Eigentlich war die Einweihung des Bandwirker-Denkmals auf dem Ronsdorfer Markt schon für das Jahr 1979 geplant — dem Jahr des 50 jährigen Stadtjubiläums. Doch wie es manchmal so kommt, dauerte es bis zum 30. Mai 1980, ehe Ministerpräsident Johannes Rau der Enthüllung des Ronsdorfer Denkmals beiwohnen konnte. Geschaffen hatte es der Düsseldorfer Bildhauer Max Kratz, es zeigt ein Ehepaar, das dem Beruf des Bandwirkens nachgeht, so wie es “anno dazumal” in Ronsdorf fast jeder tat. Beide tragen einen Liefersack und die Frau trägt, wie Ruth Meyer-Kahrweg bemerkt, für die fromme Zionsgemeinde ein zu “plastisches” Gewand. Der Ministerpräsident und Oberbürgermeister Gurland wiesen in ihren Festreden daraufhin, dass die Bandwirker einst das Stadtbild prägten und nun die Erinnerung daran, dass in fast jedem Haus in Heimarbeit Bänder hergestellt wurden, immer mehr verblasse.
Zwei Bänke laden zum Ausruhen ein, sie erinnern an das Weberschiffchen.
60.000 DM kostete die bei Herbert Schmäke in Düsseldorf gegossene Plastik. Die Hälfte der Kosten übernahm das Textilwerk J.H. vom Bauer Sohn GmbH & Co. KG, das in jenem Jahr sein 175jähriges Firmenjubiläum feierte, die andere Hälfte verteilte sich auf die Sparkasse und zahlreiche Bürger, die einem Aufruf des Historikers Prof. Klaus Goebel, Vorsitzender des Denkmal-Ausschusses, gefolgt waren.
Die Gedenktafel.
Der Text der Gedenktafel lautet:
“Dröm satten vie, do böses platt
en Denkmal medden op den Matt
Dem Bagkwirker on sinner Frau
die gewirkt op der Getau.”
Ein Modell der Plastik sowie die Gipsform schenkte Prof. Kratz dem Von der Heydt-Museum.1
Am 2. Februar 2009, wenige Tage nachdem sich der Todestag Johannes Raus zum dritten Mal gejährt hatte, wurde im Foyer des Barmer Rathauses eine zwei Zentimeter dicke Acryltafel zum Gedenken an den Wuppertaler Ehrenbürger und ehemaligen deutschen Bundespräsidenten, Johannes Rau, eingeweiht. Oberbürgermeister Jung und seine Amtsvorgängerin Ursula Kraus nahmen die Enthüllung um 16.30 Uhr vor. Johannes Rau habe die Stadt “Außerordentliches zu verdanken” erklärte Oberbürgermeister Jung und betonte, dass viele Wuppertaler traurig seien, dass er in Berlin bestattet worden sei. Deshalb habe man eine prominente Stelle gefunden, um in seiner Heimatstadt an ihn zu gedenken und das Rathaus als Ort seines Wirkens habe ich da natürlich angeboten. Die 60 mal 52,5 Zentimeter große Tafel trägt folgende Inschrift: 1
Die Gedenktafel für Johannes Rau. Leider lässt die Ausführung in Glas kein gutes Foto zu.
“Zum Gedenken an den Ehrenbürger unserer Stadt
Johannes Rau
Geboren am 16.1.1931 in Wuppertal
Verstorben am 27.1.2006 in Berlin
Johannes Rau, seine Lebensdaten sind auf der Gedenktafel vermerkt, brach 1948 den Besuch des Gymnasiums an der Siegesstraße, das heute seinen Namen trägt, ab, machte eine Lehre als Buchhändler und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. 1952 begann er als Verlagsbuchhändler zu arbeiten. Seine erste politische Aktivität führt ihn im selben Jahr zur Gesamtdeutschen Volkspartei, die von Gustav Heinemann aus Protest gegen die Wiederbewaffnung gegründet worden war und wurde Ortsvorsitzender in Wuppertal. 1954 wurde er Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlags, erhielt 1962 einen Sitz im Vorstand und war von 1965 bis 1967 Direktor des Verlags. Nachdem sich die GVP 1957 auflöste, ging Rau zur SPD. Ab 1968 gehörte er zum Parteivorstand und wurde ein Jahr später Oberbürgermeister von Wuppertal. Bereits 1970 wechselte er als Minister für Wissenschaft und Forschung ins Kabinett des Ministerpräsidenten Heinz Kühn nach Düsseldorf. 1978 wurde er Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und behielt dieses Amt 20 Jahre inne. 1987 unterlag er als Bundeskanzlerkandidat dem amtierenden Kanzler Helmut Kohl. 1994 und 1999 trat er zur Wahl als Bundespräsident an und gewann die Wahl 1999 im zweiten Wahlgang. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er 2000 vor dem israelischen Parlament (der Knesset) und bat dort das jüdische Volk und Israel um Vergebung für die Verbrechen des
Holocaust. Am 27.Januar 2006 starb der dreifache Vater und Ehemann von Christina Rau in Berlin, wo er auch bestattet wurde.2
Der Rathausplatz in Barmen trägt seit dem 11. Mai 2006 den Namen Johannes-Rau-Platz. Bereits 2007 wurde auf dem Campus Freudenberg der Bergischen Universität eine Büste zur Erinnerung an Johannes Rau eingeweiht.
Büste und Glastafel im Hörsaalzentrum des Campus Freudenberg. Am Sockel erklärt eine kleine Plakette, dass diese von der Sparkasse gestiftet wurde.
Am 30. März 2007 weihte die Bergische Universität auf dem relativ neuen Campus Freudenberg im dortigen Hörsaalzentrum eine Büste Johannes Raus ein. Die Bronzebüste wurde vom Kölner Bildhauer Franz Josef Lipensky geschaffen und die Anschaffung von der Sparkasse Wuppertal mit einer Spende unterstützt. Johannes Rau sorgte in seiner Zeit als NRW- Minister für Wissenschaft und Forschung für die Gründung (nicht nur) der Bergischen Universität (1972) als Gesamthochschule. 1989 wurde er deshalb zum Ehrensenator der Universität ernannt. Auch daran erinnerte Rektor Volker Ronge bei der Einweihung der Büste und ebenso an die weiteren Verdienste des ehemaligen Wuppertaler Oberbürgermeisters, NRW-Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten.1
Die Johannes-Rau-Büste
Johannes Rau wurde am 16.Januar 1931 in Wuppertal geboren. 1948 brach er den Besuch des Gymnasiums an der Siegesstraße, das heute seinen Namen trägt, ab, machte eine Lehre als Buchhändler und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. 1952 begann er als Verlagsbuchhändler zu arbeiten. Seine erste politische Aktivität führt ihn im selben Jahr zur Gesamtdeutschen Volkspartei, die von Gustav Heinemann aus Protest gegen die Wiederbewaffnung gegründet worden war und er wurde Ortsvorsitzender in Wuppertal. 1954 wurde er Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlags, erhielt 1962 einen Sitz im Vorstand und war von 1965 bis 1967 Direktor des Verlags. Nachdem sich die GVP 1957 auflöste, ging Rau zur SPD. Ab 1968 gehörte er zum Parteivorstand und wurde ein Jahr später Oberbürgermeister von Wuppertal. Bereits 1970 wechselte er als Minister für Wissenschaft und Forschung ins Kabinett des Ministerpräsidenten Heinz Kühn nach Düsseldorf. 1978 wurde er Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und behielt dieses Amt 20 Jahre inne. 1987 unterlag er als Bundeskanzlerkandidat dem amtierenden Kanzler Helmut Kohl. 1994 und 1999 trat er zur Wahl als Bundespräsident an und gewann die Wahl 1999 im zweiten Wahlgang. Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach er 2000 vor dem israelischen Parlament (der Knesset) und bat dort das jüdische Volk und Israel um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust. Am 27.Januar 2006 starb der dreifache Vater und Ehemann von Christina Rau in Berlin, wo er auch bestattet wurde. 2
Die Glastafel neben der Büste illustriert den Lebenslauf Johannes Raus.
Der Text lautet:
“Johannes RauEhrendoktor der Bergischen Universität Wuppertal
* 16. Januar 1931 in Wuppertal, † 27. Januar 2006 in Berlin
1958 — 1999 Mitglied des Landtages des Landes Nordrhein-Westfalen
1967 — 1970 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion
1964 — 1978 Mitglied des Rates der Stadt Wuppertal
1969 — 1970 Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal
1977 — 1998 Vorsitzender der NRW-SPD
1970 — 1978 Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes
Nordrhein- Westfalen1.August 1972 Gründung der Gesamthochschule Wuppertal1978 — 1998 Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
1965 — 1999 Mitglied der Landessynode sowie stellvertetendes Mitglied der
Kirchenleitung der evangelischen Kirche im Rheinland
1966 — 1974 Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen
Kirchentags
1982/83, 1994/95 Bundesratspräsident
1999- 2004 Bundespräsident
Ehrendoktorwürden
Ruhr-Universität Bochum, Universität Bochum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, FernUniversität Hagen
Ben-Gurion University of the Negev (Beer Sheva, Israel), Universität Haifa (Israel, als erster Deutscher),
Technion Israel Institute of Technology (Haifa), Nanjing-Universität (Nanjing, Volksrepublik China)Ehrenbürgerschaften
Wuppertal, Berlin, Bonn, SpiekeroogAuszeichnungen
Ehrenring der Stadt Wuppertal, Großkreuz des Verdienstordens und Sonderstufe des Großkreuzes des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Ehrensenator der Bergischen Universität Wuppertal,
Ehrensenator der Universität Bielefeld, Ehrensenator der Europäischen Akademie der Wissenschenschaft und Künste,
Leo-Baeck-Medaille, Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst.”
Am 9. November 1814 wurde auf dem Elberfelder Neumarkt eine Eiche gepflanzt, die daran erinnern sollte, dass genau ein Jahr zuvor die Stadt von der napoleonischen Herrschaft befreit worden war. Dem vorausgegangen war ein Aufruf “zahlreicher ächt deutsch gesinnter Männer” im Niederrheinischen Anzeiger (Nr. 37 vom 2.November 1814), einer Beilage der Provinzial-Zeitung Elberfeld. In dem Aufruf wurden die stolzen Gefühle der wiedergewonnen deutschen Freiheit beschworen. Die aufrufenden Männer konnten “unmöglich umhin, den Wunsch, der in ihrer Seele ruht, laut auszusprechen, daß man doch auch hier zum ewigen Andenken der rettenden Schlacht bei Leipzig ein Denkmal stiften möchte[…]”. Dieses Denkmal sollte um die zu pflanzende Eiche entstehen, weswegen das Denkmal auch den Namen “Freiheitseiche” trägt. Auf vier Quadersteinen sollten die drei verbündeten Mächte geehrt und der Grund der Errichtung erklärt werden. Der Oberbürgermeister Brüning stimmte in der nächsten Ausgabe am Folgetag der Errichtung zu und regte an, dem Denkmal eine “Fontaine” hinzuzufügen, da für klares, helles Wasser auf dem Marktplatz ein dringendes Bedürfnis bestand. Schließlich überlegte man einen Tag später sogar, heilendes Mineralwasser zuzuführen und so “siechen Körpern” Genesung zu verschaffen. Doch zunächst wurde die Eiche gepflanzt.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf dem Neumarkt, vor dem 21.6.1894, an dem der Düsseldorfer Hof (das Haus an der rechten Seite hinter dem der Schornstein zu sehen ist) abgerissen wurde. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/2
Am 3.Januar 1815 gründeten dann 46 Männer mit “ächt deutscher Gesinnung” die Eichengesellschaft und begannen mit der Planung des Denkmals. Am 29.August 1817 konnte der Grundstein gelegt werden, am 26.September erklärte der König seine Zustimmung zu dem Denkmal und am 9.November 1817 fand die Einweihung statt.
Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts vor 1894. Links vom Mittelpunkt des Bildes die Friedenseiche und ihre Einhegung. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts aus einer anderen Perspektive vor 1894. Im Zentrum die Friedenseiche. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)
Im Jahr 1894 wurde der Neumarkt umgestaltet und das Denkmal musste an einen neuen Standort versetzt werden. Man entschied sich für die Alte Hardt. Am 9.November 1894 rief der “Hülfs-Verein für gediente Wehrmänner” zur Teilnahme an einer neuen Pflanzung einer Eiche am selben Tag um 10:30 Uhr auf.
Das Drei-Kaiser-Denkmal um 1910 auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 2.11.2
Der genaue Standort ist ein wenig schwer zu bestimmen, da die Hardt ja auch mehrfach umgebaut und verändert wurde. Auf jeden Fall erkennt man im Hintergrund der Postkarte die Kirchtürme von Sankt Marien. Ruth Meyer-Kahrweg lokalisiert das Denkmal oberhalb des Suidbert-Denkmals, welches wiederum auf dem heutigen Spielplatzbereich der Alten Hardt stand.
Die Inschriften der Säulen lauten:
“Franz
dem I.
Kaiser
von
Oesterreich”
“Alexander
dem I.
Kaiser
aller
Reussen.”
“Friedrich
Wilhelm
dem III.
König
von Preussen.”
“Zum Andenken
des IX.Novembers MCCCXIII
des Einzugstages
der ersten
verbündeten
Truppen
Errichtet
von der
Eichen
Gesellschaft
Nachdem das Denkmal an seinem neuen Standort aufgestellt wurde, ergänzte man, ohne dass sich heute ein Datum ermitteln ließe, eine Tafel, wie auf dem folgenden Foto zu erkennen ist. Die Tafel existiert nicht mehr.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt Sammlung Historisches Zentrum, 010/9/15
Die Inschrift lautete:
Errichtet
auf dem Neumarkt
A.D.1817
————
Übergeführt
nach der Hardt
im November
1894”
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Eiche beschädigt und musste entfernt werden, der Rest blieb zunächst erhalten, bis man das Denkmal (in den 50er Jahren 1) wegen der Erweiterung des Spielplatzes demontierte und auf dem Lagerplatz auf der Hardt deponierte.2
Das Drei-Kaiser-Denkmal 2011.
Am 13.Januar 1990 erinnerte Ulla Dahmen-Oberbossel in der Westdeutsche Zeitung an das Denkmal und beklagte, dass es auf der Hardt vergammele. Ein bereits zweieinhalb Jahre zuvor durch die WZ angeregte Aufstellung im Hof des Historischen Zentrums wurde aus Platzgründen vom Gartenamt abgelehnt.3 Erst fünf Jahre später konnte die WZ einen neuen Sachstand vermelden: am 4.März 1995 pflanzte Ministerpräsident Johannes Rau einen neuen Baum, der ebenso wie das Fundament des Denkmals vom Bezirksverband Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land gestiftet worden war. Als Standort bot das Garten- und Forstamt die ehemalige Kutschenauffahrt des Bergischen Hauses an. Ministerpräsident Rau bezeichnete die Pflanzung als “gute Tradition” und Bäume als “Sinnbild des Lebens”. Das Pflanzen von Bäumen habe er in Israel gelernt, gleichwohl war er froh, dass er angesichts der Größe des Baumes die Pflanzung nur symbolisch vornehmen musste. Die Oberbürgermeisterin Ursula Kraus freute sich über einen neuen Anziehungspunkt auf der Hardt, allerdings fehlten noch 50.000 DM zur Sanierung der Säulen.4 Warum die WZ in ihren Artikeln 1995 den Baum hartnäckig als Friedenseiche bezeichnet, ist unklar, die Motivation war 1814 eindeutig ein Symbol der Freiheit zu schaffen.
Weitere vier Jahre später konnte die WZ endlich die Rettung des Denkmals berichten. Die Firma Vorwerk & Co. schenkte der Stadt zum 70jährigen Stadtjubiläum am 1.August 1999 die Restaurierung der Säulen in Höhe von 50.000 DM.5 Zunächst musste jedoch ein Rückschlag verkraftet werden, Unbekannte hatten im Frühjahr 2000 die von Johannes Rau gepflanzte Eiche zerstört. Der Bezirksverein Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land stiftete erneut eine Eiche für das Denkmal. Am 9.November 2000 — entsprechend der historischen Tradition — wurde das restaurierte Denkmal vom Oberbürgermeister Hans Kremendahl in Anwesenheit des Stifters Dr.Jörg Mittelsten Scheid (der persönlich haftende Gesellschafter der Firma Vorwerk & Co.) seiner Bestimmung übergeben.6 Am 15.November 2001 musste die WZ erneut verkünden, dass die Eiche ersetzt werden musste, da man sie gefällt hatte.7
Zur Neuerrichtung wurde auch eine neue Tafel angefertigt, die am Rand des kleinen Platzes über das Denkmal und seine Geschichte aufklärt:
Die neue Tafel unweit des Denkmals.
Die Inschrift lautet:
“Drei-Kaiser-Denkmal
Die Freiheitseiche
Denkmal der EichengesellschaftAm 9.November 1814 Jahrestag der Befreiung Elberfelds von der napoleonischen Herrschaft auf dem Neumarkt in Elberfeld gepflanzt. Am 9.November 1817 mit einem steinernen Denkmal umgeben.
1894 zur Hardt überführt
1943, im 2.Weltkrieg, stark zerstört
Am 4.März 1995 vom Bezirksverband Garten- und Landschaftsbau Bergisch Land unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, als neuer Baum gepflanzt.
Rekonstruktion des Denkmals unter Verwendung der historischen Steinfragmente mit einer grosszügigen Spende der Familie Mittelsten Scheid anlässlich des 70.Jahrestages der Gründung der Stadt Wuppertal im Jahr 1999 und Wiedereröffnung des Denkmals am 9.November 2000.”
[Es folgen die Inschriften der vier Säulen.]
Im Dezember 2011 wurde bekannt, dass russische Politiker der Stadt angeboten haben, die Instandsetzung des gesamten Denkmals zu finanzieren.8 Urheber des Vorschlags war das Wuppertaler Deutsch-Russische Kulturzentrum “Applaus”.9 Laut Radio Wuppertal zweifelt die Stadt aber am Willen, die Sanierung entsprechend dem deutschen Denkmalschutz-Richtlinien durchzuführen.10 Ende Dezember erklärte die Verwaltung zum Vorhaben des russischen Parlamentsabgeordneten Genadj Klimow, dass keine denkmalschutzrechtlichen Bedenken vorlägen. Allerdings mahnte man eine gründlich überlegte politische Entscheidung an, schließlich besitzt eine Instandsetzung dieses Denkmals, das drei autoritäre Herrscher ehrt, erheblichen Symbolcharakter — ebenso wie die Ablehnung dieses Vorschlags.11Ergänzung vom 29.November 2012:
Am 21. Mai 2012 stellte die Kommission der Kultur des Erinnerns fest:
“Dr. Illner erläutert die historische Ausgangssituation des Drei-Kaiser-Denkmals. Wie andere Denkmäler sei auch das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt als Hinweis auf die Macht des russischen Zaren zu verstehen. Aus seiner Sicht ist es fraglich, das Denkmal in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Aufgrund einer Restaurierung des Denkmals vor acht Jahren mit Unterstützung von Dr. Mittelsten Scheid befindet es sich in einem gepflegten Zustand. Eine Hinweistafel zur Bedeutung des Denkmals ist vorhanden.
Die Kommission ist sich einig, dem Anliegen der Initiatoren nicht zu entsprechen.” 12
Im Juni 2012 fand auf Einladung des Sozialdemokratischen Kulturforums im Deutsch-Russischen Kulturzentrums “Applaus” eine Podiumsdiskussion zur Frage der Restaurierung des Denkmals statt. Teilnehmer waren der Leiter des Historischen Zentrums, Dr. Illner, der Wuppertaler Historiker Michael Okory, Ludmilla Gutina, die Geschäftsführerin von “Applaus”, Jewgenij Schmagin, Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn und der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhard Grätz. Während Schmagin und Gutina die russische Initiative als Beitrag zur deutsch-russischen Völkerverständigung und eine Erinnerung an deutsch-russische Gemeinsamkeit (der Kampf gegen Napoleon) verstanden wissen wollten, lehnten die Historiker Okroy und Illner die Einmischung Russlands in eine Denkmal der Elberfelder Bürgerschaft ab. Außerdem verdeutliche der jetzige Zustand die wechselvolle Geschichte des Denkmals und der Stadt und ebenso die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen.13
Im Juli 2012 betonte Ludmilla Gutina noch einmal den Willen, das Denkmal mit Hilfe von Spenden, unter anderem aus Russland, zu restaurieren, da es einzigartig in Europa sei. Im Vordergrund stehe das Gedenken an die Befreiung Elberfelds von den Franzosen und nicht das Gedenken an die Monarchen. Die Motivation der russischen Initiative, die das Kulturzentrum vertrat, sei die Erinnerung an die Russische Geschichte.14
Im November 2012 starteten dann 15 Wuppertaler Bürger einen neuen Aufruf zur Restaurierung des Denkmals, unter ihnen die Historiker Klaus Goebel, Ruth Meyer-Kahrweg und der ehemalige Kulturdezernent Heinz Theodor Jüchter. Idealerweise sollte die Restaurierung des Bürgerdenkmals von den Wuppertaler Bürgern auch finanziert werden.15
Am 28. November 2012 beschloss überraschender Weise der Kulturausschuss der Stadt auf einen am selben Tag eingereichten Antrag der CDU und der SPD, dass die Verwaltung das Denkmal restaurieren sollte und die Finanzierung dafür vertraglich mit der Russischen Föderation geklärt werden sollte. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Hardt-Anlage als Gartendenkmal ins Europäische Gartennetzwerk aufgenommen wurde und dabei auch das Denkmal als eines der ältesten in Deutschland eine Rolle gespielt habe. Diese Sachverhalte seien der Kommission für die Kultur des Erinnerns bei ihrer gegenteiligen Entscheidung nicht bekannt gewesen.16
Im Oktober 2013 berichtete die Westdeutsche Zeitung, dass Gazprom Germania 70.000 € für die Restaurierung des Denkmals zur Verfügung stelle. Den Kontakt hergestellt habe der Duma-Abgeordnete Vladimir Schemyakin. Obwohl damit augenscheinlich die 71.000 € teure Sanierung des Denkmals bis zum 200. jährigen Jubiläum des Denkmals am 9. November 2014 erfolgen könnte, sah Ludmilla Gutina eine Finanzierungslücke, da man die “diletantische” Teilrestaurierung aus dem Jahr 2000 korrigieren müsse, um eine originalgetreue Wiederherstellung zu erreichen.17
Ergänzung vom 15. November 2014
Die für den 9. November 2014 geplante Einweihung wurde aufgrund eines Beschlusses des Ältestenrates des Stadtrates verschoben. Grund hierfür war die Ankündigung des russischen Botschafters aus Berlin anreisen zu wollen, was vor dem Hintergrund des weiter schwelenden, undurchsichtigen Ukraine-Konflikts für problematisch gehalten wurde. “Es sah so aus, als ob das eine großrussische Veranstaltung werden könnte”, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke der Süddeutschen Zeitung.18 “Ich wünsche mir, dass Russland zu einer inneren Souveränität zurückfindet, die es ihm gestattet, die äußere Souveränität und territoriale Integrität seiner Nachbarn zu achten”, äußerte Nocke gegenüber der WZ. Andernfalls gibt es demnach keine Einweihungsfeier mit dem russischen Botschafter.19 Dieser beschwerte sich daraufhin bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die diesen Brief nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung beantwortete. Die Enthüllung erfolgte nun am 9.11 informell, die Arbeiten sind abgeschlossen. Eine Einweihung wird es erst 2015 geben — wenn überhaupt.20
Ergänzung vom 16. Februar 2015
So sieht das renovierte Denkmal aus.
Winter auf der HardtBlick von der anderen Seite.Inschrift für Alexander I.
Ergänzung vom 3. Januar 2017: Am 18. November 2017 wurde eine Informationsstele gegenüber dem Denkmal eingeweiht. Sie erklärt die Geschichte des Denkmals und seiner Restaurierung. Finanziert wurde sie von der Sparkasse. Damit wurde der Streit um das Denkmal in Anwesenheit des russischen Generalkonsuls und in Abwesenheit des Vereins Applaus e.V. abgeschlossen. “Erinnern ist gar nicht so einfach”, erklärt Stefan Seitz von der Wuppertaler Rundschau.21
Renoviertes, besprühtes Denkmal mit Ergänzungstafel aus dem Jahr 2000 (li.) und 2017 (re.)Die Stele, mit QR-Code für mehrsprachige Übersetzung.