Am 2. Februar 2009, wenige Tage nachdem sich der Todestag Johannes Raus zum dritten Mal gejährt hatte, wurde im Foyer des Barmer Rathauses eine zwei Zentimeter dicke Acryltafel zum Gedenken an den Wuppertaler Ehrenbürger und ehemaligen deutschen Bundespräsidenten, Johannes Rau, eingeweiht. Oberbürgermeister Jung und seine Amtsvorgängerin Ursula Kraus nahmen die Enthüllung um 16.30 Uhr vor. Johannes Rau habe die Stadt “Außerordentliches zu verdanken” erklärte Oberbürgermeister Jung und betonte, dass viele Wuppertaler traurig seien, dass er in Berlin bestattet worden sei. Deshalb habe man eine prominente Stelle gefunden, um in seiner Heimatstadt an ihn zu gedenken und das Rathaus als Ort seines Wirkens habe ich da natürlich angeboten. Die 60 mal 52,5 Zentimeter große Tafel trägt folgende Inschrift: 1
Die Gedenktafel für Johannes Rau. Leider lässt die Ausführung in Glas kein gutes Foto zu.
“Zum Gedenken an den Ehrenbürger unserer Stadt
Johannes Rau
Geboren am 16.1.1931 in Wuppertal
Verstorben am 27.1.2006 in Berlin
Johannes Rau, seine Lebensdaten sind auf der Gedenktafel vermerkt, brach 1948 den Besuch des Gymnasiums an der Siegesstraße, das heute seinen Namen trägt, ab, machte eine Lehre als Buchhändler und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. 1952 begann er als Verlagsbuchhändler zu arbeiten. Seine erste politische Aktivität führt ihn im selben Jahr zur Gesamtdeutschen Volkspartei, die von Gustav Heinemann aus Protest gegen die Wiederbewaffnung gegründet worden war und wurde Ortsvorsitzender in Wuppertal. 1954 wurde er Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlags, erhielt 1962 einen Sitz im Vorstand und war von 1965 bis 1967 Direktor des Verlags. Nachdem sich die GVP 1957 auflöste, ging Rau zur SPD. Ab 1968 gehörte er zum Parteivorstand und wurde ein Jahr später Oberbürgermeister von Wuppertal. Bereits 1970 wechselte er als Minister für Wissenschaft und Forschung ins Kabinett des Ministerpräsidenten Heinz Kühn nach Düsseldorf. 1978 wurde er Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und behielt dieses Amt 20 Jahre inne. 1987 unterlag er als Bundeskanzlerkandidat dem amtierenden Kanzler Helmut Kohl. 1994 und 1999 trat er zur Wahl als Bundespräsident an und gewann die Wahl 1999 im zweiten Wahlgang. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er 2000 vor dem israelischen Parlament (der Knesset) und bat dort das jüdische Volk und Israel um Vergebung für die Verbrechen des
Holocaust. Am 27.Januar 2006 starb der dreifache Vater und Ehemann von Christina Rau in Berlin, wo er auch bestattet wurde.2
Der Rathausplatz in Barmen trägt seit dem 11. Mai 2006 den Namen Johannes-Rau-Platz. Bereits 2007 wurde auf dem Campus Freudenberg der Bergischen Universität eine Büste zur Erinnerung an Johannes Rau eingeweiht.
Am 8.Mai 2012, 67 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde im Rathaus Barmen eine Gedenktafel für die Trümmerfrauen Wuppertals eingeweiht, die der “Förderverein Trümmerfrauen e.V.” gestiftet hatte. Sie erinnert an jene Frauen, die teils freiwillig, teils von den Besatzungsmächten verpflichtet, nach dem Krieg dabei halfen, ca. fünf Millionen Tonnen Schutt aus den Ruinen der Stadt wegzuräumen. Die meisten von ihnen, wie Helga Stefes, die noch 2011 einem Fernsehteam des WDR (Beitrag ist online verfügbar) von ihrer Arbeit erzählen konnte, erlebten diese späte öffentliche Ehrung nicht mehr mit.1Anwesend waren ca. 90 Freunde, Förderer und Mitglieder des Vereins, Vertreter aus den Fraktionen und Bürgermeisterin Ursula Schulz, als die Vorsitzende und Initiatorin des Fördervereins, Ingeborg Galbrecht, zusammen mit Oberbürgermeister Peter Jung die Tafel enthüllte.2 Sie hängt im Foyer des Rathauses am Zugang zum Lichthof und damit, wie vom Förderverein erbeten, gegenüber der Gedenktafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs.
“Wir hoffen, dass viele Menschen die Tafel lesen und sich erinnern. Nur durch eine starke Solidarität sind Krisen jeglicher Art gemeinsam zu bewältigen. Dafür stehen die Trümmerfrauen gestern und heute gleichermaßen.“3Ingeborg Galbrecht
Die Gedenktafel zur Erinnerung an die Wuppertaler Trümmerfrauen.
Die Gedenktafel wurde von Steinmetzmeister Jörg Herhausen aus Granit geschaffen und enthält folgende Inschrift:
“In Erinnerung an die
Trümmerfrauen,
die mit ihrem Einsatz
halfen, nach 1945
unsere zerstörte Stadt
wieder aufzubauen.”
Die Idee zu dieser Ehrung kam der Initiatorin Ingeborg Galbrecht bei einer Stadtführung mit dem Sozialverband VdK im Jahr 2008 in Hamm, wo sie auf ein Denkmal für die Trümmerfrauen der Stadt aufmerksam wurde. Sie begann zu recherchieren. Die Trümmerfrauen in Wuppertal sind nicht so bekannt wie die anderer Städte, z.B. Berlin, aber auch in Wuppertal leisteten sie harte Arbeit bei schrecklichen Lebensbedingungen in der zur Hälfte zerstörten Stadt. Sie rissen die Ruinen der Bombennächte mit einfachem Gerät ab, führten die Baustoffe der Wiederverwertung zu, befreiten zum Beispiel Ziegelsteine von Mörtel, und sorgten so dafür, dass aus den Ruinen neuer Wohnraum geschaffen werden konnte.
2009 gründete Ingeborg Galbrecht dann den Förderverein Trümmerfrauen und überzeugte Freunde und Verwandte von ihrem Anliegen, am Ende waren es 40 Mitglieder, die mit einer Präsentation durch die Vereine, Institutionen und Firmen zogen und um Spenden warben. Die Stadtsparkasse, die Barmenia Versicherung und die Jackstädt-Stiftung und andere zeigten sich bereit, das Vorhaben zu unterstützen.4
Fotografie des eingemauerten Sandsteinreliefs im Treppenhaus des alten Stadtsaals. Archiv CHBV.
Als 1994 der Cronenberger Festsaal am Standort des alten Rathauses (1900–1943) abgerissen wurde, “entdeckte” man, dass ein in die Wand eingelassenes Sandsteinrelief mit dem Wappen der einstigen Stadt ein Relikt des Cronenberger Rathauses war. Der Eigentümer und Bauherr des Nachfolgebaus, Bernd Matthäs, übernahm dann in Abstimmung mit dem Cronenberger Heimat- und Bürgerverein die Restauration und Aufstellung des Wappens.1
Das restaurierte Sandsteinrelief vor dem neuen Geschäfts- und Wohnhaus. Es zeigt das von Kletterpflanzen umrankte Stadtwappen der ehemals selbstständigen Stadt Cronenberg.Die Inschrift der kleinen Metallplakette verrät: “Cronenberger Stadtwappen Sandsteinrelief Geborgen aus den Trümmern des 1900 erbauten und 1943 zerstörten Rathauses.”
Am 12.Mai 2001 wurde des Relikt, nachdem es schon seit Ende September 19992an Ort und Stelle vor dem neuen “Rathauscenter” zu finden war, eingeweiht.3 Dazu hatte der CHBV eingeladen. Der Vorsitzende Hans-Otto Bilstein, begrüßte neben den Cronenberger Bürgern auch Bernd Matthäs, Bundestagsabgeordnete Ursula Lietz und Bürgermeister Peter Jung. In einer kurzen Ansprache blickte Hans-Otto Bilstein auf die Selbstständigkeit der Stadt Cronenberg zurück, deren Symbol Wappen und Rathaus waren. Die Einweihung übernahmen dann “De Obrams”, der Freundeskreis zur Erhaltung des Cronenberger Platts. Für die musikalische Begleitung sorgte der Cronenberger Männerchor, außerdem wurde im “alten Käseladen” in einer Ausstellung über die Geschichte Cronenbergs informiert.4
Das 1900 errichtete Cronenberger Rathaus wurde 1943 von Bomben zerstört und brannte aus. 1953 wurden die Überreste abgerissen, obwohl die Cronenberger für einen Wiederaufbau plädierten. Architekt war Wilhelm Haase.Das Cronenberger Wappen zeigt den Bergischen Löwen auf einem (grünen) Hügel stehend, in den Pranken hält er ein Sensenblatt, das auf das Sensenprivileg hinweist. Darüber thronen drei Zinnen.
Flaggenmast und Bergischer Löwe auf dem Neumarkt. Im Hintergrund das Rathaus mit seinem Figurenschmuck. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/47
Am 1. Oktober 1904 wurde das Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne stolze 150 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums stiftete Freiherr August von der Heydt der Stadt Elberfeld einen imposanten Flaggenmast. Entworfen wurde er von Prof. Louis Heitsch, der an der Elberfelder Kunstgewerbeschule lehrte. Der Wert der Stiftung lag bei 27.600 Mark.
Der vier Meter hohe Unterbau aus Muschelkalk trug zwei Bronzetafeln, von denen eine den Preußischen Adler und die andere den Bergischen Löwen zeigte. Auf der Rückseite war über einem Laufbrunnen das Wappen des Stifters zu sehen. Auf dem Unterbau war der mit vielen Ornamenten geschmückte Bronzeschaft mit der Stadtkrone als Abschluss angebracht. Aus ihr erhob sich der 26 Meter hohe aus Eisen geschmiedete Flaggenmast, der von der Laurahütte in Schlesien hergestellt wurde und von Schlossermeister C.H.Schmidt aus Elberfeld geliefert wurde. Vor dem Flaggenmast wachte in aufrechter Position sitzend der mächtige Bergische Löwe.
Am 23. Mai 1908 wurde der noch unvollendete Flaggenmast zum ersten Mal genutzt und trug das Stadtbanner, als das Kronprinzenpaar durchfuhr, nachdem es in Barmen zur Hundertjahrfeier den Grundstein für das neue Rathaus gelegt hatte. Vor 1940, vermutlich 1939, wurde der Flaggenmast entfernt, als der Luftschutzbunker unter dem Neumarkt gebaut wurde.1
Der Flaggenmast in der Rückansicht. Links ist der Jubiläumsbrunnen zu sehen. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/19.
Anlässlich des Besuches des Kaiserpaares am 24.Oktober 1900 in Elberfeld zur Einweihung des neuen Rathauses wurde der Weg, den die Majestäten nahmen, zu einer via triumphalis ausgeschmückt. Gegenüber des Eingangs des Rathauses, am heutigen Standort des Jubiläumsbrunnens, fand eine drei Meter hohe allegorische Figur der Stadt namens “Elberfeldia” auf einem vier Meter hohen Postament ihren Platz. Nach den Feierlichkeit kam die Figur spätestens vor 1910 auf die Hardt, in die Nähe der Elisenhöhe.
Die Elberfeldia auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.
Die Figur der Elberfeldia trug ein langes wallendes Gewand, stützte die rechte Hand auf die Hüfte, die linke hielt einen Schild, auf dem das Elberfelder Wappen zu sehen war. Es ist unbekannt, wer diese Figur schuf, verantwortlich für die Ausschmückung des Neumarkts waren der Stadtverordnete und Architekt Kayser und Stadtbauinspektor Brünig.1
Die Elberfeldia auf einer Postkarte, die am 27. Juli 1901 verschickt wurde. Allerdings unterscheidet sich die Darstellung deutlich von dem Foto, vor allem das Rost fehlt. Zudem die Beschriftung des Sockels und das Wappen an selbigem. (Bild hinzugefügt am 9. Juli 2018)
1951 wurde die Figur noch als erhaltenswert erwähnt, jedoch wurde sie irgendwann danach zerstört. Die Überreste liegen auf dem Lagerplatz der Hardt.2
Im Jahr 2008 rief der Wuppertaler Mäzen Hans-Joachim Camphausen Unternehmen und Bürger dazu auf, für eine neue Version des Ritters von Elberfeld zu spenden. Diese Figur aus der Sagenwelt des Wuppertals hatte bis zum Zweiten Weltkrieg eine steinerne Nische am Elberfelder Rathaus geschmückt. (Zum Vorbild siehe folgenden Eintrag: Figurenschmuck des Elberfelder Rathauses (1901/02)
Der neue Ritter von Elberfeld.
Der Anlass für die Rekonstruktion war einerseits die Erinnerung des 81jährigen Camphausen an das Original, anderseits aber auch die bevorstehende Feier zu 400 Jahren Stadtrechten für Elberfeld im Jahr 2010. 250.000 € wurden für die Rekonstruktion veranschlagt, drei Großspender garantierten gleich zu Beginn der Kampagne für 70.000 €. Schirmherr der Spendenbriefaktion, in der 100 Briefe an Unternehmer und Bürger verschickt wurden, war Oberbürgermeister Peter Jung. Parallel zur Spendensammlung mit Hilfe des Kunst- und Museumsvereins Wuppertal lief davon unabhängig die Sanierung der Sandsteinfassade des Rathauses seit 2006.1
Seit dem Beginn der Kampagne wurde die Figur des Ritters von Elberfeld als Ritter Arnold bezeichnet. Der mir aktuell vorliegenden Quellenlage nach ist dieses Bezeichnung problematisch. Ruth Meyer-Kahrweg erwähnt in ihrer Erläuterung des historischen Vorbilds nicht den Namen des Ritters, auch in Otto Schells Werk “Bergische Sagen” von 1897 wird kein Name erwähnt. Heute ist die Figur als Ritter Arnold bekannt, allerdings ist in den Stadtratsprotokollen von 1900/1901 dieser Name nicht zu finden. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass Sagen in verschiedenen Formen erzählt werden. Leider finden sich bei vielen Versionen im Internet keine Quellenangaben, sodass es schwer ist, die Herkunft zu verifizieren. Übereinstimmend berichten die Erzählungen davon, dass ein Ritter verfolgt wurde und dass sein Knappe von einer unbekannten Furt in einem großem Fluss, sehr wahrscheinlich dem Rhein, wusste. Der Ritter und sein Knappe konnten sich dort seinen Widersachern entziehen, da diese der Strömung nicht standhielten. Eine zweite Geschichte erzählt von einer unheilbaren Erkrankung der Gemahlin des Ritters. Der Knappe eilte daraufhin fort und holte die Milch einer Löwin, mit deren Hilfe die Frau gesundete. Der Ritter wurde daraufhin misstrauisch und entließ den Knappen, der als Lohn fünf Gulden verlangte. Mit diesem Geld sollte der Ritter eine Glocke beschaffen, die in der Elberfelder Umgebung aufgehängt wurde. In einer Version der Sage wird ein Ritter namens Arnold von Elverfeld als Protagonist genannt, der bei der Schlacht von Worringen (1288) fliehen musste und dann von seinem Knappen durch den Rhein geführt wurde. Diese historisch belegte Figur wird allerdings bei Otto Schell als “Frevler” bezeichnet, der in Fehde mit Adolf V. von Berg lag und in Elberfeld eine Räuberburg unterhielt und sein Unwesen als Raubritter trieb.2
Bereits im Oktober 2008 waren genügend Mittel zusammen gekommen, um die Fertigung der Figur, die Installation und die Beleuchtung zu decken. Hans-Uwe Flunkert vom Gebäudemanagement und Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius regten daraufhin die Rekonstruktion der allegorischen Figuren an, die den Eingang flankierten: Wahrheit und Gerechtigkeit. Ein erster Kostenvoranschlag belief sich auf 80.000 €, allerdings war man aufgrund des Materialwerts der Figuren um deren Sicherheit besorgt.3
Das historische Vorbild auf einer Fotografie. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/53
Die Auftrag zur Rekonstruktion wurde schließlich an die Düsseldorfer Kunstgießerei Kayser vergeben. Das Gips-Modell des Pferdes war im Juli 2009 fertig und wurde bei einem Pressebesuch vorgestellt. Lediglich mit einem Foto als Vorbild wurde die Figur des Bildhauers Professor Heinrich Günther-Gera nachgebildet. Allerdings entschied man sich für einen Bronzeguss und nicht für eine Ausführung in getriebenem Kupfer, abweichend vom Vorbild.4
Die Nachbildung des Ritters von Elberfeld. Es sind im Vergleich mit der obigen Fotografie einige deutliche Unterschiede auszumachen. So hält der Knappe die Armbrust enge am Körper, die Streitaxt des Ritters ist besser zu sehen, das Schwert ist kürzer und die Kopfhaltung des Pferdes ist deutlich anders.
In der Nacht auf den 26.Mai 2010 wurde die komplette Figurengruppe dann per Schwertransport nach Wuppertal gebracht und in seiner Nische aufgestellt.5 Die drei Meter hohe Figur wiegt 1,5 Tonnen und kostete am Ende 270.000 €. Nach der Anlieferung wurde die Figur mit einem Tuch bis zur offiziellen Enthüllung vor neugierigen Blicken geschützt.6 Am folgenden Samstag, den 28.Mai 2010, wurde die Figur um 13 Uhr enthüllt und von Hans-Joachim Camphausen der Stadt als Geschenk übergeben.
Der Eingang des Rathauses mit Wahrheit und Gerechtigkeit, sowie der Elberfelder Ritter in seiner Nische.
Die Figuren Wahrheit und Gerechtigkeit wurden zusammen mit dem Ritter von Elberfeld angebracht und der Stadt am selben Tag zum Geschenk gemacht. Die Kosten von je 30.000 € wurden ebenfalls von Hans-Joachim Camphausen über den Kunst- und Museumsverein gesammelt. Die Figuren bestehen abweichend vom Original aus Bronzeguss und nicht aus getriebenen Kupfer,7 auch die Rekonstruktion wurde sehr frei ausgeführt und erinnert im Grunde kaum an das Vorbild von Heinrich Günther-Gera, auch wenn man sich auf diese Vorlage berief.8
Die Wahrheit heute — der Oberkörper ist frei von Stoff, das linke Bein ist entblößt, den Spiegel hält sie in der linken Hand hoch über dem Kopf, sodass sie die Wahrheit darin wohl kaum erkennen kann. Dazu kommt noch eine Schlange, die auf dem Foto des Originals nicht zu erkennen ist.
Die Wahrheit im Original. Züchtig bekleidet, den Spiegel in der rechten Hand — und sie schaut auch hinein. Auch der Gesichtsausdruck ist ein anderer. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/56Die Gerechtigkeit heute: Sie trägt eine Art Brustpanzer, dazu Buch oder Schild und Schwert in der linken. Mit der rechten Hand hält sie eine Wage hoch. Sie ist barhäuptig und trägt Zöpfe.Das Original: Die Gerechtigkeit trägt lange, wallende Gewänder, die weibliche Brust ist deutlicher sichtbar, sie stützt sich mit der rechten Hand auf ein wellenförmiges Schwert. In der linken hält sie nur ein dickes Buch. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone, Zöpfe sind nicht zu erkennen.
Zur Orientierung: Der Betrachter steht auf dem Neumarkt links vom Eingang. Die beiden Figuren stellen Kaiser Barbarossa und Herzog Johann III. von Berg dar. Die Fotografie entstand im August 1940. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2740
Am 24.Oktober 1900 weihte der Kaiser höchstpersönlich das neue Elberfelder Rathaus ein, nachdem er bereits zuvor in Barmen die Ruhmeshalle und ihre Standbilder eröffnet hatte. Im Anschluss an die Einweihung des Rathauses fuhr der Kaiser zur Probe mit der Schwebebahn nach Vohwinkel, wo er den Siegesbrunnen einweihte. Was der Kaiser 1900 allerdings nicht zu Gesicht bekam, war der Figurenschmuck des Rathauses, dieser war nämlich noch nicht fertig und wurde erst im folgenden Jahr angebracht, die heute bekannteste und wiederbelebte Figur des Ritters von Elberfeld kam sogar erst 1902 an ihren Platz.
Ein Stück weiter rechts, ungefähr vom Jubiläumsbrunnen, entstand diese Aufnahme, ebenfalls im August 1940. Sie zeigt die Figuren von König Friedrich Wilhelm III, Kaiser Wilhelm II. und den Ritter von Elberfeld mit seinem Knappen. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2739
Der Vergabe der Aufträge an die Bildhauer ging eine lange und intensive Debatte über die Qualitäten der Künstler und der Ausgestaltung der Figuren voraus. Unter anderem stritt man sich, ob die Figuren in Warthauer Sandstein, in Galvano-Bronze oder Bronzeguß ausgeführt werden sollten, am Ende entschied man sich für die Ausführung in getriebenem Kupfer. Verantwortlich für die Anfertigung aller Figuren war die Firma Knodt aus Frankfurt am Main. Alle dargestellten Figuren verwiesen auf die Geschichte (und eine Legende) Elberfelds. Zusätzlich wurden am Eingang noch zwei allegorische Figuren der Wahrheit und der Gerechtigkeit angebracht.
Figur des Kaisers Barbarossa (Friedrich I.) Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/80
Kaiser Barbarossa (ca.1122–1190) wurde vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. In dessen Herrschaft wurde der Hof Elberfeld als Tafelgut des Kölner Erzbistums erstmals erwähnt. 1176 fiel der Hof als erblicher Pfandbesitz an Graf Engelbert von Berg, was der Kaiser zweimal, 1179 und 1189 bestätigte.
Figur des Herzog Johann III. von Berg Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/81
Herzog Johann III. (1490–1539) wurde ebenfalls vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. Der erste Herzog der vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg gewährte 1527 gegen eine Zahlung von 861 Goldgulden das Garnprivileg an die Bewohner Barmens und Elberfelds, sodass im Herzogtum nur im Wuppertal Garn gebleicht und gezwirnt werden durfte. Die Garnnahrung gilt als Beginn der Wuppertaler Textilindustrie.
Die Figur des König Friedrich Wilhelm III. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/59
König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) stammte aus der Hand des Düsseldorfer Bildhauers Heinrich Bauke. Zu seiner Lebzeit wurde das Wuppertal von der französischen Fremdherrschaft befreit (1813) und gelangte 1815 zum Königreich Preußen.
Die Figur Kaiser Wilhelms II. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/58
Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) wurde vom Düsseldorfer Bildhauer Friedrich Coubillier geschaffen. Der Anlass, diese Figur am Rathaus anzubringen, war schlicht, dass das neue Rathaus in seiner Regierungszeit gebaut und von ihm eingeweiht wurde.
Der Ritter von Elberfeld und sein Knappe. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/53
Die imposante Eckfigur des Ritters von Elberfeld mit seinem mutigen Knappen entstammt ebenfalls dem Werk des Berliner Bildhauers Professor Heinrich Günther-Gera. Sie wurde im Herbst 1901 fertiggestellt und im Mai 1902 in der Nische am Rathaus angebracht.1 Es ist eine Figur aus der Sagenwelt des Wuppertals, die für die Treue eines Knappen zu seinem Herrn steht.
Ruth Meyer-Kahrweg erwähnt in ihrer Erläuterung nicht den Namen des Ritters, auch in Otto Schells Werk “Bergische Sagen” von 1897 wird kein Name erwähnt. Heute ist die Figur als Ritter Arnold bekannt, allerdings wurde diese Bezeichnung von den Stadtverordneten 1900/1901 nicht benutzt. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass Sagen in verschiedenen Formen erzählt werden. Leider finden sich bei vielen Versionen im Internet keine Quellenangaben, sodass es schwer ist, die Herkunft zu verifizieren. Übereinstimmend berichten die Erzählungen davon, dass ein Ritter verfolgt wurde und dass sein Knappe von einer unbekannten Furt in einem großem Fluss, sehr wahrscheinlich dem Rhein, wusste. Der Ritter und sein Knappe konnten sich dort seinen Widersachern entziehen, da diese der Strömung nicht standhielten. Eine zweite Geschichte erzählt von einer unheilbaren Erkrankung der Gemahlin des Ritters. Der Knappe eilte daraufhin fort und holte die Milch einer Löwin, mit deren Hilfe die Frau gesundete. Der Ritter wurde daraufhin misstrauisch und entließ den Knappen, der als Lohn fünf Gulden verlangte. Mit diesem Geld sollte der Ritter eine Glocke beschaffen, die in der Elberfelder Umgebung aufgehängt wurde. In einer anderen Version der Sage wird ein Ritter Arnold von Elverfeld als Protagonist genannt, der bei der Schlacht von Worringen (1288) fliehen musste und dann von seinem Knappen durch den Rhein geführt wurde. Diese historisch belegte Figur wird allerdings bei Otto Schell als “Frevler” genannt, der in Fehde mit Adolf V. von Berg lag und in Elberfeld eine Räuberburg unterhielt und sein Unwesen als Raubritter trieb.2 Es scheint doch sehr fraglich, dass die Stadtväter solch eine Person an ihrem neuen Rathaus haben wollten.
Allegorische Figur der Wahrheit. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/56
Zwei weitere Figuren wurden vom Berliner Bildhauer Professor Heinrich Günther-Gera geschaffen. Sie flankieren den Eingang und sollten den Stadtverordneten und sicher auch jeden Beamten und Bürger auf ihrem Weg durch das Rathaus begleiten und bei Entscheidungen mahnend zur Seite stehen: Die Wahrheit und die Gerechtigkeit. Da die allegorischen Figuren bei der Einweihung durch den Kaiser noch nicht zur Verfügung standen, wurde der junge Bildhauer Eberhard Schäfer damit betraut, zwei in Gips modellierte und bronzierte Figuren der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu schaffen, die später dann ersetzt wurden.
Die Figur der Gerechtigkeit. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/57Alle Figuren auf einem Bild. Kaiser Barbarossa, Herzog Johann III. von Berg, König Friedrich Wilhelm III, Kaiser Wilhelm II. und der Ritter von Elberfeld (v.l.n.r.), im Eingangsportal sind die “Wahrheit” und “Gerechtigkeit” zu sehen. Das Bild entstand zu den Feierlichkeiten des 300.Jahrestages der Verleihung der Elberfelder Stadtrechte am 30.Juli 1910. Bild entnommen aus: Offizielle Festwoche zur Dreihundertjahr-Feier der Stadt Elberfeld, Heft III, 2.August 1910. (Bild ergänzt am 04.August 2012)
Anmerkung: Da der ursprüngliche Figurenschmuck sowohl allegorische Figuren als auch historische Figuren enthält, wird dieser Eintrag sowohl unter “Denkmäler” als auch unter “Stadtschmuck” gelistet.
Zweieinhalb Zentner wiegt die bronzene Gedenktafel, die die Stadt Wuppertal am 13.November 1961 im Eingangsbereich des Barmer Rathauses enthüllte. Sie soll an die 16.000 Wuppertaler Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern und wurde von Prof. Kurt Schwippert gestaltet und mit den Bildhauern Eugen Busmann und Gerhard Mauel ausgeführt. Die schlichte Inschrift lautet:1
“Den 16000
Toten
der Stadt
Wuppertal
im 2.Welt
krieg zum
mahnenden
Gedächtnis
1939–1945”
1979 schenkte die Firma Vorwerk & Co zum 50jährigen Jubiläum der Stadtgründung dieser einen Brunnen für den Rathausplatz in Barmen, dem heutigen Johannes-Rau-Platz. Nach einem Wettbewerb in Zusammenarbeit mit der Stadt entschied man sich für den Entwurf von Bert Gerresheim, einem Düsseldorfer Bildhauer. Er schuf anschließend seinen Brunnen, der das Tal der Wupper und seine Geschichte abbildete. Am 21.Juli 1981 wurde er eingeweiht.
Das Tal der Wupper.
Gegenstände der Textilindustrie prägen den Brunnen, aus den Bleicherschaufeln sprudelt das Wasser, eine Spindel liegt dort und auf dem “Boden” liegen Tuche, auf denen Reliefs die Geschichte des Tals darstellen. Der Brunnen ist ein faszinierendes Objekt, an dem man, wenn man nicht achtlos vorbeigeht, allerhand Details des Tals entdecken kann.
Ansicht vom Johannes-Rau-Platz
Blick in Richtung Johannes-Rau-Platz
26 Reliefs und 700 Einzeldarstellungen machen den Brunnen zu einem Erlebnis und einer Augenweide. Der Schulze von Elberfeld, Elias Eller, Friedrich Engels, Kaiser Wilhelm II., die Schwebebahn, die Laurentius-Kirche, die Pest, die Garnnahrung, Revolution, Zweiter Weltkrieg und vieles mehr sind zu entdecken. Zur Erklärung der verschiedenen Motive gab Vorwerk & Co. eine Broschüre heraus.1
Vor dem Brunnen ist eine der Randplatten mit einer Inschrift versehen:
“ ‘Das Tal der Wupper’
Die Bildreliefs weisen auf historische
Ereignisse der Stadtgeschichte hin.
Den Bürgern der Stadt aus Anlaß des
50jährigen Stadtjubiläums 1979
Vorwerk & Co 1981”
Zeichnung des verloren gegangenen Originals. Entnommen aus: Offizielle Festwoche zur Dreihundertjahr-Feier der Stadt Elberfeld, Heft III, 2.August 1910, S.7. (Bild ergänzt am 04.August 2012)
Am 30.Juli 1910 feierte man in Elberfeld dreihundert Jahre Stadtrechte. Dieses Jahr, im ersten Septemberwochenende, werden wir vierhundert Jahre Stadtrechte feiern. Damals ließ man Professor Louis Heitsch für 2775,51 Mark eine Bronzetafel anfertigen, die man im ersten Stock des Rathauses anbrachte. Der Zweck laut Inschrift:
“Ihrer in den letzten Kriegen gebliebenen Söhnen gedachte
in Dankbarkeit die Stadt Elberfeld bei der Jahrhundertfeier.
1610 — 1910”
Kopie der Gedenktafel der Stadt Elberfeld aus dem Jahr 1910
Gedacht wurde 113 Gefallenen der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71. Neben dem Namen und Rang sind auch die Orte der Schlacht oder “Infolge von Krankheit oder Verwundung” vermerkt. Unter den Schlachtorten finden sich auch bekannte Namen wie: Düppel, Königgrätz, Mars la Tour, Vionville, Gravelotte, St. Privat, Sedan, vor Paris.
Die Tafel, die heute im ersten Stock des Elberfelder Rathauses hängt, ist allerdings kein Original mehr. Die heute zu sehende Tafel ist aus patiniertem Gips und zeigt das Wuppertaler statt des Elberfelder Wappen:
Der obere Rand: Das Wuppertaler Wappen mit den zwei Garnbündeln, die aus dem Barmer Wappen stammen.
Vermutlich wurde die alte Bronzetafel im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.1
Der untere Rand zeigt einen gefallen Mann. Auf dem Rücken liegend, die rechte Hand an der Brust liegend schaut er nach oben.