerdings unterscheidet sich die Darstellung deutlich von dem Foto, vor allem das Rost fehlt. Zudem die Beschriftung des Sockels und das Wappen an selbigem. (Bild hinzugefügt am 9. Juli 2018)
1951 wurde die Figur noch als erhaltenswert erwähnt, jedoch wurde sie irgendwann danach zerstört. Die Überreste liegen auf dem Lagerplatz der Hardt.2
Am 9. November 1814 wurde auf dem Elberfelder Neumarkt eine Eiche gepflanzt, die daran erinnern sollte, dass genau ein Jahr zuvor die Stadt von der napoleonischen Herrschaft befreit worden war. Dem vorausgegangen war ein Aufruf “zahlreicher ächt deutsch gesinnter Männer” im Niederrheinischen Anzeiger (Nr. 37 vom 2.November 1814), einer Beilage der Provinzial-Zeitung Elberfeld. In dem Aufruf wurden die stolzen Gefühle der wiedergewonnen deutschen Freiheit beschworen. Die aufrufenden Männer konnten “unmöglich umhin, den Wunsch, der in ihrer Seele ruht, laut auszusprechen, daß man doch auch hier zum ewigen Andenken der rettenden Schlacht bei Leipzig ein Denkmal stiften möchte[…]”. Dieses Denkmal sollte um die zu pflanzende Eiche entstehen, weswegen das Denkmal auch den Namen “Freiheitseiche” trägt. Auf vier Quadersteinen sollten die drei verbündeten Mächte geehrt und der Grund der Errichtung erklärt werden. Der Oberbürgermeister Brüning stimmte in der nächsten Ausgabe am Folgetag der Errichtung zu und regte an, dem Denkmal eine “Fontaine” hinzuzufügen, da für klares, helles Wasser auf dem Marktplatz ein dringendes Bedürfnis bestand. Schließlich überlegte man einen Tag später sogar, heilendes Mineralwasser zuzuführen und so “siechen Körpern” Genesung zu verschaffen. Doch zunächst wurde die Eiche gepflanzt.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf dem Neumarkt, vor dem 21.6.1894, an dem der Düsseldorfer Hof (das Haus an der rechten Seite hinter dem der Schornstein zu sehen ist) abgerissen wurde. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/2
Am 3.Januar 1815 gründeten dann 46 Männer mit “ächt deutscher Gesinnung” die Eichengesellschaft und begannen mit der Planung des Denkmals. Am 29.August 1817 konnte der Grundstein gelegt werden, am 26.September erklärte der König seine Zustimmung zu dem Denkmal und am 9.November 1817 fand die Einweihung statt.
Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts vor 1894. Links vom Mittelpunkt des Bildes die Friedenseiche und ihre Einhegung. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts aus einer anderen Perspektive vor 1894. Im Zentrum die Friedenseiche. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)
Im Jahr 1894 wurde der Neumarkt umgestaltet und das Denkmal musste an einen neuen Standort versetzt werden. Man entschied sich für die Alte Hardt. Am 9.November 1894 rief der “Hülfs-Verein für gediente Wehrmänner” zur Teilnahme an einer neuen Pflanzung einer Eiche am selben Tag um 10:30 Uhr auf.
Das Drei-Kaiser-Denkmal um 1910 auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 2.11.2
Der genaue Standort ist ein wenig schwer zu bestimmen, da die Hardt ja auch mehrfach umgebaut und verändert wurde. Auf jeden Fall erkennt man im Hintergrund der Postkarte die Kirchtürme von Sankt Marien. Ruth Meyer-Kahrweg lokalisiert das Denkmal oberhalb des Suidbert-Denkmals, welches wiederum auf dem heutigen Spielplatzbereich der Alten Hardt stand.
Die Inschriften der Säulen lauten:
“Franz
dem I.
Kaiser
von
Oesterreich”
“Alexander
dem I.
Kaiser
aller
Reussen.”
“Friedrich
Wilhelm
dem III.
König
von Preussen.”
“Zum Andenken
des IX.Novembers MCCCXIII
des Einzugstages
der ersten
verbündeten
Truppen
Errichtet
von der
Eichen
Gesellschaft
Nachdem das Denkmal an seinem neuen Standort aufgestellt wurde, ergänzte man, ohne dass sich heute ein Datum ermitteln ließe, eine Tafel, wie auf dem folgenden Foto zu erkennen ist. Die Tafel existiert nicht mehr.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt Sammlung Historisches Zentrum, 010/9/15
Die Inschrift lautete:
Errichtet
auf dem Neumarkt
A.D.1817
————
Übergeführt
nach der Hardt
im November
1894”
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Eiche beschädigt und musste entfernt werden, der Rest blieb zunächst erhalten, bis man das Denkmal (in den 50er Jahren 1) wegen der Erweiterung des Spielplatzes demontierte und auf dem Lagerplatz auf der Hardt deponierte.2
Das Drei-Kaiser-Denkmal 2011.
Am 13.Januar 1990 erinnerte Ulla Dahmen-Oberbossel in der Westdeutsche Zeitung an das Denkmal und beklagte, dass es auf der Hardt vergammele. Ein bereits zweieinhalb Jahre zuvor durch die WZ angeregte Aufstellung im Hof des Historischen Zentrums wurde aus Platzgründen vom Gartenamt abgelehnt.3 Erst fünf Jahre später konnte die WZ einen neuen Sachstand vermelden: am 4.März 1995 pflanzte Ministerpräsident Johannes Rau einen neuen Baum, der ebenso wie das Fundament des Denkmals vom Bezirksverband Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land gestiftet worden war. Als Standort bot das Garten- und Forstamt die ehemalige Kutschenauffahrt des Bergischen Hauses an. Ministerpräsident Rau bezeichnete die Pflanzung als “gute Tradition” und Bäume als “Sinnbild des Lebens”. Das Pflanzen von Bäumen habe er in Israel gelernt, gleichwohl war er froh, dass er angesichts der Größe des Baumes die Pflanzung nur symbolisch vornehmen musste. Die Oberbürgermeisterin Ursula Kraus freute sich über einen neuen Anziehungspunkt auf der Hardt, allerdings fehlten noch 50.000 DM zur Sanierung der Säulen.4 Warum die WZ in ihren Artikeln 1995 den Baum hartnäckig als Friedenseiche bezeichnet, ist unklar, die Motivation war 1814 eindeutig ein Symbol der Freiheit zu schaffen.
Weitere vier Jahre später konnte die WZ endlich die Rettung des Denkmals berichten. Die Firma Vorwerk & Co. schenkte der Stadt zum 70jährigen Stadtjubiläum am 1.August 1999 die Restaurierung der Säulen in Höhe von 50.000 DM.5 Zunächst musste jedoch ein Rückschlag verkraftet werden, Unbekannte hatten im Frühjahr 2000 die von Johannes Rau gepflanzte Eiche zerstört. Der Bezirksverein Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land stiftete erneut eine Eiche für das Denkmal. Am 9.November 2000 — entsprechend der historischen Tradition — wurde das restaurierte Denkmal vom Oberbürgermeister Hans Kremendahl in Anwesenheit des Stifters Dr.Jörg Mittelsten Scheid (der persönlich haftende Gesellschafter der Firma Vorwerk & Co.) seiner Bestimmung übergeben.6 Am 15.November 2001 musste die WZ erneut verkünden, dass die Eiche ersetzt werden musste, da man sie gefällt hatte.7
Zur Neuerrichtung wurde auch eine neue Tafel angefertigt, die am Rand des kleinen Platzes über das Denkmal und seine Geschichte aufklärt:
Die neue Tafel unweit des Denkmals.
Die Inschrift lautet:
“Drei-Kaiser-Denkmal
Die Freiheitseiche
Denkmal der EichengesellschaftAm 9.November 1814 Jahrestag der Befreiung Elberfelds von der napoleonischen Herrschaft auf dem Neumarkt in Elberfeld gepflanzt. Am 9.November 1817 mit einem steinernen Denkmal umgeben.
1894 zur Hardt überführt
1943, im 2.Weltkrieg, stark zerstört
Am 4.März 1995 vom Bezirksverband Garten- und Landschaftsbau Bergisch Land unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, als neuer Baum gepflanzt.
Rekonstruktion des Denkmals unter Verwendung der historischen Steinfragmente mit einer grosszügigen Spende der Familie Mittelsten Scheid anlässlich des 70.Jahrestages der Gründung der Stadt Wuppertal im Jahr 1999 und Wiedereröffnung des Denkmals am 9.November 2000.”
[Es folgen die Inschriften der vier Säulen.]
Im Dezember 2011 wurde bekannt, dass russische Politiker der Stadt angeboten haben, die Instandsetzung des gesamten Denkmals zu finanzieren.8 Urheber des Vorschlags war das Wuppertaler Deutsch-Russische Kulturzentrum “Applaus”.9 Laut Radio Wuppertal zweifelt die Stadt aber am Willen, die Sanierung entsprechend dem deutschen Denkmalschutz-Richtlinien durchzuführen.10 Ende Dezember erklärte die Verwaltung zum Vorhaben des russischen Parlamentsabgeordneten Genadj Klimow, dass keine denkmalschutzrechtlichen Bedenken vorlägen. Allerdings mahnte man eine gründlich überlegte politische Entscheidung an, schließlich besitzt eine Instandsetzung dieses Denkmals, das drei autoritäre Herrscher ehrt, erheblichen Symbolcharakter — ebenso wie die Ablehnung dieses Vorschlags.11Ergänzung vom 29.November 2012:
Am 21. Mai 2012 stellte die Kommission der Kultur des Erinnerns fest:
“Dr. Illner erläutert die historische Ausgangssituation des Drei-Kaiser-Denkmals. Wie andere Denkmäler sei auch das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt als Hinweis auf die Macht des russischen Zaren zu verstehen. Aus seiner Sicht ist es fraglich, das Denkmal in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Aufgrund einer Restaurierung des Denkmals vor acht Jahren mit Unterstützung von Dr. Mittelsten Scheid befindet es sich in einem gepflegten Zustand. Eine Hinweistafel zur Bedeutung des Denkmals ist vorhanden.
Die Kommission ist sich einig, dem Anliegen der Initiatoren nicht zu entsprechen.” 12
Im Juni 2012 fand auf Einladung des Sozialdemokratischen Kulturforums im Deutsch-Russischen Kulturzentrums “Applaus” eine Podiumsdiskussion zur Frage der Restaurierung des Denkmals statt. Teilnehmer waren der Leiter des Historischen Zentrums, Dr. Illner, der Wuppertaler Historiker Michael Okory, Ludmilla Gutina, die Geschäftsführerin von “Applaus”, Jewgenij Schmagin, Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn und der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhard Grätz. Während Schmagin und Gutina die russische Initiative als Beitrag zur deutsch-russischen Völkerverständigung und eine Erinnerung an deutsch-russische Gemeinsamkeit (der Kampf gegen Napoleon) verstanden wissen wollten, lehnten die Historiker Okroy und Illner die Einmischung Russlands in eine Denkmal der Elberfelder Bürgerschaft ab. Außerdem verdeutliche der jetzige Zustand die wechselvolle Geschichte des Denkmals und der Stadt und ebenso die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen.13
Im Juli 2012 betonte Ludmilla Gutina noch einmal den Willen, das Denkmal mit Hilfe von Spenden, unter anderem aus Russland, zu restaurieren, da es einzigartig in Europa sei. Im Vordergrund stehe das Gedenken an die Befreiung Elberfelds von den Franzosen und nicht das Gedenken an die Monarchen. Die Motivation der russischen Initiative, die das Kulturzentrum vertrat, sei die Erinnerung an die Russische Geschichte.14
Im November 2012 starteten dann 15 Wuppertaler Bürger einen neuen Aufruf zur Restaurierung des Denkmals, unter ihnen die Historiker Klaus Goebel, Ruth Meyer-Kahrweg und der ehemalige Kulturdezernent Heinz Theodor Jüchter. Idealerweise sollte die Restaurierung des Bürgerdenkmals von den Wuppertaler Bürgern auch finanziert werden.15
Am 28. November 2012 beschloss überraschender Weise der Kulturausschuss der Stadt auf einen am selben Tag eingereichten Antrag der CDU und der SPD, dass die Verwaltung das Denkmal restaurieren sollte und die Finanzierung dafür vertraglich mit der Russischen Föderation geklärt werden sollte. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Hardt-Anlage als Gartendenkmal ins Europäische Gartennetzwerk aufgenommen wurde und dabei auch das Denkmal als eines der ältesten in Deutschland eine Rolle gespielt habe. Diese Sachverhalte seien der Kommission für die Kultur des Erinnerns bei ihrer gegenteiligen Entscheidung nicht bekannt gewesen.16
Im Oktober 2013 berichtete die Westdeutsche Zeitung, dass Gazprom Germania 70.000 € für die Restaurierung des Denkmals zur Verfügung stelle. Den Kontakt hergestellt habe der Duma-Abgeordnete Vladimir Schemyakin. Obwohl damit augenscheinlich die 71.000 € teure Sanierung des Denkmals bis zum 200. jährigen Jubiläum des Denkmals am 9. November 2014 erfolgen könnte, sah Ludmilla Gutina eine Finanzierungslücke, da man die “diletantische” Teilrestaurierung aus dem Jahr 2000 korrigieren müsse, um eine originalgetreue Wiederherstellung zu erreichen.17
Ergänzung vom 15. November 2014
Die für den 9. November 2014 geplante Einweihung wurde aufgrund eines Beschlusses des Ältestenrates des Stadtrates verschoben. Grund hierfür war die Ankündigung des russischen Botschafters aus Berlin anreisen zu wollen, was vor dem Hintergrund des weiter schwelenden, undurchsichtigen Ukraine-Konflikts für problematisch gehalten wurde. “Es sah so aus, als ob das eine großrussische Veranstaltung werden könnte”, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke der Süddeutschen Zeitung.18 “Ich wünsche mir, dass Russland zu einer inneren Souveränität zurückfindet, die es ihm gestattet, die äußere Souveränität und territoriale Integrität seiner Nachbarn zu achten”, äußerte Nocke gegenüber der WZ. Andernfalls gibt es demnach keine Einweihungsfeier mit dem russischen Botschafter.19 Dieser beschwerte sich daraufhin bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die diesen Brief nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung beantwortete. Die Enthüllung erfolgte nun am 9.11 informell, die Arbeiten sind abgeschlossen. Eine Einweihung wird es erst 2015 geben — wenn überhaupt.20
Ergänzung vom 16. Februar 2015
So sieht das renovierte Denkmal aus.
Winter auf der HardtBlick von der anderen Seite.Inschrift für Alexander I.
Ergänzung vom 3. Januar 2017: Am 18. November 2017 wurde eine Informationsstele gegenüber dem Denkmal eingeweiht. Sie erklärt die Geschichte des Denkmals und seiner Restaurierung. Finanziert wurde sie von der Sparkasse. Damit wurde der Streit um das Denkmal in Anwesenheit des russischen Generalkonsuls und in Abwesenheit des Vereins Applaus e.V. abgeschlossen. “Erinnern ist gar nicht so einfach”, erklärt Stefan Seitz von der Wuppertaler Rundschau.21
Renoviertes, besprühtes Denkmal mit Ergänzungstafel aus dem Jahr 2000 (li.) und 2017 (re.)Die Stele, mit QR-Code für mehrsprachige Übersetzung.
Am 18. Oktober 1893 weihte man auf dem Neumarkt in Elberfeld — am Tag der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Döppersberg — ein Denkmal für den 99-Tage-Kaiser Friedrich III. ein, der 1888 seinem Vater auf den Thron gefolgt war und im gleichen Jahr an Kehlkopfkrebs starb. Sein Sohn Wilhelm II. übernahm die Regierung. Unmittelbar nach seinem Tod beschloss eine Bürgerversammlung in Elberfeld dem Verstorbenen ein Denkmal zu stiften. Friedrich III. war als erfolgreicher Feldherr im Deutsch-Französischen Krieg beliebt gewesen und seine Bereitschaft trotz seiner Erkrankung den Thron zu besteigen, führte dazu, dass man ihn als “Dulder” verehrte.
Kaiser-Friedrich-Denkmal am Neumarkt in Elberfeld. Im Hintergrund der Jubiläumsbrunnen.
Der Reichstagsabgeordnete Reinhart Schmidt leitete das Denkmalkomitee, dass sich in einem beschränktem Wettbewerb für den Entwurf Gustav Eberleins entschied, der auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal schuf. Die Kosten des Denkmals mit der Standfigur des Kaisers, eine allegorischen Frauenfigur der Trauer und einem Knaben, der dem Feldherrn einen Lorbeerzweig reicht, wurden durch Spenden erbracht.1
Fotografie des Kaiser Friedrich III. Denkmals. Datum unbekannt. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/24 (Bild ergänzt am 27.12.2011)
Ergänzung vom 11.04.2012 Im Oktober 1901 erhielt das Kaiser-Friedrich-Denkmal einen neue Umfriedung, so wie sie auf der Fotografie und Postkarte schon zu sehen ist, da der Jubliäumsbrunnen im gleichen Jahr errichtet wurde. Auf einer Bronzetafel wurde ein Zitat des verstorbenen Kaisers verewigt:
“Die Zeit in der wir Leben, verlangt Licht und Aufklärung“2
Ende der Ergänzung.
Das Kaiser-Friedrich-Denkmal und das Elberfelder Rathaus. Im Hintergrund (links) der Flaggenmast mit dem steinernen Löwen. Bild entnommen aus: Deutschlands Städtebau, Elberfeld, bearbeitet und herausgegeben von Stadtbaurat Koch, “DARI”, Berlin 1922, S.15. (Bild ergänzt am 07.09.2012)
Im November 1936 entfernte man das Denkmal, da die Verkehrsverhältnisse am Neumarkt neu geregelt wurden und man einen Parkplatz plante. (Früher war eben nicht alles besser). 1939 wollte man das Denkmal, dass nicht zerstört worden war, auf der Hardt gegenüber der Gärtnerei wieder aufstellen. Der Zweite Weltkrieg verhinderte vermutlich die Ausführung. 1951/52 soll das Denkmal noch im städtischen Bauhof an der Bayreuther Straße gelagert worden sein, danach verliert sich seine Spur.3
Diese Postkarte zeigt neben der alten Brücke zum Hauptbahnhof auch eine detailliertere Zeichnung des Kaiser-Friedrich-Denkmals. (Bild ergänzt am 23.1.15)
Eine weitere Ansicht des Denkmals. (Bild ergänzt am 13. März 2022)