Gedenkstätte NS-Zwangsarbeiterkinder

Die Gedenk­stät­te am Ende des Friedhofs.

Am 6. Okto­ber 2017 wur­de auf dem evan­ge­li­schen Fried­hof in Wich­ling­hau­sen an der Fried­hof­stra­ße ein Mahn­mal für die ver­stor­be­nen Kin­der von Zwangs­ar­bei­te­rin­nen ein­ge­weiht. Es besteht aus 26 Ste­len mit den Namen von Kindern.


Die Gedenk­stät­te besteht aus Ste­len, Namen und einer Gedenktafel.

Wie über­all in Deutsch­land wur­den auch in Wup­per­tal in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und Zwangs­ar­bei­ter unter zum Teil furcht­ba­ren Lebens­be­din­gun­gen aus­ge­beu­tet. Mut­ter­schutz wur­de vor allem für die Zwangs­ar­bei­te­rin­nen aus Ost­eu­ro­pa nicht gewährt. In Wich­ling­hau­sen wur­den auf dem Fried­hof 26 Säug­lin­ge und Klein­kin­der bestat­tet und ihr Schick­sal nun in Erin­ne­rung gerufen.


Zwei Opfer haben nicht mal einen Namen. Sie star­ben am Tag des Ein­mar­sches des Ame­ri­ka­ner in Wuppertal.

Der Ver­ein “Spu­ren­su­che NS Geschich­te in Wup­per­tal e.V.” hat es sich zur Auf­ga­be gemacht, an die­se Men­schen zu erin­nern und Kon­tak­te zu den noch leben­den ehe­ma­li­gen Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und Zwangs­ar­bei­tern her­zu­stel­len. So war zur Ein­wei­hung des Mahn­mals durch Ober­bür­ger­meis­ter Mucke auch Lujs­ja Shaty­lo ein­ge­la­den, deren Bru­der mit 14 Mona­ten an den men­schen­un­wür­di­gen Lebens­be­din­gun­gen ver­stor­ben war. Durch einen ver­spä­te­ten Flug ver­pass­te sie die Ein­wei­hung, die durch Musik und Reden, sowie dem Ver­le­se­nen der Namen der ver­stor­be­nen Kin­der beglei­tet wur­de. Außer­dem wur­de im Okto­ber eine Aus­stel­lung in der Uni­bi­blio­thek gezeigt. 1
Der ent­schei­den­de Hin­weis auf die Grä­ber, die spä­ter vom Evan­ge­li­schen Fried­hofs­ver­band loka­li­siert wur­den, stamm­te von Cesa­re Bor­gia, der 2013 durch Wolf­gang Stocks Werk über “Wup­per­ta­ler Grä­ber: His­to­ri­scher Spa­zier­gang über alle Wup­per­ta­ler Fried­hö­fe” dar­auf auf­merk­sam wur­de. Dar­in wird die Bestat­tung von Kin­dern von Zwangs­ar­bei­te­rin­nen, die bei Metall­wa­ren­fa­brik Kolb GmbH in der Rathen­aus­tr. aus­ge­beu­tet wur­den, beschrie­ben.2


Die Gedenk­ta­fel.

Die Gedenk­ta­fel erklärt:

Hier ruhen 27 Kin­der aus­län­di­scher, über­wie­gend sowje­ti­scher Zwangs­ar­bei­te­rin­nen. Die­se Kin­der wur­den zwi­schen 1944 und 1945 hier beerdigt.
Auch Wup­per­ta­ler Fir­men beschäf­tig­ten wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs aus­län­di­sche Arbeits­kräf­te, zu einem gro­ßen Teil zwangs­wei­se depor­tiert. Sie wur­den in Lagern nahe den Unter­neh­men inter­niert. So arbei­te­ten z. B. im Novem­ber 1944 bei der Fir­ma Kolb & Co. in der Rathen­aus­trra­ße / W.-Wichlinghausen 272 Zwangs- und Fremd­ar­bei­ter, davon 196 Frau­en. Von den in Wup­per­tal gebo­re­nen Zwangs­ar­bei­ter­kin­dern star­ben etwa 175, vie­le davon in einer Säug­lings­ba­ra­cke in der Ger­ma­nen­str. Infor­ma­tio­nen über deren Schick­sa­le sind kaum doku­men­tiert, sicher ist aber: Den Müt­tern wur­de nach der Ent­bin­dung nur eine kur­ze Erho­lungs­zeit zuge­stan­den. Eine natür­li­che oder aus­rei­chen­de Ernäh­rung der Säug­ling war nicht mög­lich oder wur­de ihnen ver­wehrt. Dazu kamen man­geln­de Hygie­ne, schlech­te Unter­brin­gung und gene­rel­le Ver­nach­läs­si­gung. Eine extrem hohe Zahl starb schon im Säug­lings oder Klein­kind­al­ter. Als Todes­ur­sa­che wur­de oft­mals Ernäh­rungs­stö­rung, Darm­er­kran­kun­gen oder Lun­gen­krank­hei­ten genannt.
Im Lager oblag die Kin­der­be­treu­ung der deut­schen Mar­tha L. aus Bar­men: ihre Gehil­fin­nen waren die Rus­sin Kla­wa und Lida. Über­lie­fert ist der erschüt­tern­de Bericht der ukrai­ni­schen Mut­ter Tat­ja­na Bilyk (geb. Tito­wa), die 2004 wäh­rend eines Besuchs in Wup­per­tal die Gleich­gül­tig­keit der Betreue­rin­nen gegen­über den Kin­dern beschreibt. Sie schil­dert die men­schen­ver­ach­ten­den Umstän­de, unter denen ihr 14 Mona­te alter Sohn Vik­tor durch Ver­wahr­lo­sung ster­ben muss­te, ohne dass sie ihm hel­fen konnte.”


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Gedenkstein für Johan Bastiaan Benner

Den Gedenk­stein ziert ein Rosen­strauch, wie alle Grä­ber des Friedhofs.

Am 25. Sep­tem­ber 2015 weih­te die nie­der­län­disch-refor­mier­te Gemein­de auf ihrem male­ri­schen Fried­hof am Katern­berg einen Gedenk­stein für den nie­der­län­di­schen Zwangs­ar­bei­ter Johan Bas­tia­an Ben­ner, genannt Bas, ein. Er wur­de 1907 in Rot­ter­dam gebo­ren, mach­te eine Schrei­ner-Leh­re, hei­ra­te­te 1935 sei­ne Frau Fien und bekam mit ihr 1942 ein lang­ersehn­tes Kind namens Hans. Am 10. und 11. Novem­ber 1944, in den letz­tem Kriegs­mo­na­ten, zwan­gen die Deut­schen in Rot­ter­dam 50.000 Män­ner zur Arbeit nach Deutsch­land. Meh­re­re nie­der­län­di­sche Zwangs­ar­bei­ter fan­den Hil­fe und auch Unter­schlupf im Haus von Pas­tor Bück­mann, der der nie­der­län­disch-refor­mier­ten Gemein­de in die­ser Zeit vor­stand. Bas Ben­ner hat­te schon in den Nie­der­lan­den mit einer Lun­gen­krank­heit zu kämp­fen und ver­lor den Kampf unter den Bedin­gun­gen der Zwangs­ar­beit am 22. Febru­ar 1945. Am 1. März 1945 wur­de er auf dem Fried­hof an der Katern­ber­ger Stra­ße bei­gesetzt. Ver­mut­lich 1955 wur­den sei­ne Gebei­ne auf den Ehren­fried­hof für die nie­der­län­di­schen Kriegs­op­fer in Düs­sel­dorf-Ober­bilk überführt.


Nach­dem eine Enke­lin Bas Ben­ners die Spu­ren ihres Groß­va­ters such­te, wur­de der Kon­takt zur Gemein­de in Wup­per­tal wie­der her­ge­stellt. Die nie­der­län­disch-refor­mier­te Gemein­de erklärt zu dem Gedenkstein:

Wir möch­ten der Erin­ne­rung an das Leben und Lei­den von Bas Ben­ner mit dem Gedenk­stein eine blei­ben­de Gestalt geben. Sei­ne Ver­schlep­pung und das dar­aus ent­stan­de­ne Elend ste­hen stell­ver­tre­tend für das Leid von 20.000 bis 25.000 Zwangs­ar­bei­tern, die in den Kriegs­jah­ren in Wup­per­tal ver­sklavt und aus­ge­beu­tet wur­den. Min­des­tens 1.107 von ihnen star­ben dabei. Mit dem Gedenk­stein erin­nern wir an das Leid, das ver­meint­lich min­der­wer­ti­gen Men­schen ange­tan wur­de. Und gleich­zei­tig erin­nern wir an die klei­nen, unschein­ba­ren Taten des Mit­leids und der Güte.“1


Eine aus­führ­li­che­re Beschrei­bung von Bas Ben­ners Leben und der Geschich­te des Gedenk­steins fin­det sich in einem Info­blatt der Gemein­de.

Der Gedenk­stein

Die Inschrift lautet:

Im Geden­ken an
Johan Bas­ti­an Ben­ne­rIm 2.Weltkrieg als einer von
vie­len tau­sen­den Zwangsarbeitern
nach Wup­per­tal verschleppt
geb. 14. Sept. 1907 in Rot­ter­dam, NL
gest 22.Febr.1945 in Elberfeld
hier am 1. März 1945 beerdigt“Kommt, wir wollen
wie­der zum herrn!
Denn er hat uns zerrissen,
er wird uns auch heilen.”
hosea 6,1″

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Gedenktafel zur Erinnerung an die Erschießung von Zwangsarbeiter*innen im Burgholz

Die Gedenk­ta­fel mit sehr ein­fa­chem Schild am ehe­ma­li­gen Schieß­stand im Burgholz

Am 9. Mai 2004 wur­de vom Ver­ein Spu­ren­su­che NS-Geschich­te in Wup­per­tal e.V. tief im Burg­holz am ehe­ma­li­gen Schieß­stand der Wup­per­ta­ler Poli­zei eine klei­ne Gedenk­ta­fel ent­hüllt, die dar­an erin­nern soll, dass dort im Früh­jahr 1945 30 ost­eu­ro­päi­sche Zwangs­ar­bei­ter von der Wup­per­ta­ler Poli­zei und Gesta­po ermor­det wur­den. Mit unter den Tätern war der Vater von Lie­se­lot­te Bha­tia, die sich als “Täter­kind” für das Geden­ken im Ver­ein Spu­ren­su­che ein­setzt. Die klei­ne Gedenk­fei­er am Ort, der heu­te auch noch mit Blu­men geschmückt ist und wo ein ewi­ges Licht brennt, wur­de kom­plet­tiert durch eine Anspra­che von Micha­el Okroy von der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge.1


Die Inschrift.

Die Inschrift lautet:

“Zur Erin­ne­rung an die hier ermor­de­ten Zwangs­ar­bei­te­rin­nen und Zwangsarbeiter/ Hier befand sich der Schieß­stand der Wup­per­ta­ler Polizei/ Im Febru­ar 1945 wur­den an die­sem Ort  6 Frau­en und 24 Män­ner aus der Sowjetunion/ die zur Zwangs­ar­beit nach Wup­per­tal ver­schleppt wurden/ unter Bei­hil­fe der Wup­per­ta­ler Polizei/
von der Gesta­po ermor­det / Von den Opfern des Mas­sa­kers ist nur der Name von Hele­na Matro­so­wa überliefert.”
Der letz­te Weg der Zwangs­ar­bei­ter führt vom Kül­len­hahn die­se Stra­ße entlang.

In sei­ner Anspra­che beschrieb Micha­el Okroy die Vor­gän­ge, die zur Ermor­dung der 24 Män­ner und sechs Frau­en aus der Sowjet­uni­on im Burg­holz führ­ten. Je nach Quel­len wird als Tat­zeit­punkt der Monats­wech­sel Ende Februar/Anfang März 1945 oder der 21. März 1945 genannt, die Tat gehört damit zu den soge­nann­ten Kriegs­end­pha­se­ver­bre­chen. Im Janu­ar 1945 waren über 80 Zwangs­ar­bei­ter von der Wup­per­ta­ler Poli­zei fest­ge­nom­men wor­den, da im zuneh­mend desta­bi­li­sier­ten Drit­ten Reich mit dem Nähern der Front aus Wes­ten Zwangs­ar­bei­ter flo­hen oder frei­ge­las­sen wur­den und die­se sich durch Über­fäl­le und Plün­de­run­gen Nah­rungs­mit­tel beschaf­fen muss­ten. 32 Män­ner und sechs Frau­en wur­den schließ­lich als Haupt­ver­ant­wort­li­che der Gesta­po Außen­stel­le Wup­per­tal über­ge­ben und im Poli­zei­prä­si­di­um gefol­tert und miss­han­delt. Hele­na Matro­so­wa wur­de zum Bei­spiel Papier zwi­schen ihre Zehen gesteckt und ange­zün­det. Hier wur­de schließ­lich für die 30 Opfer auch das Todes­ur­teil — ohne Gerichts­ver­fah­ren — ver­hängt. Nach­dem aus dem Reichs­si­cher­heits­haupt­amt (RSHA) in Ber­lin die for­mel­le Bestä­ti­gung des Todes­ur­teils ein­ge­trof­fen war, wur­den die Vor­be­rei­tun­gen der Tat getrof­fen und die­se in der Abge­schie­den­heit des Burg­holz aus­ge­führt und die Lei­chen vor Ort vergraben.

Am 14. April 1945, knapp vier Wochen nach der Ermor­dung der 30 Zwangs­ar­bei­ter, wur­de Wup­per­tal durch ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen befreit. Die noch im Prä­si­di­um anwe­sen­den Poli­zis­ten wur­den dann mit LKWs zu einem Gefan­ge­nen­la­ger an den Rhein­wie­sen gebracht. Ende August 1945 führ­ten Ermitt­lun­gen zur Fest­nah­me der betei­lig­ten Poli­zis­ten und zu Hin­wei­sen auf den Tat­ort. Eini­ge inhaf­tier­te Tat­be­tei­lig­te muss­ten auf Anord­nung der nun bri­ti­schen Mili­tär­re­gie­rung die Lei­chen exhu­mie­ren und sämt­li­che Ange­hö­ri­gen der Wup­per­ta­ler Poli­zei­dienstel­le hat­ten an den außer­halb des Mas­sen­gra­bes auf­ge­bahr­ten Ermor­de­ten vor­bei­zu­ge­hen. Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas, sein Stell­ver­tre­ter, füh­ren­de Ver­tre­ter der deut­schen Poli­zei und ein Abge­sand­ter des sowje­ti­schen Mar­schalls Schu­kow waren eben­falls vor Ort. Vier­zehn Täter wur­den 1947 in Ham­burg im soge­nann­ten Burg­holz-Case ver­ur­teilt, sechs zum Tode. Die Stra­fen wur­den aller­dings nicht in der aus­ge­spro­che­nen Här­te voll­streckt, die letz­ten Täter wur­den bereits 1953 aus der Haft ent­las­sen. Der Haupt­ver­ant­wort­li­che, der Lei­ter der Gesta­po­leit­stel­le Düs­sel­dorf Hensch­ke, wur­de 1948 zu einer 12jährigen Haft ver­ur­teilt, aber schon 1955 vor­zei­tig auf frei­en Fuß gesetzt. Die ermor­de­ten Män­ner und Frau­en wur­den im August 1945 auf Anord­nung der bri­ti­schen Mili­tär­re­gie­rung auf dem evan­ge­li­schen Fried­hof an der Schor­fer Stra­ße in Cro­nen­berg beer­digt und im Okto­ber wur­de das Mahn­mal dort als eines der ers­ten in Wup­per­tal, das an die Unta­ten der Natio­nal­so­zia­lis­ten erin­nert, errich­tet.2
Im Herbst 2014 ist der Ver­ein Spu­ren­su­che NS-Geschich­te in Wup­per­tal e.V.  sei­nem Ziel, eine Stra­ße im Burg­holz nach der ukrai­ni­schen Leh­re­rin  Hele­na Matro­so­va zu benen­nen, einen klei­nen Schritt wei­ter­ge­kom­men, die Bezirks­ver­tre­tung Cro­nen­berg stimm­te dem Vor­ha­ben zu. Aller­dings ist die­se nicht final zustän­dig, son­dern der Lan­des­be­trieb Wald und Holz, da der Weg zum Schieß­stand im Staats­forst liegt.3

Gedenkstein und Gedenkbaum für die in der Landesfrauenklink gestorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen

Im Jahr 2000 grün­de­ten die Bun­des­re­pu­blik und die Stif­tungs­in­itia­ti­ve der deut­schen Wirt­schaft die Stif­tung „Erin­ne­rung, Ver­ant­wor­tung und Zukunft“ und stat­te­ten sie mit je 10 Mil­li­ar­den DM aus, um ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­ter, die im Zwei­ten Welt­krieg von Deutsch­land aus­ge­beu­tet wur­den, zu ent­schä­di­gen. Im Rah­men die­ser Maß­nah­me bekam das Archiv des Land­schafts­ver­bands Rhein­land, als recht­li­cher Nach­fol­ger der Pro­vin­zi­al­ver­wal­tung der preu­ßi­schen Rhein­pro­vinz den Auf­trag ent­spre­chen­de Doku­men­te zu sich­ten und die Namen der Zwangs­ar­bei­ter an die Natio­na­len Stif­tun­gen, die die Ver­tei­lung der Gel­der über­nah­men, zu über­sen­den. Ca. 400 Namen wur­den in den Doku­men­ten gefun­den und wei­ter­ge­lei­tet. Es stell­te sich her­aus, dass von ihnen noch 20 Per­so­nen in der Ukrai­ne,  Weiss­russ­land und Russ­land leb­ten. Ledig­lich aus der Ukrai­ne erhielt der LVR eine Rück­mel­dung, von Frau­en, deren Namen in den Geburts- und Ope­ra­ti­ons­bü­chern der dama­li­gen Lan­des­frau­en­kli­nik Wup­per­tal ver­zeich­net waren. Heu­te gehört die Kli­nik zur “Stif­tung der Cel­li­tin­nen zur hl. Maria” und trägt seit 2012 den Namen St.-Anna-Klinik, nach­dem sie von 1985 — 2011 Kli­nik Vogel­s­ang­stra­ße hieß. 1


2005 wur­de Dr. Bet­ti­na Bou­resh, wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin des Archivs, die sich bereits um die Recher­che der Zwangs­ar­bei­ter geküm­mert hat­te, damit beauf­tragt, ein Besuchs­pro­gramm für das Jahr 2006 vor­zu­be­rei­ten. Eine der Frau­en, die Wup­per­tal besu­chen woll­ten, bat dar­um das Grab ihres Soh­nes sehen zu kön­nen, der als Säug­ling in Wup­per­tal ver­starb. Das Grab konn­te nicht gefun­den wer­den und so mach­ten sich der LVR, die Aka­de­mie für Gesund­heits­be­ru­fe (AFG) als Nach­fol­ge­rin der Heb­am­men­schu­le und die Kli­nik St. Anna Gedan­ken, wie man dem Wunsch des Geden­kens Rech­nung tra­gen könn­te. 2


Gedenk­stein und Gedenk­baum vor der ehe­ma­li­gen Landesfrauenklinik.

Am 20. März 2006 war es schließ­lich soweit: zwei ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­te­rin­nen (Lidi­ya Chy­gy­ra und Ali­na Morus3) und eine Toch­ter einer Zwangs­ar­bei­te­rin, die in Wup­per­tal gebo­ren wur­de, (Lju­ba She­wa­ki­no-Seme­nov Niko­lai­ew­na4) kamen in Köln an und wur­den vom LVR dort emp­fan­gen. Sie wur­den von je einem Ver­wand­ten und die Grup­pe wie­der­um von einem Mit­ar­bei­ter der Ukrai­ni­schen Natio­nal Stif­tung beglei­tet. Im Rah­men des 7‑tägigen Besuchs­pro­gramms besuch­ten sie am 22. und 23. März Wup­per­tal. Am ers­ten Tag wur­den die ehe­ma­li­gen Zwangs­ar­bei­te­rin­nen von Ober­bür­ger­meis­ter Peter Jung im Rat­haus begrüßt, der beton­te, dass man Schuld und Ver­ant­wor­tung für das, was den Frau­en gesche­hen war, emp­fin­de. Er bat um Ver­söh­nung der bei­den Län­der. Anschlie­ßend tru­gen sich die Frau­en ins Gol­de­nen Buch der Stadt ein. Da die Gedenk­stun­de, und die Erwar­tung des Kom­men­den die Damen mit­nahm, wur­de kur­zer Hand eine Unter­su­chung in der Kli­nik St. Anto­ni­us ange­ord­net, die ja eben­falls zum Kli­nik­ver­bund der “Stif­tung der Cel­li­tin­nen zur hl. Maria” gehört. Man emp­fahl ange­sichts hohen Blut­drucks eine Ent­span­nungs­pau­se und nutz­te die­se zu einer Schwe­be­bahn­fahrt. Anschlie­ßend wur­de es wie­der ernst. Man besuch­te das Gelän­de des ehe­ma­li­gen Bara­cken­la­gers “In der Fleu­te”, wo heu­te eine Klein­gar­ten­sied­lung zu fin­den ist. Eine der Zwangs­ar­bei­te­rin­nen, Lidi­ya Chy­gy­ra, hat­te hier als 20jährige gelebt und für die Flug­zeug­fa­brik Espen­laub in einem Tun­nel Flug­zeug­tei­le gerei­nigt.  In der Nähe der Bahn-Unter­füh­rung Clau­se­witz­stra­ße, in die jun­ge Frau bei Bom­ben­alarm Schutz such­te, war sie mit ihrem Sohn Vik­tor in einer Mut­ter-Kind-Bara­cke unter­ge­bracht, bis die­ser vor ihren Augen starb und wie ande­ren ver­stor­be­ne Säug­lin­gen dort ver­scharrt wur­de. Als 84jährige kehr­te sie nun an den Ort zurück. In die­ser Mut­ter-Kind-Bara­cke leb­te auch auch Lju­ba She­wa­ki­no-Seme­nov Niko­lai­ew­na mit ihrer Mutter.
Danach besuch­te man das Gelän­de an der Rons­dor­fer Stra­ße, wo Ali­na Morus nach der Geburt ihres Kin­des als 15jähriges Mäd­chen gelebt hat­te. Zuvor hat­te sie in einer Sei­fen­sie­de­rei in Düs­sel­dorf arbei­ten müs­sen.5Sie war bei ihrer Rück­kehr nach Wup­per­tal gera­de 79 Jah­re alt gewor­den.6


Foto­gra­fie: Nico­le Schä­fer LVR-ZMB.

Am 23. März stand ein Besuch in der ehe­ma­li­gen Lan­des­frau­en­kli­nik an, wo die Geschäfts­füh­rer Herr Kauf­mann und Herr Breuck­mann, sowie der Chef­arzt Dr. Falb­re­de die Gäs­te begrüß­ten. Dar­auf folg­te ein Rund­gang durch die Geburts­sta­ti­on, bevor man vor dem Gebäu­de an der Wie­se zur Vogel­s­ang­stra­ße zur Ein­wei­hung des Gedenk­steins schritt. Der Gedenk­stein soll an alle in Wup­per­tal ver­stor­be­nen Kin­der von Zwangs­ar­bei­te­rin­nen erin­nern und natür­lich auch an das ver­stor­be­ne Kind von Lidi­ya Chy­gy­ra. In einer klei­nen Zere­mo­nie wur­de der Gedenk­stein ent­hüllt und der Baum gepflanzt, zu des­sen Wur­zeln die ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­te­rin ein wenig ukrai­ni­scher Erde hin­zu­füg­te und deut­sche Erde mit in ihre Hei­mat nahm.7


Foto­gra­fie: Nico­le Schä­fer LVR-ZMB.

Der Gedenk­stein wur­de von der dama­li­gen Assis­ten­tin der Geschäfts­lei­tung, Imb­ritt Neu­mann, mit einem abge­wan­del­ten chi­ne­si­schen Sprich­wort versehen:

Denkst Du an ein Jahr,
dann säe ein Korn.
Denkst Du an ein Jahrzehnt,
dann pflan­ze einen Baum.
Denkst Du an ein Jahrhundert,
dann sor­ge für eine Zukunft
der Kinder.

Wup­per­tal, 23.März 2006“8


Die Inschrift

Die Kos­ten für den Gedenk­stein und den Gedenk­baum (ein Cart­a­e­gus lae­vi­ga­ta — Ech­ter Rot­dorn9) über­nahm die Kli­nik St. Anna. 10

Nach dem Mit­tag­essen folg­te ein Gespräch zwi­schen den Zeit­zeu­gen und Schü­le­rin­nen der Heb­am­men­schu­le. Den Abschluss des Tages und des Besu­ches in Wup­per­tal bil­de­ten ein Besuch in der Ortho­do­xen Kapel­le der Kli­nik und anschlie­ßend ließ man blaue Luft­bal­lons mit Zukunfts­wün­schen in den Him­mel stei­gen.11
Im Anschluss an den Besuch der Zwangs­ar­bei­ter ent­stan­den eine Aus­stel­lung (“Riss durchs Leben”), die seit dem 4.Dezember 2012 eine dau­er­haf­te Hei­mat im Ganz­tags­gym­na­si­um Johan­nes Rau gefun­den hat, eine DVD und ein Buch über die Besu­che des LVR in der Ukrai­ne. Eine Inter­net­sei­te über die Aus­stel­lung “Riss durchs Leben” ist Anfang Dezem­ber 2012 online gegangen.
Zwei wei­te­re Besuchs­grup­pen aus der Ukrai­ne kamen im Juni 2009 und Sep­tem­ber 2010 nach Wup­per­tal und zur Kli­nik. In der Fol­ge ent­stand zwi­schen dem Ganz­tags­gym­na­si­um Johan­nes Rau und der Schu­le Nr. 10 in Chmel­nyz­kyj eine Part­ner­schaft zur Erfor­schung der Zwangs­ar­beit im Rah­men des Jugend­for­schungs­pro­jek­tes “Ges­tern ist heu­te nicht vor­bei. Mor­gen viel­leicht.

Mahnmal für Zwangsarbeiter der Reichsbahn in Langerfeld

Mahn­mal für die Zwangs­ar­bei­ter der Reichs­bahn in Langerfeld.

Im Jahr 1999 initi­ier­te Pfar­rer Uwe Leicht von der evan­ge­li­schen Gemein­de Lang­er­feld zusam­men mit der katho­li­schen Gemein­de St. Rapha­el / St. Paul eine Arbeits­grup­pe, die sich mit der Geschich­te der Zwangs­ar­bei­ter in Lang­er­feld beschäf­tig­te. Aus­gangs­punkt waren die Ehren­grä­ber auf dem katho­li­schen Fried­hof Zu den Doli­nen. Die Arbeits­grup­pe wer­te­te die Gefal­le­nen-Lis­te des Fried­hofs aus dem katho­li­schen Fried­hofs­amt aus, befrag­te Zeit­zeu­gen, recher­chier­te im Stadt­ar­chiv und im Archiv des Bür­ger­ver­eins Lang­er­feld und sich­te­te die zur Ver­fü­gung ste­hen­de Lite­ra­tur. Bereits im fol­gen­den Jahr fand eine ers­te öku­me­ni­sche Gedenk­fei­er, als “Süh­netag” bezeich­net, auf dem Fried­hof statt.1
Als am 6. Mai 20012 meh­re­re ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­ter, die im Zwei­ten Welt­krieg in Lang­er­feld “beschäf­tigt” waren, den öst­lichs­ten Wup­per­ta­ler Stadt­teil besuch­ten, gedach­ten auch sie den ver­stor­be­nen Zwangs­ar­bei­tern auf dem Fried­hof. Außer­dem besuch­ten sie das Gelän­de der Fir­ma Mein­hardt-Rei­sen, auf deren Fir­men­stand­ort unweit des Fried­hofs wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs ein Bara­cken­la­ger für Zwangs­ar­bei­ter der Reichs­bahn ange­legt wor­den war. 102 Frau­en und vier Män­ner waren hier unter­ge­bracht.3


Das Mahn­mal am ehe­ma­li­gen Ein­gang des Lagers im Janu­ar 2012.

Der Fir­men­ha­ber, Har­ro Mein­hardt, hat­te bereits bei dem Bezug des Gelän­des 1960 durch sei­ne Eltern von Nach­barn mehr über die Hin­ter­grün­de des Gelän­des und die Schick­sa­le ein­zel­ner Per­so­nen erfah­ren.4 Am 3. Novem­ber 2002 fand eine öku­me­ni­scher Gedenk­fei­er in der Wagen­hal­le statt. Anschlie­ßend wur­de am ehe­ma­li­gen Ein­gang des Lagers ein Mahn­mal ein­ge­weiht, dass der Fir­men­grün­der selbst ange­legt hat­te. Danach zog man mit einer Lich­ter­pro­zes­si­on zur Ehren­grab­an­la­ge auf dem Fried­hof Zu den Doli­nen.5


Die Gedenk­ta­fel

Das ein­fa­che Mahn­mal besteht aus eini­gen Stei­nen und zwei in den Boden geramm­ten Schie­nen­stü­cken. Dar­über gibt eine am Zaun ange­bracht DIN-A4 gro­ße Gedenk­ta­fel, die von Pfar­rer Leicht erstellt wur­de, Auskunft:


An die­ser Stel­le befand sich von 1941–1945
ein Bara­cken­la­ger für Zwangsarbeiter.
Die 102 Frau­en, 3 Män­ner aus Ost­eu­ro­pa und ein
Fran­zo­se wur­den bei der Reichs­bahn eingesetzt.

Einen Frem­den sollst du nicht
Aus­nut­zen oder aus­beu­ten, denn ihr selbst
seid in Ägyp­ten Frem­de gewesen.”
2.Mose 22,20

Ev. Kir­chen­ge­mein­de Langerfeld
Kath. Kir­chen­ge­mein­de St.Raphael / St.Paul.”


Dar­un­ter sind zwei Foto­gra­fien zu fin­den, von denen eine ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­ter “Auf Spu­ren­su­che” im Mai 2001 im “Dicken Hain” zeigt und die ande­re eine Bara­cke in der Fleu­te, die den Bara­cken zu den Doli­nen ähn­lich war.

Gedenksteine für Zwangsarbeiter und russische Kinder an der Ehrengrabanlage auf dem Friedhof Krummacher Straße

Einer der bei­den Find­lin­ge mit einer Bron­ze­ta­fel an der Trep­pe zur Ehrengrabanlage.

Auf Anre­gung einer Pri­vat­per­son brach­te die Stadt Wup­per­tal im März oder April 2001 an der Ehren­grab­an­la­ge für rus­si­sche, hol­län­di­sche und fran­zö­si­sche Zwangs­ar­bei­ter und rus­si­sche Kin­der auf dem evan­ge­li­schen Fried­hof Krum­ma­cher Stra­ße wei­ße Alu­mi­ni­um-Schil­der mit schwar­zer Schrift an.


Eines der bei­den Alu­mi­ni­um-Schil­der, die von 2001 bis 2011 an der Ehren­grab­an­la­ge stan­den. Das Foto wur­de freund­li­cher­wei­se von San­dra Schel­ter zur Ver­fü­gung gestellt. Danke.

Im Zuge der Sanie­rung der Anla­ge vom Novem­ber 2010 bis Febru­ar 2011 wur­den die­se durch zwei Bron­ze­ta­feln auf Find­lin­gen ersetzt.1 Außer­dem wur­den Wege- und Platz­flä­chen neu gestal­tet und wie­der­her­ge­stellt, sowie die Bepflan­zung erneu­ert und ergänzt. Die Mit­tel dazu in Höhe von rund 33.000 Euro stamm­ten aus Lan­des­mit­teln. 127 Zwangs­ar­bei­ter sind auf der Ehren­grab­an­la­ge bestat­tet.2


Eine der Bronzetafeln

Die Inschrift der Bron­ze­ta­feln, die mit der der Alu­mi­ni­um-Schil­der iden­tisch ist, lautet:

“Grä­ber­an­la­ge
zur Erinnerung
an rus­si­sche, hol­län­di­sche und französische
Zwangs­ar­bei­ter sowie rus­si­sche Kinder,
die wäh­rend des Zwei­ten Weltkriegs
in Wup­per­tal gestor­ben sind.”
Ansicht der Anlage

Die Grab­stel­len

Ein Grab­stein

Ein Mehr­per­so­nen­grab

Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Gedenkstein für in Langerfeld verstorbene Zwangsarbeiter

Das Ehren­grä­ber­feld für in Lang­er­feld ver­stor­be­ne Zwangsarbeiter.

Als sich im Jahr 2000 her­aus­stell­te, dass das Vor­ha­ben der Bezirks­ver­tre­tung Lang­er­feld-Bey­en­burg, die Schrift des Denk­mals für die Gefal­le­nen des Ers­ten Welt­kriegs auf dem evan­ge­li­schen Fried­hof Koh­len­stra­ße mit Hil­fe von Far­be wie­der auf­zu­wer­ten nicht wie geplant durch­ge­führt wer­den konn­te, ent­schied man sich, eine Bron­ze­ta­fel mit dem Hin­weis auf den Zweck des Denk­mals dort anzu­brin­gen. Dadurch waren von den bereit­ge­stell­ten 5.000 DM noch Mit­tel übrig. In der Sit­zung vom 16.Mai 2000 wur­de vor­ge­schla­gen, eine wei­te­re Gedenk­ta­fel am Ehren­fried­hof für im Zwei­ten Welt­krieg gestor­be­ne Zwangs­ar­bei­ter auf dem katho­li­schen Fried­hof Zu den Doli­nen anzu­brin­gen. Am 19.September 2000 wur­de dies dann beschlos­sen. Im April oder Mai 2001 wur­de die Gedenk­ta­fel auf einem Find­ling am Ehren­grä­ber­feld ange­bracht.1


Ergän­zung vom 19. August 2012:
Bereits 1999 hat­te sich eine Arbeits­grup­pe der evan­ge­li­schen Gemein­de Lang­er­feld und der katho­li­schen Gemein­de St. Raphael/ St. Paul auf Anre­gung des ev. Pfar­rers Uwe Leicht mit der The­ma­tik der Zwangs­ar­bei­ter in Lang­er­feld beschäf­tigt. Aus­gangs­punkt war der Ehren­fried­hof. Die Arbeits­grup­pe wer­te­te die Gefal­le­nen-Lis­te des Fried­hofs aus dem katho­li­schen Fried­hofs­amt aus, befrag­te Zeit­zeu­gen, recher­chier­te im Stadt­ar­chiv und im Archiv des Bür­ger­ver­eins Lang­er­feld und sich­te­te die zur Ver­fü­gung ste­hen­de Lite­ra­tur. Im Jahr 2000 fand eine ers­te öku­me­ni­sche Gedenk­fei­er, als “Süh­netag” bezeich­net, auf dem Fried­hof statt. Die Gedenk­fei­er wur­de in den fol­gen­den Jah­ren wie­der­holt und auch nach einem Stel­len­wech­sel von Pfar­rer Leicht im Jahr 2004 noch eini­ge Jah­re fort­ge­führt.2


Der Gedenk­stein

Die Inschrift der schlich­ten Bron­ze­ta­fel lautet:

Zum Geden­ken
an die im 2.Weltkrieg
1939–1945
in Langerfeld
zu Tode gekommenen
96 Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter

Namens­lis­ten im Stadtarchiv”


Grab einer Zwangsarbeiterin.

Ein Pole, ein Bel­gi­er und ein Rus­se, neben­ein­an­der bestat­tet auf dem Fried­hof Zu den Dolinen.

Der Find­ling mit der Gedenktafel.

Anfang Mai 2001 waren auf Ein­la­dung einer Bür­ger­initia­ti­ve und einer For­schungs­grup­pe eini­ge ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­ter zu Gast in Lang­er­feld. Sie besuch­ten auch die Ehren­grab­an­la­ge.3

Im Novem­ber 2002 wur­de unweit des Fried­hofs zu den Doli­nen am ehe­ma­li­gen Ein­gang eines Lagers der Reichs­bahn, ein Mahn­mal für Zwangs­ar­bei­ter der Reichs­bahn in Lang­er­feld eingeweiht.