Mit bester Aussícht auf die Döppersberg-Baustelle …
Nachdem ich in einem Eintrag im August nach Informationen zu zwei Büsten an der ehemaligen Reichs- und Bundesbahndirektion gefragt hatte, kam von Andreas Wiese auf Facebook der Hinweis, dass die Büsten wahrscheinlich erst im Zuge der Sanierung des Gebäudes durch einen Konzernteil der Deutschen Bahn hinzugefügt wurde. Daher habe ich bei der Denkmalschutz-Abteilung der Stadt nachgefragt, und siehe da: Es stimmt. Da man vermutete, dass in den Erkern einmal Figuren vorhanden gewesen waren, hat man sich entschlossen, gewissermaßen als kleines Amusement, die Portraitbüsten anbringen zu lassen. Der Ennepetaler Bildhauer Karsten Müller nahm für die beiden Büsten den Projektmanager der Bahn, Willi Gaubatz, und den Architekten der Sanierung, Heinz Herglotz, als Vorbild. Inspiration holte sich der Bildhauer bei der Figur “Wissen” am Eingang der Stadtbibliothek in Elberfeld. Die Genehmigung dafür wurde am 21.10.2000 erteilt, die Abnahme erfolgte am 25. April 2001.1
Es ist ein prominenter Bau, da oben am Döppersberg, die alte Bundesbahndirektion, vormals Reichsbahndirektion. Zwei Denkmäler waren vor den nun gestarteten Bauarbeiten recht einfach zu finden, die Löwen und das Hoeft-Denkmal. Doch hoch oben, über der nun bald dem Abriss freigegebenen Bahnhofsstraße und der schmalen Seitenstraße am Bahnhof hausen in zwei Erkern zwei unbekannte Büsten von Männern. Wann sie aufgestellt wurden, von wem sie gefertigt wurden und wen sie darstellen ist mir unbekannt und ich habe es bislang nicht rausfinden können.
Im Bundesbahnarchiv sind keine Informationen vorhanden, allerdings sind dort auf den Nachkriegsfotos des Gebäudes keine Büsten erkennbar, sodass sie vermutlich nach 1945 dort hinauf gelangt sind. Über Hinweise bin ich dankbar.
Die Reichsbahndirektion im Jahr 1936. Stadtarchiv Wuppertal, 12.7.1.1
Am 23. August 1936 wurde im Hauptgebäude der Reichsbahndirektion am Bahnhof in Elberfeld ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Eisenbahner des Reichsbahndirektionsbezirks Elberfeld eingeweiht. Schon im Jahr 1924 hatte man im Gebäude eine Bronzetafel für die 1578 Gefallenen angebracht, doch aufgrund der Inflation konnte das Ehrenmal damals nicht weiter ausgestaltet werden. 1936 konnte man dann endlich im Treppenhaus einen marmornen Schrein, der das Ehrenbuch mit den Namen der Gefallenen enthielt, aufstellen. Er fand seinen Platz unter einem neugestalteten Gedächtnisfenster, dass von den Düsseldorfer Künstlern Heinrich Rüter und Walter Putfarken gestaltet und von dem Essener Glasmaler Wilhelm Hallermann ausgeführt worden war. Die Bronzetafel von 1924 verschloss den Schrein und vollendete damit das Ehrenmal.
Das Gedächtnisfenster in der Reichsbahndirektion. Entnommen aus: Bergisch-Märkische-Zeitung vom 24. August 1936.
In der Bergisch-Märkischen Zeitung wurde das Fenster wie folgt beschrieben:
“Das Fenster zeigt eine hochragende Führergestalt mit der Fahne, der ein Trupp Soldaten in Pflichtgefühl und mit Begeisterung folgt. Am Boden liegt ein Sterbender, dem ein Kamerad den letzten Liebesdienst erweist. Ein Wald von Kreuzen, über denen das Hakenkreuz als Symbol des Weiterlebens grüßt, deutet auf die Größe des Opfers, das der Weltkrieg gefordert hat.”
Die Inschrift lautet:
“Ihr kämpfet und starbet
für ein grösseres Deutschland”
Die Gestaltung des Fensters und der Inschrift, sowie die zeitgenössische Beschreibung machen deutlich, wie sehr das Gefallenen-Gedenken von der national- sozialistischen Propaganda vereinnahmt wurde und weniger für die Bewältigung der Trauer als für die Verherrlichung des Krieges genutzt wurde. Mit der Wirklich des Weltkrieges, besonders an der Westfront, hat diese Darstellung natürlich nichts gemein. Außerdem kämpften die Soldaten — in ihren Augen — für die Verteidigung der Heimat und nicht für “ein grösseres Deutschland”.
Dementsprechend lautet auch die schlichte Inschrift der Bronzetafel von 1924, die am unteren Bildrand zu erkennen ist:
“Den für das Vaterland Gefallenen zum Gedächtnis,
den Lebenden zur Mahnung!”
Außerdem zeigte die Bronzetafel noch ein Eisernes Kreuz und die Jahreszahlen 1914 und 1918.Was aus dem Kriegerehrenmal wurde, ist unklar. Das Gedächtnisfenster dürfte, selbst wenn es den Bombenangriff auf Elberfeld 1943 überstand, nach 1945 entfernt worden sein. Über den Verbleib von Schrein und Gedenktafel ist nichts bekannt.1