Bäume und Gedenktafeln der Politischen Runde zur Erinnerung an die deutsche Einheit

„Die Politische Runde der Volkshochschule Wuppertal gedenkt in unmittelbarer Nähe zum neuen Nationalfeiertag und am Vorabend ihres 33. Geburtstags der Erfüllung der Präambel des Grundgesetzes mit einer politischen Rede und mit einer Enthüllung einer Bronzetafel.“


Mit diesen Worten beginnt die Einladung zur Feier des Tages der Deutschen Einheit am 1. Oktober 1994. Für die politische Rede konnte ein damals wie heute prominenter Mann gewonnen werden, Joachim Gauck, damals Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR (umgangssprachlich auch als Gauck-Behörde bezeichnet), heute Bundespräsident, sprach zur historischen und politischen Dimension des 9. November 1989 im Gemeindesaal der Gemarker Kirche. Anschließend, gegen 17.15 Uhr, war die Enthüllung der Bronzetafel vor der Eiche in der kleinen Grünanlage zwischen Parlamentstraße und Paul-Humburg-Straße zur Erinnerung an die Deutsche Einheit geplant.1 Musikalisch wurde die Feier begleitet von der Bergischen Musikschule mit Bachs Konzert für zwei Violinen und später vom Polizei-Musikkorps Wuppertal, welches das Lied „Die Gedanken sind frei“ und zum Abschluss der Feier die Nationalhymne spielte.2 Die Enthüllung der Gedenktafel nahmen Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, Joachim Gauck und der Leiter der Politischen Runde, Otto Roche, vor.3


Baum und Gedenktafel zur Deutschen Einheit.

Johannes Rau, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen schrieb in einem Grußwort:

„Welche Vorstellung ist schöner, als etwas auf- oder heranwachsen zu sehen? Ich hoffe, daß der „Baum der Einheit“ blühen und gedeihen wird, nicht nur als Symbol unserer wiedererlangten Einheit, sondern auch für die Zukunft einer Nation, die in Europa fest verankert ist?“4

Ergänzung vom 13. Juni 2015:

Ebenfalls im Oktober 1994 weihte die Politsche Runde zusammen mit Johannes Rau 16 weitere Bäume – je eins pro Bundesland – und eine fast identische Gedenktafel an einem Pfad am Eskesberg ein.


Die Tafel am Esekesberg (ergänzt am 13. Juni 2015). Die 16 Bäume sind nicht wirklich zu identifizieren.

Die Gedenktafel.

Die Inschrift der Gedenktafel lautet:

„‚Das gesamte deutsche Volk bleibt aufgefordert in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden‘
Präambel des Grundgesetzes vom 29. Mai 1949

Die politische Runde der Volkshochschule Wuppertal, gegründet von Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt im Jahre des Mauerbaus in Berlin 1961 gedenkt am 4. Jahrestag der Vereinigung beider Teile Deutschlands der Erfüllung des Verfassungsgebotes durch eine friedliche Revolution.

Sie will mit diesem Baum das Bewusstsein wachhalten, dass wie ein Volk sind und dass die Deutsche Einheit ein Baustein zur Einheit Europas ist.
Enthüllt am 3. Oktober 1994.“

Die Tafel am Esekesberg spricht natürlich orthografisch korrekt von „diesen Bäumen“, die einzige Änderung, die vorgenommen wurde.


Die Politische Runde der VHS wurde, wie in der Inschrift erwähnt, als Reaktion auf den Bau der Berliner Mauer gegründet und wurde im Laufe der Zeit zu einer Institution in der politischen Landschaft Wuppertals. Otto Roche und die Politische Runde luden Montag für Montag hochkarätige Gäste ein und diskutierten mit ihnen, seit 2002 liegt die Leitung bei Dr. Detlef Vonde. Zwischen 1961 und 2011 lud die Politische Runde zu mehr als 1600 Veranstaltungen mit mehr als 80.000 Teilnehmern.5 Nach dem Tod des Begründers Otto Roche 1999 übernahm nach einer Übergangszeit 2002 Dr. Detlef Vonde die Leitung und veränderte das Konzept. Zusammen mit zwei Journalistinnen wurde der Blick auf die Themen verändert, die Politische Runde öffnete sich gegenüber der Öffentlichkeit, also jenen ohne Hörerkarte. Die Themen wandelten sich von dem Problemen Deutscher Nachkriegsgeschichte und der Tagespolitik zu historisch-politischen Problematiken, der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Identität von Stadt und Region.6 2012 wurde die Gedenktafel von einem Bagger beschädigt, entfernt und repariert.


Position des Denkmals an der Parlamentsstraße auf der Karte


Position des Denkmals am Eskesberg auf der Karte


Brunnen zum 100jährigen Jubiläum des Nordstädter Bürgervereins

1993 wurde der Nordstädter Bürgerverein 100 Jahre alt und man entschied sich aus diesem Anlass dem Nordpark in Barmen eine Brunnenskulptur zu stiften, die ausdrücklich auch ein Platz zum Spielen sein sollte. 60.000 DM hatte der Verein dafür zur Verfügung gestellt und eine Jury eingesetzt, die den Siegerentwurf der Ausschreibung kürte. Einigermaßen kurios war die Einreichung des Wuppertaler Bildhauers Frank Breidenbruch, der sich per Fax beteiligte, da er zu dieser Zeit auf einer Studienreise in Asien befand. Trotzdem setzte sich seine Zeichnung gegen die teilweise mit Modellen ausgerüsteten anderen 20 Entwürfe durch. Zur Verwirklichung dieses Brunnens waren allerdings weitere Geldmittel notwendig, die von den Pfadfindern, dem Wichlinghauser Frauenchor, dem Barmer Sängerchor und den Wichlinghauser Liederfreunden gestiftet wurden.


Der Brunnen

Am 18. Juni 1994 – exakt ein Jahr nach der Ankündigung der Stiftung – wurde der Brunnen dann vor dem Turmterrassen vom Vorsitzenden des Bürgervereins, Werner Zanner, in Anwesenheit zahlreicher Gäste und der Oberbürgermeisterin Ursula Kraus eingeweiht. Er solle zeigen, so Zanner, dass der Nordstädter Bürgerverein sich der Tradition des Vereins verpflichtet fühle und dass die Bürger bereit seien, sich für die Stadt einzusetzen.1 Der 2,30 Meter hohe Brunnen besteht aus einem stehenden, oben unterbrochenen Steinring aus Basalt,2 in dem das Wasser zirkuliert und um den sich Marmor-Findlinge gruppieren, auf denen zahlreiche kleine Details zu entdecken sind. Wie Frank Breidenbruch erklärte, schließt das Wasser symbolisch den Lebenskreis.3 Die schwierigen statistischen Berechnungen des Brunnens und die Konstruktion sorgten für die Steigerungen der Kosten4 auf 100.000 DM.5


Die Technik, die unsichtbar ihren Dienst tut, wird im Nordpark-Echo wie folgt beschrieben:

„Das Wasser wird unter Druck zu einer Düse am offenen Ende des Steinrings geführt. Wasserdruck und Position der Düse bewirken, daß das Wasser wieder in den Steinring gelenkt und dem Kreislauf zugeführt wird. Eine geringfügige Ablenkung beim Austritt des Wasserstrahls bewirkt die Wasserperlen beim Auftreffen auf den Stein. Dieser Effekt wird durch die Luftbewegung noch verstärkt und erzeugt das Bild des kleinen „Wasserfalls“. Durch eine Umwälzpumpe wird das Wasser immer wieder dem Kreislauf zugeführt, frisches Wasser erhält der Brunnen nur, um Verdunstung auszugleichen.“


Der Brunnen verfügt außerdem über eine Zeitschaltuhr, läuft also nicht 24 Stunden am Tag, trotzdem fallen mehrere tausend DM (und heute Euro) Unterhaltskosten im Jahr an.6

 

Bökelbrunnen (1961)

Nachdem der Bökelbrunnen aus dem Jahr 1920 im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, stiftete 1961 der Verlag W. Giradet, Herausgeber des General Anzeigers und der heutige Westdeutschen Zeitung, einen neuen Brunnen, der am 9.Juni 1961 an der Bahnhofsstraße eingeweiht wurde. Der damals über 80jährige Bildhauer Erich Cleff fertigte die Knabenfigur des Vorgängers erneut. Im Gegensatz zum Vorbild besteht beim neuen Brunnen die Brunnenschale nicht aus Muschelkalk, sondern aus Granit aus dem Fichtelgebirge.


Die Bahnhofstraße am 7.Juli 1964 mit Blick in Richtung Westen zur Stadthalle. Der Bökelbrunnen steht auf einem kleinen Platz, eine Treppe führt zur Südstraße, die Straßenbahngleise der Meterspur liegen dort, wo heute die Busspur ist, und zum Überqueren der breiten Straße genügt ein Zebrastreifen. Sammlung Untere Denkmalbehörde, Nr. 1825.

An der Wandung wurde eine fehlerhafte Inschrift angebracht:

„Bökelbrunnen
Aufgestellt im Jahre 1919 [richtig 1920, Anm.]
1960 [richtig 1961] wieder errichtet
als Erinnerung an das alte Elberfeld
Bildhauer Prof. Erich Cleff
gestiftet vom Verlag W. Giradet
General-Anzeiger der Stadt Wuppertal“1


Der „neue“ Bökelbrunnen. Sammlung Historisches Zentrum, 010/3/147

Anfang des Jahres 1994 wurde der Brunnen von seinen Standort an der Bahnhofstraße entfernt, da die Sparkasse auf dem Gelände ihren Erweiterungsbau plante. 2 Ende 1996 fand er eine neue Heimat am Fuß der Treppe von der Straße Am Johannisberg zur Bahnhofstraße, gegenüber dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium.3


Der Bökelbrunnen am heutigen Standort unweit der Stadthalle.

Heute ist der Brunnen Teil des Skulpturenparks Johannisberg.

Gedenktafel für die Ronsdorfer Opfer des Nationalsozialismus

Am 20. November 1994, es war Totensonntag, weihte die Oberbürgermeisterin der Stadt Wuppertal, Ursula Kraus, zusammen mit dem Vorsteher der Bezirksvertretung Ronsdorf, Winfried Ahrenz, eine kleine Gedenktafel am Ronsdorfer Verwaltungshaus ein. Sie erinnert an diejenigen Opfer des Nationalsozialismus, die in Ronsdorf lebten oder aus Ronsdorf kamen.1Die Vorgeschichte der Gedenktafel begann acht Jahre  zuvor. Damals hatte die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.) beantragt, eine Straße nach dem Widerstandskämpfer und Mitglied der KPD Eugen Schwebinghaus zu benennen. Die Ronsdorfer Bezirksvertretung entsprach diesem Antrag trotz eines Ratsbeschlusses vom 13.Juli 1992 nicht.2 Am 3. Mai 1993 beschloss die Bezirksvertretung dann die Anbringung einer Gedenktafel mit den Stimmen von SPD, FDP und Bündnis ’90 Die Grünen. Die CDU enthielt sich, da sie mit der namentlichen Nennung der Opfer nicht einverstanden war. Der Personenkreis war auf die Zeit der Nationalsozialistischen Herrschaft beschränkt worden, sodass Deserteure und Opfer, die später an den Folgen einer Haftstrafe gestorben waren, nicht berücksichtigt wurden. Grundsätzlich, so betonte die CDU, sei man für die Gedenktafel, nur nicht in dem Wortlaut.3 Die Bezirksvertretung kalkulierte 20.000 DM an Kosten für Tafel. Im April 1994 beschied dann die Verwaltung, dass dafür kein Geld vorhanden sei. Man richtete ein Spendenkonto ein und ein neuer Kostenvoranschlag ging nur noch von 2.000 DM Kosten aus.4 Besonders die Mitglieder der Naturfreunde und der VVN-BdA halfen die Gedenktafel zu finanzieren, wie Ursula Kraus am Tag der Einweihung feststellte.5


Die Gedenktafel für die Ronsdorfer Opfer des Nationalsozialismus

Die Inschrift lautet:

„Zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in den Jahren von 1933 bis 1945Aus Ronsdorf wurden in den Gefängnissen und
Konzentrationslagern ermordet:

Die drei jüdischen Familien
Leffmann – Löwenthal – Vogel

sowie
Karl Bläcker – Hugo Ebbinghaus
Otto Kutschat – Eugen Schwebinghaus
Robert Stamm – Paul Wegmann

Den Opfern zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung“


Im ursprünglichen Beschluss zur Gedenktafel waren die sechs Widerstandskämpfer noch mit „Herr“ tituliert und der Text der Tafel endete mit „Bezirksvertretung Wuppertal“. Dies wurde nachträglich noch geändert.6


Der 81jährge Moses Löwenthal wurde mit Emilie und Regina Leffman im Juli 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort ermordet. Löwenthals Tochter Selma Frank wurde im gleichen Jahr ins KZ Ravensbrück gebracht und später in Auschwitz getötet. Sein Sohn Fritz war bereits 1941 mit seiner Frau Flora und den Kindern Ruth (9 Jahre alt) und Manfred (6 Jahre alt) ins Ghetto Lodz verbracht worden. Sie kehrten nicht zurück. Leo Ley Löwenthal ist nach seiner Deportation nach Minsk im Jahr 1944 verschollen, ebenso wie die 70jährige Ronsdorferin Rosalie Vogel. Im November 1941 waren bereits Käthe und Helene Glaser, Helene Marx geb .Leffmann und ihre Kinder Lotte und Rolf, Helene Wolf und Johanna und Hugo Rothschild nach Lodz deportiert worden.7


Karl Bläcker (*1879) war bis 1929 Stadtverordneter der KPD8 und wurde, nachdem er im KZ Kemna war, zu acht Monaten Gefängnishaft verurteilt. Anschließend wurde er ins KZ Dachau verbracht, wo er 1945, wenige Woche vor Eintreffen der Amerikaner, ermordet wurde.9


Hugo Ebbinghaus (*1884 in Lüttringhausen) war gelernter Bandwirker und wuchs in Ronsdorf auf. Er wurde nach dem 30. Januar 1933 verhaftet und durchlebte im KZ Kemna ein Martyrium. Er wohnte bis zu seiner zweiten Verhaftung im Februar 1943 in der Remscheider Straße. Am 17. August 1944 wurde er in Wuppertal zu acht Jahren Haft verurteilt. Das KPD-Mitglied starb beim Transport nach der Auflösung des Zuchthauses Coswig an der Elbe. Sein Todesdatum und -ort sind unbekannt.10


Otto Kutschat [auch Kutzschat geschrieben, siehe 11 und 12] (*1888) wurde als KPD-Funktionär 1935 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt und kam ins KZ Neuengamme. Er starb auf der Cap Arcona nach der Evakuierung des KZs, die am 3. Mai 1945 torpediert wurde und sank.13


Eugen Schwebinghaus (*1906 [8]) war Mitglied der KPD und Widerstandskämpfer. Nach der „Machtergreifung“ tauchte er unter und organisierte in Düsseldorf die Arbeit der verbotenen KPD. 1934 emigrierte er nach Frankreich, 1936 kämpfte er im spanischen Bürgerkrieg gegen Franco. Später leitete er die KPD-Auslandsorganisation in Holland.14 Am 23.April 1943 wurde er in Amsterdam verhaftet und vom Volksgerichtshof 1944 verurteilt. Am 24.August 1944 wurde Schwebinghaus in Bruchsal hingerichtet.15 Ein Bild von ihm findet sich auf www.gedenkbuch-wuppertal.de


Robert Stamm (*1900) war jüngster Reichstagsabgeordneter der KPD. Der Widerstandskämpfer wurde Ende 1936 verhaftet und am 4.November 1937 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.16 Eine ausführlichere Biographie und eine Fotografie findet sich auf der Homepage der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.


Paul Wegmann (*1889) war Sohn eines Bandwirkers und ergriff den Beruf des Mechanikers. Schon früh ging er nach Berlin und wurde dort 1918 in den Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates gewählt. Später war er Mitglied des Preußischen Landtags. Er war zunächst Anhänger der USPD, dann der KPD und später der SPD. 1934 wurde er festgenommen und nach kurzer Zeit auf freiem Fuß wieder der Freiheit beraubt. Nach neun Jahren Haft starb er am 3.April 1945 im KZ Bergen-Belsen, zwölf Tage vor der Befreiung durch die Engländer.17

Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, die ihre Rede mit dem Mahnruf der Frauen von Ravensbrück begann („Wenn ihr uns vergesst, war unser Sterben umsonst.“) mahnte, man dürfe auch weitere Opfer des Nationalsozialismus in Ronsdorf, wie Zwangsarbeiter und desertierte Wehrmachtssoldaten, nicht vergessen.18


Nach dem Umbau des Bandwirkerplatzes (Einweihung 2007) und dem Abriss des Verwaltungsgebäudes wurde die Tafel an der Stützwand an der Staatsstraße angebracht.


Position des Denkmals auf der Karte


 

Der Cronenberger Nagelschmied

1992 wurde der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein stolze hundert Jahre alt. Nachdem dieses Jubiläum mit der Errichtung eines Schleifsteins gewürdigt worden war, regte der CHBV an, dem Schleifer-Denkmal ein Gegenstück zu errichten: Ein Denkmal für „Obrahm, dem Nagelschmett“. Die Figur des Nagelschmieds Abraham wurde vom Cronenberger Mundart-Dichter Robert Lütters (1848-1918) als Sinnbild für die Cronenberger Kleineisenindustrie geschaffen. Das „Denkmal des Gewerbefleißes“ sollte von den Cronenbergern über den Kauf von „Bausteinen“ finanziert werden.1


„Obrahm“, der Nagelschmiedt und sein Geselle.

Am 24. März 1993 wurden in einer beschränkten Ausschreibung die Künstler Günther Thelen, Bernhard Kleinhans, Bernhard Guski und Ulla Hees um Entwürfe gebeten,2 der Cronenberger Karl-Heinz Dickinger lieferte als Anregung eine Vorlage.3 Anfang Oktober 1993 (laut CHBV am 15.10, allerdings gab es bereits am 7.10. einen Artikel in der Wuppertaler Rundschau (s.u.)) fiel die Entscheidung zugunsten von Bernhard Kleinhans,4 allerdings hatte nur der Kölner Bildhauer Günther Thielen einen weiteren Entwurf abgegeben. Mit fünf von sechs Stimmen entschied sich das verantwortliche Gremium für den Sandenhorstener, der die Vorlage stark verändert hatte und dem Hufnagelschmied noch einen Gesellen zur Seite stellte.5 Allerdings bemängeln die älteren Cronenberger heute, dass dabei die Rollenverteilung getauscht wurde. Nicht der Schmied schwang im historischen Vorbild den Hammer, sondern der Geselle.


Der Schmied.

Es begann anschließend die Standortsuche und auch der Verkauf von Bausteinen war noch nicht abgeschlossen.6 Der vom CHBV favorisierte Standort nahe Krings Eck musste 1994 noch einige Widersprüche seitens des Bauordnungsamtes und der Polizei überstehen, insbesondere die Verlegung einer Litfaßsäule der „Deutschen Städtereklame“ auf die andere Straßenseite wurde zum Problem. Nach mehreren Ortsterminen wurde dann doch eine Lösung gefunden.7

Am 20. Oktober 1994 wurde das 1,90 Meter hohe Bronze-Denkmal aufgestellt und konnte am folgenden Sonntag, dem 23. Oktober 1994 eingeweiht werden.8Zur Feier spielte der Cronenberger Posaunenchor, es sang der Männerchor, Vorträge wurden gehalten und Bürgermeister Kurt Drees enthüllte in Vertretung der Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, die verletzungsbedingt fehlte9, das Denkmal. Zu diesem Anlass gab der CHBV auch Gedenkmünzen im Wert von 15 DM heraus und Arbeiten des Bildhauers Bernhard Kleinhans wurden in der Galerie im Reihenhaus ausgestellt.10 35.000 DM kostete „Obram der Nagelschmett“ am Ende inklusive der Aufstellung.11


Gedicht zur Denkmaleinweihung, mit Cronenberger Wappen.

Später ergänzte man am Standort des Denkmals noch ein an diesem Tage vorgetragenes Gedicht von Karl-Heinz Dickinger. Die Übersetzung ins Hochdeutsche lautet:

„Seh‘ ich das Denkmal
vor mir stehen,
komm ich an’s überlegen.
Könnte niemals stur vorübergehen
und mich an gar nichts kehren!
Das Gegenteil wäre hier angebracht;
ich müßte mich tief verneigen,
um ihm mit Herz, ganz bedacht,
und ehrlich Ehre zu zeigen!Wer kennt das Bild nicht allzugut
vom Hammerschmied und Jungen,
die vor der mächtigen Höllenglut
in ihrer Schmiede standen?
Wo alles gehen musste, Hand in Hand,
die Schwielen hatten und Blasen,
wo das Feuer schmiss Schatten
an die Wand.
Blut kochte in den Adern.
Wer kennt das Bild nicht allzugut,
hört nicht die Hämmer fallen?
Hört nicht, wie noch mit frohem Mut
dabei auch Lieder schallen?
Wer hört nicht noch den
Amboßklang,
das Schlagen und das Klingen?
Wer nicht den stählernen Lobgesang
aus allen Winkeln dringen?
Wer guckt nicht dankbar heute zurück
auf unsere fleißigen Alten
und will, in dem Erinnerungsstück
sie nicht in Ehren halten?
Kommst Du an’s Denkmal
bleibe einmal stehen
um auch zu überlegen!
Du willst doch nicht vorübergehen
und dich an gar nichts kehren!?Es wäre mehr als angebracht,
dich ganz tief zu verneigen;
um ihm mit Herz, ganz bedacht
und ehrlich Ehre zu zeigen!“12

Der Geselle.

Position des Denkmals auf der Karte


Die Elberfelder Löwen

1831-33 schuf der Bildhauer Wilhelm Joseph Imhoff nach einem Modell von Christian Daniel Rauch zwei schreitende, bronzene Löwen für die Freitreppe des neuen Elberfelder Rathauses, des heutigen von-der-Heydt-Museums. Inzwischen haben dort Skulpturen von Tony Craig ihren Platz gefunden. Gegossen wurden sie in der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Durch ein installiertes Gasrohr konnten sie zum festlichen Ereignis Feuer speien.


Die Löwen sind auf dieser Fotografie am Eingang des Alten Elberfelder Rathauses zu erahnen. Sammlung  Untere Denkmalbehörde. (Bild hinzugefügt am 27.12.2011)

Eine Anekdote erzählt, dass der Bildhauer, als er die Löwen nach Elberfeld brachte, plötzlich 800 statt den vereinbarten 440 Talern verlangte, worauf der Oberbürgermeister Brüning die Annahme verweigerte. Der Bildhauer stellte die Löwen draufhin in einer Bretterbude an der Schloßbleiche aus und warb für eine Kunstausstellung. Eintrittspreis: 5  Silbergroschen, Kinder die Hälfte. Angeblich konnte der Bildhauer so doch seinen Preis erzielen und übergab die Löwen an die Stadt Elberfeld.


Brüllender Löwe

1877 beschloß die Stadtverordneten-Versammlung die Löwen dort zu entfernen, da sie den Verkehr zu sehr störten. Sie wurden für zehn Jahre in einem Lagerhaus am Neuenteich untergestellt und 1887 am Eingang der neuen Badeanstalt am Brausenwerth (Döppersberg) wieder aufgestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Löwen beschädigt und beim Abtransport zum neuen Standort am Zoologischen Garten wurde einer dann vollständig zerstört.1

Der  überlebende Löwe fand dann bei der Firma Blumhardt (durch den Einsatz von Inhaber Günter Muthmann2) ein neues zu Hause3, blieb aber im Besitz der Stadt.4 Generationen von Lehrlingen kümmerten sich bei Blumhardt um den Löwen. Eine der ersten Maßnahmen war die „Transplantation“ des Schwanzes des zerstörten Löwen, da der Überlebende seinen eingebüßt hatte.5


Der überlebende Löwe auf dem Gelände der Firma Blumhardt in Vohwinkel. Sammlung Untere Denkmalbehörde (Hinzugefügt am 27.12.2011)

1965 erhielt der Bildhauer Joachim Wolf-Müller von der Stadt Wuppertal den Auftrag vom geretteten Löwen und den Überresten des anderen Abdrücke zu nehmen und die Löwen wiederauferstehen zu lassen. Man entschied sich die Löwen vor der Bundesbahndirektion aufzustellen. Mit dem  Guss der neuen Löwen bei August Bischof in Düsseldorf kosteten die neuen Löwen 38.000 DM, zusätzlich mussten noch 16.000 DM für die Aufstellung bezahlt werden. Am 8. Juni 1967 wurden die Löwen aufgestellt.


Die Löwen vor der ehem. Bundesbahndirektion.

Der rechte Löwe in voller Größe.

Es ist zu hoffen, dass diese schönen Tiere mit dem neuen Döppersberg ein besseres Umfeld bekommen, vor dem vergammelten Eingang zur leerstehenden Reichsbahndirektion und der schlaglochübersähten Zufahrt zum Taxiwarteplatz am Hauptbahnhof sieht es aus, als hätte man vergessen sie abzuholen.6


1993 erklärte der Bruder und Erbe des Retter des Löwen, Wilhelm Muthmann, dass er den Löwen nicht weiter pflegen könne und forderte die Stadt auf, sich endlich um ihren Besitz zu kümmern,7 nachdem bereits 1990 ein solcher Aufruf vom Vorsitzenden des Bergischen Geschichtsvereins, Dr. Michael Metschies, ungehört verhallt war.8 Die Stadt reagierte diesmal und zeigte sich einer erneuten Aufstellung gegenüber aufgeschlossen, sah sich aber nicht im Stande die Instandsetzungskosten von 150.000 DM aufzubringen. Allerdings scheint sich hier ein Fehler eingeschichen zu haben, da die Restaurierung später sehr viel weniger Kosten verursachte.9 Am 13.November 1993 nahm die WZ schließlich die Sache in die Hand und rief zur Aktion „Rettet den Löwen auf“. Unterstützt vom Kulturamt und der Stadtsparkasse konnten die Leser „Löwenanteile“ in Höhe von 20 und 50 DM erwerben und über den zukünftigen Standort abstimmen. Zur Debatte standen der Zoo, der von-der-Heydt-Platz, die Stadthalle oder ein anderer Ort. Mithilfe der Spenden sollte dem Rost der Kampf angesagt werden, der aus einem Loch im Bauch des Löwen rieselte. Außerdem war die Struktur einer Pranke bereits verloren und der Kopf notdürftig geflickt.10 Innerhalb weniger Wochen gingen bis zum 4.Dezember 1993 14.000 Mark in Löwenanteilen ein, dazu noch größere direkte Spenden auf ein Spendenkonto. Der größte Teil der benötigten Summe war damit bereits vorhanden.11 Silvester 1993 konnte die WZ schließlich vermelden: „Bergischer Löwe gerettet“. 20.000 DM waren gespendet worden, das meiste über die „Löwenanteile“. Der Metallbildhauer Raimund Kittl, der zuvor bereits des Denkmal Wilhelms I. am Deutschen Eck in Koblenz restauriert hatte, wurde mit der Instandsetzung beauftragt.12 Am 7.Mai 1994 verließ der Löwe Vohwinkel gen Düsseldorf, um in der Gießerei Kittl repariert zu werden.13 Am 22.Oktober 1994 um 11 Uhr wurde der Löwe schließlich wieder in Wuppertal mit einem Fest empfangen. Sein neuer Standort: der Willy-Brandt-Platz hinter dem Rathaus.14


Der „überlebende“ Löwe von 1833. Der Rücken trägt die Spuren zahlreicher großer und kleiner Kinder, die ihn als Reittier benutzen.

Er sollte vielleicht grimmiger gucken…

Inschrift.

Auf dem neuen Postament wurde eine kleine Plakette angebracht:

„Bergischer Löwe, 1833
Christian Daniel Rauch (1777-1857)
1993/94 restauriert mit Hilfe von Spenden der
Wuppertaler Bevölkerung aufgrund einer
Initiative der Westdeutschen Zeitung und der
Stadtsparkasse Wuppertal

Oktober 1994″


Ergänzung vom 15.01.2015:
Mitte Januar 2015 wurden die Löwen an der ehemaligen Bundesbahndirektion im Zuge des Umbaus des Döppersberg entfernt und eingelagert.15