Gedenkstätte NS-Zwangsarbeiterkinder

Die Gedenkstätte am Ende des Friedhofs.

Am 6. Oktober 2017 wurde auf dem evangelischen Friedhof in Wichlinghausen an der Friedhofstraße ein Mahnmal für die verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen eingeweiht. Es besteht aus 26 Stelen mit den Namen von Kindern.


Die Gedenkstätte besteht aus Stelen, Namen und einer Gedenktafel.

Wie überall in Deutschland wurden auch in Wuppertal in der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter zum Teil furchtbaren Lebensbedingungen ausgebeutet. Mutterschutz wurde vor allem für die Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa nicht gewährt. In Wichlinghausen wurden auf dem Friedhof 26 Säuglinge und Kleinkinder bestattet und ihr Schicksal nun in Erinnerung gerufen.


Zwei Opfer haben nicht mal einen Namen. Sie starben am Tag des Einmarsches des Amerikaner in Wuppertal.

Der Verein „Spurensuche NS Geschichte in Wuppertal e.V.“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, an diese Menschen zu erinnern und Kontakte zu den noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern herzustellen. So war zur Einweihung des Mahnmals durch Oberbürgermeister Mucke auch Lujsja Shatylo eingeladen, deren Bruder mit 14 Monaten an den menschenunwürdigen Lebensbedingungen verstorben war. Durch einen verspäteten Flug verpasste sie die Einweihung, die durch Musik und Reden, sowie dem Verlesenen der Namen der verstorbenen Kinder begleitet wurde. Außerdem wurde im Oktober eine Ausstellung in der Unibibliothek gezeigt. 1
Der entscheidende Hinweis auf die Gräber, die später vom Evangelischen Friedhofsverband lokalisiert wurden, stammte von Cesare Borgia, der 2013 durch Wolfgang Stocks Werk über „Wuppertaler Gräber: Historischer Spaziergang über alle Wuppertaler Friedhöfe“ darauf aufmerksam wurde. Darin wird die Bestattung von Kindern von Zwangsarbeiterinnen, die bei Metallwarenfabrik Kolb GmbH in der Rathenaustr. ausgebeutet wurden, beschrieben.2


Die Gedenktafel.

Die Gedenktafel erklärt:

„Hier ruhen 27 Kinder ausländischer, überwiegend sowjetischer Zwangsarbeiterinnen. Diese Kinder wurden zwischen 1944 und 1945 hier beerdigt.
Auch Wuppertaler Firmen beschäftigten während des Zweiten Weltkriegs ausländische Arbeitskräfte, zu einem großen Teil zwangsweise deportiert. Sie wurden in Lagern nahe den Unternehmen interniert. So arbeiteten z. B. im November 1944 bei der Firma Kolb & Co. in der Rathenaustrraße / W.-Wichlinghausen 272 Zwangs- und Fremdarbeiter, davon 196 Frauen. Von den in Wuppertal geborenen Zwangsarbeiterkindern starben etwa 175, viele davon in einer Säuglingsbaracke in der Germanenstr. Informationen über deren Schicksale sind kaum dokumentiert, sicher ist aber: Den Müttern wurde nach der Entbindung nur eine kurze Erholungszeit zugestanden. Eine natürliche oder ausreichende Ernährung der Säugling war nicht möglich oder wurde ihnen verwehrt. Dazu kamen mangelnde Hygiene, schlechte Unterbringung und generelle Vernachlässigung. Eine extrem hohe Zahl starb schon im Säuglings oder Kleinkindalter. Als Todesursache wurde oftmals Ernährungsstörung, Darmerkrankungen oder Lungenkrankheiten genannt.
Im Lager oblag die Kinderbetreuung der deutschen Martha L. aus Barmen: ihre Gehilfinnen waren die Russin Klawa und Lida. Überliefert ist der erschütternde Bericht der ukrainischen Mutter Tatjana Bilyk (geb. Titowa), die 2004 während eines Besuchs in Wuppertal die Gleichgültigkeit der Betreuerinnen gegenüber den Kindern beschreibt. Sie schildert die menschenverachtenden Umstände, unter denen ihr 14 Monate alter Sohn Viktor durch Verwahrlosung sterben musste, ohne dass sie ihm helfen konnte.“


Position des Denkmals auf der Karte


Gedenktafel zur Erinnerung an die Erschießung von Zwangsarbeiter*innen im Burgholz

Die Gedenktafel mit sehr einfachem Schild am ehemaligen Schießstand im Burgholz

Am 9. Mai 2004 wurde vom Verein Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V. tief im Burgholz am ehemaligen Schießstand der Wuppertaler Polizei eine kleine Gedenktafel enthüllt, die daran erinnern soll, dass dort im Frühjahr 1945 30 osteuropäische Zwangsarbeiter von der Wuppertaler Polizei und Gestapo ermordet wurden. Mit unter den Tätern war der Vater von Lieselotte Bhatia, die sich als „Täterkind“ für das Gedenken im Verein Spurensuche einsetzt. Die kleine Gedenkfeier am Ort, der heute auch noch mit Blumen geschmückt ist und wo ein ewiges Licht brennt, wurde komplettiert durch eine Ansprache von Michael Okroy von der Begegnungsstätte Alte Synagoge.1


Die Inschrift.

Die Inschrift lautet:

„Zur Erinnerung an die hier ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter/ Hier befand sich der Schießstand der Wuppertaler Polizei/ Im Februar 1945 wurden an diesem Ort  6 Frauen und 24 Männer aus der Sowjetunion/ die zur Zwangsarbeit nach Wuppertal verschleppt wurden/ unter Beihilfe der Wuppertaler Polizei/
von der Gestapo ermordet / Von den Opfern des Massakers ist nur der Name von Helena Matrosowa überliefert.“


Der letzte Weg der Zwangsarbeiter führt vom Küllenhahn diese Straße entlang.

In seiner Ansprache beschrieb Michael Okroy die Vorgänge, die zur Ermordung der 24 Männer und sechs Frauen aus der Sowjetunion im Burgholz führten. Je nach Quellen wird als Tatzeitpunkt der Monatswechsel Ende Februar/Anfang März 1945 oder der 21. März 1945 genannt, die Tat gehört damit zu den sogenannten Kriegsendphaseverbrechen. Im Januar 1945 waren über 80 Zwangsarbeiter von der Wuppertaler Polizei festgenommen worden, da im zunehmend destabilisierten Dritten Reich mit dem Nähern der Front aus Westen Zwangsarbeiter flohen oder freigelassen wurden und diese sich durch Überfälle und Plünderungen Nahrungsmittel beschaffen mussten. 32 Männer und sechs Frauen wurden schließlich als Hauptverantwortliche der Gestapo Außenstelle Wuppertal übergeben und im Polizeipräsidium gefoltert und misshandelt. Helena Matrosowa wurde zum Beispiel Papier zwischen ihre Zehen gesteckt und angezündet. Hier wurde schließlich für die 30 Opfer auch das Todesurteil – ohne Gerichtsverfahren – verhängt. Nachdem aus dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin die formelle Bestätigung des Todesurteils eingetroffen war, wurden die Vorbereitungen der Tat getroffen und diese in der Abgeschiedenheit des Burgholz ausgeführt und die Leichen vor Ort vergraben.

Am 14. April 1945, knapp vier Wochen nach der Ermordung der 30 Zwangsarbeiter, wurde Wuppertal durch amerikanische Truppen befreit. Die noch im Präsidium anwesenden Polizisten wurden dann mit LKWs zu einem Gefangenenlager an den Rheinwiesen gebracht. Ende August 1945 führten Ermittlungen zur Festnahme der beteiligten Polizisten und zu Hinweisen auf den Tatort. Einige inhaftierte Tatbeteiligte mussten auf Anordnung der nun britischen Militärregierung die Leichen exhumieren und sämtliche Angehörigen der Wuppertaler Polizeidienstelle hatten an den außerhalb des Massengrabes aufgebahrten Ermordeten vorbeizugehen. Oberbürgermeister Thomas, sein Stellvertreter, führende Vertreter der deutschen Polizei und ein Abgesandter des sowjetischen Marschalls Schukow waren ebenfalls vor Ort. Vierzehn Täter wurden 1947 in Hamburg im sogenannten Burgholz-Case verurteilt, sechs zum Tode. Die Strafen wurden allerdings nicht in der ausgesprochenen Härte vollstreckt, die letzten Täter wurden bereits 1953 aus der Haft entlassen. Der Hauptverantwortliche, der Leiter der Gestapoleitstelle Düsseldorf Henschke, wurde 1948 zu einer 12jährigen Haft verurteilt, aber schon 1955 vorzeitig auf freien Fuß gesetzt. Die ermordeten Männer und Frauen wurden im August 1945 auf Anordnung der britischen Militärregierung auf dem evangelischen Friedhof an der Schorfer Straße in Cronenberg beerdigt und im Oktober wurde das Mahnmal dort als eines der ersten in Wuppertal, das an die Untaten der Nationalsozialisten erinnert, errichtet.2
Im Herbst 2014 ist der Verein Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V.  seinem Ziel, eine Straße im Burgholz nach der ukrainischen Lehrerin  Helena Matrosova zu benennen, einen kleinen Schritt weitergekommen, die Bezirksvertretung Cronenberg stimmte dem Vorhaben zu. Allerdings ist diese nicht final zuständig, sondern der Landesbetrieb Wald und Holz, da der Weg zum Schießstand im Staatsforst liegt.3