Einen Halbmarathon und einen Zehn-Kilometer-Lauf bietet die Laufveranstaltung “Zuckerspiel” im Burgholz jedes Jahr im Frühjahr an — und ist genau das nicht, ein Zuckerspiel. Am 6. April 2013 verstarb Volker Schultheiß, ein erfahrener Läufer auf der Distanz, im Krankenhaus am Arrenberg, nachdem er während des Halbmarathons zusammengebrochen war.1 Dem 56jährigen Mann aus Kerpen setzten die Veranstalter am Unglücksort im April 2014 einen Gedenkstein.2
Die Gedenktafel mit sehr einfachem Schild am ehemaligen Schießstand im Burgholz
Am 9. Mai 2004 wurde vom Verein Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V. tief im Burgholz am ehemaligen Schießstand der Wuppertaler Polizei eine kleine Gedenktafel enthüllt, die daran erinnern soll, dass dort im Frühjahr 1945 30 osteuropäische Zwangsarbeiter von der Wuppertaler Polizei und Gestapo ermordet wurden. Mit unter den Tätern war der Vater von Lieselotte Bhatia, die sich als “Täterkind” für das Gedenken im Verein Spurensuche einsetzt. Die kleine Gedenkfeier am Ort, der heute auch noch mit Blumen geschmückt ist und wo ein ewiges Licht brennt, wurde komplettiert durch eine Ansprache von Michael Okroy von der Begegnungsstätte Alte Synagoge.1
Die Inschrift.
Die Inschrift lautet:
“Zur Erinnerung an die hier ermordeten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter/ Hier befand sich der Schießstand der Wuppertaler Polizei/ Im Februar 1945 wurden an diesem Ort 6 Frauen und 24 Männer aus der Sowjetunion/ die zur Zwangsarbeit nach Wuppertal verschleppt wurden/ unter Beihilfe der Wuppertaler Polizei/
von der Gestapo ermordet / Von den Opfern des Massakers ist nur der Name von Helena Matrosowa überliefert.”
Der letzte Weg der Zwangsarbeiter führt vom Küllenhahn diese Straße entlang.
In seiner Ansprache beschrieb Michael Okroy die Vorgänge, die zur Ermordung der 24 Männer und sechs Frauen aus der Sowjetunion im Burgholz führten. Je nach Quellen wird als Tatzeitpunkt der Monatswechsel Ende Februar/Anfang März 1945 oder der 21. März 1945 genannt, die Tat gehört damit zu den sogenannten Kriegsendphaseverbrechen. Im Januar 1945 waren über 80 Zwangsarbeiter von der Wuppertaler Polizei festgenommen worden, da im zunehmend destabilisierten Dritten Reich mit dem Nähern der Front aus Westen Zwangsarbeiter flohen oder freigelassen wurden und diese sich durch Überfälle und Plünderungen Nahrungsmittel beschaffen mussten. 32 Männer und sechs Frauen wurden schließlich als Hauptverantwortliche der Gestapo Außenstelle Wuppertal übergeben und im Polizeipräsidium gefoltert und misshandelt. Helena Matrosowa wurde zum Beispiel Papier zwischen ihre Zehen gesteckt und angezündet. Hier wurde schließlich für die 30 Opfer auch das Todesurteil — ohne Gerichtsverfahren — verhängt. Nachdem aus dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin die formelle Bestätigung des Todesurteils eingetroffen war, wurden die Vorbereitungen der Tat getroffen und diese in der Abgeschiedenheit des Burgholz ausgeführt und die Leichen vor Ort vergraben.
Am 14. April 1945, knapp vier Wochen nach der Ermordung der 30 Zwangsarbeiter, wurde Wuppertal durch amerikanische Truppen befreit. Die noch im Präsidium anwesenden Polizisten wurden dann mit LKWs zu einem Gefangenenlager an den Rheinwiesen gebracht. Ende August 1945 führten Ermittlungen zur Festnahme der beteiligten Polizisten und zu Hinweisen auf den Tatort. Einige inhaftierte Tatbeteiligte mussten auf Anordnung der nun britischen Militärregierung die Leichen exhumieren und sämtliche Angehörigen der Wuppertaler Polizeidienstelle hatten an den außerhalb des Massengrabes aufgebahrten Ermordeten vorbeizugehen. Oberbürgermeister Thomas, sein Stellvertreter, führende Vertreter der deutschen Polizei und ein Abgesandter des sowjetischen Marschalls Schukow waren ebenfalls vor Ort. Vierzehn Täter wurden 1947 in Hamburg im sogenannten Burgholz-Case verurteilt, sechs zum Tode. Die Strafen wurden allerdings nicht in der ausgesprochenen Härte vollstreckt, die letzten Täter wurden bereits 1953 aus der Haft entlassen. Der Hauptverantwortliche, der Leiter der Gestapoleitstelle Düsseldorf Henschke, wurde 1948 zu einer 12jährigen Haft verurteilt, aber schon 1955 vorzeitig auf freien Fuß gesetzt. Die ermordeten Männer und Frauen wurden im August 1945 auf Anordnung der britischen Militärregierung auf dem evangelischen Friedhof an der Schorfer Straße in Cronenberg beerdigt und im Oktober wurde das Mahnmal dort als eines der ersten in Wuppertal, das an die Untaten der Nationalsozialisten erinnert, errichtet.2
Im Herbst 2014 ist der Verein Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V. seinem Ziel, eine Straße im Burgholz nach der ukrainischen Lehrerin Helena Matrosova zu benennen, einen kleinen Schritt weitergekommen, die Bezirksvertretung Cronenberg stimmte dem Vorhaben zu. Allerdings ist diese nicht final zuständig, sondern der Landesbetrieb Wald und Holz, da der Weg zum Schießstand im Staatsforst liegt.3
Der Gedenkstein im Burgholz, an der Straße, die zum Arboretum führt.
Anfang Juni 2002 wurde im Burgholz ein Gedenkstein für den Förster und ehemaligen Revierleiter im Staatsforst Burgholz, Heinrich Hogrebe, vom Vorsitzenden des Küllenhahner Bürgerverein und späteren Oberbürgermeisters Peter Jung eingeweiht. Anwesend waren Angehörige Hogrebes und sein Nachfolger, Forstamtmann Herbert Dautzenberg, der daran erinnerte, dass Hogrebe als “Vater des Arboretums” ein “Mekka für Wissenschaftler, Waldfachleute und Waldfreunde” geschaffen habe. Gestiftet wurde der Gedenkstein vom Bürgerverein Küllenhahn.1
Die Gedenktafel.
Die Inschrift der kleinen bronzenen Gedenktafel lautet:
“Zum Gedenken an den Initiator
der Anpflanzung ausländischer
Baumarten im Burgholz.
Der 1913 in Bochum geborene Hogrebe kam 1955 als Revierförster zum Staatsforst ins Burgholz, nachdem er zuvor in der Wehrmacht gedient und den Zweiten Weltkriegs als dekorierter Offizier überlebt hatte. Vor dem Engagement im Burgholz war er als Revierleiter in Ostwestfalen tätig, wo er bereits Erfahrungen mit unterschiedlichen Baumarten und ihren waldbaulichen Möglichkeiten gesammelt hatte. Auf Anregung des “Forsteinrichters” begann Hogrebe fremdländische Baumarten zu erproben. Er wurde Mitglied in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) und er erwarb auf mehreren ausgedehnten Auslandsreisen fundierte Kenntnisse über die Waldverhältnisse in anderen Kontinenten, Standortansprüche und Leistungsvermögen anderer Bäume. Durch den Kauf von Fremdparzellen erweiterte er den Staatsforst wesentlich. Mit Billigung des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten NRW, aber gegen erhebliche Bedenken und Widerstände seiner Vorgesetzten schuf Heinrich Hogrebe großflächige Kulturen fremder Baumarten im Burgholz — das heutige Arboretum. Der Burgholz wurde allmählich zu einem Anziehungspunkt für Dendrologen und waldbaulich Interessierte, erhielt aber auch weiterhin viel Kritik. 1972 waren ca. 170 Baumarten im Burgholz angepflanzt. 1973 wurde Hogrebe pensioniert,2 1977 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. 1998 starb Heinrich Hogrebe.
Der Gedenkstein im Sommer 2012.
Heute beherbergt das Arboretum auf 250ha ca. 100 Baumarten aus fast allen Kontinenten, die auf kurzen Wanderwegen vorgestellt werden.3
Am 15.Oktober 1915 — seit einem Jahr und zwei Monaten tobte der Erste Weltkrieg — weihte man auf der Königshöhe zwischen dem Sommersitz der von der Heydts und dem gleichnamigen Turm auf dem Kiesberg ein Denkmal für den Generalfeldmarschall und damaligen Oberbefehlshaber Ost, Paul von Hindenburg, ein. Gestiftet hatte es einmal mehr Freiherr August von der Heydt, seines Zeichens Protektor des Elberfelder Kriegerverbandes, Rittmeister der Landwehr-Kavallerie a.D. und Geheimer Kommerzienrat, “in dankbarer Verehrung dem sieggewohnte Schlachtenlenker”, wie der General-Anzeiger bemerkte. Der Tag der Einweihung war zugleich Hindenburgs 68. Geburtstag.
Das Hindenburg-Denkmal auf einer Postkarte aus dem Jahr 1916. Stadtarchiv Wuppertal, 19.6.
Das Denkmal bestand aus einem anderthalb Meter hohen Sockel aus Sandsteinblöcken, auf denen ein ebenso hoher Sandsteinblock in Prismenform mit einem Gewicht von 50 Zentnern angebracht war. An den Ecken des Sockels befanden sich vier große Granaten aus einer Elberfelder Geschossfabrik. An der Vorderseite war ein Bronzerelief des Feldherren angebracht, darunter war in den Stein “Hindenburg Platz” gemeißelt. An der Rückseite befand sich ein Eisernes Kreuz unter dem folgende Inschrift angebracht worden war: “1915 errichtet von August Freiherr von der Heydt.”
Ein Ausschnitt einer Karte des “Burgholz”, die im Jahr 1916 entstand und von Arthur Riemer veröffentlicht wurde. Sie ist nicht genordet, sondern “gesüdet”, d.h. Süden ist oben, Westen rechts, Osten links und Norden ist unten. Der Maßsstab beträgt 1:10000. Wir sehen dem Kiesberg, den Ehrenfriedhof links, unten die Bahnlinie, den von der Heydt-Turm und oberhalb davon das Denkmal mit dem Hindenburg-Platz.Stadtarchiv Wuppertal, Kartensignatur: 55
Zwei Jahre später, am 2.Oktober 1917, beschloss die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Elberfeld aus Anlass des 70.Geburtstages des Generalfeldmarschalls, der inzwischen die Oberste Heeresleitung übernommen hatte, die Straße des in der Entwicklung befindlichen “Landhausviertels” “Hindenburgstraße” zu nennen. Deren Fortführung zum Ehrenfriedhof sollte “Hindenburgweg” heißen und der Kiesberg in “Hindenburghöhe” umbenannt werden. Zusammen mit einer Spende von 25.000 Mark zu “Heereswohlfahrtszwecken” wurde Hindenburg in einem Telegramm um Erlaubnis gebeten. Während Hindenburghöhe und ‑weg in Vergessenheit geraten sind, besteht die Hindenburgstraße bis heute.
Während der Zeit des Kapp-Putsches im März 1920 wurden alle Metallteile des Denkmals demontiert. 1935 wurde das Relief, diesmal als Bildnis im Profil, erneuert und kam im Zweiten Weltkrieg abhanden. Anfang 1956 wurde eine der Granathülsen gewaltsam abgerissen. Im April 1959 wurde das Denkmal im Auftrag der Stadt entfernt.1
Im Burgholz findet sich, oberhalb der Sambatrasse und “hinter” der ehemaligen Sommerresidenz der Familie von der Heydt ein kleines Denkmal für August von der Heydt, das dessen Enkel gleichen Namens 1884 errichtete.
Denkmal für Minister August von der Heydt
August von der Heydt, der hier geehrt wurde, war am 15.Februar 1801 in Elberfeld geboren worden. Er machte eine Lehre in der Bank seiners Vaters Daniel und wurde schließlich Mitinhaber des Bankhauses von der Heydt, Kersten und Söhne. 1824 heiratete er Julie Blank und wohnte am Kerstenplatz. 1848 übernahm er ein Mandat für den Wahlkreis Elberfeld-Barmen im preußischen Landtag und zog nach Berlin. Im gleichen Jahr, im Dezember, wurde er Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten und kümmerte sich um den Ausbau von Post, Telegrafenwesen und der Eisenbahn. 1862 wurde er Finanzminister, trat aber nach dem Amtsantritt Bismarcks zurück. 1863 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Von 1866–1869 war er unter Bismarck dann erneut Finanzminister. 1874 verstarb er in Berlin.1
Gedenktafel
Die Gedenktafel zeigt oben links das Wappen des Freiherren, darunter folgt die Inschrift:
“Dem Andenken
des Ministers Freiherrn
August von der Heydt
gewidmet von seinem Enkel
1884”
Es ist das älteste Wuppertaler Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und es ist nur einem Soldaten gewidmet: Der Günther-Schmidts-Weg, der oberhalb der Sambatrasse vom Boltenberg zur Sambatrasse führt, ist nach dem Sohn des ehemaligen Elberfelder Stadtverordneten Julius Schmits benannt, der wohl am 11. Januar 1915 in den Argonnen fiel. Der Tod seines Sohnes veranlasste ihn nicht nur dazu, dem Waldweg den Namen seines Sohnes zu geben und einen Gedenkstein aufzustellen, sondern er legte mit seiner Gattin die “Günther-Schmits-Stiftung” an, deren Kapital aus 100.000 Mark bestand. Mit den Zinsen wurde in Not geratenen Elberfelder Invaliden des Jahres 1914/1915 geholfen. Julius Schmits starb noch vor dem Ende des Krieges im April 1916.1
Gedenkstein Günther-Schmits-Weg
Die Inschrift auf dem einfachen Feldstein lautet:
“Günther Schmits
Weg
— —
1915
Dulce et decorum est
pro patria mori”
Die Lateiner erkennen das Zitat des Dichter Horaz:
“Süß und ehrenvoll ist es,
für’s Vaterland zu sterben”
Am 14.Juni 1871, knapp sechs Monate nach der Proklamation des deutschen Kaiserreichs im Spiegelsaal von Versailles, zogen die Schüler, genauer die Primaner des Elberfelder Gymnasiums in den Burgholz und weihte eine vom Förster gepflanzte Eiche zur Kaisereiche, sangen und hielten Vorträge.
Die Kaisereiche im Burgholz
Viele Küllenhahner feierten von da an hier das Fest zum 1.Mai. Heute befindet sich Kaisereiche unweit der Samabatrasse und ist Ausgangspunkt für viele Spaziergänge und Wanderungen durch das Burgholz. Zu ihrem Schutz wurde ein eisernes Gitter angebracht und eine Inschrifttafel aufgestellt. Das Gitter wurde mittlerweile zweimal, 1968 und 1998, renoviert, einmal im Auftrag der Stadt und einmal durch den Bürgerverein Küllenhahn e.V. Die letzte Renovierung ist auch mit einer kleinen Tafel und den Namen der Spendern verewigt worden.
Die Inschrifttafel, die heute am Gitter zu finden ist, stammt von der Renovierung des Gitters im Jahr 1968, im selbigen wurde das Original gestohlen. Die Inschrift, geschmückt mit einem Eisernen Kreuz, lautet heute:
Erneuerte Inschrift 1968.
“Zum Gedenken
an die Reichsgründung
am 18.Jan. 1871
gepflanzt von den Primanern
des Elberfelder Gymnasiums
am 14.Juni 1871.”
Die ursprüngliche Inschrift, die auf alten Fotos nicht mehr genau entziffert werden konnte, könnte laut Ruth Meyer-Kahrweg gelautet haben:
“Kaiser-Eiche
von Schülern des
Elberfelder Gymnasiums
gepflanzt am 14.Juni 1871“1