Mahnmal zur Erinnerung an das Burgholz-Massaker

Bereits seit 2004 erinnert tief im Cronenberger Burgholz eine Gedenktafel an ein Kriegsendphase-Verbrechen, bei dem im Frühjahr 1945 30 osteuropäische Zwangsarbeiter*innen von der Wuppertaler Polizei und Gestapo ermordet wurden. Die Hintergründe dieses Verbrechens finden sich in diesem Eintrag: Gedenktafel zur Erinnerung an die Erschießung von Zwangsarbeiter*innen im Burgholz. Schon seit 1945 erinnert auf dem Friedhof an der Schorfer Straße ein Denkmal an die ermordeten russische Zwangsarbeiter*innen auf dem ev.-ref. Cronenberger Friedhof.


Ein Denkmal am Rastplatz.

Bereits 2010 und erneut 2014 beantragte der Verein „Spurensuche – NS-Geschichte in Wuppertal e.V“ in der Cronenberger Bezirksvertretung die Würdigung des einzig namentlich bekannten Opfers, Helena Matrosova, durch eine Straßenbenennung des Weges, der durch das Burgholz zum Tatort führt. Die Bezirksvertretung stimmte dem Antrag einstimmig zu, war aber im Staatsforst nicht zuständig und leitete den Antrag daher an das Regionalforstamt weiter.1 Da aber Waldwege offiziell nicht benannt werden, entschließ sich die Bezirksvertretung aus eigenen Mitteln und unterstützt von Cronenberger Vereinen ein Denkmal für das Massaker zu errichten. Von den insgesamt 6.000 Euro übernahm die Bezirksvertretung 2.660 Euro, während der Bürgerverein Küllenhahn 1.500 Euro übernahm. 500 Euro steuerte zudem der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein (CHBV) bei, die Bürgervereine Hahnerberg-Cronenfeld (BHC) und Sudbürger beteiligten sich mit jeweils 250 Euro an dem Gedenkstein. Die Stadt indes übernahm die 500 Euro teuren Kosten für das Fundament.2 Die Forstverwaltung bestand auf der Verwendung von Naturstein und so besteht das Denkmal des Bildhauers Timothy Vincent aus dunklem Basalt aus Schweden.3 Die Bruchkante an der rechten Seite blieb stehen, um zu symbolisieren, dass das Leben der Ermordeten abbrach. Die symbolischen Schusslöcher weisen auf die Erschiessungen hin.4


Das Denkmal mit Inschrift und 24 Schusslöchern.

Dass das Denkmal nicht am ursprünglichen Tatort steht, liegt daran, dass laut Forstverwaltung dort häufig Wildschweine bejagt werden und zudem am Rastplatz mehr Platz für Gruppen besteht. 5Nicht zuletzt dürfte die Sichtbarkeit des Denkmals dort höher sein.


Anfang März 1945 setzten amerikanische Truppen
bei Remagen über den Rhein.
Innerhalb weniger Tage brach die Westfront zusammen.
Im Zuge der beginnenden Auflösung der Strukturen des Regimes
kam es zu einer Reihe von Kriegsverbrechen,
verübt durch SS, Wehrmacht und Polizei – so auch an diesem Ort:
24 Staatsbürger und sechs Staatsbürgerinnen der UdSSR
mussten im Morgengrauen
an einer zuvor ausgehobenen Grube
neben dem Polizeischießplatz Burgholz niederknien.
Es waren vermutlich überwiegend zivile „Ostarbeiter“.
Sie wurden von mehreren Polizeibeamten mit Genickschuss hingerichtet
und verscharrt.
Nur einer, Peter Diedrich, verweigerte die Mitwirkung.
Zuvor gab es tagelange Verhöre und Misshandlungen.
Man warf den Gefangenen vor, als kriminelle Bande Überfälle verübt zu haben.
Ein im Polizeipräsidium Wuppertal hastig einberufenes,
sogenanntes „Standgericht“ fällte die Unrechtsurteile.
Man wollten den Anschein der Legalität wahren.
Die Leichen wurden im August 1945
von der French War Crimes Mission aufgefunden.
Die Opfer wurden auf dem Friedhof der reformierten Kirche
in Wuppertal – Cronenberg würdig bestattet.
Namentlich bekannt ist nur die ukrainische Lehrerein Helena Matrosova.
14 an der Exekution beteiligte Gestapo- und Kriminalpolizeibeamte
aus Wuppertal und Düsseldorf wurden am 22. Januar 1948
und drei ranghöhere Verantwortliche am 20. Oktober 1948
in Hamburg von einem Britischen Militärgericht verurteilt.
Einige der Hauptverantwortlichen hatten bereits 1945 Selbstmord verübt.
Fünf der anfangs sechs Haupttäter wurden mit dem Tode bestraft.
Die Übrigen erhielten zum Teil lange Haftstrafen.
Zahlreiche Gnadengesuche führten zu Strafmilderungen.
Deutsche Justizbehörden entließen die Mittäter zwischen 1950 und 1952 aus der Haft.
Die Haupttäter kamen zwischen 1953 und 1956 wieder frei.
Eine juristische und historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen
in der Bundesrepublik Deutschland setzte erst zehn Jahre später ein.


Am 13. März 2018 wurde das Denkmal eingeweiht. Nicht ohne Kritik an der Inschrift, ein Aspekt, der die Stiftung des Erinnerungszeichens schon während des Entstehungsprozesses begleitet. Während sich die städtischen Stelle um eine nüchterne Sprache bemühen, die stets Gefahr läuft, das Geschehene zu verharmlosen, war der Verein „Spurensuche — NS-Geschichte in Wuppertal“ stärker daran interessiert, eine Wertung des Verbrechens einfließen zu lassen. So kritisieren der Verein den Begriff „Standgericht“ aus der Inschrift, da die Täter den Begriff in den Prozessen gegen sie verwendeten, um der Erschießung Legitimität zu verleihen, die sie nicht hatten. Der Verein brachte daraufhin zur Einweihung als Ergänzung einen QR-Code am Denkmal an.6


Position des Denkmals auf der Karte


Helmut-Hesse-Gedenktafel

Am 24. November 2018, dem 75. Todestag von Helmut Hesse, weihte die evangelische Kirche an der Friedhofskirche in der Elberfelder Nordstadt eine Gedenktafel für den im KZ Dachau ermordeten Theologen ein. Der Einweihung und dem vorgehenden Vortrag des Berliner Historikers Manfred Gailus sowie Gottesdienst wohnten der Beigeordnete Matthias Nocke und der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski bei.1


Die Gedenktafel mit einem Foto und einem ausführlichen Text zu Helmut Hesse.

Zusammen mit dem Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal gedachte Evangelischen Kirchengemeinde auch an der Brunnenstraße dem Pfarrer, der der Bekennenden Kirche angehörte. Ein schmaler Weg dort soll in „Helmut-Hesse-Park“ umbenannt werden, wenngleich die Stadt Wuppertal diese Benennung aufgrund des Wirkens Helmut Hesses nicht für geeignet hält. Indes eine Umbenennung des oberen Teils der Alemannenstr. nahe der Friedhofskirche ist bislang auch nicht erfolgt.

Als Christen können wir es nicht mehr länger ertragen, dass die Kirche zu den Judenverfolgungen schweigt. Die Kirche hat dem Antisemitismus zu widerstehen.

Helmut Hesse (1916-1943)

Helmut Hesse stammte aus eine strenggläubigen, monarchistisch-deutschnationalen Familie, gehörte sogar ein Jahr zur SA bevor er sich vom Nationalsozialismus ab und der Bekennenden Kirche zuwandte. Am 13. November 1943 wurden er und sein Vater Hermann Albert Hesse ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, wo Helmut Hesse im Alter von 27 Jahren an den Folgen einer Sepsis kurz darauf verstarb. Weil er kein Mensch ohne Sünde war – er hatte ein intimes Verhältnis mit einer verheirateten Frau – verweigerte ihm die reformierte Gemeinde jegliche mögliche Hilfe.2

Die Kirchengemeinde hatte in entscheidender Stunde versagt.

Präses Manfred Rekowski3

Der am 11. Mai 1916 in Bremen geborene Helmut Hesse wuchs in einem pietistischen Haushalt auf, sein Vater, Hermann Albert Hesse, war Pastor der Elberfelder Gemeinde und wohnte in der Alemannenstr. 40. Bereits während des Gymnasiums wurde ihm klar, dass der Nationalsozialismus und der christliche Glaube nicht zusammen gelebt werden konnten, auch wenn viele Christen der Zeit anderer Ansicht waren. Obwohl er naturwissenschaftlicht begabt war, entschied er sich wie schon seine drei Brüder zuvor 1935 für das Studium der Theologie. Bereits früh setzte sich Hesse für rassisch verfolgte Menschen ein und half ihnen, wo er konnte. Im Frühjahr 1940 legte er das erste Examen vor der Prüfungskommission der rheinischen Bekennenden Kirche ab. Nach dem Vikariat meldet er sich im September 1941 zum zweiten Examen, doch nach der Verhaftung der Berliner Prüfungskommission der Bekennenden Kirche stellte die rheinische ihre Arbeit ein. Helmut Hesse weigerte sich von dem Weg der Bekennenden Kirche und den Erklärungen von Barmen und Dahlem abzuweichen und geriet so nicht nur in Konflikt mit der Landeskirche, sondern auch mit der Bekennenden Kirche.


Die Gedenktafel vor der Friedhofskirche.

Am 8.Juni 1943 wurde er zusammen mit seinem Vater verhaftet. In seiner letzten Ansprache zwei Tage zuvor hatte er erklärt:

“Als Christen können wir es nicht mehr länger ertragen, dass die Kirche in Deutschland zu den Judenverfolgungen schweigt […] Sie darf nicht länger versuchen, vor dem gegen Israel gerichteten Angriff sich selbst in Sicherheit zu bringen. Sie muss vielmehr bezeugen, dass mit Israel sie und ihr Herr Jesus Christus selbst bekämpft wird.”


Nach fünf Monaten in Einzelhaft, in der der an Niereninsuffizienz leidende zum Skelett abmagerte, wurden Vater und Sohn am 13.November 1943 in das KZ Dachau verlegt, wo Helmut Hesse in der Nacht auf den 24.November 1943 verstarb.4

Bereits 2008 ehrte die evangelische Gemeinde Helmut Hesse, in dem sie ein Kirchenfenster zur seinem Gedenken gestalten ließ.


Zur Position der Gedenktafel auf der Karte


Denkmal für erschossene Wehrmachtsdeserteure

Am 1. September, dem Antikriegstag des Jahres 2019, wurde im Ronsdorfer Stadtgarten ein Denkmal für die wegen Fahnenflucht erschossenen Wehrmachtssoldaten eingeweiht. Es steht in unmittelbarer Nähe zu den Ronsdorfer Kriegerdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkriegs und dem „Nie wieder Krieg-Denkmal“ der Friedensbewegung und dem ehemaligen Denkmal für die Kriegsgefangenen und Vermissten. Das Erinnerungszeichen rührt an einem der letzten Tabus der nationalsozialistischen Herrschaft: Der zahllosen Erschießung von fahnenflüchtigen Soldaten, auch auf einem Schießstand in Ronsdorf.


Im Vordergrund: Das Deserteurs-Denkmal. Im Hintergrund: Kriegerdenkmal Ronsdorf und das Ronsdorfer Kriegerdenkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges

Die NS-Militärjustiz vollstreckte 20.000 Todesurteile wegen Fahnenflucht, das Kaiserreich in den brutalen Schlachten des Ersten Weltkrieges gerade einmal 28. Auch die übrigen Verurteilten hatten zumeist kein besseres Los, sie wurden oft zur Bewährung in Strafbataillone gesteckt und an der Front verheizt. Erst 1998 hob der Deutsche Bundestag die Urteile wegen Fahnenflucht auf.1



Das Wuppertaler Erinnerungszeichen wurde angestoßen von den Forschungsarbeiten des Historikers Florian Hans im Zusammenhang mit einem Projekt der Erich-Fried-Gesamtschule Ronsdorf und der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Mit dem neuen Denkmal erweitert sich der Stadtgarten zu einem Lernort zu Krieg und Frieden mit vier Erinnerungszeichen unterschiedlicher Zeiten und Aussagen. Zur Einweihung sprachen Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes, Oberbürgermeister Andreas Mucke, Zeitzeuge Günter Urspruch, Pfarrer Jochen Denker und ein ehemaliger Schüler und Projektteilnehmer der Gesamtschule, Till Soerensen.2



Das Denkmal besteht aus acht unregelmäßig ansteigenden Quadern mit der Inschrift:

Verflüchtigt. Verfolgt. Verhaftet. Verurteilt. Vernichtet. Verdammt. Verloren. Vergessen.



Oberbürgermeister Mucke bezeichnete in seiner Rede die späte Ehrung als beschämend und erinnerte an den Grundsatz des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Er hoffe, das Denkmal trage dazu bei, zum Nachdenken anzuregen und gegen die Keime des Rassismus zu impfen.3


Position des Denkmals auf der Karte


Hier klicken, um den Inhalt von umap.openstreetmap.fr anzuzeigen

Hanna-Jordan-Gedenktafel

Am 26. Januar 2019 wurde am Haus Wotanstr. 15 im Zoo-Viertel eine Gedenktafel für die Bühnen- und Kostümbildnerin Hanna Jordan eingeweiht. Am 5. Todestag der in diesem Haus geborenen und gestorbenen Wuppertalerin enthüllten Oberbürgermeister Andreas Mucke und Udo Hinrichs, Vorsitzender des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck, der auch die Gedenktafel initiiert hatte, das Erinnerungszeichen. Verschiedene Weggefährt*innen lobten ihr soziales Engagement, das sich unter anderem in der Gründung des Nachbarschaftsheimes am Platz der Republik zeigte, ihr künstlerisches Talent als bundesweit gefragte Bühnenbildnerin und ihre Fähigkeit zu Versöhnung und Optimismus.


Das Haus Wotanstr. 15

Hanna Jordan wurde am 3. April 1921 geboren. Ihr Vater Franz war Quäker, ihre Mutter Henriette Jüdin, was sie unter der Herrschaft des Nationalsozialismus zu einem sog. Mischling ersten Grades machte und sie der nationalsozialistischen Rassenverfolgung aussetzte. 1935 schickten ihre Eltern sie auf ein Quäker-Internat nach Eerde in den Niederlanden.1 1939 kehrte sie nach Deutschland zurück und begann ein Bühnenbild-Studium an der Folkwangschule in Essen. Bald darauf musste sie mit ihrer Mutter untertauchen. Gute Freunde versteckten beide an wechselnden Orten in Wuppertal und im Bergischen Land. 2 Nach 1945 kam sie zurück nach Wuppertal und arbeitete von 1946 bis zu ihrem 75. Lebensjahr bei den Wuppertaler Bühnen und trug mit ihren Bühnenbildern maßgeblich zum Ruf von Schauspiel und Oper bei. 1965 erhielt sie den Von der Heydt-Kulturpreis, 1994 den Ehrenring der Stadt Wuppertal. Seit 2001 war sie Ehrenmitglied der Wuppertaler Bühnen.



Die Gedenktafel informiert ausführlich über das Leben Jordans. Als Inschrift wurde ein Zitat gewählt:

Hass ist immer der falsche Weg, löst keine Probleme, schafft neue Gewalt.


Position des Denkmals auf der Karte


Jürgen-Kuczynski-Gedenktafel


Die Gedenktafel ist leider unglücklich angebracht, sodass den Text nur große Menschen lesen können.


Im November 2017 wurde in der Jaegerstraße im Zoo-Viertel eine Gedenktafel für Prof. Dr. Jürgen Kuczynski eingeweiht, der im Haus Nr. 17 am 17. September 1904 geboren wurde. Er wurde geehrt als Universalgelehrter der deutschen Gesellschaftswissenschaften und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Seine Ehrung hatte Oberbürgermeister Mucke vorgeschlagen. Zur Einweihung reisten auch sein Kuczynskis Sohn und andere Verwandte an. Der Vater Kuzcynskis war in Wuppertal als Direktor des statistischen Amtes der Stadt Elberfeld tätig, 1906 verzog die Familie nach Schönefeld. Die Gäste der Einweihung wurde anschließend im Historischen Zentrum begrüßt.1
Die Inschrift lautet:


„Prof. Dr. Kuczynski
In diesem Haus lebte von 1904 bis 1906 der Begründer der modernen Bevölkerungsstatistik, Robert Rene Kuczynski, mit seiner Ehefrau Bertha. Er war seit Februar 1904 Direktor des Statistischen Amtes der damals noch selbstständigen Stadt Elberfeld.
Sein Sohn, Jürgen Kuczynski, wurde in diesem Haus am 17. September 1904 geboren.
Als letzter Universalgelehrter der deutschen Gesellschaftswissenschaften erlangte der Marxist deutsch-jüdischer Herkunft, der „hoffnungslose Optimist und linientreue Dissident“, nationale und internationale Bedeutung.
Unvergessen bleibt sein Widerstandskampf gegen die nationalsozialistische Diktatur.“


Kuczynski war nach seinem Studium der Philosophie, Statistik und Politökonomie seit 1930 Mitglied der KPD. 1936 ging er aufgrund nationalsozialistischer Verfolgung ins Exil nach England und wurde als Statistiker vom amerikanischen Geheimdienst Office of Strategic Services rekrutiert. Im Dienst der Amerikaner kehrte er auch nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück und verhaftete persönlich den Chef der I.G. Farben. Anschließend wechselte er in die sowjetische Zone und leitete an der Berliner Universität das Institut für Wirtschaftsgeschichte. Nach seiner Emeritierung wurde er als Kritiker der Verhältnisse in der DDR bekannt und pflegte gleichzeitig eine persönlich Beziehung zu Erich Honnecker. Er verstarb am 6. August 1997 in Berlin.2


Position des Denkmals auf der Karte


Martin-Gauger-Gedenktafel

Die Gedenktafel am Landgericht.


Im September 2017 wurde unmittelbar neben der Schwebebahn-Haltestelle Landgericht an der Brücke über die Wupper eine Gedenktafel für den Juristen und Pazifisten Martin Gauger eingeweiht und gleichzeitig die Brücke zur Gerichtsinsel nach ihm benannt. Unter den 50 Anwesenden waren Bezirksbürgermeister Jürgen Vitenius, Siegfried Mielke, Vizepräsident des Landgerichts und  zwei Nichten Gaugers. Initiiert wurde die Gedenktafel vom „Verein zur Erforschung der sozialen Bewegung“.

Martin Gauger verweigerte in seinem Dienst bei der Staatsanwaltschaft in Wuppertal 1934 den Treueeid auf Diktator Adolf Hitler, nachdem sein Vater, der Pfarrer Joseph Gauger, verhaftet worden war. Gauger wurde aus dem Staatsdienst entlassen und seine Dissertation 1936 beschlagnahmt. Gauger war einer der wenigen Juristen, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten. 1939 verweigerte er den Wehrdienst trotz der für diesen Fall vorgesehenen Todesstrafe. Der drohenden Enthauptung versuchte er durch Suizid zu entgehen, was aber nicht gelang. Ein Fluchtversuch nach England scheiterte im Mai 1940 in den Niederlanden, wo er verwundet und verhaftet wurde. Im Juni 1941 wurde er ins KZ Buchenwald gebracht und am 14. Juli 1941 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet.1


Die Gedenktafel.


Position des Denkmals auf der Karte


Gedenkstätte NS-Zwangsarbeiterkinder

Die Gedenkstätte am Ende des Friedhofs.


Am 6. Oktober 2017 wurde auf dem evangelischen Friedhof in Wichlinghausen an der Friedhofstraße ein Mahnmal für die verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen eingeweiht. Es besteht aus 26 Stelen mit den Namen von Kindern.


Die Gedenkstätte besteht aus Stelen, Namen und einer Gedenktafel.


Wie überall in Deutschland wurden auch in Wuppertal in der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter zum Teil furchtbaren Lebensbedingungen ausgebeutet. Mutterschutz wurde vor allem für die Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa nicht gewährt. In Wichlinghausen wurden auf dem Friedhof 26 Säuglinge und Kleinkinder bestattet und ihr Schicksal nun in Erinnerung gerufen.


Zwei Opfer haben nicht mal einen Namen. Sie starben am Tag des Einmarsches des Amerikaner in Wuppertal.


Der Verein „Spurensuche NS Geschichte in Wuppertal e.V.“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, an diese Menschen zu erinnern und Kontakte zu den noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern herzustellen. So war zur Einweihung des Mahnmals durch Oberbürgermeister Mucke auch Lujsja Shatylo eingeladen, deren Bruder mit 14 Monaten an den menschenunwürdigen Lebensbedingungen verstorben war. Durch einen verspäteten Flug verpasste sie die Einweihung, die durch Musik und Reden, sowie dem Verlesenen der Namen der verstorbenen Kinder begleitet wurde. Außerdem wurde im Oktober eine Ausstellung in der Unibibliothek gezeigt. 1
Der entscheidende Hinweis auf die Gräber, die später vom Evangelischen Friedhofsverband lokalisiert wurden, stammte von Cesare Borgia, der 2013 durch Wolfgang Stocks Werk über „Wuppertaler Gräber: Historischer Spaziergang über alle Wuppertaler Friedhöfe“ darauf aufmerksam wurde. Darin wird die Bestattung von Kindern von Zwangsarbeiterinnen, die bei Metallwarenfabrik Kolb GmbH in der Rathenaustr. ausgebeutet wurden, beschrieben.2


Die Gedenktafel.


Die Gedenktafel erklärt:

„Hier ruhen 27 Kinder ausländischer, überwiegend sowjetischer Zwangsarbeiterinnen. Diese Kinder wurden zwischen 1944 und 1945 hier beerdigt.
Auch Wuppertaler Firmen beschäftigten während des Zweiten Weltkriegs ausländische Arbeitskräfte, zu einem großen Teil zwangsweise deportiert. Sie wurden in Lagern nahe den Unternehmen interniert. So arbeiteten z. B. im November 1944 bei der Firma Kolb & Co. in der Rathenaustrraße / W.-Wichlinghausen 272 Zwangs- und Fremdarbeiter, davon 196 Frauen. Von den in Wuppertal geborenen Zwangsarbeiterkindern starben etwa 175, viele davon in einer Säuglingsbaracke in der Germanenstr. Informationen über deren Schicksale sind kaum dokumentiert, sicher ist aber: Den Müttern wurde nach der Entbindung nur eine kurze Erholungszeit zugestanden. Eine natürliche oder ausreichende Ernährung der Säugling war nicht möglich oder wurde ihnen verwehrt. Dazu kamen mangelnde Hygiene, schlechte Unterbringung und generelle Vernachlässigung. Eine extrem hohe Zahl starb schon im Säuglings oder Kleinkindalter. Als Todesursache wurde oftmals Ernährungsstörung, Darmerkrankungen oder Lungenkrankheiten genannt.
Im Lager oblag die Kinderbetreuung der deutschen Martha L. aus Barmen: ihre Gehilfinnen waren die Russin Klawa und Lida. Überliefert ist der erschütternde Bericht der ukrainischen Mutter Tatjana Bilyk (geb. Titowa), die 2004 während eines Besuchs in Wuppertal die Gleichgültigkeit der Betreuerinnen gegenüber den Kindern beschreibt. Sie schildert die menschenverachtenden Umstände, unter denen ihr 14 Monate alter Sohn Viktor durch Verwahrlosung sterben musste, ohne dass sie ihm helfen konnte.“


Position des Denkmals auf der Karte


Familie-Paßquali-Gedenktafel

Im April 2017 wurde am Zaun der Christian-Morgenstern-Schule in Unterbarmen eine Gedenktafel für die Sinti-Familie Paßquali eingeweiht. Die 10köpfige Schausteller-Familie wurde von den Nationalsozialisten 1940 in einem Haus an der Oberbergischen Straße zwangsangesiedelt. Im Februar 1940 und im März 1943 wurden Familienmitglieder in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Auschwitz deportiert und bis auf wenige Ausnahmen, ermordet. Das Wohnhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nur vier Familienmitglieder, die am Ende des Zweiten Weltkrieges von der Roten Armee und der US-amerikanischen Armee aus den Konzentrationslagern befreit wurden, überlebten den Genozid.


Die Gedenktafel zeigt Fotos der Verfolgten des Nationalsozialismus und erklärt ausführlich Leben und Verfolgung der Familie.


Der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegung und die 12. Klasse der Morgenstern-Schule haben die Geschichte, Leben und Verfolgung der Familie recherchiert und die Gedenktafel gestiftet. Zur Einweihung der Tafel mit einer Gedenkfeier in der alten Turnhalle kam auch Adriano Paßquali1, dessen Vater das Konzentrationslager überlebte, sich aber nie davon erholte. 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma wurden durch die nationalsozialistische Verfolgung ermordet.2

Ausführliche Informationen finden sich auf: http://www.gedenkbuch-wuppertal.de/de/sinti-und-roma-wuppertal


Position des Denkmals auf der Karte


Gedenkstein für Johan Bastiaan Benner

Den Gedenkstein ziert ein Rosenstrauch, wie alle Gräber des Friedhofs.


Am 25. September 2015 weihte die niederländisch-reformierte Gemeinde auf ihrem malerischen Friedhof am Katernberg einen Gedenkstein für den niederländischen Zwangsarbeiter Johan Bastiaan Benner, genannt Bas, ein. Er wurde 1907 in Rotterdam geboren, machte eine Schreiner-Lehre, heiratete 1935 seine Frau Fien und bekam mit ihr 1942 ein langersehntes Kind namens Hans. Am 10. und 11. November 1944, in den letztem Kriegsmonaten, zwangen die Deutschen in Rotterdam 50.000 Männer zur Arbeit nach Deutschland. Mehrere niederländische Zwangsarbeiter fanden Hilfe und auch Unterschlupf im Haus von Pastor Bückmann, der der niederländisch-reformierten Gemeinde in dieser Zeit vorstand. Bas Benner hatte schon in den Niederlanden mit einer Lungenkrankheit zu kämpfen und verlor den Kampf unter den Bedingungen der Zwangsarbeit am 22. Februar 1945. Am 1. März 1945 wurde er auf dem Friedhof an der Katernberger Straße beigesetzt. Vermutlich 1955 wurden seine Gebeine auf den Ehrenfriedhof für die niederländischen Kriegsopfer in Düsseldorf-Oberbilk überführt.


Nachdem eine Enkelin Bas Benners die Spuren ihres Großvaters suchte, wurde der Kontakt zur Gemeinde in Wuppertal wieder hergestellt. Die niederländisch-reformierte Gemeinde erklärt zu dem Gedenkstein:

„Wir möchten der Erinnerung an das Leben und Leiden von Bas Benner mit dem Gedenkstein eine bleibende Gestalt geben. Seine Verschleppung und das daraus entstandene Elend stehen stellvertretend für das Leid von 20.000 bis 25.000 Zwangsarbeitern, die in den Kriegsjahren in Wuppertal versklavt und ausgebeutet wurden. Mindestens 1.107 von ihnen starben dabei. Mit dem Gedenkstein erinnern wir an das Leid, das vermeintlich minderwertigen Menschen angetan wurde. Und gleichzeitig erinnern wir an die kleinen, unscheinbaren Taten des Mitleids und der Güte.“1


Eine ausführlichere Beschreibung von Bas Benners Leben und der Geschichte des Gedenksteins findet sich in einem Infoblatt der Gemeinde.

Der Gedenkstein


Die Inschrift lautet:

Im Gedenken an
Johan Bastian BennerIm 2.Weltkrieg als einer von
vielen tausenden Zwangsarbeitern
nach Wuppertal verschleppt
geb. 14. Sept. 1907 in Rotterdam, NL
gest 22.Febr.1945 in Elberfeld
hier am 1. März 1945 beerdigt“Kommt, wir wollen
wieder zum herrn!
Denn er hat uns zerrissen,
er wird uns auch heilen.“
hosea 6,1″

Position des Denkmals auf der Karte


Gedenktafel für Dr. Alfred Heimann

Nur noch Textfragmente sind vom Schild zu lesen, in der Spiegelung noch weniger.


Im Sommer 2010 führte Till Söling die Enkeltöchter des früheren Wuppertaler Kinderarztes Dr. Alfred Heimann durch die alte Heimatstadt ihres Großvaters. Die Route führte zur neuen Synagoge, der Begegnungsstätte Alte Syangoge, zu einem jüdischen Friedhof und zum Haus, in dem Dr. Heimann seine Praxis hatte. Zur Überraschung aller, waren dort auf dem Stein die Überreste des alten Praxisschildes zu sehen. Till Söling, der selbst Patient hier gewesen war und das Haus kennt, erklärte sich die plötzliche Entdeckung mit dem Auszug eines Hausbewohners und der damit einhergehenden Demontage eines Schildes, das den Überrest des alten verdeckt hatte.1

Dr. Heimann und seine Familie konnten vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zunächst 1938 nach Holland und 1940 in die Vereinigten Staaten fliehen.

Im Anschluss an diese Entdeckung bemühte sich Till Söling um den Schutz des Schildes mit einer Glasplatte und einer kleinen metallenen Gedenktafel.


Die Gedenktafel


Die Inschrift lautet:

„Zur Erinnerung an den
bekannten und beliebten Kinderarzt
Dr. Alfred Heimann,
der in diesem Hause lebte und praktizierte
bis zu seiner Vertreibung im Jahre 1938.

Gestiftet von seinen Kindern und Enkeln“


Position des Denkmals auf der Karte