Gedenktafel für Mathilde Wesendonck

Am 23. Novem­ber des Jah­res 1930 weih­ten der Ost­städ­ti­sche Bür­ger­ver­ein und der Bund Deut­scher Aka­de­mi­ker um 11.30 Uhr eine Mar­mor­ta­fel am Haus Kip­dorf 27 ein. Sie war Mat­hil­de Wesen­donck gewid­met, die eine Freun­din, Muse und Mäze­nin des Kom­po­nis­ten Richard Wag­ner gewe­sen war. Die Ein­wei­hung der Gedenk­ta­fel war gleich­zei­tig der Auf­takt zu den Fest­spie­len des Aka­de­mi­ker­bun­des in der fol­gen­den Woche. Die Tafel, die selbst nicht erhal­ten ist, erklärt das Haus an der Ecke zur Was­ser­stra­ße (heu­te: Wesen­don­kstr.) zum Geburts­haus von Mat­hil­de Wesen­dock, die am 23. Dezem­ber 1828 als Toch­ter des Elber­fel­der Kauf­manns und spä­te­ren Kom­mer­zi­en­ra­tes Karl Lucke­mey­er und sei­ner Frau Johan­na (geb.Stein) gebo­ren wur­de. Aller­dings war das Haus, das im Zwei­ten Welt­krieg völ­lig zer­stört wur­de, auf­grund eines Inter­pre­ta­ti­ons­feh­lers gar nicht das Geburts­haus. 1817 war die Ein­tei­lung der Häu­ser in Rot­ten und Sek­tio­nen üblich und so wur­de das Haus unter der Rot­ten­be­zeich­nung “B 27” geführt. Ab 1838 war die Adres­se “Sek­ti­on B Nr. 424”, ab 1864 dann “Kip­dorf 43”. An der Stel­le der Geburts­hau­ses steht heu­te das Haus Kip­dorf 38.
Nicht nur das Haus war ein ande­res, son­dern auch der Name, denn der Tauf­na­me Mat­hil­des lau­te­te Agnes. Für die Umbe­nen­nung war ihr spä­te­rer Gat­te, Otto Wesen­donck, ver­ant­wort­lich. Ab 1851 leb­te das Ehe­paar in Zürich, wo sie den Kom­po­nis­ten Richard Wag­ner ken­nen lern­ten, der nach sei­ner Teil­nah­me an der Revo­lu­ti­on 1848 dort­hin geflüch­tet war. Mat­hil­de wur­de sei­ne Muse und er ver­ton­te fünf sei­ner Gedich­te, die als “Wesen­donck-Lie­der” bekannt wur­den. Die Drei­ecks­si­tua­ti­on zwi­schen ihm und dem Ehe­paar Wesen­dock inspi­rier­te ihn zur Oper Tris­tan und Isolde.
1872 zog das Ehe­paar nach Dres­den, 1882 nach Ber­lin. Am 31. August 1902 starb sie in Traun­blick am Traun­see und wur­de auf dem Alten Fried­hof in Bonn bestat­tet.1