Bismarckturm

Im Jahr 1904 beschlos­sen die Städ­te Elber­feld und Bar­men, ange­regt durch den Natio­nal­li­be­ra­len Ver­ein Elber­felds1, gemein­sam einen Bis­marck­turm zu errich­ten und sich so an der “Mode” der Zeit zu betei­li­gen, für den 1898 ver­stor­be­nen ehe­ma­li­gen Reichs­kanz­ler Feu­er­säu­len zu errich­ten.2 Bereits 1898 hat­te Elber­feld ein Denk­mal für Bis­marck errich­tet, 1900 folg­te eines in  Bar­men, wel­ches bis heu­te auf dem Geschwis­ter-Scholl-Platz exis­tiert. Die bei­den Städ­te ent­schie­den sich die Kos­ten zu tei­len und auf der Gren­ze zwi­schen den bei­den Nach­barn auf der Hardt einen Turm nach Vor­bild des Ent­wurfs “Göt­ter­däm­me­rung” vom Archi­tek­ten Wil­helm Hein­rich Kreis zu bau­en.3 Die­ser hat­te 1898 einen Wett­be­werb der “Deut­schen Stu­den­ten­schaft” gewon­nen. Von den 240 Tür­men im Deut­schen Reich, von denen 184 im Gebiet der heu­ti­gen Bun­des­re­pu­blik stan­den, exis­tie­ren heu­te noch 173 (davon 146 in der BRD). 47 von ihnen ori­en­tier­ten sich am Ent­wurf “Göt­ter­däm­me­rung”. Die meis­ten (167) ver­füg­ten über eine Vor­rich­tung, um ein Feu­er bren­nen zu las­sen, das an einem Tag in ganz Deutsch­land die Nacht erhel­len soll­te. Geplant war der 1.April, der Geburts­tag des eiser­nen Kanz­lers, doch die Idee setz­te sich nicht durch.4


Der Bis­marck-Turm auf der Hardt auf einer Post­kar­te von 1917. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.5.3

Das Motiv zur Errich­tung des Turms wird im Spen­den­auf­ruf der Städ­te aus dem Juli 1904 deutlich:

“Die Feu­er, die fort­an am 1.April auch von der Zin­ne unse­res von bei­den Städ­ten zu errich­ten­den Bis­marck­turms über das ber­gi­sche Land lodern wer­den, sol­len Zeug­nis dafür able­gen, daß die hei­li­ge Flam­me des deut­schen Idea­lis­mus, deren Wah­rung uns heu­te mehr als not­tut, nie­mals in unse­ren Her­zen erlö­schen wird, daß kei­ne Nacht der Zukunft, und möge sie noch so fins­ter dro­hen, imstan­de sein wird, den durch Bis­marck zum Sie­ge gebrach­ten Reichs­ge­dan­ken in der See­le des deut­schen Vol­kes ver­dun­keln zu las­sen.“5

Die Moti­ve wur­den natür­lich nicht von allen geteilt und so lehn­te die sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Zei­tung “Freie Pres­se” die Erhe­bung Bis­marck zum “Natio­nal­göt­zen” ab.6

Die Bau­kos­ten wur­den mit 40.000 Mark ver­an­schlagt und bis zum 1.April 1905 kamen 25.000 Mark zusam­men, sodass der geplan­te Bau­be­ginn ver­zö­gert wur­de. Zwei Jah­re spä­ter waren es 31.000 Mark.


Der Bis­marck­turm auf der weit­ge­hend wald­lo­sen Hardt auf einer Post­kar­te unbe­kann­ten Datums, ver­mut­lich vor dem Ers­ten Welt­krieg. (Repro­duk­ti­on) Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.5.3.

Am 1.April 1907 erfolg­te die Grund­stein­le­gung. Doku­men­te, Tages­zei­tun­gen und Mün­zen im Wert von 18,86 Mark wur­den bei­gelegt, aller­dings kur­ze Zeit spä­ter geklaut, wie der Gene­ral-Anzei­ger am 17.April 1907 mel­de­te. Die Bau­lei­tung für den “Wup­per­ta­ler” Bis­marck­turm über­nahm der Elber­fel­der Stadt­bau­rat Schön­fel­der. Der Turm erhebt sich auf einem qua­dra­ti­schen Unter­bau von 11,30m Sei­ten­län­ge und erreich­te eine Höhe von 22 Metern. Dem Mit­tel­schaft von 7,8 x 7,8m sind an den Ecken run­de Säu­len­schäf­te vor­ge­legt.7 Der Sand­stein hier­für stamm­te von der Nord­sei­te der Hardt auf Bar­mer Stadt­ge­biet. Auf eine geplan­te Feu­er­scha­le ver­zich­te­te man und ent­schied sich, den Turm ben­ga­lisch zu beleuch­ten. An der Nord­sei­te wur­de 1912/1913 als ein­zi­ger Schmuck das Wap­pen Bis­marcks — ein drei­blätt­ri­ges Klee­blatt mit dazwi­schen­lie­gen­den Eichen­blät­tern — ange­bracht, das vom Elber­fel­der Bild­hau­er Carl Mersch gefer­tigt wur­de.8


Hardt und Bis­marck­tum, im Hin­ter­grund Elber­feld auf einer Foto­gra­fie, die auf­grund der Beschrei­bung nach 1930 ent­stan­den ist. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 19.5.3.

Am 19.Oktober 1907 wur­de der Turm ein­ge­weiht, einen Tag nach dem Gedenk­tag der Leip­zi­ger Völ­ker­schlacht. Erst ein hal­bes Jahr spä­ter, am 17.April 1908, wur­de der Turm gegen ein gerin­ges Ent­geld zur Bestei­gung frei­ge­ge­ben.9


Der Bis­marck­turm im August 2012. Das Wap­pen an der Nord­sei­te ist gut zu erkennen.

In den Jah­ren 1999 und 2000 wur­de der Turm von außen saniert. Von Okto­ber 2002 bis Janu­ar 2003 wur­de die Brüs­tung erhöht, ver­brei­tert und mit Titanz­ink­blech ver­klei­det. Wasch­be­ton­plat­ten ersetz­ten die alte Teer­de­cke. Außer­dem wur­de eine Tür anstel­le der Klap­pe am obe­ren Aus­stieg ein­ge­baut, an der Süd­sei­te wur­de ein neu­er Was­ser­spei­er ein­ge­setzt. Seit­dem beträgt die Höhe des Turms durch neue Auf­bau­ten ins­ge­samt 23,50m. Im Anschluss an die Arbei­ten wur­de ein Teil des Innen­raums saniert.10


Der Bis­marck­turm im Juli 2012.

Am 16. Juli 2005 war der Turm wie­der für Besu­cher zugäng­lich. Die Arbei­ten der Innen­sa­nie­rung hat­ten sich auf­grund der Haus­halts­la­ge der Stadt ver­zö­gert. Ins­ge­samt wur­den 90.000 Euro aus­ge­ge­ben, unter ande­rem für die Erneue­rung der Blitz­schutz­an­la­gen, der Elek­tro­in­stal­la­ti­on, die Sanie­rung der Stahl­kon­struk­ti­on des Auf­gangs und des Fußes der Stahl­wen­del­trep­pe kurz vor dem Aus­stieg. Außer­dem wur­de die Funk-Relais-Sta­ti­on der Feu­er­wehr in den Haus­an­schluss­raum auf der Ein­gangs­ebe­ne ver­legt.11 Im Som­mer 2012 wur­den innen zahl­rei­che Feuch­tig­keits­schä­den ent­deckt.12


Das Bis­marck­sche Wap­pen an der Nordseite.

Der Bis­marck­turm ist bei tro­cke­ner Wit­te­rung sams­tags von 13–18 Uhr und sonn­tags von 10–18 Uhr und an Fei­er­ta­gen von 11- 18 Uhr geöff­net, im Win­ter nur bis 17 Uhr.13 Die Stadt­flag­ge signa­li­siert die Anwe­sen­heit des Türmers.



Das Elberfelder Bismarck-Denkmal

Post­kar­te unbe­kann­ten Datums

Anfang des Jah­res 1895 rief man in Elber­feld zu Spen­den für ein Bis­marck-Denk­mal auf. Über 3000 Spen­der sam­mel­ten in weni­gen Wochen mehr als 60.000 Mark. Am 11.März 1985 erklär­te die Stadt­ver­ord­ne­ten-Ver­samm­lung in einer nicht-öffent­li­chen Sit­zung mit 19 gegen 11 Stim­men den ehe­ma­li­gen Reichs­kanz­ler zum Ehren­bür­ger der Stadt Elber­feld. Am 1.April 1985 ‑sei­nem 80.Geburtstag- sand­te man dem Fürs­ten eine “Adres­se”, in der man die Errich­tung des Denk­mals ankün­dig­te. Die­ser hat­te zum Wup­per­tal eine beson­de­re Bezie­hung. 1867  kan­dier­te er hier für einen Sitz im Nord­deut­schen Reichs­tag und setz­te sich im Febru­ar die­sen Jah­res mit 59,3% in einer Stich­wahl durch. Beim ers­ten Wahl­gang hat­te er nur 37,4 % der Stim­men geholt, was ihn ver­stimm­te, sodass er das Man­dat ablehn­te und das­je­ni­ge sei­nes Hei­mat-Wahl­krei­ses wählte.


Eine Post­kar­te, gelau­fen 1902, mit Blick auf die Schwe­be­bahn­sta­ti­on Alex­an­der­brü­cke, rechts sieht man das heu­te noch ste­hen­de Gebäu­de der Reichs­bank. (Bild ergänzt am 16.11.2012)

Nach einem beschränk­tem Wett­be­werb war schließ­lich Prof. Lud­wig Bru­now als Sie­ger her­vor­ge­gan­gen, des­sen Denk­mal am 31.März 1898 am Mäu­er­chen gegen­über der Reichs­bank (heu­te resi­diert hier die Natio­nal-Bank) ein­ge­weiht wur­de. Das Denk­mal hat­te eine Gesamt­hö­he von 6,80 m. Die Bron­ze­fi­gur Bis­marcks maß 3,50 m und stand auf einem Sockel aus rotem polier­ten Gra­nit. In der rech­ten Hand hielt er die Grün­dungs­ur­kun­de des Rei­ches, in der lin­ken Hand hält er das Schwert. An allen vier Sei­ten des Pos­ta­men­tes waren Bron­ze­ta­feln ange­bracht. Die vor­de­re zeig­te die Schrift­zug “Bis­marck”, die hin­te­re das Bis­marck­sche Wap­pen. An den Sei­ten stan­den zwei Aus­sprü­che Bismarcks:

Wir Deut­sche fürch­ten Gott, aber sonst nichts auf der Welt”

Ich habe mein Leben der Ein­heit, Unab­hän­gig­keit und Frei­heit Deutsch­lands gewidmet.”


Das Bis­marck-Denk­mal vor dem Spar­kas­sen-Gebäu­de. Heu­te steht hier das “City-Cen­ter”, der klei­ne Platz ist über­baut. Bild ent­nom­men aus: Füh­rer durch Elber­feld, her­aus­ge­ge­ben im Auf­tra­ge des Ober­bür­ger­meis­ters durch das Städ­ti­sche Ver­kehrs­amt Elber­feld in Gemein­schaft mit dem Elber­fel­der Ver­kehrs­ver­ein e.V., S.62. (Bild ergänzt am 05.04.2012)

Das Denk­mal wur­de im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört.1

Auch die Nach­bar­stadt Bar­men weih­te im Jahr 1900 ein Bis­marck-Denk­mal ein und zusam­men stif­te­ten Elber­feld und Bar­men den 1907 ein­ge­weih­ten Bis­marck­turm auf der Hardt.


Eine wei­te­re Ansicht. Post­kar­te vom 20.4.1911. (Bild ergänzt am 30. Mai 2015)

Das Bis­marck-Denk­mal mit dem heu­te noch exis­tie­ren­den ehe­ma­li­gen Reichs­bank-Gebäu­de. Bild ergänzt am 17. April 2021.

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Das Barmer Bismarck-Denkmal

Das Bis­marck-Denk­mal vor dem alten Bar­mer Rat­haus. Zwei der Säu­len des Ein­gangs sind heu­te noch in Wup­per­tal zu fin­den. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum 020/428 (Bild ergänzt am 8. Novem­ber 2012)

Am 1. April 1895 fei­er­te Fürst Otto von Bis­marck, ehe­ma­li­ger Reichs­kanz­ler und ehe­ma­li­ger preu­ßi­scher Minis­ter­prä­si­dent, sei­nen 80.Geburtstag. Anläss­lich die­ses Jubi­lä­ums erhielt er von der Stadt Bar­men die Ehren­bür­ger­wür­de und die Bür­ger­schaft sam­mel­te bei einer Jubel­fei­er in der Con­cordia Spen­den für ein Denk­mal zu sei­nen Ehren. 110 000 Mark kamen zusam­men. Hugo Lede­rer aus Ber­lin wur­de mit dem Denk­mal beauf­tragt, das am 18.Januar 1900 — dem Jah­res­tag der Kai­ser­pro­kla­ma­ti­on in Ver­sailles — vor dem alten Bar­mer Rat­haus ent­hüllt wur­de. Im Herbst 1921 wur­de das Denk­mal an sei­nen heu­ti­gen Platz auf dem Geschwis­ter-Scholl-Platz neben der “Ruh­mes­hal­le” (heu­te Haus der Jugend) ver­setzt, da das neue Bar­mer Rat­haus den alten Stand­ort beanspruchte.


Das alte Bar­mer Rat­haus (von dem zwei Säu­len des Altan noch vor­han­den sind) und das Bismarck-Denkmal.

Das Bis­marck-Denk­mal und das heu­te noch ste­hen­de Haus Con­cordia. (Bild ergänzt an 19. April 2014)


Das Denk­mal zeigt auf einem 3,50 m hohen Sockel aus schwe­di­schem Gra­nit Bis­marck in der Inter­rims­uni­form der Hal­ber­stät­ter Kür­as­sie­re, dem Regi­ment, dem Bis­marck ange­hör­te. In der lin­ken Hand hält er den Pal­l­asch. Auf den Stu­fen des Sockels, zu Bis­marcks Füßen, sitzt die Muse der Geschich­te, Klio, “um mit eher­nem Grif­fel die Großt­ha­ten des gewal­ti­gen Reichs­schmie­des ins Buch der Geschich­te ein­zu­tra­gen…” (Köl­ner Zei­tung, Nr.50, 19.01.1900) Der Schrift­zug “Bis­marck” ziert die unters­te Stu­fe des Denkmals.


Der Ein­wei­hungs­re­de durch den Vor­sit­zen­den des Denk­mal-Aus­schus­ses, Herrn Erbs­löh, folg­te ein Fest­mahl von 250 Bür­gern in der Bar­mer Stadt­hal­le. Nach vie­len Tisch­re­den folg­te ein Kon­zert und abends die Illu­mi­na­ti­on des Denkmals.

Post­kar­te von der Ein­wei­hung des Bis­marck-Denk­mals vor dem Bar­mer Rat­haus. (Bild ergänzt am 13. März 2022)

Otto von Bis­marck starb am 30. Juli 1898.1

Ein wei­te­res Bild vom Schmuck des Ein­wei­hungs­ta­ges. (Bild ergänzt am 13. März 2022)

Bereits 1898 war in Elber­feld ein Bis­marck-Denk­mal ein­ge­weiht wor­den. 1907 errich­te­ten Bar­men und Elber­feld gemein­sam auf der Hardt einen Bismarckturm.


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte