Alles, was mir bislang über diese Büste bekannt ist, steht auf der Karteikarte, auf der dieses Bild in der Unteren Denkmalschutzbehörde angebracht ist:
“Titel: Hindenburgbüste im Ratsherren-Sitzungssaal (Elberfeld)
Aufn.-Dat. August 1940”
Wer wann in wessen Auftrag die Büste von Paul von Hindenburg herstellte und wann sie im Ratsherrensaal ihren Platz fand, ist bislang unbekannt. Bekannt ist indes, dass 1916 dem damaligen Kaiser-Wilhelm-Museum eine Hindenburg-Büste gestiftet wurde.1 Diese Büste ist immer noch in Besitz des von-der-Heydt-Museums, das aus dem Kaiser-Wilhelm-Museum hervorging und nicht mit der hier abgebildeten Büste identisch, wie ein Vergleich mit dem Katalogbild zeigt.2
Vermutlich eine der Werbepostkarten, mit deren Kauf man den Bau des Denkmals unterstützen konnte. Gelaufen am 22.12.1915, auf der Rückseite ist vermerkt: “Ausstellung für Kriegswohlfahrtspflege im Felde und in der Heimat — Barmen, im Dezember 1915”. (Bild ergänzt am 28.12.2013.)
Im Juli des Jahres 1917 wurde am Ende der heutigen Stresemannstraße das Hindenburg-Denkmal fertig gestellt und ohne Zeremonie der Öffentlichkeit übergeben. An diesem Standort an der ehemaligen Bahnhofstraße stand bis 1913 der alter Barmer Bahnhof, dessen Nachfolgebau von 1914 bis 1916 weniger Meter weiter westlich erbaut wurde und dort bis heute zu finden ist. 1915 suchte man für die Straße einen würdigen Abschluss zur Eisenbahnstrecke und entschied sich für den Bau eines Denkmals für den damaligen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, der als Berfehlshaber der 8.Armee in der Schlacht bei Allenstein (später Schlacht von Tannenberg genannt) Ende August 1914 den russischen Einmarsch in Ostpreußen vorerst zurück schlug. Die Schlacht von Tannenberg wurde im Laufe des Ersten Weltkriegs mythisch überhöht und massiv zu Propagandazwecken genutzt. Dies geschah auch mit der Schlacht bei den Masurischen Seen im September und der Winterschlacht bei den Masurischen Seen,in denen die Bedrohung Ostpreußens durch die russischen Armee zerschlagen werden konnte. Hindenburg wurde im November zum Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber Ost ernannt und von der Propaganda als Kriegsheld gefeiert. So ist es nicht verwunderlich, dass man in Barmen dem “Volkshelden” Hindenburg ein Denkmal setzen wollte, wie es auch 1915 bereits auf der Elberfelder Königshöhe und am Lazarett des Vaterländischen Frauenvereins auf der Hardt geschehen war.
Eine erste Planung des Denkmals, vermutlich aus der Barmer Zeitung, vom 29.September 1915. Links und rechts, unter den antiken Helmen sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer soll 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen. Akte C II 42, Stadtarchiv Wuppertal.
Mit dem Bau des Denkmals eng verbunden war die Nagelung der Ehrenschilde, die später am Denkmal befestigt werden sollten. Allerdings ist unklar, ob dies wirklich geschah. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie zum Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle untergebracht wurden und dort 1943 vernichtet wurden.
Der “Hindenburg Brunnen”, so lautet der Titel dieser Postkarte aus dem Jahr 1918. Stadtarchiv Wuppertal.
Sowohl die Ehrenschilder als auch die Figuren des Denkmals schuf der in Elberfeld geborene und in Berlin arbeitende Bildhauer Paul Wynand. Im Mai 1916 begannen die Arbeiten am Hindenburg-Denkmal und im Juli 1917 waren sie abgeschlossen. Die Kosten betrugen 17.990 Mark. Das Denkmal besteht aus einer Säule, die von einem stehenden, vergoldeten Herkules gekrönt war, der sich auf sein Schwert stützte. Zu seinen Füßen saß ein Adler. Dahinter befindet sich eine hohe Sandsteinwand, die links und rechts als Abschluss zwei “männliche Kraftgestalten” zeigt, wie die Presse damals feststellte. Sie zeigen links die zum Kampf bereite und rechts die im Kampf stehende Jugend. Dazwischen strömte aus zwei Löwenkopfen Wasser, sodass man auch von einem Hindenburg-Brunnen sprach. An dieser Rückwand sollten auch die Ehrenschilde angebracht werden. Die Inschrift an der Rückwand, die vom Barmer Schriftsteller Will Vesper verfasst worden war, der auch die Inschrift am Kriegerdenkmal auf dem Barmer Ehrenfriedhof geschaffen hatte, lautete:
“Erbaut im Jahr, da der Weltkrieg war, errichtet zum Zeichen, dass wir keiner / Not weichen. Dem Manne geweiht, der Führer im Streit. Wo Hindenburg stand / war eine Mauer ums Land. Die Ihr hier nun steht und vorüber geht, gedenkt / daran, was Mannesmut kann, was ein Schwert in deutschen Händen wert!
Das rechte Relief der “Kraftgestalten” heute.Das linke Relief heute.
Die Bahnhofsstraße wurde in den 1920er in Fritz-Ebert-Straße und 1933 in Langemarckstraße umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die Anweisung Nr.30 des Alliierten Kontrollrats die Entnazifizierung und Entmilitarisierung aller deutschen Denkmäler. Der Instandsetzungsausschuss der Stadt Wuppertal beschloss daraufhin am 22.April 1947 die Entfernung der Inschrift und der Herkules-Figur. Von einer Beseitigung des Obelisken sah man ab.
Aus diesem Löwenmund floss einst das Wasser des Brunnens.
Im Laufe der Zeit verblasste die Erinnerung an die Stiftung des Denkmals für den Generalfeldmarschall und spätere Reichspräsidenten und der Standort an der Langemarckstraße ließ das Denkmal zum Langemarckdenkmal werden. Bei Langemarck, so der Mythos, hatten junge deutsche Soldaten am 10. November 1914 unter Singen des Deutschlandliedes die erste Linie des Gegners überrannt und 2.000 französische Soldaten gefangen genommen und sechs Maschinengewehre erobert. Der Mythos basiert auf einer Falschmeldung der Oberste Heeresleitung. In Wahrheit waren frisch ausgehobene und ungenügend ausgebildete deutsche Regimenter aus Freiwilligen und Reservisten von erschöpften Franzosen zurückgeschlagen worden, hatten keine bedeutenden Geländegewinne erzielt und 2.000 Mann verloren.
Die Spitze des Obelisken.
Die falsche Erinnerung an das Denkmal als Langemarck-Denkmal wurde 1976 im Einverständnis mit dem Garten- und Forstamt durch den Steinmetz Manfred Stölzel in den Sockel des Obelisken gemeißelt. Seitdem steht dort zu lesen:
Heute ist das Denkmal am Ende der Stresemannstraße von parkenden Autos und Recycling-Containern umgeben und verwildert. Der Zustand ist schlecht und es wirkt wie ein Fremdkörper in einer verkommenen Umgebung.
Nachdem bereits die Nachbarstadt Elberfeld angekündigt hatte, zum Hohenzollern-Gedenktag am 21. Oktober 1915 ein Nagelbild, den Eisernen Ritter, vorzustellen und zugunsten der Kriegswohlfahrt durch die Nagelung Spenden einzutreiben, wollte Barmen dem natürlich nicht nachstehen. Auch im Osten des Wuppertals wollte man für die dortige Wohlfahrtszentrale eine solche Aktion durchführen und war damit am Ende sogar schneller als Elberfeld, da man den 17. Oktober 1915 zum Hindenburgtag erklärte und somit drei Tage eher die Nagelung an der Ruhmeshalle begann. Man hatte sich gegen die Nagelung einer menschlichen oder tierischen Figur entschieden und den Bildhauer Paul Wynand gebeten zwei hölzerne Schilde herzustellen, die das Wappen Hindenburgs und das Wappen Barmens zeigten.1 Stadtbaurat Köhler schrieb im September 1915 an den aus Elberfeld stammenden und in Berlin arbeitenden Bildhauer:
“Da unser Publikum sehr verwöhnt ist, müssen wir mit den Schildern den Vogel abschießen, schon unserer Nachbarstadt Elberfeld gegenüber. Die Nagelung muss vorgezeichnet sein. […] Verschiedene farbige Nägel sollen, mit Ausnahme weißer verzinkter Nägel, die als Randnägel verwandt werden können, nicht verwendet werden. Sie müssen daher stark mit Goldunterbund arbeiten.
Das Publikum interessiert sich außergewöhnlich hier für die Sache. Da, wie bekannt, starke Kritik bei allen solchen Sachen einsetzt, so muss etwas tadellos gemacht werden.“2
Am 4. Oktober 1915 berichtete die Barmer Zeitung dann über die anstehende Nagelung:
“Die beiden Ehrenschilde — eines zu Ehren Hindenburgs, eines zu Ehren der namenlosen Helden — werden unter der würdig geschmückten Säulenhalle vor der Ruhmeshalle aufgehängt. Jeder, der nageln will, löst zunächst an Ort und Stelle eine Karte; er bekommt dann einen Nagel. Nach dem Einschlagen des Nagels erfolgt die Namenseintragung in das Eiserne Buch, das an Ort und Stelle ausliegt. Es wird gebeten, bei der Eintragung der Namen recht sorgfältig zu verfahren; das Eiserne Buch wird als dauerndes Erinnerungszeichen an bevorzugter Stelle aufbewahrt.“3
Am Vorabend der Einweihungsfeier der Ehrenschilde am 17. Oktober 1915, gab es ein Massenkonzert eines vereinigten Chores der Barmer Gesangvereine in der Stadthalle, das vom städtischen Orchester begleitet wurde und einen so großen Besucherandrang verzeichnete, dass die Polizei die Zugänge zur Stadthalle sperren ließ. Gespielt wurden unter anderem der Kaisermarsch, Das blanke Wort und das Niederländische Dankgebet. Am Festtage, einem Sonntag, verkauften schon früh am Morgen junge Mädchen eiserne “Hindenburg-Denkmünzen” und Ansichtspostkarten zugunsten der Wohlfahrtszentrale. Später am Tag zogen Vereine und Schulen unter Musikbegleitung und mit ihren Fahnen zur Ruhmeshalle. Gegenüber der Ruhmeshalle war ein Podest für die Sänger und Musiker aufgebaut worden, daneben standen die Fahnenabordnungen der Krieger‑, Turn- und Gesangvereine, daran schlossen sich 500 “Feldgraue” (Soldaten) aus den Lazaretten und Vertreter aller Behörden und Schulen an. Die Feier begann mit dem Kaisermarsch, dann sprach der Oberbürgermeister, und schlug den ersten Nagel ein, bevor erneut die Lieder des Vorabends erschollen.4
Am 19. Oktober 1915 ging ein Dank-Telegramm des geehrten Paul von Hindenburg ein:
Das Telegramm des Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Entnommen aus: Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 74.
Bereits am ersten Tag wurden 6.000 Mark “genagelt”, zusammen mit dem Verkauf der Postkarten und Denkmünzen, wurden 38.600 Mark erlöst. Am 21. Oktober belief sich die Gesamtsumme bereits auf 300.000 Mark.5
Ein erster Entwurf für die Hindenburg-Anlage. Entnommen aus Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 1
Bei diesem “Kriegswahrzeichen” wollte man es nicht belassen und schuf auch Pläne für ein Hindenburg-Denkmal bzw. ‑brunnen, das 1916 begonnen und 1917 vollendet wurde. An ihm sollten die Ehrenschilde befestigt werden. Links und rechts, unter den antiken Helmen, sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer sollte 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen.6 Am Ende entstand dann das Denkmal doch etwas anders. Ob die Ehrenschilde wie geplant dort angebracht wurden, ist unklar. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie aus Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle aufgestellt wurden und dort 1943 zerstört wurden.7
Am 10.November 1915 berichtete der Tägliche Anzeiger der Stadt Elberfeld:
“Aus Dankbarkeit für genossene treue Pflege haben Verwundete des Lazaretts des Vaterländischen Frauenvereins an der Hardt diesem ein schönes Geschenk gemacht und zwar einen
Hindenburg-Gedenkstein
der in dem Garten des Hospitals Aufstellung gefunden hat, und in einigen Tagen seiner Bestimmung übergeben werden soll. Der Gedenkstein hat eine Höhe von etwa drei Metern und ist aus schweren Felsblöcken, die in der Varresbeck gefunden wurden, errichtet. Im oberen Teil wird eine wohlgelunge Hindenburg-Plakette in Bronze angebracht, während am Fuße des Hügels, auf dem der Gedenkstein aufgebaut ist, eine Tafel mit entsprechender Widmung eingelassen ist.
Der Entwurf des Denksteins stammt von dem Kriegsfreiwilligen Ewald Schmahl, der sich ebenfalls als Verwundeter im Lazarett an der Hardt befindet. Jeder, der das Kunstwerk sieht, wird erstaunt sein darüber, daß es nur von Verwundeten errichtet wurde, die auch die schweren Blöcke auswählten und zusammenfügten.”
Spuren des Gedenksteins oder eine Abbildungen konnten bislang nicht gefunden werden. Der Gedenkstein selbst musste vermutlich dem Erweiterungsbau des späteren Rot-Kreuz-Krankenhauses und heutigen Pflegezentrums Haus Hardt weichen.
In einem Nachruf auf den Bildhauer Ewald Schmahl am 5.September 1931 wird eine von diesem geschaffene Hindenburg-Plakette erwähnt, die in zahlreichen Wuppertaler Häusern zu finden sei. Ob diese mit der Plakette auf dem Gedenkstein identisch war, ist unklar.1
Anmerkung: In einer früheren Version dieses Eintrags vom heutigen Tage wurde das Lazarett und spätere Rot-Kreuz-Krankenhaus mit dem zur Zeit leerstehenden Marienheim verwechselt. Dies ist falsch. Vielen Dank an Cesare Borgia für den Hinweis.
Am 15.Oktober 1915 — seit einem Jahr und zwei Monaten tobte der Erste Weltkrieg — weihte man auf der Königshöhe zwischen dem Sommersitz der von der Heydts und dem gleichnamigen Turm auf dem Kiesberg ein Denkmal für den Generalfeldmarschall und damaligen Oberbefehlshaber Ost, Paul von Hindenburg, ein. Gestiftet hatte es einmal mehr Freiherr August von der Heydt, seines Zeichens Protektor des Elberfelder Kriegerverbandes, Rittmeister der Landwehr-Kavallerie a.D. und Geheimer Kommerzienrat, “in dankbarer Verehrung dem sieggewohnte Schlachtenlenker”, wie der General-Anzeiger bemerkte. Der Tag der Einweihung war zugleich Hindenburgs 68. Geburtstag.
Das Hindenburg-Denkmal auf einer Postkarte aus dem Jahr 1916. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.
Das Denkmal bestand aus einem anderthalb Meter hohen Sockel aus Sandsteinblöcken, auf denen ein ebenso hoher Sandsteinblock in Prismenform mit einem Gewicht von 50 Zentnern angebracht war. An den Ecken des Sockels befanden sich vier große Granaten aus einer Elberfelder Geschossfabrik. An der Vorderseite war ein Bronzerelief des Feldherren angebracht, darunter war in den Stein “Hindenburg Platz” gemeißelt. An der Rückseite befand sich ein Eisernes Kreuz unter dem folgende Inschrift angebracht worden war: “1915 errichtet von August Freiherr von der Heydt.”
Ein Ausschnitt einer Karte des “Burgholz”, die im Jahr 1916 entstand und von Arthur Riemer veröffentlicht wurde. Sie ist nicht genordet, sondern “gesüdet”, d.h. Süden ist oben, Westen rechts, Osten links und Norden ist unten. Der Maßsstab beträgt 1:10000. Wir sehen dem Kiesberg, den Ehrenfriedhof links, unten die Bahnlinie, den von der Heydt-Turm und oberhalb davon das Denkmal mit dem Hindenburg-Platz.Stadtarchiv Wuppertal, Kartensignatur: 55
Zwei Jahre später, am 2.Oktober 1917, beschloss die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Elberfeld aus Anlass des 70.Geburtstages des Generalfeldmarschalls, der inzwischen die Oberste Heeresleitung übernommen hatte, die Straße des in der Entwicklung befindlichen “Landhausviertels” “Hindenburgstraße” zu nennen. Deren Fortführung zum Ehrenfriedhof sollte “Hindenburgweg” heißen und der Kiesberg in “Hindenburghöhe” umbenannt werden. Zusammen mit einer Spende von 25.000 Mark zu “Heereswohlfahrtszwecken” wurde Hindenburg in einem Telegramm um Erlaubnis gebeten. Während Hindenburghöhe und ‑weg in Vergessenheit geraten sind, besteht die Hindenburgstraße bis heute.
Während der Zeit des Kapp-Putsches im März 1920 wurden alle Metallteile des Denkmals demontiert. 1935 wurde das Relief, diesmal als Bildnis im Profil, erneuert und kam im Zweiten Weltkrieg abhanden. Anfang 1956 wurde eine der Granathülsen gewaltsam abgerissen. Im April 1959 wurde das Denkmal im Auftrag der Stadt entfernt.1