„Dem Andenken
der Dichterin
Alice de Chambrier
1861 – 1882
Et comme la brebis au sentier solitaire
Laisse aux buissons sa laine en flocons
blancs et doux, Les lieux où nous avons
vécu sur cette terre Gardent toujours,
hélas ! quelque chose de nous.“
Die oben wiedergegebene Inschrift ist die einzige Information, die zu diesem Gedenkstein bislang bekannt sind. Er liegt heute im Garten des Von der Heydtschen Sommerhauses auf der Königshöhe und ist daher nicht zugänglich. Wer wann diesen Gedenkstein anfertigen ließ und aufstellte ist ungewiss, mutmaßlich war es der Besitzer des Hauses, August von der Heydt, der es zwischen 1870 und 1880 erwarb und ab 1885 zum Sommerhaus mit Gastronomie ausbaute. 1924 kaufte es die Stadt Elberfeld für 500 Goldmark. Durch die Inschrift lässt sich annehmen, dass der Stein nach 1882 aufgestellt wurde. 1
Der Gedenkstein im Garten hinter dem ehem. Sommerhaus der Familie von der Heydt.
Alice de Chambrier war eine Schweizer Dichterin aus Neuchâtel, die bereits im Alter von 21 Jahren am 20. Dezember 1882 an einem diabetischen Koma starb. 1876-1877 verbrachte sie 18 Monate in Darmstadt, um Deutsch zu lernen, ihr erstes Werk verfasste sie mit 17. 2 Die auf dem Grabstein zitierten Zeilen stammen aus dem Gedicht „À quoi bon revenir“ aus ihrem posthum veröffentlichten Werk Au déla! und sind auf den 18. Oktober des Jahres datiert. 3Eine Übersetzung (in der selben Zeilensetzung wie auf dem Gedenkstein) könnte lauten:
„Und wie das Schaf, das auf dem einsamen Weg
im Gesträuch seine Wolle in weißen weichen Flocken
hinterlässt, behalten die Orte, wo wir
auf dieser Erde gelebt haben immer
Ach! – irgendetwas von uns.“
Am 24. September 1971 weihte man auf dem umgebauten Von der Heydt-Platz in der Elberfelder Fußgängerzone diese Wasserspiele ein. Diese bestehen aus zwei im rechten Winkel versetzt übereinander liegenden Becken innerhalb einer „muldenartigen Verweilzone“. Im oberen 6 x 6m großen Becken sorgen Fontänen für Spaß vor allem bei den kleinen Wuppertalern, ein Überlauf sorgt dafür, dass das Wasser auch in das untere Becken gelangt.1
Im Rahmen des Umbaus des Von-der-Heydt-Platzes wurden die Wasserspiele 2020 abgerissen und 2021 durch eine neue Anlage ersetzt.2
Es ist ein prominenter Platz im Herzen Elberfelds, der Eingang des Von der Heydt-Museums. Als es noch das erste Elberfelder Rathaus war, wurde er flankiert von den beiden Rauchschen Löwen, deren Nachbildungen nun an der ehemaligen Bundesbahndirektion zu finden sind, während der restaurierte „überlebende“ Löwe auf dem Willy-Brandt-Platz die Kinder auf sich reiten lässt. Anfang der 1990er Jahre debattierte man im Tal, ob die Löwen ihren angestammten Platz wieder einnehmen sollten oder ob der Eingang des bekanntesten Wuppertaler Museums ein neues Gesicht erhalten solle.
Die Skulptur links vom Eingang.
Man entschied sich schlussendlich für den Kauf und die Aufstellung einer Doppelskulptur des in Wuppertal lebenden britischen Bildhauers Tony Cragg. Die beiden 256.800 DM teuren bronzenen Objekte zeigen 2000 Jahre kultureller Alltagsgeschichte, in denen Amphore und Mörser in Blechdose und Plastikflasche übergehen. Die Kosten wurden vom Land NRW und dem Kunst- und Museumsverein zur Hälfte übernommen. Am 17. März 1991 wurden sie eingeweiht.1
Heute befinden sich im Haus Friedrich-Ebert-Straße 13 das Café Engel und das Eiscafé Mandoliti. Doch als es gebaut wurde, war es eine typisches großbürgerliches Haus der Zeit an der Königsstraße. Seit August 1997 erinnert daran eine 85 x 56 cm große Granittafel an die Geschichte des Haus. In Auftrag gegeben hatte diese Tafel der Inhaber Alfred Vollmer, seines Zeichens Geschäftsführer der Alfred Vollmer Immobilien KG, der das Haus gehört.1
Die Tafel.
„Dieses Haus wurde vor 1840 für Daniel von der Heydt
(1802-1874) und seine Familie im Stile eines
italienischen Palazzo errichtet und entsprechend
ausgestattet. Die Räume und die innere Gestaltung
entsprachen der Wohnweise des Großbürgertums im
frühen 19. Jahrhundert. Daniel von der Heydt war
Miteigentümer des Bankhauses „von der Heydt, Kersten
& Söhne“ und Mitbegründer des sog. „Elberfelder
Systems“, dessen Konzeption als Vorbild für den
Modernen Sozialstaat gewertet wird.
Das Erdgeschoß diente als Bankgeschäfte und von 1901
bis 1994 als „Engel-Apotheke“. Um die
Jahrhundertwende war Kaiser Wilhelm II. mehrmals
Gast in diesem Hause.“
Von dieser Gedenktafel ist keine Abbildung bekannt.
Im August/September 1922 weihte man im Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne am Neumarkt in Elberfeld die Ehrentafel für die gefallenen Angestellten des Ersten Weltkriegs ein. Im General-Anzeiger wurde am 9. August 1922 die Tafel wie folgt beschrieben:
„Im Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne ist vor einiger Zeit eine Ehrentafel für die im Weltkrieg gefallenen Angestellten der Firma angebracht worden. Sie gehört neben den Cleff’schen Gedenktafeln unstreitig zu den schönsten und würdigsten dieser Art in unserer Stadt. Das Werk, das von der Hand des Professor Grasegger in Köln modelliert wurde, besteht im wesentlichen aus einer Platte von grauem Marmor, auf der die schlichte Bronzetafel mit dem Namen, Todesjahr und Ruhestätten der Gefallenen ruht. Die erhabene dünne Schrift ist edel und dekorativ gehalten. Von großer, ruhiger Wirkung ist das Hochrelief eines knienden Jünglings im abschließenden oberen Halbrund.“1
Beim Luftangriff auf Elberfeld in der Nacht auf den 25. Juni 1943 wurde das Gebäude und mit ihm die Ehrentafel zerstört.2
Das Gebäude des Bankhauses von der Heydt-Kersten und Söhne am Neumarkt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem historischen Vorbild wieder errichtet. Heute steht hier das Gebäude der Commerzbank zwischen Kerstenplatz und Neumarkt. Stadtarchiv Wuppertal, 11.9.1 (Bild ergänzt am 22.11.2012)
Am 30.November 1897 machte der Elberfelder Knopffabrikant Emil Weyerbusch seiner Stadt in der Stadtverordneten-Versammlung ein eindrucksvolles Geschenk. Er stiftete 25.612,91 Mark zur Errichtung eines Aussichtsturms auf dem Nützenberg. Dort hatte der Elberfelder Verschönerungsverein bereits 1874 und 1880 zwei hölzerne Aussichtstürme errichtet, doch der zweite musste bereits 1888 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. In den Nächten klapperte der Holzturm so unheimlich, dass man ihm den Namen „Teufelsturm“ verpasste. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass die ungewöhnlich krumme Summe der Stiftung darauf hinweist, dass Weyerbusch bereits einen Kostenvoranschlag besaß. Im Frühjahr 1898 begannen die Arbeiten am Turm, die das Hochbaumt der Stadt Elberfeld durchführte.
Der Weyerbuschturm im September 2011.
Der Weyerbuschturm auf einer Postkarte. Stadtarchiv Wuppertal, 19.5.6.
Emil Weyerbusch wurde 1846 geboren und war Inhaber einer Knopffabrik in Elberfeld. Von 1884-1903 war er Stadtverordneter, von 1885-1903 Abgeordneter für Elberfeld-Barmen im Preußischen Landtag. Darüber hinaus war er 27 Jahre als Armenpfleger tätig und unterstützte finanziell das Waisenhaus, das Neviandt-Stift, den Elberfelder Verschönerungsverein und das städtische Museum. In erster Ehe war er mit Mathilde von der Heydt, der Tochter August von der Heydts, verheiratet. Nach ihrem Tod 1889 in Bombay heiratete er 1891 Emilie Juliane Frowein, die Witwe Paul von der Heydts. 1909 starb er während eines Kuraufenthalts am Gardasee.
Die Widmung Weyerbuschs, darüber das Wappen Elberfelds.Engel-Figur unterhalb des Erkers
Wann genau der Weyerbuschturm eingeweiht wurde, ist unklar. Zusätzlich stiftete Weyerbusch noch ein Wärterhaus am Turm, das von April 1900 bis Mai 1901 errichtet wurde. Die Kosten hierfür betrugen 45.021,73 Mark. Der Weyerbuschturm besitzt einen u-förmigen Grundriss und besteht aus Basaltbossenmauerwerk. Eine zweiläufige Freitreppe mit Zwischenpodest führt zum Eingang an der Südseite auf 3,5 Meter Höhe. In halber Höhe des 35,50 Meter hohen Turms befindet sich ein Erker der sich als kleines Türmchen nach oben fortsetzt. Auf ihm sitzt ein spitzes Kupferdach mit einer Wetterfahne. Die ehemals luftige Altane wurde 1945 bis auf einige Fensteröffnungen, die 1981/82 mit Schiefer verkleidet wurden, zugemauert. Über ihr befindet sich in 20,50 Meter Höhe die Aussichtsplattform. 1
Eine weitere Ansicht
Von 1972 bis 1978 wurde das Turmzimmer vom Deutschen Amateur-Radio-Club e.V. genutzt.2
2006 wurde im Rahmen der „Regionale“ um den Weyerbuschturm eine neue Parklandschaft geschaffen, unter anderem wurden einige Bäume für einen besseren Blick vom Turm gefällt.3 Im April 2008 wurde das Dach saniert, nachdem sich Teile der Konstruktion gelöst hatten. Die Kosten wurden mit 10.000 € veranschlagt. 2009 wurden Turmhelm und Treppenraum für 55.000 € saniert.42011 wurde das Kupferdach des Erkers instand gesetzt. 5
Dennoch bleibt der Turm bis auf weiteres geschlossen. Ein innen liegender Stahlträger rostet an den Auflageflächen und das Podest der Treppe hat sich ca. 20 mm abgesenkt. Das Turmzimmer muss zur Sicherheit abgestützt werden. 6
Der „Förderverein historische Parkanlagen Wuppertal e.V.“ engagiert sich für die vollständige Sanierung des Turms und bittet um Spenden. Auf der Homepage des Weyerbuschturms finden sich auch nähere technische Informationen zum Zustand des Turms.
Der Von der Heydt-Turm auf dem weitgehend baumlosen Kiesberg. Postkarte, Stadtarchiv Wuppertal, 19.5.5.
Am 24. September 1892 wurde auf dem Kiesberg der Von der Heydt-Turm eingeweiht. Anwesend waren Vertreter der Familie von der Heydt, Stadtverordnete der Stadt Elberfeld, Mitglieder des Elberfelder Verschönerungsvereins, zahlreiche Bürger und Oberbürgermeister Jaeger, der den Turm in die Obhut der Stadt übernahm. Zu den Kosten trugen die Stadt Elberfeld 10.000 Mark aus einer Stiftung Karl von der Heydts und der Elberfelder Verschönerungsverein 5.000 Mark bei.
Entworfen wurde der Turm von Stadtbauinspektor Schaumann in „mittelalterlicher Burgenmanier.“ Er verfügt über eine zweiläufige Außentreppe, Erker und einen auf vier Kragsteinen gelagerten Altan. Einst konnte man von der Plattform in 20 Meter Höhe ungehindert über das Wuppertal bis nach Hagen gucken, heute haben die Bäume des Burgholz den Turm an Größe eingeholt.
Der Von der Heydt-Turm auf einer Fotografie 1896. Stadtarchiv Wuppertal, 19.5.5
Über dem Eingang fand sich bis zum Zweiten Weltkrieg eine Bronzetafel mit Reliefbildnissen der Brüder von der Heydt, die von Gustav Eberlein modelliert und von Schäffer & Walckcker in Berlin gegossen wurden. Die dazugehörige Inschrift lautete:
„Dem Andenken der Brüder Karl von der Heydt, Geh. Kommerzienrat, geb. 1806, gest.1881: Freiherr August von der Heydt, Königl. preuß. Handels- und Finanzminister, geb. 1801, gest. 1874: Daniel von der Heydt, Geh. Kommerzienrat, Vorsitzender der Elberfelder Armenverwaltung, geb. 1802, gest. 1774.“
Außerdem befand sich über dem Eingang das Wappen der Von der Heydts in Bronze und das der Stadt Elberfeld in den Stein gehauen. Die Bronzetafel kostete 6.000 Mark und wurde mit Spenden der Bürgerschaft finanziert.1
Fotografie der Einweihung des Von der Heydt-Turms am 24.September 1892. Stadtarchiv Wuppertal, 19.5.5Ein Ausschnitt des obigen Fotos.
August von der Heydt wurde am 15.Februar 1801 in Elberfeld geboren und trat 1824 in das Bankhaus „Gebrüder Kersten“ ein und heiratete Julie Blank. Ab 1827 wurde das Bankhaus unter dem Namen „von der Heydt-Kersten und Söhne“ weitergeführt. Im selben Jahr wurde August von der Heydt Scholarch der reformierten Gemeinde und rettete in dieser Position das reformierte Gymnasium. 1833 wurde er in den Elberfelder Stadtrat gewählt und im selben Jahr zum Richter am Königlichen Handelsgericht. 1840 wurde er zum Präsidenten des Handelsgerichts ernannt. 1841 wurde er Abgeordneter im Provinziallandtag der Rheinprovinz. Ab 1847 war er Landtagsabgeordneter in Berlin und ab 1848 Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten und kümmerte sich um den Ausbau von Post, Telegrafenwesen und der Eisenbahn. Später wurde er zweimal Finanzminister in den Jahren 1862 und 1866-1869. Für seine Verdienste wurde er in den Freiherren-Stand erhoben und erhielt den Schwarzen Adlerorden. Am 13.Juni 1874 verstarb er in Berlin.2 1884 wurde ein kleines Denkmal zu seinen Ehren im Burgholz angelegt.
Daniel von der Heydt wurde am 31.Oktober 1802 in Elberfeld geboren und wurde 1827 Teilhaber des Bankhauses Vvon der Heydt-Kersten und Söhne. 1854 schied er aus diesem aus und eröffnete ein Geschäft „in Rohseide“. Er engagierte sich für kirchliche Belange und städtische Angelegenheiten. So gründete er aus Protest gegen die Kirchenordnung für evangelische Kirchen 1847 die niederländisch- reformierte Gemeinde. Für die Stadt Elberfeld machte er sich vor allem um das Armenwesen verdient. Nähere Informationen dazu finden sich im Eintrag zum Armenpflegedenkmal (errichtet 1903, erneuert 2011), auf dem auch er verewigt wurde. Außerdem förderte er die Gründung der Dampfschiffahrtsgesellschaft Mittel- und Niederrhein, die 1836 gegründet wurde und die Bergisch Märkische Eisenbahn, der er in leitender Position angehörte. Am 7.Juli 1874 starb er in Folge einer schweren Krankheit.3
Karl von der Heydt, geboren 1806, war der jüngste der drei Brüder und trat öffentlich nicht so stark in Erscheinung. Er kümmerte sich um die Leitung des Bankhauses und war Abgeordneter für Elberfeld im Provinziallandtag und wurde zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Er starb 1881.4
Der Von der Heydt-Turm im Winter 2010.
1953 wurde der Turm saniert, aber 1977/78 wegen Baufälligkeit gesperrt.5
Für Gruppen ist der Turm nach telefonischer Anmeldung zugänglich. Nähere Informationen gibt es auf der Homepage der Stadt Wuppertal.
Die Musik auf einem zylindirschen Postament, welches auf einem runden Fundament ruht. Sammlung Historisches Zentrum, 010/5/14.
Am 15.Februar 1907 wurde vor der Stadthalle auf dem Johannisberg eine allegorische Bronzefigur aufgestellt. Die Stiftung des Freiherrn von der Heydt im Wert von 4.500 Mark symbolisierte die Musik, die eine besondere Rolle in der Stadthalle spielte. Urheber dieses Werks war der Düsseldorfer Bildhauer Gustav Rutz, der bereits 1900 in Vohwinkel den Siegesbrunnen geschaffen hatte.
Die Musik auf einem quadratischen Fundament im August 1940. Sie stand links neben der Freitreppe am Eingang. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 2734
Die Musik ist als aufrecht stehende Figur dargestellt, deren Robe nur ab der Hüfte abwärts den Körper bedeckt. Angesichts der Diskussionen um den Jubiläumsbrunnen wird diese Darstellung vermutlich erneut Kritik am Stifter erzeugt haben. Mit ihrem linken Arm hält die Musik, deren Haupt von einem Lorbeerkranz bedeckt ist, eine Harfe.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kunstwerk zerstört.1
Als der Elberfelder Verschönerungsverein im Jahr 1895 sein 25jähriges Jubiläum feierte, stellte er in den Anlagen am Mirker Hain und am Friedrichsberg Denkmäler auf. Aber der Verschönerungsverein hatte noch mehr vor: Unter dem Vorsitz des Förderers August von der Heydt entschied man sich dazu, der Stadt Elberfeld einen acht Meter hohen Monumental-Brunnen nach Triester Vorbild zu schenken. Als Standort wählte man den Neumarkt, wo der Bau des neuen Rathauses geplant wurde. Im Januar 1900 entschieden die Stadtväter, dass der Brunnen nahe des Haupteingangs an der Achse der Friedrichstraße aufgestellt werden sollte.
Meeresungeheuer und Meeresnixe.
Detail des Brunnens.
Als Bildhauer engagierte man den Düsseldorfer Leo Müsch, der 1888 bereits die Kaiserreliefs des Cronenberger Dreikaiserturms geschaffen hatte. Als der 12 1/2 Meter hohe Brunnen dann am 25.September 1901 zum ersten Mal sein Aussehen verriet, da zum Abschluss der Arbeiten die schützende Hülle entfernt wurde, kam es zu einem Skandal.
Noch ein Meeresungeheuer.
Der 3 Meter große Neptun mit Dreizack.
In dem Brunnen aus rotem Mainsandstein mit seinem 8m großen geschwungenen Becken und dem dreistufigen Aufbau, den Neptun krönte, tummelten sich Meergötter, Nixen, Tritone, Putten, Delfine und Seeungeheuer, deren Geschlecht unverhüllt war. Die Männlichkeit einiger Figuren war deutlich sichtbar. Die Kirchen und Moralisten liefen Sturm gegen den Brunnen und schließlich wurden die Steine des Anstoßes mutwillig zerstört. Der Bildhauer ersetzte sie daraufhin durch Arkanthusblätter, doch noch immer schwoll die Wut und der Abriß des Brunnens wurde gefordert. Viel Kritik richtete sich auch gegen die Person des Freiherrn von der Heydt und dessen Moral. Die Proteste forderten natürlich Widerspruch heraus und eine hitzige Debatte wurde in der Stadt geführt.
Spottgedicht auf einer Postkarte. (Bild ergänzt am 13. März 2022)
Ein Meeresgott ohne Geschlechtsmerkmale.
Am 28.Oktober 1901 übergab man den Brunnen ohne besondere Feier oder Einweihung der Öffentlichkeit, am 4. Februar 1902 entschied die Stadtverordnetenversammlung mit 17 zu 13 Stimmen, dass der Status Quo aufrecht erhalten werden sollte, um weder der einen, noch der anderen Seite durch eine Veränderung neue Gelegenheit zum Protest zu geben. Eine Einigung war nicht zu erwarten.1
Eine Bronzekatusche am Beckenrand.
Eine bronzene Katusche enthält folgende Inschrift:
Gestiftet von dem Elberfelder Verschönerungsverein zur Erinnerung an die Feier des 25 jährigen Bestehens 23.Mai 1895″
Eine weitere kleine Bronzetafel verkündet: „Leo Müsch fec. Düsseldorf 1901“
Im Herbst 1965 wurde der Brunnen instand gesetzt und saniert.2
1893 entstand auf Küllenhahn, an der Grenze zwischen Cronenberg und Elberfeld, das erste Heinrich-Heine-Denkmal in Deutschland und das zweitälteste in deutschsprachigen Raum. Bereits 1891 ließ die österreichische Kaiserin Elisabeth eine Heine-Statue auf der Mittelmeerinsel Korfu aufstellen.1 Zwei Jahre später folgte die Baronin Selma von der Heydt und ließ auf der „Friedensaue“, einer heute überbauten Wiese auf Küllenhahn, ein Heinrich-Heine-Denkmal errichten. Damals konnte man von der mit Linden umsäumten Wiese nach Remscheid, Cronenberg und Solingen gucken, an guten Tagen sogar bis zum Kölner Dom. 2
Eine der wenigen Spuren des Heinrich-Heine-Denkmals findet sich im Zentrum dieses Kartenausschnitts und zeigt die Friedensaue, auf der das Denkmal zu finden war. Diese Karte des „Burgholz'“ entstand im Jahr 1916 und wurde von Arthur Riemer veröffentlicht. Sie ist nicht genordet, sondern „gesüdet“, d.h. Süden ist oben, Westen rechts, Osten links und Norden ist unten. Der Maßsstab beträgt 1:10000. Stadtarchiv Wuppertal, Kartensignatur: 55
Einen Bericht von der Errichtung oder Einweihung des Denkmals gibt es nicht. Die erste Erwähnung des Denkmals stammt aus dem General-Anzeiger für Elberfeld-Barmen, der am 25.10.1901 von einer Auseinandersetzung um den Jubiläumsbrunnen berichtet. Der vom Elberfelder Verschönerungsverein unter Vorsitz des Freiherrn von der Heydt gestiftet Brunnen war vielen Bürgern zu anstößig und die Figuren unzüchtig. Einer der Hauptredner gegen diesen unsittlichen Brunnen verwies auf die „Anschauung“ des Familienkreises von der Heydt, die durch die Errichtung des Heine-Denkmals deutlich geworden sei. Überall in Deutschland habe man sich einem Heine-Denkmal verweigert, nur die Freifrau von der Heydt habe dem Dichter „der so viel Unsittlichkeit in die Welt gesetzt“ habe, ein Denkmal gesetzt.
Das Heinrich-Heine-Denkmal auf dem Friedrichsberg, genauer der „Friedensaue“ auf Küllenhahn, nach einer Zeichnung des Düsseldorfer Stadt-Anzeigers Nr.50 vom 19.02.1931. Anmerkung: Das vorliegende Abbild der Zeichnung wurde vom Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf zur Verfügung gestellt. Auf dem Dokument ist wie auch bei RMK, S.84 der „Düsseldorfer Generalanzeiger“ als Quelle genannt. Dies ist falsch, die Zeichnung und ein zugehöriger Artikel erschienen im Düsseldorfer Stadt-Anzeiger.
Das Heinrich-Heine-Denkmal bestand aus einem etwa zwei Meter hohen Pyramidenstumpf aus Grauwacke und Tonschieferblöcken,3 aus der Mitte ragte zu Anfang noch ein Fahnenmast, der aber bereits 1906 4 verschwunden war. Drei Inschrifttafeln waren in das Denkmal eingelassen. Links standen die Initialen der Stifterin und das Jahr der Errichtung,
„S.v.d.H. 1893“
an der rechten Seite fand sich die Widmung:
„Zum Andenken an
Heinrich
Heine“
Auf der vorderen Tafel konnte man eine Strophe aus der Harzreise lesen. Wilhelm Schäfer gibt in seinem Werk „Der Niederrhein und das bergische Land“ (1907) den Text so wieder:
„Auf die Berge will ich steigen,
wo die dunklen Tannen ragen,
Buchen rauschen, Vögel singen,
und die stolzen Wolken jagen.“5
Im Original lautet der dritte Vers: „Bäche rauschen, Vögel singen“. Ob hier ein Fehler des Autors oder ein Fehler der Inschrift vorliegt, läßt sich nicht mehr klären.6
Wie bereits erwähnt, fehlte 1906 bereits der Flaggenmast, auch der Rest des Denkmals war in keinem guten Zustand. Die Steinblöcke fielen auseinander und die Fugen waren von Wind und Regen ausgewaschen. Die BMZ vermutete, dass die Stifterin nach den Reaktionen im Streit um den Jubiläumsbrunnen das Interesse an der Pflege des Denkmals verloren habe.7
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Denkmal von der Hitlerjugend zerstört8, 1958 stiftete die Stadt Wuppertal zur Erinnerung an den Dichter und an dieses Denkmal ein neues Heinrich-Heine-Denkmal im Von-der-Heydt-Park, da die Friedensaue inzwischen überbaut worden war.